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Full text of "Allgemeines theater-lexikon : oder, Encyklopädie alles Wissenwerthen fur Bühnenkünstler, Dilettanten und Theaterfreunde"

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2Ulgcmetttc§ 

ob  et 

oücö  2Biffcn6it)crtl)cn 

für 

Stirnen? tinfUer,    Dilettanten  unb 
%,fyeatetfvettnbe 

unter   SQJttnmfung    bc r 

fad)fimbtgffcn  <5$riftfteUer  £)eutfd)lanb$ 

herausgegeben  ron 

Ä.  &htttt,  H.  Sptvlv%fol>n,  &.  S9lara,a,raff- 


3tt)eiter    ßanfc. 


In«  b«  T-Uiot'cl  üon 
3ofcvi)  ßutfdjae« 


3(ftcnbura.  unb  Seipjifl. 

(Jrpebition  be3  2$eatets  Serif  on$. 

(£.  21.  Vierer.    6.  .£et>mann.) 

18  39. 


•s? 


fiöülanger  (2>em.),  bebutirte  1811,  eine  für  bit 
fomifdje  Oper  auSgejeidmete  ©oubrette.  @ie  ifr  ooll  Seben 
unb  ifyr  Steufereö  ifr  ungemein  liebenSwürbig  unb  piquant. 
@ie  ifr  jwar  nur  eine  ©angerin  '2.  JRangeS,  bodj  fingt  ft'e 
leiste  SXrietten  unb  25uette  fefyr  angenehm  unb  gefd&mad^ 
ooll.  (R.  S.) 

Boullard,  ein  guter  SSafftfr  am  Sweater  geobeau, 
bebutirte  1825  in  9touen  mit  grofem  SSeifall.  @r  ifl  ein 
©dnger,  bem  es  weber  an  Mitteln,  nodj  an  <2rinft'dbt  fefylt 
unb  ber,  wenn  eö  if>m  gelingt,  einige  rauf>e  £bne  feiner 
©timme,  bic  fonfr  biegfam  unb  umfangreich,  ift,  ju  oerbefTern, 
einen  auSgejeidmeten  9tang  unter  ben  SSafftfien  einnehmen 
muf.  (R.  s.) 

Boulögne  (S£f)eaterftat.),  «£auptfrabt  beS  gleichnamigen 
SSejirfeS  im  franj.  2)epartem.  $)aö  be  (üalaiS,  mit  18,000 
@inw.,  einem  befugten  <£afen  unb  einigem  Jpanbel.  SB.  Ijat 
fein  fteljenbeS  Sweater  unb  wirb  fogar  feiten  oon  reifenben 
©efellfdjaften  befugt. 

Böürbon  -  Orden  (audj  Ordre  de  notre  Dame  de 
Chardoa  genannt),  würbe  1370  oon  Subwig  II.,  Jperjog  oon 
SSourbon,  geftiftet.  25ie  27  9titter  beffclben  mußten  oon  reis 
nem  2lbel  unb  2Banbel  fein;  ft'e  trugen  ein  rott)  bamafreneS 
Äleib  mit  weiten  Slermeln,  einen  ©ürtel  oon  blauem  ©am= 
met,  auf  ben  in  ©olb  baä  2Bort:  Esperance,  gefricft  war, 
unb  einen  9)iantel  oon  blauem  SltlaS.  25aS  3eid)en  war: 
eine  golbene  Rette,  woran  ein  üDcebaillon  mit  ber  f>eil.  3"U95 
frau  unb  bem  SBorte :  Esperance.  Unter  bem  SDcebaillon  war 
ein  emaillirter  2>iftelfopf. 

Bourgoin  (£f>erefe),  geb.  1785  ju  ^ariS,  bettat 
fdjon  1797  bie  SSüijne  mit  bem  glücflidbfren  Erfolge  unb  bil= 
bete  ftcb,  bann  unter  ber  fpeciellen  fieitung  ber  bereits  82jdf)= 
rigen  2)umee>nil  (f.  b.)  oollfommen  aus.  SSalb  war  ib,re 
©tellung  fo  bebeutenb,  bafj  Napoleon  fte  nadj  Qrrfurt  berief, 
ali  ber  (Jongref  2llleS  bort  oerfammelte,  wae  Europa  JpofyeS 
unb  ©rofes  fyatte;  oon  bort  aus  reifte  ft'e  auf  bte  <£inlabung 
Skatet  =  Scrifon.    II.  1 


2  Bournonville  Boursault 

beö  .Raiferö  Qlleranber  ju  einem  ©aftfptele  nad?  QJeteröburg, 
wo  fte  ebenfalls  großen  23eifall  erhielt.  (Später  fefjrfe  fte 
nad>  ^artö  jurüd?  unb  war  nod)  geraume  3eit  bie  3ierbe 
beö  Theatre  fran^ais.  2)em.  23.  war  im  8uft  =  unb  £rauer= 
fpiel  gleid»  rorjüglid)  unb  wufjte  ben  2lnforberungen  beiber 
mit  feltener  ©ewanbfjeit  ju  entfpredjen,  wenn  aud)  baö  £u(r= 
fpiel  befonberö  bic  ©pfyare  tt)reö  ©lanjeö  war;  eö  bürfte 
fc^wer  fein,  fte  an  ©ewanblieit,  Siebenöwürbigfeit,  Saune 
unb  lebhaftem  ©efüfyle  ju  übertreffen  unb  fclbfl  bic  unoers 
gleidjlidje  SOcarö  fonnte  it)ren  Stern  nid)t  oerbunfeln.  (T..M.) 

llournonvillc,  erjrer  Sänjer  unb  23alletmeifter  beö 
fönigl.  £l>eaterö  in  .Kopenhagen,  in  melier  Stellung  er 
feinem  SJater  gefolgt  ifr.  (£r  ifr  ein  Schüler  23efrriö,  fhtbirte 
unter  biefem  in  $)ariö  unb  bebutirte  bort  in  ber  großen 
Oper,  worauf  er  nad)  Äopenfjagen  jurücfr'efjrte.        (H...t.) 

Könne.  9Jationaltanj  ber  2lur>ergne.  2>ie  (£igen= 
tf)ümlid)r"eit  bic\c$  SEanjeö  befielt  barin,  bafj  bie  ^»änbe  ab- 
wedjfelnb  eine  nad?  ber  anbern  biß  in  bic  Jpöfye  beö  Äopfeö 
gehoben  werben,  wobei  jebeöraal  mit  ben  Ringern  gefdmalst 
wirb.  9)can  marfirt  bic  3  Silage  beö  |  SEacteö  au<f)  tjörbar 
mit  ben  §üfjen  unb  nähert  ba$  rechte  Änie  bem  gegenüber; 
fter)enben  regten  feiner  SEänjertn,  ober  ba&  linfe  bem  lin= 
fen.  £>er  £anjfd)ritt  ift  eine  2irt  beö  Pas  de  basque,  ober 
2  Sprünge  abwedjfelnb  auf  jeben  guf .  (H . . .  t.) 

Böürsault,  1)  (<£bmi),  geb.  1638  ju  SOtuöc»  l'<Sve= 
que  in  23urgunb,  ein  am  Jpofe  Cubwigö  XIV.  feljr  beliebter 
Siebter.  Die  ©unft  biefeö  .Rönigö  erwarb  er  ft'd)  burd)  eine 
©djrift:  de  la  veritable  etude  des  Souverains;  fpdter  fdjrieb 
er  eine  3eitfd>rift  in  33erfen  für  ben  J^of.  Seinen  nadj= 
maligen  greunb  SJJoltere  griff  er  in  einem  Sufifpiel  an:  le 
Portrait  du  peintre,  worauf  ft'd>  ein  Streit  jwifdjen  if)m  unb 
Sftoliere'ö  23ertt)eibiger  23oileau  cntfpann;  auf  beö  Settern 
Stngriffe  in  ber  7.  ©atore  antwortete  er  mit:  la  Satyre  des 
Satyres;  aud)  mit  biefem  tarn  er  nadjmalö  in  ein  freunb= 
fdjaftliajeö  23erf)älfnig.  91m  meiften  ©lud?  matten  feine 
Cuftfpiele  (feit  1601),  unter  benen  bic  Comödie  sans  titre 
SOmal  gegeben  würbe.  £>te  bellen  ft'nb:  Esope  ä  la  vilie 
unb  Esope  a  la  cour,  in  benen  Slefop  eine  2injar)l  gabeln 
erjäf)lt;  fte  ft'nb  meifi  moralifd^en  2>nf)altö  unb  burd)  leiste 
üBerftftcation  auögeäeidjnet.  ©ine  £ragöbie:  Germanicus ,  tyat 
gleichfalls  fer)r  gefallen.  23.  ifr  aufkrbem  23erfaffer  mehrerer 
Romane  unb  ber:  Lettres  de  Babet  (feiner  ©eliebten)  et  de 
Bonrsauit.  ©tarb  ju  SOtonflupon  1701.  ©eine  ©djaufpiele 
ftnb  unter  bem  SEitel:  Th«?ätre  de  Boursault,  in  3  23dnben 
gefammelt.  2)  (2llö  ©djaufp.  SO? all) erbe),  ÜRadjfomme  beö 
2?or. ;  per  ber  0teoolution  war  er  SDirector  beö  Zi)catcx6  in 
SJcarfeille  unb  errichtete  bann  ein  ^eater  in  Palermo,  teerte 


Boutade  Braham  3 

um  1790  nad)  granfreid)  jurüd5,  naf>m  an  ber  Sievolution  ben 
lebhafteren  Slntfjetl  unb  fucjbte  burd)  ©tücfe,  bte  er  auf  bem 
Theatre  de  Moliere  ju  $)ari6  aufführen  lie^ ,  bte  «Stimmung 
für  biefelbe  ju  verbreiten.  1792  marb  er  ÜDtitglieb  beä  3ta= 
ttonalconeentS  unb  befleibete  »iele  obrigfeitlidje  ^poften.  9tad) 
bem  Stücftritte  uon  benfelben  errichtete  er  in  einem  ifjm  ge= 
hörigen  ©aale  ein  Sweater  unter  bem  Flamen:  The'ätre  des 
Varietes  ^trangeres,  wo  nur  Ueberfe^ungen  aufgeführt  wur= 
ben.  9lad)  2luflofung  btefeä  Spätere  befdja'ftigte  er  fidt>  mit 
ber  Kultur  auölanbifdjer  ^Pflanjen.  (Schi.  u.  R.  S.) 

Boutade  (franj.),  1)  ein  brolliger  Einfall;  2)  ein  auö 
bem  ©tegretf  aufgeführte^  t leinet  23alletj  3)  eine  extemporirte 
muft'fal.  ^hantafte.    25er  Slu^brucf  ift  oeraltet. 

Böütin,  SHitglieb  ber  SSarictc'ö.  diu  angenehmes 
SIeuflere,  ein  fomifcbeS  SBefen,  eine  ganj  eigenthümltd)e  3lrt 
ju  fprec&en  jeicbnen  if)n  au$  unb  haben  ihn  in  furjer  3eit 
ju  bem  Siebling  be$  $)ubufum6  gemacht.  (£r  ift  als  SWenfd) 
fehr  acbtungswerth  unb  gehört  ju  jenen  ©dbaufp. ,  meldje 
nicht  nur  ber  Sirection  hocbft  wichtig  unb  nü£lt<h  ft'nb,  fon« 
bern  auch  ityrem  ©fanbe  unb  ber  Äunfr  (Jhre  machen.      (A.) 

Bö  w  man,  geb.  1658,  ©cbaufp.  unb  grofer  ©ünftling 
Äarlö  II.,  ber  oft  eine  glafd^e  SEBein  mit  i(>m  trän?.  @r 
fpielte  bi$  einen  Sag  sor  feinem  SEobe  1739,  mar  aber  fo 
eitel,  baf?  er  nie  fein  wahres  2llter  fagte.  SBurbe  er  barnad) 
gefragt,  fo  meinte  er:  ich  beftnbe  mich  fehr  mohl.       (L.) 

Böyle  (fpr.  23euf),  1)  («Roger),  ©raf  oon  Orrero 
unb  23aron  »on  23rog()ilI,  fpielte  unter  Äarl  I.,  beffen  eifrig* 
fter  Anhänger  er  ivar,  unter  (Sromroell  unb  Äarl  II.  eine 
bebeutenbe  politifcbe  Stolle,  machte  ft'd)  audh  als  Stomans  unb 
©efdhicbtfcbretber  einen  ÜTiamen  unb  »erfaßte  bic  oerft'ftcirten 
©dbaufpiele:  ber  fcbmarje  ^rinj,  Sötuftapha  unb  SErophon, 
Heinrich  V.,  ©ujman  unb  J^erobeS  b.  ©r.  2)  (Äarl),  geb. 
1676,  unter  ©eorg  I.  2orb  =  Äammerherrj  fr.  1731.  ©d)rieb 
ein  Cufrfpiel:  as  you  find  it.  (M.) 

B  ., "Udramil,  (SOcuftf),    f.  B. 

Bracelets  (franj.)>  fo  *>•  &>.  Slrmbänber. 

Brähain  (fpr.  23reh'm),  geb.  in  Crnglanb  um  1790, 
unb  lange  3eit  bie  3ierbe  bes  liDrurölane  =  SEheaterS  ju  ßon= 
bon.  (£s  fdjeint,  als  ob  für  23.  gar  feine  ©dnoierigr'eiten  in 
ber  SÄuftf  oorhanben  feien,  benn  felbft  bk  gröften  über= 
»inbet  er  mit  fpielenber  %tid)ti$teit  j  babei  ift  feine  ©timme 
eben  fo  umfangreich  als  fräftig,  eben  fo  rein  al6  weid)  unb 
biegfam  unb  er  reift  jeben  3u^örer  ijin.  25iefe  f)errlid)en 
SSHittel  braud)t  er  aber  nidjt  mit  berjenigen  Umft'd)t  unb  ge= 
regelten  Örbnung,  bit  eine  wafyr&afte  Äunftbitbung  leljrt. 
Slber  biefe  ift  itym  leiber  fremb  unb  er  erregt  bal)er  niebt 
feiten  burd)  ben  ffiifbxaud)  ober  bie  Ueberanftrengung  feiner 

1* 


4  Brahm  Branchu 

Prüfte  unangenehme  (Jmpftnbungen.  Sein  (ärinflup  auf  bie 
engl,  ©änger  iffc  ein  febr  großer,  aber  ba  ft'e  fammtlicb  auch 
23. ö  5ef)lev  nachahmen,  ein  bebauernswertber.  25.  hat  auch 
eine  Cper:  baö  (£abir.:t,  gefebrieben,  bie  mehr  ihres  ©cböpferä 
al&  ibreö  sBerthe&  wegen  23eifall  fanb.  (:$.) 

II rahm  (9)cori#  oon),  geb.  1744  ju  (Jbrenbreitfrein, 
1771  bftreiebifeber  ©efanbtfcbaftsfecretdr  in  ©tocfholm,  1798 
^orijettirecror  bafelbjr.  SSerfaffer  mehrerer  Suftfpiele,  bie 
ftcb  jum  £beil  im  neuen  wiener  ÜEbeater  beftnben.  3u  nens 
nen  ft'nb:  ber  ©£la»enbänbler  in  ©m»rna,  Sufrfpiel,  2Bien 
1771;  ber  2>eferteur,  ©ingfpiel  nach  bem  §ranj. ,  ebenb. 
1772;  ber  ©ebubfarren  beö  (^fft'ghänblerö,  nach  bem  granj. 
oon  SWercier.  (M.) 

Brahma  (inb.  SWntb.),  bie  ewige  ©cböpferfraft  unb 
Böcfefbe  SBeiebeit,  ©rbgetfr  unb  SKeprtifenfant  beö  3)?enfchen= 
gefd)lecbt$,  erfrer  ©efe^geber  Snbiene  unb  23erfaffer  ber  2Se= 
ba$,  ber  heil,  ©ebriften  ber  3nbter.  3n  23ejug  auf  bie  23ebaö 
frellt  man  ihn  in  rother  garbe  mit  4  «Köpfen  unb  eben  fo 
Piel  Slrmen  bar,  meiere  le^tere  oerfebieben«,  feine  Unterbliebe 
fett,  SlUmaa^t  unb  gefeßgebenbe  ©emalt  bejeidjnence  ©nm= 
bole  tragen,  ©ewöhnlid)  reitet  er  auf  bem  ©cfywan,  feinem 
Sieblingeoogel.  ©ein  @ultus  ift  gegenwärtig  bureb,  ben  bee 
@c^tma  (f.  b.)  »erbrängt,  nur  bie  23raminen  hulbtgen  ihm 
noch.  (K.) 

Bramähnen  (23raminen),  ^riefter  beö  SBrahma, 
bie  erfre  unb  böchfre  &afre  ber  3"bter,  beren  23orfahren  nach, 
t>er  «Sage  aue  bem  Raupte  bee  ©otteö  felbfl  entfproffen  ft'nb. 
9llle  ©ewalt  unb  alle  SHeicbthümer  beö  ifanbes  ftnb  in  ihren 
Jpänben.  Wlan  hat  bie  23.  mebrfacb,  j.  23.  im  Öpferfefl  ic, 
auf  bie  23übne  gebracht,  wo  ft'e  tnbefTen  nicht  in  ihrer  eigens 
thümlichen  Äleibung,  bie  für  ben  Europäer  »erlefcenb  unb 
höchfl  gefchmacfloe  ift,  erfebeinen  Eönnen.  ©ie  tragen  baher 
meift  eine  lange,  weife  Sunica,  einen  rotben  ©urtel,  ©an- 
balen  unb  einen  weifen  ©ebleier,  ber  mit  rother  ©tirnbinbe 
am  Äopfe  befeftigt  wirb  unb  einem  SSHantel  gleich  über 
Schultern  unb  Sauden  wallt.  2)ie  ©eftdjtefarbe  ift  bunfel 
unb  ber  23art  entweber  fehr  fpdrlicb  ober  gar  nicht  oor= 
hanben.  (B.) 

Branchu  (2lleranbrine,  geb.  <£heoalier),  geb. 
um  1780,  erfte  ©angerin  unb  bie  eigentlicfte  Stepräfentantin 
ber  grofen  franj.  Cper.  ©ie  war  eine  «Schülerin  beö  alten 
Conservatoire  de  masique  unb  befonbere  beö  berühmten  ^)ros 
fefforö  ©arat  unb  bebu  irte  1801.  dine  herrltdje ,  reine 
©timme,  feltene  Jtenntniffe  unb  tiefet  ©efüfyl  machten  ft'e  ju 
einer  ber  erften  ©angerinnen.  Seiber  jwangen  ft'e  bäuöliebe 
Unglücksfälle,  bie  23ühne  »erfduebene  SUcale  ju  oerlaffen  unb 
ftcb  enblicb,  ganj  jurücfjujiehen  t>on  einer  Caufbahn,    bie  ft'e 


Brand  der  Theater  5 

nodb,    taum   jur  «£dlfte  jurücfgelegt  unb  auf  ber  ft'e  Feine 
üRebenbufjlerin  fjatte.  (R.  S.) 

Brand  der  Theater.  @o  oft  biefes  furchtbare 
Unglüd*  aucfy  fdjon  £f>eatergebdube  oernicbtet ,  ifl  bocb,  im 
©anjen  wenig  gefdi>ec)en,  bie  eigentltdjen  Urfacben  aufjufudjen 
unb  ttdftige  Mittel  bagegen  ober  im  #alle  bee  2lit6brud)S 
3Kettung6mittel  oorjuberetten.  2)er  aiuebrud?  eines  SSranbes 
wdtjrenb  ber  SSorflellung  ifl  ©ott  fei  25anf  oiel  feltener,  a\$ 
bei  leerem  £aufe,  unb  bei  ber  großen  Sftenge  brennbarer 
©toffe,  bie  ftd>  in  einem  £f>eatergebdube  ankaufen,  fo  wie 
ber  nottywenbigen  Stnwenbung  öon  geuer  unb  £id)t,  ja  felbfl 
geuerwerfefbrpern,  ifl  ee  eigentlich,  ju  oerwunbern,  ba$  nid>t 
rjduftger  ein  foldjeei  llnglüd*  gefdjiefyt.  3unad)fl  fei  t>on  ben 
23orftd)tomaf?regeIn  überhaupt  gefprodjen.  2>ie  Slnlage  oon 
bebeutenben  SBafferreferooirö  unter  bem  Dad^e  ber  ©ebaube 
unb  aus  biefen  gefpeifle  eiferne  2öafferrör)ren,  an  weldje  nadj 
Selieben  ©cbldudje  angefdjraubt  werben  Bonnen,  nebfl  ^>anb= 
fpri^en,  twrratfjigen  (S'imern  unb  bem  nötigen  .£>anbwer?6= 
jeug  fcfyeinen  «öauptbebingung.  £>ie  <3d)lüffel  ju  ben  ^>ai)= 
nen  ber  SBafferleitung  bürfen  aber  nie  eingefdiloffen ,  ober 
unter  ber  Sbfjut  eines  einzelnen  aflenfdjen,  fonbern  muffen 
jebem  leid)t  jugdnglid)  fein.  2lud)  nacf;  aufjen  follte  eine 
Vorrichtung  »ortyanben  fein,  bie  es  möglidj  mad)t,  bie  9tefer= 
ooire  ju  entleeren,  wenn  ber  Sutritt  jum  3nnern  burd)  ben 
SSranb  unmöglich  wirb.  3n  ©nglanb  b,at  man  oerfudjt, 
einen  grofen  Vorgang  ganj  aus  (£ifenbled>  hinter  ber  5ßor= 
bergarbine  aufjuf)dngen ,  ber  nicfyt  allein  beim  herunterfallen 
bie  ganje  Deffnung  bes  $profceniums,  fonbern  audj  bie  etmai= 
gen  2krbinbungstr)üren  jum  3ufd)auerraum  bis  bidjt  an  bie 
duferfle  SDIauer  fd)liefjt  unb  fo  bie  33ül)ne  collfranbig  oont 
^ublifum  fonbert.  9?ur  muf?  biefer  Vorgang  nidjt  aus  ber 
oberen  Sflafaunerie,  fonbern  oon  einem  Orte  aus  bewegt 
werben  fonnen,  ber  aller  23eredtnung  nad>  com  Breuer  nid)t 
fofort  ergriffen  werben  fann.  2lud)  muf  ber  ganje  9taum 
ber  entfielt,  wenn  ber  Grifenoortyang  gefallen  ifl,  oben  noa> 
befonbers  feuerft'djer  mit  (£ifen  befleibet  werben,  fo  bafj  eine 
ganje  Grifenwanb  bie  gortfdjritte  bes  feuere  »or  ber  Jpanb 
|emmt.  ®anj  befonbers  ju  empfehlen  ifl  bie  möglidjfl  geringe 
2luft)dufung  r>on  35ecorationsgegenflänben  auf  ber  23ür)ne, 
namentlich  bie  gortfcbaffung  aller  (Souliffen  unb  ©arbinen, 
bie  nid>t  ju  einer  beflimmten  Sorflellung  gebraust  werben. 
Um  bie  Arbeit  unb  ben  2lrbeitslot)n  ju  erfparen,  läfjt  man 
oft  ganje  <&tb$e  unb  ©arnituren  oon  (Eouliffen  übereinanber 
gepacft  hinter  ben  ©eitenbecorationen  flehen,  eben  fo  bie 
practicabeln  Citren,  Käufer,  23dume  u.  f.  w.  ©anj  abge= 
fefjen  öon  ber  grofen  ^Beengung  bes  Staunte  ft'nb  biefe  2?or= 
rdtf>e  nidjt  allein  bei  einem  23ranbe  mit  oerloren,    fonbern 


6  Brand  der  Theater 

au*  ber  ttorjüglidjfre  91ar)rung8froff  beijelben.  2Bo  ein  be= 
fonberes  SWagajin  bafür  r>orr)anben  ift,  füllte  bie  Jortfdjaffung 
ber  gebrausten  2)ecoration6gegenftanbe  wenigftens  am  9)ior= 
gen  nad)  ber  Sorfiellung  ©tatt  ftnben ,  Slufbaufung  t»on 
bergleidjen  aber  auf  bas  jrrengfre  unterfagt  »erben.  2UJe  im 
^b^f^r3e^aui,e  aufer  ber  Sorftellung  notbmenbigen  Sampen 
unb  Siebte  muffen  fo  »erwat)rt ,  bie  Sampen  aud)  überbem  fo 
angefd)loffen  fein,  bafj  fte  nid)t  oon  ir)ren  ©teilen  entfernt 
werben  fönnen.  Satcrnen,  bie  für  bie  untere  SSJcafdjtnerie, 
bunfele  ©arberobemagajine  u.  f.  w.  gebraudjt  werben,  muffen 
mit  einem  @d)Jof?  »erfenen  unb  ber  ©cblüffel  in  ben  Hanben 
einer  beaufft'ajtigenben  $)erfon  fein.  %üx  bas  33eleud)tungs= 
perfonal  gelten  überhaupt  alle  Sorfd?riften ,  welcbe  in  einer 
georbneten  Haushaltung  befolgt  werben  unb  ber  23eaufft'cftti= 
genbe  fei  freie  eingeben!,  bafj  er  eine  fdjwere  2Jerantwortlid)= 
ieit  übernommen  fyat.  Sei  Sorftellungen ,  in  benen  geuer= 
werf,  $eüexxe$ex\,  ©dnefjgewebr ,  23li§apparate  u.  f.  n>.  ge= 
braucht  werben,  ift  boppelte  2Jorft'd)t  anjuwenben,  weniger 
bei  bem  augenblidflicben  ©ebraueb,  als  in  ber  barauf  folgen* 
ben  9lad)t.  Seidit  fdjweelt  ein  $uxite  in  ber  aJcaffe  oon  üein= 
wanb  unb  bxid)t  erft  nad)  ©tunben  bei  bem  erften  Cuftjuge 
in  glamme  aus.  25afj  bei  folgen  ©elegent)eiten  2öaffereimer, 
Hanbfpritjen ,  naffe  £üd?er  unb  naffe  23efen  bei  ber  Jpanb 
fein  muffen ,  »erfreut  ft'd)  »on  felbfl.  @eb,r  jwecfmafjig  wäre 
e&,  wenn  bie  gefammten  Arbeiter  eines  Spätere  ä"  befrimm= 
ten  3eiten  »on  einem  erfahrenen  SDiann  inflruirt  unb  orbenr= 
lieb  eingeübt  würben,  barmt  fte  einer  ausbredienben  ©efaf)r 
mit  befiimmtem  JBewufjtfein  begegnen  fönnten.  Siele  £t)ea= 
ter  würben  gerettet  worben  fein,  wenn  bie  Strbeiter  oort)er 
auf  jeben  möglichen  §all  aufmerffam  gemadjt  unb  tt)nen  alle 
SNittel  geler)rt  worben  waren,  bie  it)nen  ju  ©ebote  fter)en, 
benn  was  tjelfen  felbft  bie  beften  Cbfdjanfralten,  wenn  fte  im 
Stugenblicfe  ber  ©efat)r  unjugdnglid)  ftnb  ober  nidjt  mirffam 
unb  mit  ©eifiesgegenmart  gebraust  werben?  Slber  nid)t  allein 
bie  Arbeiter  follten  angewiefen  fein,  was  fte  ju  tl)un  tyaben, 
wenn  fteuex  ausbridjt,  fonbern  aud)  bie  ©arberobiers,  was 
fte  oorjugsweife  ju  retten  b*ben,  alle  Unterbeamten,  was 
unb  wie  es  im  gall  ber  9cotf)  ju  bergen  ifl.  9iur  ju  leidit 
wiegt  eine  lange  ©efabrloft'gfeit  in  ©icberfjeit  unb  ifl  bann 
bas  Unglücf  ba,  fo  weifj  ÜKtemanb,  wo  er  juerfl  anfafien  foll. 
2>as  2Btd)tigfre  verbrennt  unb  bas  Unnötbjge  wirb  gerettet. 
2Öir  Bommen  nun  ju  bem  widjtigften  unb  jugletd)  fürd)ter= 
Iid)flen  Xtyeile  biefes  3irtifels,  einem  33ranbe  war)renb  ber 
Sorftellung  bei  gefülltem  Haufe.  Hier  gibt  es,  wenn  bas 
geuer  juerfl  auf  ber  Süfme  entbeeft  wirb,  nur  ein  Mittel, 
unfaglidjes  Unglücf  31t  pert)uten.  Skidjt  bas  fteuex  fo  aus, 
baf  bas  tyiiblitum  es  nidjt  gleidj  bemerken  fann,    fo  falle 


Brandes  7 

augenblidlidi  ber  Vorgang  unb  eö  trete  jemanb  »or,  ber  bem 
spuMtfum  anzeigt,  baf  auf  ber  «Strafe  in  ber  9läf>e  be$ 
S^eaterö  geuer  ausgebrochen  fei,  bie  SJorfrellung  alfo  einft? 
weilen  unterbrochen  würbe.  Stur  fo  wirb  ftdt)  im  Entleeren 
beö  3ufd>auerraum$  ber  Öerluft  an  Stfenfdienleben  oerminbern 
laffen,  ber  gewöt)nlid>  eine  grolge  beö  entftet)enben  ©ebrängeö 
naa>  ben  Sluögdngen  ifr.  ®enn  feiten  verbrennt  ein  3m 
flauer,  fonbern  er  wirb  erbrücft,  vertreten  ober  Bleibt  mit 
^erbrochenen  ©liebern  jurücf.  Stile  yiu$gang6tt)üren  muffen 
ftcrj  leicht  buro)  frarfen  2)rucf  oon  innen  öffnen  laffen  unb 
bafjer  nie  »erriegelt  fein.  SSridjt  baes  geuer  im  3ufcf>auer= 
räum  felbft  au$,  fo  ifr  bie$  ba&  grbfte  Unglücf ,  ba$  nur  be= 
fürdfrtet  werben  fann  unb  fein  Mittel  gibt  e$  in  folgern 
%aü.e,  weldjeö  man  jur  JRettung  angeben  fönnte;  bod)  tfl 
jebem  ju  ratzen,  ft'd)  lieber  ruf)ig  auf  feinem  $)la§e  ju  oer= 
galten,  bi&  baö  furdjtbarfre  ©ebrdnge  oorüber  ift,  al$  ftd)  in 
baffelbe  ju  ftürjen.  2>ie  ber  23üt)ne  junäajfl  ©i^enben  tt)un 
gut,  fid)  ni<t)t  burd)  bie  (!nngangött)üren ,  fonbern  über  bit 
33üt)ne  ju  retten,  benn  bort  ifr  jebcnfallö  mefjr  JÄaum  unb 
weniger  ©ebrdnge,  als  in  ber  9flaffe  ber  §liet)enben.  9?ie? 
manb  wolle  an  Letten  oon  ©adien  benfen,  bi&  audj  ber 
Ie£te  3ufd>auer  geborgen  ifr.  23tel  fbnnen  in  fo  fürd)ter= 
lidjem  galle  bie  gut  infiruirten  Sogenbiener  tt)un,  bie  bem 
mit  ber  Cocalitdt  unbefannten  ^ublifum  bie  nacfyfren  2lu$s 
gangettfyüren  juweifen.  Oft  liegt  eine  foldje,  bem  3ufcf/auer 
unbewußt,  ganj  nafye,  wdfyrenb  bie  fütaffe  baljtn  brdngt,  wo 
bie  Jtaffe  fidt)  befünbet.  2)ae  Oeffnen  aller  genfter  auf  ben 
9)arterregdngen  gefd>e^e  fofort  gewaltfam,  fo  mit  ein  !urje6 
9cad)benfen  über  bit  Sage  be$  2ut)eatergebdube6 ,  bie  Cocalität 
in  4?tnft'd)t  auf  (Eoncertfale ,  grofe  glure,  JRefraurationen 
mit  befonberen  Eingängen  u.  f.  w.  gewif  bem  ft'd)  9tettenben 
einen  befferen  Slueweg  jeigt,  all  bie  aHaffe  ber  glier)enben 
it)m  baxbietet.  (L.  S.) 

Brandes,  1)  (3of.  3a!.  <St)rifrian),  geb.  1738  ju 
(Stettin,  war  oon  feinen  ©Item  jum  Äaufmannöfranbe  be= 
frtmmt;  llnluft  an  biefer  23efd)äftigung  unb  met)r  nodj  eine 
Veruntreuung,  bie  er  ftd)  ju  ©Bulben  !ommen  lief,  trieb 
tt)n  jur  glucfct  unb  er  bettelte  ft'dt)  im  18.  Safyre  burd)  ganj 
9)reufen  nad)  $olen,  wo  er  burd)  junger  unb  <5lenb  ge= 
jwungen  würbe,  @d>weiner)irt  unb  fpdter  Sluörufer  bei  einem 
reifenben  3al)narjte  ju  werben.  2)ann  trat  er  in  bie  2)ienfre 
einel  f>olfreinifd)en  ©belmannö  »on  Subecf,  ber  it)m  einigen 
Unterricbt  erteilen  lief  unb  it)m  @elegenc>eit  gab,  ba&  %i)ea- 
tex  ju  befudjen.  2)iefeö  machte  auf  23.  einen  auferorbent? 
Itdjen  (Jinbruc!  unb  entflammte  feine  Hebe  gur  bram.  Äunflj 
er  bereitete  ftdr)  mit  allem  gleife  oor  unb  machte  feinen  er* 
flen  tt)eatralifo)en  23erfud>  unter  ©djönmann  in  £übe<£  1757. 


8  Brandes 

2?on  biefem  trat  er  balb  in  Mo<t)&  Gruppe  über,  »erließ  biefe 
aber,  um  in  ber  3eitung$erpebition  beö  ©ecretar  ©retjer  ju 
arbeiten;  mürbe  bann  in  2>anemar!  abermals  23ebienter 
beS  ©eneral  t>on  ©djenE  unb  17GÜ  in  ©tettin  mieber  bei 
<£>d)ud)  engagirt,  311  bem  er  aud),  nadjbem  er  ein  fjalbeö 
3af)r  in  SDlündjen  an  bem  bort  im  3.  1765  neu  begrünbeten 
.froftbeater  fcebutirt  batte ,  jurütf t efyrte ;  1767  entjmeite  er 
ftd)  jebod)  mit  if)m  unb  blieb,  ale  jener  nad)  JDanjig  ging, 
in  23erlin.  2>on  ba  an  mar  er  nadjeinanber  SSftitglieb  oer= 
fdjiebener  ©d)aufpielertruppen ,  in  Seipjig,  Hamburg,  #an= 
nooer  unb  bei  ber  ©e»ler'fd)en  ©efellfdjaft,  bie  2lnfang$  in 
SBeimar,  bann  in  Bresben  unb  fieipjig  fpielte.  ©ein  erfter 
bram.  2*erfud):  ber  3meifler,  ben  er  fdjon  in  ©tettin  fdjrieb, 
ijl  febr  unbebeutenb;  aud)  ein  bürgerliches  £rauerfpiel:  SDtiß 
ganno,  baä  in  Seipjig,  JBerlin  unb  2Bien  gegeben  mürbe, 
unb  beffen  ganje  Sluflage  einige  Äaufleute  bem  SSerfaffer 
abfauften,  leibet  an  großen  Umua^rfdjeinüdjfeiten  beö  ^la= 
neS.  dagegen  mad)te  ba$  nad)  einer  Qhrjäblung  9)tarmon= 
tele  bearbeitete  ©djaufpiel:  oer  ©djein  betrügt,  febr  viel 
Effect  burd)  Mannigfaltigkeit  unb  2Bar)rt>eit  ber  6f>araffere 
unb  ©emanbtbeit  be&  Dialoge ;  bafjelbe  gilt  oon  einem  £ufr= 
fpiel:  ber  ©raf  »on  £?lsbad).  SBei  ber  23emerbung  um  ben 
in  SUien  aufgefegten  ^reie,  mar  er  ber  erfre  2lusldnber,  ber 
biefen  (1709)  erhielt}  baß  gekrönte  ©fücf  f)ieß:  £rau  fdjau 
mem;  in  2Bien  mürbe  aud):  ber  geabelte  Kaufmann  »on 
93.  juerft  gegeben,  ©ebr  »ielen  23eifall  fanb  aud)  feine  Ums 
arbeitung  r»on  ©erftenbergS  Gantate:  Qlriabne  auf  9laxo&, 
in  ein  SDuobrama,  ju  meldjem  ber  gotbaifdje  (Sapellmeifrer 
23enba  bie  SDJuftf  componirte  unb  meldjeS  er  oorjüglid)  für 
feine  ^rau  gefdjrieben  ijatte,  bie  barin  große  Triumphe  feierte. 
2)urd)  ben  lurj  nadfoeinanber  folgenben  £ob  feiner  §rau  unb 
£od)ter  (f.  2  u.  3)  mürbe  23.  febmermütbig  unb  entjog  ftd) 
jeber  23efd)dftigung ,  feine  peeunidren  23erbdltni|Te  gerietben 
baber  in  gdnjltdje  3erritttung  unb  er  ftarb  1799  ju  23erlin 
arm,  »erlajfen,  unglücflid)  unb  faft  »ergeffen.  2llS  ©djaufp. 
mar  23.  nidjt  bebeutenb,  aber  febr  brauchbar  unb  gemanbtj 
einige  feiner  ©tücfe  bagegen  baben  faß  clafftfdjen  SBertb  unb 
alle  $etd)nen  ftd)  burd)  lebenbige  4?anblung,  naturgetreue 
@bara?terjeid)nung  ""b  einen  fließenben  £)ialog  aus.  (Einige 
feiner  bram.  arbeiten  bat  er  felbfl  gefammelt  berattsgegeben, 
ber  1.  &bl-  erfdjien  1773}  aud)  gab  er  feine  eigene  i'ebenes 
gefdjidite,  23erlin  1791,  beraub.  2)  ( (S- ft r) e r  (Sbarlotte, 
geb.  Äod)),  geb.  iu  Äoft'nero  in  Sitbauen  1746;  ©attin  bees 
Jüor.,  betrat  bei  ©d?ud)  baö  Sbeater  im  Sabre  17G4,  fanb 
bafelbfl  23.,  ber  fte  in  23reelau  fyeixattyete  unb  mit  it)v  in 
einer  äußerfl  glücflicben-^be  lebte.  3br  auegejeidjnetee  5Eas 
lent  mad)te  fte  nadjeinanber  in  ©otba,  2)reöben,  SDIann^eim, 


Xx. 


fMyjjlLy 

3/.<i  l. 


UM 


Avu 


Brandl  Braun  9 

2Beimar  unb  Hamburg  jum  Siebling  be$  tynblitnm*,  befons 
ber$  feierte  ft'e  in  bem  2)uobrama:  Slriabne  auf  9iaroS, 
grofe  Triumphe.  S'ben  fo  fcf>r  wie  alä  Jitünftlerin ,  war  fte 
als  ©attitt,  9)iutter  unb  Jreunbin  gefcba^t  unb  geliebt,  ©ie 
frarb  fdjen  17S0  in  Hamburg.  3)  (ef)arIotte  2Btlbel  = 
mine  5ranc^ca'.  gewöbnlicb  9)iinna  33.  genannt),  geb. 
ju  23erlin  1765,  einzige  Xodjtcv  ber  2?or.  3f»r  ungemeine^ 
Talent  für  ©efang  unb  ©cbaufpiel  rief  ft'e  fdjon  1782  ju 
2Beimar  aufß  Sweater,  bem  fte  ft'cb.  mit  unermüblicbem  gleite 
unb  fo  glänjenbem  Erfolge  mibmete,  baf  fte  eine  ber  erften 
3terben  beffelben  ju  werben  oerfpracb.  Seiber  erlag  aber 
ihre  9iatur  ben  übergroßen  2lnfrrengungen  unb  fte  frarb  al$ 
erfte  ©angerin  beö  £beater6  ju  Hamburg,  allgemein  unb  tief 
betrauert,  fdwn  1788.  %üö  ber  £cben$gefcbid)te  tbreö  23ater$ 
gebt  beroor,  baf»  bie  legten  Slugenblicfe  ibreS  Cebenö,  e3  läßt 
fiieb  nid)t  entfebeiben  burd?  weffen  ©djulb,  fef>r  bitter  waren, 
©ine  nad)  ifjrem  £obe  erfdjienene  «Sammlung  ibrer  @ompoft= 
rtonen  läfit  jugleicb  ibve  genaue  Jtenntnifj  ber  SDtuftf  unb 
tf)r  tiefes  unb  reinem  ©efübl  bemunbern.       (H.  Schi.  u.  L.) 

Brandl  (@briftian),  geb.  ju  ^rag  um  1750,  bilbere 
fidj  jum  ©dnger  unb  mar  1770  SEenorift  an  ber  Mxew9i>exxen= 
firebe  $u  ^?rag,  ging  bann  jum  Sbeater  über  unb  fam  1790 
nad)  SBerlin,  1793  nacb  Jpamburg  unb  mar  an  beiben  Orten 
Siebling  be$  ^ublifumö;  t»on  1793  an  tft  er  ganjltcf)  oers 
febmunben.  23.  mar  al$  @d)aufp.  unb  al$  ©anger  gletd) 
talentvoll.  (3.) 

Braille  (&anjF.) ,  altfranjöftfdjer  £anj,  ber  bie  23e= 
wegung  ber  ^)olonaife  unb  ben  grajiöfen  ©ebritt  ber  Wtennett 
oereintgte.  2lm  £ofe  ßubmigs  XIV.  mürbe  er  bäuft'g  getanjt 
unb  ftet6  t>om  Könige  felbft  entmeber  mit  ber  Äönigin  ober 
einer  ^rinjefft'n  t>en  ©eblüt  angeführt.  Unerläßliche  23e= 
bingung  beö  33.  ift,  bajj  bureb  abtreten  be£  oorberften  ^)aareö 
unb  2tnfd}liejjen  beleihen  fyintex  ben  anbern  nacb  unb  nad) 
jebel  $>aar  anfübrt,  enblid)  aber  ba£  erfte  $)aar  mieber  an 
bie  ©pi£e  fommt.  (H . . .  t.) 

Brasilianisches  Theater,  f.  Sinter  iE  anifebes 
Xfyeatex.  ■ 

Braun,  1)  (Äatbarina,  geb.  23rouroer),  geb.  im 
Jpaag  1778,  erhielt  ibre  2luebilbung  oom  (Japellmeifter  ©ruoff, 
ber  fpäter  eine  Steife  mit  tfjr  burd?  2)eutfdjlanb  machte,  auf 
melier  fte  in  Jpamburg  fang  unb  in  33erlin  engagirt  mürbe ; 
1798  unternabm  ft'e  eine  Äunfrreifc  unb  fang  auf  ben  gröf?= 
ten  SEbeatern  £>eutfcblanbö  mit  glanjenbem  Erfolge  j  1803 
»erebelicbre  ft'e  ft'cb  in  33erlin  mit  bem  Sapelliften  23.  unb 
trat  bann  nur  noeb  in  Soncerten  öffentlich  auf.  SDtab.  23. 
oerbanb  mit  einem  ©timmumfange  »on  3  »ollen  Dctaoen 
eine  auferorbentlicbe  3artf>ett  unb  2Beicbbeit  ber  £öne  unb 


10  Braunhofer 

eine  rrefflicfee  muftfalifcfee  23ilbung.  2)  (Sofepfe),  geb.  ju 
JHegensburg  1787.  9?adfe  »ollenbeten  muftfal.  ©tubien  würbe 
er  SMufifbirecfor  bei  mehreren  SEfeeatern  unb  ging  1826  in 
gleicher  Eigenfdjaft  nach,  ^feilabelpfeia,  wo  er  ben  wefentlicfe= 
fren  Einfluß  auf  bie  23erfeefferung  beö  SEfeeaterwefenö  i)atte 
unb  befonberö  beutfcfee  SDtuft'B  mit  Erfolg  bortfein  oerpflanjte. 
2>od)  gefiel  ifem  feine  ©tellung  nicfet  unb  er  feferte  1830  naa) 
25eutfcfelanb  jurticr",  nacfebem  er  in  ben  großen  ©tabten  9iorb= 
Slmerifaö  al6  23irtuofe  nodj  feinen  Tanten  oerfeerrlicfet  f>atte. 
23.  fdjrieb  aud)  2  £>pern:  ber  Äofaf  unb  ber  ftxeixvils 
lige,  bie  jebodj  wenig  befannt  ft'nb.  3)  (Äatfeinfa),  geb. 
Att  SBürjburg  1799,  jeigte  in  jartefter  3«genb  Talent  für 
SDiuft'B  unb  trat  bereite  im  12.  Safere  ale  (Slameroirtuoftn 
auf,  ft'e  bilbete  ftd)  bann  jur  ©angerin  auö  unb  betxat  1815 
bie  üBüfene  ju  $annot>er.  1817  ging  ft'e  nad)  Hamburg, 
1821  nacfe  .ftopenfeagen,  1822  nad)  .Raffel,  1823  aber  enblicfe 
nad)  33erlin,  wo  fte  balb  nacfefeer  burcfe  eine  J&eiratfe  r>on  ber 
fünftlerifdben  Saufbafen  abgezogen  würbe,  ©ie  lebte  jurücf= 
gebogen  in  Submigelujt,  wo  fte  1832  frarb.  (3.) 

Braunhofer  (Äarl),  geb.  1799  ju  9Honbfen  bei 
©aljburg,  wibmete  ftd)  bem  ©tubium  ber  Sfeeologie,  trat 
aber  bann  ju  ©aljburg,  1819  ju  23urgfeaufen  unb  9tegenö= 
bürg  alö  ©anger  auf,  wo  er  aber  tüd)tic}  auögelacfet  würbe 
unb  ft'cfe  baburd)  bewogen  fanb,  jum  ©cfeaufpiel  überjugefeen. 
2>aö  Engagement,  ma$  auf  feine  fpateren  Stiftungen  ifem  in 
Siegeneburg  angeboten  würbe,  fdjlug  er  auö  unb  fdjwetfte, 
um  bem  SEriebe,  nur  fogenannte  ©lanjrollen  ju  fpielen,  ju 
genügen,  gafiirenb  oon  einem  f leinen  SEfeeater  311m  anbern, 
Bis  in  23amberg  ifen  bat  Engagement  alö  erjter  tragifcfeer 
Siebfeaber  feffelte.  25ennocfe  fufelte  er  ft'cfe  feier  allein,  ging 
nad)  SBürjburg,  fpielte  bort  unb  in  ben  nafeen  ©tabten  unb 
folgte  einem  Engagement  in  25üffelborf.  «£ier  »erfeeiratfeete 
er  ftd)  mit  ber  ©angerin  Gatt).  SRaDijja,  unb  folgte  be$= 
fealb,  tro§  ber  freunblidjjren  ©tellung,  einem  Stufe  jum  £of= 
tfeeater  ju  ÜDetmolb,  ba$  ifem  mefer  ©icfeerfeeit  bot.  25ie  9tes 
gie ,  bie  er  fcfeon  in  SBürjburg  unb  2)üffeIborf  gefüfert  feafte, 
befam  er  aud)  feier,  unb  burcfe  feine  £featig?eit  feob  ftcfe 
namentlicfe  bie  feöfeere  Äomöbie.  ipier  blieb  er  meferere  Safere, 
feie  feine  %xau  burd)  ein  fortwaferenbeö  .Rranfeln  ifen  jwang, 
ba$  Engagement  aufjugeben.  Er  gaflirte  in  SDtagbeburg, 
Hamburg,  Lüneburg,  Jpannot>er  unb  ©üffelborf  überall  mit 
23etfall  unb  fpielte  feierauf  1829  in  Sftannfeeim  auf  Engagc= 
ment,  baß  ifem  tro$  mefererer  (Soncurrenten  würbe.  Er  über? 
nafem  aud)  feier  bie  9tegie,  bie  er  unter  3  Sntenbanten  mit 
gleicfeer  Anerkennung  füferte,  biß  enblicfe  auf  öielfadjeö  Er= 
fucfeen  t>on  feiner  <B>eite,  ex  oon  biefer  Saft  befreit  würbe 
unb  ftcfe  unbeengter  feinem  ©tubium  feingeben  fonnte.    1835 


Braunschweig  11 

frarb  fyier  feine  $rau.  25.  iffc  einer  oon  ben  ©djaufp.,  bie 
iljre  Äunfl  oon  einer  fybjjern  <Beite  aufgefaßt  tyaben;  nid^fö, 
xoai  er  für  nötlng  l)ält,  ftd)  nafyer  mit  if>r  ju  befreunben, 
bleibt  oon  ifjm  unbenu^t.  £>a$  3*f)etorifrf>e  Ijiat  33.  mit  faft 
ju  grofer  Siorliebe  auesjubilben  gefugt  unb  gibt  in  allen  fei= 
nen  Seifrungen  ein  genügenbeö  SKefultatj  er  f>at  bie  ©pradhe 
auf  eine  feltene  SBeife  in  ber  ©emalt  unb  erzwingt  mit  tf>r 
jebe  SBirfung,  ofyne  je  auf  Äofren  ber  SBa^eit  unb  ©d)ön= 
Jr>ctt  ft'e  für  bai  ungebilbetere  ^ublifum  ju  benu^en ;  in  feinen 
Seiflungen  ift  nid)tö  3ufäüigeö,  jebe  @tnjelnf)eit  gehört  jum 
©anjen  unb  er  fyat  ftetö  bai  gebilbete  4J)ubIifum  im  Sluge. 
©ein  .£amlet,  ©pinarofa,  25on  ©uitierre,  ©gmont  ic.  Ijaben 
tf>m  bie  Hebe  aller  funfrftnnigen  9Kannf)eimer,  wie  bie 
SWjtung  feinet  23orftanbe$  erworben.  (H.) 

Braunschweig  (SEfjeaterftat.),  ^>aupt=  unb  aKeftbenjs 
fiabt  bei  Jperjogtljumö  33.,  mit  40,000  (Sinw.,  beft'fct  eine  ber 
fcebeutenbfren  33üf>nen  2>eutfrf)lanb6.  Da$  erfte  flefyenbe  £f>eas 
rer,  oon  ^erjog  Äarl  I.  eingeridjtet ,  war  ein  italienifd)e$, 
unter  9?icolint'es  Fixation,  ber  £)pern  unb  Pantomimen 
mit  grofer  23olIfommeni)eit  gab.  Slufjer  biefem  fteljenben 
Sweater,  erhielten  naa)  einanber  mehrere  £f)eaterbtrectoren  bie 
©rlaubnifj,  in  33.  ttjeatralifdje  23orftelIungen  geben  ju  bürfen. 
2>a^in  gehört  juerfi  ®ro#mann,  beffen  ^auptaufentfyaltgs 
ort  £annc&er  mar  unb  beffen  ©efeüfdjaft  fefyr  oorjüglidj 
gemefen  fein  foll.  3(>nt  folgte  bie  ©efellfd?aft  bei  jungem 
25  b  b  b  e  I  i  n ,  eineö  ©of>ne$  bei  berliner  2^eaterbirector6 
2)öbbelin  (beffen  Direction  oon  1775  — 1787  mährte,  f.  33ers 
Itn).  Um  biefe  äeit  erfduen  audj  eine  franj.  SEruppe,  bie 
jebod)  nidjt  lange  in  33.  weilte,  fpater  nadb,  (Saffel  ging 
unb  bai  ^oftljeater  3erome'6  bilben  fyalf.  SDie  beutfetjen 
©efellfdjaften  mürben  bieder  nur  für  gewiffe  3af)re$3eiten 
jugelaffen  unb  Ratten  erfr  feit  ber  (£rrid)tung  bei  Äönig$= 
xeia)i  SJBefrpfjalen  einen  bauernbern  2tufent^alt  in  33.,  oon 
mo  ft'e  abroecfyfelnb  aud»  in  ^»annooer  unb  SOtagbeburg  fpiel= 
ten.  —  Unter  ben  ©efellfdjaften ,  meldte  nadj  ber  SDöbbelins 
fdjen  in  33.  fpielten,  jeidjnete  ft'dj  bie  oon  §abriciu£  unb 
J^oflooeift)  auej  fte  adelte*  Stamen,  wie  Äupfer,  «Kars 
fdjin,  9?agel  ju  ben  irrigen.  3l)r  folgte  bie  2BaItl>ers 
fa)e,  unb  ft'e  mar  ei,  bie  in  metyrfadper  Jpinftdjt  eine  neue 
Stera  für  bie  bram.  «Äunft  in  33.  oorbereitete.  £>iefe  ©efells 
fdmft  war  burd?  einen  herein  feltener  Talente  merfmürbtg: 
SSeäpermann,  23ettn  «£erj,  ©afjmann  unb  befonberS 
i'eo,  ber  ate  ein  ©enie  fjeroorragte ,  gehörten  ju  ir>r.  2In 
33ebeutung  gewann  bie  SEBalttyer'fdje  ©efellfdjaft  babura^,  bafi 
Älingemann  (f.  b.),  nod?  in  frdftiger,  oermögenber  3u= 
genb,  bie  Seitung  berfelben  übernahm.  Älingemann  war 
letber  fet>r  frü^  in  eine  oerberblia^e  Stiftung  geworfen  wor= 


12  Urämisch  weig 

ben.  ©r  fyat  ba$  ®d)irffal  aller  9?ad)af)mer  ©djiller'ä  ge= 
tf>eilt,  jebeö  Eigene  in  ftd)  ju  »ernidjten  unb  alö  Didjter 
fann  er  faum  genannt  werben.  ©ben  fo  wenig  befaf  er  ein 
©djaufpielertalent  unb  es  ifr  £f>atfad)e,  bafj  er  als  @d>aufp. 
einige  fef>r  unglücflidje  SSerfudje  auf  bem  h,elmfräbter  23runs 
nen  madjte,  et)e  er  bie  Directicn  übernahm.  Diee  fdjmälerte 
if)m  inbef  bie  Qicbtung  nid)t,  welche  bie  <2d>aufp.  oor  if)m 
ale  Dramaturgen  Regten,  woju  er  burd)  eine  auferorbentlidje 
@d)ärfe  unb  gein^eit  be£  Sinnet,  wie  burd)  eine  grünblicfre 
Äenntnif  ber  bram.  Literatur,  berufen  war.  3n  feinen  nod) 
je£t  gültigen  £fyeatergefe$en,  in  feinem  ganzen  Äunjroerfahjen, 
jeigt  ft<±>  ber  poetifd)  gefhmmte  unb  gebiibete  Sflann  mit  bem 
guten  ©efdjaftemanne  vereinigt.  —  1818  »erlief  SÄab.  2B als 
tfjer  mit  ibrer  ©efellfd>aft  23.  unb  übernahm  bie  Direction  in 
.£alle  unb  Defifau ;  in  23.  aber  mürbe  auf  Älingemann'ö  2?ers 
anlaffung  ein  flefjenbeS  Sweater,  unter  bem  Tanten  eineö 
9iationaItl)eater6,  errichtet  unb  JUingemann  erhielt  bie 
unabf)ängigjre,  artifrifdje  Seitung  biefer  2lnftalt.  2lu6  ben  ans 
gefeb,enjren,  reidjften  unb  funftfinnigfren  ^erfonen  in  23.  bilbete 
ftd)  eine  21ctiengefellfd)aft,  weldje  ba&  ^(jeater  auf  tt>re  ©efafyr 
übernahm  unb  burd)  if)r  eifrigeei  23emü(>en  unb  Opfer  jeber  2lrt, 
baffelbe  auf  eine  Stufe  erfyob,  bie  biefer  23uf)ne  balb  einen 
ehrenvollen  JRuf  burd)  ganj  Deutfdjlanb  erwarb,  ben  fte  »olls 
fommen  rechtfertigte.  £>ie  ö£onomifd)e  unb  finanzielle  Seitung 
ber  ©efdjäfte  fjatte  ftdj  bie  SIctiengefellfdjaft  »orbeljalten,  wäf)s 
renb  AI  ingemann  bie  artifiifd)e  Direction  führte,  in  feinem 
SEBirfungefreife  fo  unbefdjranft,  baf  er  im  @tanbe  mar,  bie 
Aunfr  »on  ityrem  9)cifbraud)  ju  (Srwerbefpeculationen  ju 
emanetpiren  unb  ifyr  einen  neuen  2Beg  ju  eröffnen,  ein  Ums 
ftanb,  ber  auch,  Don  bem  ©eifi  unb  bem  guten  Spillen  ber 
Unternehmer  nur  bie  befte  Meinung  erregen  fann.  @d)on 
je§t  übrigen^  lief  ber  $of  bem  Sweater  eine  nidjt  geringe 
Unterfhi^ung  angebeifjen,  inbem  er,  auf  er  einem  ©elbjufdjuffe 
»on  4(K)U  £l)alern,  bem  »on  ben  2lcttonaires  ernannten  @os 
mite  aud)  ba$  Jpauö  unb  bie  Gapelle  freigab.  SDte  ©efells 
fcfjaft,  weldje  man  »erfammelte,  mar  eine  ber  »orjüglidjfren, 
unb  enthielt  für  fammtlidje  f>öf)ere  §ad)er  bie  auegejeidmets 
fren,  renommirrejren  Äünftler.  Die  Verwaltung  beflanb  au6 
einem  <2Eomite,  jufammengefe^t  au§  ben  Jtaufleuten:  ©rafs 
fau,  ©ra»enl)orfr,  Jl  raufe,  ^Ränfenborf  unb  Jlanjleis 
fecretar  JRibbentrop,  bie  bae  CefonomifdK  auefdjlieflid)  bes 
forgten.  hieben  Älingemann  waren  ber  Sapellmeifrer  SBiebes 
bein  unb  ber  9)iufttbirector  23öfe<fe  tüd)tige  9)tänner  in 
th,rem  $ad)e  unb  biefen  »ereinten  Ardften  gelang  e&  balb, 
einen  AünfHerfrete  in  23.  ju  oerfammeln,  in  welchem  bie 
tarnen  23ad)mann,  23aber,  23ertf)olb,  dornet,  Des 
»rtent,  ©erber,  ©untrer,  $aate,  Äa^ianer,  2Jlecf, 


Braungchwelg  13 

unb  ber  Hamen  23aber,  dornet,  SDermer,  ^if d^ er, 
Alingemann,  SJtecf  u.  21.  glänjten,  unb  ber  f)inftd>tlid) 
beö  funjrlerifrfjen  3neinanbergreifenö  t>on  feiner  beutfdjen 
©efeÜfdjaft  übertroffen  würbe.  23eim  ^ublifum  fanb  bte« 
feä  Unternehmen  bie  lautefte  unD  allgemeinfre  SEfjeilnafyme ; 
ja  nod)  fjeute  fpredjen  bie  23raunfd)meiger  gern  oon  ifjrem 
3cationaIti)eater  mit  grofer  Vorliebe  unb  ergeben  eß  über  bie 
glänjenbfren  <£pod)en  beß  folgenben  .^ofttyeaterö.  2>iefeö 
begann  furj  nad)  bem  ^Regierungsantritt  beß  £erjog5  Äarl 
1826  unter  eben  nid)t  gün|1igen  2lufpicien.  2)enn  ber  bei 
weitem  gröfjte  SEfjeil  ber  brauen  ©efeUfd)aft  »erlief?  baß  neue 
Snfritut  unb  nur  ber  aufjerfren  &f)ätigjeit  beß  ISDirectorö 
Ältngemann  gelang  eß ,  bie  empfinblid)en  SSerlufte  allmär)ltc^ 
ju  erfegen.  Sieben  Älingemann  befümmerte  ber  «£erjog  fta> 
felbft  unmittelbar  um  bie  Leitung  bes  ÜSfyeatere,  befud)te  bie 
meifren  groben  unb  madjte  beliebige  2lnorbnungen  —  ob 
jum  Sortierte  beö  ©anjen  möd)te  fdjwer  ju  behaupten  fein ; 
auefc  würbe  eine  3»ntenbantur  in  ben  ^erfonen  beö  £>berftall= 
meifterö  oon  Deb,  nfyaufen  unb  -£ofratf)ö  JRibbentrop 
eingefegt.  2lud)  «£erjog  2Bilf>elm  manbte  nad)  feinem  SRegie= 
rungeantritt  183Ü  bem  Sweater  feine  befonbere  2lufmerBfam= 
ieit  ju.  2)er  große  2Jerluft,  ben  ber  £ob  Älingemann'e  oer= 
urfadjte,  würbe  burd)  bie  Ernennung  beß  Äammertyerrn  oon 
9Utünd)f)aufen  jum  Sntenbanten  unb  bie  ©infegung  einer 
fad)?unbigen  Siegte  erfegt  unb  baß  Sweater  frieg  augenfd)ein= 
lid)  oon  3abj  ?u  3ab,r  auf  eine  f)ö(>ere  "Stufe.  1834  lie$ 
ber  <£erjog  baß  Sweater  im  Snnern  neu  becoriren,  unb  jwar 
mit  einem  Äofrenaufwanbe  t>on  21, (KM)  £h,lr.,  fo  ba$  ber 
©djauplag  einen  —  öielleicbt  überlaben  —  prächtigen  2lnblid 
bietet.  Die  23üb/ne  ift  nid)t  minber  würbig  gehalten;  ein 
wab,rf)after  9teid)tbum  »on  fdjönen  2)ecorationen  ift  oorh,an= 
ben,  bie  oon  ben  SOialern  23eutb,er  unb  Steefe,  aud)  tfyeiU 
weife  oon  ©roptuö  geliefert  mürben.  2lucfc  bie  9)Zafd)inerie 
ift  in  trefflid)em  ©tanbe  unb  überall  eint  ft'd)  3mecfmdfjig!eit 
mit  ©leganj.  ©egenwärttg  beft'gt  23.  bie  befte  Oper  in  2)eutfd)= 
lanb  (felbft  23erlin,  Sßien  u.  Bresben  nid)t  aufgenommen),  alle 
§äd)er  berfelben  ftnb  mit  ben  tüdjtigften  ^Repräsentanten  be= 
fegt,  wie  bie  tarnen:  23ufjmet)er,  (£ramolini,  ©untrer, 
työd  u.  ©cfcmejer,  fo  wie  ber  tarnen:  dornet,  grtfebers 
2ld)ten  unb  9Jtetf)feffel  bewahren;  eben  fo  trefflidj  ift 
bie  Sapelle,  in  welcher  bie  tarnen  ber  ©ebrüber  SRüller, 
gferling,  SBagner,  3iejolb  k.  glanjen.  2>as  ©anje  flef>t 
unter  ber  Leitung  beß  oprtr>eilt)aft  bekannten  Siebercomponifren 
unb  Sapellmeifrerö  SDIet^feffel  unb  ©djmejer  für)rt  bie  Siegte. 
2lud)  baß  <5l)or  unter  ber  Leitung  beß  €^orbirectorö  ^)ar§fd) 
Ieiflet  23orrreffIid)eö  unb  baß  23aüet  unter  bem  23alletmeifler 
SÖeibner  wirft  fräftig  mit  ein.    £at  baß  ©d)aufpiel  aua) 


14  Bravo  Bravour-Arie 

einen  fo  glänjenben  ÄünfHerfreiä  nicftt  aufjuweifen,  fo  ft'nben 
wir  bod)  aud)  f>iev  bie  fdjä^enöwerffKften  Talente  in  ©a#  = 
mann,  ©röger,  Äettel,  Sd)ü$  unb  «Senf,  unb  in  ben 
2>amen:  grifdjer,  ©afraann,  ©röfier,  Äettel,  9fto$s 
pini  unb  Sd)ü#.  3n  bie  9tegie  teilen  ftd)  ©agntann 
unb  Äettel,  <£rfterer  für  bas  Sd)aus,  2e$rerer  für  ba& 
ihtfrfpiel.  Dr.  Äöcbö  für)rt  nod)  befonberä  bie  SRegie  über 
bie  Slragöbie  unb  baö  t>ör>cre  £>rama.  Ueberftaupt  greift 
Dr.  ,£öd)ö  al6  Dramaturg  fräfttg  unb  fegenöreid)  in  bie 
äfrr)ettfdje  Leitung  ein.  ©ein  ^)Ian,  eine  „Slcabemie  ber 
Scbaufpielfunft"  in  23.  ^u  begrünben,  würbe  biefer  9teft'benj 
einen  neuen  SSorjug  über  fämmtlidje  beutfdjen  Sweater  geben, 
wenn  er  t>erwir?lid)t  würbe.  23efonbere  <2rrwäl)nung  oerbient 
aud)  nod)  ber  3nfpector  2Bürtenberger,  ber  oon  ber  ©rüns 
bung  be$  9?attonaItr)eaterei  biö  fyeute  bie  Function  eineö  3n= 
fpicienten  ausübte  unb  für  ben  unbebingt  tüdjtigften  3nfpie= 
cienten  in  25eutfcblanb  gehalten  werben  mufj.  —  25ie  <£im 
trittepreife  ftnb  bie  in  9?orb  =  £)eutfd)lanb  gewöhnlichen;  nur 
ba$  Qibonnement  ift  auffallenb  billig;  baö  Sweater  bietet  in 
2  Spangen,  einem  parterre,  $)arquet  unb  ©allerie  Staunt  für 
1400  ^erfonen.  Spieltage  ftnb  wbcftentlicb,  wer:  Sonntag, 
SDienftag,  SSHittwod)  unb  $xeita$,  mit  2iu6nal)me  ber  Steffen, 
mät)renb  benen  taglicb,  gefpielt  wirb.  3m  Sommer  wirb  baef 
Sweater  6 — 8  SBodjen  gefcfjloffen.  Seit  einigen  3al)ren  gibt 
bie  ©efellfcfyaft  and)  wafyrenb  beö  Sommert  eine  Sfteibe  von 
23orfrelIungen  in  bem  nafyen  SBolfenbüttel ,  wo  ein  neues 
freunbltdjeö  Sweater  ju  biefem  3wecfe  erricbtet  würbe.  2)er 
(Ertrag  biefer  23orfteüungen  fommt  bem  oor  «Rurjent  begrüne 
beten  ^enft'onöfonb  ju  QÜute,  ber  bntd)  biefe  nidjt  unbebeu= 
tenbe  Jpülf^auelle  gewig  balb  3U  einer  CEapttall)öl)e  fteigen 
mujj,  welche  bie  3u!unft  aller  oerbienten  SDiitglieber  be$ 
SSbeaterä  ju  23.  reicfclicb  fiebert. 

Bravo,  1)  23eifall5ruf  ber  Staliener,  ber  faft  in  bte 
Sprachen  aller  23öl?er  übergegangen  tfh  £>er  Superlatio  ift 
Bravissimo.  3n  ben  SEheatern  3talienö,  fo  wie  in  ben 
ital.  Opern  $tanheid)& ,  <5nglanb6  unb  2)eutfd)lanb^ ,  mad)t 
man  in  bem  ©efcr>led)t  beö  2Bort$  einen  Unterfd)ieb.  ©ilt 
e£  einem  SDiann,  bravo;  mehreren,  bravi;  für  eine  £>ame, 
brava;  für  mehrere,  brave.  <Sben  fo  geftalten  ftd)  bie  Unbungen 
be$  Superlativ.  Soll  e$  ba$  (Jnfemble  bebeuten,  ruft  man 
bravi!    2)  So  o.  w.  23anbit.  (L.) 

Bravour  (0.  fr.),  1)  eigentlich  £apfer£eit;  in  ber 
■äftufie  2)  fold)e  Sonfhitfe,  bie  eine  große  gertigfeit  er^eifdjen 
unb  im  Vortrage  einen  glänjenben  (£inbruc£  machen. 

Bravour-Arie,  eine  UXrie,  bie  ben  Sängern  @e= 
legenbeit  gibt,  ir)re  «ftebjenfertigfeit  ju  jeigen  unb  geltenb 
ju  mad)en;   fte  ift  ber  jenige  SEtyeU  einer  £>per,   um  beffent= 


Brawe  Bremen  13 

»Dillen  oft  bas  ^ublitum  allein  ins  Xfyeatev  gebt,  obfdbon 
bie  33.  eigentlich  ganj  oom  3ll)eater  oerbannt  fein  follte,  ba 
ft'e  lebiglid)  ins  @oncert  gebort.    23gl.  3irie.  (7.) 

Brawe  (3«>ad).  5Ö5 i t f>. ,  Jreiberr  oon),  geb.  173S 
ju  2Beifienfels.  3n  feinem  IS.  3abre  bewarb  er  ft'd>  mit 
einem  (bürgerlidjen)  £rauerf»iel  in  ^Jrofa:  ber  greigeifr,  um 
ben  »on  iNifolai  ausgefegten  $)reis;  es  mar  im  ©eifte  ber 
engl.  3)ramatiE  gefmrieben  unb  warb  näd)|l  »on  ßronegfs 
(Sobrus  für  bas  befte  anerfannt.  Sin  2.  Srauerfpiel:  33ru= 
tus,  ifl  bas  erflt  beutfcbe  25rama  in  fünffüßigen  reimlofen 
Samben;  bei  »ieler  Äraft  in  ber  23ebanblung  leibet  es  an 
großem  JRebeprunf;  bemerfensmertb  ijr,  bay  es  feine  weib= 
lidben  Stollen  entbalt.  33eibe  2Ber£e,  bie  ju  ibrer  ^eit  »ieles 
Sluffeben  machten,  gab  fiefft'ng  1768  ju  S3erlin  beraub.  33. 
frarb  ju  SÖeitlenfels  1758.  (H.  Schi.) 

Breitine;  (<£buarb),  geb.  um  1804  im  33abenfd)en, 
(lubirte  in  £eibelberg  Stb^ologie,  frequentirte  aber  mebr  ben 
^ecbtboben  unb  bie  3Sergnügungsorte  als  Sollegia  unb  jeicb= 
nete  ftch  fd?cn  bamals  bureb.  feine  fyexrlidbe ,  unöermüjtlic&e 
Senorjlimme  aus.  1S27  ging  er  jum  S£tjeater ,  mar  für  eine 
Steibe  oon  Sabren  in  23erlin  bei  ber  ^ofbübne  engagirt, 
bod)  unterbrach,  eine  ©eijresr'ranr'beit  biefes  SJerbältniß  unb 
ber  ©anger,  oon  bem  berübmten  Dr.  $orn  mieber  bergeftellt, 
burchreifie  ju  feiner  ©rbolung  2>eutfd>lanb  unb  gaflirte  auf 
ben  23übnen  erfren  SRanges.  23on  1834  an  mürbe  er  $)tit= 
glieb  ber  f.  f.  Oper  in  SBien,  unb  bas  Äarntbnertbor  mar 
es,  mo  ec  in  einer  Umgebung,  wie  2Mb,  23inber,  bie  2öme, 
©taubigl  ic. ,  ^artbien,  mie  SRobert  ber  Teufel,  3ampa, 
©eorge  23romn  :c.  in  unerreiebter  SSolIenbung  jur  Slnfchauung 
brachte.  1838  ging  er  nad>  Petersburg,  mo  er,  ber  oergöt= 
terte  £iebling  ber  GFjarenfrabt,  ft'dj  je$t  noch,  beftnbet.  33. 
fann  ber  beutle  SKiefentenor  geneumt  merbenj  feine  per= 
fbnlicbe  coloffale  Grrfcheinung  erregt  unmillfübrlid)  Cacben, 
bas  aber  fofort  oerftummt  unb  ber  33emunberung  tylafy 
maefet,  ertönt  bie  gewaltige  gülle  feiner  reinen,  eben  fö 
triftigen,  als  füllen  33rujrtöne.  2)as  Timbre  feines  Organa 
tfi  nid)t  nur  fo  nacbbaltig,  ba$  es  ein  ganjes  grofjee» 
Srchefrer  beberrfcht,  fonbern  aud)  mieber  fo  fdjmeljenb,  ba$ 
es  im  pianissimo  bas  Öbr  entjücfenb  feinen  2Beg  jum  ^5er= 
jen  ttnbet.  (C.H— n.) 

Bremen  (SEbeaterfrat.) ,  freie  beutfebe  'Btabt  an  ber 
SBefer  mit  auferfi  regem  SSerfebr,  einem  fef>r  bebeutenben 
©eebanbel  unb  41,000  @inm.  Sie  erjten  <S»uren  eines 
Sbeaters  in  23.  fünben  ftd)  1688,  mo  bie  furfürfll.  facbft= 
fd)e  «»poffcbauf&ieler  =  ©efellfcbaft  bie  ©rlaubnif,  eine  3in= 
jabl  SJorflellungen  in  33.  ju  geben,  erbieltj  1695  eröff= 
nete  bann  ber  ©apellmeifrer  Äonoenburg  ein  Sbeater 


16  Bremen 

in  einem  $Pri»atoaufe  in  ber  Sangenftrage ;  1718  fyelt  ber 
$>irector  £aö£arl  um  bie  (Srlaubnif  an,  feine  23üfme  in 
23.  auffdilagen  ju  dürfen.  Sie  würbe  ibm  abgefdtlagen; 
er  erhielt  jebod>  oon  ber  fyannöyerifdjen  Regierung  bie  (ix: 
Iaubnifj,  in  bem  f>annö»erifd)en  Dorfe  Jpoffebt,  i  ©tunbe 
pon  ber  ©tabt,  ju  fpielen.  2)a  ber  Diele  3ufprud)~  auö  ber 
@tabt  jit  großen  Unorbnungen  führte,  unterfaßte  ber  bre= 
mifd)e  ÜDcagijtrat  feinen  'Bürgern  ben  23efudj  ber  fyoftebter 
23üf)ne.  dagegen  befeuerte  für;  baö  Kollegium  ber  2lelter= 
manner  alö  Sb'orfreljer  ber  23ürgerfd>aft ,  jebocb,  frudjtloö. 
1739  mürbe  ber  SS eltf) eim'f cfcen  ©efellfrfmft  ber  fogenannte 
©djü^enmall  ju  ifyren  üBorftellungen  eingeräumt,  bie  aber 
nidjt  lange  mährten.  1745  fyatte  eine  manbernbe  Gruppe 
tr>re  SBube  eine  3eit  lang  auf  bem  (f)annöoerifd>en)  ©djmadjs 
Käufer  ?^elbe  aufgefangen.  2>en  Unorbnungen,  bie  biefeö 
gelbleben  »eranlafte,  glaubte  man  burd)  eine  Verlegung  bie= 
fer  23üf)ne  in  bie  SSorftabt  am  Jpeerbentbor  oorjubeugen  unb 
mürben  babei  bie  23orfrellungen  getfrlidfyer  unb  biblifdjer  ©es 
genflänbe  »erboten.  176-2  gab  bie  Sofepfyifaje  23anbe  eine 
Seit  lang  in  einer  23reterbube  23orfrelIungen.  35er  Unter? 
neunter  oerbanBte  tiefe  ©rlaubnif  einer  bringenben  <2rmpfef)= 
Iung  beö  4?er£ogö  gerbinanb  oon  23raunfdnueig ,  bei  bem  er 
lange  Äammerbiener  gemefen  mar.  <£r  mufite  bie  ©tücfe 
einer  <£ommiffion  jur  ©enefymigung  jufenben  unb  möd)entlidj 
eine  23or|tellung  jum  23eften  beö  2Irmenf)aufeö  geben.  2>aö 
^Publifum  fanb  an  biefem  if>m  aufgebrungenen  Vergnügen 
feine  greube.  <£ö  mürbe  fo  menig  befudit,  ba$  3ofepf)i  fa>on 
nadj  2  äftonaten  metter  jog.  17(i;5  fptelte  in  bemfelben  £ocal 
bie  berühmte  ©efellfdjaft  2l<fermannö  auö  Hamburg,  in 
ber  Grcffjof  alö  ©djaufp.  unb  ber  nachmalige  grofe  ©cb,rös 
ber  alö  SEänjer  glänzten,  unb  machte  auf  einige  SKonate 
gute  ©efd>afte.  2)er  (f  inlafjpreiö  auf  ben  erften  spiaij  betrug 
2  SEf>Ir.  in  ben  im  ftebenjäbrtgen  .Kriege  gefd)lagenen  fa^lecb,* 
ren,  fogenannten  23lediba§en.  2?on  1763 — 1780  liefj  ber 
25irector  beö  35oms©r;mnaftumö  Nicolai  auf  bem  Slubitorio 
»on'ben  ©tubenten  ©djaufpiele  aufführen.  1780  fam  ber 
berühmte  91  bt  (f.  b.)  mit  feiner  nod)  meljr  alö  Äünfllerin 
berühmten  ©attin  gelicitaö  auö  ^oüanb  nad>  25.,  um 
mit  berfelben  bie  5)ielobramen  23enba'ö:  2triabne  auf 
Staroö,  Sötebea  u.  f.  n>.,  auf  bem  236rfenfaale  ju  geben. 
3ufällig  fanb  er  fjier  ben  furfürftl.  fölnifdjen  Jpofmuftfer 
JRomberg  mit  feinen  bciben,  nadjmale  fo  berühmt  gemorbe= 
nen  ®bl)nen,  vereinigte  ftd)  mit  biefen  ju  Goncerten  unb 
25eclamatorien  unb  fo  mürbe  bie  £ufr  ju  tfjeatralifdjen  2Jor= 
frellungen  angeregt.  2lbt  fjielt  um  bie  Sonceffton  ju  ©cr>aus 
fpielen  an.  @ie  marb  if)m  für  bie  SBintermonate  bewilligt. 
<jr  jog  2Bäfern  mit  feiner  ©efellfdjaft  an  ftdj,  trennte, fid) 


Bremen  17 

aber  balb  wieber  von  tf>m  unb  fpielte  biö  1783  in  23.,  afe 
n>ed)felnb  mit  fünfter,  $aüe  unb  ©öttingen,  mo  er  flarb. 
2>er  ®d>aupla§  war  eine  9ieit6af>n  auf  bem  2Balle,  bie  nur 
3ur  £älfte  mit  einem  I)ad>e  »erfe&en,  bann  »öllig  für  btc 
©pieljeit  bebedt  mürbe,  dlaa)  Slbtß  £obe  1783  fe£te  ber 
Sanjmeifter  Äeffell  1784  ba&  Ijieftge  Sweater  für  bie  2Bin= 
termonate  fort,  3m  ©ommer  bereifte  bie  ©efellfdjaft  Seile 
unb  anbere  Orte.  178.5  gefeilte  ft'cfj  ju  Äeffell  ber  ©irector 
Sictrid&ö;  1786  führte  25ietricl)$  ba6  Sweater  allein  unb 
bereifte  £>fl  =  grie£lanb.  @o  ging  eö  unter  25tetrict)ö  SDirec= 
tion  einige  Satyre  in  ben  SBintermonaten  in  bem  fd>led)ten 
Socale  ber  23reterbube  fort.  2116  ein  Sntermejjo  Ratten  mir 
einen  SBinter  trat  «Sänger  öon  bem  braunfcfymetger  ital.  #of= 
tfteater,  bie  auf  bem  23örfenfaale  wöchentlich  einige  fomifcfye 
Sperngefange,  nur  concertmapig  oi)ne  tf>eatralifc^ert  2lpparat, 
ganj  Dortreffiicfc,  gaben.  2)ie  Jpauptperfon  babei  mar  bie  be= 
rühmte  2lltfängerin  ^accini.  3n  ben  Sauren  1790  u.  91 
bilbete  fta)  unter  Anleitung  beS  berühmten  §retl)errn  2lbotpt> 
oo n  Jlnigge,  ber  mit  ben  tyerrlicfoften  Anlagen  für  bie  &ar= 
Teilungen  Eomifdjer  (Sljarar'tere  ausgeftattet  mar,  ein  tiefe 
ijaberttjeafer  für  eine  gemähte  ©efellfdjaft  oon  Sufdjauern. 
SDer  ©c^aupla^  mar  ba$  grofe  2lubitorium  beö  2ltl)enäum6 
an  ber  3)omfirdE)e,  ber  (Eintritt  foftete  48  ©roten  für  baö 
23illet,  n>eld>eö  mit  bem  tarnen  beö  ©intret'enben  bezeichnet 
fein  mufte  unb  Beinern  2lnbern  überlaffen  merben  burfte. 
2>er  lieber  i'cfyufj  nacfe,  2lbjug  ber  Äoften  mürbe  an  2lrme  oer= 
tfyeilt.  Die,  benen  ber  3utritt  ju  biefem  Sweater  nicbt  oer= 
gönnt  mar,  gingen  ju  bem  2)orfe  Steuenlanbe,  mo  ein 
2.  Cieb^abertfjeater,  auf  meinem  23arbiere,  $)errücfenmad)er 
unb  Siafyrerinnen,  in  einem  23auernl)aufe  umftelft  mit  Äüfjen 
unb  kalbern,  bie  oft  barin  brüllten  unb  blöcften,  if>r  tb,ea= 
ttali]d)e&  Unmefen  trieben,  bai  oft  fef>r  ergö^enb  mar.  2>er 
3uf4»auerpla§  fapte  200  $)erfonen;  baö  £3rct)efter  mar  mit 
l'ieb^abern  befe§t,  auf  er  2  £ornifren,  bie  aus  ben  3)tuft'fern 
genommen  mürben.  2>ie  immer  mefyx  junetymenbe  2iebf?abe= 
rei  an  ber  bram.  Äunfl  in  bem  gebilbeten  Xtyeil  be$  $ubli= 
iumö  »eranlafte  ben  nadjberigen  £cfratl)  Dr.  @d^ütte  ben 
23erfucfy  ju  macben,  ein  jlefjenbee  öffentliche^  ©djaufpiel  unter 
Seitung  eineö  erprobten  ©cfyaufp.  ju  begrünben.  23aron 
Änigge,  mit  bem  ©cjiaufp.  ©rofmann  langft  befreunbet, 
ging  auf  biefen  23orfcb,lag  ein  unb  ©rofmann,  ber  gerabe 
ju  ber  ^eit  bie  (Sonceffion  be<?  Ijannööeriföen  -^oftfjeaters 
befaf ,  mürbe  etngelaben,  ein  paar  ©afirollen  auf  bem  ilieb= 
Ijabert^eater  ju  fpielen,  um  fo  baä  ^ublifum  mit  ifym  be= 
fannt  ju  machen  unb  ifym  bann  bie  SEljeilnatjme  an  ber  £)trec= 
tton  anjutragen.  2luf  Dr.  @cb,ütte'ö  Sinlabung  tarn  Qixectov 
©ropmann  1791  nacb,  33.  unb  trat  jmeimal  auf  bem  tiefe 
%t)cattt:£txiton.    II.  2 


18  Bremen 

fyaberttyeater  aU  SDtarinelli  in  (ärmilie  ©au*otti  mit  ungemei= 
nem  23eifau*  auf.  2)er  SBunfd),  tiefen  grofen  Äünfrler  mit 
einer  tüchtigen  ©efellfcfyaft  für  lange  3eit  in  23.  ju  fefyen, 
mürbe  allgemein ;  aber  eö  traten  4?inberniffe  f)inftd)tlid)  ber 
(Sonceffton  ein  unb  bie  ©adje  mufte  rufjenj  1792  jebod) 
mürbe  bie  (Sonceffton  bem  2)trector  ©rofmann  auf  5  3al)re 
für  3 — 4  SJBintermonate,  ba  er  in  ber  übrigen  ■ieit  baö  £of= 
tfjeater  in  £annoc»er  oerforgen  mufte,  ertl)eilt.  ÜHun  fehlte 
e$  an  einem  fd)i<flid)en  Socale,  benn  in  ber  bisherigen  23reter= 
bube  tonnte  unb  mollte  ©rofmann  nid)t  fpielen.  S$  mürbe 
alfo  ein  neues  tyaue  am  Öfrertbor  SBalle  eon  120  guf  Sänge 
unb  IG  guf  SBreite  uon  ben  23aumeifrern  Sübring  unb  2>ee£en 
für  5000  £f)lr.  erbaut,  meldte  ©elb  burdj  Sictien  jufammen= 
gebracht  mürbe.  2lm  18.  Oct.  1792  mürbe  bie  23übne  mit 
bem  ©djaufptel :  SSürgerglüd3  »on  23abo  unb  einem  $)ro= 
löge  eröffnet.  £)a6  &niggefd)e  fiiebbabertbeater  überlief  feine 
2)ecorationen ,  ©arberoben,  23eleud)tungö  =  unb  übrigen  Uip= 
parate  an  ©rofmann  für  300  £blr.  SSier  Senatoren  mur= 
ben  alö  Oberintenbanj  über  ba$  Sweater  gefegt,  ©rofmann 
forgte  für  eine  möglidjjr  gute  ©efeüfdmft,  comvlettirte  baö 
£?rd)efrer  unb  jeigte  fid)  bi&  ju  feinem  1790  erfolgten  £obe 
als  trefflidjer  £>trector.  2)er  9tegiffeur  Äod)  führte  bie  25irec= 
tion  für  bie  ©rben  be&  SBerfrorbenen  unb  im  ©eijre  beffelben 
fort  unb  Dr.  &d)ütte  unterflü^te  itjn,  mie  ©rofmann,  un= 
eigennüljig  in  ben  ©efdjaften;  fpäter  taufte  berfelbe  $au6 
unb  Snoentar  unb  führte  baö  &beater  für  eigene  Dtedjnung. 
JDurd)  (Einführung  ber  grofen  £>per  unb  eines  franj.  23alIetS 
in  23.  forgte  er  für  nü£lid)e  2lbiued)felung  unb  i)ielt  bie 
©djaulufr  bejränbig  rege,  mahrenb  er  äugleid)  bie  befjeren 
SSerfe  beutjtben  ©eifree  ungefdumt  aufs  ytepertoir  bxad>te. 
1801  a_ab  ©djütte  baS  SEbeater  nad)  erlittenen  grofen  SJers 
lüften  auf  unb  ber  2lbt>ocat  9t  ei  ni  die  aus  <£annouer  über= 
nahm  ee  in  ©emetnfdfoaft  mit  bem  £>pernbtrector  3gnaj 
SBalter.  2>iefe  £>irection  mährte  biß  1800,  mo  SBalter  bas 
Theater  in  Stegeneburg  übernahm  unb  Oteinicfe  alleiniger 
2>irector  in  23.  mürbe.  2lber  fdjon  1807  muf  te  er  bie  Unfer= 
nefomung  aufgeben ;  ber  Stegiffeur  ©tabler  vereinte  ft'd)  mit 
Dr.  ©d)ütte  unb  biefer  trat  »on  Steuern  an  bie  @pi§e  beS 
Unternehmend ,  maS  einen  bbdjft  mobltbatigen  ©influf  aue= 
übte.  £>ie  ©efellfdjaft  in  23.  erhielt  jugleid)  aud)  bie  <5on; 
cefft'on  für  ben  23abeort  sJ)«rmont  unb  braute  bort  ben  @om= 
mer  ju.  SBabrenb  beffen  tarn  1808 — 1809  eine  franj.  Öpern= 
unb  23alletgefellfd)aft  nad)  23.  unb  fpielte  bafelbfr  ben  @om= 
mer  über.  1810  gajrirten  Sfflanb  unb  bie  «£enbel=@d)ü# 
in  23.  unb  befonberß  ber  ©rflere  erregte  grofe  ©enfation. 
3n  bemfelben  3al)re  jlarb  ber  SDtitbirector  Nablet  in  ^)an= 
nooer  am  ©d)lagftuffe.    23alb  barauf  trat  aud)  ©d)ütte  »on 


Bremen  19 

ber  2>irection,  ber  er  abermals  groge  Opfer  gebrad&t  i>attef 
jurürf  unb  2>irector  25ietriAs  übernahm  1811  baS  Sweater  j 
it)m  folgte  ©firmer,  ber  burd)  £erabfe§en  ber  Eintrittss 
»reife  jiuar  für  ft'cfe  einen  guten  ©eminn  mad)te,  bie  Unter? 
netymung  aber  für  immer  Derbarb.  1812  übernahm  tyid>lev 
bas  bremer  Sweater  unb  fparte  feine  Soften,  baS  3nfritut 
ju  oerbeffern.  1816  gab  $)id)Jer  bie  2>irection  an  ©erb er 
ab,  bem  jebod)  fd)on  1817  9tingelf)arbt  folgte,  ber  2In= 
fangS  mit  ©erber  »ereint,  bann  aber  allein  baS  Sweater 
übernahm  unb  eS  bis  1820  mit  ©eroanbtljeit  unb  @ad)fennt= 
nif  führte.  Ein  23erfud),  bem  Sweater  burd)  einen  2Ictten= 
»erein  eine  fefrere  «Stellung  ju  geben,  mißlang,  Stingeltyarbt 
trat  jurüdf  unb  bie  ©efellfdmft  fpielte  einige  SDionate  in 
Bereinigung,  bis  ^pidjler  nod)  einmal  bas  SRuber  ergriff  unb 
bas  Sweater  gemeinfd)aftlid)  mit  Dr.  @d)ütte  als  Öberbirector 
bis  1823  führte.  2ln  feine  ©teile  trat  oon  3af)ll>aö  bis 
1825,  bann  folgte  fDtejjo,  ber  fd)on  einige  3eit  bei  ber  2)irec= 
tion  beteiligt  war,  ber  jeboä)  bie  5u^run9  "«•$  furjer  3ett 
roieber  ab^ab.  Eben  fo  Dorübergef)enb  mar  bie  SDirection  beS 
Dr.  JUinbtmortb.  unb  im  Sßinter  1S26  trat  ein  abermaliges 
9>rot>tforium  ein,  inbem  bie  ©efellfd&aft  auf  Teilung  fpielte; 
fpäter  übernahmen  tyilltoit}  unb  23etljmann  bie  ftüfyvima, 
beS  leefen  ©djiffeSj  0illiui§  trat  jebod)  fcf/on  1827  jurücf  unb 
23etf)mann  mar  nun  bi$  1831.  1830  Fjatte  ber  Eigentümer 
bes  ©d)aufvielf)aufeS,  Dr.  ©dbütte,  baffelbe  an  2>irector 
©ulfd)om,  gen.  23etb/mann,  für  7000  £f)lr.  unb  baS  ge= 
fammte  3n»entar  für  eine  Stfente  r>on  250  £f)lr.  »erfauft; 
©erber  übernahm  t>on  biefem  1832  baS  Sweater  unb  führte 
eö  biß  1834  ofme  ©lücf.  £>irector  2lnl)olb  folgte  tfmt  bis 
1837,  mo  er  fallirte.  «£ammermeifrer  unb  Eng  elf  en 
übernahmen  bie  £>irection,  öerjicfeteten  jebod)  fd)on  nad) 
4  2Bod)en  barauf,  fobalb  fte  bie  enormen  Safien  erfannten, 
bie  auf  bem  Sweater  rutyen.  ©eitbem  führte,  Slpril  1839, 
2>irector  9tottmeoer  bie  f  eineSwegs  beneibensroertfye 
SDirection  in  23.,  b,at  fte  aber  am  ©d)luffe  biefeS  SDtonats 
niebergelegt,  ba  oaS  tyubütum  gar  nid)tS  für  bie  Erb>l= 
tung  bee  £l)eaferS  tfjun  wollte,  unb  bie  SBerfjdltnifje  ftnb 
abermals  jerrüttet.  2)as  Sweater  öat  in  parterre,  2  Steigen 
Sogen,  ©perrff^en  unb  ©allerie  9taum  für  über  1000  3u= 
febauerj  bie  f>od>ftc  Einnahme  betragt  4U0  Xfyalex ,  bas 
Abonnement  im  äüinter  bis  1600  SEfjaler  monatlid),  2>as 
Örd)efrer  befielt  meifr  aus  bem  SWuftfAor  beS  f)anfeatifcf)en 
SinienbataillonS  unb  b>at  in  ber  legten  ^eit  burd)  bie  23e= 
rufung  beS  (Japellmeifrers  ©tegmatjer  üon  ßeipjig  einen 
bebeurenben  2Iuffd)mung  genommen.  £>ie  23ef>au»tung ,  baf 
23.  ein  Sweater  nid)t  unterhalten  fann,  bebarf  nad)  ber  !jifro= 
rifd)en  Darfteüung  n>ofjl  feines  nafjern  23emeifeSj  fann  man 

2* 


20  Brentano  Breslau 

audj  bem  tyublitum  «Sinn  unb  ©efdjmacf  nid)t  a&fpredjen 
unb  mu#  man  felbft  bie  23ereitwilligf  eit ,  baS  Sweater  ju 
unterftüijen ,  anerfennen,  fo  liegt  ber  ©runb  beS  9tuinS  für 
jebe  ADirection  in  .bem  Umftanbe,  baf  ft'e  ganj  ber  2Billfüf)r 
ber  ober  beS  (£igentf)ümerS  $reiS  gegeben  ftnb  unb  bte  üaften, 
bie  baburd)  bem  Sweater  aufgebürbet  werben,  nidjt  ju  er= 
(Zwingen  oermbgen.  (it.  E.) 

Brentano  (SlemenS  »on),  geb.  1777  ju  Jranffurt 
a.  Tl.,  feit  1822  9)iitglieb  ber  «Propaganba  in  9tom,  gegen= 
wärtig  abmedjfelnb  in  Stegensburg  unb  SDiündjen,  wo  er  ben 
farfafhfdjen  (£inft'ebler  fpielt.  23.  fddofl  ftd)  ber  SLenbenj 
ber  burd)  SEiecf,  SBarfenröber,  bie  beiben  ©djlegel  unb  2lnbere 
tnS  fieben  gerufenen  romantifdjen  Stiftung  an,  nid)t  ofme 
feine  prägnante  ©igentfjümlidir'eit  ju  wahren.  2lm  bekanntes 
ften  mürbe  er  burd)  bie  in  2Jerbinbung  mit  21.  oon  2lrnim 
herausgegebene  oortrefflidje  ©ammlung  beutfdjer  23olEslieber, 
meldte  unter  bem£itel:  beS  Änaben  SBunbertjorn,  in  3  23an= 
ben  (1806 — 1808)  erfcfjienen  ift;  ferner  burd)  feine  fdjbne, 
populär  geworbene  (Sr^äfylung  oom  braoen  JlaSpcrl  unb  bem 
fcfcönen  2lnnerl.  ©eine  bramat.  arbeiten,  wie  bae  @djau= 
fpiel:  bie  luftigen  3)iuftfanten  (1801),  unb  ba&  wunberlidje 
Drama:  23ictoria  unb  tf>re  ©efdjwifter  mit  fliegenber  §ah,ne 
unb  brennenber  i'unte  (1817),  fdjretten  weit  über  bie  (Sou= 
liffengeredjtigfeit  ber  23üf)ne  fyinaus;  fein  Suftfpiel:  ^once 
be  Ceon,  ift  inbef  ein  wafyrljafter  £ummelpla|  oon  origi= 
nellen  2Bt#fpielen  unb  fein  umfangreiche  bram.  ©ebidjt: 
■  bie  ©rünbung  oon  *prag,  ift,  obgleid)  formlos,  eine  mai)r= 
t)afte  ©djafjfammer  oon  grofjen  bram.,  wie  befonberS  lori= 
fdien  ©djönljeiten  unb  jedenfalls  ju  wenig  befannt  unb  an= 
errannt.  (H.  M.) 

Brescia  (£f)eaterftat.) ,  £auptftabt  ber  gleidjnamigen 
Delegation  im  «ftirdjenftaate  mit  30,000  ßinm.  323.  t)at  jioar 
ein  ©djaufpietyauS,  aber  feiten  i)ält  fidj  eine  ©efellfdjaft 
bort  auf  unb  wenn  ft'ct)  eine  bortbin  oerirrt,  fo  ift  es  ge= 
wbfmlid;  eine  ber  unbebeutenbften  Italiens. 

Breslau  (£h,eaterftat.),  £auptftabt  beS  preug.  £er= 
jogtfjumS  «getieften  mit  82,000  <kinw. ,  ©i£  ber  Regierung, 
einer  frequenten  Unioerfitat  unb  eines  blüljenben  ©en>erb= 
fleifeS.  &ür  M*  allgemeine  beutfdje  £l)eatergefd|id)te  l>at  33. 
eine  entfdjiebene  23ebeutung.  Gfs  ift  biefelbe  mit  ber  politi= 
feben  23ebeutung,  weifte  23.  im  15.  %at)Tp.  als  reicfcsftübtifdje 
SDJad)t  erreid)t  blatte,  einigermaßen  oerfnüpft.  ©in  lebenbiger 
SSerfeh,r,  ein  bebeutenbes  2Jolfsleben  boten  für  tas  £f)eater, 
wie  für  fiuftbarfeiten  aller  2lrt  einen  günftigen  23oben.  Die 
erfte  ©pur  eines  23oltSt^eaterS  ft'nbet  ft'd)  fdjon  1522.  <?S 
fanben,  wie  in  Nürnberg,  ftaiinafttöipiele  €tatt,  meift  bibli~~ 
fdjen  3nl?alts,  jum  ©intrittspreife  oon  6  gellem.    2Ber  ge= 


Breslau  21 

fpielt  i)abe,  ifl  nidjt  ju  ermitteln,  balb  ©dniler,  balb  Jpanb= 
werteburfdjen ,  fdmell  aber  erweiterte  fid>  biefe  SuftbarBeit  fo 
weit,  bap  nid)t  bloei  auf  einem  beflimmten  ©d?aupla§,  fon= 
bern  in  Käufern  gefpielt  mürbe,  woraus  bann  juweilen  )ei)X 
frivolem  ©eft'nbel  ein  ©ewinn  erroudjä.  Vergebenes  erläft 
ber  9)cagifrrat  ein  2>erbot  nad)  bem  anbern,  befonberö  gegen 
bie  fdjanbbaren  Jlomöbien ,  ba  man  ee  bei  ben  djrifllidien 
nidjt  bemenben  liep.  Vergebend  mürbe  1582  bem  >iprebigt= 
amte  bie  (Senfur  übertragen,  baä  Unmefen  fleigerte  ftd)  fort 
unb  fort.  Heber  bie  SSerfaffer  ber  aufgeführten  ©tücfe  ifl 
aud>  nur  Gnnjelnes  befannf.  <£e  beftanb  eine  SDceiflerfanger= 
orbnung  in  SB.,  ganj  nad)  nürnberger  SBeife,  worüber  fdjon 
9lbt  in  Sbunna  unb  £ermobe  (3eitfqrtft  oon  ©räter  1813, 
9cr.  11  ff.)  $lad)xid)t  gibt.  25er  bebeutenbfle  2>id)tex  biefer 
3unft  war  Slbam  sPufdnuann,  beffen  Äomöbie  oom  $)a= 
triardjen  3a?ob  1.583  aufgeführt  worben  unb  nod)  öortyanben 
ifl.  Stfud)  in  ben  ©»mnaften  fyatte  man  fdwn  gefpielt,  unb 
bie  proteflantifcf>en  erhielten  im  17.  %at)xt).r  als  bie  Sefuiten 
nad)  SB.  famen  unb  fef>r  pradjtoolle  lateinifdje  ©djaufpiele 
aufführten,  befonbere  SUufforberung  baju.  25er  SRector  (£lia£ 
SDtajor  lief?  104-2  im  (Jlifabetfyanifdjen  ©omnaftum  eine  be= 
meglidje  ©djaubülme  errieten  unb  ein  t>ermutf)lid)  nad)  £>  p  i  § '  6 
SlrgeniS  bearbeitetet  ©dmufpiel  gleidjes  Dtamenei  auffül)* 
ren.  2)a6  2ftagbalenengt)mnafium  tt)at  ein  ©leidjee,  £)pi#en$ 
Ssubitb,  warb  bafelbfl  gegeben.  Snbeffen  fehlte  e6  an  ©tüden, 
ein  3)cangel,  bem  junaajfr  Slnbreas  ©r»pf)iuö,  ber  nod) 
je§t  für  ben  SSater  bee  beutfdjen  ©djaufpiete  gilt,  abhalf. 
(£ö  ifl  anjuner;men,  bafj  jene  ©djaufpieltwrflellungen  auf 
feine  fdjriftflellerifdje  S^ätigfeit  anregenb  gewirt't  f)aben. 
©eine  ©ibeoniter  würben  1052  fünfmal,  feine  ftelicitaö 
1658  ftebenmal  gegeben.  2lud)  feine  übrigen  Srauerfpiele, 
tnebefonbere  fein  frerbenber  ^apinian,  erfreuten  fii)  gros 
fen  SBeifallö.  5luf  ©rüplüuö  folgte  25aniel  <£a$x>axi,  xoeU 
djen  bie  £iteraturgefd)id>te  alö  25aniel  Saöpar  Don  £of)en  = 
flein  fennt,  als  bram.  2)id)ter.  ©ein  3braf)im  SBaffa, 
ben  er  im  15.  3al>re  fdjrieb,  beweifet,  bap  er  ftcf)  ©rnpfjiuS 
jum  Sftufler  nafjm.  2lud)  nadjbem  er  alö  0ted)tögelel)rter 
einen  praftifdjen  SBirfungsfreiö  cor  ftd>  i)atte,  naljm  er  an 
ben  SSorflellungen  ber  ©tubenten  Sntereffe.  ©eine  2lgrip  = 
pina  unb  <2rpid)ariS  ftnb  1666  jwölfmal  aufgeführt  wor= 
ben.  25ie$  ifl  nad)  je^igen  2lnftd)ten  allerbings  fafl  un= 
fcegreiflidj,  ba  jene  ©tücfe  ooll  ^xveibeutiateitcn  ober  trielmefjr 
fdjmui^iger  ©d)ilberungen  ftnb,  bie  am  allerwenigflen  für  bie 
flubtrenbe  3ngenb  paßten  unb  je§t  bie  Genfur,  aud>  felbfl 
eineö  SBinf eltfteaterö ,  nid?t  pafftren  würben.  2)amalö  nun, 
nad)  ben  Stuefaocn  ber  3eitgenofjen,  fa^  man  bie  oorneb/mflen 
2eute  unter  ben  3ufdjauern,  bie  xeidjlid)  25ucaten  unb  l>arte 


22  Breslau 

"Zfyahx  in  bte  am  (Eingange  flebenben  23ecfen  warfen.  £>ie 
(Einnahme  belief  fid?  oft  auf  i)(M»  X()Ir.  2)atwn  würben  bie 
Slu&gaben  befrrttten.  2)er  iDidjter  erhielt  6  ftlberne  „Skcber" 
ju  1  9)carB,  jeber  Stuffefjer  einen  unb  jebe  ber  fpielenben 
''Perfonen  14  £bjr-  Sin  (Eiferern,  bie  eine  ^Pflanjfcbule  ber 
©ittenlofigBett  in  folgern  treiben  fafjen,  fehlte  ee  gleidjfallef 
nid)t,  and)  Bonnte  man  ifjnett  nia)t  ganj  llnredjt  geben. 
2)enn  wenn  aucb  bie  2Beiberrollen  Don  Sünglingen  gefpielt 
mürben,  fo  mürben  tod)  burd)  bie  im  £oh,enfrein'fcben  ©e= 
fcbmacf  begrünbeten  lüfternen  «Säuberungen,  &orftellungen 
unter  ber  3ugenb  tm  Umlauf  gefegt,  meldje  allen  cbriftlicben 
(Ermahnungen  unb  Sefyren  Jpcfyn  fpradjen.  2)iefe  ganje  9tid)= 
rung  beutfdjer  Literatur,  in  einer  blinben  sNacbabmung  beä 
2lu6länbifd)en  begrünbet,  ifr  oft  genug  gefdulbert  morben. 
©enug,  fte  ermeifet  ftd»  I)ter  alö  mit  öffentlichem  23eifalle 
beehrt.  9)cinber  oornebm  traten  bie  Sdjaufpiele  oon  Jpall  = 
mann  auf  (melcber  t>on  einem  Beitgenoffen  felbft  ber  Un  = 
gl üd? feiige  genannt  wirb),  jebod)  mar  befonberö  burdj  (Ein= 
webung  opernartiger  Slufjüge,  meiere  biefer  liebte,  ber  wiffen= 
fcbaftlicfee  <£t)arattev ,  ben  i'obenfrein  noeb,  feftjufjalten  gefugt 
fyatte,  ööllig  öerwtfdjt.  £>ie  33el)örbe  fteuerte  bem  ftrtenge= 
feierlichen  treiben,  unb  fo  mürben  benn  burd)  einen  gemiffen 
«Kretfcbmer  (1690)  fogenannte  Actus  geftiftet,  bie  Beine 
förmlicben  Jtomöbien  fein  burften,  fonbern  ftd)  auf  ©efpradje 
über  miffenfcbaftlicbe  ©egenfiänbe  befdjranBten.  SDer  erfre 
mar  üon  Sfjrifrian  ©ropbiuö  abgefaßt.  2)ie  ganje  £uft= 
barfeit  fanb  man  balb  langweilig  unb  oon  1719  an  näherte 
man  ft'd£>  ber  bram.  5orm  wieber.  25ie  Stectoren  bearbeiteten, 
fo  gut  fte  Bonnten,  f>tflorifdE>e  Stoffe.  £>ie  bram.  SJorftellun; 
gen  in  ben  protefrantifdjen  ©omnaft'en  l)aben  bi6  1783  *) 
fortgebauert.  2)ie  Sefuiten  batten  feit  ber  (£rrid)tung  ber 
Unwerfttat  ibre  Sdjaufpiele  fel)r  erweitert.  SDcan  tyat  fogar 
baö  Reiben  Sf)rifti  am  (Sbarfreitage  auf  öffentlicher  Strafe 
bargefrellt.  9cad)  bem  ftebenjabrigen  Äriege  fyatte  bie6  Un= 
wefen  jebod)  balb  ein  (Enbe,  obgleicb  bie  bram.  Uebungen  in 
bem  Batbol.  ©umnaftum  langer  als  in  ben  proteftantifeben 
fortgebauert  t)aben,  bis  im  19.  3al)rf).  öffentlicbe  JRebeübungen 
überall  an  beren  Stelle  getreten  finb.  JflJir  menben  uns  nun 
^ur  ©dulberung  beöjenigen  Xfyeatevwefenö ,  weldjeö  mit  ber 
Sdjule  in  Beinern  3ufammenh,ange  frebr,  mobei  benn  ft'cb  fo= 
gleicb  bie  SBemerBung  aufbringt,  baf  erft,  naebbem  baß  Jto= 
•  möbienfpiel  in  ben  Spulen  befdjranBt  worben  war,    für  bie 


*)  auf  bem  *Wogbafcnciigi)mnofiuin  mar  gicef  att  «primancr 
noä)  icfjr  mittfyätig  bei  braiiiat.  Stiftungen  unb  foH  fd;en  bainaU  ein 
bebeutenbe*  i)iiiitiid)Cb  ZaUnt  verraten  baben. 


Breslau  23 

bram.  Jlunfr  in  ibjer  öffentlichen  ^robuction  allgemeinere 
Slufmerffamteit  gewonnen  warb.  <i6  liegt  ein  feltfameö 
SOtipoerhältnifj  »or  3lugen,  tnbem  ju  berfelben  3eit  bie 
23efd>äftigung ,  bie  bei  «Schülern  nickte;  ©cfyimpfücfye^  f)<*tter 
bei  beuten,  beren  Sebensberuf  ft'e  auömacbte,  gerabeju  efjren« 
rührig  erfduen.  2Bir  »erliefen  baö  eigentliche  2Jolfeitf>eater 
bei  ben  ©pielen  ber  SDieifrerfänger.  2)iefelben  würben  bies 
jum  anfange  beö  breifigjafyrigen  Äriegee  in  sprioatfyäufern 
fortgefe^t.  2>ie  SJerbote  bee  SDtagiflrate  (feinen  nur  fo  viel 
gefruchtet  ju  fyaben,  baf?  bie  ftcb,  funbgebenbe  Neigung  beö 
SBolfä  für  tr)eatralifc^e  Unterhaltung  einer  geregelten  £>rb= 
nung  unterworfen  würbe.  Söian  gab  in  öffentlichen  ©ebcius 
ben,  bie  ju  ©pielen,  insbefonbere  23allfpielen  befrimmt  waren, 
tf)eatralifcf;e  ÜBcrfrellungen.  2>er  Name  23  all  bau  6  für  Xfyea* 
ter  fommt  fyunoert  3al?re  fpater  nod)  oor.  <£s  ifl  ganjlicb, 
unbekannt,  tva$  man  eigentlich  aufgeführt  fyabe  unb  nur  fo 
üiel  anjuneb,men,  baf?  bie  ©tücEe  »on  ©r»pf)ius  unb  beffen 
Nachfolgern  ben  gelehrten  ©Ovulen  bewahrt  blieben,  toie  fte 
benn  in  ir>rer  ft'djtbaren  23eredmung  auf  ©d)ulwei6^eit,  auf 
anbere  ale  ©dbulttyeater  nid>t  haften.  £)ie  ganje  ^oefie 
reorganifirte  ftct>  ja  in  £>eutfcblanb  nur  auf  wiffenfdjaftlicbem 
SBege,  um  eben  beetyalb  ft'cb  »om  2Bege  ber  Sßabrbeit  jule^t 
ganjlicb,  ju  oerirren.  25ie  hoffen  ber  JBolBtfyeater  jener  3eit 
ftnb  meiflenö  unbekannt  geblieben  unb  erffc  ber  fpätere  St)rt  = 
ftian  SBetfe  in  Zittau  bemühte  ftcb,  ben  2*0116=  unb  ©cr;ul= 
gefcbmad?  ju  oerföfynen.  ©in  gewiffer  Sfaaf  23ion  erbaute 
nun  IÜ77  in  ber  Neuftabt  ein  gröperes  fogenannteö  23allbatt6, 
worin  man  23all  fct)lug,  Neitübungen  trieb  unb  aucb  .Kontos 
bie  fpielte.  £>ie  SEruppe  be&  SWagifter  2Jeltl>eim  fanb  fid? 
ein,  welche  befanntlicb  bie  anfränbigfre  in  2)eutfcb,lanb  war, 
unb  »tele  <&tüde  oon  SDcolicre  unb  (Sorneille  aufführte.  2Jelt= 
beim  befugte  23.  nacbft  Nürnberg  unb  Seipjig  am  meifren. 
$la<t)  feinem  SEobe  begrünbete  ber  «Sdiaufp.  <£lenbfof>n  eine 
neue  SEruppe,  bie  enblidj  ba$  früher  »on  5ßeltf)eim  befeffene 
faa)ftfd)  s  polnifdje  Privilegium  an  ftdj  rip\  23.,  feiner  Sage 
jwifcben  ©adjfen  unb  $)olen  fjalber  fefyr  bequem,  erfreute  ftd) 
ibrer  fjauftgen  ©egenwart.  25ie  2Bitwe  Grlenbfobns  fyeixatyete 
einen  gewiffen  <£aa<f,  früheren  23arbier  aus  SDreöben,  je§t 
tüchtigen  Äomifer.  SDie  Jpaaä'föe  ©efellfc&aft  fanb  ftd)  oom 
Slnfange  be$  18.  Saf>rb.  bis  1724  jeben  SQBtnter  in  23.  ein. 
9la<b,  ^aacfö  SEobe  warb  bie  SEruppe  oon  einem  SUcagifrer 
J^offmann  geleitet.  £>ie  ©tüdfe,  welche  bie  facbftfcb  =  polnis 
fcb,en  ^offombbianten  gegeben,  waren  meifr  ^aupts  unb 
©taateactionenj  aua)  ©puren  ber  Oper  jeigen  ft'cb,  wenn 
man  anberö  ein  wunberlid>e6  ©emifcb  »on  SEanj  unb  ©es 
fang,  allegorifdjen  %ia.uxen  unb  23uffonerien  alfo  nennen  will. 
£)ie  %itel  lauten  j.  23.:    2Sermäl;lung  beö  Ijelbenmüt^igen 


24  Breslau 

9>rinjen  $)erfeug   mit   ber   burrf)laucf;tia,en  $)rinjefftn  2Inbro= 
nteba,  ober:   23elof)nung  ber  &ugenb  in  ber  "perfen  ber  3fa= 
bella  oon  Gafrilten.    ©emöfmlid)  würbe  ein  muftfal.  tyvolo$ 
ober  ^Jajrorell  unb  baratif  eine  melobram.  QIction,  welche  ein 
Salier  befcblof,    aufgeführt.     Die   33orfrelIung    begann  um 
4  Uf)r.    3m  December  1724  befd)loffen  bic  faa)f.  poln.  £of= 
fomöbianten  mit  ber  ^»auptaction:  l'entuluö,  ttjre  23orflellun= 
gen   in  23.    9Jcan    war   ber  rollen  ©efellfd)aft  mübe.     Die 
5Bornef)meren    Ratten    ft'dj  läng  fr  feinere  (£rgb£licr;t'eiten  ge= 
(Raffen,    benn   bie  frarfe  23erbinbung   mit  ÜBien    fyattt   fte, 
iefonberö  in  33e$ug  auf  SEonfunfr,   23efTere$  fennen   gelehrt. 
SDcan   trieb  Diel  iral.  SÄuft?.    Der  3af)lreicfye   unb  fet>r  be= 
gitterte  fdjleft'fcfye  Vilbel  war  mithin  jur  (£rricf)tung  einer  ital. 
£)per,   fobalb   ft'cf;    ©elegenfjett   baju   seigre,    fefjr   geneigt, 
©ine  foldfye  fjarfe  ber  ©raf  oon  ©porcf,  börjmifdjer  <&tatt: 
kalter,   in  bem  23abeorte  Aucfutf  (jeijt  baei  «Äocfsbab)  etnge= 
rietet.     Srgenb    ein    einflufreidjer  fcbleftfcber   CEaoalier   lub 
fciefe  Cperngefellfcfcaft  ein,  nad)  33.  ju  fommen,  mo  mir  fte 
Slnfange  1723,  balb  nad)bem  bie  .^aacf'fc^e  Gruppe  abgejogen 
mar,   erbliden.    Der  SDiagiftrat  lief  bat  alte  23allf)aut>  neu 
becoriren.    Der  3taum  mar  eng,  bodj  richtete  ber  3)cafc6Jnen= 
meifrer  23ernarbo  (S  anale   ein   netteö  £f>eater   barin   ein. 
Der  3mpreJTarto  fjief  Slnton  9)laria  ^)erujji.    Die  ©e= 
fellfcfcaft  befianb  aus  12  Q)erfonenj    bat  £ra>efier  mar  18 — 
20  ^)erfonen,    fafl   lauter  «getiefter,    ftart  unb  mürbe   oon 
Qiottlieb  Xxeu  (gemöfjnlicb,  Rebele  genannt,  ber  oon  1095 
— 1749  lebte)  trefflieb,  birigirt.    Die  &orfrellungen  begannen 
mit  einer  Oper  oon  23ioni:  Orlando  furioso,  am  2.  ^Pftngfr= 
tage  1725,   unb  gmar  unter  allgemeinem  Seifall.    Der  s2lbel 
nahm  bie  neue   Suftbarfeit  in  ©dju^j    bie  Xextbüd>ex  ft'nb 
ein}elnen  (Saoalieren  in   bemütfjigen  SBorten  jugeeignet  unb 
gewähren  in  ber  beigefügten  beutfwen  Ueberfe^ung  einen  fo= 
mifdien  (Sinbrucf,    ber  bem  meifr  ernfren  3nf)alt  oft  miber= 
fpricbt.    Snbeffen  ijr   feljr  cfyarafterifrifd) ,    baf   ber  23ürger= 
franb  biee  auelänbifcbe  SBefen  fetjr  gering  fdid^te,    mäljrenb 
bie  alten  ^Joffenreifereien  in   ben  ^of=  unb  ©taateactionen 
tl)n  amuft'rt  Ratten.    I)ie  ©efellfdjaft  oerfcbmäl)te   e$   nidjt, 
in  ben  ©trafen  fjerumjujicben  unb  in  einem  Slufjuge  trgenb 
ein  mefentlid}ee  ©tücf  Decorationen  f)erumjutragen,  um  jum 
23efudje  anjulocfen.    Dergleichen  mar   nun  ben  'proteftanten 
oft  jum  Qlerger,  meld)e  bamale  mit  ben  JUtfjolifen  in  r>efti= 
ger  ©pannung  lebten,   bal)er  bie  £per  auf  bie  Unterflü^ung 
oon    20  —  30  (Saoalieren    befcbrdnft   blieb,     ©ie  fjatte,    fo 
gldnjenb  fte  mar  unb  fo  meit  if>r  9tuf  ftcb  oerbreitete,    feine 
ool!6tl)ümlidje  23ebeutung.    (£6  mürben  1725  oier,  1726  ad?t, 
1727  oier  neue  Dpern  aufgeführt.    Die  Sermaltung  beö  gan= 
jen  3nftitut£  mar  mangelhaft,    man  fjatte  mit  Mangel  ju 


Breslau  26 

fdmpfen.  ^erujjj  war  nach  3ahre$frift  banFerott  unb  ging 
nach  Stöln.  2>er  ndchfte  Smpreffario  t)ie%  SBuffin,  ber 
ben  (Sapellmeifrer  23 tont  felbft  nach  23.  braute  (1726).  2)ie= 
fer,  ein  fef>r  beliebter  (Somponifr,  ber  fehr  fchnell  fdjrieb,  fing 
fogleich  Kabalen  an.  Sreu  warb  »erbringt.  9lid)t$  befio 
weniger  war  SBufftn  unb  auch  nodj  ein  Nachfolger  beffelben, 
23urigotti  (1729),  nicht  glücklicher  alß  ber  erjle  3mpreffa= 
rio.  man  fe^te  bie  Opern  auö  SDiuft'fflücfen  aller  möglichen 
(Semponifren  $ufammen,  man  legte  £anje  ein  unb  3wifchen= 
fpiele,  ohne  baburch  baß  ©anje  erhalten  ju  fcnnen.  (£in 
^Ijeatermaler  ^)antaleoni  »erführe  ftch  eben  fo  unglücf= 
lieb,  unb  Der  (Sapellmetfrer  23ioni  übernahm  baher  1731  felbft 
ba$  Unternehmen  unb  erhielt  eß  biß  1734.  Stach,  gafrnacht 
biefeö  3abreö  warb  mit  Orlando  furioso,  womit  t>or  9  3ar)= 
ren  ber  2lnfang  gemalt  worben  war,  bie  ital.  Oper  in  @djle= 
ften  für  immer  gefcbloffen.  Ueberft'eht  man  bie  Reihenfolge 
ber  Seiftungen,  fo  ft'nb  binnen  9  Sauren  unter  fünf  t>erfchie= 
benen  xjmpreffarien  im  ©anjen  41  oerfdjiebene  Opern  gege= 
ben  würben,  oon  benen  bei  weitem  ber  größte  2#eil  für  23. 
componirt  worben.  Sieben  ben  Stalienern  fpielten  auch  beut= 
fche  Äomöbianten.  Stach  ber  preuf.  Occupation  ©chleft'enö 
erfcbien  bie  ©chönemann'fche  Gruppe,  bie  (1740  geftiftet) 
in  Hamburg  angefangen  hatte  unb  baß  preuf.  Privilegium 
erhielt.  23ei  biefer  Gruppe  befanb  ft'ch  <Sdi)of,  ©tar!e 
(ein  geb.  23re6lauer)  unb  «ftrüger,  noch  \e§t  alß  bram.  25tdt>= 
ter  genannt.  Mehrere  ©tücfe  beffelben  traten  juerft  in  23. 
l>ert>or.  ©cbbnemann  gab  fehr  viele  t>on  ihm  felbft  aus  bem 
grranjöft'fchen  überfeine  ©tücfe,  unb  oerf chwinbet  17.50  auß 
23.,  weil  et  baß  preufj.  ^riöilegium  oerlor.  2)ie  2l<fer  = 
mann'fche  unb  ©  ch  u  ch '  f  cb  e  Gruppe  fanben  ft'ch  ein. 
©chuch  gab  noch  viele  hoffen  mit  «£arleiin,  improoift'rte  auch 
<S>tiide,  unb  errang  17j.5  baß  Öeneralprioilegium  al£  Äomö= 
bienmeifter  für  alle  bebeutenben  Qtäbte  im  preuf?.  <Staatc. 
<?r  fpielte  in  23erlin,  23.,  Äönigöberg ,  Stettin,  SJtagbeburg 
wahrenb  beß  ganzen  ft'ebenjahrigen  Äriegö.  23.  galt  für  einen 
ungleich  günfrigeren  $pia£  für  beutfcbe6  ©djaufpiel,  alß  3.  23. 
S3erlin,  wo  bie  franj.  ©cfjaufpiele  unb  bie  ital.  Oper  tro§ 
Sefft'ngö  23emühungen  ben  beutfchen  23orffelIungen  l)ixibexlid) 
im  23kge  franben.  23ei  ber  ©cbuch'fchen  ©efellfcbaft  befans 
ben  ft'ch  tüchtige  SJtitglieber ,  j.  23.  23  r  an  be6j  ©chudh  felbft 
war  namentlich  ein  gefchidPter  Smproöifator.  2Bährenb  bei 
ber  ©chönemann'fchen  Gruppe  baß  franj.  Clement  t>errfct)ter 
hielt  ©dEjuch  ftch  mehr  an  ben  ©efchmacf  ber  ital.  23uffone= 
rien.  ©in  2lnfang  jur  ^heaterfrttij  wirb  auch  fchon  gemacht 
in  ©cbwarjen  bergers  23riefen  über  bie  beutfche  @chau= 
•  büfme  (1769).  granj  ©chucb  ftarb  1763  ju  ftxantfuxt  a.  b. 
£>.,  fein  ©ohn  fe^te  baß  2Berl  bee  Siaterö  biß  1771,  wo 


26  Breslau 

aucb,  er  ftarb,  fort.  gür  bie  SEfjeater^efdjtc^te  23.6  hatte  gran*, 
©d-ucb,  burcb  bie  (Erwerbung  bee  in  ber  Safd'engafTe  belebe: 
nen  Kaufes:  3ur  falten  Sifcfje,  weites  er  jum  ÜEbeater  ein* 
gerietet  r)atte,  t>iel  getban.  %ll&  feine  £ruppe  »erwaifr  war, 
bemächtigte  ft'cb  ber  einträglichen  breelautfaVn  (Sonceffton, 
welche  177;)  jum  preuf.  ^rioilegium  würbe,  gran;,  2Bäfer 
aus  Bresben,  ber  bat>  Theater  177*2  übernahm,  (£r  be= 
fcbränfte  ft'ch  nur  auf  ©Rieften  unb  fpielte  ben  ganjen  2Bin= 
ter  über  in  23.  35er  SÜitme  ©cbucb  jatylte  er  für  ba$  oon 
if>r  erworbene  Aombbienhauß  •23(51)  y?tf)Ir.  25ie  2Bäferfcf;e 
SEruppe  war  im  ©anjen  nur  mittelmäfig.  (&s  gebt  bieß  aus 
bem  t>on  ©treit  in  23.  bei  ihrem  hieft'gen  auftreten  177*2 
begrünbeten  tbeatralifcben  2Öocbenblatt  tjercor.  25er  25irector 
jrarb  17S1  unb  überlief  feiner  SBitme,  geb.  ©cbmibtfcbei-- 
ber,  bag  im  ©anjen  fehr  einträgliche  Unternehmen.  25as 
IXbeatergebäube  warb  ju  flein  befunben  unb  baber  im  ©om= 
mer  1782  abgetragen,  an  berfelben  ©teile  aber  ein  neues 
nach  2angban$  (beö  (Erbauers  be&  branbenburger  £boree  in 
23erlin)  $>lane  erbaut,  baö  am  26.  25ec.  17S2  mit  23abo'ö 
SErauerfpiele :  £5ba,  bie  grau  »on  ^xoei  Scannern,  eingeweiht 
würbe,  unb  welches  in  biefem  Slugenblicfe  noch  freist.  25a= 
male  fanb  man  biee  ©ebäube  Dortrefflidj.  <ie  mifjt  ber 
JHaum  für  bie  3ufcf-auer  2<>S8  Cluabratfufj  unb  etwa  80(1 
5)erfonen  f*aben  barin  ^la^.  25ie  23üf*ne  ifr  nur  20  gufj 
bod?  unb  28  breit,  aber  45  tief.  9lad>  heutigen  Slnft'cbten 
tft  bas  ©ebäube  ein  b,öcbfr  unbequemer  Slufenttyalt ,  unb  ba 
bie  <&tabt  über  30,000  Gnnm.  mebr  jäblt  als  bamate,  je§t 
cntfdneben  ju  flein.  25ie  bebeutenbften  bramat.  Äünfrler 
25eutfcf)lanbg  b,abexi  gleichwohl  in  biefem  mangelhaften  Jpaufe 
tbeile  als  angepeilte  SDlitglieber,  tr>eile  als  ©äfre  heb  probucirr. 
25ie  fcbleftfd-en  ^rocinjialblätter,  r>on  ©treit  178.5  begrünbet, 
liefern  eine  jiemlicb  genaue  Ueberft'd-t  beffen,  xvaö  bamals  in 
tb,eatralifcber  £inftcr;t  geleitet  würbe.  25a6  JRepertoir  ifr  fehr 
mannigfaltig.  2llle  clafftfeben  beutfeben  ©fücfe  würben  ge= 
geben  (j.  23.  bie  9täuber  unb  Äabale  unb  i'iebe,  fa)on  178.5), 
boeb,  aber  auch  fef>r  »tele  23urleefen.  25ie  heroifebe  (ital.) 
Oper  unb  bie  Operette,  bie  23re$ner'fd)en,  3ünger'fd-en,  3ff- 
lanb'fdjen  ©tücfe  wecbfeln  ab.  Unter  ben  ©cbaufp.  glänjte 
fcefonbers  ©cbmelj,  ben  febon  Cefftng  bewunberi  blatte,  Jperr 
unb  SDcab.  211  eri,  bie  ©änger  kartelliert  unb  grau, 
SJeltbeim  unb  grau;  boeb  fanb  faft  jäf-rlicb  bebeutenber 
SBecbfel  ®tatt.  ^injelne  ©peculationen  würben  fet>r  gemif= 
billigt,  j.  23.  bie  (Jrricbrung  eines  Ainbertf-eaferö.  25ie  Äri= 
tifen  hatten  einen  ernfren,  aber  entfebiebenen  £on.  ©treit 
befonbers  übte  bic$  2lmt  mit  2Bürbe.  25er  ©cbaufpielerflant 
warb  Weber  mit  ©eringfebä^ung  bebanbelt,  noeb,  oergöttert. 
25as  3ntereffe  am  SEbeater  war  aber  allgemein  unb  lebenbig. 


Breslau  27 

2lllmäf)lid)  warb  bas  Regiment  ber  grau  SEBäfer  jebodj  ©e= 
genflanb  heftiger  Slnfeinbungen;  ft'e  mar  eine  tüchtige  Sd>au= 
fpielerin,  war  aber  heftigen  Ceibenfdjaften  untertfyan,  meldje 
ft'e  abhängig  oon  il)ren  ©ünfilingen  mad)te.  So  entfianb  ein 
Sdjroanten  ber  äJermaltung,  baS  enblid)  einen  heftigen  \xte- 
rarifd)en  Streit  erjeugte.  Die  alten  Vorwürfe,  ba$  §rau 
SÖäfer  nur  ibjen  ©elooortljeil  im  2luge  f)A&£>  Ratten  nod> 
lange  fruchtlos  ftd)  miebertjolt,  wenn  nidjt  eine  $)rit>atfad)e 
auf  bie  öffentliche  s2lngelegent)eit  gemirft  l)ätte.  Der  ^ro= 
feffor  ^einrid),  bamals  Vefjrer  am  SDiagbalenäum,  ein  ein= 
ftdjtiger,  aber  heftiger  SSKann,  befaßte  bie  Sd)aufpielerin 
SDiab.  Die  frei,  meldje  mit  ber  Directrice  in  5einbfd>aft 
lebte.  (£r  griff  Segtere  fet)r  t)eftig  in  bem  23ertudVfd)en 
Sournal  für  £urus  unb  3ftofce  (179?;  unb  in  ben  fdjleftfdjen 
$>roöinjialblättern  an.  Dies  erzeugte  £ärm  über  £ärm.  (£s 
bildeten  ftd)  ^artbeien,  man  pfiff  unb  pod)te  im  parterre, 
of)ne  recfct  ju  miffen  marum.  9)ian  mollte  bie  SBafer  los 
fein,  unb  baS  ©efdiicf  fam  allen  äBünfdjen  juoor,  inbem 
biefe  fd>nell  fiarb,  baS  fd)left'fd)e  Stjeaterprioilegium  aber  fo= 
mit  fd>neü  erlebigt  mürbe.  9cun  münfd>ten  alle  <£inftd)tigen 
baS  Sweater  jum  9cationaltl>eater  erhoben  ju  fetjen.  ©S  bil= 
bete  ftd)  ein  Serein  oon  Slctionatren  unter  bem  fpeciellen 
Sdm£e  beS  (SioilgouperneurS  ber  ^rooinj,  SOitnifrer  Jpopm. 
Diefer  herein  übernahm  1797  bas  £f)eater  t>on  ben  3Bafer= 
fd)en  Grrben  für  12,350  Sttbjr.  (ber  ganje  2lcttenfonb  betrug 
nur  lti,OUO  3itf)lr.),  unb  eS  roarb  nun  mittel)}  fbnigl.  23e= 
flätigung  priöilegirteS  breslauifdjes  Sweater.  Das  ©ebaube 
beburfte  eines  Umbaues  im  3nnern,  Der  im  «September  179S 
oollenbet  marb.  3um  0iegiffeur  marb  ber  braoe  Sdjaufp. 
Sd)olj,  jum  Dramaturgen  ^rofeffor  Jp einrieb,  ernannt. 
2)ie  <£intueif)ung  erfolgte  am  9.  Sept.  9ln  biefem  (srreigniffe 
nafjm  man  überall  s2lntt)eil.  Sfflanbs  Sllmanad)  enthalt  burd> 
eine  Steige  »on  3at)ren  fjinreicfienbe  SSemeife,  in  meinem  2ln= 
fe^en  bie  breslauer  23übnc  flanb,  auf  melcber  Sfflanb,  glecf, 
€jed)ti§fo,  bie  Schief  u.  23etf>mann  u.  f.  m.  mieberljolentlid) 
unb  gern  gafiirten.  .^einrieb,  gab  fein  2lmt  fd)on  1801  ab  5 
nad)  it)m  Ijaben  befonberS  jmei  »erbiente  ÜSJcänner  als  Direc= 
toren  mel  geleijret,  namlicb,  ber  SJiegierungsratb,  Streit  unb 
ber  ^rofeffor  Sti)Dbe.  tfe^terer  mar  ein  Dramaturg  ber 
erfren  ©attung,  ber  bie  Sdjaufp.  für  itjre  Äunfr  ju  begeifrern 
oerflanb.  lieber  bem  b^b^eren  ©eftd)tSpunfte  uberfa^  er  baS 
^)raftifd)e  nie  unb  unter  fetner  Ceitung  genof  baS  Sweater 
eine  33lütf)e,  beren  ftd?  nod)  je§t  Aünjtler,  mie  j.  33.  2lnfd)ü^ 
in  SBien,  mit  5r^u°£«  erinnern,  ©leiten  <£ifer  entmidelte 
ber  oielfeitig  gebilbete  Streit,  mit  meinem  üti)obe  in  jenem 
Slmt  mehrmals  abmed)felte.  Slufer.  biefen  fyaben  um  bie 
Directton  ber  23üf)ne  ftd)  mehrere  Äunftfreunbe  oerbient  ge= 


!>;;  Breslau 

mad>t,  als  23aurath,  Cangtyans  unb  geh,.  JRatf)  £etnf"e  in 
ben  legten  3af>ten  ber  2iermaltung  burdj   ben  Sktienoerein. 
211S  Styobe  mit  einem  ©efjalt  t>on  800  «Rtfjlr.  fein  2lmt  be= 
gann   (1804),    Ratten  ftdb,   audb,    gegen   bie  23ermaltung  ber 
2letionaire  bereite  Diele  ©timmen  erhoben.    3n  einer  23ro= 
fdbüre:    an  ben  ©dfyatten  ber  Tlab,  SBäfer,   mürbe  baS  <2rr= 
gebnif  ber  »eranberten  SEfyeaterbirection  als  ein  gar  fümmers 
liebes   bargeftellt.     2lua?  er  fjatte  ft'dj  mit  Sßiberfacbern  ju 
plagen,   bie  befonbers  in  bem  ju  jeber  2polemi?  immer  bereis 
ten  Dr.  ©rattenauer  (geft.  1838)  ifjren  2Jorr"ämpfer  fa^en. 
<£r  begrünbete  eine  oon  Aapf  herausgegebene  2Bod)enfd)rift : 
SGBöcbentUdje  Sfjeaternaa^ria^ten  aus  33.  (180.3),  bie  bis  1810 
fortging.    SDas  traurige  Satyr  1800  mirfte  in  allen  2krgnü= 
gungsangelegenbeiten  ^emmenb,    jeborfj   warb,    nad)bem  bie 
gran^ofen  1807  23.  genommen  batten,  eine  für  Sujtbarfeiten 
befto  empfanglidbere  ©timmung  ftdjtbar.     Snbeffen  mar  ju 
fparen,  SWotf).    ÜStan  befrfjlog  SKbobe's  ©teile  einrieben  unb 
bie  ©djaufp.  auf  falben  ©olb  ju  fe^en.    9tt)obe  ging  febon 
3U  2lnfang  1807  ab,  nadjbem  er  in  einer  ©dbrift  bie  &beater= 
t>erf>altniffe  flar  auseinanber  gefegt  blatte,    ©pater  übernahm 
er  aus  ©treits  Rauben  bie  Seitung  nod)  einmal  (1813  —  10). 
35as  allgemeine  Unglücf  ber   3eit  fyatte  bie  Slctionaire  ge= 
jungen,  eine  ©cfeulbenmaffe  t>on  12,000  JRtfjlr.  ju  contrafyiren. 
<£"injelne  Sfjeaterfreunbe  Ralfen  burdb,  23orfd)üffe  unb  JRbobe 
fleigerte  bureb  feine  Gnnft'cbt  bie  (Sinnafymen ,  bie  1814  gegen 
43,000,    1815  gegen  45,000,    1816  gegen  53,000  «Rtf)lr.  be- 
trugen.    2JUerbings  ft'etjt  man  in  bem  2krbaltniffe  ber  2luS= 
gaben  auä)  bie  »ermetyrten  2lnfprücr;e   beS  ^publihtme,    bie 
befonbers  ber  Oper  gelten.    Severe   wollte  man  aud)  1813 
ganj  abfdjaffen,  roas  ftcb  aber  mit  bem  breslauifdjen  $)ritnle= 
gium,  bas  taglicbe  2SorftelIung  alö  23ebingung  forbert,  nidjt 
»ertrug.    2)ie  Oper  mar  feit  1800  immer  mel>r  ausgebetynt 
morben.    £>ie  alten  Operetten  oon  25ittersborf  u.  f.  m.  maa> 
ten  allen  clafjtfdjen  neuern  SBerfen   ^Pla*.    25on  1800  bis 
1804  i)atte  <£bell,  oon  ba  bie  1800  <£.  W.  »on  SEBeber, 
oon   ba  an  23  i  er  et»   fte  birigirt.     ©änger,    wie  JfLaibel, 
$afer,  9t aber;   ©angerinnen,  roie  bie  23ürbe  (geb.  QiU 
ler),   bie  ©cbüler  unb  ©tod?  gierten  bie  breslauifcbe  ©per. 
<ke  ifr  nia)t  möglieb,  auf  bie  Talente  bes  ©djaufpiels  näl)er 
einzugeben,  unb  juläffig,  auf  ben  3fflanb'fd>en  Qllmanad)  in 
biefer  Jpinftcbt  ju  »errcetfen.     1809  tarn  ber  geniale   25  e  = 
Orient  nacb,  23.,  ber  tyier  feine  fcbbnfre  23lütben^eit  »erlebte, 
bie  Sfflanb  ibn  1814  nad)  23erlin  entführte.    2lua>  bie  Sii  = 
litfdjg»,  fpatere  SDiab.  ©djulj,  marb  eben  baf>in  gerufen. 
®e  ifr  bann  immer  fo  gegangen,    ba$  23.  als  eine  yflan?,= 
fdmle  für  beutfdjeS  2)rama  betrautet  mürbe,  melaje  tf>re  ent= 
mtdcelten  ftrüdjte  »on  bem  2luslanbe,  baef  fte  beffer  belohnte, 


«Rt&lr 


■  >Kfhlr.  ' 


Breslau  29 

bann  genoffen  faf).  (Erinnern  n>ir  an  bie  Seit  bi$  1824,  wo 
9lnfcpü$  u  b  ftrau  (ber  je£t  berühmte  ©eibelmann  war 
nocb  9tnfäm  'itelfa,    ©tamin$£t)  u.  9t.  in  93. 

glanjten.  $>ie  Oper  t^atte  jumal  an  9S)iofeunu$  unb  beffen 
grau  bie  trefflicbfren  @tü§en.  25iele  Äünfrler ,  bie  biö  ju  ber 
3eit,  wo  ber  9lctient>erem  btc  felbftftänbige  Verwaltung  be$ 
©anjen  aufgab,  ^ter  wirften,  leben  nodr)  in  Seutfcblanb  jer= 
frreut  unb  erinnern  ft'cb  banfbar  einer  3eit,  wo  tnöbefonbere 
buxd)  Stfycbe'ö  <£inwirfung  ein  fefreö  3ufammenfpiel  unb  ein 
guter  ©eifr  in  ben  Verkeilungen  waltete.  25ie  bebeutenbfren 
beutfdfyen  Äünftler  gafhrten  mit  vielem  2Sortf>ette  in  93.  2ßir 
nennen  nur  beifpielsweife  bie  ©gröber,  (Sampi,  ben  ©dn= 
ger  ©erflacfer  u.  91.  2Ba3  bie  Äritif  betrifft,  fo  l)atte  feit 
1810  ettoa  Äart  (Schall,  ber  nie  in  amtlicher  93erbinbung 
jum  Sweater  ftanb,  freilieb  oft  aneb  oerniebtenb ,  bodj  an= 
regenb  gewirft,  unb  ttyat  bieö  feit  1820,  wo  er  bie  breeilauer 
3eitung  begrünbete,  mit  boppeltem  <£ifer.  9lucb  für  bram. 
Literatur  erwies  ba6  £r)eater  fta>  förberlicb.  £>ie  ©tücfe  oon 
©cbaü,  »an  ber  23elbe,  JÄubolpb  »om  93erge  (baö 
Jpaue  93arcelIona) ,  oon  ^oltei  würben  bnxa)  baffelbe  an= 
geregt  ober  ins  Ceben  gerufen,  ©cbaufpiele,  wie  3.  93.  Äletflß 
3>rinj  griebrieb  »on  Jpomburg,  ftnb  an  wenigen  Orten  in 
foldjer  9Jollenbung  al6  in  93.  gegeben  worben.  tiefer  glor 
bauerte  bi$  etwa  1824.  <£&  berrfcfyte  ein  allgemeine^  leben= 
bigeö  Sntereffe  für  bie  93üfme.  Sie  ©cbaufp.  füllten  ft'cb 
bureb  baffelbe  gehoben,  unb  wenn  etwaige  9lu6falle  ber  (£in= 
nahmen  burdj  woblbabenbe  Sb^terfreunbe  gebeeft  würben, 
fo  jeugt  biefe  SEöatfacbe  nur  für  bie  93ebeutung,  welfye  man 
bem  £beaterinfritute  jugeflanb.  3n  biefer  Jpinft'cbt  l>at  fta) 
in  gatvj  2)eutfcbtanb  oiel  gednbert.  25ie  Äfagen  be$  Sweaters 
birectorö  in  ®ött)e'&  ^aufl  ftnb  je§t  jebnfacb  gereebtfertigt. 
^u  9lnfange  1823  waren  in  bem  23erwaltungeau£fcbufi  ber 
93ül)ne  b^fttge  ©treitigfeiten  auögebrocben.  25er  «Rafft'rer 
batte  am  meifren  Älage  ju  führen.  Sftan  fab  bie  ©cbulben 
ft'cb  mebren  unb  mafj  immer  bem  testen  SMrector  bie  ©djulb 
bei  üDie  greube  an  ber  ©acbe  würbe  ben  bamit  93etafreten 
nod?  burd)  einen  b^ftigen  öffentlichen  £arm  »erbittert.  (S.  o. 
J&ottei,  bamal6  £be«*terfecretdr ,  l)atte  bie  reijenbe  Couife 
£Rogee,  eine  mit  9tecbt  allbeliebte  ©cbaufp.,  gebeiratbet. 
<Jr  oerfeinbete  ft'cb  wegen  einiger  9trrangement6  mit  ben 
©djaufp.  unb  erhielt  feine  (E'ntlajfung ,  was  ben  feine^wegö 
bejwecften  9tbgang  feiner  grau  nacb  ft'cb  jog.  X>ie6  oeran= 
lafte  neue  93ef<bulbigungen  gegen  bie  25irectton,  welcbe,  ba 
baö  neuerriebtete  föntgfrabter  Xfyeatex  mebrere  tücbttge  $Rit= 
glieber  entzog,  obnebieß  Urfacbe  jum  Slerbruß  batte.  2)ie 
f'nanjielle  Ärift'^  fam  baju,  genug,  ba$  Xfyeatex  warb  oers 
paßtet  unb  ifl  feitbem  in  biefer  untergeorbneten  ©tetlung 


50  Breslau 

geblieben,  nadfobem  es  35  Safjre   lang  ben  (£l)arafter  eines 
freien  JtunfrinfHtutS   behauptet  f>atte.    2lm   1.  Januar  1824 
begann  bie  ^acbtjeit  beS  (Sapellmeifrers  ©.  93.  25  i  er  et),  con* 
tractlicb,  auf  10  $at)v,  woraus  aber  nur  5  würben.    <£s  ftellte 
ft'd)  balb  heraus,  baf  23iere»,  ein  ftrenger  2Birtb,  23efd)rän= 
Jung  in  ben  ausgaben  oor  SlUem  bejmecEte,   jumal   ba  er 
2400  JRtf)Ir.  tyad)t  ju  jaulen  f)atte.    23alb  gingen  bie  bebeu* 
renbfren  ber  Sftitglieber,  meldte  er  übernommen,  ab$  nament= 
li*   23ecfmann,   £>ittmarfd>,    äBagner,    SDfofemius, 
©cbmelfa,    ©tamtnSr"».    23on  allen  ©eiten   erhoben  ftdj 
un^ufriebene  Stimmen.    2ln  ber  ©pi§e  berfelben  flanb  ©cr/aü, 
ber  in  §olge  feiner  rjeffigen,    ja  öernid)fenben  Singriffe  in 
einen    benfwürbigen  Snjurienprojef?    mit   23ieren    oerwtcfelt 
mürbe.    SOtan  fann  nid)t  laugnen,  baf»  23iereo  ebenfalls  tüd)= 
tige  Äünfiler  nad)  23.  30g,  als  <£aad?e,  $aa$,  ÜDiab.  §iU 
bebran-b,    Döring,  ber  ftcf)  t>ter  juerfr  entwickelte.    2lllein 
bas  ©anje  fyatte  bas  alte  2lnfef>en  »erloren.    2>ie  23orftellun= 
gen  befamen  ein  etwas  banbwerfsmafiges  2leufere,  wogegen 
bas  ^ublüum,   bas  allerbingS  ben  „3od?o"  auspfiff,   nichts 
machen  fonnte.    2)ie  ©afrfpiele  (£flairs,   ber  (Ereltnger, 
©ontag  unb  Sibalbt  ftnb  ©lanjpunEre  in  ber  ^eit  feiner 
Verwaltung,   unb  fcie  2luffül)rung  beß   2Beber'fd)en  Öberon 
»erfb'bnte  itym  jule^t  einige  J^erjen.    2>ie  ©leicfjgültigf'eit  beS 
tyublitumß  gegen  baS  Snfritut  war  merElicb  unb  nur  bie  o£o= 
nomifebe  Strenge  bes  spdd>terS,   ber,    wie  e&  fyeifjt,  bei  bem 
ganzen   Unternehmen   etwas   gewonnen,    fonnte  ii)x  trogen. 
<£s  ging  inbeffen  fo  weit,    bat  oon  «Seiten  ber  f.  Regierung 
eine  (£rmah,nung  ^u  befferer  Verwaltung,  bie  weniger  2lerger= 
nifj  gewahre,   erfolgte,    (£r  warb  beS  ©efcbdfts   überbrüfftg 
unb  erklärte  bffentlid)  ben  SBunfcb, ,    baf  ftcb,  3emanb  ft'nbe, 
ber  in  feinen  tyatyt  träte.   25ieS  würbe  erfüllt.    2>er  ©djaufp. 
9ßiet)l  aus  23erlin  unb  Der  greifen:  t>.  23iebenfelb  paa?te= 
ten   bas   Sweater.    £>ie   23erwaltung  begann   1820.     Jpx.   0. 
23iebenfelb  jeboeb,  natym  balb  bloß  bie  Stellung  eines  2>rama= 
turgen,  mit  23erjid)tung  auf  SWitbirection,  ein.    Grs  tarn  mefjr 
Seben  in  bas  £l)eatermefen  unb  bie  2lbft'd)t,  auf  99cannigfal= 
tigfeit  ber  Unterhaltung  ju  wirfen ,   30g  aueb,  baß  sPubli6um 
meb,r  an.    (£ine  ganj  neue  £per,  bie  ©amen;  ftladje  (fpä= 
texetyitfyl),  ©utoriuS;  bie  Banner:  ©cbjans?»,  &öll= 
ner,    UÖiebcrmann,    baju  glanjenb   ausgefrattete  SBerfe, 
wie  bie  ©tumme  pon  ^)orttct ,    bie  23elagerung  »on  Äorintf) 
u.  a.,  erregten  natürlich  febr  lebhafte  %,l)eilnal)me.    ©ar  balb 
geigte  ftd)  inbeffen ,   ba$  über  bem  ©treben  nad)  bem  ©lan= 
jenben,    bem  ^)ubli!um  ©ammlung  für  ruhige  fünfllerifdje 
©enüffe    entzogen  würbe.     SDJan  fudjte   baß  4Piquante.    3u 
feiner  üeit  würbe  fo  oiel  9teuee  gegeben,  baß,  wenn  es  aud) 
fdjnell  wieber  oerfdjwanb,  bod?  in  feiner  %lüa)tia,teit  Don  ent= 


Breslau  51 

fcfyiebener  SBirfung  war.  23iebenfelb,  lei<bt  bemegli®  unb 
entljufiaemirt ,  oerfucbte  fef>r  23iele6  unb  f>at  ba$  *publi?um 
jebenfalld  mit  bem  Steuefren,  mae  bie  Literatur  bee  2)ramaö 
fjeroorbradjte,  in  23erbinbung  erhalten.  Snbeffen  bringt  fols 
d>eö  Speculiren  ben  9cacf)tf)eil  mit  ftd>,  baf  alleö  fidj  felbfl 
Ueberbieten  jur  (Jrfcböpfung  führen  mufj.  ©in  23allet  unter 
Öccioni  marb  eingerichtet,  fo  elegant,  als  man  ee  in  23. 
noch,  nicbt  gefe&en.  25ie  2tn$af)l  ber  bebeutenben  ©aflfpiele 
unter  $)iel)l  überfteigt  bie  ber  früheren  2)irectoren  um  23iele$. 
2Bir  nennen  nur  bie  tarnen:  9?ebenflein,  ©eibelmann, 
©cbmelfa,  Äunfl,  <Spi$eber,  ©enafl,  23irap<JPfeif= 
fer,  23e<fmann,  ©tawinsfo,  23aber,  23abnigg,  2ln  = 
fä)ü$,  2Jio,  2Büfl.  9!)can  griff  au*  ju  atlerbanb  2teben= 
mittein,  ale  jule^t  in  ber  2kru>altung  felbfl  llnorbnung  ofme 
SJtafj  eingeriffen  mar,  unb  gab  JRebouten  im  Sweater,  bts= 
f>er  unerhört.  25en  Vorwurf  ber  £rdgf)eit  fann  man  biefer 
2>tfection  nicfyt  machen,  efjer  ben  ber  ^Janloftgfeit.  §anb 
man  früher  eine  gemiffe  Grngfjerjigfeit,  fo  oermifjte  man  je§t 
mcralifcbe  Haltung,  meiere  bureb,  ben  ©djein  einer  geroiffen 
©enialitat  nicbt  erfeljt  werben  fann.  25ies  erregte  bie  ©eg= 
ner.  Wlan  fdjritt  ju  neuer  23erpac&tung  unb  mahlte  poltet 
unb  JRemie,  bie  e6  auefcfrlugen ,  worauf  Spaaäe  bie  tyatfyt 
oon  1834  bis  1838  erhielt.  2>iefer  begann  mit  bem  ftcfytbaren 
©treben,  ba$  clafft'fdje  ©djaufpiel  wieber  in$  2eben  ju  rufen. 
23alb  mar  eine  ©efellfcfyaft,  mie  Seffoir  unb  §rau,  ©djunfe 
unb  grau,  fiaade,  Steger,  oon  ^erglaf?,  ber  Äomifer 
2Bob;lbrücf  u.  51.,  ju  £>arflellungen  woi)l  befähigt,  bie  ftdj 
ben  beflen  in  25eutfcblanb  näherten,  j.  23.  23auemfelb6 
23ürgerlicb,  unb  romantifcb,  fonnte  bafür  einen  genügenben 
23emei6  liefern  5  bagegen  mürbe  bie  immer  foflfpielige  £>per 
oernacfyläfftgt ,  bte  oon  bem  SÖtuft'fbirector  ©eibelmann, 
einem  unter  0iel)lö  SDirection  erfreulich  fjerangebilbeten  Äünfls 
ler,  fonft  mit  ©ifer  geleitet  marb.  SSalb  jeigte  ftcb,,  bap  bie 
Jpaade'\d)en  ^rinjipien  ben  Neigungen  bee  tyubüiumä  ent= 
gegen  liefen,  ©r  felbfl  fing  an,  biefe  ju  probiren  unb  warf 
ft'cb,  auf  6ontraf)irung  »on  ©aftfpielen,  bie  fef)r  Diel  fofleten 
unb  ba$  Repertoire  flbrten.  23.  lernte  bie  ©djröber  =  2)e  = 
Orient,  bie  Sari,  $Ped>e,  9)irfcl>er,  JRettig,  «£agn, 
23  au  er  (meldte  3  3af)re  hinter  einanber  gurore  machte),  fer= 
ner  Sflantiug,  tybd,  23reiting  fennen,  far>  poltet, 
25öring,  £öwe,  Stott  u.  2t.  mieber  unb  jubelte,  watyrenb 
bie  35irection  00m  SEage  tr)reö  23eginnenö  an  fta)  ba$  eigne 
©rab  grub.  2)er  ©runb  bafür  lag  junädjft  in  einem  nicfyt 
§u  oerEennenben  ©igenmillen  Jpaade'e ,  ber  audb]  bann  nidjt 
nachgab ,  roenn  febon  ©efafyr  breite ,  unb  befonberö  in  einer 
praftifdjen  Unfäb,igfeit,  ba&  Aaufmännifa^e  bee  ©efa^afte  ju 
leiten.    2ln  tec^nifcljem  ©efe^ief  unb  an  fünftlerifajer  ©in- 


52  Breslau 

ft'djt  fehlte  es  il)m  feineewegs.    ©elbft  ein  benfenber,    wenn 
aud?  fjter  unb  ba  manierirter  ©djaufp.  unb  gemanbter  9te= 
giffeur,   f)ätte   er   ot)ne  jene  unpraEtifdje  ©eite,   welche   ic)n 
SDenjenigen,  bie  es  woljl  mit  ifjrn  meinten,  mißtrauen  lehrte, 
unb  eine  gewiffe  ©orgloftgfeit,  bk  fidt>  in  öffentlichen  9teben, 
er  aat>  ein  23latt:    ber  &f)eaterfreunb,   felbft  f)eraus,   mefjr, 
als  in  gefpanuter  5lufmcrffamfeit  auf  Saaten  gefiel,   ju»er= 
lafftg    bas   Snfftfut    in    einem    gemiffen   5lnfel)en    erhalten, 
©elbft  bk  »on  tf)m  früher  üernaaSlafftgte  Oper  ertjob  er  auf 
*ur$e  Seit,    wo  bte  2>amen  ©djobel,   9Äeoer  unb  2Hejo, 
bie  Ferren  ©d>mibt,    ^ramitt  unb  Käufer  ein  ef)ren= 
wertfjes  (ünfemble  bilbeten,  ju  einem  gewtffen  5Infef)en.    <£s 
mar  aber  bas  ©anje  ein  oon  £aus  aus  baufälliges  (Bebäube. 
£>ie  oerbecften  ©djäben  wucherten  immer  weiter.    £>ie  ©diulb= 
yerbinblidjfeiten  erfriegen  bie  ^öf)e  Don,  wie  es  tyeißt,  56,000 
SRttylr. ,   unb  bas  ftamiftement  brad)  im  ©ommer  1838  aus. 
2)ie  £t)eatermifglieber  fpielten  14  Sage  auf  eigene  SRedmung. 
£>ann  übergaben  bk  2lctionaire  bem  £errn  9teumann  auf 
2  3af)re    bk    tyadjt    bes    Sweaters.     25tefe    unter    großen 
©djmierigfeiten  begonnene  Unternehmung  ifir  nod)   ju   jung, 
als  baß  ftd)   fdjon   je£t  oon  einem  9tefultate  reben  liefe. 
Sängfr  t)atte  man  eingefeften,    baß  bas  alte  £beatergebaube 
nid)t  mefyr  bem  23ebürfniffe  ber  3eit  entfpredje.    ©cfyon  oor 
30  3at)ren    wollte  man    ein  neues    auf   bem  23lüd)erpla£e 
bauen,    bod>  jerfcf/lugen   ft'dt)  alle  besfalifigen  ^plane  immer 
wieber  fdjnell.    ®o  gefdjaf)  es  benn,  ba$  oerfdüebene  ^erfo= 
nen  nad)  unb  nad)  ftd)  um  bk  ©rlaubniß,   eines  ju  bauen, 
bewarben.    3u   (Jnbe   1836  warb  aber  burd)  (Sabinetsorbre 
erflart,    ba$  nur  auf  einen  SIntrag  ber  2lcttonaire ,    als  ber 
einmal  23ered)tigten,  eingegangen  werben  würbe.    2)er  £>ber= 
praftbent  ©cblefiens,  oon  sMexdel,  ftellte  fid>  um  tiefe  Seit 
an  bie  ©pi^e  bes  fdjwierigen  Unternehmens,    einen   neuen 
Slcfietwerein  ju  bilben ,  wobei  ber  Umflanb,    baß  ber  gerate 
<Btatt  ftnbenbe  ^rooin^iallanbtag  bie   fdjlefifcben  ©taube  in 
23.  oerfammelt   f)atte,    bie  ©acr)e    einigermaßen  unrerfrüfcfe. 
<£s  bilbete  unb  confrituirfe  ftd)  ein  yon  bem  ©taate  mit  bem 
ausfd)ließenben  Privilegium  oerfel)ener  2lctienoerein,  ber  gegen 
70,000  3ttf)lx.   aufbraßte.    (Sin  3ufdmß   Don  40,000  dtti)lv. 
warb  ©eitens  bes  Äönigs  bewilligt,    gegen  Uebernatjme  ber 
2?erpflid)tung  ju  allmäbjiger  Slmortifafion  in  jafyrlidjen,  fef)r 
mäßigen  Staten.    <Sin  freier  tylafy  am  ©djweibni^ertljor  warb 
gleichfalls   ber   fönigl.   ©nabe   oerbanft   unb   ber   SSau  bem 
23auratt)  Cangtjans,    bem  ©ol)ne  bes  (Erbauers  bes  alten, 
übergeben,    nadjbem  bei   einer   Soncurrenj   mehrerer  ^piäne 
ber  feinige  als  ber  jmecfmäßigfte  erfannt  werben.    3u  <^nbe 
bes  Saures  1840  fjofft  man,  bies  neue  Stjeater  einweihen  ju 
fönnen.    SDie  bisherigen  Sl>eateroerl)dltniffe  ber  ©rabt  wer= 


Bressan  Bret  55 

ben  ficb  bamit  änbem.  Anfprücfce  unb  Jtoften  werben  wadj- 
fen,  aber  au*  fefjr  23iele,  bie  ben  Aufenthalt  in  bem  alten, 
imbequemen  Jöaufe  fcbeuen,  für  ben  Sbeaferbefud?  gewonnen 
werben.  23alb  wirb  bie  23euölferung  23.5  bie  3abl  100,000 
erreichen.  2>er  Umftanb,  ba$  oermehrter  Serfebr  mit  ben 
großem  9)ro!Mn3ialftäbten  bie  Anjabl  anwefenber  gremeen 
oermebrt,  bajj  eine  bhibenbe  llnioerfttdt  am  Orte  ift,  ba$ 
ficb  30  SWeüen  in  bie  Shmbe  fein  ftebenbe^  Theater  be= 
ftnbet,  bieö  2IUe5  Fommt  bem  Unternehmen  ju  ©ute.  Ob 
nun  baifelbe  oon  bem  Actienöerein  felbft  geleitet  ober  oer= 
pachtet  werben  möge,  bie  2$ermutbung,  bafj  bie  2lnftalt  bei 
einfiebtiger  Leitung  nicht  blos  begeben,  fonbern  auf  ber  ^>öi)e 
einer  wirflieben  Äunftanftalt  ficb  erhalten  fönne,  ift  in  jeber 
JDtnfirf)t  begrunbet  unb  ee  reiht  ficb  hieran  bie  -öoffnung  auf 
Erfüllung.  23gl.  gtfatbeffonö  muftfal.  Ehrenpforte,  Schübe 
Hamburger  £beafergefrfucbte  unb  bie  »erfebiebenen  'Brofcbüren 
unb  Sageeblatter ,    bie  im  Verlaufe  ber  Darfteilung  genannt 

Würben.  (August  Kahlert.) 

Bressan,     1)   SDtitglteb    be&   Theatre   des  Varietes,    ift 

einer  ber  erften  Siebhaber  unb  bellen  Schaufp.  «on  s3?a= 
xi$.  25aö  Theatre  framjais  fyat  ihm  glanjenbe  Offerten  ge= 
macht  uno  er  ftanb  auf  bem  fünfte,  fte  anzunehmen,  lehnte 
fie  jeboeb  nach  reiflicher  Ueberlegung  ab ,  ba  er  glaubte, 
fcuref)  größere  Uebung  noch  hob«  fteigen  §u  muffen.  Elegauj 
im  benehmen,  Anmutb  in  ber  «Stimme,  ein  fanftee,  aus= 
bruefefäbigee  ©eft'cbt,  2Barme  ber  Sprache  unb  2)arfrellung, 
bat  ftnb  bie  Eigenfcbaften ,  welche  bie  Aufmerffamfeit  beö 
«Publifums,  wie  ber  bram.  Sichter  auf  ihn  gelenft  haben.  — 
Aürjlicb  hat  er  ficb  Derbeiratbet  mit  2)  (9Jiab.  23.,  geb.  25u= 
pont),  ein  bewegliches  fleines  graueben  mit  böcbfr  fcbelnvU 
fchen  Augen,  ift  febr  beliebt  in  naioen  Siebhaberinnen  unb 
muntern  »Öläbcfaen.  3br  SBucbs  ift  elegant,  ihr  231icf  soll 
Ausbrucf ,  ihr  2Befen  »oll  Reinheit;  fte  fpielt  mit  Anmutb 
unb  ©emanbtbeit.  (A.) 

Brest  (&beaterftat.) ,  ^auptftabt  bes  franj.  2)eparte= 
mentö  ginisterre,  mit  24,1)00  Einw.,  einer  ©eeafabemie  unb 
bem  heften  Jpafen  granfreiebs.  25er  3ufammenflup  von  §rems 
ben  in  23.  wirft  günftig  auf  bas  Theater  unb  bie  Staot  i)at 
nicht  allein  ein  febönes  unb  geräumiges  Scbaufpielbaus,  Jons 
bem  gehört  auch  ju  ben  32  ^rosinjialfräbten  granfreiebs, 
bie  ein  ftebenbes  Sweater  unterhalten. 

Bret  (Antoine),  geb.  1717  ju  iDijon,  febrieb  gabeln, 
©ebiebte,  Sufifpiele  unb  iRomane,  war  aber  in  Allen  nur 
mittelmäßig.  Er  würoe  oergeffen  fein,  wenn  man  ihm  nicht 
eine  gute  Ausgabe  oon  2)toltere'ö  Werfen  mit  grammatifali; 
(eben,  biftorifeben  unb  fritifeben  Üiotiäen,  1773,  oerbanfte. 
Er  bat  folgenbe  ©tücfe  gefebrieben:  la  double  extravagance ; 
Sbcatcr--  textfen.     II.  3 


54       Breton  de  los  Herreros         Brewer 

le  faux  geWrenx;  l'^cole  ninourense;  le  jalonx;  l'entctement ; 

la  fansse  confiance  u.  f.  m. ,  ft'e  erfc^tenen  1785  unb  177N. 
<Jr  ftarb  311  ^ariö  1792.  (R.  S.) 

Breton  de  los  Herreros  (ÄDon  Manuel),  geb. 
ju  @uel  in  Süfogrono  1800,  erhielt  feine  33ilbung  in  9)iabrit 
unb  tiente  fpdter  fo>vot)l  im  £eere  als  im  2.*crwalfimgsfacbe, 
30g  ftcb  aber  nacb  Der  9tefrauratton  gdnjlid)  jurücf.  ©dwn 
im  17.  3üb,re  bebutirte  er  mit  Dem  Vujrfpiele:  A  la  \ejez 
virnelas,  weldjeS  trotj  mandier  SDlängel  großen  93eifall  fanb. 
.Rurj  nadjeinanber  folgten   nun  bie  Sufrfptele:    Los  dos  so- 

brinos,  El  ingeuuo,  A  Madrid  nie  vuelvo,  La  valsa  illustra- 
cion,  Rlarcella,  Un  tercero  en  discordia,  Un  novio  para  la 
iiifia,  El  horabre  gordo,  Todo  es  farsa  en  esto  mundo,  Acha- 
qnes  a  los  yicios,  La  redacciou  de  un  periödico  unb  El  poeta 
y  la  beneficiada;  ferner  bie  £>ramen:  Elena  unb  Merope, 
nebfr  einer  grofjen  2lnjabl  Ueberfe^ungen ,  fo  baf?  er  ber 
93üi>ne  über  120  ©tücfe  geliefert.  93.  ifl  einer  ber  gefeierte; 
fren  Siebter  Spanien^  unb  ber  populairfre  oon  allen;  feine 
©pradje  tfr  gefällig,  leidet  unb  bodb  audb,  frdftig  unb  erbaben, 
feine  Sufrfpiele  fprubeln  pon  pifantem  2Bi§  unb  feiner  treffen; 
ber  ©atnre;  weniger  reid)  an  dtftnbung  wirft  33.  befonbere 
Durdi  confequente  (Sfjarafterifrif ,  wabrtyaft  fomifdje  «Situation 
nen  unb  eine  nie  froefenbe  23en?eglicb6ett  unb  Sebenbigfeit  ber 
^»anblung.  2lud)  feine  fonftigen  35id)tungen  werben  fef)r  ge= 
rübmt.  23gl.  33rocfb,auß  GEonperfatione  =  l'erifon  ber  ©egen= 
wart.  (R.  B.) 

Bretzner  (Gbrifropb,  griebrtd)),  geb.  1748  ju 
Setpjtg ,  erlernte  bie  Jiaufmannfdjaft  unb  war  bi$  §u  feinem 
Sobe  SDJirtnbaber  einer  Jpanblung  ju  Seip^ig,  ein  pünftlicfcer, 
reblidjer  ©efajaft^mann  unb  angenehmer  ©efellfdjafter.  leb- 
haften ©etfres  unb  niebt  ofyne  fomtfdjeö  Talent,  fdjrieb  er  in 
feinen  Grrfyolungeifhmben  Sheaterftüofe,  bie  meifr  gut  angelegt, 
nidjt  aber  in  gleicber  äöeife  burcbgefübjt  waren,  £>ennod) 
gefielen  ft'e,  würben  bäuftg  gegeben  unb  einige  bapon  crtjicU 
ten  ftd)  fogar  bie  in  bie  neuefre  3eit  auf  ber  iBütyne.  £)abtn 
gehören:  ba$  3tdufd)d}en  unb  ber  argwöfmifcbe  fiiebfyaber. 
s2ludb,  im  ©ingfpiel  unb  ber  Oper  »erfudjte  ft'dj  93.,  pon  benen 
feine  93elmont  unb  Gonfranje,  ober  bie  Grntfüfyrung  auö  bem 
©eratl,  burd)  SDio^art'es  (Sompoft'tion  unfterblid)  warb.  Sinen 
Vornan:  Seben  eines  8ieberlid>en,  entwarf  er  nad)  3eid)nun= 
gen  oon  Jpogartb,.    Grr  frarb  1837.  (E.  W.) 

Bretagne  (SEanjf.),  ein  veralteter  franj.  £anj,  ber 
nur  pon  3weien  getanit  würbe. 

Brewer  (fpr.  93ruber,  Qtntftonn),  engl.  Dichter 
unter  Äarl  I.,  beförberte  bat  Grmporfommen  ber  britifdjen 
93üb,ne  burd)  baß  Suftfpiel :  the  country-giri  (1647),  unb  bas 
Srauerfpiel:  the  love-sick  King  (1655),  bie  betbe,  jeneö  pon 


Briccius  Brifaut  35 

Seonarb  1677,  tiefes  10SO,  unter  oeränbertem  Site!  umge; 
arbeitet  erfcbienen  ft'nb.  (£in  anteres  etücf:  Lingua,  foll 
nach  ©in.  auch  twn  33.  herrühren.  <M.j 

Bricoius  (3obannes),  geb.  ju  JRom  1581,  war 
für  bas  'polfrermacberbanbmerE'  beflimmt  itnb  feine  Steigung 
für  wijTenfcbaftlttf>e  23efchäftigung  würbe  t»cm  Später  mit  ©e= 
n>alt  beEampft  unb  er  fogar  oon  allem  i'efen  fern  gepalten. 
2>ennoch  lernte  er  im  Verborgenen  ntrfjt  adein  Cefen  unb 
(Schreiben,  fenbern  fogar  sPbilofophie,  SJiatbematit"  unb  9tebe= 
fünft.  Später  hütete  er  ftch  burcfc  claffifcbe  Seetüre  felbfl 
jum  Siebter  aus  unb  febrieb  oiele  treffliche  Äomcbien.  2>ie 
iflotb  machte  ihn  auch  eine  3eit  lang  jum  ©efeaufp. ,  jum 
fötaler  unb  jum  SDiufiPttrectcr  unb  er  trieb  bies  2llles  mit 
(Erfolg.  23.  jtarb  1646.  lieber  50  ©ebriften  oon  ihm  ftnb 
gebrückt  erfchienen.  fR.  B.) 

Brief.  2lls  häufig  porfommenbes  SReauiftt  (f.  b.)  ifl 
bie  richtige  #orm,  tas  Siegeln,  2lbreffiren  u.  f.  w.  ber  23.e 
üon  SBicbtigfeit.  50ian  febreibt  jwar  alle  23.e,  2lctenflücfe, 
3eitungsarttr"el ,  bte  auf  ber  23übne  gelefen  werben  muffen, 
'aus,  aber  ber  fletpi^e  ©cbaufp.  wirb  beffen  ungeachtet  ben 
Snbalt  bes  2lusgefcbriebenen  auswentig  lernen,  um  vor  \ebex 
Störung,  bie  fehlerhaftes  2lusfcbreiben ,  unrichtige  2Jertf)ei= 
lung  u.  f.  w.  herbeiführen  fönnte,  gefiebert  ju  fein.  23etm 
Slusfcbreiben  ber  Stollen  (f.  b.)  werben  biejenigen  ©teilen  bes 
23ucbes  Eenntlid)  bejeichnet,  welche  jum  Üefen  auf  ber  23ühne 
befonbers  ausgefebrieben  werben  müfTen,  unb  ju  ben  Obliegen^ 
heiten  bes  (Souffleure  gebort  es  bann,  oor  bem  Qlnfang  ber 
SSorfrellung  bie  beutlich ,  auf  flarfem  Rapier  gefebriebenen 
unb  entfprecbenb  geregelten  23. e  entmeber  bem  iReauiftteur 
ober  benjenigen  ©cbaufp.  felbfl  ju  übergeben,  welche  bie]eU 
ben  ju  bringen  haben,  ©ut  ift  es  auch,  wenn  ber  Souffleur 
biefe  33. e  erfl  benjenigen  ©cbaufp.  jur  durchficht  gibt,  bie 
btefelben  ju  lefen  haben.  3Bas  bie  gorm  ber  33. e  betrifft, 
fo  »erfleht  es  ftch  wohl  t>on  felbfl,  bat?  man  auch  hierin  ben 
gegebenen  33ebingungen  ju  folgen  hat.  ©in  biliet  doux  (pou- 
let)  barf  nicht  wie  ein  2lntwortsfcbretben  aus  SDiinifterien 
ausfeben.  2Bill  ber  ©ouffleur  nach  jeber  2Sorflellmig  bie  fo 
gebrauchten  33. e  fammeln  unb  ju  künftigen  Vorstellungen 
aufbewahren,  fo  erfpart  er  ftch  baburch,  eine  grofe  SWübe. 
Heber  bas  ©abreiben,  ©iegeln  unb  tfefen  ber  23. e  auf  bem 
Sparer,  ftehe  biefe  einzelnen  Slrtifel,  fonfl  auch  Qlusfcbreu 
ben.  ^L.  S.) 

Brifaut  (Qi  hartes),  geb.  17S0  in  35ijon  oon  armen 
Altern,  ©chon  früh  ä^igte  er  Talent  für  >poefte  unb  seicht 
nete  ftch  burch  Slnmutb  unb  (S'legan^  bes  ©tijles  aus.  £r 
hat  folgenbe  branf.  SBerfe  gefebrieben:  Kinus  secoad,  3!ragÖ5 
bie,  bie  Diel  23eifall  fanbj   Jeanne  Gray,  SEragöbie,  bie  1814 

3* 


56  Brighella  Brizard 

aufgeführt  würbe,  aber  SWanufcript  blieb ;  Charles  de  Navarre, 
Uragbbie,  bie  wenig  Söeifall  fanb.  Grr  tft  auch  mit  Dieulafei 
äkrfaffer  ber  £per:  Olynpie,  mit  sJ!)iufir"  oon  @ponttni ,  bie 
1820  in  ^aris  ebne  (Erfolg  aufgeführt  würbe.         (R.  S.) 

Brighella,  ital.  CbaraBtermasfe ,  f.  3talienifcr)es 
Sweater. 

Briffittenorden  (eigentlich  £rben  ber  heil.  fBix- 
gitta),  getriftet  oon  5£irgirta  oon  «Schweben  1348,  erlangte 
jebocb  wenig  Ausbreitung  unb  oerlor  ftcb  in  anbern  geifrlicben 
Crbeu.  .^rbenstracht:  grau  wollene  Jlutte  unb  sDcantel;  bie 
@eiftlid)en  auf  ber  linden  S5ru(l  ein  rofhes  Jtreu}  mit  einer 
Jöcfiie  in  ber  Söcitre,  bie  Diaconen  einen  weißen  Arete  mit 
oier  rothen  flammen,  bie  i'aienbrüber  ein  weißes  Areuj  mit 
fünf  SBlutfiecfen.  (B.  N".) 

Brillant  (9)Juftf),  1)  gfanjenb,  blenbenb,  lebhaft,  eine 
SJorrragsbejeicfcnung;  2)  ein  ^cuftEftüdc" ,  welches  bie  hbcbfte 
Sßraoour  erheifcbt;  3)  (Scbmucf),  f.  Diamant.  (7.) 

Briöcbe  (Sean),  geb.  um  1650,  3ahnarjt  unb 
(£harlatan  oon  geringer  ©ewanbtheit;  als  fein  ©efdjdft  nicht 
mehr  ging,  fann  er  auf  einen  anbern  (Srwerbsjweig  unb 
erfanb  um  1080  bas  SDtarionettentheater,  womit  er 
Jranfreich  unb  bie  Üiachbarlanber  burcfajog  unb  viel  ©elb 
oerbtente.  3n  ber  ©cbweij  würbe  er  als  3auberer  feftge= 
nommen  unb  fo  lange  gefangen  gehalten,  bie  er  ben  9Dcecha= 
nismus  feiner  puppen  flar  gemacht  hatte,  <£x  ftarb  um 
1700  *,u  $aris.  (B.) 

Brioso  (ital.;  SOcufif),  feurig,  lebfyaft,  munter,  eine 
23ortrag5bejeicbnung. 

Briscs  (franj.;  £anj?.),  £anjfcf;ritt  aus  ber  Jlate= 
gorie  ber  Entrechats.  9)ian  mac^t  ihn  nur  mit  beiben  5u^e" 
in  ber  Suft,  wobei  bie  §üße  ftcb,  freuten  unb  eine  ^Bewegung 
machen,  welche  ber  Jpanbhabung  eines  ©tricfjeugS  ähnlich 
fteht,  wobei  bie  Nabeln  eine  SDiafcbe  fnüpfen.  (£s  gibt  B. 
redete  unb  linfs,  unten  unb  oben,  oorn  unb  hinten,  im 
Drehen  auf  einem  5u$e  unö  auf  beiben  §üßen.        (H...t.) 

Bristol  (Sbeaterftat.),  Jöauptftabt  ber  ©raffcfcaft  ©om= 
merfet  in  Grnglanb,  mit  110,(HK)  (£inw.,  einem  fchönen  Jpafen 
unb  einer  SDiarinefchule;  hat  ein  fcbönes,  geräumiges  ©chau= 
fptelhaus  unb  gehört  ju  ben  heften  ^rooinjialtbeatern  (£ng= 
lanbs.    Sgl.  ©nglifcbes  Theater. 

Brizard  (3ean  SSaptifte,  genannt  23ritarb),  geb. 
ju  Orleans  1721;  früher  SDialer,  wanbte  ftcb  aber  halb,  oon 
ber  Direction  einer  wanbernben  Gruppe  ju  2Jalence  oeran= 
laßt,  ber  ©djaufpielfunft  ju.  Durch  bas  Umfcblagen  eines 
©cbiffs,  wo  er  ft'dt)  mit  SSHube  an  einem  9tinge  oor  bem  <£x; 
trinfen  rettete,  bleichten  auf  einmal  feine  4>aare  unb  biefe 
weißen  Jpaare   unb  eine   eble  %i$ut  erböbeten  ben  (Sinbrucf, 


Brizzi  Brockmami  57 

ben  er  auf  ber  23üf)ne  hervorbrachte,  ©ein  ©piel  war  em= 
ftchtööoll,  feurig,  aber  immer  voll  Stürbe  unb  Olrmpftnbung, 
wenn  er  fanfte  ©efühle  auöjubrücfen  hatte;  lange  3eit  fpiclte 
er  bei  reifenben  Gruppen  in  ber  ^rooinj,  bis  ber  9tuf  fet= 
ne$  Xalenteö  nach,  ^aris  brang  unb  ein  fönigl.  23efef>t  tftn 
1757  jum  Theatre  francpais  rief.  2>cr  alte  £orace  »on  Gor= 
neille,  Äönig  £ear  t>on  &ucie  unb  Jpeinrid)  IV.  in  Partie  de 
chasse,  waren  feine  bemunbertjren  9tollen.  SSenn  er  ben 
£ear  fptelte,  fagte  man  in  ^)arie:  AUons  roir  le  roi  B.!  Er 
mar  ee  and),  ber  2>eltaire  nach  einer  2)arfrellung  beö  23ru= 
tu$  auf  baö  Serlangen  beß  tyubütumä  mit  Sorbeer  beBränjte 
unb  ja  bem  biefer  £>td)ter  fagte:  ©ie  madjen  mich  nnjufrte= 
ben  mit  mir  felbfl,  benn  @ie  Ijaben  im  23rutu6  ©cfeönheiten 
entwickelt,  an  bie  ich  bei  ber  £>id)tung  nicht  gebaut  habe. 
23i$  1/8«  blieb  23.  ber  vergötterte  Siebling  be<5  «publicum^, 
bann  naftm  er  als  J&etnrtcf>  IV.  Dorn  ^ublihim  2Ibfd)ieb  unb 
jog  ft'd>  oom  Sweater  jurücf;  biefer  Sag  mar  ein  Srauertag 
für  9)aris  unb  alle  3eidjen  ber  Hebe  unb  23eref)rung  mürben 
bem  ©djeibenben  ju  &b.eil.  5  3af)re  noch  lebte  23.  auf  fei= 
nem  ?anbgute  ©roS  =  Eaillou ,  mo  er  1791  flarb.      (R.  S.). 

Brlzzi  (2lnton),  geb.  ju  23ologna  1774,  bilbete  für; 
unter  Sflaffo  unb  wirkte  Don  1793  —  1800  als  £enorifl  an 
ben  gropen  Theatern  3talienö.  18U1  tarn  er  jur  ital.  Oper 
nad)  SBien,  mo  er  mehrere  3af)re  blieb,  bann  ging  er  nad> 
Wlüncben,  mo  er  fafl  20  3af)re  lang  bie  3ierbe  ber  Oper 
unb  ber  Siebling  beö  'JPublifumö  mar.  23/6  £enor  mar  in 
ber  23lütf)enjeit  eben  fo  umfangreid),  aU  fräftig  unb  ange= 
nel)m;  fein  Vortrag  jeugte  von  ber  grünblid)flen  muft'Bal. 
23ilbung  unb  einer  warmen  unb  tiefen  Empftnbung.  &abei 
war  fein  SDarfrellungStalent,  befonberS  in  fyeroifcben  tyaxtfyien, 
ein  bebeutenbeS.  SWehrere  ausgejeidmete  Sänger,  j.  23. 
23aber,  f)aben  it)m  mit  glanjenbem  Erfolge  nachgeeifert  unb 
banfen  feiner  Unterweifung  einen  %t)eil  ihrer  ÜEriumplje. 
Sior  1-2—15  Sauren  jog  er  ft'ch  vorn  Sweater  jurücf,  be= 
fchäftigte  ft'dj  aber  noch,  fortwa^renb  mit  ber  Siuebilbung 
junger  Talente.  (3.) 

Brocard  (£)em.),  eine  «Sdjülerin  gleurr/6,  bebutirte  um 
1825  in  ^ariS  auf  bem  Sbeon  unb  blieb  bei  biedern  Sweater 
biß  it>T  madjfenber  9?uf  ihr  ein  Engagement  bei  bem  Theatre 
fran<jais  gewann  5  hier  blieb  ft'e  2  3>ahre,  jog  ft'd)  bann  aher 
3  3al>re  ganj  oon  bem  Sheater  jurücf.  2)as  ^ublifum  »er= 
mifte  halb  baß  üieloerfpredjenbe  junge  SDtabd&en  unb  fo  warb 
fte  neuerbingS  engagirt  unb  in  naioen  unb  muntern  Stollen 
flefS  fo  gern  gefehen,  ba$  mef)r  als  ein  2>id)ter  if>r  ben  gün= 
fügen  Erfolg  feines  ©tücfeS  »erbanft.  (A.) 

Bröckinann  (Sohann  Sfranj  JpieronfimuS,  n. 
2Inb.  5ranj  Äarl),    geb.   1745  ja  ©raj  im  ©teöermärfts 


38  Brockmanii 

fcben.  ©ein  23ater,  ein  3inngiefjer,  gab  ihn  in  feinem  12. 
3abre  ju  •  einem  23arbter  in  Die  Cebre.  -Salt»  barauf  warb 
er  23ebienter  eines  Öfftjiers,  entfloh  aber  tfon  ihm  wegen 
fcftleduer  23ebanblung.  2Jon  SDiöncfcen  aufgefangen,  bie  thn 
bem  JUofrer  befrinunten,  entwich  er  abermals,  gertetb  bann 
ju  einer  <Seiltdn$ertruppe,  bie  jugleicfe  fleine  ©cbaufpiele  gab; 
bei  biefer  Gruppe  betrat  er  1760  tn  Üaibacb  jum  erftenmal  bie 
23übne,  entflog  jebodi  nad)  II»  Penaten  abermale,  Derfucbte  ftcb 
hierauf  als  Schreiber  unb  f ehrte  17(5:2  ju  feinem  Später  junicr". 
^ls  man  aber  SÄiene  machte,  ihn  aufs  5)ieue  bem  23arbter; 
hanbrnerr"  jttjugcfellen,  ging  er  mit  (Einwilligung  feines  23aterS 
wieber  tu  einer  herumreifenben  SEhearergefellfcbaft  (ber  23o; 
benburg'fcben),  mit  ber  er  1762 —  0.}  Harburg,  .Riagenf  urt, 
i'atbad),  irieft,  2Barasbin,  (Effect  unb  SEemesmar  bereifte. 
1765  t)etratt)ete  er  bie  Socbter  ber  2>irectrice  (SUJarta  £be  = 
ref ia,  geb.  23obenburg,  gefl.  1798),  ging  mit  ihr  1766 
nad)  SBien,  bann  17(»8  jur  Äurj'fdjen  ©efellfcbaft ,  wo  er 
als  Srispin,  fte  als  (Solombtne  bebutirte,  fte  aber  1769  febon 
einem  JHufe  nad)  SBten  folgte.  (£r  blieb  jebod)  bei  ber  ©es 
feüfcbaft,  bie  bie  ©tdbte  S^ürsburg,  Jranffurt,  SOiainj,  JUeln 
unb  £>üffelborf  befudjte,  bis  jum  3-  1771,  wo  er  oon  @d)rö= 
ber  nad)  Jöamburg  oerfdjrieben  warb,  unb  als  helfen  in  ber 
greunbfebaft  auf  ber  $)robe  unb  SÖZebon  im  (Jobrus  bebutirte. 
Ob  er  ft'd)  gleich,  bureb  eine  »orrbei hafte  23ilbung,  Slnftanb 
unb  fieidjtigEeit  auszeichnete,  fo  wollte  er  anfanglid)  bod) 
nid)t  gefallen;  im  Sobrus  mifjftel  er  fogar.  SDJan  »warf  ihm 
^rembljett  bes  2)ialectS  unb  weinerlichen  £on  oor;  nur 
©ebröber  mar  jnelieid)t  ber  (Jtnjige,  ber  ftcb  niept  abgalten 
lief? ,  Anlagen  ju  ernennen ,  bie  einfr  allgemein  bewunbert 
werben  follten.  2IIS  9teinecfe  unb  9Ji oller  nur  für  23.5 
UnooU!omment)eiten  9iugen  bitten,  unb  fogar  23orcbers  ftcb, 
verleiten  lief*  einjuflimmen,  ermieberte  ihr  iDteifrer:  ,,<£r  mirb 
(Euch  Slllen  noch  ©anb  in  bie  2iugen  frreuen!"  unb  ber  l§r= 
folg  betätigte  eine  ^rephe^eibung ,  mit  ber  man  bamals 
©cber$  trieb.  2Iber  freiltd)  t)ielt  ftd)  aud)  23.  niefct  ju  gut, 
über  jebe  neue  SRolle  bie  23elebrung  ©ebrebers  etnjujiehen, 
unb  biefer  mar  oorftebtig  genug,  tbn  niebt  eher  mieber  im 
&rauerfpiele  auftreten  ju  laffen,  bis  er  bie  Slnfiöfigfett  ber 
©pradje  unb  bes  ©piels  überwunben  hatte.  1773  errang  23. 
enblicb  bureb  feinen  (S'ffer,  in  ber  ©unfi  ber  Jürfren,  bas 
2fnfeben  eines  gropen  tragifeben  ©d^aufp.  1770  u>arb  ^am; 
let  nach  ©efarebers  Bearbeitung  gegeben.  23.  mar  Jpamlet, 
unb  r-on  jetjt  an  begrünbete  heb  fein  großer  JHuf,  ber  oon 
•Hamburg  aus  balb  ganj  2>eutfcblanb  burcbjog;  2)eutfcbe  unb 
(ifnglänber  festen  ihn  tedt  ©arrief  an  bie  ©eife.  -öamlet 
unb  23.  waren  in  Jöamburg  an  ber  ÜEagesorbnung  bes  ©e= 
fpraebs  unb  bes  ©efangs,  befeftaftigten  bie  ,eid)nenben  Äünfte 


Brockmann  59 

Uttb  ftanben  im  getriebenen  23ilbmerf,  in  Äupferfrid&en  unb 
a)iünjen  uor  ben  ©cftauldben.  2>as  führte  enblicfj  aud>  ben 
würbigen  ifteimarus,  rroi?  wieberfjolter  ©egenoorfrellungen 
feines  Autfdjers,  ber  bem  befremblicften  23efet)l  allen  ©lau= 
ben  öerfagte,  ins  £f)eater,  bas  er  öielletcftt  nid)t  befugt  fjatte, 
fett  er  S'nglanb  oerlaffen.  „2>as  tft  red)t  gut,"  fagte  er  ju 
feinen  Begleitern,  „bas  barf  (Juct)  gefallen;  aber  was  fpred>t 
3hr  nur  allein  t>on  33.?  2luf  ben  ©eifl  fel)t!  ben  ©eifr 
bemunbert!  35er  fann  mefor,  als  bie  2lnbern  jufammen!" 
2>en  ©eifr  fpielte  bamals  ©gröber.  @o  gelangte  23.  ju  bem 
£Rul)me,  mit  bem  er  1778  Hamburg  »erlief,  um  einem 
Stufe  bes  Jtaifers  3ofepl)  nad)  2Bien  ju  folgen,  wo  er  mit 
2000  gl.  jdbrlidjen  ©eljalfs  engagirt  warb.  33or  feinem  %b~ 
gange  balnn  befucbte  er  23erlin  als?  ©aft,  wo  er  (£nbe  1777 
jum  erfren  SDcale  als  £amlet  auftrat  unb  ifm  11  SDcal  wie« 
bereite,  <2rr  gab  ferner  ben  SDcajor  in  SDcinna  t»on  23arn= 
beim  2  95cal,  ben  23eaumard)ais  in  Slatugo  3  9Jcal,  ben  $ür= 
ften  im  ©belfnaben  k.  anfangs  1778  fdjieb  er  oon  23erlin 
als  Hamlet,  wo  i^m  eine  di)xe  wieberfut)r,  bit  in  unfern 
SEagen  faum  eine  merjr  tjt.  (£r  warb  ndmltd),  was  oorber 
feinem  Äünjrler  gefcfjef)en,  f)ier  jum  erften  SDiale  l)err»orge= 
rufen.  2Jon  (Sfjobomiecft  warb  er  mehrmals  in  Äupfer 
geflogen,  unb  Slbramfon  verewigte  auf  vielfältiges  23er= 
langen  fein  Slnbenfen  burdj  eine  filberne  iDenfmünje  *),  bie 
erfre,  bie  ux  (Jfjren  eines  beutfdjen  «ftünftlers  gefdjlagen 
würbe.  —  3n  2Bien  bebutirte  er  als  (^ffer.  2>ie  gefd)dftige 
Aabale,  wufte  es  baf)in  ju  bringen,  ba$  er  anfangs  nidjt 
gefiel j  jebodj  wudjs  tro§  bem  ber  23eifall  mit  jeber  Stolle, 
unb  ber  Äaifer  felbft  erteilte  iftrn  perfönlicfoe  3lusjeid>nun= 
gen.  ©ein  23ilbni£  als  ÜWontalban  in  Sanaffe  f;dngt  in  ber 
©allerte  ber  f.  f.  £offd)aufpieler  in  2Bien.  1789  würbe  er 
alleiniger,  t>om  Äaifer  aufgefüllter  2>irector  ber  Jpofbütyne 
unb  auf  Steifen  gefanbt,  um  neue  SDcifglieber  ju  engagiren; 
1791  würbe  bas  Directorat  jebod)  einem  Saoalier  anvertraut. 
1785  unb  1787  befugte  er  abermals  Hamburg  als  ©aft  uub 
1803  23erlin  unb  Seipjig.  ®r  war  bamals  (1803)  fd)on  in 
bas  23dterfad)  übergegangen  unb  fpielte  aud)  biefe,  fowofyl 
«&elbem>äter ,  als  bürgerliche  unb  fomifdje,  mit  ber  größten 
23irtuoft'tät  unb  bem  tieffren  ©tubium.  @r  ft.  am  12.  2lprtt 
1812.—  23.6  ©lan^periobe  bativt  fiel)  »on  1773  an,  bis  gegen 
bas  @nbe  bes  oor.  3af)r^.    3n  biefer  war   er  nddjfi  §leoS 


*)  2luf  bem  Qlucrä  bai  33iCbnig  bti  ÄünftlcrS  mit  tec  Umfdjrift: 
Brockmana  actor  utriusque  scenae  potens.  9luf  bem  ÄCücrS : 
Peragit  tranqnilla  potestas  quod  \iolenta  nequit.  3m  9lb= 
id;nittc:    Berolini  die  I.  Januarii  1778. 


40  Brockmann 

ber  erfre  gelben =  ,  £iebbaber  =  unb  Gharafrerfpieler  £)eutfcb= 
lanbes.  <3'r  war  ein  fcböner  SDlann ,  bem  feine  auffallenbe 
Sleftnlicnfett  mit  Ecffing  bei  Aunfrricbtern  gern  las  üffiorr 
rebete.  Suige  unb  ©eft'cbt  waren  auebrudfepoll  unb  feurig, 
feine  Stimme  blieb  in  ibren  leifen  unb  lauten  Zonen  n>of)U 
flingenb,  in  inm  wobnte  eine  richtig  benfenbe  unb  tieffüblenbe 
©eele,  er  befaß  >Etol$,  s2lnfranb  unb  l'ebbaftigfeir.  Äeine 
günfrige  ^Begleitung,  fein  Attribut  ber  Jpeftigfeit  gebracb  ihm, 
aber  bie  £eftigfeit  felbft.  £>ie  innere  ©lutt),  bie  ©dbröber 
m  jeber  23emegung,  in  jebem  Saut  oerrietb,  ebne  bie  Jperr= 
fd?aft  über  ft'e  aufzuopfern?  ber  glecf  ben  3ügel  fduefen 
lief,  ebne  bie  ©leife  ju  »erlieren,  blieb  93.  »erfagt.  (£r 
fpielte  ben  heftigen,  er  erinnerte  an  ibn,  aber  er  war  es 
nid)t.  ©ein  geuer  blieb  rebnerifd).  2BaS  er  jeboeb  an  bem 
magren  2üt£brudf  tiefer  fieibenfebaft  niebt  erreichte,  bas  traf 
unb  »ergütefe  er,  belobnenb  unb  retct>It<f> ,  in  allen  fanftern 
3ügen  unb  llebergangen  ber  90Ienfd>ltcr>tett f  bee  SOiitleibd 
unb  ber  Rührung.  $Ba&  ibn  aufer  ber  23üf)ne  ju  einem 
ber  angenebmften  ©efellfd^after  mad)te,  fonnte  aud?  auf  ber 
23ühne  niebt  mif fallen.  £>a&  Ciebfofen,  welcbee;  bie  «frerjen 
befrad),  ber  23li<f ,  ber  3llles  auebrücfte,  was  er  wollte,  bas 
©eftebt,  bem  obne  2Ser^errung  gelang,  jur  $älfte  ©pott, 
jur  Hälfte  Grrgebenbeit  ju  malen,  ber  @tolj,  ber  in  feiner 
J^erablaffung  @tolj  blieb,  bie  SBolfe  ber  ©cftwermutl) ,  bte 
ber  5reu°e  $to$  machte,  ftnb  nie  glücflidjer  auögebrücft,  alö 
bureb  ibn.  2lucb  Heibete  ibn  mandjeö  3Inbere,  aueb  »erftanb 
er  wohl,  was  er  niebt  in  bcdjfrer  jßollenbung  auöjubrücfen 
oermoebte,  aud)  30g  er  ft'dj  glücfiidb  aus  unbeft'egten  &d)Wie= 
rigfetten  unb  war  immer,  wie  3fflanb,  auf  ber  23übne  ju 
Jpaufe.  9Jlit  einem  SBorte  war  er  bat,  womit  ihn  Sfflanb 
einfi  bem  Referenten  biefee  bezeichnete :  „bie  »erfonifijirte 
2Babrbeit".  Se^terer  barte  nur  bas  ©lücf,  23.  erfl  1803 
in  Ceipjig,  wo  er,  wie  oben  bewerft,  gaftirte,  ju  feben,  unb 
iwar  in  ben  Rollen  bee  Sberförfrerö  in  ben  Sagern  unb  im 
SSaterbaufe,  bes  SSiertetemeifrers  SBolf  in  ben  $ufftten  oor 
Naumburg,  bes  Saliner  in  2)ienfr»flid)t  unb  Cboarbo  in 
©milie  ©alotti.  —  £öcbjre  Ratur,  Rübe,  .Klarheit,  2Bürbe, 
Äraft,  immer  noeb  fonoret?  Organ,  was  nur  juweilen,  wie 
(Jafrelli  febon  ridjtig  bemerfte,  ba  es  fo  Diele  SEonbiegungen 
unb  Sibfhifungen  julief ,  hier  unb  ba  etwas  ju  grell  unb 
ftngenb  würbe,  wiefen  noeb  bamalö  auf  oben  befebriebene 
bödijle  ©lanjperiobe  bin ,  ohne  baß  ©efübl  bem  ÜSefdjauer 
ju  binterlaifen,  was  ibn  beim  SInblicf  einer  fd?önen  Ruine 
ergreift.  j)er  Stempel  franb  nodb  in  ber  23eleucbtung  ber 
©onne,  bie  ben  Mbenb  ",war  abnben,  aber  noeb  ntd)t  bemer= 
fen  unb  empftnben  laft.  58gl.  Qrrfd)  unb  ©ruber  @ncoflo= 
pabie,    13.  £bl.  @.  07.    5D?aoer6  23iograpf)ie  ©djrbberei   unb 


Brodcquin  Brooke  41 

faft  alle  Sabrgdnge  beö  gotb,aer  £&earer  =  Äalenber&,  bie  fttf> 
mef)r  ober  weniger  mit  23.  befef/aftigen.  (Z.  F.) 

Brodcquin  (fran!.),  fo  t>.  m.  (Sotlmrn. 

Broderic  (frani.j  SSJZuftf),  bte  23erjierungen  eineö 
SEonftücfeö,  befonberö  im  ©efange. 

Brömcl  (2Bilf).  £etnr.),  9e&.  1754  ju  Coburg  im 
SWagbeburgifdjen ,  eine  Seit  lang  angefreUt  bei  bem  Sweater 
in  Hamburg,  bann  Äriegäratf)  in  23erlin,  ftarb  bafelbft  1808. 
Bearbeiter  t»on  SKomanen  aus  bem  <5ngl.  unb  granj.  unb 
äSerfaffer  mehrerer  25ramen  unb  fiujtfpiele,  wela^e  tt)eil$  in 
feinen  Seitragen  jur  beutfdjen  23übne,  2)efjau  unb  Seipjig 
1785,  ttyeite  in  bem  f.  f.  Stationaltfjeater ,  th,eite  einzeln  er= 
fdnenen  ftnb.  hierunter:  ber  Sibjutant,  Hamburg  1780; 
©ibeon  oon  SEromberg,  ßeipjig  1785;  Stolj  unb  23erjweif= 
hing,  ebenb.  1794.  (M.) 

Brohan  (2>em.),  geb.  ju  $ari6  1807,  warb  im  @on= 
feroatoire  erlogen,  fpielte  juerjt  in  ben  ^rooinjen,  warb 
bann,  10  3at)re  alt,  auf  bem  Obe'on  für  2.  «Soubretten,  unb 
nadjbem  ft'e  auf  2  3a^re  nad)  9touen  gegangen,  für  ein 
erfleh  gfach,  im  ©beon  engagirt.  Stadj  Sluflöfung  biefeö 
Sweaters  ging  ft'e  jum  23aubet>tü*e  über,  wo  ft'e  fef)r  gern 
gefeljen  »wirb.  Sie  fyat  al£  «Soubrette  ein  freies,  lebhaftes 
«Spiel,  überfdjreitet  nie  bie  ©renien  be6  Slnfranbigen  unb  tffc 
fefjr  fdjön.  (R.  S.) 

Bromius  (SSHot^.),  fo  t>.  w.  23accr)uS. 

Bronncr  (©eorg),  25trector  ber  Oper  ju  <£nbe  beö 
18.  3al)rf).  ju  Hamburg,  componirte  bie  bamale«  mit  23eifall 
gegebenen  Opern:  iWarctfütö,  tyxoctiö,  23enu6,  $)l)ilippu6 
unb  23erenice,  bie  allenthalben  feljr  geftelen.  Spater  würbe 
23.  Örganifl  an  ber  l>eil.  @ei|r?ird>e  ju  Hamburg  unb  flarb 
1724.  (3.) 

Bröntcam  (S^eatermafdunerie),  bei  ben  Sweatern  ber 
Sllten  bie  SMafdnne  lum  2)onnern.  (£g  waren  leberne  Sdcfe 
ober  Ärüge  mit  runben  Steinen  angefüllt,  bie  in  einen 
metallnen  Äeffel  gefdjüttet  würben.  2)er  oorfjergefyenbe  23li§ 
würbe  burd)  gefdjliffene  ÜDZetallplatten  fyertwrgebradjt ,  bie 
man  gegen  einen  glanjenben  ©egenjranb  (gegen  bie  Sonne, 
ein  %e\xex)  i)ielt  unb  ftfmell  Ijerumbrefjte.  Sgl.  23li£  unb 
Bonner.  (W.  G.) 

Bröökc,  1)  (£enrt)),  geb.  1706  ju  SKataüan,  fd>rieb 
bie  SErauerfpiele :  ©ujrao  2Bafa,  ©raf  oon  SBejrmorelanb, 
©raf  ©ffer  u.  a.  m.,  auferbem  mehrere  Suftfpiele,  Opern 
unb  9tomane.  3n  feinen  bram.  2lrbeiten  tft  befonberö  bie 
Slnlegung  be6  ^Jlaneg  unb  eine  fefte  (Sfyarafterieictmung  ju 
rühmen,  bodj>  leiben  fte  fyduftg  an  fprarfjlidjen  Mängeln. 
23.  ft.  1783  ju  SDhtllingar.    2)  (grancilca,  geb.  Sfloore), 


42         Broschi        Brousse  des  Faucherets 

mahrfcfeeinlidj  Q)atth\  be6  23or.,  fdjrieb  ein  treffltdje$  £rauer= 
fpiel:  Virginia;  ffe  fr.  1789  3U  (Solneo.  (M.) 

Bronchi  (fpr.  23ro6r"i),  1)  (JRiccarba),  geb.  um  1700 
ju  2lnbrta,  wibmete  ft'rf)  con  Sugenb  auf  ber  SSJiufie  unb  war 
CFapellmeifter  in  3?om,  Üteapel  unb  JBenebig.  Qlufjer  ben  Opern: 
Sfola  b'SUcma  unb  Sbaepe,  fcbrieb  er  eine  -Stenge  einzelner 
Slrien  ic.  für  feinen  SSruber  2)  ((Sarlo,  gen.  §artnelli), 
geb.  ju  2lnbrta  170.3,  nad)  einem  gall  mupte  er  ftd)  ber 
(faffration  unterwerfen  unb  bilbete  fta)  baber  juerfi  unter 
ber  Leitung  feines  ÜBrubers  unb  bann  $u  Neapel  unter  ^or= 
pora  jum  ©anger  aus;  1727  betrat  er  bie  23übne  unb  lief 
febr  baln  bie  fa|t  fabelhaften  Erfolge  ahnen,  bie  bie  3ufunft 
ihm  oorbebielt.  1728  ging  er  über  jßenebig  nad)  2JBien  unb 
fudtte  bann,  burdj  bas  23eifpiel  belehrt,  feinen  um>ergleid>= 
lieben  SEönen  ben  Sluebrud?  unb  bat  ©efül)l  bes  beutfd>en 
©efangeö  ju  geben.  <So  erreid)fe  er  ben  (SulminationepunBt 
feiner  ,$tun|t  unb  galt  balb  allgemein  für  ben  größten 
©anger  Europa' &.  17:J4,  nadibem  er  nod)  jmeimal  in 
SBien  gefungen  hatte,  mar  er  in  Sonbon  mit  einem  ©ehalte 
oon  5000  *Pf.  <£t.  angeheilt  unb  es  floffen  ihm  aufierbem 
t>on  allen  Seiten  bie  reid}fren  ©efcfeenfe  ju.  1737  ging  er 
nad)  sparte,  wo  er  ftd)  jebocfe  nur  furje  Seit  aufhielt  unb 
bann  nad)  Sflabrit.  i>iex  wirfte  fein  ©efang  fogar  t>etlenb 
unb  neubelebenb  auf  ben  ftumpfft'nnigen  Philipp  V.  unb  \va$ 
bie  Äunfl  ber  2lerjte  nia)t  oermocbte,  oollbracbte  23.  in  tux= 
jer  Seit,  Grr  mürbe  aud>  fogleicö  al$  Bönigl.  Äammerfdnger 
mit  20(1(1  Carolin  angeftellt,  bie  bura)  mahrhaft  fönigl.  ©es 
fcfeenfe  oerbreifadjt  würben;  erhielt  ben  @alatraoa  =  Örben  unb 
war  ber  beneibete  greunb  unb  ©enoffe  ber  fpan.  ©ranben. 
Jpier  begrünbete  23.  eine  £per,  beren  Leitung  er  übernahm; 
30g  ft'cfe  jebod)  1761,  im  23eft§e  eineö  ungeheuren  2*ermögen6, 
nach  ÜBologna  jurücf,  wo  er  als  grofjmütbiger  SDtäcen  für  bie 
Jtunfr  mirfte;  er  flarb  1782.  23.  oerbanb  mit  feinem  aufer= 
orbentl:d?en  Talente  23efcbeibenbeit  unb  bat  befte  $exy7  nie 
erhob  er  ftd>  über  feinen  <2tanb  unb  bie  große  ©unfl  breier 
fpan.  Tionaxdien  benutzte  er  nur  ;um  2Bobltbun  für  Slnbere. 
23gl.  @ad)i'6  23ii>grapbte  garineüie,  23enebig  17**,  unb  ber 
beutfche  Wlexlux,  3at)rg.  1788,  Jpeft  8.  (:$0 

B  rot  find  11  m  (SWuftf),   f.  B. 

Brouehnn  (fpr.  23rub'n;  ©arber.),  ber  bunte  @d)urj, 
ben  bie  23ergfd)Otten  (ratt  23einEleibern  tragen. 

Bröüsse  des  Fäiicherets  (3ean  Souiö),  geb. 
um  1700  $u  s])ari6;  hat  folgenbe  bram.  arbeiten  geliefert: 
l'avare  cru  bienfaisant,  Cuflfpiel,  1784;  Cassandre  le  plen- 
rpnr,  fomifche  Cper,  aufgeführt  auf  bem  Theatre  Italien;  le 
mariage    secret,    tuftfpiel,     1780;    le    portrait,    ou    le  danger 


Brücke  Brückl  43 

de  tont  dire,  Suftfpiel,  1786;  la  double  clef,  ou  Colombine 
mannequin,  $)offe,  mit  Untermieten  "ilrten;  les  dangers  de 
la  presomption ,  Suftfptel,  1798;  l'astronome,  fomtfche  ©per, 
I7(.)!t;  la  puuition,  ©per,  SUlufif  sott  (Jberubint,  1799;  ge* 
meinfchaftlid)  mit  Roger:  la  piece  en  repetition,  Sufrfpiel, 
1801  ,     unb  Aristote  gouvernenr,     on    le    triomphe    du    genie, 

1808.    Vladt)   feinem  &obe  fanb  man  unter  feinen  papieren 

noch    ein    fiuftfpiel:     le    timide,     ou    l'ennemi    de    lui-meme. 

2>a$  befte  feiner  ©tücfe  ift  feine  Mariage  secret,  ein  orig> 
neues  unb  geiftreidhee  Cufrfptel,  baß  ft'cb  auf  bem  Repertoire 
beö  Theätre  francpais  erhalten  bat.  2tn  feinem  ©tnle  oermifit 
man  öftere  (£Ieganj,  geile  unb  wahre  gröhlidjt'eit.  (£r  flarb 
allgemein  geartet  1808  ju  faxiß.  (R.  S.) 

Brücke,  eigentlich  bie  ©trafie  über  grlüffe,  2Sertiefun= 
gen  u.  bgl.,  bei  ber  23übne  jebod)  heifjt  jebee  $)racticable, 
welche  als  Uebergang  benu^t  wirb,  23.  ©ie  werben  auß 
23ö<f  en  unb  Stafeln  (f.  b.)  erbaut,  mit  2Serfe§ftücf en  (f.  b.)  be= 
fleibet  unb  gehören,  wenn  ft'e  fdjnell  errietet  werben  muffen, 
ju  bem  fcbwierigften  ber  SEfyeafermafchinerie ;  ft'e  fcnnen  an 
ben  meiflen  23ühnen  nur  wabrenb  ber  3roifdbenacte  aufge? 
baut  werben  unb  bie  Jperbeifcbleppung  bes  9)iatertal6  »er= 
urfacbt  auch  bann  oft  einen  ftörenben  £arm  unb  bebnt  bie 
£ange  ber  3wifd)enacte  ungebührlich,  aus.  Sökit  beffer,  wenn 
auch  in  ber  Einrichtung  foftfpieltger,  ifl  bie  üDtafcbinerte  eini= 
ger  grofen  Theater,  j.  23.  ber  grofen  £>per  in  tyaviß,  23er= 
lin,  Petersburg,  wo  man  bie  nöthigen  Spracticables  entweber 
fertig  auß  ber  23erfenfung  (f.  b.)  aufzeigen  läfjt,  ober  bie 
Pfeiler  an  ein  flaches  gufgefrell  befefrigt,  mit  bem  fte  f)tn= 
aufgerollt  werben,  bie  Safein  aber  mit  ben  SJerffleibungen 
an  bie  Pfeiler  befefrigt  unb  mittelfr  frarfer  (Sharniere  fo  ein= 
richtet,  ba$  ft'e  jufammengeflappt  werben  fönnen.  Qluf  biefe 
SBeife  fönnen  bie  gröften  $)racticables  oor  ben  2tugen  ber 
3ufcb,auer  bergeflellt  unb  bie  erftaunlicbfren  Skrwanblungen 
f)eroorgebraa)t  werben,  ©o  theilt  ft'cb  j.  23.  in  bem  23allet 
3Iline  im  fönigl.  Öpernhaufe  in  23erlin  bie  ganje  23ühne 
augenblicklich  unb  ganje  3üge  bewegen  ffdb  über  baß  im  Ru 
gefdjaffene  ^racticable ;  eben  fo  in  Petersburg  in  bem  23allet 
©itana.  gür  Heinere  Theater  ifl  biefe  Einrichtung  fd)on 
wegen  bes  Raumes,  ben  ft'e  erheifdbt,  nicht  anwenbbar.  (R.B.) 

Brückl  (griebricb),  geb.  ju  Sßien  17.56  unb  bebus 
tirte  1770.  Er  war  ein  fehr  geachteter  ©djaufp.  unb  jierte 
lange  bie  23üf)nen  ju  Seipjig,  Bresben,  granffurt,  Riga  u. 
f.  w.,  wo  er  J&elben  =  ,  2Jater=  unb  dharafterrollen  mit  gro= 
fem  23eifall  fptelte.  Bu  feinen  ausgejeicbnetfren  Seiftungen 
gehörte  ©raf  Effer,  ber  beutfche  Jöausvatev ,  Simtmann 
©rüneicb,  in  alte  unb  neue  3eit  unb  ber  Lieutenant  ©tern 
im  ©pieler.    ©fyne  ©anger   ju  fein,    fiellte  er  aud)   ben 


44  Brückner  Brühl 

2lrur  bar.  «Rritifdjc  23latter  bamaliger  3ett  erfdjöpfert  ft'dfr 
in  Sobeeierrjebungen  über  fein  meifterfjaftee  ©piel.    (Z.  F.) 

Brückner,  l)(3of)-  ©ottfr.J,  geb.  1738  in  ber  9tie= 
berlauft'0.  2lle  (Sommie  in  ber  Sofj'fdjen  23ud>f)anMung  in  23er= 
lin  lernte  er  £efft'ng  fennen  unb  befam  burd?  ben  Umgang  mit 
biefem  unb  einigen  ©cbaufp.  foldie  Neigung  jum  .Xbeater,  ba£ 
er  1752  in  £>reeben  unter  ber  Sirecfion  eines  genüffen  ©tacfe 
ftd>,  obwohl  unter  falfdjem  tarnen,  auf  bie  23üf)ne  wagte. 
(£r  erlangte  in  turpem  fet>r  Dielen  sBeifall  unb  mürbe  9Diit= 
glieb  ber  Jtod/fdien  Sxuppe,  ju  ber  er  aud),  a\&  er  einige 
3eit  unter  ©dmd>  in  23erlin  unb  23reelau,  bann  in  ÜBeimar 
gefpielt  fyatte,  mieber  .jurücrtebrte  unb  erfl  nad)  Jtod)ö  £obe 
177.5  jur  35öfcbelin'fdien  ©efellfdjaft  überging.  @r  ftarb  ju 
Serlin  1786.  (£r  wirb  t-orjüglid)  in  leibenfdtaftlidjen  Collen 
gerühmt;  auferbem  feil  er  im  nörjern  tfuftfptele  fef>r  gut  ge= 
mefen  fein,  wobei  iljn  namentlich  gute  ©timmenmobulation 
unb  ^antomimif!  unterftü^t  tyaben.  5lud)  feineö  Salentel, 
anbere  ©djaufp.  genau  ju  copiren,  wirb  fer)r  lobenb  gebadjt. 
2)  (@at()arina  «öcagbalena,  geb.  Älefelb),  geb.  1719 
ju  Äönigfrein  bei  Bresben  unb  lange  3eit  bie  3ierbe  ber 
^teuber'fdjen  ©efellfdjaft;  fam  fpater  mit  ber  Jtodj'fdjen  ©e= 
fellfdjaft  naefe,  23erlin,  wo  fte  ^u  ben  beften  Söiitgliebern  ae- 
jdfylt  würbe  unb  biö  1791  unauggefe^t  wirfite,  bann  aber  ft'd) 
twm  SEfyeater  jurücfjog  unb  bei  il)rem  ©ofyne  in  Götzen  ben 
SRefr  it)vcx  Sage  »erlebte.  3)  (@rnfl  Stjeobor),  geb.  1746 
ju  9Jeejfa  in  ÜJflecf lenburg ,  ftubirte  £t)eologie  unb  mürbe 
fpater  ^farrer  in  ©rofj  =  Sielen  unb  9teubranbenburg.  (£r 
fdjrieb  bie  SErauerfpiele:  (Jmilie  oon  23lonbet>ille  unb  Gallifte, 
Sranbenb.  1772.    @t  fr.  1805.  (H.  Schi.  u.  B.) 

Brne  (J&err  unb  9)iabam),  £anjer  am  fönigl.  £of= 
rfjeater  ju  SBerlin;  bie  £ei?tere  ifl  unter  bem  tarnen  Sflarta 
2lmiot  fet>r  sortf)eilbaft  befannt  unb  b,at  ft'd)  auf  ben  mei= 
ften  großen  23üf)nen  ÜDeutfd)lanb6  alß  tüchtige  SanjfünfHerin 
bewährt.  (H . . .  t.) 

Brühl,  1)  (^rtebr.  £ubw.,  ©raf  öon),  geb. 
1739  ju  Bresben,  kr  erhielt  eine  ftrenge  l^rjiebung,  ftubirte 
in  Seipjig  unb  l'eöben  unb  besuchte  hierauf  auf  feinen  gro= 
fen  Steifen  faft  alle  J£>öfe  Gruropad.  $lad)  einem  t>telbeweg= 
ten  Seben  30g  er  ft'd)  auf  fein  ©ut  Pforten  jurücf,  wo  er 
burd}  beifpiellofe  Serfcfcwenbung  feine  Sermögenöumjta'nbe 
fef>r  jerruttete.  (Jr  gab  bafelbfl  Jefte  auf  Jefle,  errichtete 
ein  &f)eater  unb  feferieb  für  baffelbe  fiele  ©tücfe,  in  benen 
er  felbfl  öfter  auftrat;  ja  er  malte  fegar  bie  baju  nötigen 
£>ecorationen  felbfl.  ©eine  ©tücte  erfdjtenen  nod)  bei  feinem 
üeben  unter  bem  Zitel:  Sc)eatralifd)e  23eluftigungen,  2)reöben 
1785.— 90  in  5  23anben.  9)lan  ftnbet  in  ir>nen  dd)t  fomifdje 
3üge,  bo(b  -ift  fein  ©tt;l  fetyr  nad}Iafft'g  unb  oft  unebel.   ©ein 


Brühl  45 

befree:  ©tücf  tfl:  2Bie  man  einen  23etrüger  entlarot,  bau  audj 
17S7  in  25reeben  allein  erfdnen.  3n  obiger  ©ammlung  ftn= 
bet  man  aucb,  mehrere,  bem  #ranj.  frei  nacbgebilbete,  f leine 
©tücfe,  j.  23.:  Slucafftn  unb  Ocicolette,  ©raf  albert  u.  m.  a. 
Er  jl.  plögltcft  in  23erlin  179;}.  2)  (Äarl  ^riebr.  2ttori0 
$aul,  ©raft>.),  mirflidjer  ©eljeimratf),  ©eneral  =  3ntenbant 
ber  fbnigl.  preuf.  Sttufeen,  geb.  1772  ju  Pforten  in  ber  91ie= 
berlauft#,  ©ol)n  beS  23or.  »Seine  Sugenb  «erlebte  er  auf  bem 
oäterlidjen  ©ute  ©eifereborf  bei  2)reöben,  unb  unter  ber 
Ölufft'djt  feiner  geijrreidjen  Altern  würben  feine  galügfeiten 
nad)  allen  Stiftungen  bin  ausgebilbet  unb  fo  ber  beutfcben 
aSüfjne  fpäterbin  ein  ÜBorflanb  gegeben,  ber  nod)  je§t  ale  ein 
nid)t  erreichtes  SDtufrer  an  fünftlerifdjer  Qlusbilfcung,  an 
fenntnifreicber  ^raris  unb  an  (Sonfequenj-  ba  frerjt.  Er 
glübte  für  bie  Äunfl  um  ber  Äunfi  willen,  er  mar  bei  ber 
<£ad)e  ber  ©aa^e  wegen.  2)er  erfre  Äeim,  bie  rafdje  Ent= 
micfelung  eines  fo  rufymwürbigen  23efrrebens  würbe,  nacfjft 
bem  oäterlicfeen  Jpaufe,  an  bem  £ofe  ber  Jperjogin  Slmalie 
oon  SBeimar,  ber  fürfrlicfjen  Pflegerin  aller  Jlünfre  unb 
SGBiffenf haften ,  ben  er  mit  feinen  (Altern  1785  befugte,  ge= 
legt,  ©eetbe  erfannte  balb  ben  r)offnungsc>ollen  Jüngling, 
würbe  fein  Cebrer  in  ber  Mineralogie  unb  weifte  feinen  ©inn 
für  naturfüfiorifdje  ©cbönbetten,  Berber  unb  SEBielanb,  langjl 
mit  feinen  (Altern  befreunbet,  fdjloffen  ftcb,  oiefem  Unterrichte 
in  anbern  3meigen  an.  ©dwn  im  17.  3af)re  würbe  er  als 
EIet»e  beim  23erg  =  unb  Jpüttenmefen  in  23erlin  angefrellt, 
aber  ein  reger  ©inn  für  bie  gorjlwinenfcrjaft,  t>te#  irm  ju 
biefer  übergeben  unb  er  bilbete  ftcb,  ju  ir>rem  2>ienfre,  tl)eore= 
rifdj  unb  practifdj,  mit  Eifer  unb  (Erfolg  aus.  1796  trat 
er  als  5orftreferenbarius  ber  BurmärBifa^en  Kammer  in  ben 
©taatsbienfh  Slber  bei  allem  Ernfte  in  fernen  ©tubien,  war 
bodj  ber  ©inn  für  bie  <ftunfr  bas  allbelebenbe  ^)rinctp  in 
tf)m.  §afcb,  £f)ürfdjmibt  unb  ©enelli  waren  feine 
£er)rer  tn  ber  9}?uft'E  unb  3eid)enr"unfr ,  unb  aucb,  im  Stabiren 
»erführe  er  ftdb,  mit  ©lüdf.  Sftacbtiger  auf  feinen  fpateren 
23er uf  wirfte  ein  j weiter  23efud)  1798  am  weimarifdjen  Jpofe 
unt>  jene  ftefte,  bie  ©oetf)e  unb  ©djiller  ins  £eben  riefen, 
oor  allen  aber  feine  SOtitwirfungen  auf  bem  rjerjogl.  ^rir>at= 
tbeater  unter  ©oetfye's  Settung.  iKacbbem  er  mehrere  Ijolje 
Er)argen  am  fönigl.  preup.  <£>ofe  befletbet,  1813  ben  gf^bjug 
als  freiwilliger  mitgemadjt  unb  nadj  gefcfyloffenem  grteoen 
ben  Äöntg  nad)  $Paris  unb  Sonbon  begleitet  hatte,  auf  wel= 
(ben  Steifen  23üfmen  unb  23üfmenwefen  tr>n  befonbers  be= 
fdjaftigten,  würbe  er  nach,  Sfflanb^  2obe  1S15  jum  ©eneraU 
Sntenbanten  ber  fönigl.  ©djaufpiele  berufen.  Sftie  war  wof)l 
eine  2Baf)l  fegend  unb  erfolgreicher  für  bie  bram.  Äunfr; 
ba6  ©lücf  begünfligte  in  ben   Engagements  2)eorientö  unb 


46  Brühl 

bem  bes  SÖolf'fcben  ©bepaarcö  feine  erfren  Schritte.  (Jin 
foldjer  3umadiS  ju  bem  ©tamme  in  3ffliinb'fd)er  ©dwle  ges 
bilbeter  Jt'ünjrler,  gab  bem  ©efammtnurfen  einen  befonberen 
©djmung.  2>as  fenigl.  ^oftljeatcr  mar  geraume  3eit  in  fci= 
nen  ©trebungen  gebrücft  uttb  gelahmt,  mie  alle  ^Betriebe  ber 
Jlitnfl  feit  bem  »ertjängntpooüen  3ai)re  ISiiti,  unb  nur  ein 
JRiefengeift,  rt  t  d>  t  genug  er  tonnt,  mie  3jflanb,  oermodjte 
bie  2lnfralt  ju  erbalten.  Seiijt  aber  at()mete  man  freier,  ein 
neues  lleben  eru>ad)te.  S)et»rient6  clcctrifdjer  ftunffen  rief 
Äunftgebilbe  ber^or,  bie  bisher  gefdjluinmert  batten  unb 
SBolfe  machten  fpan.  2>id)ter  einr)eimifcrj  j  ©bafefpeare,  %e- 
renj,  9)coreto  u.  21.,  fo  mie  aud)  bem  bid)terifd)en  23eftreben 
ber  neueren  3eit  mürbe  eine  mürbige  2lufmerffam6eit  ge= 
fcbenft.  2lber  babei  ftanb  23.  ntcfct  frillj  er  erfannte  bie 
üftotbiuenbigfett,  baf  fomobl  3uf<±,auer,  als  Jtunjriunger  ju 
folcben  ©enüffen  oorbereitet  werben  muffen,  mesbalb  er  einen 
ÄreiS  t?on  ©elebvten  unb  Ätitifern  berief  unb  bas  „£>rama= 
turgifcbe  SBodjeublatt"  auf  feine  Soften  begrünbete. 
<£s  erfaßten  im  2>abre  18 IS  in  eigenem  23erlage  unb  enbete 
im  3uni  1817.  £>iefe  3  23änbe  ftnb  »on  meiern  2Bertt)e  unb 
bürften  füglid?  in  feiner  bramaturgifd)en  23ibliotbe?  fehlen, 
©letcbe,  ja  burd)  bie  dloti)  bebingt,  erfjöf>te  2lufmerf  famfett 
mürbe  ber  £>per,  mie  bem  23allet  gefpenbet,  unb  ©pontini'S 
<£rfd>einen  gab  aud)  ibnen  einen  neuen  glanjoollen  Sntpuls. 
©ine  befonbere  ©crgfalt  fdjenfte  23.  ber  (Sorrectbeit  bes  @o= 
ftüms ,  mie  ber  Secorationen  unb  allen  ju  ibnen  gebörenben 
Stequift'ten;  feine  23orreben  ju  ben  beiben  23anben  (£ofhime, 
wie  ju  ben  £>ecorafionen ,  23erlin  bei  Sßittid},  ftnb  böd)fi  be= 
Iet)renb  unb  geben  3eugnifj  uon  bem  geläuterten  ©efcbmacfe, 
ben  ausgebreiteten  Äenntniffen  unb  bem  raftlofen  Sleifie  *>*6 
oon  ber  2Bürbe  feiner  ©tellung  burd)brungenen  Sntenbanten. 
2>iefe  rubmtuürbigen  ©igenfdjaften  mieberlegen  and)  am  befren 
bas  SDcäcfeln  ber  Siritii  über  biefen  ©egenfranb.  23.  mar  es 
bei  ber  2Jermaltung  einer  Aunfranfralt  ftd?  bemüht,  ba$  eben 
bie  bram.  unter  allen  päbagogtfcfeen  2lufgaben  in  .Äunftfadjen 
bie  fdnuierigfle  fei.  23ei  ber  Uebernabme  berfelben  fdnoebte 
tt)m  bie  3bee  oor,  eS  fei  in  bie  <£anb  eines  folgen  Rubrere 
ein  grofer  2t)eil  beS  &unfrfd)icffal6  ber  9)cit  =  unb  9cad>melt 
gegeben,  gemiffermapen  bie  allgemeine  <£rbebung  ber  ©enera* 
ticn  gu  begeifternben  t)öt)eren  Äunfrgenüfjen.  9)cit  ben  ge= 
rübmten  Crigenfcbaften  »erfolgte  er  fein  ^iel  fo  meit,  als  bies 
in  unferer  3eit,  fo  meit  eei  mit  ben  oft  fdjeinbar  gemalti= 
gen  unb  bodj  ju  geringen  Mitteln  unb  nad)  ben  23erbaltniffen 
überhaupt  möglid)  mar.  25enn  mal)rlict)  bie  23al)n  mürbe 
it)m  fparlid)  mit  9tofen,  reichlicher  bagegen  mit  dornen  be- 
worben ,  aber  bie  2lnerfennung  feines  9)conarcben ,  ber  23ei= 
fall  mabrer  Äünfiler  unb  Äenner  unb  fein  fdiönes  23emuft; 


llriiiiing  47 

fein  waren  ir)m  £ofm  unb  ein  ©porn  jum  unoerbroffenen 
gortfdjreiten.  Der  jerftörenbe  23ranb  1817  rief  ©djinfete 
neue  Schöpfung  inö  Seben.  2lud)  bei  biefem  gewaltigen 
©d)lage,  bei  einem  fo  furchtbaren  ©reigniffe ,  wufjte  33.  ftd) 
balb  ju  faffen  unb  bie  regefte  Unterftü£ung  fehlte  feinen 
augenblirflidjen  Qtnorbnungen  nidjt.  SDZit  einem  oon  ©oetlje 
gebtdjtcten  Prologe  unb  ber  „  Spftigenia"  be&  Slltmeifrers 
würbe  ba$  neue  ©djaufpielfyaus  eröffnet,  £>iefem  ^eite  fdjlof 
ftd)  2Bebcr6  ,,'5reifd)ü£",  für  bie  fönigl.  23ül)ne  getrieben, 
an.  2Beber  birigirte  bie  erfre  Sorfleüung  felbft,  ©urnantfje 
folgte  unb  fein  ©djmancngefang  „£>beron"  follte  aud)  bas 
le%te  2Berf  fein,  baö  33.  in  ©cene  fe§te.  ©eine  gefd)macf= 
ooü*  georbneten  ©ubfcriptionebälle  gaben  bem  ^Jublifum  bie 
fd)öne  ©elegenfjeit,  ftdt)  um  feinen  SSftonardjen  ju  oerfammeln, 
aber  ben  gelautertflen  ©inn  betätigte  er  bei  allen  Jpoffeften, 
wie  j.  33.  bei  „Salla  üludt)"  nach  SDtoore'6  2>td)tung.  1828 
eerlor  23.,  ber  ftd)  1814  ju  9ceufd)atel ,  wo  er  im  %xeü)eitö= 
friege  @ommanbant  war,  mit  bem  grdulein  3>ennt)  t>on  $)our= 
talie  t>ermäf)lt  ftatte,  feinen  dltefren  ©of)n,  ein  23erlufr,  ber 
feiner  bereite  fef>r  manfenben  ©efunbljeit  einen  mächtigen 
©tofj  gab.  2>a£  23efürd)fen,  feinem  2lmte  nid)t  mef)r  genü= 
gen  ju  fönnen,  unb  Unannefymlidjfeiten,  bie  nad)  oielen  @ei= 
ten  t)in  auegelegt  würben,  l)auptfäd)lid)  aber  au$  9)tifmer= 
fjaltniffen  mit  ©pontini  entflanben  fein  follen,  oeranlafiten 
23.,  um  feine  ©ntlaffung  31t  bitten.  25er  .König  gewahrte 
fte  il)m  mit  ben  23eweifen  feiner  SInerfennung  unb  ©nabe, 
unb  fo  fdjieb  er  gefd)müd?t  mit  ber  Hebe  unb  2ierel)rung  ber 
fämmtlidjen  SDcitglteber  ber  fönigl.  ©djaufptele  unb  überhaupt 
aller  feiner  Untergebenen,  ©ine  Steife  nad»  bem  füblidjen 
2>eutfd)lanb  unb  ber  ©d)weij,_ein  längerer  2lufentf)alt  in  fei= 
nem  fo  fet>r  geliebten  ©etfereborf  gaben  if)m  wof)l  9tuf)e  unb 
J^eiterfeit  wieber,  aber  fein  ©eifl  fonnte  ftd)  nod)  immer  nidjt 
t>on  ber  ib,m  fo  merken  3Bir!famfeit  loöfagen.  ©r  fdjrieb 
unb  fprad)  fer)r  gern  über  feinen  33eruf  unb  ber  SSerfaffer  bie- 
get 2XrtifeIö  ift  fo  glücflid),  einige  fer>r  fd)ä§bare  SDocumente 
oon  if)m  in  biefem  ©inne  oerfafjt  ju  beft'^en.  1830  ernannte 
ber  Äönig  23.  jum  ©eneral  =  3ntenbanten  ber  Sttufeen,  in 
weldjer  Charge  er  gleichen  Äunfiftnn  unb  ©tfer  betätigte. 
Seiber  fefjrten  nad)  furjen  3nter»aIIen  ber  ©rfjolung  heftige 
Äranffjeitsrücffälle  ju  fyauftg  wteber,  bi&  er  1837,  nadjbem 
er  feine  Jtinber  gefegnet  Ijatte,  fanft  entfdjlief.  @r  würbe 
am  20.  2lugufl  in  ber  Äirdje  ju  ©eifereborf  bei  Bresben  an 
ber  ©eite  feiner  ©Item  beigefe^t.        (R.  S.  u.  C.  Lebrün.) 

Brüning,  1)  (3ol).  2>ietrid)),  geb.  ju  23remen 
1808,  trat  fdjon  alö  Änabe  bei  bem  bortigen  Sweater  auf, 
bilbete  ftd)  fpater  jum  ©änger  au$  unb  mirfte  bann  a\€ 
23afbuffon.    9lad}  ber  Trennung  einer  furjen,    in  23remen 


48  Brunn 

gefdjloffenen  ©he,  ging  23.  na*  Detmolb,  wo  er  anfing,  ftd> 
mehr  bem  ©djaufpiele  jujumenben ,  fam  bann  als  jugenb= 
liefet  Liebhaber  nad)  Jpannooer.  1834  fam  23.  ju  bem  aadien= 
feiner  Theater,  wo  er  fi'cf)  etn  ausgebreitetes  Sleperroir  bilbete 
unb  in  ber  oielfadiftcn  23efd)äftigung  grofjen  23eifatl  fanf. 
18:5t»  erhielt  er  ein  Engagement  am  «öoftbeater  ju  Bresben, 
weldjes  er  jeboeb,  wegen  ungenügenber  23efd)äffigung  balb  iute= 
ber  »erlief  unb  nacb  mehrfachen  ©afrfpielen  in  Hamburg  an= 
gefreut  mürbe,  mo  er  ju  ben  beliebteren  9!)titgliebern  gehört. 
23.  »erbinbet  mit  einem  männlich  frönen  2leufiern,  ein  £lang= 
twlIeS  Organ,  23ühnengemanbtbeit  unb  ein  unverkennbares 
Darfrellungstalent.  2)  (Jpenriette,  ge&-  sPeucfert),  geb. 
ju  Bresben  1809,  mirfte  in  ber  Sugenb  im  23allete  bes  ber= 
tigen  .£oftbeaterS  unb  mürbe  fpäter  als  ©olotänjerin  bafelbft 
engagirt.  Um  fte  bem  Sweater  ju  entjieben,  fanbten  bie 
©Item  fte  nad)  £öpli£  j,u  einer  23ermanbten;  rjier  aber,  ber 
ftrengen  elterlichen  2lufftcbt  entbunben,  mibmete  fte  ftcb  ganj 
ber  23übne  unb  trat  int  2IIter  oon  14i  3«*br  als  ^reciofa 
mit  großem  23eifall  auf  j  fte  mürbe  fofört  engagirt  unb  r)ei= 
ratete  1824  ben  unter  bem  9camen  ©eeberg  bekannten 
©cbaufp.  23aron  oon  ^almftein,  boeb  mürbe  biefe  Ehe 
halb  mieber  gelöfh  ©ine  geraume  3eit  fpielte  sJ!ttab.  23.  bei 
oerfdnebenen  ©efellfcbaften  in  ben  ©tdbten  £cpli§,  3ittau, 
@brli$,  Jtarlsbab,  2IItenburg  xc.  als  jugenblidje  Liebhaberin 
unb  Öpernfoubrette ,  bis  fte  1828  oon  2Mrector  23ethmann 
für  Seipjig  engagirt  mürbe;  fte  folgte  bemfelben  fpäter  nacb 
SDcagbeburg,  naebfem  fte  in  23raunfa)meig  mit  23eifall  gafrirt 
hatte;  1832  mürbe  fte  oom  25irector  Stingelharbt  für  Leipjig 
engagirt,  ging  oon  hier  1833  an  baS  aadjen  =  6ölner  Theater, 
mo  fte  ftcb  mit  bem  Vorigen  oermählte.  dlad>  bem  furjen 
Engagement  tn  Bresben  gaftirte  9)cab.  23.  mit  rühmlichem 
Erfolge  in  Hamburg  unb  9!)iannheim,  mo  fte  auf  längere  3eit 
engagirt  mürbe.  £>as  Engagement  tr)ree  ©atten  in  Hamburg 
aber  beftimmte  fte,  ben  mannbeimer  Sontract  mit  Opfern  ju 
löfen  unb  nad)  Jpamburg  ju  eilen,  ©egenmartig  (Wlai  1839) 
tfr  fte  abermale  in  ieipjtg  angeftellt;  sJ!)cab.  23.  fpielt  je£t 
junge  ^tauen,  2lnftant'sbamen  unb  (Sharafterrollen ,  mie 
Örft'na,  SDiilfort,  Elifabeth  xc,  ju  benen  fte  förperlidb  unb 
geifhg  gleich  befähigt  ifi;  befonbers  ihrer  23ielfeitigf  eit  megen 
tfr  fte  jeber  23ühne  ein  beebft  fcbäijbares  SDtitglieb.  (T.  M.) 
Iliii  ii  ii  (.Xbeaterftat.) ,  Jt'reisbauptftabt  in  ber  Wlaxl- 
graffaiaft  Fähren  am  3ufammenfluffe  ber  <Sd)marjama  unb 
3ittama,  mit  einem  nicht  unbebeutenben  £anbel  unb  3.5,800 
Einw.  2)ie  Vorliebe  für  bie  Aünfte  unb  befonbers  für  bie 
bram.,  jeiebnete  bie  25ewebner  23.6  febon  bamals  aus,  als 
unfere  Daterldnbifdje  bramat.  SDiufe  noch  in  ber  SBiege  lag. 
<2cbon  in  ber  SXitte  bes  17.  Sabri).  befaf  23.  einen  Stempel, 


Brunn  49 

wo  Sfjespis  wanbernbe  3ünger  bas  tyublitum  bind)  35ar; 
ftellungen  31t  oergnugen  fucfeten.  3n  ben  Xi)eatexaxd}ix>en 
23.6  ftnbet  man,  baf  1(569  bte  anwefenben  frembcn  Siomö- 
bianten  um  (Srlaubnif  baten,  in  ber  angeljenben  2lbt*ents,$eit, 
»uenigflenö  in  ber  erflen  2BoaV,  geiftltcfje  Jtombbien  agiren 
ju  bürfen.  35ie  (£rlaubnif  wirb  itynen  jwar  oerioilligt,  je= 
bocb,  „baf  ft'e  nic^tö  was  wiber  gute  (Sitten  ober  modestiam 
ber  2lbt>entsjeit  probuciren,  fonbern  in  terminis  ber  geifrlidjen 
materia  bleiben  follen.  35as  9cad?fpiel  mit  bem  95icfelf)äring 
(#answurjr)  wirb  aber  aufjuf)eben  fein  j  es  fei  benn,  baf 
and)  etwas  SDcobefres  jur  geiftlidjen  (£rgö£ung  buxd)  -jüdbtige 
Stepräfentirung  ber  ^erfonen  oorgebradjt  werben  tonnte."  — 
1693  brannte  baß  ©djaufpielljaus  ab?  es  würbe  an  berfelben 
©teile  wieber  erbaut  unb  in  bct  3wifd>en3eit  im  ©raf  ©alm= 
fcben  Jpaufe  auf  bem  35ominicanerpla.§e  fortgefpielt.  35ie 
©knurren  unb  Einfalle  CErisptns,  bie  Saaten  SEamerlans 
unb  23aja3etrtS,  bie  ©cfjicffate  ber  beil.  SSarbara  unb  ©eno: 
oefa  waren  ^robuctionen,  bie  jebesmal  bie  Äaffe  bes  Unter; 
neftmers  füllten.  9lad)bem  baß  Sweater  wieber  erbaut  war, 
gaben  Sftirolini,  ©cfcucf),  bie  ©cbulj,  23runian,  Äoberwein  ic, 
abwedjfclnb  if>re  SSorfiellungen.  35ie  23aUets,  bie  ital.  *Pan= 
tomime,  bie  Äomöbie  aus  bem  «Stegreife  waren  nodb  im= 
mer  baß  £öcf;fre,  was  bamals  in  ber  Äunfr  geleiflet  würbe. 
35er  Jpanswurft,  bie  ©eele  beß  ganzen  SEfteaters,  entweibete 
immer  nod>  ben  $)arnaf}  unb  bot  ber  feimenben  beutfdjen 
Üütufe  3Cro§.  23runian,  ber  erfre  orbentlid&e  35irector  unb 
Unternehmer  jrebenber  ©dfraufpiele  feit  1757,  erlebte  ben 
©turj  feines  gelben  nicfyt.  ,(jrfr  in  bie  35irection  23 61) ms 
fällt  bie  Äarafrropfje ,  bie  feinen  Untergang  bewirfte.  (£5 
lägt  ftdj  wenig  über  biefe  erfle  @pod)e  beß  Siufblübens  beut= 
fcfyer  bram.  Jtunjr  fagen.  35as  Sdiaufpiel  war  beinahe  nocf; 
gar  nidjts,  Opernüorjiellungen  fjtngegen  waren  fctjon  weiter 
oorgerücft.  Wlan  gab  bereits  ©lucr'fdje  unb  mehrere  anbere 
bamals  befannte  muftfal.  SWeiflerwerfe.  23allets,  fo  gut  man 
fte  bamals  f>attc ,  füllten  bie  Süden  aus.  23öbm  frarb  177S 
unb  SBaijbofer  übernahm  für  feine  Stedjnung  bas  Sweater, 
mit  welkem  and)  sugleicb,  bie  öffentlichen  23äUe  in  ber  <5ar= 
neDalsjeit  im  9teboutenfaale  oerfnüpft  waren.  <5r  führte 
feine  35irection  bis  1785,  in  welkem  3afn*e  ein  fürchterlicher 
23ranb  bas  ©ebäube  abermals  »erjebrte.  35ie  Sanbftänbe 
matten  jeboeb.  ben  SKufentempel  mit  einem  Slufwanbe  oon 
54,000  %L,  nie  ber  $)f)önir  aus  feiner  Slfo^e,  in  «Äurjem 
wieber  emporfreigen.  @te  übernahmen  für  tr)re  9tecbnung 
bas  £f>eater  unb  liefen  es  »on  einem  gewählten  2lusfd)ui 
oerwalten.  35er  4?offcfjaufp.  Skrgopjoomer  oon  2ßien  würbe 
berufen,  bas  .Äünjrlerifdje  ju  leiten}  unb  oon  biefem  2tugen= 
blicEe  an  tft  für  33.  bas  35afein  einer  orbentlidjen  organift'r= 
Ifjcatcr^crifon.    II.  4 


.;<>  Brunn 

ten  ©cbaubübne  ju  rechnen.  Sie  ©tabt  übernahm  balb  bar= 
auf  felbft  bic  Serroaltung  bees  ihr  gehörigen  ^beatere ;  roar 
aber  fo  unglücflicb,  ee  1786  abermals,  unb  rote  leiber  nur 
ju  beutlicb  hervortrat,  burd)  eine  oorfeijltdje  Sranbanlegung 
oon  irgenb  einem  mtpgünfhgen  23bferoid)t  in  9lfcfje  gelegt  ju 
feben.  Sie  ©tabt  roanDte  neuerbingö  36,000  #1.  baran  unb 
baß  ©ebäube  flieg  jum  brittenmale  aug  feiner  2lfd)e  empor. 
23ergopjoomer  führte  nod)  4  %ai)te  bie  Leitung  unb  ging 
cann  roieber  jurücf  an  baä  wiener  Jpoftbeater.  i'efftngö 
roobltbatiger  (ünnfluf  auf  bie  gefatnmte  beutfcbe  Dramaturgie 
roarb  aud)  auf  bem  brünner  Theater  burd)  ba&  ftcxtfäxeiten 
ber  ©efdjmadeoerfeinerung  unb  ber  fünfrlerifajen  Seifrungen 
fühlbar,  ©cbröberes  bramat.  arbeiten  füllten  einen  grofen 
£betl  be$  ^Repertoire!  auö.  SWadj  23ergopjoomerd  Slbgang 
(1790)  übernahm  SBotbe  bie  Sirection  für  feine  Rechnung 
unb  gab  fte  1794  an  Slotfye  ab.  9)lit  ihm  beginnt  eine  neue 
(Srpocfce  in  ber  ©efcf;id)te  be&  brünner  £beafere.  Sie  SKich* 
tung,  roelche  bie  bram.  Siteratur  Seutfd)lanbe  bamale  ge= 
nommen  hatte,  öffnete  SRothe  ein  fcbönee  %elb,  bie  SEalente 
feiner  ©cbaufp.  in  ein  günfrigeS  $id)t  ju  fe#en.  SSefonberö 
gewann  bie  Cper  unter  feiner  Cettung.  (§T  felbft  ein  tüd)ti= 
ger  ©änger  unb  geroanbter  ©djaufp.  gab  ber  ganjen  ©efeü*= 
fdjaft  ein  nadjahmung^roürbigee  üBeifpiel  ber  ähätigfeit  unb 
beö  ^unftfleifje^.  1800  übergab  9tothe  bie  Sirection  feinem 
©djrotegerfobn ,  bem  ßheoaüer  be  §ier,  unb  blieb  alß  9te= 
giffeur  bei  ber  Sühne.  SaS  Theater  erhielt  unter  biefem 
einen  neuen  2luffdjroung ;  Secorationen  unb  ©arberobe  rourbe 
anfehnlid)  »ermehrt  unb  »erbeffert;  aud)  rourbe  ber  oortheil» 
haft  befannte  Sftaler  unb  SDtafdjinift,  33.  ©irarboni,  ge= 
roonnen.  SDtit  bem  Anfang  biefer  (Jntreprife  ging  bae  bie= 
her  beftanbene  unb  mit  bem  grofen  Sbeafer  »erbunbene,  fo= 
genannte  Ä'reujertheater  ober  bie  Jtasperlfomöbie,  bie  im 
©ommer  in  einer  höljernen  23ube  auf  bem  SUtarftpla^e  ge= 
fpielt  rourbe,  ein.  Sie  ©efellfdjaft  im  grofjen  £beater  ge= 
roann  baburdj  brauchbare  @omparfen  unb  ein  tauglidjee  @bor= 
perfonal.  1805  übernahm  ber  t.  f.  j£>offd>aufp.  Wiener  bie 
Sirection  für  feine  JRedmung  unb  führte  fte  2  3«bre;  über= 
gab  fte  bann  bem  bekannten  £>pernbid)ter  Immanuel  ©d>i?a  = 
neber,  roeldjer  fte  gleichfalls  "2  3abre  behielt,  nad>  beren  5üer= 
lauf  er  fte  abermale  an  SOieöer  übergab.  —  ©dnfaneber  bat 
oiel  für  bie  Sühne  gethan.  ©cenerie  unb  ©arberobe  roaren 
in  gutem  3uftanbe.  Sie  ©efellfdjaft  roar  grofj,  befonberes 
im  2tnfange  ber  Unternehmung,  unb  jählte  mand&eö  oorjüg= 
liehe  Talent.  (Jr  roar  e&  aud),  ber  bie  3bee:  im  freien  mtlt= 
tärifdje  ©djauftücfe  aufzuführen,  in  25.  mit  günftigem  Grrfolge 
für  feine  «Raffe  juerft  benutzte.  Sat?  JRepertoir  jählte  mei= 
fiene  bat  9ieuefte  unb  23efte,    roae  in  ber  Sheaterroelt  be= 


Brunn  51 

fannt  warb;  bod>  madjte  man  ihm  ben  gegrünbeten  SBorwurf, 
baß  er  bem  ^ublifum  feine  eigenen  ©eifteöprobucfe  iu  ge= 
bduft  auftifcbte.  £>od>  war  eö  fein  SSerbienft,  baß  (Sollins 
SDieifrerwerfe  bem  tyublitum  befannt  würben,  fiatte  ©d)t= 
faneber  baß  £>ecorationswefen  unb  bie  ©arberobe  befonbers 
feiner  2lufmerffamEeit  gemürbiget,  fo  »ernaaMafft'gte  eß  SMeöer 
hingegen  gänjlicb.  Ueberhaupt  war  beffen  ©efdjäftefuhrung 
nietet  bie  mufterbaftefre.  Aorntheuer,  §[et  unb  ©cbifaneber 
waren  bie  3nfpicienten  unb  leiteten  bat  ©anje  mit  Umficfct 
unb  Energie.  1811  trat  3)tet)er  ab.  —  2>er  bisherige  Unter= 
nehmer  beß  linjer  SEtjeaterö,  ©raf  5ran<j  »on  grüger,  über= 
nafjm  bie  ©irection.  25ie  Oper  gewann  burefc  biefe  Sßer= 
änberung  auf  erorbentlicb ,  aud)  baei  ÜDecorationS  =  unb  ©ar= 
berobewefen  fam  wieber  in  2lufnabme.  25arüber  warb  aber 
baß  ©cfcaufpiel  oernadblafftgt  unb  manches  gefcbäfcte  Talent, 
baß  SS.  fett  3af)ren  fein  nannte,  »erlief  bie  28ühne.  ©päter 
warb  bas  ©cbaufpiel  jwar  oerbeffert,  bafür  fanB  wieber  bie 
Oper.  (Jnblich,  1313,  lachte  bem  brünner  SEheater  ein  neuer 
9D?orgen.  Grine  ©efellfcbaft  £beaterfreunbe  übernahm  bajfelbe 
unb  berief  ben  bisherigen  t.  t.  Jpoffcbaufp.  Jtomtbeuer  jum 
25irector  bes  ©anjen  unb  jum  unmittelbaren  Seiter  ber  fünfl= 
lerifchen  ©efebäfteführung.  ©ehr  öiel  (SrfreulicbeS  unb  ®uteß 
ift  auß  biefer  öortbeühaften  SSeranberung  für  bie  brünner 
SSühne  entfprungen.  grei  t>on  eigennützigen  Sfebenabft'cbten, 
war  bie  SSerbefferung  beß  £beaterö,  bie  Erhebung  beffelben 
ju  einem  SSeleijrung  unb  Sßergnügen  gemährenben  3njritute 
ber  ^aupfgeft'cotepuntt,  t>on  bem  bie  2)trection  ausging.  £er 
©aal  würbe  neu  unb  gefcbmacfooll  becorirt.  3m  Snnern  beß 
©ebdubeö  würbe  eine  jweifmdfige  SSnorbnung  ber  2lb=  unb 
3ugdnge  für  bie  SBequemlichfeit  beß  ^Publifumö  getroffen  unb 
bie  ÜBübne  felbfr  bei  möguebfrer,  befter  SBenu^ung  beß  0tau= 
meß  fcf>r  oortr>eilr>ttft  oon  bem  SÄafcbtnifren  ©irarbont  arran= 
girt.  2)ecorationen  t>on  ©all  erquickten  baß  Sttuge  beß  3us 
febauerö,  bie  ©arberobe  würbe  neu  unb  gldnjenb  angefchafft, 
baß  £b eater  =  Slmeublement  lief  nichtö  $u  wünfehen  übrig. 
2>ie  SBerfrärEung  unb  beoeutenbe  SSerbejferung  beß  ©rebeftere 
mit  einem  niefet  unbebeutenben  Äoftenaufwanbe,  oerbanEt  bie 
hteftge  SBübne  bem  Verfahren  ber  bamaligen  2>irectton.  — 
1815  übernahm  .^einrieb  ©cbmteb  bie  SDirection  unb  behielt 
biefelbe  biß  ju  Ofrern  1825,  fobann  würbe  baß  Theater  oon 
Sttloiö  3wonejef  auf  6  Sahre  gepachtet,  ©chmieb  übernahm 
nach  biefer  3eit  baffelbe  neuerbingö  auf  6  3abre,  nachdem  baß 
Sttubitorium  unb  ber  JReboutenfaat  auf  Äoflen  beß  SJiagifrrateö 
renooirt  würben.—  ©eit  Dfrern  1837  führt  SSilfielm  Sbiel, 
ehemals  £offcf;aufp.  in  &xeßben,  bie  2)ircction.  ©eit  3uli 
1838  werben  nun  audj  wbe^entlief)  einmal  2Jor|lellungen  in 
fröhmifeber  ©pracb^e  gegeben.     1838  würbe  bie  aJteijmer'fdje 

4* 


•>2  Brüssel  Brüstchen 

Suftbeifcung  eingeführt,  ©ämmtlidjeei  33übnenperfonal  belauft 
ftd)  gegenwärtig  auf  54  <})erfonen,  worunter  ft'cb,  f)öcf)fl  ad)= 
tungemertbe  Talente  beftnben.  Säfyrlidjer  ©agenbetrag  ifl 
00,000  gl.  S3reite  beg  &beater$  biö  jur  9tiDalba  22  gujj, 
SEiefe  ber  33ül)ne  30  gufj,  ^6>öf>e  ber  33übne  bis  ^u  ben  ©of= 
fftten  21  gufj.  Sänge  be6  ©d)aupla£ed  '20  JUaftern.  $bl)e 
3  ©totfmert*  mit  54  Sogen,  fo  bap  ber  3ufd)auerpla§  an 
1200  'perfonen  bequem  faffen  fann.  2)er  bödjfle  Ertrag  einer 
SSorflellung  ifl  000  gl.  3m  grü&ja&r  18:50  erhielt  Sirector 
Xfyiel  aud)  bie  Grlaubntfj ,  eine  SÜrena  in  23.  anzulegen,  ju 
beren  Sluefü^rung  unb  23enu#ung  bereite  ber  näcbfle  6cm; 
mer  beflimmt  mürbe.  (M.  Ernst.) 

Brüssel  (£r;eaterfrat.) ,  43aupt=  unb  SKeft'benjflabt  be$ 
Äönigreidbö  33elgien,  mit  90,000  (Sium.  33.  i)at  2  Sweater, 
worunter  ba&  Theatre  royal  ba$  größte  unb  bebeutenfte;  eö 
ifl  208  guf  lang  unb  107  gufj  breit.  2)ie  fronte  bee  £au= 
feö  ifl  burd)  ein  $>erifh)l  oon  8  iontfdjen,  30  gufj  Ijoljen 
©äulen  gebilbet;  über  biefen  ©äulen  follten  33a6relief6  ben 
gronton  jieren,  bie  inbeffen  niebt  fertig  geworben  ft'nb.  Sie 
übrigen  ©eiten  be6  Jpaufe6  ft'nb  mit  17  Slrcaben  gefcbmücft, 
bie  eine  offene  ©allerie  bilben.  25er  ©aal  felbfl  t)at  4.5  gufj 
im  £>urd>mefTer  unb  bietet  in  3  Steigen  Sogen,  parterre  unb 
©allerie  'plag  für  2000  3ufd?auer;  bie  Sogen  ruben  auf 
©äulen,  bie  ju  ber  ©rbfe  be6  ©aalee  ganj  unoerf)ältnifj= 
mäfig  bünn  unb  mager  ftnb.  2)en  ^lafonb  jieren  bie  9  9)iu= 
fen,  unb  bie  gonerö  mit  ifjren  corintbifeben  ©äulen  fef>en 
ftbdjfl  jierltd)  aue.  £ro§  bem  üftamen  Theatre  royal  ift  bae 
3)b,eater  ju  33.  bod>  nur  $)rioatunternebmen  unb  bie  Unter= 
flü^ung,  bie  ber  üDirector  com  Jpofe  erf)ält,  ift  unbebeutenb. 
2Me  ©efellfdjaft  ifl  eine  franjöftfctje ,  aues  ben  ©djaufp.  ber 
9)rot>injialtbeater  granfreid>s;  jufammengefe^te;  ber  ©efebmaer" 
be6  $)ubli?umö  erbeifdjt  fafl  alljäbrlid)  ein  neueö  ^erfonal 
unb  felbfl  ber  trefflicbfle  Jtünfller  erhält  unöerbient  3eicben 
be&  SDltfifallenö,  wenn  er  länger  ate  ein  3ab,r  in  33.  bleibt. 
2>ie  ©agen  ft'nb  jiemlid)  fyod)  unb  fleigen  bii?  20,000  granfen 
jäbrlid).  £>ie  ©efellfdjaft  gibt  Oper  unb  ©djaufpiel  in  bun= 
rem  SBecbfel  unb  im  ©anjen  ift  ba$  £beater  ju  33.  ein  W>* 
fcilb  ober  eine  gortfe^ung  ^ev  pavifer  Sweater.  £)aö  Theatre 
royal  des  varietds  liegt  im  $>ar?e,  ifl  äufjerltd)  einfad)  unb 
prunEloef,  im  Snnern  freunblid)  unb  bequem  unb  1000 — 1200 
^Perfonen  ft'nben  barin  SRaum.  J5ier  werben  nur  2JaubeDillee 
gegeben  unb  btefe  ^War  oortrefflid» ,  ba  bie  SWitglieber  barin 
mef)r  in  ibrer  ©pbäre  ft'nb.  ?Berwaltung  unb  ©efellfdjaft 
fceiber  Unterner;mungen  ifl  ein  unb  biefelbe.  (R.  B.) 

Brüstchen  (©arber.),  ein  feineö  Oberbemb  mit  Ian= 
gen  2lermelnf  weldjeä  bie  grauen  in  einigen  ©egenben,    wo 


Brueys  Brunetti  o.> 

bie  9Hobe  eine  anbere  23e£Ieibung  ber  23rujl  unb  2lrme  nodj 
nidjt  ettiijefüfjrt  bat,  übet  bas  4->embe  trafen.  (B.) 

Brueys  (Daotb  Sluguftin),  geb.  1640  in  ber  $)ro= 
t»ence.  2)er*äBunfc&,  freien  (Eintritt  ine  £heater  ju  erhalten, 
bemog  ihn,  ben  2Jerfud>  mit  einem  ©tücfe  ju  machen,  unb 
er  oerbanb  ftcf>  baber  mit  ^alaprat,  ber  audj  ju  unbemittelt 
mar,  um  ftd>  ben  ©enug  bee  Theaters  $u  erlauben.  Der 
äSerfud)  gelang  unb  »on  biefem  Slugenblicf  an  arbeiteten  23. 
unb  <palaprat  2llles,  maS  fte  für  tie  23ühne  lieferten,  ju= 
fammen.  3br  greunbfd)aft6»erbältnif  mar  fo  innig  unb  jart, 
bafj  es  jum  ©prtdjroort  ihrer  3eit  mürbe.  Le  Grondeur, 
l'opiniatre,  unb  manche  anbere  ihrer  ©tücfe  ft'nb  bis  auf  bte 
neuefte  3eit  gefommen,  man  fcfcreibt  inbeffen  ^alaprat  bte 
Slnlage  unb  33.  bie  2Iusfüf)rung  ju.  23eibe  lebten  als 
Jreunbe,  bte  Dilles  teilten,  jufammen,  bis  ber  «£erjog  oon 
Senbcme  "}>alaprat  mit  r.acb  3talien  nahm  unb  23.  17^3  ftarb. 
SDierEmürbia  mar  es,  bafj  23eite  an  bemfelben  Sage  23rillen 
anlegen  mufjten,  tveil  fte  gleicbseitig  furjft'chtig  mürben.    (L.) 

Brumöy  (Pierre),  ein  3efuit,  geb.  1688  ju  9touen. 
Grr  mar  Srjieher  bes  ^rinjen  von  SEalmont,  bann  Cehrer  ber 
SDiatbemaftt"  in  ^aris.  ©ein  «^auptmerf:  Thcätre  des  Grecs 
(juerfr  tyaxiä  1730,  3  23be.  in  4.,  bann  öfter,  eine  2lusg. 
oon  be  iRocbefort  unb  bu  £heil,  ebb.  1785  ff.,  13  23be.  in  8.), 
bat  tag  23erbienfr,  bie  bramat.  3BerEe  ber  ©rieben,  bie  es 
in  Ueberfe^ungen  unb  tbeilmetfe  2lusjügen  miebergibt,  jur 
Äenntnif  eines  gröfern  ÜSheils  feiner  Station  gebraut  unb 
bas  ©tubium,  mie  bie  23eobadbtung  ber  Regeln  beS  griedj. 
25rama's  rege  erhalten  ju  haben,  menn  es  gleicf)  oon  Obers 
ftäcblicbfeit  unb  ©infeitigleit  ber  2luffaffung  nicfct  freigefprodjen 
werben  fann.  @r  öerfucfjte  ftcb  audh  felbjr  im  bram.  §acfce, 
obmohl  mit  wenig  ©lud!  j  mehrere  feiner  £rauerfpiele  nad> 
©toffen  aus  ber  biblifcben  ©efcf)icfcre ,  fo  mie  Cuftfpiele,  ftnb 
gefammelt  in:  Recueil  de  div.  pieces  en  prose  et  en  Ters, 
$ariö  1741,  4  23be.  in  8.    <Sr  fh  1742  ju  $aris.    (H.  Schi.) 

Brunetti.  1)  (Antonio),  geb.  ju  9>ifa  um  1760, 
mar  am  Grnbe  bee  cor.  3ahrh.  als  (£cmponifr  fehr  beliebt; 

feine  Opern:  Lo  Sposo  di  tre,  Marito  di  nessnna,  le  Strava- 
ganza  in  Campagna ,    Bertoldo  e  Bertoldino  U.  m.   a. ,   mürben 

in  23ologna,  äJenebig  unb  gforenj  mit  grofsem  Erfolge  gege= 
ben.  2)  (Äatharine),  eine  fehr  oerbienftoolle  ©djaufpieles 
rin  unb  langjähriges  SDtitglieb  ber  prager  fränbifcben  23ühne. 
3hre  theatraltfd}e  23übung  bativt  ftch  nocb  aus  ber  um>ergep= 
lieben  ^eriobe  oon  Ciebich's  (f.  b.)  Direction  her.  ©ie  mar 
»orjugSmeife  als  muntere  Liebhaberin  mirffam  unb  ermarb  ft'd) 
jtets  bie  ungetheilte  2lusjeio>nung  bes  ^)ubli!ums.  3f)re  an= 
jiehenbe  9)erfönlid)?eit,  bas  meiere,  biegfame  Organ  bewogen 
ben  2Hrector  oen  J^olbein,  ihr  »erfudjsmeife  eine  tragtfdje 


84  Bruni  Brunian 

$arfbie  anvertrauen;  e&  war  bie  „(Samilla"  in  Jpouwalbt'S 
„iBtlb".  SDiefer  2Jerfud>  gelang  über  bie  Brünften  <£rwartun= 
gen  gängig  unb  bie  bamalei  nod)  jugenblicpe  ©djaufpielerin 
Hieb  eine  Steine  t?on  3abren  im  23eft§e  ber  fentimentaUtra= 
gifeben  $)artbien.  —  ©päfer  würbe  fie  mit  eben  fo  glücBlicbem 
Erfolge  in  einem  altern  %a<fye  »erwenbet.    (3.  u.  C.  H — n.) 

Bruni  (Antonio  Söartolomeo),  geb.  ju  @oni  1759, 
(am  früb  nadb  tyari6,  wo  er  ftdj  jum  23ioltnt>irtuofen  au$s 
bildete  unb  au*  alö  (Somponift  auftrat,  ©eine  Operetten: 
Conradin,  Celestin,  Azelie,  la  mort  imaginaire,  l'ile  enchan- 
t^e,  Claudine,  Terbera  jc. ,  ftnb  leidet  unb  gefällig  gebalten 
unb  würben  nidbt  allein  in  "Paris,  fonbern  trjeiliueife  auefo  in 
üDeutfdjlanb  febr  beifällig  aufgenommen.  1800  war  23.  9Wuftf= 
birector  ber  ital.  fom.  Oper  ju  ^aric*.  (3.) 

Brünian  ($err  eon),  geb.  1783  in  §)rag.  «Seine  tbea= 
tralifdje  Saufbafjn  eröffnete  er  bei  bem  SWarionettenfpieler 
•£oljel,  engagirte  ftd)  hierauf  bei  einer  23anbe  ©eiltänjer  unb 
Sufffttringer ,  unb  fam  bann  ju  einem  gewtffen  "Jtadjtigall, 
ein  9)rad)teremplar  t>on  nidjtömürbigen  &beäterprinjipalen, 
wo  er  ale  ©djaufp.  gelobt,  alö  (Sapriolenfdbneiber  aber  bes 
wunbert  würbe,  ©päter  ft'nben  wir  ibn  bei  einem  gewiffen 
23remer,  ein  würbiger  Siwal  9f  adjttgalTt* ,  wo  er  ali  Sßlabe; 
moifelle  23runner  ba$  ^ubltfum  entjürfte.  ©ein  prinzipal 
t)atte  ibn  nämlid),  ba  er  feine  i'iebbabertn  batte,  in  ein  Bauens 
Zimmer  »erwanbeit,  woju  ibm  fein  fd)öne6  ©eftebt  unb  fein 
feiner  23au  fefjr  bebülflid)  war.  2)ie  Cm"  proquos,  bie  bier 
auf  unb  außer  ber  23übne  vorfielen,  wären  ein  oortrefflidber 
©toff  ju  einem  fomifdjen  9toman.  Sänge  btelt  e&  jebodj  33. 
nidjt  bei  23remer  aus;  er  maebte  ftd)  felbft  SDiarionetten, 
beiratbete  eine  fel)r  bauliche  §rau,  bie  aber  eine  gute  ©änge* 
rin  war,  unb  jog  mit  feiner  böljernen  23anbe  in  ^Dfäbren, 
ObersDeftrei*  unb  23öbmen  umber.  3>n  ben  3wifcbenacten 
fang  feine  ftrau  unb  er  maebte  ifuftfprünge  unb  Kapriolen. 
2luf  biefe  5lrt  oerbiente  er  üiel  ©elb,  war  im  ©tanbe,  2)eco= 
rationen  unb  Sbeafergarberobe  anjufdiaffen  unb  warb  in 
furjer  3eit  einer  ber  erften  "Prinzipale  in  25eutfd)lanb.  <£r 
felbft  fpielte  ben  Jöansrourft  mit  gren*,enlofem  Söeifall  unb 
fein  ungemeine^  Talent  für  ba&  Äomifcbe  madjte  ibn  beffen 
würbig.  >2lber  aud)  in  regelmäßigen  ©fürfen  trat  er  auf  unb 
alle  SBelt  wunberte  ftd),  it>n  beute  ben  £>roeman  unb  morgen 
ben  -öanswurft  mit  gleidjer  23oll?ommenf)eit  fpielen  ju  feb,en. 
©eine  fdwne  ©timme,  oorjügltd)  aber  fein  £anj,  tarn  ibm 
überall  ju  fratten.  Ungefäbr  10  Sabre  i)ie{t  er  fid)  mit  bie* 
fer  ©efellfdjaff  am  JKbein,  am  SDfatn  unb  am  Metfar  auf, 
mußte  aber  enblicn  feine  Gruppe  entlaffen,  ba  feine  tyradbt* 
liebe  ibn  an  ben  JBettelftab  brachte.  Dod?  lädielre  bai  ©lud? 
ibm   balb  wieber.     Sofepb   Äurj   engagirte   ibn   1760  nadj 


Brustharnisch  Brustlatz  >.> 

$rag  unb  f>ier  erlebte  er  feine  glänjenbfle  Crpodje.  ©Ietcr)= 
r»iel,  ob  er  alß  tra;jtfcf>er  J&elb,  alö  £an$wurfr,  ©änger  ober 
£dnjer  erfdnen,  baö  ^publtfum  faf>  if>n  gem.  SQBie  Äurj 
1763  feine  Gruppe  auöeinanber  gelten  lief,  errichtete  23.  oon 
ben  SDiitgliebern  berfelben  eine  neue  unb  reifte  mit  berfelben 
nad)  23rünn,  macfcte  23anquerot,  würbe  r>on  23uftelli,  ber 
unterbef  baß  prager  Sweater  gepachtet  f)atte,  wieber  engagirt 
unb  jum  ©efdjaftefüfjrer  gemacbt.  23.  lief  nun  .Kleiber  unb 
25ecorationen  in  SDcaffe  anfertigen  unb  brachte  bie  für  ba= 
ntalige  3eit  unerhörte  2lnjaf)l  t»on  80  ©tatiften  aufö  Sweater. 
23ufrelli  mar  natürlich  balb  fertig,  23.  aber  engagirte  eine 
Gruppe  aus  lauter  Äinbern,  fpielte  abermals  in  $)rag,  machte 
gute  (Sinnafymen  unb  ungeheure  ©Bulben  unb  »würbe  abers 
mal6  banquerot,  unb  irrte  nun  mit  einer  namenlos  fdjledjten 
23anbe  in  ©rat)  unb  23rünn  untrer.  25er  ©raf  £fd>ernin, 
ber  1744  ba$  prager  SEfjeater  übernahm,  lief  ftd)  abermals 
»erleiten,  23.  ju  engagiren.  SEfdjernin  fiarb,  fdjenfte  aber 
oor  feinem  £obe  23.  2Ule£,  maß  biefer  trjm  fcfjulbig  mar  unb 
madite  il)n  baburcfc  jum  reiben  SDtann.  3e§t  brad»  baß  gol= 
bene  3eitalter  für  ©dmeiber  unb  ©taler  wieber  an  unb  bauerte 
biß  1777,  wo  23.  aufö  »Reue  faüirte  unb  mit  bem  23obenfa§ 
feiner  Gruppe  nacfe  2>re6ben  jierjen  mufte,  mo  er  ftdj  6  SSJios 
nate  lang  im  Cet)mann'fcb,en  23abe  im  £ufr  =  unb  Strauerfpiel 
profrituirte.  Dann  aber  fing  bie  3ett  beß  3ammer3  für  23. 
an  unb  ni<t)tß  wollte  if)m  mer)r  glücfen.  ©eine  fpätere  2Ser= 
binbung  mit  Sftera^ö,  fein  2lufentf)alt  in  $ilbe6f>eim  unb 
23raunfcfcwetg  1779,  feine  zweite  <£eiratr)  mit  ber  SBitwe  beö 
23alletmei|ter$  9)tiom,  2llle6  biente  nur  baju,  ir)n  nodj  mef)r 
herunter  ju  bringen.  25er  £of  ju  ©djleäwtg  fetzte  it)m  eine 
i leine  9>enfton  auß,  entjog  ft'e  if>m  wieber,  ba  er  ju  viele 
23orfd>üffe  »erlangte,  unb  1781  flarb  23.  in  2lltona.  2luf 
jeben  gall  war  er  ein  fefjr  merfwürbiger  SDtenfd),  er  oereinte 
Talente  ber  oerfdnebenfren  2lrt  in  ftdj,  in  allem  (ärrftnnlidjen 
war  er  entweber  SMufter  ober  Darre  iidi  boer)  barin  oerfuebt. 
©ein  guteö  £erj  unb  fein  offene^  23enet)men  liefen  feine 
§reunbe  um  fo  mefjr  ben  grenjenlofen  Seicbtftnn  unb  bie 
ungejatjmte  QJradjtliebe  bebauern,  r>on  ber  er  nun  einmal 
niajt  ju  feilen  war.  (L.) 

Brustharnisch  (©arber.),  f.  Äüraf  unb  JRüflung. 

Brustlatz  (au*  23rufrfleib,  23rufrflecf,  £etb  = 
djen,  SKieber  jc.,  ©arber.),  1)  ein  furjeö,  23ruft  unb  £?ber= 
leib  bebeefenbe^  Äleib  ot)ne  2iermel;  wirb  oon  beiben  ©es 
fdiledjtern  jeboeb,  meijt  nur  alß  Unterbleib  getragen.  2)  (Sin 
breiedigeö  ©tue?  3eug ,  f)duftg  mit  #appe  ausgefretft  unb  mit 
«Retteten  ober  ©djnüren  an  anbere  JUeibungßfrücfe  befefligt. 
3n  mehreren  ©egenben:  SEprol,  23aiern,  2lltenburg  tragen 
bie  Canbleute  ben  23.  allgemein  unb  er  ifl  bann  gewofynlicb, 


;iü  Bruststimine  Buch 

reidj  ccn  Stoff  unb  23erjierung ;  aucb,  im  altbeutfdjen  Gioftüm 
jünbet  man  il)n  bei  beiben  ©efd)led)tern.  (B.) 

BrciNtstiinme  (©tuftf),  bie  natürliche  Stimme  ober 
ber jenige  Umfang  berfelben,  in  meldjem  bie  £öne  ganj  unge= 
jmungen  l)ert»orfommen,  im  ©egenfa^e  junt  Jalfet  ober  ber 
gfifiel  (f.  b.),  morin  bie  t)öf>ern  £öne  burcb,  eine  2ieränberung 
ber  Srimmorgane  fjeroorgebracfet  werben.  23gl.  9Regifrer  unb 
Stimme.  (7.) 

Bruststück  (©arber.),  1)  ein  £beil  ber  JRüfhmg  (f.  b.). 
2)  STft  gebraust  für  23rufrlafj,  in  fo  fern  berfelbe  mit  23anb, 
Stieferei,  perlen  ober  Steinen  befeijt  mar.  (B.) 

Brutus  (Marcus  3untus),  Liebling  beS  3uliuS 
(Eafar,  troe  bem  einer  ber  äkrfcbmorenen ,  melcbe  Safar  er= 
morbeten  (43  t?.  6fjr.).  2>arauf,  als  Statthalter  oon  SDiace- 
bonien,  lieferte  er  mit  GEafft'us  bem  oereinigten  Jpeere  bes 
Antonius  unb  £cta»ianuö  ein  blutiges  treffen  bei  $r)ilippi 
(41),  in  beffen  Verlaufe  effr  (Safftus,  fobann  aud>  23.,  ihre 
Sadje  oerloren  gebenb,  ftcb,  felbfi  töbteten.  93.,  ben  fioifcben 
©runbfa^en  ergeben,  mar  übrigens  ein  »ortrefflicber,  gelebt 
ter  SDiann ,  unter  ben  gegen  ßafar  SBerfcfymorenen  ber  ebelfte 
unb  unetgennü^igfte,  ein  ddjter  Sofjn  ber  alten  SRepublif, 
melcbe  mit  if>m  unrettbar  »erloren  mar.  3"  <id)t  römifcber 
©rbfe,  JHeblicfefeit  unb  2Bürbe  t>at  ib,n  Sbafefpeare,  ber  mie 
fein  anberer  £ramattfer  am  2Sorn  ber  ©efdnc&te  ju  fcböpfen 
mufte,  in  feinem  %uliu$  (Säfar  bargeftellt,  eine  »ortrefflicbe 
(Sbarafterjeidjnung ,  gegenüber  bem  fünftem  (Safft'us ,  bem 
fd?lauen  Antonius,  bem  bie  Umfrdnbe  benu^enben,  aber  grö= 
fere  $>läne  oerbeimlicbenben  ©ctatrianus  unb  bem  mürrifcfys 
bumorifhfcben  (Sasca!  Seine  ©ematylin  mar  bie  eble  9>orcia, 
OEato's  Uticenft's  £od)ter,  bie  ftd)  feiner,  audj  burcb  tyren 
£ob,  in  Allem  mürbig  jeigte.  (H.  M.) 

Buch  (Ze<t>n.).  23ei  jeber  gut  eingerichteten  23übne  muffen 
bei  ber  Aufführung  eines  Stücfee  2  (Eremplare  beffelben  »or= 
banben  fein,  oon  benen  bas  eine  Souffleurb.  bas  anbere 
2>irigirb.  genannt  mirb.  3n  bem  Souffleurb.,  meines  am 
befreit  gefäSrieben  unb  auf  jeber  Seite  mit  einem  meifen 
JRanbe  oerfetyen  ifr,  mirb  alle  SSorfcbrift  meggelaffen ,  meiere 
2)ecoration,  Scenerie  unb  Arrangement  betrifft.  2>as  SEBort: 
23ermanblung,  mirb  jebesmal  fenr  grofj  gefebrieben  unb  öon 
bem  Souffleur  bie  bei  jeber  23übne  gebräueblicben  3eid>en 
für  23er»uanblung,  fallen  bes  2?orbangs  u.  f.  m.,  fomobl 
als  Aöertiffement ,  mie  als  .Seicben  iut  fofortigen  Ausfüf)= 
rang  eingetragen,  lieber  bie  eigentümliche  (Einrichtung  bes 
Opern  Souffleurbucbes  f.  Souffleurfrimmc.  3um  £)trigirb. 
nimmt  man  entmeber  baS  gebruefte  33.  ober  bas  üom  25idj= 
ter  eingereihte  SManufcrtpt.  33eibe  merben  mit  meifem 
Rapier  burebfeboffen  unb  oom  SRegiffeur  für   bie  2>arfrellung 


Bucharest  Buchhaltung  '67 

eingerichtet ,  bie  ©tellung  ber  ^Perfonen  in  jeber  ©cene  mit 
allen  oorfommenben  &*eränberungen,  bte  ©tiebworte  für  Särm, 
JRufen,  Jtlingeln,  SOcufiE  u.  f.  m.  hinter  ber  ©cene,  bie  9tes 
qutft'ten,  bie  genaue  23ejeicbnung  ber  £>ecoratton,  ber  2$erfe§= 
flücfe,  Spüren,  genfrer,  bte  ÜDieubeln  unb  it>re  «Stellung,  bie 
©tatt  ftnbenben  Eoftümoeranberungen  unb  bie  baburef)  notb= 
wenbtge  Sänge  ber  3wtfcbenacte ,  bte  Tanten  unb  3at)l  ber 
im  ©tücfe  befdjäfttgten  (Stjoriften  unb  ©tattften,  5llleö  bie$ 
alfo  ba$  ©anje  be&  eigentlichen  innern  2Sübnengefcbäftes  muf 
ft'cb  fo  genau  unb  anfcbaulicb  »erjeidjnet  ftnben,  oft  aueb  mit 
©runbriffen  unb  fftjjirten  3etcpnungen  »erfefjen  fein,  bafi 
im  §alle  einer  Jtranfbeit  be$  SRegiffeure  nacb  bem  25irtgirb. 
ba$  ©anje  geleitet  werben  fann.  2Bo  ein  9cad)lefer  (f.  b.) 
»orbanben  ift,  beft'nbet  ft'cb  ba$  £>trtgtrb.  in  beffen  £än= 
ben,  fonft  t)at  eö  ber  Stegtffeur,  ber  3nfpictent  ober  wer 
fonft  mit  ber  Seitung  beauftragt  ift,  jur  £anb.  3«be  5ßor= 
fcbrtft  im  23. e  ift  auf  ber  correfconbirenben  weifen  ©ette 
»ollftdnbtg  erläutert  unb  nacb  bem  SDtaterial  ober  ben  23e= 
bingungen  jeber  23üf)ne  oeröollftänbtgt.  3ur  Erleichterung 
ber  Ueberftcbt  wirb  aueb  wobl  hinten  ein  JRegifter  angebracht, 
worin  alle  9tequtft'ten,  bie  ^Perfonen,  welche  fte  erhalten  unb 
in  welcber  ©cene  fte  gebraucht  werben,  bie  ju  gebenben  3eicr>en 
hinter  ben  Eoultffen  nacb  2lcfen  unb  ©cenen  unb  fonft  ba$ 
2Befentltcbe  »erjetebnet  werben.  (L.  S.) 

Bucharest (23uft)areft,23ufarefcbt,  Zt)eatexftat.)t 
J&auptftabt  ber  2Balacbei,  mit  60,000  OEtnw.  unb  einem  täg= 
lieb  bebeutenber  werbenben  «öanbel.  23or  wenigen  3af)ren  erft 
t)at  man  ben  23erfua>  gemalt,  tbeatralifrfje  ©enüffe  nacb  23. 
ju  oerpflanjen  unb  fyat  baö  günfrtgfre  ÜRefultat  erhielt.  2)cebs 
rere  Seerngefellfcbaften  befugten  nacbeinanber  23.  unb  fan= 
ben  einen  offenen  ©tnn  für  bte  Äunft,  alfo  freunbltcbe  2luf= 
nabme  unb  gute  Einnabmen,  fo  baf?  23.  halb  jum  regelmafji= 
gen,  met)rmonatlicben  2lufentbalteorte  »erfduebener  2)trectoren 
würbe.  SEbeobor  SDcüller  unb  grifet)  (legerer  je$t  in  Eon= 
ftanrinopel)  jetebneten  fieb  befonber^  bureb  eine  gute  ©efells 
fegaft  aus  unb  weilten  lange  in  23.  3m  %at)xe  1838  i)at 
man  begonnen,  ein  Rfyeatex  ganj  nad)  bem  ^lane  be$  »eftber 
ju  bauen  unb  es  bürfte  alfo  balb  eine  neue  unb  glän^enbere 
2lera  im  Zfyeatexleben  t>on  23.  beginnen.  (R.  B.) 

Buchdruckerkunst  (2ilkg.).  Eine  weiblicbe  ?^tgur 
in  anttfem  ©ewanbej  ii)xe  Embleme  finb:  eine  £afel  »oll  ge= 
fester  ©ebrift,  bte  betben  3nftrumente,  womit  man  bie  23ucb= 
fiaben  fdjwärjt,  aueb  wobl  bie  23ucbbrucrervreffe  felbft.    (K.) 

Buchhaltung.  2)ie  geregelte  Etnjetcbnung  ber  Ein= 
nabme  unb  2Iu6gaben,  ober  ber  SBaaren  unb  bee  2Bertbe6 
in  23ücb,er,  um  babureb  ben  ©tanb  beö  ©efebäftes  im  Etn= 
jelnen,   xvie  im  2lllgemetnen  ftetö  überfeben  unb  nadjweifen 


;S8  Buehholz  Buckingham 

ju  fönnen.  2>iefe$  6Io#c  IRotiren  ber  2lctio  =  unb  9>afft'ö= 
polten  t(l  bie  einfache  23.,  entgegengefe^t  ber  boppelten 
ober  ital.  23.,  in  welcher  2tüeö  boppelt  notirt  tvtrb  unb  bie 
bah,er  weit  mefjr  ©idjerljeit  gegen  Errungen  unb  2?ergefien* 
beit  gewährt.  23ei  jebem  merfantilen  ©efdjdfte,  alfo  aua) 
bei  bem  finanziellen  Steile  ber  SE^eateroermaltung  ifl  bie  23. 
eben  fo  notljwenbig  als  pflicbtgemdfj ;  wo  aber  2luögabe  unb 
(Jinnabme  jiemlid)  an  fefle  Üiormen  gebunben  ftnb,  wie  bei  ber 
@taats  =  unb  in  23ejug  auf  bie  erftere  aucb  bei  ber  £f)eater= 
»erwaltung,  ifl  bie  boppelte  23.  überflüfftg  unb  fogar  un* 
äwedmdfiig.  25ie  Verwaltung  ber  «öofttjeater,  wie  bie  Unter* 
neunter  größerer  @tabt  =  unb  9)rooinjialtl)eater  ftnb  jur  ge= 
orbneten  23.  fowobl  burd)  ben  Umfang  bee  ©efdjdfteö  felbfr, 
ate  burd)  bie  23el)örbe  oerpflidjtet ;  bei  fleinern  23üf)nen  ftn* 
bet  man  oft  feine  @pur  baoon.  23eim  Xfjeater  werben  im 
Äaffabud&e  bie  ©tnnafjmen  nad)  ben  oom  Jüafftrer  unter* 
jeiebneten  unb  t>on  bem  Unternehmer  ober  bem  baju  befrellten 
23eamten  controllirten  .Raffenrapporten  eingetragen  unb  ben 
Stusgaben  gegenübergeflellt,  bie  burd)  quittirte  JRedjnungen 
ermiefen  werben;  ^Rapporte  nnb  JRedjnungen  muffen  gehörig 
etnregiftrirt,  numerirt  unb  al$  23elege  be6  &affabud)eö  auf* 
bewahrt  werben,  ©in  monatlicher  2lbfd)lufj  biefer  23erecb* 
nungen  tfr  allgemein  gebraudjlid).  ®ann  erf)etfd)t  bie  23.  ein 
@orrefponbenj*9iegifrer,  in  welchem  bie  antommen* 
ben  23riefe,  bie  ebenfalls  orbnungßmäftg  aufjur)eben  ftnb, 
Mos  notirt,  bie  abgefyenben  bagegen  entweber  ganj,  ober 
bem  3nr)alte  nad)  eingetragen  werben,  ferner  ftnb  nötfjig 
Snoentarien  (f.  b.)  über  ©ecorattonen,  ©arberobe,  SDceu* 
beln,  3tec|uiftten  jc.  ;  ©arberobebüdjer,  in  welcbe  bie 
(Sofrümirung  jebee  einzelnen  ©tücfee  »ollftänbig  einzutragen 
tfr;  23efe£ungß*  u.  2Ju6tr)eilungebücber,  bie  ben  »oll* 
ftänbigen  Sljeaterjettel  jebeö  Btiideä  enthalten.  Ueber  @ce* 
narien,  Stegie*,  ©oufflir*  unb  0tollenbüd)er  oergl.  bie  be* 
treffenben  Slrtifel,  fo  wie  im  allgemeinen  bie  Slrrifel:  .Raffe, 
Kontrolle  unb  2Serwaltung.  Ueber  bie  23.  felbfr  t»ergl.  2Bag* 
ner'e  allgemeinem  üebrbud)  be&  23ucbr)alten6;  ©r)err)arbi,  bie 
ital.  23ud)f)altung;  23ergr)auö  boppelter  23ud)r)alter ;  Ö.uarcb/8 
.Runfl  bee  23ud)r)altene;  <&<b,iebe'6  treff liebe  Sebrbüdjer  ber 
Jpanblungewiffenfd)aften  unb  25ie§ntann'6  l'erifon  ber  Jpanb* 
Iungewiffenfcbaften.  (R.  B.) 

Buehholz  (Äarl  2iuguft),  geb.  17**  ju  Sübecf, 
war  3Doctor  ber  Stedbte  unb  praftifeber  ^urifr.  Unter  feinen 
mannigfachen  belletrifrifdjen  arbeiten  befinben  ft'd)  au.d)  bie 
2Drama6:  ^opda,  Srauerfpiel ,  Hamburg  1806  j  Ugolino 
©r)erarbesca's  galt,  Srauerfpiel ,  ebenb.  18U8  u.  m.  a.    (M.) 

Buckelhaube  (©arber.),  f.  23oc£elr)aube. 

Bückingham  (fpr.  23ötfing(jäm).  23erür>mte  engl.  «öer* 


Bude  Büchse  39 

loggfamilie,  auä  ©(jaffüeare'S  Ijifror.  ©tütfen  befannt.  (Sin 
23.  tritt  in  SKtcfcarb  in.  ale  beffen  JRatfjgeber  unb  fd)dnblid)er 
«Helfershelfer  auf.  3>iefer  war  <£einr.  ©raf  t>.  ©tafforb,  J&erjog 
t>cn  33.  Unerfdttlirf)  in  fetner  «£abfucf>t  unb  Mdnbergier, 
gerietf)  er  über  feine  gorberungen  an  Sdnbereien  in  Jpereforb 
mit  bem  .Könige  in  ©treit  unb  trat,  ba  er  ftd)  getdufdjt  unb 
jurütf gefegt  glaubte,  auf  <£einrid)ö,  ©rafen  »on  9ticb,monb, 
©eite.  (Sin  Diener,  burcb,  ben  auf  23. ß  Äo&f  gefegten  tyxeiö 
»on  1000  ^)funb  gelocft,  oerrieti)  tfyn  an  ben  Stifter  »on 
©fjropflnre,  worauf  er  1483  auf  9tia)arbtf  33efef>l  enthauptet 
würbe.  tJin  anberer  93.,  (Jbuarb,  ©ob,n  beö  23or.,  ftanb 
bei  Jptinrid)  VII.,  aud)  2lnfangö  bei  J£>einridj  VIII.  in  großer 
©unfr,  äuferte  ftcb,  jebodj  mifjgünfiig  über  ben  (Sarbinal 
2Bolfeo  unb  würbe  auf  23etrieb  bee  mächtigen  SDtiniflere  beö 
^od^öerratbS  angefragt  unb  '1521  tyingeridjtet.  2Bir  ft'nben 
ityn  in  bem  erfren  2lcte  beö  ©t)aff»eare'fdien  ©tücfes:  Jpein* 
riefe  VIII.  c?in  britter  .Öerjog  Don  23.,  ©eorgeÖSilliertf 
(geb.  1627,  fr.  1688),  ber  unter  äarl  II.  feine  »olitifd>e  »tolle 
fpielte,  oerbient  f)ier  genannt  ju  werben,  weil  er,  glücflidjer 
ali  feine  23orfat)ren,  fraft  tragifcfe  ju  enben,  9)cuf e  unb  tfaune 
genug  t)atte,  t>a6  fiuftfptel:  tbe  rehearsal,  Sonbon  1671,  ju 
fcfcreiben  unb  aucfe  fonfr  ben  2Biffenfcbaften  objuliegen.  (H.M.) 

Bude,  ein  ©ebdube  oon  23retern,  befonberö  wenn  eö 
ju  ©cfeaufreliungen  benutzt  wirb ;  ftgürl.  ein  fdjledjteö  Sweater. 

Hudweis  (£f)eaterfrat.),  <£auptfrabt  beä  gleichnamigen 
«ftreifeö  in  23öl>men,  mit  6000  (Jm.  25ae  duferlidj  unfcb,ein= 
bare  ©d>aufpielc)aud  bafelbfr  würbe  1836  im  Snnern  neu 
becorirt.  23.  wirb  nur  auf  furje  3eit  »on  reifenben  ©efell* 
fdbaften,  gegenwdrtig  oon  2)irector  Suij,  befucfet. 

Büchner  (Öeorg),  geb.  1813  ju  ©obbelau  bei25arm= 
frabt,  frubirte  in  ©iefj en,  flof)  wegen  SErjeilnafjme  an  ben  »oli= 
rifcfeen  23ewegungen  ber  legten  3at)re  au$  bem  2Saterlanbe 
unb  ftarb  ald  SRefugie  gu  3uridj  1837.  23.  fcferieb  eine  £ra= 
göbie:  2>anton6  £ob,  in  ber,  neben  ben  Mängeln  einer 
3ugenbarbeit,  ftcb,  ein  r>crrlicf)eö  Didjtertalent  unb  eine  grof; 
artige,  wat)rf>aft  geniale  Sluffaffung  unb  2tuöfüf)rung ,  aber 
gar  ju  grelle  Durchführung  beö  f)iftorifd»en  ©toffeö  barbieten, 
pr  bie  23ü()ne  pa$t  biefe  Sirbeit  nidjt.  3n  23.$  9lad)laf 
fanb  ftcfj  nodj  ein  fiufrfpiel:  Seonce  unb  fiena,  unb  ein  %mei= 
reo,  beinahe  oollenbetee  {ufrorifcbee  Drama;  aucfe  überfetjte  er 
einige  ©tücfe  23ictor  ^ugo'S.  2Jgl.  23rotff)auö  Sonoerf.  £er. 
ber  ©egenwart  unb  9)l)ömr  Suni  1835.  (R.  B.) 

Büchse  (Siequif.),  1)  jebeö  cnlinberförmige  ©efdf ; 
2)  ein  ©ewef)r  ber  3dger  unb  ©a^arff^ütjen ,  weld^eö  fta> 
burd)  einen  gejogenen  Sauf  »on  ber  gewöhnlichen  ftlinte 
unterfcbeibet.  3m  anfange  beö  15.  3al)rl).  erfunben,  ftnben 
wir  bie  23.  im  30jäf)rtgen  Äriege  juerft  angewenbet,   bann 


60         Bühne  BühneiiNchieklichkeit 

aber  mit  JRtefenfdjrttten  ihrer  23eroellf"ommnung  unb  allge= 
meinem  Slnwenbung  entgegen  gebenb ;  je$t  hat  jebe  2lrmee 
mit  93.  bewaffnete  Schüben.  £>ie  beften  ^anbftaber  ber  33. 
ftnb  bie  SEt;roler  unb  Schweizer. 

Bühne  (£ecbn.),  eigentlich  jebeö  erböbete  ©erüfl,  auf 
welchem  etxvae  gefebeben  foll,  xvai  Siele  fehen  tonnen,  baher 
Stebnerbübne,  9tichtbübne,  Schaubühne  u.  f.  w.  3m 
£beater  ber  über  bem  untern  3ufchauerraum  erhöbete  unb 
burch  ben  Vorhang  abgefcbloffene  3Jaum,  auf  welchem  bie 
2)arfleü"ungen  Statt  ftnben.  2)ie  23.  beftebt  aus  bem  $ro  = 
feenium,  ber  Sloantfcene,  berScene  unb  bem  hinter* 
grunbe  (f.  b.  a.)  unb  bilbet  in  ihrer  2IbgefcbIoJTenbeit  ben 
Nahmen,  in  welchem  jebee  bram.  23ilb  erfebeinen  muf?.  3« 
bem  untern  Xi)eile  ber  23.,  bem  <pobium  (f.  b.),  welchee; 
nach  bem  Jptntergrunbe  ju  unmerklich  auffleigt,  beftnbet  ftch 
»orn  in  ber  SDcitte  bee  ^rofeeniums  ber  Souffleurfaflen, 
weiterhin  bie  oerfebiebenen  23erfen£ungen  (f.  b.)  mit  ihrer 
nothwenbigen  SDcafcbinerte,  unb  an  ben  beiben  «Seiten  bie  <5ins 
richtungen  jum  äkrfcbieben  ber  (Jouliffen  (f.  b.),  welche  bie 
ft'cbtbare  ©renje  ber  23.  bilben;  außerhalb  berfelben  tfl  jeboch 
noch  ein  nicht  ju  befebränfter  JRaum,  „Jpinter  ben  (Sous 
liffen"  (f.  b.)  genannt,  erforberlich,  um  3üge,  SDtärfcbe  u. 
bergl.  bafelbfl  ju  orbnen  unb  »orjubereiten  unb  bie  t>on  ber 
Scene  geräumten  SDceubel  unb  23erfe§flücfe  leicht  unb  bequem 
ju  traneportiren ;  auch  tfl  biefer  3ftaum  ber  2lufentbaltöort  ber 
junächfl  auftretenben  Scbaufp.  Oben  tfl  bie  23.  burch  bie 
«Soffitten  (f.  b.),  im  Jöintergrunbe  burch  bie  35ecoration  (f.  b.) 
gefcfalofTen.  Oberhalb  ben  Soffitten  ifl  bie  SDtafchinerie  jum 
2tufjieben  ber  2)ecorattonen,  be$  Sorbangee  u.  bergl.  2>er 
JÖintergrunb  beflebt  entWeber  aue  einem,  ben  ganjen  JHaum 
umfaffenben  Saale,  ber  jeboch  fo  eingerichtet  fein  muf,  bafi 
er  als  23.  mit  benuet  werben  fann,  wenn  ein  befonberes  tiefer 
Scbaupla$  erforberlich  tfl;  ober  er  ifl  gleich  auf  ähnliche  2lrt, 
wie  ber  Staum  ber  Scene  eingerichtet,  lieber  bie  2luebebnung 
unb  2>imenftonen  ber  23.,  f.  Scbaufpielbaus  unb  Xfyeater 
mit  ihren  arttfltfchen  23eilagen.  (St.) 

Biihnenordmuig.  f.  £beatergefe$e. 

BühiienNt'hiekliehheit.  £>iefe  will,  toie  bie 
SebensfcbitflicbBeit  unb  Sitte  ihre  Stechte  beobadb,tet  unb  be= 
wahrt  wiffen.  J&ierher  gebort  nicht  blos  tas  $ertiggeiuorben= 
fein  beö  eigenen  Jtörpers  mit  ftch ,  fonbern  bie  jRucfftcbt, 
weife  <Srmeffung  unb  2Jbmeffung,  über  wie  öiel  tylaq  biefer 
überhaupt  auf  ber  23ühne  ju  gebieten  unb  an  welchen  Stellen 
er  ihn  einzunehmen  habe.  Vetter  wirb  noch  immer,  felbfl 
üon  routinirten  Scbaufp.,  viel  *u  wenig  auf  ben  Stanbpunrt 
unb  bie  Schonung  ber  in  ber  Scene  präbominirenben  $>erfo* 
nen  geachtet,  wa6  Sfffanb  fchon  mit  bem  atuebrude:  „fxe- 


Bürger  (51 

renft'on  auf  bas  SEerrain  madben"  bejeiebnere.  —  3«  *>en 
oerfebiebenen  einielnen  Slrtifeln  biefee  2Berfe$  wirb  auf 
SÄebreres,  bie  23.  23etreffenbes ,  btngewiefen;  bei  biefem 
2Jrti£el  genüge  baber  nur  bie  namentltäe  Slufjäblung  meb= 
rerer  23übnen  unf  djid Hoheiten,  auö  ber  ftd)  bas  ©d>icf  = 
liebe  oon  felbfr  ergeben  unb  berausfrellen  wirb.  3.  23.  bas 
©id>  =  23orbrängen  oor  2lnbern,  bas  ©id)  =  ©ebenlaffen ,  fei 
es  nun  aus  Utifenntnifj  ober  3erjireuung,  bas  öftere  Jpanb; 
ergreifen  ber  9?iitfpieler  ober  Jpanbauflegen  auf  bie  ©djultern 
berfelben,  bas  ungrajiöfe  Umarmen,  Muffen,  ftd)  auf  bas 
Anie  nieberlaffen ,  bie  Unrube  in  ber  Jpaltung  unb  ©tellung 
obne  3wedf,  bas  ^Räuspern  oor  einer  langen  Siebe,  bas 
Jperumfd)leifen  ber  ©effel  auf  ber  £rbe,  bae  Änarren  ber 
^ufjbefleibung ,  bie  unfanften,  burd)  9iägel  unb  g'ifen  unter 
ben  Surfen  »erurfaebten  dritte,  bas  9tad)fd>leifen  ber  ©äbel 
auf  bem  gujsboben,  bas  Verbergen  ber  Jpcinbe  an  unfd>i<f= 
liebe  ober  ungehörige  £rte,  23ein£leiber  =  ,  2Befren  =  unb  SRod; 
tafdien,  bas  >Jidge!befeben  ober  gar  23eEauen,  baß  oft  micber= 
bolte  ©tirnreiben,  bas  Crbnen  beä  .Ropfbaares,  23acfen;  unb 
©dbnurbartes,  bie  Untbetlnabme  an  ben  ©efpräcben  SKit* 
fpielenber,  bie  unangemeffenen  Raufen  wäbrenb  bes  £efen$, 
©ebreibens  ober  ©iegelns  oon  23riefen,  ein  übertriebenes 
iDofenfpiel,  alljubäuftges  ©dmupfen,  bae  Jpineinreben  in  bie 
Souliffen,  bae  unanfranbige  3un>erfen  ber  £büren,  bae  93er= 
geffen  unb  Ctegenlaffen  oon  ©egenfrdnben,  als:  Jpüt,  ©toef, 
Hantel,  25ofe  ic,  bei  einem  Slbgang,  was  befonbers  in 
Situationen  fiörenb  unb  lädjerlid)  wirft,  wo  bie  ©pur  bes" 
2)agewefenen  son  bem  Sintretenben  nietjt  bemerft  werben 
foll,  ober  wo  gar  bie  ©cene  ftd)  oerwanbelt,  bas  öftere  Jper= 
ausgeben  ober  in  ber  Jpanb  behalten  bee:  £afd)entud)6,  bas 
naioe  ©cbürjenfpiel  ber  tarnen,  ober  fofettirenbe  3upfen  am 
23ufentud)e,  bie  unanfidnbige  Haltung  beim  ©ffen,  £rinfen, 
ober  in  ber  21rt  <£twas  ju  nebmen,  ju  tyolen,  ju  ergreifen, 
bie  bem  tyublitum  jugewanbte  Stücfenfeite,  bas  0.ueroorüber= 
geben  oor  ^erfonen ,  benen  man ,  aus  weldjem  ©runbe  es 
fei  r  2td)tung  fdjulbig  ift,  bas  f>äuftge  23etreten  bes  ^)rofce= 
niums,  bas  ©ablagen  mit  geballter  ftauft  an  bie  23ruft,  ober 
gar  mit  flacber  «i&anb  an  bie  ©dienfei  u.  bgl.  m.  (Z.  F.) 
Bürger  (Qrlife  SSJiarie  (Sbrifiiane,  geb.  Jpabn), 
geb.  ju  Stuttgart  17G1),  fam  fpäter  nad)  23erlin,  oon  wo 
aus  ft'e  bem  befannfen  SDidjter  ©ottfrieb  2lug.  23.  in  einem 
©ebia)te  ibre  Jpanb  antrug.  2>ie  l£be  würbe  inbeffen  feine 
glücflicbe,  in  2  Sabren  erfolgte  fdjon  bie  ©Reibung  unb  (£life 
23.  betrat  bas  SEbeater  in  SÜItona  unb  fpäter  ju  Jpannooer 
unb  Dreeben.  2)a  ber  GrrfoJg  ibren  2Bünfd)en  niebt  entfpracb, 
oerfud)te  fie  ft'd)  als  2)edamatrice  unb  als  plaftifa?imimif*e 
2)arjrellerin,    ebne  jebod)  bie  J?enbels©d)ü§  nur  annäbernb 


02  Bürgerkrone  Buffo 

jn    erreicben.     Später  lebte  fte  jurücfgejogen   in  granffurt 

a.  9)?.  Sluger  mehreren  Spontanen  fcbrieb  fte  aucft  bie  23üt>= 
nenftücfe:  2lbelbeib,  ©räftn  Don  £e<f,  Hamburg  1799;  baß 
23anauet  unb  bie  .£eirafbeluftigen,  üemgo  1801.  (R.  B.) 

Bürgerkrone  (©arber.  u.  JRequift'r),  ein  J^ranj  oon 
<£icbenlaub,  war  bei  ben  Kömmt  fowobl  bie  23elot)nuug 
f  rtegerifcber ,  als  politifdjer  unb  moralifcfoer  23erbienfte  unb 
galt  ale  bie  böcbfte  SJusjeicbnung.     2krgl.  Corona. 

Bürgerlich.  2llles  tvae  beu  Sebensoerbältniffen  be6 
23ürger6  entfpricbt.  Daher:  b.e  Aleibung,  bie  gewöhnliche 
£racbt  fcer  gebilbeten  ©efellfcbaft  nacb  ben  wecfcfelnben  2(n: 
forberungen  ber  SOJobe;  früher  war  fte  burcfe  <J)olijeigefe§e 
oorgefcbrieben.  23.  e  Stücfe,  meift  gleicfcbebeutenb  mit  £on= 
»erfationeftücf ,  Drama,  5amil'en8ema'&e  un^  Sdjaufpiel  (f. 

b.  2t.).  Sduller'e  (Sabale  unb  Siebe  unb  bie  meiften  3fflan&= 
fcfeen  unb  Ao^ebue'fdjen  Scbaufptele  ft'nb  b.e  Stücfe.  Sie 
erfyeifcben  oom  Darfteller  oorjugeweife  ben  £on  unb  bie  $aU 
tung  ber  ©efellfcbaft  mit  2lusfcblup  jebeö  übertriebenen  tyaz 
tt)oß  bei  ben  tragifcben  unb  \ebe&  Sarrifirten  bei  ben  fomi; 
fdben  (SbaraBteren  unb  Situationen,  inbem  jebe  Uebertreibung 
fcas  Stüc?  aus  feiner  eigentlichen  Sphäre  ijerausöebt.       (B.) 

Büffet  (franj.),  eigentlich  ein  Sdjenftifcb;  ein  abge= 
fonberter  9taum  in  ©efellfcbaftefälen ,  wo  Speifen  unb  ©e= 
tränte  verabreicht  werben;  im  Scbaufpielfyaufe  ber  Saal,  ber 
ju  biefem  3wecEe  oorbanben  ift.  SOian  ftnbet  ba&  23.  wedj= 
felnb  parterre  ober  oben,  gewöhnlich,  wirb  ee  oon  ber  Direc= 
tion,  in  einigen  Stäbten,  j.  23.  in  Seipjig,  jeboeb,  oon  ber 
Stabt,  ober  wie  in  Göln  oon  bera  (£igentt)ümer  beö  Kaufes 
befonbere  üerpaebtet.  25er  ^ädjter  ift  meift  ein  Sonbitor,  in 
gröfjern  Stäbten  jeboeb,  j.  23.  in  23erltn,  ftnbet  man  ganje 
ÜReftaurationen  im  Sweater.  (R.  B.) 

Buffo  (SDtuftf  u.  Secbn.),  Äomifer  bee  ital.  Spatere, 
beffen  iHame  aue  bem  fiateinifeben  bufrare,  fiefe,  aufblafen,  her? 
geleitet  wirb.  23ei  ben  Römern  würben  Diejenigen  fo  genannt, 
bie  mit  auegeftopften  ober  aufgeblafenen  23acfen  an  ihren 
SDiaefen  auf  bem  Sweater  erfebienen,  um  ben  Ohrfeigen, 
welche  fte  in  bebeutenber  Slnjabl  empfangen  füllten,  mehr 
Alang  ju  geben.  23ei  ben  Stalienern  würbe  ba&  Jad)  oon 
2$)erfonen:  bem  fingenben  unb  fpreebenben  ober  f) al&= 
fingenben  23.  bef leibet.  Die  Stimme  bee  23.  ift  23ag,  fein 
Spiel  fef)r  marfirt  unb  grell,  baes  <5oftüm  barrof  unb  bat 
23urlesr"e  feine  Sphäre,  fo  baf  er  fafr  jur  CFarrifatur  wirb. 
Daö  SÖort  unb  bie  Sacbe  ift  mit  ber  ital.  Oper  ine  Sweater 
aller  23ölfer  übergegangen,  aber  in  Deutfcblanb  unb  ftxanl: 
reieb  ift  ber  23.  mehr  eigentlich  Jtomtfer,  bem  man  wofyl  einen 
Mangel  ber  Stimme,  feineewegö  aber  bie  Uebertreibung  ber 


Bulgaren!  Bulwer  65 

3raliener  naebfteht.  SDie  neuere  franj.  Oper  hat  ba6  5<*# 
be&  23.  in  £enor  =  unb  23a$s23.  geteilt.  Opera  baffa, 
bie  fomifche  Oper,  enrgegengefetjt  ber  Opera  seria  ber 
ernten  Oper  ber  Seltener?  fte  ifr  nicht  mit  ber  Opera 
comiqne  ber  5™"*°!"*°  ju  oerroecbfeln.  23ei  ber  Opera 
baffa  ifr  Äomi?  bie  .£auptfacbe,  bei  ber  Opera  comiqne  nur 
Siebenfache.  (7.) 

Bulgaren!  (SJcariana  23enfi,  gen.  Stomanina), 
eine  berühmte  ital.  ©ängerin  im  anfange  be$  oor.  3<ihrh-, 
febeint  bte  23ühne  in  23enebig  betreten  ju  haben,  roo  fte  bis 
1724  mit  grofem  23eifall  roirfte.  1725  (am  fte  jur  itol. 
Oper  nach  23reelau,  t-on  roo  fte  1726  nach  $rag  ging,  1728 
ober  roieber  nach  Stalten  jurüctf ehrte;  fte  fr.  1734  in  9iom. 
3eifgenofien  rühmen  foroobl  ihren  auebrucföoollen  unb  febönen 
©efang,  ali  ihr  trefflichee  ©piel;  auch  mar  fte  bie  »ertraute 
grreunbin  unb  Unterfrü^erin  be$  ©iebtere  SDcetajtaft'o.        (3.) 

Bulgarin  (£habbäu£),  geb.  in  Sithauen  1789, 
würbe  im  (Jabettenhaufe  in  ^eter^burg  erjogen,  biente  fpäter 
mit  Qütsjeicfanung  erft  in  ber  rufftfeben,  bann  in  ber  franj. 
Slrmee  unb  fehrte  nach  9tapoleon'ö  §ali  roieber  nach  9tufj lanb 
jurücf,  wo  er  ft'cb  au^fcbliefjlicb  literarifeben  Slrbeiten  roibmete. 
er  gab  1825  ba&  er  fte  bram.  SEafchenbucb :  Ruskaja  Talija, 
in  ruff.  Sprache  herauf,  in  meinem  einige  fehr  anjiehenbe 
arbeiten  feiner  geber  enthalten  ftnb  unb  baö  bureb  bte  9caa> 
ahmungen,  bie  eö  hervorrief ,  roefentlicb  jur  görberung  ber 
bram.  Literatur  in  9Ruf? lanb  beigetragen  hat.  (R.  B.) 

Bulwer  (abwarb  So  t  ton),  geb.  1803  in  ber  ©raf= 
fchaft  9corfolr\  feit  ber  Ärönung  ber  .Königin  23ictoria  im 
©ommer  1838  23aronet,  ifr  ber  3.  @ohn  beö  ©enerate  23. 
@eine$  2Saterei  frühjeitiger  Xob  (1806)  brachte  ben  jungen 
23.  ganj  unter  bie  ©eroalt  feiner  SDcutter,  bie,  hochgebilbet, 
feinem  ©eifle  oorjugeroeife  bie  Dichtung  gab,  bie  er  fpäter= 
f)in  mit  fo  glänjenbem  ©rjfolge  einfeblug.  <§eit  ber  23er"annt= 
maebung  „^elbam'g"  erhielt  23.  einen  europäifeben  3?uf,  ber 
tnbef  neuerbingö  bureb  feinen  23eft#er  felbft  gefebmälert  ju 
roerben  febeint.  Sticht  jufrieben  mit  bem  JRuhme,  ben  feine 
in  oieler  Jpinft'cht  auegejeiebneten  SRomane  ihm  erroorben 
hatten,  rooilte  23.  auch  t>on  ber  23übne  herab  auf  feine  dla- 
tion  roirfen.  <Sr  febrieb:  bie  <£erjogin  oon  £a  SJaliiere,  baö 
Stäbchen  oon  £t>on  unb  ^Richelieu.  2>tefe  9>robucte  ftnb  aber 
fo  lofe  componirt,  fo  leer  an  wahrhaft  bram.  (Eonfiruction 
unb  fo  überhäuft  mit  lächerlichen  Effecten,  ba$  bie  2luf= 
nähme,  namentlich  be£  erfieren  2)rama$,  einer  oollfommenen 
SRieberlage  glich.  2>aö  2.  ©tücf  foroohl,  al6  ba$  1839  gege= 
bene  3.  JRidjelieu  fanben  jroar  in  Conbon  eine  befriebigenbe 
Aufnahme,  in  2>eutfcblanb  aber  erregten  bie  beiben  erftern 
burchauö  fein  Snterefje.    23.  hat  fein  heroorragenbeö  Talent 


64  Bund  Buononcini 

furo  2>rama  unb  mürbe  Flug  banbeln,  wenn  er  feinen  wettern 
SJerfucb,  bie  23ühne  ju  erobern,  maefcen  wollte.        (E.  W.) 

Hund  (©arber.),  1)  fo  p.  tu.  Durban  (f.  b.)j  2)  eine 
«Ropfbebecfung  ber  tarnen  in  ber  gorm  etnee  £urbans,  ge= 
möhnlicb  aus  mehrfarbigem  3euge  gefertigt.  3)  Sie  Mopfs 
bebeef ung  bes  «fcobenpriefrers  bei  oen  3uben ;  ft'e  ifl  ebenfalle 
SEttrban  ähnlich,  t?on  meißer  Seinmanb  gefertigt  unb  oben 
mit  einer  bellblauen  Jluppel  oerfeben ,  bie  bureb  barüber  ge= 
jogene  Streifen  bie  ftorm  einer  Jlrone  erhält;  auf  biefen 
Streifen  ftef)t  bas  SCüort:  Jehova.  £üe  jübifeben  9)rtefrer 
tragen  ebenfalls  einen  58.,  boeb  ifr  berfelbe  minber  boeb.   (B.) 

Bundschuh  (©arber.),  1)  ein  großer,  bis  an  bie 
.Rnöcbel  gebenber  unb  oben  jugebunbener  JBauernfcbub ,  ber 
befonbers  in  Scbmaben  getragen  mirb;  2)  bie  böl^erne,  an 
ben  §uß  gebunbene  Soble  ber  2Barfüßermöncbe  ;  3)  »Jtame  bes 
23auernbunbes  3ur  3eit  bes  ÜBauernfriegs ,  berrübrenb  oon 
bem  Scbub,  ben  ft'e  als  Snmbol  auf  einer  «Stange  ober  in 
ber  %at>ne  führten.  (B.) 

Buonnrötti  (SD? t dt> e I  2lngeIo),  geb.  ju  5^rens 
1568,  ftarb  1626;  Dieffe  bes  berühmten  SOialers  unb  J8üb= 
bauers  SDficbael  Slngelo,  beffen  @ebtd)te  er  aud)  gefammelt 
unb  herausgegeben  bat  (^lorenj  1823).  «gebrieb  bie  nodj>  je^t 
als  clafftfeb  gefeba^ten  i'uftfpiele:  la  Tancia  (glorenj  1615) 
unb  la  Fiera  (ebenb.  1626).  25ie  Tancia  ift  bas  berübmtefre, 
eigentlid)  ein  ÜBauernfrücf ,  ein  regelmäßiges  2)rama  in  9tei= 
men,  morin  bie  Sitten  unb  fiiebesangelegenbeiten  ber  floren= 
tinifeben  ?anbleute  nadtgeabmt  ft'nb.  23aretti  balt  bat  Stücf 
für  eins  ber  oorjüglicbfren ,  bas  Italien  je  beroorgebraebr,  ja 
er  erflärt  fogar,  ba$,  menn  oon  allen  ital.  Stücfen  nur  eins 
ber  SSergeffenbeit  entriffen  merben  follte,  er  ber  Tancia  feine 
(Stimme  geben  mürbe.  (H.  M.) 

Buononcini.  1)  (fßlatc  Antonio),  geb.  um  1658 
ju  9)tobena,  bilbete  ft'cb  unter  ber  Ceitung  feines  2Jaters,  fam 
fbäter  nacb  SDeuffcblanb ,  mo  er  oon  1697  — 1708  in  2Bien 
unb  23erlin  als  (Jomponift  unb  JBioloncellifr  angefrellt  mar, 
ging  bann  na*  ^aris,  mo  er  befonberS  als  Virtuos  glanjte 
unb  feinte  um  1712  nad)  3talien  jurücf,  mo  er  ben  dteft 
feiner  £age  in  9tom  jubraebte.  Seine  befanntefren  Gompofü 
ttonen  ftnb:  Camilla  regina  de  Volsci,  Etearca,  la  Regina 
crednta  R«?,  Tigrane,    Re  d'Armenia,    Cajo  Gracco  unb  Astia- 

natte;  bie  fomobl  in  3Bien,  als  an  allen  großen  ital.  I£r;ea= 
tern,  ben  größten  23eifall  fanben.  2)  (Öiooanni  23at  = 
tifta),  geb.  ju  «JWobena  um  1660,  23ruber  bes  2Sor.  1694 
bebutirte  er  mit  ben  Opern:  Tniio  Ostillio  unb  Xerse  in 
3Rom,   fam  1698  als  Jpofcomconifr  nacb  SQMen,    mo  er  bie 

Opern:    la  Fede  pnbblica,    Eodimione,    Mario  fnggitico,    To- 

miris,   Abdolonimo   unö  iWmio  Scevoia  mit  großem  (Erfolge 


Burattini  Burghuber  65 

auf  bie  23ül)ne  braute.  1703  macbte  er  eine  Steife  nad) 
SBerlin,  wo  feine  Oper:  Paüfemo  gleiches  ©lud?  madjte, 
teerte  1712  nad)  «Rom  jurücf  unb  folgte  1720  einem  Stufe 
nad)  Bonbon,  wo  er  oon  ber  Stcabemie  für  einen  ber  grögten 
eomponifren  bev^eit  erflärt  würbe  unb  wo  foworjl  feine  frühem 
Opern,  ale  bie  neuen  Astardo  u.  a.  gropen  JSeifall  fanben. 
©ein  ©treben,  ft'cb,  über  £änbel  ju  ergeben,  oerwicfelte  tf>n 
in  Unannebmlid)feiten;  er  ging  nad)  §ranfreid>,  wo  er  in 
ber  ©olbmaa^erfunfr  Vermögen  unb  Stuf  oerlor,  als  SirtuoS 
aber  betbeS  wieber  erlangte.  Um  1750  enblicb,  erhielt  er  eine 
Qlnftellung  alö  Somponi(t  in  23enebig,  wo  er  balb  nadlet 
frarb.  (3.) 

Burattini  (Seefon.),  ital.  «Käme  für  eine  2lrt  oon 
^uppenfpielen,  welche  bekanntlich  in  Stalien  oollEommener,  als 
in  irgenb  einem  anbern  fianbe  bargeflellt  werben.  SOTailanb, 
Neapel,  9?om  ftaben  auSgejeidmete  B.,  bie  ben  gremben, 
obgleid)  er  gewöf)nlic6  nur  wenig  oon  bem  <patoiS  oerftel)t, 
welkes  in  biefen  Eleinen  Sweatern  gefprodjen  wirb,  boeb,  burä) 
bie  ungemein  fomifdje  23eweglia^feit  unb  berben,  meifl  f)anb= 
greiflicfyen  @päfe  fef)r  anjieften.  2>ie  beffern  ß,  geben  fogar 
Pallete.  2)aS  Sweater  Solo  unb  «Seraphim  in  $ariS  war 
nur  eine  matte  SRadjafjmung  biefer  ^uppenfpiele,  bie  nur  in 
Stauen  eine  äd>t  nationale  23ebeutung  r)aben.  5llle  B.  ft'nb 
ganje  Marionetten  unb  unterfdjetben  fiefe  barin  oon  ben  Fan- 
toccini,  bie  blos  mit  bem  Oberförper  ftdjtbar  werben  unb 
auf  tragbaren  Sweatern  ben  Spöbel  beluftigen.  (L,  S.) 

Burghuber.  SDiefer  Sater  aller  Kasperle  unb  3acf  erle 
ftarb  ju  2ßien  1795  im  52.  Safere.  @r  war  feiner  3eit  unb 
befonberS  in  jungem  Sauren,  ber  erjle  Cuftigmadjer  unb 
©egenflanb  fc&alienbften  ©elädjterS  nidjt  nur  auf,  fpnbern 
and)  auf  er  ber  23üi)ne,  woju  fcfyon  feine  fomifdje  2>icfe  unb 
furje  gigur  bie  nddjfre  Seranlaffung  gab.  ©r  tonnte  für 
einen  wahren  ©d?a£  ber  oon  einem  Ort  jum  anbern  r)erum= 
wanbelnben  ^rinjipale  ber  bamaligen  (frtemporir  =  Sfjeater 
gelten,  benn  <£iner  fucfyte  bem  Slnbern  ifm  wegjufapern,  um 
bei  jcber  augenblicklichen  ©elbnotf)  einen  Reifer,  ber  er  immer 
war,  fid)  ju  erwerben.  «So  gefdia^  es,  bajj  ber  £aufenb= 
fünfrler  oft  brei  bis  oier  SMal  in  einem  Satyre  fein  ©ngages 
ment  wedjfelte,  nebenbei  ein  unmäßiger,  befonberS  SSiertrinfer, 
unb  tro£  feiner,  für  bamalige  3eiten  beträchtlichen  ©age,  fa|t 
immer  ofjne  ©elb  war.  £)er  2Sater  ber  Sacferle  wirb  23. 
beewegen  genannt,  weil  er  biefen  S^araEter,  wenn  man  ifa 
fo  nennen  barf,  wirf  lieb,  erfrfjuf.  25enn  nadjibem  nacb  unb 
nad)  einige  ÄaSperle  neben  ifmt  aufwuebjen,  bie  ft'cb,  meiften= 
tfyeils  nad)  il>m  gebilbet  Ratten  unb  ir)n  oft  in  tljrem  2Befen 
ju  übertreffen  fdjtenen,  bilbete  er  ft'd)  biefen  neuen  <Sh,ara!ter 
unter  bem  tarnen:  Sacferl,  in  welchem  er  meh,r  2llbernf)eit 
Sfjcatcr*  Serif  oh.    II.  5 


06  Burleigh  Burmeister 

unb  cflreidjtfc^e  23auerneinfalf  legte,  als  eigentlich  in  bem  bee 
Jtoöperl  liegt,  tiefer  ndmlid?  tft  ein  ©emifd)  »on  £ane= 
wurft,  ©capin,  (Sriepin  unb  2lrlequten j  23$  Saderl  aber 
glid)  mefyr  ber  'plumpbeit  beö  ^ierrot  unb  23rigf)eUa.    (Z.F.) 

Burleigh,  f.  @ecü. 

Burlesk  (o.  ital.  biiria,  ©djerj,  ©pott;  2leftf;et.). 
Dae  33. e  ift  ein  nieberer  ©rab  bet  Sdcfcerlidjen,  weldjes  ftd> 
Me  nur  möglidjften  Ungereimtheiten  unb  Uebertreibungen  er= 
Iaubt,  unb  nur  in  bem  ftalle  ber  ^oeft'e  angehört  unb  auf 
ber  23üt)ne  juldfft'g  ift,  wenn  eö  nidjt  ale  blofe  ^arlefinabe 
unb  gefcr>macf  lofer ,  Idd^erlidjer  Unft'nn,  ber  allein  auf  bag 
3werd)fell  mirfen  foll,  auftritt,  fonbern,  einen  tieferen  (£rnft 
bergenb,  menfd)lid)e  Üädjerlidtf'eiten,  £f;orf;eiten  unb  ©djledjtig- 
i eiten  allerlei  2lrt  ju  oerfpotten  beftimmt  ift.  3n  biefem  ftaüe 
»ermifdjt  ba$  23. e  bat  Ghnfte  mit  bem  Vadjerlidjen ,  ba$  (£r= 
fyabene  mit  bem  fiebrigen,  trägt  bie  (Sontrafte  ftarf  auf, 
malt  überhaupt  ine  ©reue,  laft  bat  ©emeine  f)od)trabenb, 
bat  «£of)e  gemein  auftreten  unb  ricfjtet  ftdj  fo  befonberö  gegen 
bat  $ot)l=  unb  ©djeinroefen ,  bie  übertünchte  Dummheit  unb 
fcen  eingebilbeten  ©tolj  gewtffer  2Imt6=  unb  ©tanbeeperfonen. 
2luf  bem  23.en  beruht  tyauptfadjlicr;  ber  <it)aratter  be$  23uffo 
(f.  b.).  SSKan  bat  eine  ganje  ©attung  öon  £r)eaterftücfen, 
roeldje  man  mit  bem  tarnen  23urlee?en  bejeidjnet.  ©ie 
waren  eine  3ejt  lang  bei  ber  größeren  SDtaffe  bet  s))ublifumä 
fet>r  beliebt,  Derfdjmanben  allmärjltg  üon  ber  23üf)ne,  festen 
jebod),  menigfrene  ale  ©runbelemente  unb  in  einzelnen  3ügen, 
in  ben  wiener  3auberpoffen  unb  bürgerlichen  ©emalben  ntebrig= 
fomifdjfter  ©attung  mieber  jurücf.  Diefe  Äaeperliaben,  <£ar= 
lefinaben,  23uffoniaben ,  Sarjen,  hoffen,  23.en  werben  nie 
ganj  §u  »erbannen  fein,  menn  ft'e  aud)  fcfyeinbar  eine  eblere 
§orm  unb  ein  jierlicfeereö  ©eroanb  angenommen  fyaben.  (S. 
ÜBIum  fyat  mehrere  23. en  nad>  bem  granjöft'fdjen  bearbeitet. 
Die  beliebtefte  barunter  mar  ifyrer  3eit:  23ar  unb  23affaj 
oiel  finniger  unb  mit  mirfltd)  poetifdjem  Kolorit  auögeftatfet 
erfdjeint  beffelben  Sl)eaterbid)terei  fogenannfe  23. e:  ber  ©pie= 
gel  bet  Saufenbfdjön.  3n  biefer  feufdjen  23erfd)meljung  »on 
©inn  unb  Unft'nn,  Sfloral  unb  ©attjre,  (Srrnft  unb  üaune 
Fann  bie  23. e  fogar  ben  l)öl)eren  ©inn  befriebigen,  ofjne  barum 
t^re  SEBirfung  auf  bie  ladjluftige  SDJenge  einjubüfen.    (H.  M.) 

Burmeister  (griebr.),  geb.  ju  ©ctjmerin  1771, 
betrat  bie  23übne  bafelbft  171)4  unb  führte  bann  ein  t>iel= 
bewegtet  «ftunftlerleben ,  über  beffen  reiche  ©rlebniffe  leiber 
jur  3eit  nod)  alle  Data  fehlen.  <Beit  1810  ift  23.  SPiitglieb 
fcee  J&oftljeaterei  |u  Dreeiben  unb  gehört  ju  ben  beliebteren 
Jtünftlern  beffelben.  (£rnfte  Später  unb  fein  =  fomifd)e  Folien 
gehören  ju  feinen  beften  unb  fein  «ftriegerath,  Daliner,  alte 
Älingeberg,  Kaufmann  23ufd),  23ilau  )c.  ^rften  ferner  ju 


Bursa  y  Byron  67 

übertreffen  fein?  bie  <£infacbbett  unb  Scatürlicfifeit  feineä 
©pielee  ftnbet  nur  in  ber  SDarflellung  ©flairä  ein  würbtge$ 
©eitenftücf  *).  (T.  M.) 

Bursay  (2Iurora),  geb.  um  176Ü  ju  $Pariö,  tyattt 
ftch  bafelbft  fcöon  einen  Flamen  aU  2)icfererin  gemalt,  al6  fte 
SDJifglieb  beä  SEtjeaterö  ju  23rüffel  würbe,  wo  fte  als  ©cbau= 
fpielerin  unb  bram.  Dichterin  gleich  geachtet  war.  ©S  er= 
fcbtenen  bafelbfr  folgenbe  ©tücfe  oon  ihr:  Misantropie  et  Re- 
pentir,  l'Enseigne  ou  le  jeune  militaire  unb  les  Indiens  en 
Angleterre,  bie  fämmtlicb  &o§ebue'fchen  Originalen  nad>= 
gebtlbet  ftnb.  ©ie  iji  auch  23erfafferin  ber  Oper:  Sophie  de 
Brabant,  comp,  oon  Äalfbrenner.  Seim  SluSbrucbe  ber  0te= 
oolutton  »erlief  fte  SSelgien  unb  errichtete  ju  23raunfd)weig 
unter  bem  @cbu£e  beS  ^erjoge  ein  franj.  Theater.  @pä= 
ter  wählte  fte  $PartS  ju  ihrem  Aufenthalte,  wo  noch  einige 
SBerfe  oon  ityr  erschienen.  —  91.  93.,  ihr  Sötann,  obgleich 
nur  ein  mittelmäßiger  ©chaufp. ,  befafj  ausgebreitete  «ftennt= 
niffe  unb  hatte  Slntheü  an  ben  oon  ihr  »erfaßten  bram. 
2Berfen.  (R.  S.) 

Buskin  (engl.),  f.  Kothurn. 

Butaforska  (ledin.),  eigentümliche  Benennung  beö 
2)ecorationS  =  unb  SRequifttenmagajins  ber  rufftfchen  Theater, 
für  welche  bie  ©pradje  feine  (£r£lärung  hat  unb  angeblich  oom 
Sluölanbe  nach  Stufjlanb  gekommen  fein  foll.  (L.  S.) 

Byron  (fpr.  23etr'n,  ©eorge  dloil  ©orbon,  l'orb), 
warb  nach  <£in.  ju  2>ooer,  nach  2lnb.  ju  Sonbon  am  22.  San. 
1788  geboren,  ©ein  Sater,  ber  einzige  ©ohn  bee  als  ©eefyelben 
berühmt  geworbenen  3  ohn  23.,  war  ein  oolIfontmeneS  mau- 
vais  snjet  unb  in  ganj  Crnglanb  nur  unter  bem  Flamen  „ber 
tolle  £anS"  befannt.  ©eine  SWutter,  bie  2.  ®attin  33.6, 
SDt t #  Äatharine  ©orbon  oon  ©ight,  war  mit  bem 
fcbottifcben  JtönigSgefchlecbt  oerwanbt  unb  nicht  wenig  jtolj 
auf  biefe  erlauchte  Slbfunft.  2)er  einjtge  ©pröfjling  biefer 
©he  war  ber  dichter  33.  ©ein  wüfrer  2Jater  oerliefl  i>it 
jweite  ©attin,  als  er  ihr  Vermögen  oergeubet  hatte,  wie 
er  bie  erfte  oerlaffen  hatte,  floh  nach,  bem  geftlanbe  unb 
frarb  in  §olge  feiner  SluSfcbweifungen.  SJttfrrefj  23.  jog  ftd) 
nun  mit  ben  bürftigen  Krümmern  ihres  Vermögens  na* 
2lberbeen  in  ©cbottlanb  jurücf,  wo  fte  allein  ber  <£rjiehung 
ihres  ©ohneS  lebte,  ber  bei  feiner  ©eburt  burch  bie  Unoors 
ft'djtigfeit  ber  Hebamme  einen  lahmen  §u#  baoon  getragen 
ijatte.    2)iefeS  ©ebrecfjen  war  eine  ber  «£aupturfadjen  feiner 


*)  Uc6er  mehrere  anbere  geachtete  Sünfrlcr  biefcö  9iainen6  fjaben 
rcir  trc$  aller  ÜKüljc  bic  !£ata  ju  einer  93iograpf)ic  nid)t  erlange» 
fönnen. 

5* 


68  Byron 

Rateten  Erbitterung  gegen  bie  2Belt,  meil  er  ein  für  allemal 
beä  ©laubenä  lebte,  ein  2?erunfralteter  werbe  t>on  3ebermann 
r>erböbnt  unb  muffe  ft'cb  bafür  auf  gleite  SGBeife  mieber  bes 
jablt  machen,  iflacbbem  35.  auf  ber  ©dbule  ju  Jparrom  ft'ch 
jur  Unioerft'tät  eorbereitet  hatte,  bejog  er  (Sambribge,  »orber 
aber  machte  er  einen  33efucb  auf  feinem  ©tammft^e  3cemfteab= 
Wbbet)  in  ber  ©raffcbaft  3?otfingbamfbire.  Jamale  ergriff 
ben  leidet  erregbaren  Knaben  eine  heftige  l'eibenfcbaft  ju  ber 
[dienen  9Dli#  Sflart»  2lnna  <£bamortb ,  bie  mit  ihrer  SDcutter 
in  bem  unfern  gelegenen  Sanbft'^e  2lnnefren  =  .£all  jurücf= 
geigen  lebte.  SJcan;)  mar  5  Sabje  alter  al&  33.,  jeigte  ftdj 
bem  aufblübenben  3üngling  geneigt  unb  oerlebte  fafr  in  un= 
unterbrochenem  Umgänge  ein  paar  3ttonate  mit  ihm  in  beite= 
rer  ©enügfamfeit.  33.  münfehte  SJcif  (Ebamortb  ju  ehelichen. 
<2rr  trug  ihr  feine  £anb  an,  marb  aber  jiemltcb  fpöttifdb 
jurücfgemiefen.  Wlaxi)  r>erbeiratbete  ft'cb  balb  barauf  an  einen 
©ecE,  mit  bem  fte  einige  3abre  bbcbjr  unglücklich  lebte,  bi$ 
eine  ©Reibung  ba&  brücfenbe  33anb  löfre.  Die  Steigerung 
9Jlan/6,  33. e  ©attin  ju  werben,  fcblug  feinem  £erjen  eine 
SBunbe,  bie  nie  mehr  ganj  »ernarbte,  fte  erfüllte  ihn  aber 
auch  mit  bem  beftigfren  ©roll  gegen  ©Ott  unb  3)cenfchen, 
inbem  er  ©runb  ju  glauben  blatte,  fein  lahmer  grufj  habe 
ihm  ben  33eft£  3)1  an/ 6  entjogen.  <2rr  begann  nun  ein  müfteS, 
tollet  Sehen  unb  bie  WLbtei  3temjTeab  mar  lange  3eit  binburch 
ber  ©cbaupla^  feiner  an  Steilheit  grenjenben  STcummereien 
unb  33accbanalien.  Crtn  33anbcben  ©ebiebte,  ba$  er  unter 
bem  £ttel:  Honrs  of  idieness,  um  btefe  3eit  herausgab,  marb 
oon  ber  Stxitit  bamifcb  jerriffen,  mobureb  33.  in  eine  folebe 
2Butb  ber  33egeifrerung  oerfe^t  rourbe,  bafl  er  auf  ber  ©teile 
feine  SEabler  ju  befebdmen  befcblof.  &ie6  führte  er  auf  baö 
©länjenbfle  autf  in  ber  @ati)re:  Engiish  Bards  and  scoteh 
Re\iewers,  momtt  er  baö  grbfte  2luffeben  erregte  unb  bei 
ben  ©belften  junt  Zfyeil  bie  Fehltritte  mieber  oergeffen  machte, 
benen  er  ft'cb  leicbtftnnig  hingegeben  hatte.  Dem  mifmutbigen 
jungen  Soro  efelte  aber  bennoeb  <£nglanb  an;  er  reifte  mit 
feinem  greunbe  3obn  Garn  .öobboufe  über  Portugal  nach 
©riecbenlanb  unb  (Sonflantinopel.  2tuf  biefer  Steife  burcb= 
fchmamm  er  auch  ben  «frellefpont,  eine  £bat,  auf  bie  er  oft 
ftoljer  mar,  att  auf  feinen  Dichterruhm.  -Wach  jmeiiäbrtger 
Slbmefenheit  fehrte  er  181 1  nach  Englanb  jurütf,  aU  §rucbt 
ba&  ©ebicht:  Cbiide  Haroid's  piigrimage,  mitbringenb.  Die 
33erbffentlichung  bie\eö  ©eifreöprofcuctee  brachte  bem  24jäbri= 
gen  Süngling  einen  ungemeffenen  9tubm.  Qrr  mar  jung, 
eitel,  febbn,  Silier  brängte  ft'cb  um  feine  ^)erfon,  bie  fttauen 
jumal  münfehten  oon  ihm  bemerft  ju  merbenj  er  fam  an 
ben  4?of  unb  mar  nahe  baran,  ein  «£ofmann  ju  merben. 
Doch  feine  Abneigung  gegen  bie  3Jrifrofratie  t)ielt  ihn  baoon 


Byron  69 

jurücf,  unb  abermals  warb  bie  Hebe  feine  fyerrfaVnbe  £eiben= 
fcbaft.  SWi#  SDiilbanf,  bie  einjige  Zoster  ©ir  JRalpb'S,  eines 
fer)r  reiben  23aronetS,  feffelte  if)n.  (£r  hjelt  um  tr>re  £anb 
an  unb  empfing  einen  Jtorb;  bod>  lief  er  ftd>  nid)t  abfdjrecfen 
unb  nacf)  Verlauf  eines  SafyreS  bei  einer  mieberftolten  2Öers 
bung  warb  9)iif  SNtUbanf  23.5  ©attin.  2>aS  ©lud*  biefer 
(Stje  bauerte  nur  Furje  3ett.  23.5  Temperament,  (eine  roun= 
beritten  (Eigenheiten,  bie  beinahe  eine  temporäre  älbroefens 
rjeit  beS  ©eifteS  »erraten  liefen,  nebft  ben  fielen  miflidjen 
Umfränben,  bie  ftd)  jeijt  noch  mefyr  als  früher  kauften,  beS= 
gleiten  feine  SSerbiubungen  mit  bem  25rurt)  =  £ane  =  Sweater, 
beffen  Leitung  iljm  beinahe  ein  3<*br  ^"3  anoertraut  mar 
unb  tljn  mit  mandjer  fd)önen  ©djaufpielerin  jufammenfüfjrte, 
ftbrte  ben  fjäuSlidjen  Rieben,  unb  nad)bem  it)tn  feine  ©attin 
eine  £od)ter,  %lba,  geboren,  erfolgte  unter  f)bd)fr  betrübenben 
(Jreigniffen  bie  gefe^ltcbe  ©Reibung.  Verfolgt,  oon  allen 
©eiten  oerleumbet  unb  je$t  mit  oollem  0ted)t  miftrautfcb, 
gegen  baS  ganje  2Äenfd)engefd)led)t,  inSbefonbere  aber  gegen 
feine  SanbSleute,  oerlief  er  im  grüfyjafyre  1816  abermals 
(Englanb,  um  nie  mefyr  bal)in  jurücr^ufefjren.  Unterbef  «waren 
oon  tr)m  folgenbe  ©ebtdjte  erfcbienen,  bie  fämmtlid)  oon  bem 
3>ublifum  mit  bem  ungetheilteflen  SBeifall  aufgenommen  nmr= 

ben:    The  Giaur;   The  Bride  of  Abydos;   The  Corsair;    Lara; 

Parisina;  The  siege  of  Corinth,  unb  mehrere  kleinere  9>ro= 
buctionen,  oon  benen  mir  nodj  bie  Sbe  an  23uonaparte  nen= 
nen.  ©ein  „?eberoof)l"  mar  ber  leiste  ©ruf  an  feine  <&aU 
tin  unb  fein  2Solr\  (Er  burdjftridj  23elgkn,  bereifte  ben  difyein 
unb  ging  nad)  ©enf.  <£ier,  unmeit  ber  ©tabt,  mietete  er 
ftd)  bie  SJilla  35iobati  unb  »erlebte  in  gröf  ter  2lbgefduebenr)eit 
ben  ©ommer  unb  <£erbft,  nur  oon  ©fyelleo  (f.  b.),  .£obl)oufe 
unb  ÜeroiS  umgeben,  mit  benen  er  audb,  einen  5£r)eil  ber  Qllpen 
bereifte.  9)fit  ©tjellet)  braute  er  ganje  9iäd>te  ju,  ttyeils  auf 
bem  ©ee  umfyerfatjrenb ,  tljeilS  in  feinem  2anbf)aufe.  25urdj 
if)n  lernte  er  @oetr)e  unb  beffen  „gauft"  fennen,  ber  tr)n 
um  fo  mefjr  feffeln  mufte,  als  er  gerabe  in  biefer  3eit  ben 
gröften  £r)eil  feines  „SÖianfreb"  oollenbete,  baS  erfre  ©e= 
bidjt,  bem  23.  eine  bram.  §orm  ju  geben  bemüht  mar.  3m 
Cctober  oertrieben  ir)n  bie  neugierigen  ©djaaren  reifenber 
©nglänber  aus  biefem  2lf«l.  ©ie  freuten  ftd)  nicbt,  if>m 
bie  fdjlimmfren  25inge  ©djulb  ju  geben,  beobachteten  it)n  oon 
ber  gegenüber  liegenben  ®eite  bes  ©eeS  aus  burd)  gernrbfjre 
unb  oerleumbeten  tr>n  auf  jebe  2Beife.  3orn  unb  2rb§  jag= 
ten  ben  Verfolgten  über  bie  2llpen  nad)  23enebig.  Jf3ier  nun, 
in  ber  üppigen  SWeerfrabt,  lief  23.  ftd)  nieber  unb  begann 
aus  oeradjtungSoollem  Sngrimm  über  bie  oerleumbungSfüdjttge 
2BeIt  \e%t  mtrfltd)  ein  oerabfdjeuungSroürbigeS  Seben,  baS  er 
länger  als  ein  3<M>r,  oon  ©enuf  §u  ©enuf  eilenb,  aus  einem 


70  Byron 

SSergeben  in$  anbete  ft'cfc  fiürjenb,  fortfeßte.  25ejten  ungeaaV 
tet  rubte  fein  triftiger  ©eift  md)t.  £>er  3.  u.  4.  ©efang 
oon  t^bilbe  Jparolb,  jener  als  tfrucbt  feines  2lufentbalteö  in 
ber  ©cbmeij,  biefer  ale  eine  JKertung  ber  glücklichen  ©tunben 
in  bcr  erflen  3eit  feines  oenerianifcben  Gebens  gefcbrieben, 
ber  ©efangene  pon  (Stillem,  Mazeppa,  gaben  3eugnif  oon 
feinem  biebterifeben  23ormärt6Jtreben.  Ein  23ilb  ber  *Scb,atten= 
fetten,  ber  jabüofen  leichtfertigen  Abenteuer  unb  ber  erbabe= 
nen  Sierjmeiflung ,  bie  l)ter  oft  unb  bang  auf  bes  2>icbterö 
ergrauendes  Jpaupt  berabftieg ,  entwirft  in  ftauneneiwertber 
ftarbenpradjt  fein  „25on  3uan",  ber  nun  entfranb.  2)ie  25e= 
fanntfebaft  mit  ber  jungen  ©räftn  ©uicctolt,  bie  23.  1819 
hier  machte,  rettete  it)ti  »om  mabrfcbeinlicben  Untergange. 
25ie  jugenblicbe  ©räftn  febien  bas  einjige  2Beib  ju  fein,  bas 
23.  ganj  ju  oerfreben,  jeine  Eigenheiten  ju  beuten,  ibn  mit 
SBorten  unb  bureb  23lid?e  ju  leiten  im  ©tanbe  mar.  Er 
folgte  ifjr  nacb  JRaoenna,  mo  fein  fortbauernbeö  SiebeSöer^ 
bältntf  eine  ©cbeibung  ber  ©räftn  »on  ibrem  ©arten,  einem 
Spanne  fdjon  im  ©reifenalter,  jur  $ola.e  fyatte.  @te  f  ehrte 
nun  in  baö  £au6  tbres  JSaters,  bee  ©rafen  ©amba,  jurücf. 
SB.  befuebte  ft'e  täglicb  unb  nabm  ben  lebbaftefren  Slntbeil  an 
ber  SSerfdjmörung  ber  (Sarbonari,  bie  ftcb  bamale  »orbereitete 
unb  jum  Qluebrucbe  gebeten  wollte.  2116  aber  bie  <pläne 
ber  23erbünbeten  ben  Regierungen  t>erratben  morben  waren 
(Jebruar  1821),  mufjtcn  Die  ©amba'S  fliegen  unb  ft'd>  nacb 
$)ifa  wenben.  fortbin  folgte  ibnen  23.  nacb  einigen  9)lona= 
ten.  3n  ber  3wtfcbenjeit  aber  ooüenbete  er  noeb  bie  2)ra= 
men:  Marino  Falieri,  Cain,  Sardanapalus,  fe§te  ben  25on  3>uan 
fort  unb  entwarf  bie  Sragöbien:  Sffierner,  ba&  SUtofrerium, 
$immel  unb  Erbe,  bie  beiben  ^oscart.  23et  allen  biefen 
bram.  ^Jrobuctionen  r>telt  23.  ftcb  ftreng  an  bie  Einheiten, 
erflärte  mieberbolt  2llfteri  für  ben  mufterbaftefren  bram. 
Siebter,  bem  man  burefeauö  nacbeifern  muffe,  unb  perwarf 
&t)atefpeave  ganjlicb.  ©djulb  an  biefer  23erfennung  feiner 
©elbfl  unb  Slnberer,  fo  wie  an  ber  gänjltcb  falfcben  2luf= 
faffung  beS  25ramae  überhaupt,  moebte  wohl  bie  mißlungene 
2luffübrung  be&  Marino  Falieri  in  £onbon  fein,  bie  gegen 
bes  Dichters  äBillen  erfolgt  mar  unb  ibm  Dielen  Slerger  per* 
urfaebte.  23.  wollte  unb  ffonnte  pielleicbt  aueb  niebt  für  bie 
23übne  febreiben,  ba  er  Diel  ju  metapbuftfd),  3"  coloffal  in 
ber  Durchführung  feiner  Sbarattere  perfubr.  Er  ftellre  meift 
nur  2lbT*attungen  feiner  eigenen  ^erfönlicbfeit  auf  unb  fo 
perwanbelten  ftcb  feine  gelben  meijV  in  SBefen,  bie  nur  mit 
einem  ftufe  bie  Erbe  berühren ,  mäbrenb  ber  änbere  auf 
djaotifeben  Sßelten  ruht,  tbre  Häupter  aber  an  ben  Fimmel 
frofen.  3n  9>ifa  traf  er  abermalö  mit  ©bellen  jufammen 
unb  lebte  eine  i&eit  lang  ein  jmar  büfleree,  boa)  »on  glücf: 


C  Cabale  71 

liefert  ©onnenflrablen  juweilen  erhelltes  Seben.  2>er  5lufc 
ftanb  ber  ©rieben  gab  feinen  Hoffnungen  abermals  neue 
Nahrung,  unb  ale  «Shelley  in  einem  ©türme  auf  bem  mittel= 
lanJ-ifcben  SDceere  errrunfc*,  feine  natürliche  £ocbter,  Qlllegra, 
frarb,  ber  2lufenfbalt  in  $ifa  ibm  bureb,  oielfaaje  90iifbellig= 
feiten  »erleibet  mürbe  unb  fo  »tele  acbtenöwertbe  ©timmen 
für  @ried>enlanb  ft'cb,  erhoben;  ba  befd>lo$  er  jubelnb,  ftdj 
felbfr  biefem  2?ol?e  feines  ^erjen^  unb  ber  greibeit  jum 
Spfer  ju  bringen,  ©r  raffte  fein  ganjee  Vermögen  jufams 
men,  trat  mit  ben  Häuptern  bee  2lufftanbe£  in  Unterbanb= 
lung  unb  fdEnffte  ft'cb  im  >2lugufr  1823  nacb,  SSttiffolongbi  ein. 
«Öier  warb  er  jwar  mit  23egeiflerung  begrüßt,  allein  bie 
3n>ifrigEeiten  unb  ^Jarteiungen  unter  ben  ©rieben  »waren  fo 
bebeutenb,  baf  er  burebaus  niebt  naefc  feinen  üffiünfdjen  ban= 
beln  fonnte.  ©ine  23rigabe  oon  500  ©ulioten  fam  jwar  ju 
©tanbe,  bie  je£t  feine  Ceibmaa^e  bilbeten.  2)ennodb,  fonnte 
er  ft'e  niefet  leiten  unb  jügeln.  Slerger  unb  baß  ungefunbe 
Älima  griffen  feinen  gefdjwädjten  .Körper  fcbnell  unb  beftig 
an,  er  erfranfte  unb  flarb  nacb  wenig  Sagen  am  19.  Sljpril 
1824  in  2ttiffolongf)i.  ©anj  ©riedjenlanb  trauerte  um  ibn. 
©ein  Jtörper  warb  einbalfamirt  unb  t>on  feinem  treuen  25ie= 
ner  ftktdbet  unb  einigen  ©riedjen  begleitet,  nadj  (Snglanb 
tranöportirt,  um  bort  neben  ben  lieberrefren  feiner  it)m  oorane 
gegangenen  Softer  Slllegra  beigefe^t  ju  werben.       (E.  W.) 


C  (SHuft'f),  1)  ber  erfre  tieffie  SEon  beß  mobernen  ©ö« 
flemö,  mit  weitem  jebe  Öctaoe  beginnt,  unb  nacb,  meldeten» 
alle  matbematifd»en  Serbaltnitje  ber  SDiuft'f  beregnet  werben. 
3n  ber  altern  ©olmifation  (f.  b.)  F>te#  baß  C  ut,  ober  wegen 
ber  mannigfachen  SBeränberungen,  bie  eß  im  Flamen  erbul= 
bete:  C  soi  fa  ut.  2)  25er  ©runbron  ber  Tonarten  C  dnr 
unb  C  moii  (f.  b.).  3)  Daß  3eicben  beß  f  ober  »ollen  £acte$ 
tfl  ein  buret/frriebene^  C.  ((£).  4)  2>ie  Stuöfpracfce  btß  C  f. 
äuöfpracbe  ber  SSuc^flaben.  (7.) 

Cabäle,  beutfdj:  SSHeucbelei,  JRd'nfe,  ©ebeimbunb. 
Einige  leiten  baß  2Bort  oon  ben  berüchtigten  5  SDcintfiern 
Äarlö  II.  Don  Qrnglanb  b]ex ,  beren  5  Slnfangebucbfraben  baß 
2Bort  Sabal  bilbeten }  Slnbere  laffen  eß  »on  bem  bebrdifdjen 
2Borte  Cabbaiah  „  münblidje  lleberlieferung  "  abftammen.  2>ie 
&a<bt  tjr  inbeffen  jebenfallö  älter,   alß  ber  bafür  angegebene 


72  Cnbale 

Urfprung  beö  2Borte3,  benn  in  jeber,  für  einen  befrtmmten 
3wecf  $ufammengetretenen  ©efellfdjaft  ft'nben  ft'd),  je  nad)  bem 
moralifdjen  2Birfen  einzelner  3nbioibuen,  (S.n,  b.  t).  füf>I= 
bare  SBirfungen  ,  ntdtjt  erfannter  ober  nid)t  ju  überfefyenber 
llrfaaVn,  ein.  4luf  er  in  ber  Diplomatie  wirb  £.  am  r>äuftg= 
ften  in  £t)eaferoert)alfniffen  nnb  bem  3ufammenleben  unb 
SBirfcn  ber  @d)aufp.  gefunben,  freilief)  t)auft'g  in  ganj  falfdjem 
SBerftanbe.  9?ur  ju  gern  ift  ber  letdjt  erregte  unb  nod)  leid)= 
ter  »erlebte  23üf)nenfünfller  bereit,  bie  (Erfolge  eigener  Un= 
fdt)igfeit,  SRadjI&fftgCett  ober  2lttffül)rung  im  allgemeinen  ber 
(£.  jujufcbreiben.  —  <£'()rgeij,  (Sorge  für  bie  eigene  (£riftenj, 
JRollenneib,  ja  oft  aud)  nur  perfönlidje  s2lb  =  unb  3uncigung 
lafjt  inbeffen  l>auftg  (^inflüffe  bemerkbar  werben,  bie  nid)t 
fowot)l  f)inbernb  in  ben  ©efdjäftegang  eingreifen,  ate  bat*  fo 
notfywenbige  gute  2$ernef)tnen  ber  focialen  unb  mit  biefem 
bie  fünfllerifd)en  ^erbdltniffe  frören.  (&$  fönnen  S.n  oon 
©eiten  ber  Direcfion  gegen  bie  ©cbaufp.  unb  umgefebrt,  ober 
oon  ©rfjaufp.  unter  einanber  frattft'nben.  Die  oerberblidjften 
unb  ftörenbjten  unter  allen  ftnb  inbeffen  biejenigen,  bei  benen 
bas  <publifum  burd)  geheime  (S'inwirfung  jur  Spartbei  ge= 
madjt,  ober  in  folebe  geteilt  wirb.  2Bie  alles  23öfe  unb 
SBerwerflicbe  im  allgemeinen,  ftraft  ft'd)  aud)  bie  @.  fpär 
ober  früty  an  ibren  Urhebern»  —  ftüfylt  man  bie  SBtrfung 
einer  (S. ,  fo  prüfe  man  ft'd)  juoörberfr  felbfr,  ob  bas  eigene 
^Betragen  Ürfadje  ba^u  gegeben,  was  leiber  meifr  ber  5au"  ift. 
SBeif?  man  ft'd)  aber  frei,  fo  trete  man  offen  unb  mannlidj 
gegen  jeben  geheimen  Sinfluf  auf.  9?ur  in  eigener  9ted)tlid)= 
feit,  Dienfteifer  unb  funfrlerifd)er  ©ewiffeni)aftigf"eit  fuebe 
man  SDcittel,  ber  (S.  entgegen  ju  Wirten;  aber  man  laffe  ft'd) 
nidjt  oerleiten,  ft'e  alt  (Gegenmittel  ebenfalls  anjuwenben. 
gafr  immer  »wirb  bei  eigener  Prüfung  oerle^te  ober  über= 
fpannte  (JitelBeit  als  bie  Urfadje  erfdjeinen,  warum  jebe 
SDiafiregel  ber  Direction,  jebe  JBeoorjugung  beö  SDtitfünfrlcrö 
ale  @.  erfdjeint  unb  allerbingei  muffen  mand)e  9Ma£regeln 
ber  Direction  ober  ber  Sftegiffeure,  fo  wie  ber  bebeutenbften 
©djaufp. ,  bem  SRolIenneib,  fer  ©elbfruberfd)ä§ung  als  @.  er= 
fdjeinen,  weil  eben  JRoUenoertbeilung,  herausbringen  unb  9ln= 
fe^en  ber  ©tüdfe  nidjt  oon  ber  ©efammtbeit  einer  &unft= 
genoffenfebaft ,  fonbern  oon  ©inieinen  auegeben,  bie  an  ber 
@pi$e  fteljen  (f.  3lustf)eilung).  Um  nidjt  felbfr  in  @.n  oer= 
wicfelt  3U  werben,  oermeibe  man  ba$  3U  oertraute  gefellfdjaft^ 
Iidje  3ufammenleben  mit  einzelnen  Kollegen,  bas  (£inmirfen 
auf  bie  Meinung  beß  *Publi?ums  an  öffentlichen  Orten,  ober 
gar  im  parterre  unb  befonbere  bie  2Jeranlaffttng  ju  einem 
2Biberftanbe  ber  ©enoffen  gegen  Serwaltungemaf^regeln.  2)a 
ben  Einfluß  ber  S.  ^u  wat)nen,  wo  ein  sJ)ublifum  in  ber 
@efammtt)eit  ft'd)  für  ober  gegen  ettvaö  auefprid)t,  ifl  tb,örigt. 


Cabaletta  Cachucha  75 

Die  üDtajfe  urteilt  meifl  nadfy  allgemeinen  (£inbrüc£en  bes 
JRecbtsgefiiblö.  3ß  georbneter  unb  anfldnbiger  bie  23erl)dlt= 
niJTe  etner  23ul)ne,  je  weniger  wirb  bie  G.  ft'rf)  bemerkbar 
machen,  ober  ft'dj  fd?eu  hinter  weiblidjem  (Jtnfluffe  oerbergen. 
Dagegen  ftnbet  ftdj  bei  folgen  23uf)nen,  wo  ber  ©djaufp. 
auf  feinen  33eflanb  rennen  fann,  fonbern  in  mbglidjfl  furjer 
3eit  feine  3we<£e  ju  erregen  fudjen  m«f,  bie  S.  fyauftger, 
benn  t>ter  wirft  bie  mddjtigfle  £riebfeber  menfdjlidjer  <£anb= 
Iungen:  bie  ©elbflerfyaltung.  lieber  ben  ©influf  ber  S.  auf 
bie  SLxitit  (f.  b.).  (L.  S.) 

Cabaletta  (ttal.j  9)fuft'f),  ein  furjer,  jierlicfyer  unb 
befonberä  melobiöfer  ©a§  in  einer  Strie,  bie  C.  tft  bem 
JRonbo  (f.  b.)  junddjfl  tynüd),  ft'e  fer)rt  meifl  jweimal  jurücf 
unb  wirb  juerfl  einfadj,  bann  mit  Variationen  unb  2?er= 
jierungen  twrgetragen.  (7.) 

Cablren  (sJOTntb.)f  SJulcanS  ©djmiebefnedjte ,  wo= 
für  fd)on  tl>re  Attribute:  2lmboe,  Jammer  unb  (5'ifenflab, 
fpredjen.  Slbbilbungen  ft'nben  ft'd)  bauptfdcblid)  auf  2Safen  unb 
SJcunjen  unb  biefe  (teilen  bie  <$.  als  Heine  bdfjlidje  SBefen 
mit  grofen  Säulen  unb  3eugungeUf)eilen  bar.  (Tr.) 

Cabriöle  (£anj?.)/  tecfynifdje  ^Benennung  eines  £anj= 
fajriftee.  9Kan  fcbjdgt,  inbem  man  ft'dj  oon  ber  S"rbe  ergebt, 
bie  Änöajel  fo  jufammen,  baf?  bie  23erü()rung  Ijörbar  wirb, 
fallt  aber  nur  auf  einem  gufje  mieber  jur  (Jrbe  jurücf.  Die 
gewöfmlicbe  (£.  wirb  mit  jweimaligem  2lnfd)Iagen  gemadjt. 
3u  einem  breimaligen  2lnfd)lagen  gehört  oiel  9)cu6?elfraft 
unb  ©tdrfe.  (H...t.) 

Cabinet,  1)  ein  Heinere^  23el)dltnif»  neben  ©dien  unb 
größern  3immern>  bafyex  £efe  =  ,  23abes;  @arberobe  =  , 
©o)Iafs(£.  2)  3n  ^)aldflen  bie  gewöfjnli^en  SSo^njimmer 
im  ©egenfa^e  ju  ben  2lubtenjjimmern  unb  ©dien,  bafjer 
6.  =  ©d>reiben,  <S.s£>rbre,  bie  aus  bem  Slrbeitsjimmer  be$ 
gürflen  f)ert>orgeh,en.  3n  ber  erflen  23ebeutung  wirb  bas  S. 
bux<&>  eine  wenig  tiefe  einfache  3immerbecoration  fyergeflellt, 
in  ber  jweiten  ifl  es  ein  elegantes,  rdumlidjeS  3immer.    (L.) 

Cabinetsthüre,   fo  vL  w.  ©eitent^üre. 

Cacbucba  (fpr.  Äatfdjutfdja ,  £anj?.),  ein  in  neue* 
fler  3eit  erft  bofannt  geworbener  fpan.  9iationaltanj.  9?acf) 
ber  Wlufit  eines  bekannten  fpan.  2JolfSliebes  f)at  gannn 
Qrleler  t>or  einigen  Sauren  einen  £anj  juerfl  getanjt,  ber 
ti)eil&  aus  ben  eigentümlichen  £anjfcbriften  bes  ganbango 
unb  bes  23olero  befielt,  tfyeils  burcb,  bie  ^Bewegung  bes  gan= 
jen  Körpers  ben  fübliijen  <£barafter  jur  Slnfdjauung  ju 
bringen  fudjt.  £>ie  S.  exföien  juerfl  in  bem  S3allet  le  Diabie 
boittenx  unb  maa^te  feitbem  bieJRunbe  bura>  ganj  Europa,  aber 
nur  wenigen  £änjerinnen  gelingt  es,  bie  unnadjafjmlicfye  ©ra= 
jie  ber  ^annt)  ©l^ler  ju  erreid^en.    Die  eigentliche  ©df>wierig= 

5** 


74  Cadenx  Cadinus 

feit  tiefet  SCanjes  liegt  ntc^t  in  ben  £an;ifd)ritten ,  obgleid) 
audj  biefe  einen  eigentümlichen  (Sftarafter  r)aben,  fonbern  in 
bem  Slusbrucfe  bes  ©efidjts,  ben  ^Bewegungen  bes  ©ber: 
ferpers  unb  ber  2lrme  unb  ber  gefdjicften  Ȇmuenbung  ber 
(Jafiagnetten.  (H...t.) 

Cadenz  (fr.  Cadence,  ttal.  Cadenza;  SOtufit),  1)  £on= 
fall  ober  £onfd>lufi  5  ber  feftbegrenjte  %lb\<b,nitt  eines  muft'f a(. 
Sa^es,  ober  bod)  ein  entfdiiebener  JRufjepunft  in  bemfelben. 
(£rftere  bei$t  eine  oollfommene,  leerere  eine  Spalb*®. 
Die  vollfommene  S.  mufj  auf  ber  35omtnante  burd)  ben  reis 
nen  ©reiflang  vorbereitet  fein,  in  ben  ©runbton  übergeben 
unb  mit  bem  2)reiflange  fdiliepen.  2)  2>te  5igur,  welche  ber 
Sanger  ober  Solofpieler  am  4>auptfd)luffe  eines  aJZuftffhides 
entmeber  millfüljrlids  anbringt,  ober  bie  vom  (Semponifren, 
roie  es  namentlid)  bei  ben  neuern  gefd)ier)t,  vorgefdjrieben 
roirb;  biefe  fjeifjt  figurirte  (5.  unb  befielt  in  einem  Saufer 
ober  Triller,  ber  nad)  einer  fiexmate  (f.  b.)  beginnt  unb  ben 
©ebanfen  beö  vorgetragenen  *öi uft'f ftütfes  roieberfjolen  follte, 
oft  aber  nidjts  weiter,  als  ein  in^altlofeö  Aeljlenfunftfrücfcben 
ift.  2)iefe  versierte  @.  ftnben  mir  juerft  im  anfange  bes 
vor.  5af)rf).  unb  balb  fefjlt  fte  in  feinem  SSNuft'fftücf e ;  bod) 
finben  mir  fte  burdjmeg  com  (Eomponiften  t>orgefd)rieben. 
\\)  (&anjf.),  nad)  ber  (§.  tanken,  fo  D.  m.  genau  nad)  bem 
Zacte  tanjen,  bas  unerlaflidjfte  ©rforbernif.  (7.) 

Cadix  (£t)eaterftat.) ,  .f>auptftabt  ber  ^rooinj  Sevilla 
in  Spanien,  mit  80,000  Qrinru.,  liegt  auf  ber  Spi^e  ber  3n- 
fei  Seen  unb  tft  bie  bebeutenbfte  Jpanbelsftabt  unb  ber  n>id)= 
tigfte  Jpafen  Spaniens.  25as  £r)eater  in  6.  ift  faura  nennens= 
ruertf),  bagegen  blühen  bie  Stiergefecbte  met)r  als  tn  irgenb 
einer  anbern  &tabt  Spaniens  unb  ein  eben  fo  geräumiges, 
als  feftes  2lmpr)itt)eater  ift  für  biefelben  errid)tet.  äJergl. 
Spanifdies  Sweater. 

Ca  dm  us  (SRotc).),  einer  ber  mbtbifd)  =  Ijiftorifdjen  3Re= 
prafentanten  ber  in  ©riedjenlanb  burd)  (Jimuanberungen  ent= 
roicfelten  Sultur,  Stammvater  bes  berühmten  ©efdjledifs  ber 
Sabmtonen,  beffen  Scbjcffale  ben  Vagifem  reichlichen 
Stoff  ju  ben  l)errlid)ften  ©rjeugniffen  bram.  Jtunft  lieferten. 
2Son  feinem  23ater,  bem  ^r)önicierfönige  Slgenor,  ausgefen= 
bet,  feine  von  Jupiter  entführte  Sdjroefter  Europa  aufju= 
fudjen,  erhielt  er  nad»  langen  3rrfat)rten  vom  belpf)ifd)en 
£rafel  bie  SBeifung,  ba,  mo  bie  erfte  ii)m  begegnenbe  Aul) 
fid)  ausrufen  mürbe,  eine  Stabt  ju  bauen,  5)tad)  (Erlegung 
be6  SDradien,  ber  ben  an  biefem  tylafye  bem  SDtarS  geheiligten 
33runnen  f)ütete,  erbaute  S.  (Fabmea,  bie  nadjmalige  33urg 
von  Xfyeben,  erhielt  bes  SJlars  unb  ber  SJenus  £od>ter,  Jpar= 
monia,  jur  ©attin,  fiellte  unter  ben  SBbotiern  ein  geregeltes 
Üeben  f>cr  unb  lehrte  fte  bie  au$  $()önicien  mitgebrachte  !öud)= 


Caecllius  Statius  Caesar  75 

ftabenfdjrift.  23on  feinen  Softem  warb  ©emele  bie  SJcutter 
be6  SBacdjue,  ifjre  ©djwejtern  befFen  eifrigjte  Dienerinnen. 
£ief  gebeugt  »on  bem  Unglücf,  fcaö  biefer  ^Bacchantinnen  2lue= 
fdjweifungen  über  fein  Jpauß  gebraut,  begab  er  ftdj  (»gl.  @uri= 
pibeö  in  ben  Sacdjanttnnen),  mit  feiner  @emar)lin  nadj  3110= 
rien,  wo  23etbe  in  ©anlangen  oerwanbelt  würben,  ju  Sfctjeben 
aber  würben  fte  als  Sanbe6gottb,eiten  oerefjrt.        (F.  Tr.) 

Caecilius  Statius,  ein  Äomöbienbidjter  unb  3etts 
genoffe  bes  SEerenj,  ftaxb  um  169  o.  St)r.  (£r  war  gebürtig 
aus  SJcailanb  ober  3nfubrum  im  ciealptnifc&en  ©allien ,  fam 
als  ©Elaoe  nacf>  9Rom,  mürbe  aber  freigelaffen  unb  oertrauter 
^reunb  bee  2)icbters  (htnius.  ©eine  40  meift  aue  9)ienanber 
entlehnten  Äomöbien,  mit  benen  er  bie  römifd)e  25üt)ne  be- 
reicherte,  fanben  fielen  23eifall.  SOTan  rür)mte  an  tr)m,  ba$ 
er  bie  ©pradje  burdj  »tele  umgefdjaffene  SBörter  bereichert 
l>abe.  iW.  G.) 

Caen  (Stjeaterfrat.),  £auptfrabt  bei  Reportern.  @al= 
»aboe  an  ber  2lrne,  mit  36,000  (Sinn,  unb  nidjt  unbebeuten= 
ben  §abrifen.  6.  tyat  jwar  ein  ©djaufpielfyaus ,  aber  fein 
fteftenbes  SE^eater;  eine  reifenbe  ©efellfcoaft  f)ält  ftd)  gewöl)n= 
Itdt>  ben  Söinter  unb  jur  SOtef  jeit  bafelbfl  auf. 

Caesar  (<£ajue  Suliue),  geb.  ju  9tom  100  ».  <Sf)r. 
2ln  ©ente  unb  tytadft  bee  SEalente  ber  gröfte  unter  ben 
Heroen  bee  alten  9tome,  auggejeidmet  als  Jelbfyerr,  @taat^= 
mann,  JRecfjtegelefyrter,  SKebner  unb  ©djriftfteller.  ©ieger  in 
©aUten ,  23ritannien,  ©ermanien,  fobann  in  ben  23ürgerfrie= 
gen,  über  SPompejuä  bei  $Pr)arfalus,  über  bk  pompeianifdje 
Partei  in  Slfrifa  bei  £f)apfu6,  über  bee  ^Pompejug  ©öt)ne 
bei  SJcunba  in  Spanien.  25urdj  biefe  glänjenben  @iegee= 
traten  beftänbiger  SMctator  unb  Imperator,  bem  nur  noct) 
bie  faiferl.  Ärone  fehlte.  Srmorbet  b.  15.  SSÄärj  44  t».  <5f>r. 
in  ftolQt  einer  Sterfcfjmörung ,  an  beren  €>pt§e  sörutus  unb 
(Safft'ue,  weldje  man  bie  legten  Stepublifaner  Storno  nennen 
fann.  Qrine  jener  vortrefflichen  Srauerfpiele  ©fjaffpeare'e, 
worin  bes  2Md)tere  ©eniue  in  SÖefen  unb  ©etft  ber  ©efdjidjte 
felbft  eingebrungen,  trägt  ben  Sitel:  3uliue  <5afar.  SllleS 
bewegt  ftct»  t)ier  in  ^atboe  unb  ©eifi  äd)t  römifdjer  ©röfe. 
©djlegel  bemerft  fel)r  ricbtig,  baf?  weniger  (5.  als  23rutu6  ber 
•£elb  bes  ©tüdfee  tfi,  ba$  aber,  ba  <£.  nid)t  fjanbelnb  auf= 
ttitt,  nur  burd)  ben  (Jinbrucf,  ben  er  auf  bie  llebrigen  mad}t, 
unb  feine  eigene  3uoerftd>t  ju  ftcfa  felbjt,  ein  SJcajjfrab  feiner 
©röfe  erjielt  werben  fonnte.  Darier  liegt  etwas  £f>eatrali= 
fcfeeei,  ^)ompc)afte6  unb  ©rof fpredjerifct/ee  im  S.  ©baffpeare's. 
2)aö  abergläubifdje  Clement  unb  bocft  ba$  3ut>erftd?tlicbe  ju 
ft'cft,  womit  d.  bie  oerbäcfotigften  2Baf)rjeid^en  wegfpottet,  ft'nb 
oon  ©t)affpeare  ju  einer  oortreffiidjen  3eid>nung  ineinanber 
gef^moljen.    ^.e  erfte  ©rfdjeinung  im  ®t\\d ,   wie  fein  %eb 


76  Cäsur  Caigncz 

unb  lleidienbegdngnifj  ft'nb  von  ©fjaffpeare  in   gleich  »rad)t= 
vollem  ©töle  gebalten  worben.  (H.  M.) 

C'äsür,  1)  (Wetxit),  (£infdmitte  im  23erfe.  <£&  gehört 
$u  ben  JReijen  eineä  frönen  SJerfes ,  ba$  bie  SBortfüfe  unb 
lie  23erefüfje  ntc^t  immer  einerlei  ftnb.  2Bo  biefe  Qrigenfcfcaft 
erreiät  ift,  fyat  man  eine  (£.  Das  23eifpiel  eines  J&erametere; 
wirb  bieß  beutliajer  madjen: 

2ln  ber  ©lutf)  be$  ©efangö  entflammten  be$  J&örerö 
.©efüfjle 
9Jad^  ben  2ßortfüfen  eingeteilt: 

Qln  |  ber  |  ©lutf)  |  bee  |  ©efangs  |  entflammten  |  betf  [ 
£brer$  |  ©efüfjle; 
nad»  ben  23er6füfen: 

2ln  ber  |  ®luti)  beö  ®c  |  fangä  ent  |  flammten  beö  | 
Jpörerß  ©e  |  füf)le. 
SUian   benfe  ft'cf»  biefen  2Jerß  of)ne  <5.en,   fo   bafj  23er$s  unb 
SBortfüfe  immer  jufammenftelen,    unb  er  wirb  feinen  r»tl)= 
mifdjen  JUang  unfehlbar  verloren  fjaben;  oielleidjt  fo: 

3n  be&  |  iiebee  |  ©Jutfjen  |  fdiwelgeten  |  füfjlenbe  | 
.£6rer. 
©erabe  bei  bem  Hexameter  (f.  b.)  ifl  bie  Sinwenbung  ber  6. 
ein  notljwenbiges  (Jrforbernifj.  2)ie  beutfäe  Sprache  ifr  an 
flangvoüen  (S.en  weniger  reia>,  ale?  bie  lateinifcfce  unb  gried)i= 
fdje,  aber  offenbar  vermittelt  i^rer  vielen  3ufammenfe§ungen 
unb  9$orfcf)lagft)lben  reifer,  ale  bie  franjöftfdje  unb  engli= 
f*e.  9)iand>e  23erfe,  wie  eben  ber  -öerameter,  i)aben  if>re  (£. 
an  einer  befrimmten  ©teile;  bei  bem  Slleranbriner  (f.  b.)  ijl 
bie  (5.  mefyr  eine  wirElidje  Sncift'on,  fo  bafj  bie  (Stimme  nid>t 
barüber  fnnwegfdjleift ,  fonbern  nacb,  bei  6.  «önlbe,  wo  mit 
bem  3.  3ambue  juglei4)  ein  mannlidjer  SBortfdjluf  eintritt, 
feftgetjalten  unb  faft  ein  23rudj  mitten  burd)  ben  2$ers  f)in= 
burdj  veranlagt  wirb.  2)tefe  Sncifton,  wo  SBort  unb  23ere= 
fuf  jufammenfallen ,  verwed)fele  man  niest  mit  ber  eigent= 
iidjen  <S. ,  wie  ft'e  bei  bem  ^erameter  flattftnbet.  9Wan  ver= 
gleite  3.  23.  folgenbe,  mitten  burdjbrodjene  Qlleranbriner  von 
5.  Jreiligratf)  mit  bem  oben  angeführten  gerabe  burd)  bie 
(£.  ineinanber  verfdjmoljenen  .£>erameter: 

Die  9Jianbel  blüt)t  im  %,b,al;\}mit  fvi#en  bunfeln  23lattern 
£ro§t  auf  bem  fallen  §elä  ||  bie  5lloe  ben  SBettern  u.  f.  f. 
3Jgl.  2lleranbriner,  ^»erameter,  Sambue,  Sncifton,  2xod)äu6, 
&erd.    2)  (Wittfit),  fo  v.  m.  OlbfalJ.  (H.  M.) 

Cuffarelli,  angenommener  0came  bee-  £enorifren  Wla- 
jovano  (f.  b.). 

Cäignez,  geb.  um  1780  ju  $ari6,  ifl  23erfafier  einer 
gvofen  2lnjaf)l  SÄelobramen,  unter  benen  folgenbe  ben  gröfs= 
ren -Beifall  erhielten:  Le  jugement  de  Salomon,  erfrf>ten  1804; 
L'flermite  du  mont  Pausilippe,  1 805 j  La  foiet  d'IIermanstadt, 


Calais  Calcutta  77 

on  la  fausse  epouse,  1810.  ©emeinfdjaftlicf;  mit  23ernf)arb: 
Henriette  et  Adeniar,  ou  le  bataille  de  Fontenoy,  1810; 
Edgar,  ou  la  Chasse  anx  loups,  1812.  S0?tt  b'Slubignö:  la 
Pie  voleuse,  1815.  2)iefe6  ©tücf  fanb  augerorbentlid>en  23ei= 
fall  unb  gefiel  in  Sonbon  auf  bem  £)rurn  =  £ ane  =  Sweater 
nid)t  minber  alß  in  spari6.  lmposture  et  Verite,  mit  lloui$, 
1SK».  Jtenntnif  beß  Ztyeatcrß,  ergreifenbe  «Situationen  unb 
ein  reiner  *Sti)l  fyaben  if)m  ben  tarnen:  Racine  du  meio- 
drame,   Derfdjajft.  (R.  S.) 

Calais  unb  Zetes  (9Wntf).),  beß  S3oreae,  an  .Äopf 
unb  güfien  geflügelte  <§öb,ne,  Sfjeilnefymer  am  Argonauten; 
utge.  33ei  ben  £ragifern  betrafen  fte  ben  tyfyineuß  für  bie 
iöerfrofung  ifjrer  ©djmefrer  Cleopatra  unb  für  bie  231enbung 
eer  mit  if)r  erjeugten  ©öljne.  (F.  Tr.j 

Ca  lata  (£an}t.),  ein  ital.  £anj  mit  rafd>em,  lebf)af- 
tem  £empo,  gemöbnltd)  im  %  ober  f  £acte. 

Calaträva- Orden  (Orbenöm.),  ein  fpan.  geiftliajer 
Orten,  geftiftet  öon  @anctiu6  HI.  oon  (Safftlien  1158,  erhielt 
ft'rf)  biß  auf  bie  neuefle  ^eit  unb  feine  25eft|ungen  ftnb  nocfj 
je£t  feftr  bebeutenb.  @ett  1740  t>at  ber  Orben  aufgehört  ein 
geifrlidier  ju  fein  unb  bie  dtittev  legen  bloß  baß  ©elübbe  ef>e= 
lieber  £reue  ab.  Orben^fleibung:  ein  weiter  SJttantet  mit  einem 
rotten,  lilienförmigen  Äreuje  auf  ber  linfen  ©eite.    (B.  N.) 

Cälbei  (©arber.),  eine  2lrt  breiter,  metallener  2lrm= 
bänber,  bie  in  9Som  alß  Siue^eidjnung  an  oerbiente  «Krieger 
erteilt,  befonberö  aber  »on  triumplnrenben  gelbfjerrn  ge= 
tragen  mürben.  (B.) 

Calcänt  (SSKuftE) ,  1)  ber  Salgtreter  bei  ber  Orgel ; 
2)  gemölmlid)  fo  t>.  m.  Orajefrerbtener. 

Calctaas  (9ftr>tfy.) ,  ber  @el)er  im  griean  «£eere  oor 
SEroja,  melier  bie  2)auer  beß  Äriegö  »oraus  oerrunbete  unb 
bem  Utyffe^  ben  2lnfcf)lag  jur  Erbauung  beß  .f)öljernen  $fer= 
beß  gab,  melcbeö  ben  §all  ber  ®tabt  herbeiführte.  SSlit  bem 
oberflen  <£eerfüf)rer  Agamemnon  mar  er  in  l)äuftgem  3xoie= 
fpalt,  weil  er  it>m  oft  Unheil  oerfünbete,  namentlidj  baß  »on 
£>iana  geforberte  Opfer  ber  3pf)tgenia  ju  Slulie.  2>aß  <&d)id* 
fal  t>atte  feinen  £cb  an  baß  3ufammentreffen  mit  einem  tfyn 
übertreifenben  @efjer  gefnüpft:  eß  erfüllte  ft'dj  burd>  SDJopfue, 
SIpollone  ©olm.  (F.  Tr.) 

Calcutta  (£l)eaterfrat.),  ^»auptfrabt  aller  britifdjen  23e= 
fitjungen  in  2*orber  =  3nbien ,  mit  180,000  <£tnm.,  t>at  ein 
engl.  Sweater,  welcfyeß  unter  ber  35irection  beß  Oberjten 
3)oung  unb  Dr.  SBilfon  fref)f.  9iur  einmal  roöc$entlid&, 
unb  jmar  §reitagö  oon  7  bte  12  Ul>r  mirb  bafelbfr  gefpielt. 
©efang  unb  SDtuftf ,  befonber^  bk  fomtfd^e  Oper,  jtnb  am 
meifren  beliebt.    2>aß  Or^efter  befielt  meifrenö  auß  S>euU 


78  Caldara  Calderon 

fd>en,  fo  wie  bie  erflen  ©änger  Italiener  ft'nb.  din  $Ia$ 
im  erflen  Stange  foflet  16  SRupien.  (L.) 

Caldara  (Antonio),  geb.  um  107)  ju  Senebtg,  wo 
er  aud}  feine  muftfal.  üBilbung  erhielt  unb  im  l!t.  %at)xe  fdjon 
anfing,  für  bie  2Jüf>ne  ju  fdjreiben;  fein  Stuf  oerbreitete  fidj 
balb  über  Staliene  ©renken  au$  unb  t>er  Jtaifer  berief  if)n 
nadj  2Bien,  wo  er  oon  1714  — 17(33  «öofcapellmeifler  unb 
Sebrer  Jlarle  VI.  war;  bter  flarb  er  audj  1704.  ©erber 
nennt  in  feinem  £onfünfller :  Sertfon  nid)t  weniger  al6  43 
Opern,  bte  (£.  in  feinem  langen  i'eben  fct)rte6  unb  oon  benen 
feine  wertbloö  ifl.  (£in  fraftiger,  feuriger  ©tnl,  9DMobien= 
reid)tf)um  unb  trefflidje  Haltung  jeidjnen  <£. '6  2Öerfe  auö 
unb  wohltätig  paart  fid?  in  benfelben  beutfdje  SEiefe  unb 
©ebiegentyeit  mit  trat  üieblidjfeit  unb  ©efalligfeit.       (3.) 

Calderon  (£>on  $)ebro  <5.  be  la  SBarca  «öenao 
»  JRiano),  geb.  ju  SDiabrib  am  -Jteujaforetage  1601,  flammte 
au$  einem  nod)  gegenwärtig  blüftenben,  abliefen  ©efdjledjt. 
Qrrjogen  oon  3efuiten  befudjte  er  bie  Unioerfitat  oon  ©ala= 
manca,  bie  er  aber  in  feinem  18.  Saftre  oerlief  nnb  in  ben 
SDlilitärflanb  eintrat.  Qx  biente  al$  Cfftjier  10  Saftre  lang 
in  ber  Sombarbei  unb  ben  SHieberlanben ,  warb  fobann  bem 
«Sönig  ^>i>ilipp  Vi.  empfohlen,  oon  biefem  an  ben  ^»of  be* 
rufen  unb  mit  bem  ©t.  3ago£reuj  geehrt,  ©r  wibmete  fidj 
nun  ganj  ber  2>td)tfunfl,  beren  Saufbafjn  er  fdjon  oor  bem 
14.  3al)re  mit  einem  ©djaufptel :  El  carro  del  cielo,  betreten 
hatte.  Philipp,  ein  greunb  ber  Jtünfller  unb  2)idjter,  ba6 
©djaufpiel  leiben fdjaftlid)  liebenb  unb  mandjmal  felbfl  bic 
SSüfjne  in  Jpofetrfeln  betretenb,  jog  ir>n  in  feine  -ittä'he  unb 
gab  ihm  eine  $)enfion  oon  monatlich  30  25uro£  (©pecie$= 
tbalern).  9Jtit  einer  bewunbernewürbigen  5ru<^tbarPeit  fdjuf 
er  eine  SDienge  hiflortfdjer  25ramen  ooü*  großer  poetifdjer 
©chönheiten  unb  oerbrangte  £opej  be  SSega,  beffen  ©d)öpfun= 
gen  oon  benen  <£.$  an  Reinheit  ber  (Jmpftnbung,  ^oefte  unb 
»2lbcl  übertroffen  werben,  fafl  gänjlich  oon  ber  Söübne.  Unter 
ben  l-27  fiufls  unb  ©djaufpielen ,  bie  man  oon  ihm  aufjagt, 
haben  ber  „flanbbafte  $?rinj"  unb  baß  „Ceben  ein  £raum" 
in  Deutfdjlanb  burd)  bie  oerfdnebenen  meiflerhaften  Hebers 
fe^ungen  wohl  ben  größten  Stuf  erlangt,  in  «Spanien  werben 
inbef?  anbere  biefen,  wenn  nicht  oorgejogen,  bodj  an  bie  ®eite 
gefegt.    2Bir  nennen  ali  foldje :  El  medico  de  sn  honra  (2)on 

ÖUtierre)  >  La  niiia  de  Gomez  Arias;  La  daioa  duende;  Casa 
con    dos  pnertas  mala  es  a    gnardar;     Ko    hav    burlas    con   el 

amor,  u.  m.  a.  3war  fefjren  in  ben  raeiflen  ©tücfen  bie= 
felben  Sf)araftere,  ja  fogar  biefelben  3ntriguen  unb  2Iben= 
teuer  wieber,  wefjfjalb  man  nod?  heutzutage  in  ©panien  bie 
legten  S.6  $düe  (lances  de  C.)  nennt  j  aber  ee  (jerrfa)t  in 
iijnen  bennoa)  eine  unenblid)e  ^Bewegung,    Sebenbigfeit  ber 


Calderoni  79 

2tnfcbauung  unb  SSerfc^tebenfjctt  ber  Kombinationen.  Stach 
jebniahrtger  auefcbliefüicber  23efcbaftigung  mit  23übenarbeiten, 
trat  6.  in  bcn  geblieben  ©tanb;  er  warb  juerft  Kapellan 
an  ber  Kathebrale  ju  Solebo,  bann  bei  ber  £ofcapelle  ju 
iOiabrib.  £atte  er  ftcb  »orber  »orjüglicb  mit  ©cbaufpielen, 
bie  man  in  ©panien  de  capa  7  espada  (9Jlantel  =  unb  Segen* 
ftütfe)  unb  Saynetes  (Siüertiffemente,  fiocalpoffen)  nennt,  be- 
fcbaftigt,  fo  ging  er  je§t  ju  geiftlicben  Sramen  (Autos  sacra- 
mentaies)  über ,  bie  er  befonbere  auf  23eftellung  üon  ©eiten 
ber  Somcapitel  ber  oor^üglid^fren  fpan.  ^täbte  jur  geier  beS 
grohnleicbnamefeftee  oerfertigte,  roae  ihm  oieleö  ©elb  ein= 
trug.  2lufJer  jenen  127  Stragöbien,  ©cbau  =  unb  Suflfpielen 
f>at  man  oon  ihm  noch  einige  90  Autos  sacramentaies ,  über 
100  Saynetes  unb  gegen  2U0  f leine  23orfpiele,  welche  Loas 
heifen.  Son  3uan  be  23cra  SEafft's  0  2Jilla  =  real  j)at  bie 
©a)aufpiele  1685  ju  9ttabrib  gefammelt  herausgegeben.  3m 
62.  3atyre  trat  ber  Siebter  ale  ^riejrer  in  bie  Kongregation 
be  ©t.  Spebro  unb  roarb  »on  berfelben  1687  jum  capeian 
major  ernannt.  Kr  ftarb  in  bemfelben  3al)re.  ©ein  grofeö 
Vermögen  oermaebte  er  ber  Kongregation.  —  ©elten  gab  ef> 
wohl  einen  glücfltcbern  bram.  Siebter  wie  K.  37  Satyr  be* 
berrfebte  er  fafl  allein  bie  23übne,  über  welche  er  fo  ju  fagen 
ein  Monopol  ausübte.  Kr  fanb  an  feinem  fönigl.  23efct;ü^er 
einen  ©bnner  unb  SJerebrer,  ber  eö  fogar  fo  weit  trieb,  in 
ben  Sramen  K.$  bit  23übne  ju  betreten,  unb  melier  über= 
bieä  ein  Vergnügen  baran  fanb,  mit  bem  Siebter  impro»i= 
ft'rte  Äombbien  aufzuführen.  KineS  £ageö  freUte  man  ,,bie 
©cböpfung  ber  2Belt"  bar.  Ser  Äbnig  fpielte  „©ort  2Jas 
ter",  K.  ben  „2lbam".  Sa  ber  Siebter  aber  in  eine  unenbs 
lieb  lange  23efcbreibung  bee  2?arabiefee  bineingerietb ,  fo  ftng 
,,©ott  23ater"  an  ganj  fürchterlich  ju  gähnen.  K.  hielt  fo? 
gleich  inne  unb  fragte,  \va&  ihm  fetyle?  —  23et  mir!  (bei 
©ott!)  erwieberte  ber  .König  fcberjhaft,  es  thut  mir  leib,  ba$ 
ich  2lbam  fo  gefebwä^ig  gefebajfen  i>abe.  —  Sie  beflen  lieber* 
fe^ungen  K.fctyer  Sramen  oerbanfen  wir  21.  2B.  ©cblegel  unb 
©riee.  —  9ion  einer  SUienge  fpan.  Sramatifer,  bie  ihm  bei 
feiner  £ebene$eit  mit  mehr  ober  minberem  ©lücf  nachahmten, 
oon  benen  ityn  aber  Äeiner  erreichte,  wie  3.  23.  SSHexia, 
2Ntguel  ©anaVj,  üEarraga,  be  Kajlro,  2lguilar,  ©ueöara, 
©alarja,  bei  ^ooo  u.  21.  m.,  ifl  wenig  ober  ntebte  auf  unö 
gefommen.  (C.  v.  W.) 

Calderoni,  1)  (grancelco),  befannt  unter  bem 
übeaternamen  ©  i  l  o  i  0.  2ln  ber  ©pi£e  einer  ber  beflen 
Gruppen,  burcbjog  er  erfl  3talien  unb  bann  Seutfcblanb. 
Ser  «Rurfürfl  »on  23aiern  erlaubte  ihm  in  SWüncben  unb 
23rüfiel  23orfrellungen  ju  geben  unb  ber  Äaifer  i'eopolb  berief 
ihn  nad)  2Bien.    ©eine  grau,    2lgafa   K. ,    mar   in  ihrem 


80  Calembourg 

fiadbe  eben  fo  ausgezeichnet ,  al$  er.  Dem  Urtf>eil  SHicco6i= 
nt'ö  jufolge,  war  feine  Gruppe  bie  einzige,  bie  im  ©tanbe 
iuar,  bie  alte  ÜOcaeEenfomöbie  in  i^rer  JReinfjeit  barjuflellen. 
2)  €5.  ?lrgumento.  (L.) 

Calcinböürg  (franj.  finnreicfres;  SKort;  ober  tarnen; 
fpiel;  2lefrf).).  ^ö  entfielt,  wenn  man  ein  28ort  in  einer 
antern  ÜBebeutung,  als  ber  gegebenen  gebraucht,  ober  burd) 
bie  >2(el)nlicfeteit  beef  Jllanges  oerfdjiebener  SBorte  ofyne  Stüä- 
ft'ctjt  auf  atecfctfc^retbung  unb  2lb)>ammung  einen  rotzigen  <£in= 
fall  ausfpricbt.  —  2Bie  ber  2Bit}  im  allgemeinen  tm  3luf= 
ftnben  oon  2lef>nlicb£eiten  bei  unähnlichen  ©egenfranben  be= 
ftef)t,  fo  ber  <S.  im  23efonbem  mir  SRücfft'cbt  auf  üZUorte.  — 
Den  Urfprung  ber  ^Benennung  <£.  leitet  man  üon  einem  weft= 
pbälifdjen  ©rafen  (Salemberg  t)er,  ber  am  Jpofe  Subwigä XV. 
lebte  unb  ben  Joof  oft  buxd)  feine  ©pracfcfcfyniijer  ergötzte. 
35er  wi^ige  SDcarquie  be  23  i  eure  benu^te  biefe  neue  ©attung 
finnretcfyer  Unterhaltung  unb  taufte  fte  (5.  S8is  oor  Aurjem 
glaubte  man  biefe  SBorffpiele  nur  in  ber  franj.  unb  engl. 
«Sprache  mbglict),  inbeffen  fjaben  ©appr)ir,  Öetti  nger, 
©lafbrenner,  fo  mie  nacb,  ifjnen  bie  berliner  Jtomifer  be= 
wiefen,  ba$  audj  bie  beutfdje  Sprache  reicb,  an  SBorten  ifr, 
bie  witzige  SßJortfptele  julaffen.  ©ine  ber  bellen  beutfdjen  2Bort= 
fpiele  ifr  unfheirig :  ,,t>ie  (Siferfucrjt  ifr  eine  £eibenfct)aft,  bie  mit 
<£ifer  fud)t,  mas  Seiben  fdjafft!"  —  Der  Jtomifer  im  2lUge= 
meinen,  befonbere  aber  ber  Socalfomif er ,  ftnbet  im  6.  ein 
reidjee?  ftelb  für  feine  SEfja'tigfeit,  bie  ftcr)  jwar  nidjt  t>ertre= 
ten,  aber  gewifj  entf^ulbigen  läpt.  Um  es  mit  Erfolg  aus- 
zubeuten, fucbe  er  au  couraat  mit  ben  neuefren  (Jrjeugniffen 
tiefer  ephemeren  Literatur  bes  Scfyerjes  ^u  bleiben  unb  ge= 
wöf)ne  ftcfy  baran,  bie  SBorte  nicr)t  naa>  iforer  fpcciellen  IÖe= 
beutung  in  ber  gegebenen  3ufammenfrellung ,  fonbern  im 
2Bieberfpruä)e  batnit  aufjufaffen.  2)ie  meifren  jufammens 
gefegten  SBörter,  fomor)l  ^>aupt-  als  3eitwörter,  ftnb  es  oor= 
jüglid) ,  welct)e  ben  (5.  begünfiigen  unb  man  i)at  nur  einen 
•Ölicf  in  bie  reichen  <2pract)familien  einjelner  SBorte ,  wie 
get)en,  machen,  fommen  u.  f.  m.  ju  werfen,  um  leicht  bas 
(fntfpredjenbe  ju  ftnben.  —  3n  Socalflücfen,  JBurleetfen,  2kr= 
fleibungsrollen ,  fo  wie  entfrfjiebenen  (Sarifaturen  ifr  ber  <S. 
an  feiner  regten  Stelle.  2Bill  er  ft'd)  aber  in  ber  t)öl)eren 
Aomif,  namentlich  bem  <5f)arafterbilbe  breit  machen,  fo  oer= 
Ie§t  unb  oerflüa^tigt  er.  2Bof)l  ju  f)üten  r)at  ftaS  ein  Jiomis 
fer,  bem  buxd)  natürliche  Jßefaljigung  baS  2Bortfpiel  leidjt 
wirb,  biee  ju  oft  anjuwenben.  Da»  tyubliium  oerwöl)nt  fid) 
rafdj  unb  »erlangt  bann  gebieterifct)  ba5  9teue  bei  jeber  neuen 
Aufgabe.  ©rfct)öpfung  pflegt  aber  ben  ju  reicb,ltc^en  ©aben 
nur  ju  ft'ct>er  nachzufolgen.  —  @o  wirffam  ein  fdjlagenbeß 
sBortfpiel  au*  ifl,   fo  erfalfenb  wirft  ein  matteo,   unb  man 


Calliope  Camail  81 

tftut  jebenfalte  gut,   fdjon  auf  ben  groben  bat  Xexxain  §u 
fonbiren.  (L.  S.) 

<  alliope  (9Wöt&oI.),  bie  erbabenfle  unter  ben  SSWufen, 
bie  ©efdfyrtin  ber  .Könige  unb  gelben,  bafter  für  bie  fBe^ 
fdniflerin  beö  dpot  unb  für  bte  Sflutter  mehrerer,  im  oor= 
nifrorifdjen  3eitalfer  genannter  ©dnger  gehalten.  2lls  2lttrts 
but  t)ält  ft'e  ein  jufammengerollteä  Pergament.       (F.  Tr.) 

Callirrhoe  (SJtyt&ol.) ,  be6  2ld>eloue  £od)ter,  warb 
Sllcmdonö  2.  ©emablin  unb  begehrte  t»on  iftm  bae  ^»alefbanb 
ber  ^armoniaj  weil  er  biet  aber  feiner  erfren  ©atrin  ge= 
fdjenft  i)atte,  fudite  er  e$  oon  bem  Sater  berfelben  burdj  ba& 
SJorgeben  wieber  ju  erlangen,  er  muffe  eä  bem  belpbjfdjen 
©orte  weiften.  #ierburd)  warb  (S.  bie  Urheberin  be$  Xobee 
tfjreS  ©atten,  inbem  ber  Sßater,  ber  SEaufdjung  funbig  ge* 
worben,  tftm  burd)  feine  ©öftne  auflauern,  ifyn  umbringen 
unb  be$  ©dtmucfs  wieber  berauben  lief;  ein  fowobj  epifd), 
alt  aud)  in  üielen  iDramen  ber  berühmteren  griedj.  unb  röm. 
Sragifer  beftanbelter  «Stoff.  (F.  Tr.) 

Callisto  (SWtttbol.) ,  ^Begleiterin  ber  arfabifd&en  2lrte= 
mit,  »on  Jupiter  iftrer  Unfcbulb  beraubt  unb  etttweber  oon 
tftm  felbfr,  ober  jur  ©träfe  oon  3uno  in  eine  SBarin  oer= 
wanbelt  unb  ber  ©efaftr,  t>on  2Mana  ober  oon  2lrca6  erlegt 
ju  werben,  burcb,  Serfe^ung  an  ben  Fimmel  ale  ©ieben; 
geflirn  entrüdt.  (F.  Tr.) 

Calötte  (franj.j  ©arber.),  1)  jebe  glatte  9)£ü£e  ober 
anbere  Äopfbebecfung;  2)  bat  platte,  runbe  Ädppdjen,  mit 
welchem  bie  franj.  ©eifHidjen  bie  Sonfur  bebeden;  3)  bat 
«ftreuj  »on  (Jifenbraftt,  welkes  fonft  auf  ben  ©olbatenftüten 
jum  ©dm£e  gegen  ben  fyitb  angebradjt  war.  (B.) 

Calpürnia,  4.  ©emaftlin  bet  (E.  3ul.  (Edfar  (f.  b.), 
bie  er  mefyr  als  feine  früheren  geliebt  ftaben  foll.  GE.  warnte 
Säfar  bei  feinem  oerftdngnifoollen  ©ange  nad)  ber  (£urie, 
wo  er  ermorbet  würbe,  liefen  3ug  t>at  ©ba!f»eare  in  fei= 
nem  Srauerfpiele:  3ulius  (Sdfar,  auf  eine  »ortrefflidje  2Beife 
benu^t,  um  in  ib,v  baß  fiebenbe,  beforgte  SSBeib,  in  Sdfar  ben 
fteroifdien  SOtann  barjuflellen,  ber  »ielleidjt  Unheil  afmt,  aber 
au$  ©elbfloertrauen  unb  um  Beine  ©pur  oon  gurdjt  ju  jei= 
gen,  feinen  böfen  Slftnungen  unb  ben  SBarnungen  feinet 
Reibet  £ro£  bietet.  (H.  M ) 

Calyptra  (©arber.),  eine  2lrt  ©dbleier  ber  gried&. 
grauen,  welcher  «köpf,  $alt  unb  25rufr  bebedte,  alfo  @e= 
ftibtefdjleier,  2)tü§e  unb  Jpatetud)  in  ft'dj  »ereinigte;  2)  eine 
■Slü^e  ber  gried>.  ©eifllicben,  wenn  biefelbe  nidjt  SDiöntbe 
ftnbj  fte  ifl  runb  unb  etnfad),  bem  SSarret  dftnlid).       (B.) 

Camäil  (franj-5  ©arber.),  eine  Qlrt  9DJü§e,  bie  toie 
bie  Äapuje  Äopf,  jpalö  unb  ©djultern  bebeäf,  ft'e  würbe 
früher  oon  ben  fatfjol.  ©eifllidien  getragen.  (B.) 

Sf)cat«  =  Serif  on.    II.  6 


82        Camaldulenser-  Orden        Cninuert 

Camaldulenser -Orden  (Orbenöw.),  ein  geifltid&er 

Orben,  geftiftet  com  t)eil.  9tomualb  um  1018  unb  fo  genannt 
t?on  damalboli  bei  %lrey3o ,  wo  ber  ©ttfter  bie  erfren  Ctn« 
ftebeleien  biefeö  Orbens  anlegte.  35er  Orben  tt)eilte  ftcb  in 
©rennten  unb  gewöhnliche  SDtöncfje,  breitete  ftcb  jiemlicb,  fd>nell 
aue,  ging  jeboch  im  18.  2>ahrc).  wieber  ein  unb  befteht  je§t 
nur  nocb,  auf  feinem  ©tammft'^e.  Orbenstrad)t:  bei  ben  din= 
jfeblern  enge,  bei  ben  SWöncben  weite,  weifie  Jlutten  unb  lange 
SBärte;  eine  (Beifiel  würbe  alö  ©rnnbol  ber  ©elbflfafteiung 
getragen,  bie  ifynen  ^flicbt  war.  (B.  N.) 

Camärgo  (SDiarie  2lnne  Giuptö  be),  berühmte 
SEanserin  ber  großen  franj.  Oper,  geb.  1710,  (lammte  aut? 
einer  twrnefymen  röm.  Familie  unb  war  eigentlich  bie  Sodjter 
eines  (Sarbinalö,  tva$  bie  3Jerwanbten  befjelben  burcft  2lbop= 
tion  ber  kleinen  SDJarie  Sinne  ju  oerbergen  fugten,  ©cbon 
al6  Minb  jeigte  fte  ein  aufjerorbentlidtjeei  SEalent  für  SDtuftf 
unb  £anj,  t?erooll!ommnete  ftcb,  aucfy  in  beiben  fo  fel)r,  bafi 
fte  1730  bei  bem  Pallete  ber  großen  Oper  alö  erjre  £anjerin 
angefrellt  würbe.  £>ie  2lrmutl)  tf>rer  Stboptiöeltern  jwang 
fte  jur  23üt)ne  ju  geben.  23alb  war  fte  ber  erflarte  fiiebling 
be6  ^ublifumö  unb  bee  <£ofeö.  S5?enn  fte  auf  einem  ©pajter= 
gange  an  ben  SEuillerien  erfdnen,  applaubirte  it)r  Stllees  ent= 
gegen,  unb  alö  fte  einft  intern  ©cftuljmacfjer  eine  öffentliche 
<£mpfef)Iung  gab,  um  bem  reblicfyen  Spanne  aufjubelfen,  würbe 
biefer  in  furjer  3eit  burcb  feine  ©cbufye  ä  la  C.  ein  reifer 
9)tann.  ©ie  war  eö,  bie  1730  juerjl  einen  Entrechat  wagte  j 
obgleich  nidbt  t)übfcb,  galt  fte  bod)  für  baö  Sbeal  grajiöfer 
Cetcbtigfeit  uub  SBeweglicbfeit  unb  war  eben  fo  geacbtet  burcn 
tt)ren  <5t)arar"ter ,  alö  burcb  ttjrc  große  Äunjlfertigfett.  9llö 
tt)r  College  25umoulin,  genannt  le  diabie,  einft  feine  ©cene 
oerfdumte,  tanjte  fte  an  feiner  <5tatt  biö  jur  du$er|ten  Grr= 
fcböpfung,  nur  um  tf)n  t>on  jeber  ©träfe  ju  retten,  (iin 
•Beweis,  wie  fet)r  fte  ber  Siebling  ttyrer  3eit  war,  ft'nb  bie 
Dielen  23ilbniffe,  bie  ftd)  »on  tfjr  erhalten  fjaben.  ©ie  befucfete 
(£nglanb  1743,  würbe  17;>0  gldnjenb  penft'onirt  unb  ftarb 
1770.  SHocb  je#t  beift  e&  in  granfreicb  t>on  einer  guten 
Sdnjerin:  fte  tan3t  roie  eine  <£.  (H...t.) 

Camaröte,  bie  Sogen  in  ben  portug.  Sweatern,  ©e* 
wöfjnlicb,  ft'nb  ee>  wie  bie  ital.,  fleine  3immer,  ju  benen  man 
nid?t  baö  23iUet,  fonbern  ben  ©cblüffel  »erfauft.       (L.  S.) 

Cambert,  geb.  1017  ju  $)ari$,  wibmete  ftcb  oon 
3ugenb  auf  ber  9)iufir"  unb  war  um  1650  (Eoncertmeijrer 
ber  «Königin;  er  war  ber  (Srfre,  ber  ein  franj.  mufifal. 
2)rama,  ben  Vorläufer  ber  Oper,  auf  bie  23üt)ne  bx<xd)te. 
©eine  9lriabne,  ein  ©cbdferfpiel,  erfdjien  1601  unb  bie  9?eu= 
heit  ber  ©rfcfjeinung  oerfcbaflfte  biefem  9Berfe  bie  glänjenbfre 
5lufnah,me.    2lbt  Herrin,    ber  für   bie  Opernoorftellungen 


Cainelauchion  Campi  83 

priuilegirt  »war,  gewann  lti(>9  (5.  unb  biefer  toibmete  ft'd)  nun 
ganj  ber  bram.  (£ompofttion.  1672  würbe  inbetjen  (5.  burcfo 
Suiln,  an  ben  ba6  erwähnte  Vrtotfegium  überging,  auö  fei= 
nem  SBtrfungsfretfe  unb  allmählich  auch  aus  ber  ©unjt  bee 
9>u6üSum6  oerbrängt;  er  ging  1673  nach  (S'nglanb,  »erpflanjte 
fcie  neue  ©attung  muftfal.  SBerfe  auch  borthin,  fanb  allge= 
meine  2lnerfennung  unb  würbe  oon  Äarl  II.  jum  JpofcapelI= 
meifter  ernannt.  3n  biefer  Stellung  »erfolgte  ihn  aber  ber 
Dleib  ber  Jfaliener,  bie  eine  s2llleinberrfcbaft  im  (Gebiete  ber 
SHuft'f  ufurpiren  wollten,  d.  erlahmte  in  bem  Kampfe  mit 
ben  Sntriguen  unb  @abalen,  bie  ihn  umgaben,  an  ©eift  unb 
Körper  unb  frarb  1677  ju  £onbon.  Pomona,  les  peines  et 
les  piaisirs  de  l'amour  u.  m.  a.  Scbäferfpiele  ft'nb  bie  oor= 
jüglicbflen  feiner  2Berfe.  (3.) 

Cameläüchion  (©arber.),  fcbwarje  Äopfbebecfung 
ber  griecb.  SDtoncbe;  fte  befreht  auö  2  Rauben  Don  Äameelbaar, 
bie  auf  beiben  «Seiten  bie  auf  bie  2ld)feln  herabhängen,    (ß.) 

Ca  nulle.  £heatername  ber  berühmten  ital.  Sd)aufpie= 
lerin  Jacqueline  Slntoinette  23eronefe  (f.  b.). 

Campasnöli,  1)  (91  Ibertina),  geb.  1795  ju  2)re^= 
ben,  unb  2)  (©tanetta),  geb.  1797  ju  Seipjig,  Softer  bee 
CFoncerrmetfrerS  @. ,  bübeten  ftch  unter  ber  Leitung  ihres  23a= 
tere;  ju  Sängerinnen  unb  bebutirten  im  (Soncerte  ju  Ceipjig 
1810,  gingen  1816  mit  ihrem  33ater  nadj  Stauen  unb  hier 
betrat  bie  ältere  juerfl  bie  23übne  mit  entfcbiebenem  23eifaüe. 
1817  würben  beibe  Schmettern  in  granffurt  a.  9OT.  angefrellt, 
1820  gingen  fte  nach  J^annooer,  wo  bie  Crrftere  geraume 
Seit  in  23raoourparthien  burcb  Sluöbauer  unb  Stimmenretn= 
tyit,  bie  Jüngere  aber  eben  fo  fehr  wegen  ihrer  angenehmen 
Stimme,  als  wegen  ihres  treffltdhen  Spielee  al£  Soubrette 
unb  jugenblicbe  Sängerin  glänjte.  Später  gingen  fte  wahr? 
fcoeinlicft  mit  bem  SBater  nach,  Jtalien  junicr*.  (3.) 

Campest  re  (röm.  ©arber.),  fo  t>.  w.  Sdburj,  befon* 
bete  aber  ber  Schur  j  ber  Kämpfer  unb  JRinger,  bie  ft'd» 
nadenb  im  Campus  Mardus  übten.  (B.) 

Cäinpi  (5lntonia),  eine  $)oltn  »on  ©eburt,  Sänge? 
rin  ber  ital.  Oper,  welche  t>on  1794  — 1822  einen  grofen 
JRubm  behauptet  hat.  2)en  SSeginn  ihrer  Äünfrlerlaufbahn 
bat  fte  bei  ber  ©uarbafoni'fcben  öefellfcbaft  gemacht,  für 
welche  fte  1785  in  2Barfcbau  gewonnen  würbe  unb  mit  ber 
fte  wedjfelnb  in  Ceipjig  unb  $)rag  wirkte.  <&&  ift  unmöglich, 
hier  alle  bie  Stollen  in  beutfcben  unb  ital.  Opern  einjeln 
aufjujählen,  in  welchen  fte  burcb  ben  Umfang  ihrer  Stimme 
unb  burd)  bie  oollenbete  23raoour,  ober  mie  bie  Jtaliener 
fagen  Virtu,  glänjte,  welche  ihr  eigen  war,  bie  fte  aber  bis 
ju  einer  lieber  s  unb  baher  23erfcbnörr"elung ,  auch  ber  ein= 
facbften  ßantilene,  mißbrauchte.    1801  fam  fte  jum  Scbifa? 

6* 


84  Campistron  Candeille 

ncber'fcfeen  £beater  in  SEBien,  1818  jum  «öofopern*  Sweater 
unb  rourbe  1820  jur  faiferl.  Jtammer  =  ©ängerin  ernannt. 
*Hocb  in  ber  legten  3eit  gab  ft'e  mit  gurore  ©aftrollen  in 
Seipjig,  Bresben,  ^ranffurt,  SSNündjen,  «Stuttgart,  <prag, 
SBerlin  unb  2Barfdjau.  1S22  wollte  ft'e  abermale  in  SDtüncben 
gafriren,  ftarb  jebod)  bafelbfr,  ebe  ft'e  ir>re  Stiftungen  begons 
nen  tyatte.  £>ie  (S.  geborte  ju  ben  gröften  ©angerinnen 
^er  neuefren  3eit;  ber  Umfang  ibrer  ©timme  betrug  in  ber 
23lütbenjeit  3  folle  Öctaoen  unb  man  erbob  fte  r)inftd>tltc& 
tiefer  Glittet  fomobl,  als  wegen  ber  muftfal.  23übung,  felbfr 
über  bie  CEatalani.  (Fr.  Heinse.) 

Campiströn(3ean  ©allert,  SKarquiei  be),  geb. 
1056  in  £ouloufe,  lernte  auf  einer  JReife  nacb  tyaxie  ben 
©cbaufp.  ÜRaifin  unb  burdj  biefen  bie  Xfyeatex  ber  .£>aupt= 
fratt  fennen.  ©r  roanbte  ftcb  an  Stacine,  ber  ben  jungen 
©beimann  gern  jur  Arbeit  für  bit  23übne  ermunterte  unb 
ibn  bem  £erjog  »on  23enb6me  befonberä  empfabl,  für  roelcben 
($.  ein  ^efrfpicl :  Acis,  febrieb,  bae  mit  23eifaü*  aufgefübrt 
mürbe.  SBon  1683  big  1712  fdjrieb  er  10  SEragöbien,  2  Suft; 
fpiele  unb  3  Dpern.  ©eine  2Ber£e  ftnb  in  8  oerfdjiebenen 
ausgaben  erfebienen;  bie  befre  in  3  2Sben.,  12.,  1749.  <£r 
ftarb  al3  Sftitglieb  ber  Slfabemie,  ©eneral  =  ©ecretär  ber 
©aleeren  unb  jHitter  be£  3acobg  =  Örbene  1723  in  feiner 
«Baterftabt.  (L.  S.; 

Candeille,  1)  (ty.  30;  geb.  1740  ju  Partei,  mad&te 
feine  ©tubien  am  bortigen  (Jonferoatoire  unb  mibmete  fid) 
fpäter  fafr  au^fdjliefHid)  ber  23übnencompoft'tion.  1780  er? 
febien  feine  erfre  Oper:  Laura  et  Petrarqne;  biefer  folgten: 
Pizarre,  la  conquete  de  Peron ,  Papothcose  de  Beaurepaire 
u.  m.  a.,  bie  fämmtlid)  mit  bem  entfebiebenften  SBeifall  auf= 
genommen  mürben,  ©in  befonberee  SkrDienft  ermarb  ftd> 
@.  aueb  nod)  baburdj ,  baf?  er  bie  tücbtigften  GEompofttionen 
älterer,  oergeffener  ÜJJeifter  in  einem  bem  3eitgefcbma<fe  ent= 
fpredjenben  ©etuanbe  mieber  auf  bie  23übne  braebte.  (£r 
ftarb  ju  «Paris  1806.  2)  (3ulie  ©milie),  geb.  ju  ^axi$ 
1702,  £od)ter  be$  3?or,,  bebutirte  1782  in  ber  Oper  iu  ^a* 
riö.  ©rünblid)  muftfalifd)  gebilbet,  reichte  bod)  ibre  ©timme 
für  ba6  grofie  Spernbaue  niebt  bin  unb  fte  blieb  nur  bi$ 
1702  ©ängerin  unb  ging  bann  jum  Jufrfptel  über,  melcbeö 
ibrem  Talent  nod)  roeit  mebr  jufagte.  ©ie  marb  Sftitglieb 
beö  fRidjelieus  Sbeaters,  ba$  ftd>  fpäter  mit  ber  Comedie 
fran<;aise  vereinigte  unb  geborte  ju  ben  befren  ©d?aufpiele= 
rinnen  tiefee  Sbeaters.  3bre  fpätere  Serbetratbung  mit 
bem  ©d>aufp.  ©imons  aus  23rüffel  b«t  2lnbrieur  ben  ©toff 
ju  bem  bekannten,  redjt  bwbfdjen  £uftfptele:  la  coraedienne, 
gegeben.  2>iefer  ©imon  mar  nämlid?  nad)  $)aris  gefommen, 
um  bie  SSerbeiratbung  fetneö  ©obneö  mit  ber  ©djaufpielerin 


Candelaber  Candia  86 

?ange  ju  oerhjnbern,  lernte  bei  einem  ©ouper  bie  <$.  fennen 
unb  »warb  fo  oon  tfyr  bezaubert,  bafl  er  it>r  feine  «£anb  an= 
bot.  Otatürlid)  ntufjte  er  nun  aud)  bie  23erbinbung  fetneö 
@ofme£  gut  fjeifjen  unb  beibe  ^)aare  »erheirateten  ftdj  fafi 
ju  gleicher  Seit.  9?ad)  ifjrer  j&erfteiratftung  30g  ftdtj  bie  (S. 
vom  Sweater  jurücf.  2lud)  als?  ©cfjriftfrellertn  unb  burd) 
th,re  muft'fal.  Jtenntniffe  bat  fte  ft'd)  einen  guten  Tanten  ge= 
mad)t.  5()r  ©tüdf:  Catherine,  ou  la  belle  fermiere,  fyatte 
ben  glanjenbften  Erfolg,  fte  felbft  fptelte  barin  bie  Jpaupts 
rolle }  aufjerbem  fd)rieb  fte  nod)  mehrere  9tomane,  bie  33es 
ad)tung  »erbtenen.  1815  reifte  fte  nad)  ©nglanb,  auf  roelcber 
JReife  fte  nid)t  nur  tf>ren  Stuf,  fonbern  aud)  if>re  ©lücfsis 
umfränbe  oergrbfjerte.  ©ie  oeranftaltete  in  Conbon  beclama= 
torifd)e  unb  muftral.  Unterbaitungen,  ju  benen  ft'd)  ein  eben 
fo  jaf)lreid)e6 ,  ate  aueerlefenee  $)ubltfum  brdngte.  1816 
erhielt  fte  uon  fiubroig  XVIII.,  in  Jolge  eines  tr)m  über= 
fanbten  ©ebid)tee,  eine  ^penft'on  t>on  150Ü  $r.      (3.  u.  R.  S.) 

Candelaber  Otequiftt),  ein  langes,  oben  tellerfbr= 
migeS,  unten  mit  einer  ©d)eibe  oerfef)eneß  JHofyrgefielle ,  um 
Sidjter  ober  9täud)erroerf  ju  tragen.  2)iefer  einfache  6. 
rourbe  uon  ben  funjrft'nnigen  ©rtedjen  mannigfach  umgeflal= 
tet  unb  t>erfd)6nertj  bie  3bee  be$  Stopveß  beibetyaltenb,  far> 
man  balb  jterlicbe  ©äulen  auf  S^ierrTauen ,  Äugeln  ic. 
ruhen,  ober  eine  2lfantr)uefraube  ifjre  23lätterfrone  ale  Seiler 
barbieten,  ober  aud)  £ünfrüd)e  3Safen  mit  23lumenroer?  um= 
ranftj  bie  2lntifenfammlungen  jeigen  l)errlid)e  Jtunftroerfe 
in  <L  3e#t  ifl  ber  S.  meift  nur  ein  gueribonartiger  £eud)= 
ter  nad)  antifen  formen.  2tuf  ber  23üf;ne  roirb  ber  runbc 
<£.  f;auftg  burd)  flad)e  gemalte  erfe§t.  (B.) 

Candia  (©raf  SDcariuS  öon  £.),  geb.  1816  tri 
(Sagltari  auf  ©arbtnien.  (£r  flammt  aus  einer  trornefjmen 
Familie,  ©ein  SSater  mar  ©eneral  in  ber  piemonteftfd)en 
2lrmee  unb  9)iariue  felbft  rourbe  für  ben  SJcilitarbienft  bes 
fhmmt.  (£r  fam  ine  fönigl.  (Sabettenfyauö ,  rourte  Offtjter 
unb  entjücfte  fd)on  bamall  feine  Sameraben  burd)  ben 
©djmelj  feiner  f)errltd)ett  ©timme.  Sftuftf,  namentltd)  ©e= 
fang,  mar  fein  Clement.  (£r  fam  nad)  tyaxit)  t)ter  rourbe 
er  in  eine  ©efellfdjaft  oon  JtünfUern  eingeführt.  SDian  f)örte 
tr)n,  man  roar  entjücft,  man  rebete  ibm  ju,  feine  eigene  5Jcei= 
gung  gab  ben  2Ut6fd)lag,  er  legte  b^n  2)egen  bei  @eite  unb 
ging  jum  Sweater.  9conrrit  roar  abgegangen,  2)uprej 
rourbe  erwartet,  bie  grofje  Oper  engagirte  S.  unter  bem  9?a= 
men  SJtario.  dt  begann  nun  feine  muftEal.  =  bratnat.  @tu= 
bien  unter  2)iid)elot,  Sorbognt  unb  ^)onc^arb.  ©in 
»olleö  3af)r  lang  bauerte  ber  llnterrid)t.  23einat)e  aber  hatte 
eine  2tffection  ber  ©timme  alle  biefe  Opfer  unb  2lnfrrengungen 
vereitelt,   ©eine  frdftige  Sugenb  aber  ft'egte.   Vlod)  ©inö  war 


86  Candida  toga  Canon 

•,u  uberwinben:  bie  ängfrlicbe  @*eu  bes  Debütanten  vor  bem 
»publtfum.  9)Jan  nutzte  ihn  baber  förmlid)  füre  Theater 
breffiren,  tbn  nacb  unb  nacb  an  ein  twlles  £aus  gewöhnen. 
<i&  gelang  enblicb  unb  er  erfdnen  auf  ber  23übne.  Der  (£x- 
folg  war  glanjenb,  gldiuenber,  als  je  feine  militärifdK  <BteU 
lung  geworben  wäre,  er  warb  Sänger,  tretj  aller  bitten 
unb  2.<orftellungen  feiner  SBernmnbten,  rroß  ber  ^Mißbilligung 
bes  JlönigS  von  ©arbinien  felbft.  Donijetti  bat  ihm  in 
feiner  neuen  Dper:  tyclieuete,  eine  brillante  -partbie  \\i- 
gebaetjt.  ©anj  tyavie  fpriebt,  wie  twn  ber  SR  ad)  el,  fo  je£t 
von  bem  gräflichen  £enorifien.  —  Dennodb  foll  feine  gamilte 
febr  unjufrieben  fein,  ba$  er  lieber  ein  großer  unb  berubnu 
rer  Sänger,  als  farbinifeber  ©eneral  in  §riebens$eiten  wer= 
ben  wollte.  (C.  H..n.) 

Candida  töga  (©arber.),  fo  r>.  w.  Alba  toga. 

Candys  (©arber.),  ein  Cberfleib  ber  SDcebier  unb  9>er= 
fer,  welches 'allgemein  getragen  würbe,  tn  ber  ftorm  ^er  rpm- 
£oga  äbnlicb  unb  mit  5lermeln  Derfeben;  dürften  trugen  es 
purpurn,  g-elbberrn  fd>arlacf)  ober  purpurn  mit  weifs,  Sol= 
baten  aus  gellen  gefertigt  unb  SSürger  oon  einfachen  unb 
flets  einfarbigen  Stoffen.  (B.) 

Canaulcli  (GEbrifHan),  geb.  ju  SDcannbeim  1742, 
bilbete  ft'd)  juerft  in  feiner  23aferfrabt,  bann  in  Stauen 
jum  2$iolint>irtuofen  unb  fam  1765  als  (Sapellmeifrer  ber 
ital.  Oper  nacb  SDiüncben.  ^>»er  erntete  er  bureb  bie  Opern: 
Azakia,  la  croisee,  Electra  unb  Angelica,  großen  ^Beifall  ; 
feine  Sompofitionen  würben  nicht  allein  auf  ben  beffern  Xbea* 
fern  Deurfcblanbs ,  fonbern  la  croisee  1788  fogar  in  ^aris 
aufgeführt.  (Sben  fo  portrefflid)  ftnb  feine  95aUete,  bie  in 
ganj  Deutfcblanb  beliebt  waren.  Die  «Rriegsftürme  trieben 
<S.  1706  nacb  Sffiien,  wo  er  1797  ftarb.  (3.) 

Cannizäres  (Don  Sofepb  pO>  geachteter  fpan. 
Sufrfpielbicbter  bes  17.  Sabrb.  3n  feinen  <Stücfen,  bie  febr 
lebenbig  unb  mit  Diel  ©eifr  gefebrieben  ftnb ,  ft'nbet  man  bie 
«Sitten  feiner  3eit  febr  treu  cbarafteriftrt.    ©eine  befren  i.'ufr= 

fptele    ftnb:    Alusico    por    el    amor    unb  Doniine   Lucas.      17.54 

erfdnenen  feine  Comedias  ju  ÜDcabrib  in  2  SSben.,  4.    (R.  S.) 
Canobiäna  (Teatro  dpila),    ein  Sbeater   2.  langes 
in  gftailanb  (f.  b.). 

Canon  (SMuftf),  ein  mebrfrimmiges  £onfhtcf,  in  wel= 
cbem  bie  Stimmen  nacb  einanber  eintreten,  ber  2lrt,  ba$  jebe 
nacbfolgenbe  bie  SDMobie  ber  oorbergebenben  »oüfränbig  wie= 
berbolt.  Der  (S.  erforbert  ein  einfaches  Xfyema  unb  über= 
baupt  (Einfad)beit  in  ÜDcelobie  unb  Begleitung.  —  grüfjer 
legte  man  großen  2Bertb  auf  bie  Gompoftfion  eines  @.  unb 
arbeitete  benfelben  oft  mit  übertriebener  Jlünfrelei  aus,  bie 
©eher  unb  ©efübl  marterten.    gür  cie  bram.  SDJuftP  ift  ber 


Canonik  Cantonnade  87 

(5.  fdjoit  in  fo  fern  feiten  geeignet,  al$  e$  notbwenbig  ift, 
baß  alle  ^erfonen,  tte  tfm  ausführen,  Don  bemfelben  ©es 
fübje  befeelt  ft'nb;  bocb,  ift  er  aud>  in  ber  ©per  oft  mit 
glücflicbem  Erfolge  angewenbet  worben;  fo  in  33eetbo*>en's 
5ib<tlti>  r  JBojelbieu'e  SBeißer  2>ame,  u.  f.  w.  (7.) 

Canönik  (9)iuf.),  bie  matbemathjfcbe  Älangleljre,  reelle 
bie  £öne  al6  ©rbßen  nimmt  unb  it)t  2Jerb,altnifj  ju  einanber 
beftimmt.  ©o  lange  bie  Jparmonif  nocb  weniger  auegebilbet 
war,  würbe  bie  <£.  mit  großem  gieife  getrieben  unb  biU 
bete  bie  ©runblage  ber  Sfluftf,  aua)  ifr  baö  ©tubium  bers 
felben  freute  noa)  jur  Beurteilung  ber  Snftrumente  b/ödjfr 
wichtig.  (7.) 

Canos  del  Peral,  ein  großes  Sweater  in  Sola; 
fcrib  (f.  b.). 

Cantabile  (9ttuftT),  fo  ».  tt>.  fangbar.  3n  ber  2Socal= 
muftt"  rorjugsweife  jebe  leiste,  angenehme,  aber  einfache 
Wlelobie,  bie  (eine  «ftraftanftrengung  ber  ©timme  erf>eifd>t 
unb  ft'd)  Iebiglicb,  in  ben  föiitteltbnen  bewegt;  man  bejetdmet 
eine  foldje  9)Mobte  aud>  mit  Santilene.  (7.) 

i  antäte  (fOiuftf),  wbrtlicb :  ©efangftücfj  ein  für  mef)= 
rere  ©timmen  componirtes,  It;rtfd>eö  ©ebicf/t  mit  3nfrrumen= 
ral  =  Begleitung,  ©ie  entwickelte  ft'dj  im  16.  Satyri).  aus  bem 
Sftabrigal  unb  frellt  ft'cb,  mefjr  ben  2lusbrud?  ber  (£mpftnbun= 
gen,  als  ber  bram.  «£anblung  jur  Aufgabe.  9Kan  ftnbet  fte 
caf>er  in  ber  ©pernmuft'f  weniger  unb  nur  in  ben  alten  ital. 
£)pern  fommt  fte  juweilen  oor,  bocb  b,at  fte  in  ber  neueften 
jieit  Corning  in  feiner  fomifdjen  Oper  Sjaar  unb  3immer; 
mann  mtt  Erfolg  angewanbt.  <£ine  Heinere  ©attung  ber 
@.  t)ei$t  CaDtatilla.  (7.) 

Cantatrice  (fr.  u.  ital.j  SftufiE),  fo  t>.  W.  ©angerin. 

Cantilene  (äJcuftf),  f.  Cantabile. 

Cantilleii  (©arber.),  gewunbener  ©olb=  unb  ©ilber= 
trabt  in  ber  5<>rm  eines  bünnen  Stöfjrcbens,  werben  befon= 
bers  ju  fogenannten  ©ternarbeiten  »on  ben  ©tieferinnen 
gebraust;  man  ftnbet  mafftöe  <£.,  bie  bleiben  mie  ber  25raf)t 
ift,  unb  ©cblangenlab,n,  b.  b,.  geglättete  <£.  Die  ^)erl  =  <5. 
ft'nb  bie  befren.  (B.) 

Cantomiäile  (£ecbn.),  Benennung  ber  beiben  ©eiten 
be$  £b,eater6  bei  ber  franj.  Büb,ne.  Parier  ä  la  C.  beißt 
beim  auftreten  jurücffprecben,  als  ob  man  hinter  ber  ©cene 
ein  öefprad)  abbredje,  um  auf  ber  Büfme  ju  erfebeinen. 
Bei  ben  parifer  Bühnen  2.  JRanges  ift  ei  ©itte,  bie  belieb* 
tefren  ©cfyaufp.  mit  einem  parier  ä  la  C.  auftreten  ju  I äffen, 
um  bem  $)ublifum  bas  (frfdjeinen  berfelben  febon  einige 
©ecunben  cortyer  anjubeuten,  was  benn  aueb,  nie  oerfeblt, 
einen  Empfang  Ijerbeijufübren.  ©o  ift  biefe  ©itte  gegen= 
wärtig    bis    jum   SDiißbraucb,    auegeartet,    befonbers    bureb, 


88  Cantü  Capelletti 

Rotier,  ber  nie  bie  23üt)ne  ofyne  ein  parier  ä  la  C.  ju  be* 
treten  pflegte.  Cbgleid)  C.  im  allgemeinen  bie  ©eite  beö 
£t)eater5  bebeutet,  fo  b,eißt  bodj  „bei  <5eite"  ober  „auf  ber 
©eite"  fpredjen  nidjt  parier  a  la  C.  £>aö  2Bort  felbft  fommt 
t?on  ber  ehemaligen  ^Benennung  ber  breternen  .fcinterwanb 
l)er,  an  meldier  früher  bie  2)ecorationen  befeftigt  mürben. 
©ie  tyief  C. ,  baljer  alfo  gegen  biefe  Stiftung  fpredjen  parier 

a  la  C.  (L.    S.) 

Cantu  (©ioöanni),  geb.  ju  Sütailanb  1 71*1).    <£r  mar 

ber  ©ofyn  eines  beim  bortigen  ajtünjmefen  angeheilten  ^Beamten, 
melier  bie  ft'cfe,  früf^ettig  entmicfelnbe  fdjöne  £enorftimme  mit 
©orgfamfeit  auebilben  ließ.  @.  erhielt  baber  außer  beut  Unter= 
ritzte  beß  ©efanglet)rers  SBanberali,  im  ftöbern  tfyeatral.  ©es 
fange  Einleitung  oon  bem  &enorifren  ©entili.  1818  borte  ber 
(Sapellmeifter  3Horlacd)i  ben  jugenblidien  «Sänger  unb  ers 
fannte  in  ben  ausgezeichneten  Einlagen  beffelben  eine  &nospe, 
beren  (Jntmicfeluug  eine  ber  erften  3ierben  ber  ital.  23ühne 
berjuftellen  »erfpracb,  unb  gewann  tl)n  baf)er  für  bie  ital. 
Oper  ju  ©reeben.  <j.  trat  in  Bresben  1818  juerft  als  £ore= 
bano  in  ^paer's  (Samilla  auf  unb  wedte  bic  23emunberung  bes 
•Öofes  unb  bes  sPubli6ums.  Sinboro  in  ber  Itaüana  in  Al- 
geri,  ©iacomo  in  ber  Donna  del  Lago,  3tobrigo  im  Otello, 
^loreflano  in  ^Paer's  Leonora  unb  oor  5lllem  ©argino,  waren 
bie  9>artf)ien,  in  meldjen  er  bie  Bleibe  feiner  frönen  ©timme 
am  glanjenbften  entfaltete.  Äurj  nad)  einer  2$orfrellung 
be$  ©argin  im  SDJarj  1822  fünbigte  ftd)  burd)  ein  beftiges 
35luterbred)en  baß  complicirte  £ eiben  an ,  meldjee  feinem 
furzen  Ceberi  nadj  einem  fcbmerjentjollen  Äranfenlager  am 
!>.  SWai  1822  ein  <5"nbe  machte.  ÜSKit  ben  feltenften  äußern 
Mitteln  t»erbanb  <S.  bie  fcbönfte,  reinfre  unb  umfangreiche 
©timme  unb  eine  treffliche  Silbung;  bie  2Betd)beit  feines 
Xenore  unb  bie  Slnmutb  feinet  Vertrages  maren  entjücfenb 
unb  felbft  fein  ©piel  hatte  einen  Soften  ©rab  oon  2Sollfom= 
menbeit  erreid)t.  SDabet  mar  fein  S^arafter  ber  liebens= 
wertbefle  unb  angenefjmfre.  23ötttger  feierte  bas  Slnbenfen 
bes  Strefflicfcen  burd)  eine  lateiniföe,  bie  bresbner<Sapelle 
burd)  eine  betttfdje  oon  @ngelf)arbt  (9tid)arb  SRooö)  qebidftete 
9tänie.  (Fr.  Heinse.) 

Cänxi  (<Sat  Marina),  f.  2Ballbad>. 

Capäsion  (©arber.),  ein  flauer  $ut  of>ne  Krempen, 
violett  r-on  §arbe,  mit  einem  lichtblauen  Äreuje  unb  blauen 
23anbern  gegiert,  bie  an  beiben  ©eiten  tyerabfyängen ;  bie 
.ftepfbebedfung  bes  gried».  Patriarchen.  (B.) 

Capelle  (SJlufif),  jeber  herein  oon  SHuftfern,  ber  oon 
einem  Jürfrcn  engagirt  ifl.    SSgl.  Crd^efter. 

Capelletti  (£l>erefa  ^>oggi),  geb.  ju  SKailanb 
um  1764,  bilbete  ftcfe  unter  ben  tüdjtigfien  SDietflern  Staliens 


Capellmeister  Capriccio  89 

unb  betrat  17S0  bk  93ü^ne  it>rer  SSaterftabt  mit  grofjem  <£r= 
folge.  Saniere  3eit  fang  fte  an  ben  gröfern  £beatern  3ta= 
lienS,  ging  bann  1790  nad>  Sonbon,  roo  fte  bk  1793  alö 
^Jrtmabcnna  gldnjre.  179»>  tarn  fte  nad»  2)eutfcblanb  unb 
erhielte  aucb  hier  an  ben  erften  "Zi^eatexn  ben  gewohnten  <5rs 
feig  in  fehr  beifallig  aufgenommenen  ©afrfptelen.  1798 — 
1SI»0  war  fte  9)titglieb  ber  ital.  Oper  ju  2)re6ben,  machte 
bann  eine  abermalige  Äunfrreife  bureb  35eutfdjlanb  unb  febrte 
131  »2  nad)  Stauen  jurüd*,  roo  fte  balb  naebber  auö  ber  Seffent= 
liebfeit  t»erfcb»ucmb.  @tne  reijenbe  2Ieuperlid}£eit,  feböne  Büge, 
frdftige,  umfangreiebe  unb  lieblicbe  «Stimme,  trefflicher  2$or= 
trag  unb  i>ram.  Salent  matten  bk  £.  ju  einer  ber  t>orjüg= 
Jicbften  ital.  «Sängerinnen.  (3.) 

Capcllincistcr  (SKuft'f),  ber  2?orfrel)er  einer  Qa- 
pelle  (f.  b.).  lieber  feine  23erricbtungen  f.  SUiuftfs  unb 
£>rd)efrers£irecter. 

Capitäno  (£ecbn.).  ©ine  alte  ^beaterftgur ,  teren 
Urfprung  fd?on  in  ben  3Raufbolben  unb  SDcaulrjelben  auö 
ÄleinsQlften  }U  fudjen  ift,  bie  £erenj  unb  tylautm  auf= 
freuen.  3taliener  unb  Spanter  gaben  biefem  (tbarafter  auf 
ber  S3übne  bte  grcfjte  2(usbebnung.  2)er  Matamore,  Capi- 
lano  Spezzafer  unb  Spayento  ft'nb  2lbarten  beffelben  unb  aud» 
ber  beutfebe  Hauptmann  £araboribatumtoribe6  beö  ©ropbiuö 
auö  ibm  entftanben.  3»nmer  ift  ber  C.  ein  Qluelänber,  in 
Stalien  ein  Spanier,  in  granfreid»  ein  Italiener  unb  ba$ 
^Jrablerifcb  =  Cügnerifcbe  fein  immer  roieberfebrenber  GEbaraf= 
ter.  SRaupadj  in  ben  23rautfüf)rern  unb  SSauernfelb  in  bem 
99iuftfu£  Don  2lugsburg  fyaben  in  neuefter  3eit  Dergeblid» 
ben  C.  »Dieber  ju  beleben  Derfucbt.  (?r  rourjelt  nid)t  mebr 
im  Seben  bei  Sßolfeö.  2)al  (Sofrüm  beö  C.  mar  febr  oers 
fdueben,  ein  überlanger  fpan.  Stopbegen,  ein  großer  Sdmurr= 
bart  unb  ungebeure  Sporen  aber  bejeiebnenb.  $ol$enbe6 
Cluattrain  ftnbet  ftd»  unter  einer  feiner  Dielen  Slbbilbungen : 
Ce  capitaine  fait  grand  eclat, 
Et  sa  valeur  est  si  parfaite, 
Qn'il  est  des  derniers  au  combat, 
Et  des  premiers  ä  la  retraite.  (L.  S.) 

Capöte  (franj.j  ©arber.),  1)  ein  Sberrocf  mit  einer 
Äappe,  befonberö  Don  ben  SDiinirern  getragen?  2)  ein  Sol= 
batenmantel.  (B.) 

Cäppa  (©arber.),  eine  2lrt  langen  Uebermurf^,  ber 
iitgleicb  ah  JRocf  unb  ate  Mantel  gebraucht  »werben  fonnte. 
3m  Mittelalter  »würbe  berfelbe  fafr  allgemein  Don  beiben 
©efcblecbtern  getragen.  $11$  9teifefleib ,  t)äufi$  aueb  bei  ben 
©eiftlicben,  mar  bk  <S.  mit  einer  2trt  (JapUje  jur  23ebecfung 
bei  «JtopfeS  oerfeben.  (B.) 

Capriccio  (ital.,  <fpr.  <2>apritfd?io ,    franj.  Caprice; 


90  Carabinor  Carara 

SDtuftf),  ein  aWuftffhicf ,  bei  melcbem  ber  CEomponifl,  feiner 
Saune  folgenb,  bie  gebräucblicben  formen  niebt  beachtet  unb 
nur  ein  25ilb  feiner  \pbantafte  ju  geben  ftrebt;  ober  aueb 
ein  Sonfrücf,  melcbee  bloß  ben  3n>ecf  fyat,  geiuiffe  Motens 
ftguren,  ^Jaffagen  ic.  jufammenjufrellen,  um  bem  ^usfüijrens 
ben  eine  febmierige  liebung  ju  geben.  (7.) 

Carabinor  (SRequiftt),  ein  furjec?  ©emehr  ohne  23a= 
jonet,  mit  glattem  ober  gezogenem  Sauf,  ganjer  ober  falber 
«Sebäftung,  unb  einem  gemötmlteben  ftlintenfcbloffe.  Der  6. 
ijr  eine  ©ebießwaffe  für  bie  üReiterei  unb  iefonberS  in  ber 
franj.  Slrmee  fe^r  verbreitet j  bie  (Sarabimcrö  fehen  ganj 
ben  (Sürafftercj  äbnlicb/  nur  fjaben  fte  feinen  Jparntfcb  wie 
biefe.  (B.) 

Caracälla  (©arber.)/  1)  ein  Äleib  ber  gallifdjen 
.Krieger  mit  9lermeln  unb  .Rappe,  melcbeö  bi$  auf  bie  ©eben= 
fei  h,erabging.  Jlatfer  Antonius  23afft'anu5,  ber  bie  S.  oer= 
beffern  unb  bis  auf  bie  $ü$e  berabgefyen  lief,  erhielt  ba= 
oon  ben  33einamen  @.  2)  2>aö  lange  Aleib  ber  2Beltgeift= 
lieben.  (B.) 

Caräffa  (SSttidbael),  geb.  ju  Neapel  1787,  erhielt 
feine  Sluebilbung  am  bortigen  Sonferoatorium  unb  trat 
1818  mit  ber  Oper:  Gabriele,  al$  (Somponift  auf  j  if>r  folg* 
ten  balb  bie  Opern:  Le  solitaire,  Massaniello  unb  il  Paria, 
bie  mit  großem  23eifall  aufgenommen  mürben.  <S.  folgte  in 
biefen  SBerfen  ganj  Stoff  in  i ,  biefelbe  Seicbtigfeit  unb  9ln= 
mutb,  berfelbe  §luß  ber  SDMobie  ft'nbet  ft'eb  mie  bei  JRofftni, 
aber  fte  ft'nb  f  ünfrlicb  beroorgebraebt  /  fließen  niebt  rein  unb 
natürlidj  aue  ber  ©eele  mie  bei  SRofftni.  1827  erfebien  bie 
Oper:  la  violette,  morin  ber  (Somponifl  eine  anbere  SBabn 
betritt  unb  ft'cb  ber  neuern  franj.  @db,ule  mit  @rfolg  jumen= 
bet',  in  gleicher  3lrt  mar  bie  SBraut  oon  Samermoore  gehal= 
ten,  bie  1829  erfebien.  Slucb  biefe  Opern  fanben  in  Italien 
lauten  23eifall;  auf  er  3talien  ft'nb  (5. 'ei  Opern  menig  be= 
fannt,  obfebon  fte  reieber  an  SOielobie,  Gbarafteriftif  unb 
wirflieb  bram.  SDiuftf  ft'nb,  al$  manebe  meitoerbreitete  Grr= 
jeugnifTe  feiner  Sanbeleute;  nur  ber  <&olitaix  t>at  ft'eb  eine 
Seit  lang  auf  bem  beutfdjen  9tepertoir  erbalten.         (3.) 

Carära  (9)iab.),  geb.  ju  SDcailanb  17<>0,  betrat  ba= 
felbfl  um  1778  bie  33übne  unb  erwarb  ftcb  balb  einen  böebft 
gldnjenben  9tuf.  17S1  fam  fte  jur  ital.  Oper  nacb  23erlin 
unb  entjücfte  bafelbfr  eben  fo  fehr  bureb  ihre  treffliebe 
©ttmme  unb  «ftunfrfertigfeit,  ale  bureb  iore  auferorbentliebe 
©ebönbeit.  £roß  bem  abcx  mürbe  fte  1797  beim  9tegierunge= 
Antritte  be&  je^igen  Könige  t>on  Preußen  megen  ^rioats 
tterbdltniffen  augenblicflieb  entladen.  <2ie  febrte  nacb  %taz 
lien  jurücf,  mo  fte  noeb  geraume  3eit  mit  großem  SJeifall 
fang.  (3.) 


Caravoglia  Cardinal  91 

Cnravötflia.  1)  (9Haria  ©leonora  (larracct, 
geb.  23alcent),  geb.  }U  SWailanb  1760,  mar  bie  SEod>= 
rer  oornebmer,  aber  mittellofer  Altern;  betbe  ftarben  fef>r 
früf>  unb  bie  oermaifte  <5.  oerfuebte  in  (Soncerten  aufzutreten 
unb  rcurbe  balb  ju  ben  beften  ital.  Sängerinnen  gejault. 
17SI  fam  fte  nach,  fionbon,  1783  nacb  2>eutfd)lanb ,  mo  fte 
ft'rf)  juerft  ber  üBübne  mibmete  unb  nach,  einem  ©aftfpiele  an 
mehreren  Sühnen  in  ^rag  angefiellt  mürbe;  1787  febrte  fte 
nach,  Stauen  jurücf,  mo  fte  bi&  1802  in  ftlorenj,  58tcenja 
unb  SDtailanb  fang,  bann  mit  ihrer  Xod>tet  nach,  *prag  jurücf= 
febrte,  mo  fte  1821  ftarb.  2>ie  23iegfamf  eit  unb  Feinheit 
ihrer  nicht  ftarfen  (Stimme  waren  eben  fo  bemunbernsmertb, 
als  ihr  funfrgereebter  Vortrag  unb  bie  auferorbentlidbe  2lue= 
bauer,  beren  fte  fähig  mar.  2)  (Suiggia  Sanbrint), 
geb.  178ü  im  «fraag,  Socbter  ber  Sor.,  fam  fehr  jung  nach 
Stalten  unb  mürbe  bie  Schülerin  bes  9){aeftro  SIncora  in 
Neapel.  2tls  I2jähriges  SDtäbcben  gab  fte  fchon  fletne  s3>ar= 
thien  auf  jenen  Sühnen,  mo  ihre  SDtutter  als  erfte  Sängerin 
mirfte.  3n  SJiobena  fang  fte  mit  14  Sahren  bas  erfte  Wlal 
als  ^rimabonna  unb  betrat  nun  bie  SE^eater  in  23ologna, 
(Sremona,  §rermo,  Slncona,  Sefena  ic.  1802  mürbe  fte  in 
*J)rag  engagirt,  mo  fte  ft'db  mit  $aolo  Sanbrtni,  einem 
ausgezeichneten  Oboiften,  oerbeiratbete.  üttacb  ©uarbafo  = 
ni'e  Slbleben  mirfte  fte  auch  als  Sängerin  ber  beutfeben 
Oper  mit,  folgte  jebodb  1808  einem  JRufe  als  erfte  «Sängerin 
bee  ital.  Jpoftfyeatexe  nacb  Bresben.  Napoleon  hörte  unb 
fah  fte  hier  häufig,  unb  fte  mufte  in  ben  Soir^es  mnsicaies 
ber  itaiferin  SDiarie  Souife  ftets  mitmtrfen.  1817  fang  fte  junt 
erften  SDtale  unter  SSJtaria  oon  SBeber's  Seitung  in  ber  beut= 
feben  Oper  bie  Mouline  in:  bie  oornebmen  SSirthe  oon  <5a= 
tel,  fpäter  bie  ßrmmeline,  (Sonftance  im  SBafferträger,  SDiarie 
im  23laubart,  (£loira  im  25on  Suan.  182S  bie  Grglantine 
in  ©uroanthe,  SKargaretbe  in  ber  meifen  %xaü,  Wlab.  33er* 
rranb  im  SOtaurer  u.  f.  m.  —  Obfdjon  ihr  in  biefer  SReifye 
oon  Sahren  häufig  fehr  oortheilbafte  (Jngagementsanträge 
foroohl  nacb  Stalien,  als  aueb  ju  ben  ital.  Opern  in  $)arie 
unb  Sonbon  gemacht  mürben,  fo  jog  fte  boeb  ftets  ben  bresbner 
Aufenthalt  oor,  in  meinem  fte  ft'cb,  gänzlich  heimifcb  fühlte, 
unb  »erlief  Bresben  erft  1832  bei  gänjlicber  2luflöfung  ber 
ital.  Oper;  fte  mürbe  bei  biefer  ©elegenhett  penftonirt,  über= 
nahm  bie  ihr  oon  ber  2)trection  bee  prager  muftfal.  @onfer= 
oatoriums  angetragene  Stelle  als  Sehrerin  ber  hohem  ©e= 
fangfunft,  reifte  ju  biefem  3me<fe  nach  9ßrag,  mofelbft  fte 
ftcb  gegenwärtig  noch  beftnbet.  (Fr.  Heinse.) 

Carcäno  (Teatro),  ein  Theater  2.  langes  in  9)tat= 
lanb  (f.  b.). 

Cardinal,    näcbft  bem  ^apfte   ber  hoffte  2Bürben= 


92  Carestini  Carl 

träger  ber  fatnol.  .Rirdje.  ftrüfyer  war  6.  ber  Marne  jebes 
33ifd>ef6  unb  «priefrers ,  ber  irgenb  einer  Stirdtie  fefr  einoer= 
leibt  war  unb  in  ftranfreid)  i)ie$en  bie  Pfarrer  bie  junt 
11.  3af)rf).  @.  =  Pfarrer }  ^)iuö  V.  behielt  ifm  ben  röm.  <prie= 
frern  1567  auöbrü<flid)  oor,  bte  ba&  mitberatfjenbe  Äird)en= 
collegium  ausmalten  unb  t>on  nun  an  frieg  ba$  2lnfef)en 
eines  (S.  meljr  unb  mel)r.  £>ie  Jtleibung  befreit  in  n)  einem 
langen,  rotten  ^rieflet-rod"  mit  furjem  ^urpurmantel,  nad)  ber 
2lrt  be$  JlragenS  auf  bem  Üalar  ber  23ifd)öfe  (f.  b.);  bei  ber 
SErauer,  im  iMb&ent  unb  in  ben  grafren  tft  biefer  9tod*  oiolet, 
Örbeneigeifrlidje  behalten  jumeilen  aud)  bie  fiaxbe  ifyreS  Orbenö 
bei',  h)  ber  rotten  äJaretta  (f.  b.)j  c)  einem  rotten  .ftäppdjen ; 
d)  bem  (S.s  =  £ur,  einem  aus  rotier  ©eibe  geiuirften,  mit 
Cluafren  unb  ©djnuren  belangten  4?ut  mit  breiten  Jlrämpen. 
liefen  $>ut  führen  bie  @.e  and)  im  2Bappen  über  ber  ®rafen= 
frone.  23ei  amtlichen  Verrichtungen  ifl  bie  Jtleibung  bes  <S.s 
mit  ber  bes  23ifrf>c»fö  (f.  b.)  gleid).  3um  JReiten  bebient  ft'd) 
ber  <£.  eines  weifen  3elters  mit  rotier  25ecfe  unb  golbenen 
3ügeln.    2>er  SEitel  bes  (£.s  ifl  (£ min en j.    . 

Carestini  (©ioöannt,  gen.  (Su fanin o),  geb.  iu 
9Honte  Jilatrana  um  1700,  bilbete  ft'cfe  in  23ernacd)i  6 
©djule  ju  SDiailanb  jum  ©änger  aus  unb  betxat  1721  bie 
93üf)ne  ju  9tom  in  ber  $>artf)ie  ber  Sonflan^e  in  ber  £>per 
©rifelba.  SSalb  barauf  reifte  er  nad)  £)eutfd)lanb,  fang  1723 
in  9)rag,  feftrte  jebod)  1724  nad?  3talien  jurüif,  wo  er  nad) 
einanber  in  SSÄantua,  SJenebig  unb  SRom  fang.  1730  folgte 
er  einem  9tufe  <£cinbels  nad)  Conbon,  wo  er  bie  glänjenbfte 
Slufnafyme  fanb.  1735  Beerte  er  abermale  nad)  3talien  jurüd? 
unb  fang  in,  $)arma  bis  1746,  wo  er  einem  JRufe  nad)  £>res= 
ben  folgte.  1750  ging  er  nad)  23erlin,  175;')  nad)  «Petersburg, 
wo  er  nod)  3  3al)re  ©elb  unb  Sftufjm  fammelte  unb  bann, 
ber  «Jtunft  entfagenb,  in  fein  2Jaterlanb  jurücffetyrte,  wo  er 
balb  nadjfrer  frarb.  <i.  fyatte  eine  ber  fdwnfien  unb  ftdrffren 
(Sontraaltftimmen,  bie  jemalei  oon  (Safhaten  gehört  würben; 
feine  ^rtigfeit  war  auferorbentlid)  unb  feine  23ilbung  bte 
grünbltd)fte  unb  befle.  (£r  war  auferbem  ein  fdwner  SÖtann 
unb  mit  einem  feltenen  2Darftellungstalente  begabt.      (3.) 

Carl  (SSertfja  Henriette),  geb.  nad)  bem  2)amen= 
Serifon,  nad)  «gdjilling's  UnwerfaU  tferifon  ber  SEonfunft  unb 
nad)  äußerer  2Baf)rfd)einlid)feit  1802,  nad)  ityrer  eigenen  9In= 
gäbe  aber  1811  ju  Jöerlin,  würbe  im  bortigen  ßouifenfrifte 
erlogen  unb  erhielt  auf  Jüeranlaffung  bes  ©rafen  23  r  ü  f>  1, 
ber  ifyre  fdjöne  Sopranflimme  erfannte,  »on  ber  penftonirten 
Sängerin  ©d)tnalj  ©efangunterrid)t.  <gie  bebutirte  ju 
23erlin  als  ^amina  o^ne  großen  ©rfolg  unb  oermodjte  aud) 
in  ber  ifyx  nun  angewiefenen  -iBirEfamfeit  nicbt,  eine  t)öf)ere 
23ebeutung  al$  ©angerin  ju  erlangen  j  ein  ©aftfpiel  in  <£am= 


Carlin  95 

bürg,  granffurt  unb  Stuttgart  1827  entfpradj  ben  Grrmar= 
tungen  ber  @.  ebenfalls  nidjt;  ft'e  ging  baljer  nad)  Stalten, 
frubtrte  unter  ber  Settung  ber  9>afra  unb  0tonconi  bie  ital. 
©efangmetfe  unb  trat  1830  in  Surin  mit  grofem  23eifall 
auf.  58alb  erfüllte  ii)v  9tuf  3talien  unb  bie  Sirectionen  be= 
eiferten  ft'd),  fte  ju  gewinnen;  in  9tom,  23ologna  unb  50iai= 
lanb  fang  ft'e  mit  gleichem  23eifall  unb  ging  bann  nad)  Spa= 
nien,  wo  ft'e  in  (Sabir  unb  SDiabrib  al6  Stern  erfrer  ©rbfe 
glanste  unb  oon  allen  23lättern  mit  Sobfprüdjen  überlauft 
mürbe.  1833  fefyrte  ft'e  über  Sonbon,  #aag  unb  SSrüffel  nad) 
SBerltn  jurüdf,  eilte  nad)  einem  ©aftfpiele  bafelbft  nad)  $)eterö= 
bürg,  oon  bort  nad)  SOioöfau  unb  äBarfdjau  unb  fam  1834 
mieber  nad>  SDeutfdjlanb ,  mo  ft'e  nad)  einem  ©afrfpiele  an 
mehreren  fübbeutfcf>en  23üf)nen  ein  Engagement  in  Stuttgart 
annahm.  1836  machte  fte  eine  abermalige  Jvunfhetfe,  manbte 
ftd)  babei  aud)  nad)  Öefrreid)  unb  tft  feit  1837  in  3>efrl) 
engagirt.  2>ie  SSorjüge  ber  @.  befreien  in  einer  umfang= 
reichen,  flangpollen  Stimme,  beren  fdibnfren  SSlütüenfdmtelj 
cie  3eit  allerbtngö  fdjon  abgeftreift  f>at ,  unb  ber  grünblia> 
flen  Jtenntntfj  bee  ital.  ©efangee,  woburd)  ft'e  bie  gröften 
Sdjmierigfeiten  mit  l'etditigfeit  überminbetj  aber  i^ren  Seu 
fhtngen  mangelt  ber  unmiberfleftlidK  Sftera  ber  Sdjönljeit,  ft'e 
laffen  ben  3ufdjauer  falt  unb  »erleben  fogar  burdj  bie  @flfect= 
fyafdjeret,  bie  ft'd)  in  ©efang  unb  Spiel  funb  gibt  unb  ben 
33eifall  ju  forciren  fudjt.  3m  Sommer  1839  t)at  fte  aber= 
male  auf  mehreren  fübbeutfdjen  23üf)nen  gafiirt.  2lud)  al6 
Qoncertfängerin  ifl  bie  <L  bebeutenb  unb  wirb  ale  foldje  felbfr 
fyöfyex  gefreut,  al$  in  if>ren  bram.  Cetflungen      (C.  H . .  n.) 

Carlin  (@arlo  Slntonio  23ertina-jji),  ber  be= 
rüfymtefre  Slrlequin  bea  frühem  ital.  SEfyeatere  in  $»art$  unb 
ÜHadjfolger  bee  bekannten  S^ora affin,  Sofm  einee  faroini= 
fdjen  Offfjier^,  mürbe  1713  in  SEurin  geb.  unb  trat  alß 
gäf)nrid)  in  bas  ^Regiment  feinet  SJatere.  35er  SEob  beffelben 
jmang  tt>n ,  ft'd)  burd)  'ftedjtz  unb  Sanjunterridjt  baß  Seben 
ju  fnfren.  Sei  ©elegenljeit  einer  ertemporirten  Äombbie,  bie 
er  mit  anbern  jungen  Seuten  jum  Vergnügen  aufführte,  füllte 
er,  bafi  er  jum  Sweater  geboren  fei.  3n  ^Bologna  mad)te  er 
in  ber  Tlaste  beö  Qlrlequtn  feinen  erjten  SJerfud)  üor  einem 
großen  $)ublifum.  9iiemanb  ernannte  ibn,  aber  2llle6  mar 
entjücft  über  baß  Talent  unb  ben  Slnftanb  be6  neuen  Sdjaufp. 
5Uß  Sd>aufp.  burdjjog  er  nun  ganj  Stauen  unb  reifte  enblid) 
mit  ben  ©efdmnfrern  (Safanooa  nad)  tyaxi$.  £ier  fürchtete 
man  für  fein  erfreu  auftreten,  meil  fein  Vorgänger  Stljos 
mafft'n  nod»  ju  beliebt  beim  ^)ublifum  mar,  fo  baf  ber 
Sdjaufp.  SRodjarb  einen  eigenen  ^)rolog  für  tt>n  bieten 
mufjte,  um  bie  üfladjft'djt  beö  ^)ubli6umö  ju  erflehen.  (S. 
aber  beburfte  beffen  nid^t,  er  geft'el  auf  erorbentlid)  unb  fpielte 


94  Carlo  Carlos 

nun  41  3ahre  lang  bie  JRolle  betf  9lrlequin  mit  gleichem  S3ei= 
fall.  Wim  hat  einige  ©tücfe  »on  ihm,  fomobl  ganj  regellofe 
@cenen  ber  Commedia  deir  arte,  ate  uudj  einige  regelmäßige 
Cuftfpiele.  <£r  ftarb  al6  unheilbarer  .fcDpodjonber  1782. 
ftolgenbe  SJerfe  be&  ©icbtere  ^ujoulr  cfcarafterift'ren  ihn 
oortreff  liefe: 

Dans  ses  gestes,   ses  tons,  c'est  la  nature  meine 
Sous  la  masque  on  l'admire,    a  de*couvert  on  l'aime. 

(L.    S.) 

Carlo  (Teatro  di  San),  bas  größte  unb  fdjönfte  S£hea; 
ter  in  Neapel  (f.  b.). 

Carlos  (Teatro  de  San),  ba$  größte  Theater  in  £iffa= 
bon  (f.  b.). 

Carlos  (35  o  n) ,  Infant  oon  «Spanien,  «Sohn  Philipps  n. 
unb  ber  Sparte  t»on  Portugal,  geb.  ju  SSallabolib  1545;  bur* 
©djiller'e  Slrauerfpiel  gleiten  '»Jtamene  in  2>eutfcfelanb  populär 
geworben,  ©cfeiller,  burdb  bk  traurigen  ©dncffale  beö  $rin= 
jen  befrodjen  unb  für  ihn  interefftrt,  außerbem  irre  geleitet 
»on  mehreren  ©efdbicfetfcfjreibern ,  roeldbe ,  auf  lügenhafte 
25ocumente  geftüijt,  für  ben  Infanten  gegen  Philipp  gartet 
genommen  hatten,  überlieferte  une  in  feinem  <§.  ein  ibealift'r= 
teö  23ilb,  meldbeö  bem  gefcfeidbtlidben  <5.  fafr  in  jebem  3uge 
unähnlich,  ifr.  9tur  bk  Seibenfcfyaftlic&feit  tfi  alei  gemein= 
fameö  SDierfmal  23eiber  übrig  geblieben.  2)ie  ganje  (Son= 
ftruetton  ber  <2d)iller'fchen  £ragöbie  beruht  auf  falfd)en  23or= 
ausfe#ungen,  rooju  bauptfächlich  bie  gehört,  baf  (S.  bie 
«Königin  (Slifabeth,  feine  frühere  Verlobte,  wirflidj  geliebt 
feabe;  ba^  <5.  ftcf>  in  biefer  Angelegenheit  oon  feinem  JBater 
beleibigt  unb  überttortheilt  glaubte,  mag  allerbingä  ju  ber 
ÜJWißfrimmung  jroifchen  23eiben,  meldte  jule^t  unheilbar  mürbe, 
betgetragen  haben.  25er  <S.  ber  ©efdbicfete  mar  nach  neueren, 
befonberö  nach  ben  bocumentirten  Ünterfuchungen  Slorente'ö, 
beö'©efd)id)tfd)reiberö  ber  Snqutft'tton,  ein  leibenfchaftlicher, 
hoefefahrenber,  brutaler,  unmiffenber  unb  fdjlecbt  erjogener 
junger  SDtenfcfy,  ber  ft'cb  in  Grrtremitaten  allerlei  9lrt  gefiel. 
<£nblict)  faßte  er,  mte  auö  feinen  Sleußerungen  gegen  feinen 
23eicbtt>ater  hervorging,  ben  $)lan,  feinen  23ater  ju  ermorben. 
2>iefer  lk^  ihn  uerhaften,  übergab  ihn  aber  ber  Snquifttion 
teineewege;  auch  ifr  e&  jtemlich  erroiefen,  baß  <S.  nicht  an 
©ift,  fonbern  an  einer  hingen  Äranfbeit  gefror  ben  ifr  (1568). 
©cbiller  ftellt  bagegen  <£.  al&  ben  reinften,  ebelften  @chmär= 
mer  bar,  beffen  jugenbltcbe  SBegeifterung  ftch  biß  ju  einer 
©tufe  erhebt,  wo  alle  .Klugheit  unb  2Jorftcbt,  felbfr  bie 
menfcblicbfte  unb  gemöbnlichfte ,  ein  (Jnbe  nehmen.  »JJur  fo 
oiel  ift  ermiefen,  ba^  ber  Snfant,  mahrfcheinlicb  au$  £>ppoft'= 
rioneluft  gegen  ben  SJater,  nicht  auei  lieberaler  ©eftnnung, 
bk  9lbft'd)t  hegte,    heimlich  ©panien  ju  »erlaffen  unb  nad> 


Carmen  Carmontelle  9o 

glanbern  ju  gef)en.  2lbgefel)en  oon  jener  23erle£ung  ber  ©e= 
fdncrjte,  bleibt  ©dnller'e  £ragöbie  immer  eine  grofe  unb 
merfmürbige ,  wenn  aud)  etwas  formlofe  Sompofttion.  3n 
feinem  bram.  SBerfe  baben  ftcf>  jugenblidjer  ©ntbuftaemue, 
freift'nniger  ©ebanfenfdjmung,  ber  fifd)  bi&  jur  ^>ropf>ette  frei= 
gert,  unb  ©eelenreinbeit  ibealer  unb  fdjöner  auögefprodjen, 
alö  in  ©djiller'ö  <§.  Ülud)  anbere  2>ramenbtd)ter,  wie  j.  33. 
St man,  Gaben  ftd)  burd)  bie  tragifd)en  (Sonflicte,  in  welche 
6.  geriet!),  jur  bram.  ^Bearbeitung  biefeö  ©toffeä  begeifrert 
gefüllt.  S55ae5  (S.  alö  9tolle  betrifft,  fo  gehört  ft'e  für  einen 
jungen  «gelben  ju  ben  fdjroierigen ,  aber  aud)  ban? baren,  ob? 
gleid)  fte  »on  ber  parallel  laufenben  Partie  bee  SflarquiS 
9>ofa,  welche  ein  f)ör>ereei  Sntereffe  in  3lnfprud)  nimmt,  etmas 
überbaut  unb  in  tforer  SBirfung  auf  bat  >2lubitorium  beein* 
trarf)tigt  wirb.  Siegeln  laffen  ft'd)  für  bie  SDarfrellung  biefer 
SHolle  nidjt  wof)l  geben,  beren  gelungene  Slusfüforttng  l)aupt= 
fäd)lid)  burd)  eine  feurige,  aber  nidfrt  fd)reienbe  £>ecIamation 
unb  eine  @prad)e,  bie  frifd)  au6  bem  4?erjen  quillt,  oerbürgt 
ift.  —  Unter  ben  2)arfteu"ern  be$  Q.  nennen  mir  »or  s2lUen 
Selö,  ber  ifon  unter  be$  2>id)ter6  unmittelbarer  Seitung  etn= 
ftubirte  unb  bem  Sbeale  beffelben  moftl  am  nadjften  famj 
bann  5  e  r  b.  £  b  m  e ,  Subwig  £  b  m  e  in  feiner  3>ugenb, 
Sombarb  in  JBerlin,  ÜDiortljj  in  Stuttgart  unb  <£mtt 
SD  e  Orient.  (H.  M.) 

Carmen  (lat.),  ©ebid)t.  Die  beutfd)e  Sprache  fyat 
ftdt)  ba$  SEBort  angeeignet  unb  bejetc^net  bamit  ein  ©elegen= 
fyeitäs,  befonberö  #od)$eitgebid)t,  mobei  meifr  nur  ber  gute 
SBille,  im  boben  ©rabe  feiten  ba&  poetifd)e  Serbtenfr  in  58e= 
tracfjt  Bommt.  (M.) 

Carmin  (£ed)n.),  fd)öne  bodjrotbe  ftavbe ,  bie  jur 
©d)min£e  benuljt  wirb.  @ie  befielt  auö  bem  $)igment  ber 
@od)enille,  roelcr/e6  mit  einem  erbigen  ober  metallifd?en  Örob 
oerbunben  wirb,  ©uter  achter  6.  ift  febr  treuer  unb  man 
roenbet  ibn  baber  feiten  unöermifdjt  mit  anbem  erbigen 
9h>toen,  als  3innober,  SWennige  u.  f.  w.  jum  ©efeminfen  an. 
©omobl  allein,  als  in  ber  9)iifd)ung  mit  anbem  nuneralifcfjen 
färben  wirft  er  unöortbeilbaft  auf  bie  £aut  unb  man  tbut 
baber  gut,  »orber  bie  ju  fd)mtnt'enben  ©teilen  mit  ^omabe 
ober  einer  fetten  ©ubfranj  bunn  ju  überleben,  eb,e  man  ben 
@.  aufträgt.  (L.  s.) 

Carmontelle,  geb.  1717  ju  tyaxi$,  mar  23ortefer 
unb  Slnorbner  ber  §efte  bei  bem  ^erjog  oon  Orleans,  gür 
eines  berfelben  fd)rieb  er  ein  tleineö  @tücf ,  morin  alle  barin 
raitfpielenben  ^erfonen  mit  iljren  tarnen  unb  eigentl>ümlitr;ett 
6f)arafteren  auf  ba$  treffenbfte  gefd)il£>ert  maren.  1786  er= 
f dienen  »Ott  if>m:  Proverbes  dramatiques ,  6  33be.f  8.j  2.  2lue= 
gäbe  1783.    2)iefelben  ftnb  aud)  abgebrueft  in:  Recaeil  geud- 


96  Carneval 

ral  des  proverbes  dramatiques,  Sonbon  1783,  16  23bC. ,  12. 
©pdter  erfduen  nod)  ein  7.  unb  8.  Stfjetl.    9lad)  feinem  Stöbe 

famen  feine:  IVouveaux  proverbes  dramatiques,   ISN,  2  23be., 

8.,  heraus.  9)ian  barf  in  biefen  .Äleinigfeitcn  freilich,  meber 
grofe  .Runft,  nod)  bebeutenbes  bram.  Sntereffe  fudjen,  bocb 
unterhalten  ft'e  unb  es  ft'nbet  ft'd>  in  ihnen  mancfoe  fomifcbe 
@cene,  bie  redrt  gut  für  wirtliche  l'uftfpiele  benu^t  werben 
fönnten.  (£r  gab  nod)  heraus:  Thedtre  dn  prince  Clenezow, 
tradnit  en  franpais  par  le  Baron  de  Blening,  1771,  2  23be.,  8., 
compose  par  C.  Theätre  de  Campagne,  177),  4  23be.,  8. 
25eibe  «Sammlungen  enthalten  einige  recht  r)übfd>e  Sufifptele. 
L'abbc?  de  plätre,  fiufrfp.,  mürbe  1779  mit  Erfolg  in  SBerlin 
gegeben.  Dies  tft  bas  einzige  ©tücf,  bas  er  einem  öffents 
liefen  Sweater  jur  Aufführung  ju  übergeben  wagte.  <S.  ift 
auef)  SSerfaffer  einiger  nid)t  oerbienfrlofen  SRomane  unb  hat 
fJdt)  auch,  als  guter  sPorfraitmaler  fef>r  befannt  gemacht.  (£r 
frarb  181(6  ju  $aris.  (R.  S.) 

CariM'väl  (ital.).  23et  ben  Äat^olifen  bie  Seit  von 
bem  grefte  ber  heiligen  3  Könige  an  bis  jur  2lfct;ermittmod>, 
in  beren  Verlauf  man  ftd)  burd)  Suftbarfeitcn ,  9iecfereien, 
Sttummereien ,  58ol£sfefte  unb  sJcarrenfrreicr>e  für  bie  barauf 
eintretenben  ftaflen  gewiffermafen  ju  entfdjäbigen  fudjt.  25er 
<S.  entftanb  wabrfdjeinlicf;  aus  ben  ©aturnalien  ber  alten 
JRömer,  bie  einen  ähnlichen  (Sfjarafter  trugen ;  hieraus  erPlart 
ftd>,  bafj  ber  <S.  gerabe  in  3ralien  ftd)  am  marfirteften  her^ 
ausgebilbet  fyat.  Die  ital.  iOtasfen,  ber  Strlecbjno ,  ber  tyo= 
li<f)ineüo,  ber  <2caramuj,  bie  (Kolombine  u.  a.  brdngten  ft'dj 
ehemals  währenb  bes  (5.6  in  buntem  ©emifd),  fpäter  bebiente 
man  ftd?  bes  einfachen  Domino  (f.  b.).  2lm  früheften  bilbete 
ftd)  ber  (L  in  SBenebig  aus ,  gegenwärtig  glänjt  nod)  am 
meifren  ber  in  9tom  gefeierte  £.,  ber  oon  ©oethe  fo  unüber= 
trefflid)  gefdE>ilbert  morben  ift.  3n  Deutfdjlanb  trat  ber  (S. 
unter  ber  Benennung  ^  a  f  d^  i  n  3  auf  unb  gebieh  befonbers 
am  SRhein  ju  einer  faft  ital.  23lütf)ej  er  ift  aud)  für 
bie  ©efd)id)te  ber  beutfdjen  bram.  Äunft  nidjt  unwichtig,  ba 
eine  ganje  Steige  »on  älteren  bram.  «Spielen  an  fein  Dafein 
gefnüpft  mar  (f.  gafhtad&tfpiele).  Dergleichen  hoffen  fdjrie= 
ben  9tofenplut,  9lorer  unb  Jjpans  @ad)6,  worunter  siele 
blofie  3oten  ft'nb  unb  in  5orm  wie  Snhalt  allen  Slnftanb  oer= 
Ie§en.  Der  ft'nnreid)fre  unter  benen,  meldje  %aftna<fytfviele 
»erfertigten,  mar  ber  treuherzige  Jpans  ®ad)S.  Nürnberg 
zeichnete  fieft  ehebem  öorjügltd)  in  biefem  ©enre  aus.  ©egen= 
märttg  wirb  ber  (£.  in  Deutfcfelanb  nur  nod)  in  Jtöln  mit 
wirtlicher  Viebe  unb  Jiufr  gefeiert  unf  in  großartigerem  ©töle 
burd)  ©efellfdjaften,  bie  ihre  SOtitglieber  unb  (*hrenmitglieber 
(an  beren  @pi^e  früher  ©oethe)  fahlen,  cultiüirt.  3n  ben 
üroteftantifcfjen  fidnbern  wirb  ber  (5.   nur  jum  Serguügen 


Carnicer  Carricatur  97 

ber  2>orneomen  burcf)  fiofbäüe,  Eofmasferaben,  greirebouten, 
aud)  mobl  prächtige  Opern  gefeiert,  fo  bafj  er  tjier  t»on  feis 
nem  urfprünglicben  oolfetfjümlicfyen  (Styarafter  nidjt  weniger 
al6  StUee  oerloren  ftat.  (H.  M.) 

Carnicer  (£>on  9iamon),  geb.  1789  ju  SEarrega  in 
Katalonien,  mibmete  ft'dj  gan}  ber  Sttuftf  unb  ftubirte  5tns 
fangö  in  ©eo  b'Urgel,  bann  in  Barcelona  bie  (Jompoft'tion  j 
1818  mürbe  er  (Sapellmeifter  in  le^terer  Btabt)  l)ier  bebutirte 
er  mit  feiner  Oper:  Adeia  de  Lusignan,  bie  fefjr  beifällig 
aufgenommen  mürbe.    23alb  folgten  nun  bie  Opern:  Eienay 

Constantino,    Don  Juan  Tenorio,    Eienay  Malvina,    El  Colon 

unb  El  Enfemio  di  Messira,  bie  gleicfj  günftigen  (Erfolg  Ratten. 
<Seit  1828  ift  er  erfter  (Sapellmcifter  ber  fönigl.  Oper  ju 
SOtabrib.  <£.  ift  faft  ber  einzige  fpan.  (Jomponiftj  feine  Opern 
werben  in  ©panien  mit  ftetö  erneuter  £f)eilnaf)me  befugt  unb 
rjaben  il)tn  einen  grofen  SRuf  gebracht?  biefelben  erinnern  in 
gorm  unb  SBefen  burd)au£  an  SRofftni  unb  bae  fcfyöpferifdje 
Ißerbienft  (£.3  ift  ein  fef)r  geringem.  (R.  B.) 

Caröcha  (fpan.,  fpr.  (sEarotfdja;  ©arber.),  eine  fyofye 
fpi£e  9)iü0e  mit  Jpeiligenbilbern  unb  geiftlictjen  Emblemen 
gejiertj  bie  Opfer  ber  3nquifttion  trugen  fte  auf  bem  ©ange 
§ur  unb  wafjrenb  ber  Einrichtung.  (3.) 

Ca rradöri- Allan  (©ignora),  geb.  ju  SWailanb 
1803  »on  beutfdjen  Altern;  fte  fyief  eigentl.  SDlunf ,  natym  aber 
um  ftd>  ju  ttalieniftren  ben  tarnen  if)re£  ©efanglel)rer3  <£. 
an,  ber  nad>  i^rer  2Jerf)eiratf)ung  mit  bem  Qrnglänber  2Ülan 
obige  3ufammenfe§ung  erhielt?  fte  begann  tt>re  tf;eatralifd)e 
Caufbafjn  in  SDtailanb,  ging  jeboct)  jiemlicb  früt)  nad)  Sons 
bon,  wo  fte  feitbem  faft  beftänbig  oermeilt.  1832  bereifte 
fte  granfreid),  Italien,  2>eutfd)lanb  unb  9tuflanb  unb  fang 
allenthalben  mit  grof  em  23eifall  j  fett  einigen  Saferen  tritt  fte 
in  Sonbon  nur  feiten  öffentlich  auf.  SOtit  einer  oortrefflicfjen 
©timme  paart  ft'cb,  bei  Wlab:  (S.  ein  anmutiger  SSorrrag,  fei« 
tene  ©elauftgfeit  unb  eine  reijenbe  ^erfbnliäjifeit.       (3.) 

Carricatur  (9leftt)et.  u.  SEedjn.),  mörtlid)  3errbilb, 
??ra<je,  ©pottbilb,  oon  bem  ital.  2Borte  caricare,  überlaben, 
übertreiben.  Uebertreibt  man  in  ber  ©arfiellung  baä  SUiaf 
ber  Statur,  entroeber  in  Sergröferung  ober  SSerfletnerung  be$ 
©anjen,  einzelner  Steile,  ^terfmale,  <£igenfd)aften,  fo  gibt 
man  eine  (L,  bie  gembfmlid)  nur  läcberlid)  roirEt,  aber  auct) 
fd)re<flia)  mirfen  fann.  £>a6  9ftifmerl)altnif?  bei  ©anjen  ju 
feinem  Urbilbe,  fo  mte  ber  einzelnen  Steile  jum  ©anjen  ift 
junäcfjft  bie  Urfactje  ber  GF.  Taliban  ift  eine  fdjrecflidje, 
aJtarocco  eine  laajerlicbe  @.;  ba$  f)ier  nur  oon  ber  bram. 
€.  bie  ütebe  ift,  bemerfen  mir  befonberl,  ba  bie  €.  in  ifyrer 
SBebeutung  jur  fdjönen,  »orjüglid)  bilbenben  Äunft  eine  »oll= 
ftänbigere  23efpred)ung  erforbern  mürbe.  2ßaö  alfo  auf  ber 
Sfjcatct ;  ßcrifon.    II.  7 


98  Cartain  Cartellieri 

Q3übne  „}u  piel"  erfrfjeint,  mirb  gemöbnlid)  6.  genannt, 
ebne  gerate  eine  foldje  ju  fein.  £rägt  ber  tragifefce  Sdiaufp. 
bie  5ar^2n  iu  frarf  auf,  fudbt  er  burd)  äufjerlidje  SWittel  bie 
SBabrbeit  über  bie  Sd)önbeit  binaus  ju  freigern,  fo  gibt  er 
eine  (I.  unb  in  biefem  Sinn  ifr  ft'e  tabelnsmertb-  Dagegen  ifr 
ft'e  in  ber  ^offe  unb  überall,  roo  ercentrifdjte ,  ungeroöbnlicbe, 
fabelbafte  (Sbaraftere  erfebeinen,  nid)t  allein  gebulbet,  fon= 
bern  gemünfd)t.  9)ian  fönnte  bie  bram.  @.  in  g  eifrige  unb 
Jörpcrlicbe  tbeilen.  3ene  f>at  ibr  ftelb  in  ben  übertriebe; 
nett ,  fenberbaren ,  ungemöbnlicben  Neigungen ,  Stnfübten, 
ÜeibenfAaften  bes  9)cenfd>en;  biefe  in  feiner  äußern  (£rfd>ei= 
nung,  in  Dem,  voas  bem  Körper  felbfr  alei  beffen  Söefleibung 
angehört.  So  ift  bie  SÖMrfung  ber  @.  junäcbfr  auf  bie  23ur= 
lesfe  bereebnet.  <5in  fonberbarer  ©ang,  oerbrebte  ^Bewegung 
bes  Körpers,  ungemöbnlidjer  £on  ber  Stimme  fönnen  bie 
geiflige  @. ;  99cifmerbälrnifj  in  ben  ^r>etlen  bes  Körpers,  un= 
yaJKnbe  3ufammenftellung  ber  Kleibungsfrücfe,ju  grofje  ober 
ju  fleine  formen,  bie  förperlidje  unterftüiBen.  SÖenn  ein  febr 
grofjer  SDcann  einen  auffallenb  f leinen  Degen,  bagegen  ein 
febr  f  leiner  einen  riefengrofjen  trägt,  fo  ifr  bas  C  ;  benn 
ber  (Sentrafi  foroool  ju  bem  Urbilbe  bes  geroöbnlicben  Jebens, 
als  aud)  ju  ben  übrigen  21euferlid)feiten  mirft  lädjerlidj.  — 
©ine  anerkannt  oortrefflicbe  <S.  ifr  ber  Sttarocco  in  ber  23ur= 
lesfe  23är  unb  23affa,  mie  ©ern  in  23erlin  ibn  aufgefaft. 
3n  biefer  9flasfe,  in  biefem  «Spiel  ifr  3Hles  belufrigenbe,  gute 
<£.$  fein  %i)eil  bes  Qlnjuges  $a$t  jum  anbern,  J2llles  ifr 
@ontrafr,  inneres  tolles  Seben  in  SBort,  ©efang,  ©ang  unb 
Spiel  fielien  bas  9)cufrer  einer  <J.  bin,  bie  feinen  2lugenbücf 
ermübet,  fonbern  in  berfelben  Jrifcbe  ft'a)  bis  jum  (£nbe  fort 
entwickelt.  —  Der  fomifdbe  Scbaufp.,  bem  eine  Aufgabe  toirb, 
bie  an  bie  £.  frreift,  beredbne  roobl  bie  Kraft  feiner  SDiittel, 
er)e  er  bie  Stolle  aud)  in  feinem  Spiele  jur  <5.  matbt.  'Jür 
größere  Stücfe,  in  benen  bie  Stolle  bis  ju  (Jnbe  burebgebt, 
tft  e$  im  Stilgemeinen  abjuratbenj  bagegen  ft'nb  einzelne 
Scenen,  furje  (Jrfcbeinungen,  j.  23.  ber  ©eriebtsbiener  unb 
Signor  SDcantis  im  Don  3uan,  ©änfefopf  in  ^t^aroe  £ecb= 
Zeit  u.  f.  tu.  ©elegenbeiten  für  bie  (S.  ;  boeb  muf  ft'e  jebes= 
mal  fürrfjten,  menn  ft'e  aud)  roäbrenb  ber  Crrfcbeinung  be= 
luftigt,  £abel  bei  rubigerem  Urtbeile  ju  boren.  91m  roirfs 
famften  ift  bie  gute  (£.  bei  tbrer  flummen  (Srfcbeinung  im 
fallet.  (L.  S.) 

Cartain  (the,  ober  SEbeater  jum  Sorbang,  @efd>.  u. 
Statifr.),  eines  ber  ältefren  SEbeater  in  Jonbon  (f.  b.). 

Cartellieri,  1)  ein  ital.  Sänger,  ber  1783  als  erfrer 
Üencrifr  unb  Äammerfänger  nad)  SJcecfelnburg;  Streit^  ge= 
rufen  mürbe ;  179(>  ging  er  nad»  Königsberg,  n>o  er  balb  naefc; 
ber  frarb.    SWan  ftellte  6.  megen   feines   gefübloollen  23or^ 


Caryatiden  Cassandra  99 

trageö  unb  feiner  grofen  ©eroanbfjett  ben  erfren  Sängern  ta? 
maliger  3ett  an  bie  (Seite.  2)  ((£lifabetf)),  geb.  ju  JRtga 
1756,  ©attin  beö  23or.,  war  ebenfalls  Jtammer  =  unb  Opern; 
fängerin  in  ©treli#;  1783  würbe  tr)rc  <£r)e  aufgelbfl,  fte  ging 
na<t  25*rlm,  f>etratbete  bafelbfl  ben  ©djaufp.  23  6l)m  unb 
war  unter  biefem  tarnen  oon  1788  an  ein  beliebtet  93UU 
glieb  be$  bortigen  9(ationaltf)eater6.  Sie  ftarb  ju  33erlin 
1797.  23efonber$  wegen  tfjrer  umfangreichen  unb  retnen 
©ttmme  unb  bem  bamit  oerbunbenen  feltenen  2)arfrellungs: 
talente  mürbe  fte  bewunbert.  3)  (Saft mir  21  n  ton),  geb. 
ju  2>anjig  1774,  <Sof>n  ber  23or.,  erhielt  feine  erfte  23ilbung 
»om  SJater  unb  ging  fpäter  nadj  SBien,  um  unter  Salieri 
ben  Opernfh;!  ju  ftubiren.  <£r  würbe  dapellmeifrer  beim 
durften  t>on  Üobfowicj  unb  ftarb  alö  foldjer  18U7.  <S.  lies 
ferte  ber  23üf)ne  7  Opern,  unter  benen:  ii  giudice  neiia  pro- 
pria  causa,  bie  ©etfterbefdjwörung  unb  2lnton  als  bie  beflen 
genannt  werben.  (3.) 

Caryatiden  (gried).;  23auf\),  wörtlidj  i'aftträgerinnen, 
befleibete  wetblidje  Figuren,  bie  ftatt  «Säulen  u.  bergl.  ju 
Trägerinnen  Don  23alcon6  ic.  angewenbet  werben.  Stiirf)  an 
SJlöbel,  Söafen  u.  f.  w.  ftnbet  man  bie  (5.  oft,  bodj  weniger 
paffenb  alö  an  ©ebäuben  gebraucht.  33erüf)mt  ftnb  bie  (£. 
im  Souöre  ju  $>arü?,  am  SRatf)t>aufe  ju  Slmflerbam  unb  an 
ber  ©artenfronte  beö  Sd)loffe6  <San6fouci.  (R.) 

Casäqne  (franj.j  ©arber.),  ein  furjer  9teiferod?  ober 
9teife£leib.  23et  bem  franj.  Sweater  tyeifjt  bie  grofje  Siore 
ber  9Dta$?arilIa'£,  ber  grrontinS  unb  aller  freien  fptgbübifdjen, 
pfüfftgen  33ebienten  la  grande  C.  So  tfr  ber  iJiame  biefer 
Jlleibung  ate  23ejeid)nung  für  ein  ganjeS  $ad>  gebräudjlid) 
geworben.  Jones  la  grande  C.  tyeifjt  ba$  gadb,  ber  pfiffigen 
ÜBebienten  fpielen.  2>ie  Sät  ber  23lütf)e  für  baö  $ad>  ber 
grande  C.  war  bte  le§te  «£älfte  beö  öor.  3af>rl).;  je£t  ftnb 
mit  ben  Originalen  auö  bem  £eben  aud>  tf>re  9tepräfentanten 
»on  ber  58üf)ne  »erfcfywunben.  JDie  33ejeidmung  für  ba$  ftad; 
ifl  aber  nod>  gegenwärtig  gebräudjlid).  (L.  S.) 

Casqüet  (franj.j  ©arber.),  1)  eine  tyelmarttge  Äopf; 
bebedhtng  ber  «Solbaten,  früt)er  »on  (Saöallerte  toie  3nfanterie 
getragen,  in  ber  legten  3eit  jebodj  immer  mef)r  t>erfd)wun= 
ben  j  nur  in  23aiern  wirb  ba$  <L  nod)  oon  ber  Infanterie 
getragen.  (B.) 

Cassandra  (3JZt)t^.),  bie  fdwnfte  2od)ter  beö  ^)ria; 
mu6;  fte  »erfprad;  bem  Slpollo  ii)xe  ©unfr  für  bie  Qbabe  ber 
2Beiffagung;  Da  fte  jebocb,  it>r  2Serfpred)en  nta>t  i)ielt,  würbe 
ciefe  ®abe  it)r  SSerberben,  tnbem  fte  nur  Unglücf  oerfün^ 
bete  unb  man  fte  be^fjalb  alö  rafenb  etnfperrte.  bJtad)  2ros 
ja'6  (Eroberung  flüdjtete  fte  in  ben  Tempel  ber  2lt^ene,  würbe 
aber  oon  bem  %$ilbe  ber  ©öttin  fortgerifTen ,   gefdjänbet  unb 

7  * 


100  Cassius  Castalia 

bem  Agamemnon  alö  ©flaoin  überleben',  mit  biefem  würbe 
fte  aucfj  pon  ber  (Slntdmnefrra  ermorbet.  SDae  ©cbicffal  ber 
6.  tft  pon  altern  unb  neuern  2)icbtern  häufig  ju  poetifchen 
$)robucticnen  benuflt  worben.  (F.  Tr.) 

Cassius.  *Jtdcbfr  JBrutue  ber  Jpauptperfcbworeae  gegen 
Sultuö  (Sdfare  «öerrfct>aft  unb  Seben  (f.  23rutus  unb  (Safar). 
tgcblegel  bemertt,  bafj  (g()af|>ear  in  feinem  3uliu6  (Jäfar 
nur  grefjer  Reinheit  angebeutet  habe,  wie  <£.  bem  23rutuö  an 
felbt-ritänc-iger  2Billeti5t'raft  unb  an  ilerfranb  in  JBeurtbeilung 
ber  menfcblichen  Angelegenheiten,  bagegen  93rutuö  bem  Ü. 
an  ©emütb  unb  ©ewiffenbaftigfeit  überlegen  tfh  ,,2Bär'  er 
nur  fetter!"  fagt  bei  ©haffpeare  Suliue  (Safar  pon  @. ,  „er 
benft  ju  r*iel;  bie  Seute  finb  gefährlich!  fiaft  wohlbeleibte 
Scanner  um  mich  fein  mit  glatten  Abpfen  unb  bie  iJiaditö 
gut  fcblafen!"  2Bie  fein  böfer  ©eifr  freujt  G.  bee  Säfarö 
JfiJege  unb-  nichts  fürchtet  Safar  mehr,  als  beö  6.  r>oi)len 
Sßlirf.  3n  biefen  kleinen  pfpcbologifcben  3ügen  bewährt  ft'ch 
©baffpeare'e  SDZeifrerfrfjafr  unb  Jtenntnifj  be$  menfcblichen 
«Öerjens,  fte  geben  aber  auch  bem  ©cbaufp.  bie  beutlicb= 
fren  2Bin£e  über  bie  Haltung  be&  (Sharaftere  bei  ber  2>ar= 
freüung.  (H.  M.) 

Cassock  (fpr.  Äaffof,  engl.;  ©arber.),  1)  ber  lange 
Sied  ber  ©eifrlicben,  sorjüglicb  pon  ben  ©octoren  ber  £beo= 
Iogie  ju  Drforb,  jeboeb  aud)  häufig  im  übrigen  (£nglanb  ge= 
tragen;  2)  im  Allgemeinen  ein  9teitrocf  ober  iReitmantel.  (B.) 

Cast  (fpr.  jtafr,  engl.;  £ed>n.),  fo  d.  w.  Siollenfacb, 
33efet}ung;  alfo  gleicbbebeutenb  mit  bem  empioi  ber  ftxan* 
^efen;  C.  of  characters  betpt  bie  Jßefe^ung  eines  ©tuetee  in 
allen  Stollen.  £as  2>erbältnif?  ber  Stollenfäcber  bei  ber  engl. 
SSübne  tft  nicht  fo  frreng  geregelt,  alö  in  jranfreid),  fonbern 
nähert  ft'dr)  mehr  ber  in  3Deutfcblanb  geltenben  iNorm.  Das 
§aa?  ber  engl,  unb  beutfeben  @cbaufp.  befrimmt  Talent  unb 
SBetfall,  wdbrenb  in  granfreia?  teber  übereilt  abgefchloffene 
(Sontract  unbebingt  b(nbet.  (L.  S.) 

Castagnettcn  (Stequtftt),  fleine,  fcbalenförmig  au6= 
gesohlte  JBecten  aue  ganj  hartem  Jpohe;  fte  muffen  genau 
aufeinanber  paffen,  werben  mit  einem  üBanbe  oerbunben  unb 
mit  biefem  23anfce  am  2)aumen  befeftigt.  3)ie  <£.  finb  ein 
notbwenbigeei  (S'rforfernifj  beim  fpan.  ilanje;  bie  Sanier 
bringen  mit  benfelben  eine  fc'Iappernbe  SDcuft?  berpor,  bie  ben 
!Xact  bes  £an$ee  angibt  unb  einen  fer>r  Reitern  unb  gefälli- 
gen ©inbruef  maa^t.  2)ie  CS.  flammen  aues  bem  Orient  unb 
waren  fdjon  ben  ©rieben  beEannt;  bie  Slraber  brauten  fte 
mit  nach,  Spanien,  wo  fte  nocf>  beute  eben  fo  beliebt  finb, 
tvie  im  2)forgenlanbe.  3bre  braune  Jarbe  gab  i^nen  ben 
tarnen.  (B.) 

Castnlia  (Wlyti).),  beö  2l*eIoue  Softer,  frurjte  ftc^, 


Castellan  101 

um  5lpolIons  Verfolgungen  ju  entern,  in  einen  SSrunnen 
am  ^arnaf ,  ber  t>on  ibr  fortan  benannt  unb  t>on  2IpoIIo 
mit  ber  «Rraft,  burcb  fein  SBaffer  @er)er  =  unb  ©ängergabe 
ju  öerleiben,  begabt  warb.  2)en  ifjn  umgebenben  2orbeer= 
bain  bejeidmete  man  al£  SDBof>nft'§  ber  SDZufen ,  bie  beehalb 
au*  caitalifcbe  ©cbweftern  feigen.  „Slus  ber  caftalifcben 
Quelle  getrunfen  haben,"  fprtdjroörtlidj  fo  ».  w.  mit  poeti= 
fasern  Talente  begabt  fein.  (F.  Tr.) 

Castellän  (£edm.).  3ebes  bebeutenbe  SEbeatergebdube 
bebarf  eines  (£.6  jur  23eaufft'd)tigung  ber  23aulicb,£eiten,  £rb= 
nung,  JReinlicftfeit,  ©dm£  t>or  geueregefabr  u.  f.  w.  2>a 
feiten  tiefe  ©efdjdfte  allein  bie  ganje  ^r^ättgfeit  etneö  2ln= 
gefreuten  in  2lnfprudj  nebmen,  fo  ftnbet  man  t)duftg,  bafi 
ber  23tlIetoer?auf,  eine  JKefrauration ,  ber  3nfptcientenpofren 
u.  f.  w.  bamit  »erbunben  ftnb.  2>ie$  ftnb  jebodb,  aufjerge? 
möbnlidbe  ^dlle  unb  bie  eigentliche  £>ienfttbdtig£ett  eines  @.S 
lafit  ftcb  auf  folgenbe  fünfte  jufammenbrdngen:  a)  2lufftd)t 
über  £eü)ung  unb  Sidjt.  9?acb,  jeber  23orftellung  muß  ber 
€.  alle  Staunte  beS  ©cbaufpielljaufeS  ob,ne  5iuönabme  burd>= 
geben  unb  ftcb  perfönlict)  überzeugen,  ob  alles  §euer  unb  Siebt 
gehörig  öerlöfcbt  ift  unb  überall  Stube  berrfdjt.  @'6  genügt 
feineewegß  nur  bie  Staunte  ju  betreten,  in  benen  ftcb  wiffent= 
lid)  wdbjrenb  ber  SSorftellung  8icf>t  befanb,  fonbern  baß  äluge 
beö  <S.e  muß  überall  felbfr  feb,en  unb  prüfen.  ©inb  befon* 
feere  2Bdcf)ter  für  bie  Stacht  angefrellt,  fo  ftnb  aueb  biefe  ju 
controlliren ,  maö  am  beften  burcb.  Ubren  gefebiebt,  bie  in 
oerfdjiebenen  Steifen  bes  ©ebdubeß  aufgeteilt  unb  fo  etn= 
gerietet  ftnb,  baß  ft'e  §u  einer  beftimmten  Minute  eine  Mappe 
öffnen,  in  melcbe  ber  SSBdcbter  jum  23emeife  feiner  Sinwefen? 
beit  eine  Äugel  werfen  fann,  bie  bann  am  anbern  50corgen 
com  <5.  reoibirt  werben,  ©oldje  Ubren  beftnben  ftcb  in  ben 
fönigl.  Sbeatergebduben  in  23erlm.  23efonber6  mistig  tfr 
bie  2kftd)tigung  nadb  SSorflellungen ,  in  benen  ^euerwert"  ab* 
gebrannt,  gefefjoffen  ober  tlluminirt  worben  ift,  audj  ift  es 
gut,  in  folgen  ^äüen  bie  ü£b_eaterarbeiter  fo  lange  im  .öaufe 
jurücf  jufjalten ,  big  ber  (L  feinen  Umgang  beenbet.  b;  35ie 
Steinigung  unb  Unterfudjung  bes  3ufa^auerraume.  9tacb  ie= 
fcer  äüorftellung  bat  ber  @.  perfönltcr;  alle  Sogen  unb  $)la£e 
beö  ^publifums  ju  burd)fud>en,  ob  ft'cb  oergeffene  ©acben, 
j.  23.  ^erfpectioe,  Äleibungsftücfe  u.  f.  w.  »orftnben;  biefe 
an  ftcb  ju  nebmen  unb  aufjubewabren,  bis  3iaa^frage  banac^ 
gefebiebt.  ^ben  fo  muß  eine  23eftdc)tigung  cot  ber  -öorftellung 
(gtatt  ft'nben,  ob  alle  ^ld£e  gereinigt,  bie  ©tüble  auf  ber 
reebten  ©teile  unb  in  genügenber  Slnjabl  oorl>anben,  fo  wie 
bie  aSeleucbtung  be&  3ufdt)auerraums  oollftanbig  ift.  c)  25ie 
innere  ^olijei  be$  Sbeatergebdubeß.  Tillen  Sdrm  wdbrenb 
ber  groben,  bas  ©intreten  Unbefugter  in  ba$  5£b,  eatergebdube 


102  Castelli  Casti 

uerbtnbert  ber  @.  3n  feinen  £änben  beftnben  ftd>  alle 
Sdjlüffel,  mü|Jen  t>on  if>m  jum  ©ebraud)e  abgebolt  unb  wie= 
ber  gcbracbt  »erben,  (fr  b,at  eine  Sifle  für  Me  ©Dünungen 
fammrltdu'r,  bei  bem  Sweater  angepeilter  ^erfonen  im  %aüe 
von  SRa$fragen  unb  gibt  jebe  nötige  Slustunft.      (L.  8.) 

Castelli  (Sgnaj  2Jincenj  S^anj),  geb.  1781  }u 
SBten,  gegenwärtig  nieberöftreicbifcberSanbfcbaftsfecretär,  ftdn= 
bifdjer  Jpäuferreoibent  u.  f.  tu.  .£>umorijhfcber,  gemütblicber 
2>id)ter;  in  feinem  Ceben,  wie  in  feinen  Schriften  achter  3Btc= 
ner,  voll  Sebaglicbfeit,  ©knurren  unb  launiger  (Einfalle  unb 
bem  freien  Sebensgenuffe  jugetban.  @.  fyat  unenblid)  oiel 
gef  abrieben,  ©ebidjte,  wiener  Sebensbilber,  23aren  (wiener 
äBiße,  2lne?boten)  u.  f.  w.  3lud)  für  bie  SBübne  ift  er  vieU 
fa<b  tbätig  gewefen.  ©eine  <£rfrlingSöerfucbe ,  worin  er  febr 
probuetto  war,  würben  einer  nacb,  bem  anbern  jurücfgewiefen ; 
feine  ^arobie  bes  Jtönigs  fear  würbe  enblid)  oorn  wiener 
Sweater  angenommen,  aber  bie  2luffül)rung  glücf lieberweife 
unterfagt.  1S03  gab  man  fein  Suftfpiel:  £obt  unb  lebenbig, 
mit  Erfolg  auf  bem  SEbeater  an  ber  2Uien;  feine  Sdjwei}er= 
familie,  bie  unerhörtes  ©lud?  ntadjte,  »erfa^afffe  ibm  1811 
bie  «Stellung  eines  «£oftbeaterbid)ters  an  ber  Jtärntbnertbor= 
93üf)ne  unb  1500  ©ulben  ©ebalt,  fo  ba$  er  ju  einem  wat>r= 
baften  SL'oblflanbe  gebieb.  SBefonberS  ju  erwarten  ft'nb  fein 
2)rama:  bie  Söaife  unb  ber  9)icrber,  Slugeburg  1819,  unb 
feine  bram.  Sträuf*d)en,  7  3abrgänge,  2Bien  1816—1822, 
eine  Sammlung  leidster,  gefälliger,  aber  wenig  gefeilter  bram. 
9>iecen,  t>on  benen  »iele  bem  granjöftfdjen  naebgebiloet  ft'nb. 
SJierfwürbig  ft'nb  audj ,  auf  er  feiner  berühmten  Dofenfamm= 
lung,  feine  auf  3^r)eaterije^enftänbe  33ejug  b*benben  Samms 
hingen.  (S.  befitjt  ungefäbr  12,000  beutfebe  Stücfe  im  9){a= 
nufeript  unb  über  1000  ^ortraits  unb  .^anbfdjriften  oon 
Sd?aufp.  unb  Sdjaufpielbidjtern.  (H.  M.) 

Casti  (©iambattijra),  geb.  1721  ju  ^)rato  in  £os= 
cana.  <£r  frubirte  auf  bem  «Seminar  ju  SDconteftaScohe ,  wo 
er  fpäter  ^rofeffor  warb.  23ei  feinem  2htfentbalte  in  2Bten 
warb  er  3«>fepb  H«  oorgefrellt,  ber,  febr  oon  ibm  eingenom= 
men,  ibn  feines  näbern  Umgangs  würbigte  unb  nad)  sJ9ieta= 
fraft'o's  £obe  jum  poeta  cesareo  ernannte.  5luf  faiferlidje 
itoften  machte  er  große  Steifen  unb  warb  auf  einer  folgen 
Jtatbarina  II.  üorgeftellt.  dlad)  3ofepb6  £obe  lebte  er  in 
gloren}  unb  befuebte  1708  $)aris,  wo  er  fowobl  feines  poeti= 
fdjen  Talentes  wegen,  wie  aueb  als  geiftreieber  unb  ange= 
nebmer  ©efellfdjafter  febr  gefd)äf}t  war.  Med)  im  b^ben 
5llter  war  er  febr  lebbaften  Temperamentes  unb  feine  ©ei= 
ftesfrafte  blieben  ungefcbwäcbt,  bis  er  1803  in  %loxen%  flarb. 
2lu£er  »ielen  trefflieben  2Berfen  febrieb  er  bie  f*omifd)en 
Opern :  la  Grotta  di  Trofonio  unb  auf  Sofepbs  Seranlaffttng : 


Cnstor  Catalani  105 

il  Re  Theodoro  in  Venezia.  2IIö  (üurtoft'tdt  tft  nod)  JU 
ermahnen,  ba$  er  eine  fomifdje  Oper  fd)rieb,  bereit  £>elb 
dicexo  ifr  unb  moju  ber  Stoff  auö  ber  23erfd)mörung  be$ 
(Satilina  genommen  ifr.  JDiefer  Stoff,  mol)l  ju  nid)t$  weniger 
alä  einer  £omifd)en  Oper  geeignet,  t>at  bennod)  bem  £>ia)ter 
©elegenl)eit  gegeben,  bie  fomifcfyften  «Situationen  l)er!?orju= 
bringen.  3)ie  grofje  Ana  buffa  bei  Cicero  tft  ber  Entwurf 
feiner  berühmten  ütebe  gegen  Giatilina:  Quousque  tandem 
etc.  (R.  S.) 

Cästor  unb  l'ollux  (9Kt)tf).),  f.  £iofcuren. 

Casträt  (9Huft!),  im  SDeutfdjen  aucb  Kämmling  ge? 
nannt,  ein  im  jarten  «Knabenalter  ber  SDiann^eit  beraubter. 
SDurd)  biefe  fd)änblta)e  Operation  mirb  bie  geiflige  unb  förs 
perlidje  Untmicfelung  gehemmt,  alfo  aua)  baö  ÜHuriren  ber 
Stimme  »erbinbert  unb  bem  SDtanne  bie  jtnabenfrimme,  So= 
pran  ober  2llt,  erhalten.  £>te  GFaftration  mar  fd)on  in 
ben  früDefren  3eiten  befannt;  ft'e  flammt  au$  bem  Oriente, 
mo  @iferfud)t  unb  ütatye  biefe  23erftümmelung  erfanb,  pflanzte 
ftd)  nad)  ©riec&enlanb  unb  0Jom  hinüber  unb  mürbe  oont 
anfange  bei  17.  Sabrl).  an  in  Statten  ju  obigem  £unfi= 
jmecfe  fo  fet)r  gebraudjlid) ,  baf§  nod)  im  t>or.  3af>rf).  über 
4000  «Knaben  jdfjrlid)  caftrirt  mürben.  2lud)  in  £>eutfd)lanb 
mürben  bie  (£.en  mit  ber  ital.  Oper  eingeführt,  ft'nb  jebcd) 
aud)  mit  berfelben  oerfd)munben ;  nur  feiten,  j.  33.  in  £>retj= 
ben,  ffnbet  man  ft'e  nod)  ali  «Sird)enfänger.  3lufer  Stalten 
fyat  nur  ^ranfreid)  eigene  CE.en  gehabt,  alle  norbtfdjen  Sans 
ber  l)aben  ft'e  nur  gebulbet  unb  il)re  blofje  ©rfd)einung  er= 
regte  in  SDeutfdjlanb  unb  Crnglanb  9lnfang6  Unmutl)  unb 
2Jerad)tung.  35ie  berüt)mtefren  @.en  im  Operngefange  maren: 
©areflini,  (Sref  centini,  gfarrtneUt,  SWajorano, 
Stnefino,  Seluto  jc.  2Sergl.  ^orfel,  ©efd).  ber  3Kuf.f 
23b.  2,  Le  brigandage  de  la  musiqiie  italienne,  ©efd).  ber 
ital.  Oper  OOn  5lrteaga,  23b.  1,  Rousseau  Dictionaire  de  musi- 
que,  u.  f.  m.  (7.) 

Cäsula  (©arber.),  ein  langer,  breiter  Streifen,  ber 
oermittelft  einer  runben  Oeffnung  über  bie  Schultern  ge= 
fangen  mirb  unb  hinten  unb  oorne  bi$  an  bie  «Knie  l)inab= 
reid?t.  £>ie  6.  ifr  bat?  oberfre  ©emanb,  meldjeö  ber  tatfycL 
$)riefter  bei  ber  SDieffe  trägt  j  früher  mar  fte  fo  lang  unb 
breit,  bafj  ft'e  ben  9>riefter  mie  ein  <£auö  (casuia)  bebecfte. 
Sie  tft  oft  fel)r  foflbar,  meifr  »on  Seibe  unb  mit  Sticfereien 
bebedt  unb  auf  bem  Stücfentbeile  mit  einem  «Kreuje,  fo  grofi 
mie  bie  l)albe  <J.  gejiert.  £>ie  %axbe  medjfelt  nad)  3eit  unt> 
gelten;  in  gaflen  unb  Slboent  ifl  bie  (S.  oiolet,  bei  ber 
Strauer  fa)marj,  bei  SMärttjrerfeften  rotl),  Oftern  unb  bei 
ben  heften  jungfräulidjer  ^»eiligen  meifj  u.  f.  m.       (B.) 

Catalani  (2tngelica),  geb.  1781  ju  Smigaglta;  ft'e 


104  Catalani 

»würbe  in  einem  Jtlofrer  bei  SRom  erjogen  unb  fang  al6  Äinb 
fd)on  im  (5bore  ber  Alofrerfirche,  unb  jmar  mit  folcber  &raff, 
bafj  bie  ganje  Umgegenb  ft'e  alß  ÖBunberfinb  anfraunte  unb 
ber  Volfeanbrang  ju  ben  ^eiertagömeffen ,  worin  fte  mit- 
wirfte,  Unorbnungen  herbeiführte,  bie  bie  geiftlicbe  Vebcrbe 
ju  einem  Verbote,  bie  (S.  ferner  fingen  ju  laffen,  beweg. 
25a  ft'cb  inbeijen  bie  (£inEünfte  be&  Jllingelbeutels  wefentlicb 
verkleinerten ,  würbe  biefee  Verbot  nicht  befonbers  ftreng  ge= 
halten.  3m  14.  3ahre  »erlief  bie  @.  ba$  Jtlofter,  btlbete 
ftch  unter  Vofelli  für  ben  bram.  ©efang  unb  betrat  im 
lö.  Sahre  bie  Vübne  ju  Venebig  mit  einem  fafl  unerhörten 
(Erfolge;  ft'e  fang  nun  nach  einanber  tn  SMailanb,  glorenj, 
SEriefr,  9tom  unb  Neapel,  ihr  Name  mürbe  nicht  allein  in 
Stauen  rühmltcbfr  genannt,  fonbern  tönte  auch  übere>  ©leer 
unb  »erraffte  if>r  einen  höcbfr  oortheilhaften  JRuf  nach  £iffas 
bon,  mo  bamalei  bie  ital.  £>per  mit  bejonberer  ©unfr  gepflegt 
würbe.  5  3ahre  wirfte  ft'e  bafelbfl  mit  Sllles  beftegenbem 
(Erfolge,  ging  bann  1800  über  SCUabrib  unb  ^arte  nach  üon= 
ton,  wohin  ihr  ein  betfptellofer  Stuf  »oraneilte,  bem  auch 
bie  JRefultate  ihrer  Cetjhtngen  ootlfommen  entfpracben.  Vlad) 
Sjährigem  Aufenthalte  in  üonbon  fefjrte  ft'e  nach  sPariö  jurücf 
unb  übernahm  bie  fieitung  ber  ital.  Oper;  fte  hatte  ftcbin= 
beffen  mit  bem  ehemaligen  franj.  Kapitän  von  Valabregue 
oerheirathet ,  beffen  UngefchiaHicbfeit  bei  ber  Verwaltung  ber 
ital.  Sper  ber  CE.  grofien  SSerluft  ju^og.  1810  machte  ft'e 
einen  wahrhaften  £rtumphjug  burcb  fafl  ganj  Europa  unb 
erregte  in  2>eutfcblanb ,  25anemarf  unb  Schweben  eben  fo 
grofen  ©nthufiaemus,  alö  in  ©nglanb  unb  granfreich,.  1818, 
182Q  unb  1S20  wieberholte  fte  biefe  Steifen,  befucbte  auch 
Stuflanb  unb  ^olen  unb  enbete  enblich  1828  ihre  2Beltfahr= 
ten.  «Sie  lebte  nun  theite  in  tyatiö,  tfyeiU  in  glorenj;  hier 
fliftere  fte  eine  vorjügltcbe  ©efangfchule ,  in  welcher  |timm= 
begabte  9)iäbcben  unentgeltlich  unterrichtet  werben.  —  25ie  S. 
war  eine  im  eigentlichen  Sinne  bes  Sßortee  geniale  Sange= 
rin;  ihre  wunberbaren  Erfolge  erjictte  fte  einzig  burch  bie 
tiefgeiftige  Sluffaffung  unb  ben  anmuthigen  Vortrag  ber  ©e= 
fangflücfe,  moburcb  fte  bie  SDienge  jur  maflofen  Vemunberung 
hinrip,  wäbrenb  bie  (trenge  Aritit"  manchen  gerechten  £abel 
auefprach;  ju  bem  weiten  Umfange  ihrer  äuferfr  wohlflins 
genben  «Stimme  gefeilte  ftch  eine  gertigfeit,  wie  ft'e  vor  ihr 
noch  nicht  ba  gewefen  war  unb  ein  unermüblichcr  ftleifj 
machte  es  ihr  möglich,  »wahrhafte  SDunber  in  bem  fecbnifchen 
Vortrage  ju  wirfen.  körperliche  Schönheit  unterftü^te  biefe 
herrlichen  iHaturgaben.  SOJan  hat  ihren  (Sbarafter  vielfach, 
verläumbet  unb  ihr  namentlich  Stolj  unb  unerfattliche  £>abz 
fucht  vorgeworfen  j  bocb  fallen  biefe  Vorwürfe  meifl  auf  ihren 
Öatten  jurüct,  ber  bie  Sängerin  auf  unwürbige  SBeife  t»ran= 


Catastase         Catharina-  Orden         105 

niftrte,  mit  ibrem  frönen  Talente  wucherte  unb  bie  ©ummen 
oergeubete,  btc  ft'e  erwarb;  wer  tbr  naber  jranb,  fanb  ibren 
Gbarafter  gewif?  f)öa)fl  liebenswürbig,  anfprucbslos  unb  rein 
weiblid).  (3.) 

Catastäse  (gr.;  Sleftb.),  berjenige  Xfyeil  ber  griecb.  £ra= 
göbie,  ber  jwtfcben  ber  (Jpitbafe  unb  (Saraflropfye  mitten  inne 
lag  unb  gletdjbebeutenb  mit  ber  ©rf»ürjung  bes  jlnotenß 
in  ben  neuern  bram.  2Berfen  i|r.  2>er  granjofe  bejeidjnet 
biefen  &t)eil  eines  ©tücfs  mit  noeud,  ber  (£nglanber  mit 
plot.    SSergl.  Stragöbie. 

Ca ta  ströphc  (griecf;. ;  3lejrbet.),  im  allgemeinen  bie 
plö^licbe  2Bcnbung  ber  £>inge  im  SDienfcbenleben  j  im  25rama 
bie  Stuflöfung  bes  «Knotens,  ber  Ausgang,  melier  unerwartet, 
aber  natürlich  aus  ber  Verfettung  ber  Gegebenheiten  ftcb  ent= 
wtcfein  unb  ben  3ufcbauer  befriebigen  muf.  3?ergl.  2lrifro= 
teles,  Slusgang,  Drama,  «Knoten,  Sragöbie  :c.  (B.) 

Catel  («Karl  Simon),  geb.  ju  Sligle  im  SSJaablanbe 
1773;  er  fam  febr  jung  nad>  ^Paris,  wo  er  ftcb  ausfcbltefilicb 
ber  SJtuft'f  wibmetc  unb  würbe  fpäter  £ebrer  ber  Harmonie 
am  neubegrünbeten  (Sonferöatoire,  wo  er  ftcb  befonbers  burcb. 
treffliebe  2lbrjanblungen  über  bie  CJlementarlebre  ber  SKuftf 
grofe  2Jerbienfre  erwarb,  3?ür  bie  23üf)ne  febrieb  «S.  bie 
Spem:  Semiraniis,  les  Bayaderes,  Zirpbile  et  fleur  de  Myr- 
the ,  l'auberge  de  Bagneres,  les  artistes  par  occasion,  les 
aubergistes  de  qnalite,  le  premier  en  date,  "Wallace,  l'offi- 
cier  enleve  unb  baS  SSallet  Alexandre  chez  Apelle,  bte  ftd) 
fämmtlid)  burdj  einen  reinen  ©tnl,  reiche  SDtelobioft'tät  unb 
befonbers  bureb  2Inmutf)  im  ©efange  ausjeiebnen.  ß.  flarb 
ju  $ariö  1S30.  (3.) 

Catharina  II.,  «Kaiferin  twn  JRufjlanb,  bie  in  ber 
©efebidbte  eine  fo  bebeutenbe  Stolle  fpielt,  bat  ftcb  aud)  als 
©cbriftfrellerin  befannt  gemaebt  unb  für  bas  SEbeater  einige 
©tücfe  gefebrieben,  bie  im  Theätre  de  l'Eremitage  entbal= 
ten  ft'nb.  @ie  überfetjte  aud>  bas  fyiflovtfdie  3)rama:  Oleg, 
oon  25crfcbawin,  aus  bem  rufftfeben  Original  in  bas  $xan= 
äoftfebe.  (R.  S.) 

Catharina -Orden  (Drben  ber  (jetltgen  Satbarina), 
oon  $eter  bem  ©rofen  »on  SRuflanb  jur  Erinnerung  bes 
griebens  am  ^3rutb  unb  feiner  ©emablin,  beren  Statt)  ii)n 
aus  feiner  oer^weiflungöoollen  Sage  rettete,  am  Namenstage 
berfelben  1714  geftiftet.  CJr  würbe  Slnfangs  and)  Bannern, 
jet?t  nur  Stauen  erfbeilt.  £>te  «Kaiferin  ijl  Örbensmetfrerin, 
aueb  als  SiBitwe,  wo  bann  bie  regierenbe  «Kaiferin  nur  &ias 
conifftn  tfl.  2>er  Crben  beftebt  aus  2  Slaffen,  ©rof  =  unb 
«ftleinfreujen ,  letztere  Ulaffe  ifr  t?om  «ftaifer  $)aul  1797  ge= 
friftet.  iDas  Örbensjeicben  iji  ein  runber,  golbener,  blau= 
emaiüirter  ©cbilb ,   auf  beffen  Sorberfeite  bit  beil.  @atl)arina 


106  Catonase  Cauchemar 

ablehntet  ift,  bie  Süüd feite  jeigt  ein  dleft  ooll  junger  5lbler 
auf  einem  £fiurm  unb  an  beffen  §ufe  "2  alte  s2lbler  mit 
©d&langen  in  ben  ©abnabeln,  bie  ju  iftren  Sungen  empor= 
fliegen  wollen,  ^Darüber  fielen  bie  Sporte :  Aequat  munia 
comparis.  J)ie  ©roffreuje  tragen  bie&  Örbenejeidjen  an  einem 
f)od)vott)en ,  gemdijerten  33anbe  mit  ftlberner  (^infaffung  t>on 
ber  regten  ©dwlter  nad?  ber  linfen  Jcmfte  an  einer  grofen 
©cbleife,  »vorauf  bie  ÜZBorte:  §ür  Hiebe  unb  ÜBaterlanb,  in 
rufft'fdjer  ©djrift  in  &eibe  gewirft  ft'nb.  Stuf  ber  linfen 
SBruft  tragen  fte  sugleicb  einen  ad)tfpi£igen ,  ftlbernen  ©tern 
mit  einer  ponceaufarbenen  $lad)e,  worauf  ein  ftlbernee  Äreuj 
mit  einem  falben  ftlbernen  SRabe  ftefyt.  3n  ben  4  SBinfeln 
bes  Jtreujcs  ftet)en  bie  23ud)fraben:  E.  R.  O.  S.  unb  untrer 
in  golbener  ©cbrift  bie  oben  gegebene  Örbenebeöife.  2>ie 
2.  klaffe  tragt  bat  Örbenöjeidjen,  ofjne  aSruftftern,  an  einer 
fleinen  ©cbleife  beffelben  23anbes  auf  ber  linfen  <Seite  fjocfj 
nadj  ber  ©cbult'er  ju.  (B.  N.) 

Catonase  (griedj.j  ©arber.),  ein  ©flaoenfleib  mit 
einem  Slermel,  ber  £oga  ähnlich,  unten  mit  einem  formalen 
23efa#e  oon  ©djafefell.  <£e  mürbe  »on  beiben  ©efdjledjtem 
getragen.  (B.) 

Catrüfb  (Sofepft),  geb.  1775  in  Neapel.  3n  ber 
militärifcben  Karriere  beftimmt,  mibmete  er  ft'd)  jebod)  bem 
©tubium  ber  SOtuftf.  $lad)  beenbigten  ©tubien  am  (Sonfers 
oatorium  la  Pieta  dei  Turcbini  lebte  er  in  ©enf  unb  fpdter 
in  9?ari6  unb  componirte  in  erfrerer  <Stabt  bie  £)per:  Les 
avengies  de  TranconviUe,  bie  fefyr  gefiel  unb  nodj  3  anbere. 
1814  bebutirte  er  in  ^)ariö  auf  bem  Theatre  Feydeau  mit 
feinem  Aventnrier,  ber  aber  wenig  anfpracb;  bann  erfcbien 
oon  itym  bie  Oper:  la  filie  romanesque,  bie  ftcb  buvd)  elegan= 
ten  ©toi,  angenehme  SDielobien  unb  gut  gearbeitete  3njtru= 
mentirung  auszeichnet,  ©etne  £ird)l.  (Sompofttion :  (Styriftue, 
oerbienft  bie  rübmlidjfte  Slnerfennung.  (£r  tyat  nodj  compo= 
nirt:  uue  inatinee  de  Front  in  unb  la  bataille  de  Denain;  aucf) 
fyat  man  t>on  itym  bau  gefchjiijte  SQSerf ;  Bareme  mnsical,  ou 
l'Art  de  composer  la  musique  saus  en  counaitre  les  principes, 
1811,  8.  (R.  S.) 

Ca  tu  II  iin   (D-uintue   Sutatiuö) ,    ein    beliebter 

9Jiimenbid)ter  bes  1.  Saljrf).  n.  €h,r.  in  9Kom.    Suoenal  er= 

wdfint  feiner  Satyr.  VIII,  185: 

„Damaftpp  nacb  »erjefjrten  ©ütern,  oermiettjet  bie  ©timme 

bem  Ztyeatev,  bat  laute  ©efpenfr  be&  @.  ju  fpielen"  unb 

Martial  V,  31  fprid>t  von  „bem  3auber  (Satullifcber  kirnen" 

(facundi   scena  Catulli).  (W.  G.) 

Caucheinär  (franj.;  £echn.),  wörtlich,  >Ulp,  2llp  = 
br liefen,  nennt  ber  franj.  ©cbaufp.  jebe  fcfjlecbte,  ober  in 
ber  EOeaterfpradje   unbanfbare  2lu6i)ülf6rclle ,    weil  er  bat 


Cava  Mi  C  ilur  107 

Setvuftfein,  eine  fd&lecbte  SRoüe  ju  fptefen,  mit  bem  ®efü()le 
beö  2iiporücfen$  oergleicbt.  (L.  S.) 

C'avälli  (Francesco),  geb.  ju  SSenebig  1610,  einer 
ber  fruebtbarfien  unb  gefcbä£teften  (£omponiften  Staliens;  e$ 
ft'nb  nod)  45  Opern  Don  ibm  oorbanben,  bie  ©cbeibe  in 
feinem  „fntifdjen  2)tufttu$"  unöergleicblicb  nennt,  ba  bie 
!Recitattr>e  21Ueö  überträfen,  wa$  bisher  geleiftet  werben,  ber 
(Sbarafter  barin  burebaue  feftgebalten  unb  bie  3been  neu, 
füfjn  unb  auebrucfeöoü"  feien.  (5.  ftarb  ale  Sapellmeifter  an 
ber  Sftarfuefircbe  ju  SBenebig  1674.  (3.) 

Cavatine  (Sföuft'f),  fonfl  eine  Spernarie  überhaupt, 
je§t  eine  fleine  2lrie  obne  SSerjierungen ,  bie  nur  aus  einem 
Steile  befielt,  ber  niebt  mieberbolt  wirb.  ©ewöbnltdj  gebt 
ibr  ein  furjeö  3lecitattt>  ooraus ,  beffen  ©ebanfe  ft'e  mieter- 
bolt.  2)ie  <S.  foll  nur  ber  einfache  3lu6brucf  eines  ©efübieö 
fein.  (7.) 

Cävei  (a.  23übne),  f.  2Impbitbeater. 

Cazet  (Souis),  geb.  um  1770.  £>a&  Seben  biefes 
ausgezeichneten  Äomiferö  am  Varietes  gäbe  «Stoff  ju  einem 
bunten  intereffanten  JRomane.  3n  feiner  3ugenb  mar  er 
(Sorfar;  »on  ben  Grnglänbern  gefangen  genommen,  entfam  er 
bem  lEobe  nur  wie  bureb  ein  SBunber.  2)ann  fpielte  er  Äo* 
möbie,  juerft  in  ben  Kolonien  unb  bernacb  in  SSorbeaur» 
fpäter  mar  er  SHebbaber  am  Gaite  unb  feit  1808  am  Varie- 
tes; ie£t  fpielt  er  33ebiente  unb  fomifebe  2llte;  er  ift  ein 
mabree  3beal  fomifeber  ©utmütfjigfett.  (A.) 

Cazuela  (Secbn.).  Sin,  nur  bem  fpan.  Spater  eigen=. 
tbümlid&er  tylafy  bes  3ufcbauerraums.  (St  beftnbet  ft'cb,  in  ber 
SOiitte  be$  erften  JRangee,  ba  mo  in  beutfeben  Sweatern  bie 
fürfit.  Soge  ift,  nimmt  bie  ganje  Jpälfte  bei  erften  langes 
ein  unb  gebt  fo  meit  in  bie  Siefe,  alö  bie  ©allerie  ber  engl. 
Sbeater- (f.  b.).  J&ier  ft'^en  nur.^Muen,  bie  mit  bem  ©ins 
trittspreü?  in  bie  <S.  aueb  bas  (Sintrittsrecbt  für  alle  übrigen 
$piä§e  bes  %f)eatex$  erfaufen,  baber  ift  bie  S.  in  ben  3mifcben= 
acten  gemöbnücb  leer,  meil  bie  Samen  bann  23efucbe  in  ben 
Sogen  unb  Jcoerö  abmatten.  —  Uebrigene  ift  bie  ©efellfcbaft 
febr  gemifebt,  ba  grauen  jeben  ©tanbes  t)ter  erfebeinen.  <S$ 
ift  fogar  niebte  ungemöbnlicbes,  25amen  ber  ^öc^fren  @tänbe 
in  naebläfftger  Äieibung  neben  Frauenzimmern  t>on  jmeibeu= 
tigern  9tufe  tylafy  nebmen  ju  feben.  2)en  Scannern  ift  ber 
üBefucb  ber  <S.  burebaue  unterfagt.  (L.  S.) 

C  barre  (franj.;  SDiuftfj,  bas  grofje  burebftriebene  C, 
momit  ber  21Uabreoetact  bejeiebnet  mirb.  (7.) 

C  dar  (SDIuft'Ej,  bie  erfte  ber  24  Tonarten  be&  neuem 
9Dtuft'!'ft)fiems ,  in  beren  fieiter  nur  natürlicbe  £bne  oorfom= 
men  unb  bie  baber  feine  äSorjeicbnung  t>at.  2)er  cbarafterü 
ftifebe  2lu^brucf  biefer   Tonart  ift  3teinbeit,   Unfcbulb  unb 


108  Cccchi  Celcbrität 

9tatt>ttät,  bocb,  tft  ft'e  aud)  jum  2lu$brucfe  ber  Araft  unb  einer 
ernften  33ebarrlid)£eit  geeignet  unb  j.  ÜB.  oon  SDiojart  im 
erfren  Jinal  bee  Don  3uan  unb  im  tief  erfebütternben  „!£a!" 
ber  Statue  be$  (Somttyur  im  2.  Stete  mit  ©rfolg  angewenbet 
worben.  (7.) 

Cecehi  (fpr.  2>fdE)e?£i,  £omenico),  geb.  um  1670  ju 
(Sortona,  einer  ber  größten  Sänger  unb  tüd)tigften  Sd)aufp. 
bamaliger  3eit.  Um  1095  fam  er  nad)  SGBien ,  wo  er  befon= 
bers  in  järtlidjen  unb  empfyatifcben  Martinen  glanjte;  er 
fpielte  bann  nodj  an  mehreren  Sweatern  SDeuffcblanbö  unb 
ifef>rre  17(12  mit  9?eicbt()ümern  belaben  nad)  Italien  jurücf, 
wo  er  biö  1700  wirfte,  bann  aber  ftarb,  ober  fta)  bocb  gänj= 
lieb,  oom  Sweater  jurücfjog.  (R.) 

Cccchlni  (fpr.  2)fcbe??ini,  ^ietroSDiaria),  ital.  (So= 
müer  bes  16.  3ai)rf).,  beffen  fleine  Scbrift  über  bie  (Sombbie 
eine  wafyre  Junbgrube  für  bie  ©efcbjcbte  beS  ital.  Xljeatexö 
tfh  (2rr  fpielte  in  ber  Gruppe  bee  glamminio  Scala, 
genannt  glaoio,  °en  Slrlecbino  unb  führte  ben  £f>eater= 
namen  ^rtteKtno.  (£r  ft.  um  1610.   S.  Argumente».  (L.  S.) 

Cecil  (2Billiam,  S3aron  ».  S3urleigl)),  geb.  13-20; 
berühmter  engl,  Staateimann.  £rat  1547  in  Staatebienfte, 
genof  bie  befonbere  ©unft  ©buarbö  VI.,  nafym  unter  ber 
^Regierung  ber  SDcaria  feine  <£ntlaffung  unb  trug  fpäterf)in 
öiel  jur  £()ronbefteigung  ber  Slifabetb.  bei,  beren  treuer  £)ie= 
ner  er  au*  geblieben  tft.  «Sie  ernannte  ihn  jum  ©ef>eimen= 
ratf)  unb  Staateifecretär  unb  entjog  if)tn  nur  einige  äeit  ii)xe 
©unft  febeinbar,  nadjbem  ft'e  auf  feinen  SKatt)  SDcaria  Stuart 
hatte  gefangen  fe§en  unb  fyinricbten  laffen.  33.  tfyat  Diel  für 
ba&  ©ebeiben  bee  Sanbeö  unb  unterjeiebnete  ben  grieben  mit 
Spanien  noeb  auf  bem  £obbette.  £r  ftaxb  1398.  £>erfelbe 
33.  tritt  in  SduUer'S  Srauerfpiele  SOJaria  Stuart  auf  unb 
bürfte  ju  ben  wenigen  GFfjarafteren  gehören,  worin  ber  25id>= 
ter  ber  ©efcbidjte  treuer  geblieben  ift,  als  er  eö  fonft  ju  fein 
pflegte.  (H.  M.) 

Cecrops  (9Jcntl).),  ber  (Erbgeborene,  ben  feuern  nad» 
ber  ©rünber  s2ltfjert6  unb  ber  Kultur  ber  attiföen  3?ölfer= 
febaften,  fo  wie  beren  erfter  .ftbnig.  <£x  warb  halb  al6 
SDienfd»,  tyalb  ale  Solange  gebaut;  aud>  wohl  jur  «öalfte 
als  SDiann,  jur  Hälfte  ale  SÜBeib,  um  if)n  alu  Stifter  ber 
(Si)€  ju  bejeiebnen.  SBon  ihm  t)ei$t  2ltr>en  fjä'uffg  (Secropia, 
bie  2ltf)ener  Secropiben.  (F.  Tr.) 

Ceintüre  (franj.;  ©arber.),  fo  o.  w.  ©ürtel,  ieib= 
binbe. 

Celebrität  (33erübmtbeit)r  ift  ber  Seleritat 
(Scbnelle)  wegen,  mit  ber  befonbere  bie  23üb,nentünftler  fyeut 
ju  $tage  ju  if>r  gelangen,  ber  £afenfcbwanj,  ber  ib,nen  rädjenb 


Ccllitinncn  Censur  109 

nacbläufr.   Wlafylmann  lief  in  feinem  ©imon  Cämmcben 
ben  SBucbbänbler  fagen  —  „—  —  curios! 

(£0  celebrirt  jeljt  2llle6  frtfc£>  brauf  los 
Unb  faum  ju  bejahen,  glaube  es  mir, 
Sfl  ba$  oerwünfdjte  SJelinpapier!" 
9Han  begnügt  fta)  jwar  jeijt  mit  £>rucfpapier,  aber  bei  bem 
„frifcb  brauf  loö"  ift  eö  geblieben.  <Se  ift  febr  betrü= 
benb,  auf  »welche  hmfttöbtenbe  SBeife  ber  gröflte  2-beii  ber 
heutigen  Unterbaltungöbldtter  mit  bem  Verleiben  ber  <S.  $au$ 
ober  nötiger  nid)t  $aü&  f>ätt  unb  mef)r  baburdj,  als  burcb 
aSerbammungen  fcbabet.  ©lücflicberwetfe  tyat  bie  Unjabl  bie= 
fer  SPofaunen  ba&  parterre  mif  rrauifcber,  »orftdjtiger  gemacht, 
aber  fte  bringen  bennoer;  ben  befebeibenen,  rebltcben  unb  fleif»? 
gen  ©cbaufp.  in  ber  grembe,  ber  ft'a>  gern  mit  feinem  müf)= 
fam  erworbenen  Serbienfre  begnügte  unb  ju  boebgefpannter 
Erwartung  wegen  oft  niebt  baju  gelangt,  fef)r  in  Stacbtbeil, 
wäbrenb  fte  ben  GEfjarlatan  mit  tiefen  ^uffö  abeln.  Die 
SJcaffe  ber  halbfertigen  «£tfrrionen  jeboeb ,  bebarf  einer  ftar= 
fen  2)oftß  »on  (S.  unb  Bennt  bie  Wlittel  (Sameraberie, 
«Schmeichelei  unb  SBejablung)  nur  ju  gut,  um  niebt  ju  tr)r 
gelangen  ju  fönnen.  2)a  nun  biefe  ©uebt  nacb  gebrückter 
<£.,  leiber  aueb  JlünfHern  anklebt,  bie  fol<ber  Mittel  eigentlich; 
gar  niebt  bebürfen,  ba  aueb  fte  ftdt)  fefjr  r)äuftg  baju  ber* 
geben,  it)ren  SSerleibern  ben  ^»of  ju  macben,  fo  ift  ber  2lbge= 
fcbloffene,  bem  bieö  unmöglid)  ift ,  übelgeftellt  unb  fct)eut  ftcf> 
oft  felbft  bie  23efanntfcbaft  gebiegener  Äunflricbter  ju  fueben, 
aue  $\iTd)t  oon  ibnen  mif  oerftanben  ju  werben.  Sie  Älage 
über  ben  SOcangel  an  ausgezeichneten  £>arftellern  ift  allgemein 
unb  bennoeb  ftro^t  jebee  V'ocalblatt  t>on  <S.en.         (C.  B.) 

Cellitinnen  (Sllerianerinnen,  gewöhnlich  bie 
fdjwarjen  ©cbweftern  genannt),  3eit  ihrer  Stiftung  un= 
gewif.  @ie  folgen  ber  9tegel  beö  3luguftinue,  leifren  baß 
4.  ©elübbe  ber  .Krankenpflege  felbft  jur  ^efijeit  unb  leben 
niebt  im  flöfterlicben  Skrfeblufj,  fonbern  buben  offene  <Spitä= 
lex,  geben  in  bie  Käufer  ber  ^Privatleute  unb  »erfeben  unent= 
geltlicb  ben  Dienfl  einer  Äranfenmdrtertn.  £racbt:  SRocf  unb 
«Scapulier  febwarj.  2Beibel  febwarj  ober  weif.  23eim  9lue= 
geben  ganj  in  einen  grofen  9Jcantel  gebullt.         (B.  N.) 

Censur  (SEecbn.).  2>ie  @.  über  baö  S£r>eater  ifl  zweierlei 
2lrt,  inbem  fte  fowobl  bie  barjufrellenben  ©tücfe,  al?  bie  3et= 
tel  unb  überbaupt  jebe  öffentliche  Slnfünbigung  beffelben  be= 
aufftebttgt.  Sern  Censor  muf  jebes  ©tücf ,  melcbee  ein 
SEr>eater  aufjufübren  beabftebtigt,  gleicb  Diel,  ob  baffelbe  ge= 
brueft  ober  SKanufcript  ift,  ob  ee  an  anbern  Orten  unb  märe 
c6  aueb  in  ber  ^»auptftabt  bes  Sanbee,  gegeben  morben  ifr, 
jur  «5.  oorgelegt  werben.  25em  <5enfor  ift  es  überlaffen,  ent= 
weber  bat  @tü(f  ganj  ober  bebingungsweife  ju  erlauben. 


110  Censur 

3f*  ba$  le^tere  ber  goll ,  fo  mu$  bas  3:f)cater  bie  Stollen 
nacb  bem  geftriebenen  23ucfee  austreiben  lauen,  welcbes 
an  einigen  Orten  ber  (Senfor  ju  feiner  Ceattitnation  juruef; 
bebalt  unb  nur  eine  9lbfcbrift  mit  s2luslaffung  ber  geftricbe= 
nen  ©teilen  oora  SsBucfee  erlaubt,  Jöduft'g  wirb  ein  anberer 
Stiiel,  anbere  ©tanbc  unb  tarnen  ber  @barattere,  ober  auefe 
bie  Verlegung  bes  ©cbaupla^es  in  anbere  3eit  ober  anbere 
Sdnber  »erlangt.  3n  allen  biefen  fällen  ^at  bas  Theater 
jundcbfl  ju  geboreben,  fann  aber  f*ann  feinen  SRecurg  an  bie 
bebere  <S.  sSBebbrbe  nehmen.  5Die  $>flicbt  bes  ^eatexe  tfr 
es,  über  bie  ©cbaufp.  ju  waefeen,  ba$  biefe  nic^t  etwa  bie 
33orfcbriften  ber  @.  umgeben  unb  bureb  3ufäl}e,  ^Betonungen 
ober  ©efriculattonen  bte  geftriebenen  ©teilen  erfe&en.  üÖei 
großen  üBübnen,  namentlicb  ^ofbübnen,  pflegt  ber  2>irigirenbe 
jugleicb  mit  ber  (S.  beauftragt  ju  fein  unb  nur  feinem  (£r= 
meffen  bleibt  es  überladen,  entweber  ein  ©tücf  gar  niebt  ju 
geben,  ober  buref>  Sluslaffung  bes  t>erle#enb  (Srfcbeinenben, 
baffelbe  ber  berrfd>enben  Meinung  niebt  ju  frfjroff  gegenüber 
ju  flellen.  £>afj  man  bie  Staupacfe'fcben  £obenftaufen ,  in 
benen  ber  ^Japft  auf  ber  23übne  erfebeint,  ntc^t  in  2Bten  unt> 
£öpfer'$  SEagesbefebl  niebt  in  Serltn  gibt,  wirb  Sttemanb 
befremben  unb  bie  <L  oertritt  t)iex  nur  bte  öffentliche  9)teis 
nung.  2tnbere  Abneigungen,  ÜJerbdltniffe ,  ^erfonlicfefeiten 
laffen  ftcb  ebenfalls  niebt  immer  jurücfweifen  unb  im  ©anjen 
febeint  bie  Xt)eatex  =  (ä.  eine  notbwenbige  unb  nü^licfe  bewahrte 
<£inricbtung ,  bie  freiliefe  aueb  if>r  Unbequemes,  je  nacb  ben 
perfönltcfeen  Ueberjeugungen  bes  (Eenfors ,  SCBiberftnniges  fyat. 
2)afj  man  bie  2luffübrung  bes  25on  €arlos  nur  erlaubt,  wenn 
bie  Hebe  bes  ©ofmes  ju  feiner  Wluttex  wegbleibt  5  baf?  man 
ben  tyatyex  gelbfümmel  niebt  mebr  oon  ^ippelsfircfeen  nennt, 
weil  ein  »erbienter  ©eneral  jufallig  eben  fo  t>ei$t,  febeint  ju 
bem  lederen  ju  geboren.  —  2)ie  jwette  2lrt  ber  <S.  trifft  bie 
Zettel  unb  jebe  bffentltcfee  üBeFanntmacfeung.  @ie  waebt  bar= 
über,  bafj  je  nadt»  ben  beftebenben  SSerorbnungen  ntefet  an 
©onn  =  unb  Feiertagen,  oft  aueb  eine  befrimmte  3eit  cor  ober 
naeb  ben  grofen  Jlircbenfefren  SBorftellungen  gegeben  werben, 
bte  ifyxex  SEenbenj  nacb  ber  SBebeutung  be&  geftes  entgegen 
ftnb;  baf  bte  SJorfcfertftcrt  binft'cbtlicb  oer  ©pieltage  gebalten 
werben;  Ücicfets  angeFünbigt  wirb,  was  ben  23ebingungen  ber 
<£onceffton  juwieberläuft  u.  f.  w.  £>iefe  le^tere  Art  bex  Q. 
iffc  burebaus  poli^eilicb.  £>er  Senfor,  ber  entweber  00m 
©taat  ober  ber  <&tabt  baju  ernannt  ifr,  fyat  niebt  allein  bas 
Stecbt,  bie  2lnFünbigung  eines  neuen  ©fücFes  ju  »erbieten, 
bis  bie  @.  =  ^Bewilligung  erfolgt  ifr,  fonbern  es  ftebt  tbm 
aueb  ein  ^freipla^  bei  ben  3Jorfleliungen ,  fo  wie  ber  unge= 
binberte  SBefucfe  ber  groben  ju;  bas  leerere  pflegt  nament= 
lieb  bei  ©aftfptelen  jn  gefebeben ,  wenn  ber  frembe  Äünfller 


Centauren  Cephalus  111 

in  ©tücfen  fpielt,  bie  nur  bebingungöroeife ,  mit  5lueUaffung 
beftimmter  ©cenen  ober  ©teilen  geflattet  ftnb.        (L.  S.) 

Centäüren  (sJ9töth.),  bie  bis  jum  Nabel  ale  9)ienfcben, 
t»on  ba  abiuärtö  alt  Stoffe  geflalteten  ©ohne  be&  theffalifcben 
Äcnig^  Srion  unb  ber  5Hephele,  b.  h.  einer  2BoI£e,  roeld&er 
3uno ,  um  3rion$  3ubringlidbfeitert  ft'ch  ju  entjiehen ,  ihre 
eigene  ©efralt  gab.  ©ie  ftnb  ungefcblachte ,  bem  Strunf  ers 
gebene  SBefen  unb  beöhalb  in  freien  <£änbeln  begriffen,  oon 
benen  ber  berühmtere  ber  Jlampf  mit  ben  feinblicben  Capithen 
tfr,  ber  mit  ber  gänjlicben  9cieberlage  ber  @.  enbete.  Die 
<j.  ftnb  einer  ber  am  ijäuftgfien  bargeftellten  ©egenfränbe  ber 
bilbenben  Äunft  bei  ben  Sllten,  gewöhnlich  mit  einer  un= 
förmlichen  Äeule  ober  einem  auggertffenen  23aumftamme  be- 
waffnet. (F.  Tr.) 

Centlivre  (©ufanna),  geb.  1667  in  ber  ©raffebaft 
Sincoln.  42ll6  Jtinb  fcfyon  oerlor  fte  beibe  (Altern,  entflog 
ihrem  garten,  unmenfcblidben  ©rjieher  unb  fam  fo  nach  £on= 
bon,  nachdem  ft'e  einige  3eit  in  SDtannefleibern  mit  einem 
©tubenten  ber  llnioerfttat  ßambribge  gelebt  hatte,  unb  ftgu= 
rirte  bafelbjt  als  mittelmäßige  ©chaufpielerin  an  oerfchiebenen 
Sweatern,  ©ie  mar  breimal  oerr)etrati)et  unb  ihr  le^ter  SSJcann 
93J.  (S. ,  aJtunbfod)  ber  Königin.  35on  ihren  bram.  Werfen 
fjaben  ftcb,  einige  bi$  auf  bie  je^ige  3eit  erhalten,  3.  23.: 
A  boid  stroke  for  a  -wife,  in  Deutfdjlanb  aue  einer  alten 
Ueberfe^ung  unter  bem  tarnen  „bie  4  23ormünber"  befannt. 
The  bnsy  body  (3üngerö,  <2rr  mengt  ftd)  in  Slllel)  unb  The 
Wonder,  weicht  legtere  ©tüdB  fte  bem  ©panifeben:  Muges, 
Hora  y  venceras!  nadjgebilbet.  3n  allen  ihren  ©tücfen  gibt 
ftcb  eine  grofe  «Äühnhett,  leiber  aber  auch  eine  entfebiebene 
©ittenloftgfeit  funb.  greunbe  unb  greinbe  haben  fte  tn  oer= 
febiebenen  ©Triften  entroeber  übertrieben  gelobt  ober  unge; 
recht  getabelt.  (L.  S.) 

Centorini  (£echn.),  t>on  cento:  hunbert,  nennt  bie 
ital.  £heaterfprache  alle  ©änger  unb  ©dngerinnen  2.  unb 
3.  Stangeö.  Die  23ejeichnung  flammt  au&  alteren  Beiten 
ber,  mo  bie  ©ehalte  folajer  ©ubjeete  ftcb  feiten  in  bie  £un= 
berte  »erftiegen.  25er  Uluebrucf  xoie  bie  ©ache  ift  geblieben, 
wenn  auch  bie  ©ummen  feit  jener  Bett  unenbltch  gefriegen 
ftnb.  (L.  S.) 

Cephalus  (SDTotr).),  ein  atrtfeher  Jpetoö,  beffen  ®e= 
fehiebte  i)äuftg  Q°n  ben  bram.  Dichtern  behanbelt  woroen  ifl. 
SSon  2lurora  mit  ber  ®abe,  ftcb  beliebig  oermanbeln  ju  fön= 
nen,  befcfyenft,  menbete  er  biefe  ba%u  an,  bie  £reue  feiner 
©attin  $)rocri£  ju  prüfen,  inbem  er  felbfl  ft'e  in  frember 
©ejtalt  jur  Untreue  ju  oerleiten  fuebte.  <i$  gelang  unb  bie 
SBerflofiene  flof)  nacb  (Sreta  jur  Diana  unb  erbielt  hier  ben 
Äunb  Salapö  unb  einen  Sagbfpeer,  melcben  beiben  fein  2Bilb 


112  Cerberus  Ceremonie 

entging.  2lue  «Sebnfudbt  nadj  bem  frrengen  ©emabl,  f  ehrte 
fte  nacb  2ltrtca  jurücf,  warb  ihm  wieber  serfbbnt,  aber  balf 
ein  ©pfer  tbrer  eigenen  <£iferfud)t.  @ie  hatte  bie  ©aben  ber 
2>iana  ihrem  ©atten  überlaffen.  35a  biefer  nun  häufig  »or 
SEageeanbrudj  auf  bie  3^gb  ging  unb  Q>rocri£  ein  (£int>ers 
ftänbnig  mit  9lurora  t»ermutbete ,  fdjlid)  fte  ihm  einfr  burdb 
bae  (Uebüfdb  nadb,  an  beffen  Sftaufdjen  <S.  ein  SÜilb  »er= 
mutbete  unb  mit  bem  nie  feblenben  ©peere  bie  ©attin  töb= 
tete.  25en  SJtörber  »erfolgten  bte  5»^^  &iß  er  auf  ber  3n= 
fei  Sepbalonien  ben  Zcb  fanb.  (F.  Tr.) 

Cerberus  (9Jiötb.),  ber  bie  Unterwelt  unb  ben  0alafr 

flutonö  bemadjenbe  «fröüenbunb,  eine  Srucbt  ber  Hebe  bee 
npbon  ju  ber  (£diibna.  <ix  »utrb  oon  ben  2lelteften  SO*, 
t»on  ben  Steueften  100  =  ,  oon  ben  9)ieifren  breiföpftg,  mit 
©djlangenmäbne  unb  ©rad^enfcbweif,  fürdbterlid&er  «Stimme 
unb  giftigem  23iffe  gefdulbert.  (£r  fperrt  nicftt  ben  3ugang 
jum  $abes ,  wohl  aber  bie  SRücffehrj  barum  muffen  ihn 
Öebenbe,  bie  ben  ©ang  binabruagen,  entweber  burcfe  bie 
9)iadbt  ber  Seier,  wie  £3rpbeu6,  ober  bura^  ben  SJtercursfrab, 
ober  burch  perfbnlidje  .Kraft,  tvie  .öerculee,  bewältigen,  bem 
ee  auferlegt  mar,  ihn  auf  bie  Oberwelt  ju  bringen.  <£r 
mufjte  ee  unbewaffnet  thun  unb  warb  fpäter  bura>  ben  beim 
.Kampfe  erhaltenen  23if  auf  eine  3eit  lang  rafenb.    (F.  Tr.) 

Cercär  de  IIa  nota  (ital.j  SDiuft'B),  wörtlia^  bae 
•Berühren  ber  9lote,  beim  ©efange  ein  9tad)fd)lag  ber  »orhers 
gehenben  9iote  auf  bie  folgenbe,  ober  bie  2?orauenahme  ber 
folgenben  auf  bie  oorbergehenbe.  (7.) 

Cercle  (franj.j  £edm.),  alter  SRame  be$  ^arquets, 
je#t  noch  jumeilen  jur  33ejeidjnung  ber  twr  ben  Sogen  lau= 
fenben  ©allerien  gebraust. 

Cereälien  (a.  23übne),  ein  ^rüf>ltng^fefi:  in  9tom, 
weldjee  in  ber  Glitte  beß  SlprÜ  oon  ben  grauen  mit  2>ar= 
ftellung  ber  Ceiben  ber  um  ihr  geraubtes  Ainb  trauernben 
(Seree  gefeiert  würbe.  2luaj  feierlid>e  Slufjüge,  SEBettrennen 
unb  ©cbaufpiele  würben  an  biefem  gefte  gehalten.     (W.,  G.) 

Ceremonie,  wörtlicb  geier,  ^eterltc^feit ,  Jpöflia> 
feitegebraud).  1)  25ae  SEbeater  hat  oft  bie  Stufgabe,  <5.n 
ber  oerfdnebenfren  ÜUltev  unb  3eiten  barjuftellen ,  nament* 
lieh  ft'nb  (Ln  ein  wefentltdjer  JBefranbtbeil  grofer  Opern. 
(£in  SEriumpbjug  bes  alten  Stcms ,  Öpferfrienft,  Jpoarjeiten, 
SBolfefefre ,  nationelle  Skluftigungen  u.  f.  w.  geben  bie  be= 
quemfre  ©elegenheit,  ßhor  unb  ©tatifren  jmeef  mäßig  ju 
verwenben.  3e  nadj  ben  Mitteln  einer  33ühne  fann  ber 
arrangtrenbe  SKegiffeur  über  bie  58orfd)rift  beei  iDia^tere  hin= 
auegeben  unb  felbfrftänbig  wirfen.  3e  gewiffenbafter  er  t)iex 
bie  reid>e  Literatur  ber  iHeifebefcr;reibungen,  grofen  etbno= 
grapbifdien  2Berfe  unb  ßoftüme   benu^t,   je   mehr  er  auf 


Ceremoniel  115 

sRtdbtigfeit  ber  ©ecorationen  unb  entfprecbenben  ©barafter  ber 
SDiuftt  hält,  je  ©elungenereS  »wirb  er  letfren.  2>ocb  beachte 
man,  bafj  vieles  Söclfetbümltcbwabre  unb  genau  Süchtige  nicht 
immer  fcbcn  tfl  unb  bie  23übne  auch  in  ber  treuefren  2)ar= 
frellung  baS  Gerebelte  bebingt.  SBolIte  man  Kampfe  ber 
©labiatoren  mit  bem  Xobe  be&  ©inen  enben  lajfen,  wie  ee> 
bod)  bie  (&e\<bid)te  berietet,  fo  mürbe  bieg  unfcbbn  wirfen 
unb  bas  Theater  entweihen.  25ie6  ein  23eifpiel  für  »tele. 
•2)  La  g  ran  de  C.  ©in  ©ebraucb  ber  franj.  23übnen,  befcn= 
bers  bei  Theatre  fran^ais;  eine  2lrt  ö'on  Stpotbeofe  »erfrors 
bener  Dichter  ober  Schaufp.  ©ewöbnlicb  mirb  auf  ber  Sühne 
bie  SBüfte  bei  Verewigten  aufgehellt  unb  alle  Stttrglteber  bei 
Xfyeatexß  umgeben  fte  in  g'eflf leibern;  2Jerfe  ju  ©bren  bejfel= 
ben  ober  ©teilen  aui  feinen  SBerfen  merben  gefprocben  unb 
am  Scblujfe  bte  SBüfre  befrdnjt.  Corneille,  Stacine, 
Voltaire,  SDtoIiere  haben  fammtlicb  bie  ©bre  ber  g.  C. 
genoffen  unb  bai  Theatre  frai^ais  pflegt  bin  unb  wieber  bei 
befonberö  feftlicben  ©elegenbeiten  folcbe  ©.n  ju  oeranjialten. 
©ine  ber  merfwürbtgfren  ©.n  fanb  am  30.  SJcarj  1778  ju 
©bren  bei  noch  lebenben  Voltaire  Statt,  welcher  bie  Ärönung 
feiner  23üfte  aus  einer  «Seitenloge  bei  2.  Dranges  mit  anfah- 
9cacb  ber  SBorjtellung  feines  SErauerfpielS :  Irene,  hob  ftch  ber 
Vorhang  unb  jetgte  eine  SBüfte  Söoltaire'S,  welche  ^riebricb 
ber  ©ro|e  bem  greifen  dichter  gefchenEt.  -Die  erflen  Schaufp. 
beS  Theaters  (unb  ju  jener  Seit  befanb  ftch  eine  grofe  3abl 
ausgezeichneter  Äünfller  bort  oereint)  waren  in  bem  ßojrüm 
feiner  SEBerfe  anwefenb  unb  frönten  biefe  SSüjre  unter  bem  leb* 
fyafteflen  Subel  bei  ^Publtr'umS.  ©in  ausgezeichneter  Jtupfer= 
flieh  oon  ©au eher  1782  fiellte  biefe  ©.  bar.  Voltaire  würbe 
burch  biefen  Vorgang  fo  ergriffen,  bafj  er  erfranfte  unb  oier 
2Boa)en  nachher  jrarb.  (L.  S.) 

Ceremoniel.  £>ie  bei  feierlichen  ©elegenbeiten  ju 
feeobaebtenben  ©ebrduebe  in  Äleibung,  Stellung,  ©inführung 
u.  f.  w.  bei  «£>ofe;  9tang  unb  Stanb  beflimmen  babet  ben  23or= 
jug  unb  bie  2trt  ber  geierlicbPett,  fo  toie  ben  äBecbfel  in  Jtlei= 
bung  unb  Jpaltung.  2)aS  ©.  flammt  oon  ben  bt)$antintfcben 
Äaifern  ab ,  oerpflanjte  ftch  an  alle  £öfe  ©uropa's  unb  ge= 
bieh  in  Spanien  ju  einem  wahrhaft  lächerlichen  ©rabe  ber 
9lu6bebnung.  Äarl  V.  pflanjte  biefeS  ftetfe  ©.  auch  nach 
2>eutfcblanb  unb  eS  influirte  bergeflalt  fafl  auf  alle  Jpöfe, 
bafj  bai  ©efellfcbaftsleben  baburch  erbrücft  unb  bie  gürfren 
felb|t  bagegen  auf  CufrfcblöJTern  u.  bergl.  Scbu£  fuchten,  wo 
baS  ©.  ganj  ober  bod»  theilweife  aufgehoben  würbe.  £>er 
fran^.  ^»of  ging  hierin  ooran  unb  fo  entjlanb  ba&  fleife 
Siefibenji  unb  ba$  freiere  ©ampagne  =  ©.  3uerjt  bie 
Sieformatton,  bann  ber  freie  Sinn  g-riebriebe  bei  ©rojjen  unb 
befonbere  bie  franj.  JJlepolutton  i)aben  bn$  S.  mächtig  er= 
St)catcr  =  £cxifcn.    II.  8 


114         Ceremonien- Kleidung         Cerf 

fdjüttert  unb  nur  am  £ofe  Napoleons  taufte  eö  in  feiner 
ganzen  ©trenge  »uieber  auf;  je$t  befielt  baffelbe  an  ben  mei= 
ften  Jpöfen  nur  nocb,  bei  befonbern  gcierticbteiten.  3ur  3eit 
fetner  23Iütr>e  bilbete  ba6  <S.  eine  eben  fo  compltärte  alö 
n>id>tige  2Biffenfd)aft.  (B.) 

Ceremönien- Kleidung.  2)er  für  bie  Jürften  fo= 
wohl,  als  beren  Umgebung  bura)  ba&  (Seremoniel  t>orgefcf;rie= 
bene  2lnjug  bei  gewiJTen  §eierlid)f eiten ;  biefe  Aleibung  war 
metfr  aue  bem  SDiittelalter  unb  ift  feit  bem  17.  3af)rt).  nad> 
unb  nacf)  oerfdjiuunben.  dlux  bie  oerfdnebenen  Orben  unb 
bie  ©eifrlicfjfeir  galten  nocf)  meljr  ober  weniger  bie  (S.  bei 
befonbern  äSeranlaffungen  fefi.  (B  ) 

Ceremönien- Kleister,  ber  SSeamte,  welker  über 
Die  Ausübung,  bes  ßeremoniels  ju  road^en  tyattej  je$t  burd) 
ben  Jpofmarfdjaü  erfe§r.  CB.) 

Ceres  (SMötf).),  eine  bev  12  oberen  ©ottf)eiten,  Butter 
ber  <Proferpina  (5)erfepfyone),  ©bttin  bes  ©etreibe  =  unb 
2ld!erbaueS,  t)iep  im  ©ried).  Demeter,  2>eo.  9Wan  freut 
ft'e  als  bie  (Jrnafyrerin  ber  9Jlenfd)en  in  griedj.  ©en>anbe  mit 
einem  oollen  JBufen  bar,  einen  2lef)ren£ranj  unb  in  ber 
«fcanb  eine  fleine  ©idjel,  oft  aud)  SDZofyn  unb  Jtornafyren 
tragenb.  (K.) 

Cerf  (Äarl  ftxiebxid)),  geb.  1782  ju  Unterretffjeim 
am  SJiain.  2>urd)  fein  Vermögen  in  einer  unabhängigen 
Stellung,  lebte  er  oon  1802  bts  1811  in  2>ef7au  als  ^?rioat= 
mann.  1813  nafjm  <S.  eine  2lnftellung  als  Ariegecommiffdr 
in  bem  Jpauptquartiere  bes  ruffifdjen  ©enerals ,  ©rafen  oon 
SBitrgenfrein ,  an  unb  machte  in  biefer  Gigenfdjaft  bie  %elbz 
jüge  oon  1813,  1814  unb  181.5  mit.  3n  biefem  Soften  be= 
nat)m  er  ftd)  fo  rüljmlid},  bafj  ber  Jtaifer  s2lleranber  it)m  bie 
große  golbene  SDZebaille  für  2>ienfreifer  gab.  Vlad)  üBeenbi= 
gung  beS  Jelbjuges  lie$  er  ftd)  in  SSerlin  nieber,  roo  er  feit 
jener  Üeit  als  ^rioatmann  lebt.  25er  28eft'§  eines  großen 
Kaufes  auf  bem  s2lleranberpla§e  braute  ir>n  juerfr  auf  ben 
©ebanf en ,  ein  SolfStfyeater  ju  begründen  unb  auf  fein  2In= 
fudjen  würbe  tbm  bie  Sonceffion  jur  Bebauung  eines  %t)ea= 
ters  oon  bem  .Könige  erteilt.  <i.  bilbete  nun  einen  2ktien= 
»erein,  ber  auf  ©runb  feiner  Soncefft'on  bas  fönigfiabter 
Sweater  (f.  33edin)  erbaute.  £>iefes  £f>eater  »vare  nad)  bem 
^alliffement  ber  2Ictionäre  182'.)  unzweifelhaft  eingegangen, 
fyatte  nid)t  <S.  oon  feinem  2$or?aufsred)te  ©ebraud)  gentadjt, 
oas  Sweater  an  ftd)  gebraut  unb  bie  S>ertualtung  auf  eigene 
JRedjnung  unb  unter  feiner  perfbnlidjen  cberjien  i'eitung  uber= 
nommen.  Seit  biefen  10  3abren  bat  ex  nun  bas  3nfrttut 
fortgeführt,  es  auc^  an  äußerem  ©lanje  nidjt  fehlen  laffen, 
babei  aber  »oofjlweielid)  jenes  3uoiel  oermieben,  was  ben 
frühem  Untergang  biefer  2tn(talt  herbeiführte,    ©ein  Sifer 


Cervantes  Saavedra  Ha 

unb  feine  $f)ätigfett  ft'nb  lobenswert^,  bie  innere  cEonomifdje 
Verwaltung  gut  geregelt  unb  trol?  oielfacfjer,  jum  £f>eil  fef>r 
ungerechter  2lnfeinbungen  oon  ©eiten  bee  berliner  3ourna= 
lismue  »erfolgt  er  rubjg  feinen  2i$eg.  £>af  er  auf  bemfelben 
rro§  mannigfacher,  ungünfhger  auf  ern  Umfränbe  ba$  ÄEt)eater 
nun  fdjon  eine  folcf>e  9teir>e  oon  Saferen  fortgeführt  rjat,  oer= 
bient  gewtfj  alle  Slnerfennung ;  au*  werben  if)m  l)c*fren 
Ortö  oiele  33eweife  ber  3ufrteben^eit  ju  SEfjeit,  worunter  wir 
nur  ben  anführen,  bafj  (£.  am  25.  3anuar  l$35  oon  bem 
Könige  ben  SEitel  eineö  (5ommiffton$ratl)e6  erhielt.        (A.) 

Cervantes  Saavedra  (SJciguel  be),  geb.  1547 
ju  Stlcala  be  Jpenares>.  Wud)  2)cabrib,  ©eoitta,  Sucena,  So= 
lebo  ^quioiaö,  9l(cajar  be  ©an  3uan  unb  (Sonfuegra  ftrei= 
ten  ft*  um  bie  ©f)re,  ba$  er  in  üjnen  geb.  werben;  e$  ifl 
inbef  gewif,  ba$  er,  al$  er  7  3af)re  alt  war,  mit  feinen 
Altern  na*  S^at-rtb  30g  unb  bort  feinen  Unterricht  erhielt. 
Obgleich  er  f*on  eine  5lnjal)l  ©ebid^te  unb  ben  ©*äferroman 
gilena  gef abrieben  t)atte,  fo  jwang  if)n  benno*  feine  £>ürf= 
tigfeit  bei  bem  (Jarbinal  2lquaoioa  als  Äammerbiener  in 
2>ienft  ju  treten  j  bo*  gelang  e$  ifytn  bereite  im  folgenben 
Saljre,  al$  ein  Ärieg  gegen  bie  23arbare£fen  ausbradj,  als 
Offöier  angefreUt  ju  werben.  3n  ber  @*la*t  oon  Sepanto 
oerlor  er  ben  linfen  3lrm.  2ll<?  er  1375  in  fein  2Sater= 
lanb  jurücffer)ren  wollte,  warb  baö  ©*iff,  auf  bem  er  ftd> 
befanb,  oon  bem  Äorfaren  2lrnaut  SJianu  genommen  unb 
er  warb  als  ©flaue  na*  Algier  geführt.  7  3at)re  braute 
er  in  btefer  Sage  ju;  1581  fam  er  bur*  Soöfauf  na*  ©pa= 
nien  jurüdB  unD  warb  in  ©eoilla,  wo  er  ft*  t>erf>etratr>ete, 
mit  einem  geringen  @ef)alt  bei  bem  ^rooiantwefen  angejlellt. 
3e§t  begann  er  eine  neue  poetif*e  Saufbaljn  mit  bem  ©*dfer= 
roman  ®alatea,  welker  1584  erf*ien.  SBäfyrenb  er  ft* 
mit  Steifen  in  bie  ^rooinjen  23et)uf6  ber  2Jerprooianttrung  ber 
unüberw  in  blicken  Jlotte  fcef*dftigte,  begann  er  feine 
9c 00 eilen,  bte  er  Noveias  ejempiares  (eremplarif*e)  nannte, 
um  ft'e  oon  ben  unanfranbigen  ital.  ju  unterf*eiben.  ©ol*er 
Scooellen,  woju  wir  au*  ben  UDtalog  ber  £unbe  Sipion 
unb  33ergan$a  (Coloquio  de  los  perros  Cipioa  y  Berganza) 
unb  bie  erjl  oor  furjer  Seit  wieber  aufgefunbene  oermeinte 
23afe  (la  tia  fingida)  jaulen,  gibt  e&  15,  unb  ber  Siebter  fjat 
ft'e  in  ernjrfjafte  unb  f*erjr)afte  (serias  y  jocosas)  geteilt. 
2>iefe  9cooellen  traten  jebo*  erjr  and  £age$li*t ,  als  1605 
bie  erfte  Jpälfte  beö  2>on  ©.uijcote  erf*ien>  er  wanbte  ft* 
in  ber  3wif*enjeit  ber  23üf)ne  ju  unb  fjatte  feine  geringe 
9)f einung  oon  feinem  bram.  Talente.  „3*  war,"  fagt  er, 
„ber  <ixite,  ber  bie  gefjeimfren  ©ebanfen  unb  9)0anraftet>ilber 
ber  ©eele  barfreüte,  unb  braute  mit  bem  gröften  unb  allge= 
meinften  Seifall  beö  ^ublifumö  moralif*e  ©ejlalten  auf  bie 

8* 


110  Cervantes  Saavedra 

23übne.  3*  verfaßte  in  Hefer  3ett  20  bis  30  Cufifpiele, 
welche  alle  aufgeführt  würben,  of)ne  baf?  man  ihnen  ©efdjenre 
mit  ©urfen  ober  anbern  jum  SBerfen  >uot)l  paffenben  fingen 
gemacht  hatte,  ©ie  gingen  alle  ihren  ©ang  fort,  ohne  §)fei= 
fen,  (Stampfen,  3if<ben  unb  Carmen  unb  waren  febr  ange= 
nehm  ju  flauen."  Sänge  3eit  waren  biefe  üDramen,  wie 
einige  feiner  -Jtooellen,  in  ^ergejfenheit  gerathen  unb  ihr  2Sers 
luft  warb  um  fo  mebr  bebaue«,  als  man  in  bem  unfrerbs 
liehen  ÜBerfaffer  bes  2)on  £luirote  aueb  einen  trefflichen 
SDramenbicbter  oermuthete,  woju  man  bei  feinem  eminenten 
poetifeben  Talente  wohl  berechtigt  war.  ©pdter  als  man 
einige  berfelben  wieber  auffanb,  fühlte  man  ftcb  fehr  ent= 
taufebt.  9)lit  Sluenahme  feines  £rauerfpiels :  Numancia, 
ftnb  bie  anbern  unter  ber  aWittelmdfJigr'eit,  fo  oiel  man  nam= 
Iia>  nacb  bem,  was  baoon  aufgefunben  warb,  ju  urtbeilen  im 
<Stanbe  ift.  23efonbers  gilt  biet  oon  bem  feebsactigen  ©cbau= 
fpiel:  bie  Söebanblung  in  Sllgier  (los  tratos  de  Argei). 
(£s  ift  faft  fornifa)  ju  lefen,  mit  welcbem  ©tolje  ber  große 
Siebter   »on  biefen  gdnjlicb  »erfeblren  ^robuetionen  fpriebt, 

unb  Wie  er  bie  Numancia,  bie  Confusa,  bie  Batalla  naval ,   bie 

Gran  -  Turquesca  etc.,  als  eben  fo  Diel  SDieifterwerfe  rübmt, 
ja  folebe  fafl  noeb  über  feinen  unterblieben  Vornan  fe$t. 
©lücflicberweife  badete  bas  »publicum  anbers.  £ro$  bem, 
bafj  ber  ©cbaufp.  9ca»arro  aus  SEolebo,  ben  man  ben  (£r  = 
finber  ber  Theater  nannte,  weil  er,  wie  <$.  fagt,  ben 
«ftleiberfacf  mit  Jtojfern  unb  gelleifen  uertaufebte,  bie  SSJiuftf 
hinter  bem  SBorbange  öorbolte,  bie  SBolfen,  bie  23li|e,  ben 
2>onner,  ja  ©cbladjten  unb  3mei!dmpfe  erfanb  unb  in  ben 
[Rollen,  bie  es  niebt  erforberten,  feine  falfcben  23drte  litt,  in 
ben  ©tücfen  unfers  2)icbters  auftrat,  würben  feine  25ramen 
balb  bureb  iene  Sope's  be  SBega  »erbrangt  unb  <S.  ferjrte 
jum  JHoman  jürücf.  Sluf  einer  Steife  nacb  ber  9)cancba,  bie 
er  in  SImtsgefcbdften  unternabm,  fyatte  er  in  bem  2)orfe 
2Irgameftlla  be  Mlba  »ielen  SSerbruß  mit  ben  (ärinwobnern, 
ja  tie  untern  SBebörben  ber  ^Jrooinj  festen  tf>n  bort  fogar 
in  einem  Jpaufe  gefangen,  bas  noeb  beute  gezeigt  wirb.  9iacb 
ben  Sinen  foll  es  gefdjeben  fein,  weil  er  für  ben  $)rior  oon 
«San  Juan  ©ebühren  einforberte,  nacb  ben  2lnbern,  weil  er 
einen  2lrm  ber  ©uabiana,  ber  tf>re  ©arten  bewdfferte,  üBebufs 
ber  ©alpeterfabrif ation ,  ableitete,  (ix  raebte  ftdb  auf  eine 
feine  unb  milbe  SBeife,  inbem  er  obne  Slrgameft'lla  ju  nenneu, 
feinen  „SRitter  t>on  ber  traurigen  ©efralt"  bort  geboren  wer= 
ben  lapt,  unb  bies  bureb  bie  2Üorte:  „3n  einem  Jlecfen  ber 
SDtancba,'  auf  beffen  tarnen  ich,  mich  niebt  mehr  beftnnen 
will"  unb  ben  SÜBeg,  ben  ber  JReifenbe  nimmt,  anbeutet. 
>2Iuper  einer  ©efangenfe^ung  wegen  Grntfrembung  t>on  Staats^ 
gelbern,  wo  er  jeboa)  balb  als  ganjlicb  unfcbulbig  losgelaffen 


Cervulus  Chaine  117 

mürbe,  einer  unglücflicfjen  Hebe  ju  einer  Grbelbame,  eben 
fo  arm  mie  er ,  mürbe  er  in  feinen  alten  Sagen  nod)  bte 
ilafl  bee  SDcangelö  erfahren  haben,  wenn  ft'cb,  ber  ©raf  oon 
Üemoe  nicht  feiner  angenommen  unb  if>n  unterfiügt  hätte. 
<£x  ftart  am  23.  älpril  1616}  mit  <Shar"fpeare  an  bemfelben 
Sage.  (C.  t.  W.) 

Cervulus,  eine  2lrt  9?offe,  t>ie  in  23er£leibungen, 
SSermummungen  in  Shiergeftalten  unb  Pantomimen  befranb 
unb  im  Mittelalter  oon  ben  (Shriften  gewöhnlich  am  3teu= 
jabrsfefte  ausgeführt  mürbe.  3>te  Unft'ttlicbfeit,  bie  barin 
herrfdbte,  303  mehrere  nachbrücflicbe  Verbote  berfelben  herbei. 
SSergl.  iRarrenfefr.  (B.) 

Ces  (SDtuft'f),  ber  um  \  Son  erniebrigte  5£on  C,  in 
unferm  Sonfoftem  gleidjbebeutenb  mit  h.  (7.) 

Ces  dur  unb  Ces  inoll  (SOtuftf) ,  Tonarten,  bie  ju 
ben  24  unfereö  mobernen  ®i)fiems  nicht  gehören?  bie  erjrere 
mürbe  7,  bie  legrere  10  b  als  Siorjeicbnung  haben,  moburch 
baei  Sefen  ber  flöten  ^u  fehr  erfcbmert  märe  unb  H  dur 
unb  H  mou  finb  baher  flatt  biefer  Tonarten  allgemein  ges 
bräucblicb.  (7.) 

Cesti  (für.  £fcbefri,  SDtarc  Antonio),  geb.  ju  Slrejjo 
1624,  bilbete  ft'cb  unter  (Sariffimi'e  Leitung  unb  ?am  1046 
als  t£aüellmeijrer  nach,  §lorenj,  oon  mo  er  16-58  in  gleicher 
(^igenfcrjaft  nach  JRom  ging,  (ix  mar  einer  ber  (S'rfien,  ber  bie 
©per  in  einer  ber  gegenwärtigen  ähnlichen  ©efralt  auf  bie  Sühne 
braute  unb  befonbers  bie  2lrie  ber  heutigen  näherte.  7  bram. 
@omüofttionen  oon  ihm  haben  ftcb  erhalten,  bie  bafür  bürgen, 
baf  er  feiner  3eit  an  Äenntniffen  unb  Qhrftnbung  üoraue= 
geeilt  mar  unb  befonbers  bas  SRecitativ  mit  genialer  ©emanb= 
bett  bebanbelte.    (ix  ftarb  ju  JRom  1675.  (3.) 

C  ffa  ut  (Söiuf.),  in  ber  alten  ©olmifation  baä  Heine  c. 

CH,  21  uefp  räche  beffelben,  f.  2lusfüracbe  ber 
SBucbJraben. 

Cliueönne  (Sanjf.),  ernfrer,  ebler  Sanj  bes  früheren 
franj.  Öperntbeaters ,  ber  ftcb  nur  noch  in  ben  Spern  21  x- 
tnibe  unb  2llcefre  oon  ©lucf  erhalten.  <S"r  bejtanb  aus 
einer  0teihe  großer,  nicht  fcfjneüer  Sanjfcbritte.  —  3n  ber 
Sanjfunfl  heift  ein  $>aS,  meldber  im  J^erumbrehen  beS  Jtör= 
pere  gemalt  mirb:  tems  de  Ch.  (H...t. ) 

Chaereinon,  ein  tragifcber  dichter,  ber  um  360  —  50 
o.  @hr.  blühete,  bemnacfa  ein  3eirgenop  Philipps  oon  Wlace= 
bonien  mar.  Seine  gragmente  ftnb  oon  .&.  ©rotiuS  gefam= 
melt  morben,  ber  if>n  aber  auf  bie  Autorität  beS  ©uibas 
irrig  ju  einem  fomifchen  dichter  macht.  2lri)Totcles  ermähnt 
feiner  ehrenooll.  (W.  G.) 

Chaine  (franj.}  SanjrV),  wörtlich  &ette,  bei  (Sontre= 


118  Chameroy  Champmesle 

tonjen  bte  £our,  bei  welker  bie  Sanier  im  Jortfdjreiten  ft'dj 
medbfelfeittg  bie  JDanb  reid)en. 

Chameroy,  geb.  um  1770.  Grrfre  SEänjerin  beö  £f)ea= 
terß  ber  SRepublif  unb  ber  Aünfte  in  tyaxie,  oerltep  bte  23übne 
1803  jum  größten  i'etbmefen  bei?  ^)ublifum6.  ©ie  ftarb  noef) 
jung  an  ben  5°kjen  3"  großer  Slnftrengung.  25er  Pfarrer 
3u  ©t.  JKocb,  oermeigerte  ifjr  ein  cfirifHidjee  üßegräbniß,  aber 
bie  «ftirebe  ©t.  Stomas  war  nacbjicbtiger  unb  begrub  fte  in 
geweifter  (£rbe.  (H...t.) 

Chämfort  (©ebafrien  =  JRocb  Nicolas),  geb.  1741 
bei  Slermont  in  2luoergne,  mar  ©ecretär  be6  ^rin^en  Sonbe, 
23orlefer  ber  ^rinjefft'n  (£lifabetf),  SDcitglieb  ber  Slcabemie  unb 
Sibliotbefar  ber  Scationalbibliotbef,  oerlor  aber  feine  «Stellen 
beim  2luebrucbe  ber  3tet>olution ,  als  beren  heftiger  ©egner 
er  auftrat.  ($r  warb  be^f>alb  oerbaftet,  fam  aber  mteber 
frei,  wollte  ftcb,  einer  2.  äJerbaftung  ju  entgegen,  felbft  um= 
bringen  unb  ftarb  in  §olge  ber  ftcb  beigebrachten  SBunben  in 
größter  Dürftigkeit  1794.  9tad}  SS.erlufl  feiner  ©teilen  er= 
narrte  er  ftcb  bureb  literarifd)e  arbeiten  unb  nimmt  einen 
ehrenvollen  <plat}  unter  ben  franj.  bram.  Siebtem  ein.  Unter 
vielen  guten  ©tücfen  ftnb  folgenbe  bie  befien:  La  jeane  In- 
dienne,  le  marchand  de  Smyrne,  2  Cufrfpiele  unb  ba&  £rauer= 
fpiel:  Mustapha  et  Zeangir.  (£r  mar  aud)  ein  öorjüglicber 
ty/litavbeitex  be&  Dictionnaire  dramatique,  tyaxiß  1776,  3  Xt)le. 
©eine  äßerfe  gab  ©inguene  ir.  4  23anben,  ^)ariö  1793,  mit 
einer  Söiograpbie  fyexaue.  (Jine  2.  Auflage  in  2  SBanben  ers 
fefeien  1808  unb  eine  beutfd)e  Ueberfe^ung  oon  ©tamperl, 
Seipjig  1797,  in  2  23änben.  (R.  S.) 

Chämpein  (©tant$la$),  geb.  ju  SDcarfeille  1753; 
er  fhtbirte  juerfr  bafelbft,  bann  in  tyaxiö  bie  SDcuftf?  unb  trat 
1779  in   ber  Oper:    Thetis  et   Peiee,    als  Somponift  auf, 

meldjer  fcbnell  bie  Öpem:  Nina,   La  melomanie,   Leonore  unb 

le  baiser  folgten,  bie  mit  bem  lautefren  23eifall  aufgenommen 
mürben;  inerbureb  ermuntert  febrieb  er  bi$  1790  nod)  15  Opern 
mit  gleichem  (Erfolge,  jog  ftcb,  bann  aber  ganjlicb,  oon  ber 
Äunfr  jurücf  unb  mürbe  JRegierung^beamter.  <£t).6  SOIufiß 
jeidmet  ftcb  befonberö  bureb  febone  ©efangmeifen ,  reine  unb 
fräftige  Harmonie  unb  große  Seicbtigfeit  aus.  9)cef)rere  fei= 
ner  Opern  ftnb  in  iDeutfdjlanb  unb  3talien  mit  großem  (£r= 
folge  gegeben  morben.  (3.) 

Champmesle  (SDZarie,  geb.  35  es  mar  et),  geb.  1044 
in  SRouen,  ging  ju  einem  ^roötnjtaltbeater  unb  erfebien  im 
Safere  1669  jum  erflen  ÜDial  in  tyaxis  auf  bem  Theätre  da 
Marais,  mo  fte  allgemeinen  (Entbuftaemue  erregte,  ©ie  wirb 
oon  mehreren  ©cbriftftellern  if>rer  Zeit  bie  Sötaitreffe  Stacx* 
ne'ö  genannt,  gemiß  ifl  es,  bafj  fte  oon  ifym  unterriebtet  unb 
für  bas  gacb,  ber  erflen  tragifeben  Collen  au&a.ebilbet  waxb, 


Changemens  a  vue  Chaos         119 

nacbbem  if>r  ©roföater,  ber  $)arlamentöpräft'bent  31t  JKouen 
war,  fte  enterbt  fjatte.  Sfjre  getflretc^e  Unterhaltung,  meftr 
aber  noch,  ifyre  gro£e  ©djonfjeit,  matten  ifyr  £au6  jum 
©ammelplafc  aller  berühmten  SJcanner  jener  3eit:  2>e3s 
preaur,  SRacine,  la  <Sl)apelle,  23alencour  unb  la 
Jontaine  fprecfoen  in  tbren  Werfen  Stile  oon  tfjr  unb  &ei= 
ner  t(l  unter  ifjnen,  ber  ntd)t  roenigftenei  einige  ©ebidjte  auf 
ir>re  @d)6nf)eit  unb  ttyre  SEalente  gemalt  fyätte.  2116  @cf>au= 
fpielerin  entjücfte  fte  ba&  parifer  $)ubli?um  burdb,  tt>re  t)öd)ft 
fonore  unb  flangoolle  Stimme,  bie  3eben  ju  S^ränen  rührte, 
wenn  fte  in  ben  bamalö  oergötterten  SEragbbien  SKactne'es  er* 
flang.  3l>r  ©emaljl,  <ät)axle6  <ät).f  mar  ebenfalls  ©djaufp., 
geft'el  aber  meh,r  in  fomifdjen  SRolIen.  25er  ©raf  oon  ßler= 
mont  =  £onerre  oerliebte  ftd)  in  fte  unb  fte  mürbe  if>m  ju 
Hebe  i^rem  älteren  (beliebten  9lacine  untreu.  25eepreaur 
machte  baljer  folgenbeö  geifrreidje  CLuattratn  auf  fte: 
A  la  plus  tendre  aniour  eile  fut  destinee, 
Oui  prit  long  tems  Racine  dans  son  coeur. 
Mais  par  insigne  malheur, 
Le  Tonnerre  est  venn,  qni  l'a  deracinee. 
3f)r  im  fünfte  ber  Siebf)aber  äuperfr  liberale  Wlann  ftarb 
plö§lid)  in  ber  Äird)e,  mo  er  für  feinen  »Neffen  SDteffe  lefen 
liefi.  Grr  mar  audj  &f)eaterbidjter ,  bocft,  ftnb  nur  menige  fei= 
ner  ©tücfe  bi$  auf  bie  9iad)melt  gekommen.  SDiarie  @f).  ftarb 
1698,  furje  3eit  nadjbem  fte  ftcb,  00m  Sweater  jurücfgejogen 
Ijatte,  im  2>erfe  2luteuil  bei  $)ari6.  (L.j 

Chängemens  a  vue  (franj.;  £erf>n.),  offene  2Jer= 
manblungen  ber  25ecorationen.  £>a6  franj.  SÜort  ift  gleidj 
fo  fielen  anbern  jum  tedmifd)en  2lu6bru<£  bei  allen  größeren 
Sweatern  gemorben  unb  man  nennt  alle  23ermanblungen ,  bie 
nid)t  burd)  becfenbe  ©egenflänbe,  etma  baö  ^erunterlaffen 
ber  SSorbergarbine,  eine  2Bolf?enbecoration  u.  bergl.,  erleichtert 
merben,  Ch.  ä  vue.  2luf  ben  grofen  parifer  Sweatern,  mo 
feiten  bie  2Jorbergarbine  mä^renb  ber  3mifd}enacte  f)erunter= 
gelaffen  mirb,  mup  2llles  a  vue  oermanbelt  merben.  3ebe6 
Ch.  ä  vue  ift  fdjmieriger,  forbert  mef)r  Arbeiter  unb  forgfamere 
23orberettung,  alö  bei  gefd)loffenex  ©arbine.  3n  25eutfd>lanb 
ftnb  fte  feiten,  ja  man  pflegt,  menn  befonberä  fdjmierige  2Ser= 
manblungen  &tatt  ftnben  follen,  lieber  einen  Stet  mef>r  ju 
machen,  j.  23.  ber  greifdui§  in  4  2lcten,  mo  ber  3.  2lct  allein 
in  ber  2Bolfsfdjlud)t  fpielt.  (L.  S.) 

Chanson,  Chansonnette  (franj.?  SKuftr'),  fo  0. 
m.  2ieb  (f.  b.). 

Chaos  (aJivjtr).).  2JBdf)renb  bie  biblifdie  @d)öpfung6= 
gefdudjte  in  (Srgrünbung  be$  Uranfang^  ber  25tnge  bi$  jur 
moglid)  meiteften  2lbftraction ,  bem  9lia)t$,  emporfleigt,  »ers 
mag  bie  finnlidjere  2lnft'd)t  ber  griect).  unb  röm.  SSJhjtije  ftd> 


120  Chapcau  Charakter 

nur  bie  jum  23egrijfe  bee  leeren  Staunte  ober  einer  allee 
Vcbetteelemenree  nod?  entbehrenben,  aber  bie  rofjen  (Stoffe  ber 
fünften  ÜBeltbilbung  umfajfenben  Materie  311  erbeben.  £>iee 
tfl  bas  (Sf).,  baes  ältefte  ber  SQJefen,  aber  ohne  flar  heroor  tre= 
renben  (Jljarafter  ber  ^erfbnlidjr'eit ,  halt  ale  uöllig  regunge= 
loe ,  balb  ale  im  innern  Jtampfe  feiner  wiberfhreitenben  (£le= 
mente  begriffen  getadit:  taber  nodj  jeßt  fpridiwcrtlicb  ber 
Steprdfentant  ber  £>rbnungeloftgfeit  unb  Verwirrung.  (F.  Tr.) 

Chapeäü  (franj.j  ©arber.),  £ut;  Ch.  Las,  ein  flei= 
ner ,  ganj  flauer  breiecfiger  $ut  Den  fdjwarjer  «Seibe ,  ber 
nie  aufgefegt,  fonbern  ftete  unter  bem  2lrme  getragen  würbe, 
grüner  war  er  bei  ben  vornehmen  ©tanben  allgemein,  würbe 
fpdter  jur  bloßen  (Seremonienfleibung  (f.  b.)  une  ifl  jegt  fafl 
ganj  oerfdjwunben;  eine  2lrt  beffelben  war  ber  Ch.  claque, 
audj  bloe  Claque  genannt,  ein  größerer  breiecfiger  «£ut,  ber 
wecbfelnb  aufgefegt  unb  unter  bem  2lrme  getragen  würbe. 
Ch.  parasoi,  ein  Damenbut  im  oor.  ij^brf).,  ber  fich  augen= 
blicflich  jum  Sonnenfcbirme  umwanbeln  unb  eben  fo  leidjt 
wieber  jum  J£>ute  machen  lief  5  tffc  ganj  oergefTen.        (B.) 

Chäperon  (franj.j  ©arber.),  ©chwetffappen,  bte  Jtopf 
unb  Jpale  bebecften.  3m  Mittelalter  würben  fte  oon  betben 
©efchlecbtern  getragen,  fpdter  oerloren  fte  ftch  unb  gaben  nur 
ben  SDiöncbefappen  unb  2)octorhüten  it>re  §orm.  (B.) 

Charakter  (2Ieflf)et.).  2lbgefehen  oon  ben  23ebeus 
tungen  biefee  2Bortee  ale  3tid>en,  Jiennjeia^en,  ©eprage, 
9imt,  SBürbe,  gefrigfeit  unb  £anbeln  nach  ©runbfä^en,  haben 
wir  ee  hier  nur  mit  bem  <Sh.  bee  SDJenfajen  ju  thun,  b.  h. 
mit  benjenigen  (Eigenfchaften,  welche  ein  SnbioiDuum  Don  bem 
anbern  unterfcheiben  unb  ben  befonbern  9Jterfmalen,  burdj 
welche  bte  öerfduebenen  ©attungen  bram.  Dichtung  unb  thea= 
tralifcber  ©arftellung  ftch  unterfcheiben.  <£haraf  terifrifcf; 
heißt  im  allgemeinen  2illee ,  tone  ftch  bura>  eigentümliche 
SBefaiaffenheit  auejeichnet,  fo  bap  es  nicht  mit  2lnberem  oer= 
wechselt  werben  fann.  Seim  SJienfcben  alfo  ba$  Naturell, 
bae  Temperament,  bie  Talente,  ©emütheart,  Neigungen;  fo 
wie  im  weiteren  Segriff  alle  (Eigenheiten,  ©ewohnheiten  unb 
fonfrige  Steußerlicbfeiten  jeter  21rt.  2)er  @h.  in  Darfrellung, 
©eclamation  unb  SDtimif  ijl  bie  wefentltcbfte  Stiftung  bee 
fcbaufpieUfünftlerifcben  ötubiums.  2>er  ©cbaufp.  hat  eine  fajt 
fcbwierigere  Aufgabe  ju  löfen,  ale  ber  bilbenbe  Äünjtler  j  benn 
biefer  befchränft  feine  25arfrellung  auf  einen  gewählten  9Dio= 
ment,  ber  ©cbaufp.  aber  f)at  ben  61).  bee  oon  ihm  £>arge= 
frellten  in  ben  oerfcbiebenfren  @onflicten  fefr  $u  galten  unb 
babura?  bas  ©anje  etnee  menschlichen  SBefene  jur  Stnfdiauung 
ju  bringen.  25er  2>id)ter  liefert  bem  &d)<xufp.  fein  Sorbilb, 
nach  welkem  biefer  feine  Werfen  Derlaugnen  unb  ein  Slnbes 
rer  fein  fönnte,  fonbern  nur  bie  23eranla||ung,  bie  21ufforbe= 


Charakter  121 

rung  baju  unb  gerate  Sterin  liegt  ber  fünfHerifdje  23eruf  beö 
©cpaufp.,  bas  (Begebene  burcfe,  ^erfonijt'iirung  ju  beleben. 
Ennoeber  erhalt  ber  ©cbaufp.  ein  befftmmt  gezeichnetes  23ilb 
in  feiner  Stelle,  ober  er  ftattet  bie)e  burd)  ©tuotum  mit  ana= 
logen  Sbarafterjügen  aus,  bie  ibm  entroeber  baS  eigene  Talent 
gibt ,  oi>er  bie  er  burdj  fcbarfe  ^Beobachtung  ertannt.  25ie 
(Sbarafterifrif  bes  ©djaufp.  mufj  fdjarfer  fein,  als  man  ft'e 
in  cer  Statur  ftnbet;  ungefähr  in  bemfelben  aSerf)dItrtt#  wie 
bas  bram.  ©ebidit  in  bem  engen  Staum  einer  2$orfrellung 
(Sonflicte,  2Sermicfelungen  unb  t'öfungen  b,äuft,  ju  benen  in 
ber  üZÖirflidjf'eit  S^^re  gehören.  3e  met)r  ficb,  ber  barju= 
flellenbe  <it>.  oon  ber  ^Perfbnlicbfeit  beS  ©djaufp.  fonbert, 
je  mef)r  er  in  ©ang,  Haltung,  &on  unb  Siebe  ein  2lnberer, 
als  er  felbft  ifr,  je  »erbienfllidjer  ifr  fein  SBirfenj  benn  ber 
©cbaufp.  ifr  nidjt  allein  bas  Organ  bes  2)id;terS,  fonbern  aud) 
ber  Steprafentant  feiner  Schöpfungen.  Erhalt  ber  ©djaufp. 
eine  Stolle  jur  2)arfrellung ,  fo  fudje  er  »or  allen  Singen 
ben  <it).  berfelben  fomobl  aus  ben  SBorten  ber  eigenen  Stolle, 
als  aus  ber  3bee  res  ©rü<f  eS  unb  bem ,  was  bie  anbern 
Stollen  über  fie  aupern,  ju  ernennen  unb  ft'cö  ju  confrruiren. 
3ut>örberfr  fuefce  er  aus  bem  (Begebenen  bie  xBabjfdjeinlicfjs 
feiten  bes  nicfjt  ©egebenen  abzuleiten  unb  je  met>r  tiefe 
SLtabrfdjeinlicbfeiten  mit  mirflieb,  Jßorbanbenem  übereintreffen, 
je  gröfer  bie  SDfeifrerfcfiaft  bei  SDtenfdjenbarftellerS.  ©eburt, 
Erjiebung,  Umgebung,  Eigenheiten  u.  f.  m.  brauchen  Weber 
?em  Siebter  gefebilbert,  noefe  auSbrücflicb  ermähnt  worben  ju 
fein  unb  eS  ifr  Aufgabe  für  baS  ©tubium  einer  Stolle,  biefe 
©egenfldnbe  flar  aus  bem  3?erbaltnifj  beS  ©egebenen  ju  er= 
fennen ;  bann  aber  barauf  fortzubauen  unb  mit  Jpülfe  ber 
Dom  Sidjter  oorgefcfjriebenen  SBorte  bieS  oollfrdnbige  Erfaffen 
eines  @b-s  jur  2lnfd>auung  zu  bringen.  Äein  (£t).  ifr  fo 
ausfcbliefjlid)  bem  SJtenfdjen  eigen,  bap  nid)t  Staum  für  bar= 
aus  entfpringenbe  analoge  (Stj.e  in  ifjm  märe,  ©o  entfpringt 
SWiftrauen  aus  ©eij,  ©djabenfreube  auS  <£afj ;  ber  ©cbaufp. 
b,at  olfc  bie  äSerpfücrjtung,  wenn  bie  Stolle  baju  ©eleg#nr;eit 
gibt,  biefe  s2lusfrrbmungen  eines  gegebenen  ^aupt  =  6l>.S  jur 
2?ert?ollfrdnbigung  beS  SSübeS  anjuteuten,  wenn  aud)  niefct 
gerate^u  SÖorte  r>om  Siebter  barauf  fytnmeifen.  ES  gibt 
feine  Stolle,  welcher  ft'd)  ntdjt  ein  befrimmter  Et),  abgewinnen 
ließe,  wenn  aud)  eben  nur,  wie  bei  ber  2lnmelberolle  (f.  b.), 
ber  Eb.  ber  ganjen  ©attung,  tveld^e  ft'cfe  bann  freiließ  auf 
Sleuferlidtfeiten  befeferanft.  —  Sterin  liegt  aud)  fdjon  bit 
Stegel  für  ben  benfenben  ^ünfrler,  nieb^t  6r)arafterifrif  beS 
3nbit?ibuums  ba  anzubringen,  mo  eS  eben  mit  (Sfjarafterifrif 
ber  ©attung  getfjan  ifr  unb  in  biefen  Sb,.  =  ©attungen  liegt 
ber  Urfprung  ber  Stollenfäcfter  (f.  b.),  ba  ber  eigentümliche 
2on,   bie  ©eftalt  unb  befonbere  23efaf)igung  einen  ©cbaufp. 

8** 


122    Charakter.  Rollen    Charakter -Stücke 

«oruigsweife  für  biejenigen  (£f).e  eignet,  beren  äuferlic^e  <£r= 
fdjeinung  burd)  feine  <£igentf;ümlid)feit  am  leidneften  t>eran= 
fc^aulic^t  wirb.  (L.  S.) 

Charakter- Rollen  (£ed)n.)  werben  in  ber  S^eater^ 
fpradje  alle  Stollen  genannt,  meldte  bie  Aufgabe  r>aben,  einen 
(ibarafter  (f.  b.)  in  feiner  t>ollfränbigen  (£ntwtcfelung  ju  fer= 
anfdjaulicben.  ©ewbt)nlid)  füt?rt  bie  SBirfung  eines  (5bara£= 
rers  bie  in-rwicfelung  berjenigen  ©tiicfe  l)erbet,  weldje  man 
unter  beut  Tanten  (5f)araf terflücf e  fennt.  25er  2>id)ter 
hat  bafjer  folgen  Stellen  frets  eine  befonbere  ilusbermung 
gegeben  unb  burd)  genaue  <Sd)ilberung  bem  £>arfreller  meift 
bas  eigene  Schaffen  erfpart,  fo  bafj  tiefer  f)örf>ftene  nur  ein= 
jelne  (Sharafterjüge  ()üt}U',ufügen  b,at.  Stile  Situationen 
eines  Stud'es  frienen  bann  meift  nur  ba^u,  um  ben  §aapU 
cbarafiter  in  allen  Stiftungen  wirtfam  ju  jetgen.  2)er  ©einige, 
ber  gutberjige  Polterer,  ber  leidjtfmntge  Lügner,  bie  Einfalt 
fom  Sanbe  ftnb  grof  e  61).,  beren  58ebeutung  für  bie  *8üf)ne 
ber  2)id)ter  fdjon  burd)  bie  2Baf)I  bes  Xitele  angebeutet.  — 
.«.leine  (51).  ftnb  fold)e,  bie  burd)  fdjarf  ausgeprägte  (St)araf"= 
terijrif  bas  3ntereffe  bes  3ufd)auers  für  fid)  in  Stnfprud) 
jtefymen,  ot>ne  burd)  if>re  Stellung  jum  ©anjen  bes  bram. 
©ebidjtes  an  unb  für  ftd)  felbfl  auf  ein  foldjes  Sntereffe 
älnfprud)  madjen  ju  fönnen.  3n  biefen  f)at  ber  «Sdjaufp., 
namentlid)  ber  fomifdje,  bas  weitefte  unb  banfbarfre  %elb  für 
bas  eigene  ©djaffen  unb  man  ftnbet  häufig  eine  anfebeinenb 
unbebeutenbe  Stolle  auf  einem  anbem  Sweater  burd)  gelungene 
(Sfjarafterifrif'  ju  einer  23ebeutung  gefreigert,  bie  ftd)  nidjt  in 
ber  Stolle  felbfl,  fonbern  nur  in  bem  jufalligen  3ufammen= 
treffen  mit  einer  ganj  befonberen  23efal)igung  erflärt  ftnbet. 
ÜÖtebr  ober  weniger  gehören  fold)e  flehte  61).  bem  gadje  ber 
djargirten  Stollen  (f.  b.)  an  unb  erhalten  ifjre  23ebeutung  eben 
nur  Durd)  bie  (Sfyargirung.  @o  Dortfjeilliaft  aud)  oft  bas  be= 
fonbere  ©elingen  einer  Üleinen  <£b,.  für  baS  ©anje  tft,  fo  f>at 
bod)  ber  Sdjaufp.  ju  bebenden,  ob  er  nidjt  eben  baturd)  aus 
ben  ©renjen  tritt,  bie  ber  2)id)ter  ber  Stolle  im  23erl)dltnifj 
jum  ©anjen  gegeben  f>at.  trifft  inbeffen  biefer  23ormurf 
ben  ©djaufp.  nidjt,  fo  tfl  bie  Heine  (Sf).  gevoöbnlid)  eine 
banfbare  unb  roirffame  Sdjo'pfung.  (L.  S.) 

Charakter- Kleider,  Charakter -Älaskcn, 
f.  5Dtasfen. 

Charakter  -  Stücke  (£ed>n.)  Reifen  im  ©egenfafje 
ju  3ntriguen,  ®ituafions  =  unb  (Sonoerfationsfrücfen ,  foldje 
bram.  SDidjtungen,  in  benen  ber  (Sljarar'fer  ber  £auptperfon 
ober  mehrerer  $)erfonen  bie  23erroicrelung ,  bie  Slenberung, 
SBefferung  ober  lleberlifhtng  beffelben  aber  bie  l'öfung  f)erbei= 
fuhrt.  Sollte  man  bas  ©ebiet  bes  <Sf).5  roetter  ausbebnen, 
fo  würbe  man  elme  Unterfd)teb  iebe  bram,  2)td)tung  barin 


Charakter- Tänze    Chargirte  Rollen    125 

einfetteten  muffen,  ba  eine  foldje  obne  (Jbaraftere  nid>t  ge= 
badjt  werben  Bann.  Sticcoboni  nennt  alle  ©tüde,  bie  ben 
Stitel  bc&  Jpauptdjaral'terS  tragen,  »orjugswetfe  (&t).  unb  fo 
Würben  Tartnffe,  II  Geloso,  El  principe  constante,  bie  ©ebrü= 
ber  jyorfter,  ber  Unentfojlojtene,  (5f).  fein;  wabrenb  ba&  Seben 
ein  £raum,  baö  23latt  i)at  ft'd)  gewenbet  it.  f.  w. ,  obgleirfj 
»oller  gut  gewidmeter  Qbarat'tere ,  nidit  fo  genannt  werben 
Jbnnten.  3n  bem  eigentlidjen  (§1).  ft'nb  bie  Situationen  nid)t 
um  Erregung  bee  bram.  3ntere||es  willen,  fonbern  nur  alö 
©elegenbeit  für  eine  SÖirfung  be$  (Sbarafterö  ber  Jp<uvpt= 
perfonen  öorfjanben.  S'ine  not^wenbige  <2rigentbümlid)feit  beö 
(So.ö  ift  baö  ©egenüberftellen  jweier  fttf)  burebaus  entgegen= 
gefegter  ßbaraftere,  fo  bafj  ber  eine  bem  anbern  al$  golie 
bient,  j.  33.  ber  Slengftttdje  mttf  einen  <£ntfd>loffenen ,  ber 
geige  einen  SDtutbigen,  ber  bürgerlid)  ©eft'nnte  einen  @djwär= 
mer  u.  f.  w.  ftdj  gegenüber  fyaben,  benn  nur  fo  fönnen 
(Sonflicte  herbeigeführt  unb  ber  (üontraft  anfdjaulidj  gemalt 
werben.  (L.  s.) 

Charakter -Tänze  (£edm>),  Sänje,  bie  einer  be= 
fhmmten  Nation,  einer  beftimmten  3eit  ober  einem  beftimm= 
ten  ©tanbe  entweber  wirflid)  angehören  ober  if>n  djarafterift's 
ren.  Sitte  SWationalfanje  geboren  sunaebft  in  biefe  Äatego* 
rie,  cbgleid)  mandjer  al6  -Jiationaltanj  geltenbe  £anj  ieinee- 
weg6  in  ber  2Bir?lub?eit  corbanben,  fonbern  nur  ber  9?atio= 
natttät  eines  2iolfee(  narf;gebilbet  werben  i|r,  wie  j.  23.  bte 
Slllemanbe  (f.  b.  habere  unter  9iationaltanj).  dagegen  ift 
jeber  £anj,  ber  ein  gewiffes  Cebeneialter ,  ©ewobnbeit  ober 
©tanb  oeranfdjaulicbt,  unbebingt  @b«  SDer  23auertanj  oer= 
langt  anbere  ©djritte,  anbere  «Stellungen,  anbere  2lrm= 
bewegungen,  als  ber  2Baffentanj;  ber  engl.  SJiatrofe  tanjt 
anberS ,  ale  ber  franj.  ©olbat  u.  f.  w. ,  unb  gerabe  in  ben 
&).n  jetgt  ftdj  ba$  ©enie  unb  ba$  Xalent  eines  23attet= 
meijrerg  am  beurlidjjten.  din  genaues  23ead>ten  ber  Stgen= 
tbümlidjfeiten  jebesi  ©tanbeS,  jeber  Nation  u.  f.  w.  nidjt 
allein  ein  fflaoifdjeS  iftaebabmen  beS  Siorbanbenen,  fonbern 
eine  fünftlerifcbe  SSereblung  beffelben;  mebr  ba&  2luge,  ber 
Slusbrmf  beS  ©eft'cbteS  unb  bte  QIrme,  als  bie  SEanjfdbritte 
ber  §üfe  ft'nb  bie  gunbamenre  bei  guten  @b.S         (L.  S.) 

Charawari  (©arber.),  ungarifebe  23etnfleiber  oon 
grobem  3euge;  ft'e  ft'nb  fo  weit,  ba$  ber  üto<£  binein  gefnöpft 
werben  Bann  unb  baber  befonbers  beim  Steifen  übltd).  (B.) 
Charge  (franj.j  %ed)n.) ,  Uebertreibung.  Sorneitte 
l>at  biefen  2iuebrud?  juerjl  gebraudjt.  3e§t  fyat  bie  (5ouliffen= 
fprad^e  ber  parifer  Sbeater  faire  la  Charge  abgeanbert  unb 
man  fagt:  faire  la  banque.  @.  Banque  unb  ben  folg.  2lrt. 
Chargirte  Rollen  (Xed)n.),  JRotten,  bie  entweber 
fdjon  bura)  bie  Aufgabe  bes  2>id)tex$,   ober  ba&  @ptel  bcö 


124  Charts  Charonstreppe 

©djaufp.e"  eine  grbfere  fomifcbc  StBirfung  hervorbringen,  als 
ihnen  eigentlich  im  2>ertjälfnt#  jum  ©anjen  3iiftet>t-  2)aß 
(Sbargiren  einer  SRolle  befielt  in  einer  burch  fteuer  nnb 
Talent  herbeigeführten  Uebertreibung ,  tft  alfo  oorjugeweife 
niebrig  =  t omifdjen  SKollen  eigen  (f.  Uebertreiben,  £>utrtren). 
Snbeffen  tft  ba6  Sbargiren  nicbt  immer  bem  ©d>aufp.  juju= 
reebnen,  audj  ber  2>id)ter  übertreibt.  SBenn  ber  ©eijige  fagt, 
tnbem  er  bem  fpit}bübtfcben  23ebienten  bie  Saften  unterfudjt: 
,,3etg'  mir  bie  £anb,  beibe  .£anbe  —  nein,  bie  brttte!"  fo 
tft  bieä  (Sbarge.  Stuft  er  beim  (£ntbec£en  feines  üBerluftes: 
3jcb,  bin  tobt!  idt>  bin  begraben!  ©o  tft  bas  le^tere  2Bort 
eine  (Sbarge.  9Serfler)t  es  ber  ©djaufp.  nun,  bic  cbargirten 
<5barafterjüge ,  weldje  ber  2)id)ter  ihm  in  einer  Stolle  gege= 
ben,  bureb  fein  Talent  ju  erfennen  unb  berausjubeben,  fo 
eignet  er  ftcb,  yorjugsweife  für  baß  cbargirte  gact;  un0  fp^lt 
&).  St.  3n  „Siebe  fann  Dilles"  ft'nb  betbe  Hauptrollen  dj.  9t. 
unb  »erlangen  cbargtrfes  ©piel.  £>od)  pflegt  man  gröfere 
Stollen,  wenn  fte  gleicb.  djargirt  ft'nb,  eber  ju  ben  @barafter= 
rollen  ju  redinen,  dagegen  ft'nb  alle  Heinere,  wenn  fte  be- 
fonbers  fomifd»  mirfen,  dt).  St.  (L.  S.) 

Chäris,  Charitinnen  (o.  gr.;  Sftßtb.),  f.  ©rajien. 

Chariväri  (franj.;  SDhtftf),  1)  ein  wilbes,  ungeregelt 
res  £onfhtcf;  2)  ein  ©tanbdjen  mit  .Steffeln,  Pfannen,  «£olj5 
ftücfen,  pfeifen  unb  wilbem  ©etöfe  als  3eid)en  bes  S0tt#= 
fallend  unb  ber  2?erad)tung  bargebraebt.  (7.) 

Cbarnöls  (3ean  =  @barle6=£et>acber  be),  geb.  um 
1770,  War  früber  9flitarbeiter  bes  Journal  des  Theätres  ju 
$)aris  unb  mehrerer  anberer  3eitfdjriften  $  1791  übernahm  er 
bie  Stebaction  bes  Moderateur,  warb  aber  feiner  gemäßigten 
©eft'nnungen  fyalbcx  angeklagt  unb  hingerietet.  9)ian  hat 
oon  ihm  folgenbes  fer>r  tnterefiantes  SBerf:  Recherches  sur 
les  costumes  et  sur  les  theätres  de  toutes  les  nations,  tant 
anciennes  que  modernes,  1790,  2  23be.,  4.  1802  erfdjien  eine 
2.  Auflage  baoon.  (R.  S.) 

Chäron  (SJtßtb.),  ber  ©cbiffer,  weldjer  bie  Seelen  ber 
Slbgefcbiebenen  über  bie  ©renjflüffe  beö  «&abes  überfe^t,  wo= 
für  er  eine  ben  Ceicben  bei  ber  33eflattung  in  ben  SJittnb 
gelegte  üflünje  (Obolus,  2)ana6e)  als  %ät)rloi)n  erhielt,  @b. 
wirb  als  ein  fdjmujtger  SUter  mit  eisgrauem  23arte,  fura)t= 
baren  2lnblicfs,  entfpredjenb  feiner  ©emütbsart,  mit  flam; 
menben  9lugen,  betleibet  mit  einem  bunfeln  ©d>iffermantel, 
ber  bie  fiinfe  unbebeeft  läfit,  oerfeben  mtt  ©duffergerätb,  auf 
einem  9Jad>en,  beffen  §arbe  fein  Sllter  unb  feinen  unablaf= 
ft'gen  ©ebraud?  oerräth,  bargefrellt.  (F.  Tr.) 

Charonstreppe  (a.  23übne),  auf  ben  alten  Theatern 
bie  SEreppen,  weldje  aus  ber  Unterwelt  führen,  auf  benen 
alle  untertrbifeben  @rfcb,einungen  heröorfommen  unb  wteber 


Charybdis  Chelard  125 

t>erfd)Winben,  tüte  5"rten,  bie  ©etiler  ber  ©efdjiebenen  tt.  bgl. 
2)ie  treppen  befanben  ft'cb  an  beiben  «Seiten  ber  Scene,  wo 
frie  3ufdjauer  am  wenigeren  btnfeben  fonnten.    .     (W.  G.) 

Charybdis.  Sin  ber  Scbifffabrt  gefäbrlia)er  99ieer= 
jrrubel  in  ber  ftcilifcben  -äKeerenge,  je£t  (Salofaro,  nicbt  weit 
baöon  bie  Scnlla,  beibe  Strubel  in  ber  gried).  SWotfje  alö 
weibliche  Seeungebeuer  gebaut  unb  bargefrellt.  ©aber:  auö 
ber  Scnlla  in  bie  @b.,  b.  b-  aud  einer  ©efafyr  in  eine  anbere, 
nod>  größere  geraden.  (K.) 

Chasse  (Glaube  Couiö  Dominique  <£b»  be  9>on  = 
ceau),  geb.  ju  9tenne$  1698  oon  abliefen  ©Item,  wibmete 
ft'cb  sÜnfang6  ber  milttär.  Saufbabn,  trat  jeboeb  1721  jum 
Sbeater  über  unS  bebutirte  in  ber  Oper  0tolanb  mit  gro= 
fem  SBeifall.  Seine  feböne  ©efralt  unb  feine  fräftige  fonore 
JBaritonjrimme,  oerbunben  mit  tiefer  Äenntnip  ber  9)tuft6  unb 
ber  bram.  Äunft,  matten  <ät).  ju  einem  ber  erften  23aritoni= 
ften  $rat\freid)&  unb  ju  einem  fo  trefflieben  Scbaufp.,  baf* 
i'ubwig  XV.  tt>n  nur  ben  „Scbaufp.  =  ©eneral"  nannte. 
1741  »erlief  er  bie  23übne,  weil  e$  ii)m  plö^lid)  unpaffenb 
fdjien ,  baß  ein  ©beimann  .ßünfiler  fei ,  unb  oerfebwenbete 
fcbnell  bie  bebeütenben  Summen,  bie  er  ftdt)  erworben;  bann 
febrte  er  junt  Sweater  jurücf  unb  fang  biß  1757  mit  gleicbem 
Seif  all.  1758  jog  er  ftd)  wegen  Sllter^fcbwadje  mit  einer 
9)enfton  t>on  1500  gr.  jum  jmeitenmale  lurücf  unb  fiarb  ju 
Vati*  1786.  (3.) 

Chassez  (£anj£.),  Sanjfdjritt.  <£$  gibt  beren  t>or 
unb  jurücf,  re<f>tö  unb  lint$,  bann  aber  Ch.  ouvert  ä  trois 
pas.  2)er  ©alopp,  ber  je§t  fo  allgemein  getanjt  wirb,  be= 
frebt  auä  Ch. ,  bie  abwecbfelnb  mit  bem  reebten  unb  linfen 
§ufe  gemalt  werben.  (H...t.) 

Chaucönne  (franj.j  £anj£.,  im  Stal.  Ciaconna  unb 
Ciaconnetta) ,  ein  (Snfembletanj ,  mit  bem  früher  in  Spanien 
unb  Italien  ba&  beroifebe  SSallet  fcblofj;  bie  9Kuftf  mar  im 
-J  ober  |  SEacte  gefd)rteben  unb  rourbe  mafiig  langfam  oors 
getragen. 

Chaussee  (^ierre  (SlaubesSflioelle  be  la),  geb. 
1692  ju  sparte.  2)ie  Suflfpiele:  La  fausse  antipathie,  fein 
erfleö  SBerf,  T^cole  de  meres,  la  gouvernante  u.  m.  a.  Wur= 
ben  mit  bem  gröften  93eifall  aufgenommen  unb  baben  ftd) 
tt>eil$  biß  beute  auf  bem  JRepertoir  erbalten,  ©eringeren 
SBertb  t)aben  feine  SErauerfpiele ,  j.  23.  fein  Maximinien 
u.  e.  a.  25urd)  fein  Stüd?:  Le  prange  ä  la  mode  iffc 
er  ber  ©  r  ü  n  b  e  r  ber  Comedie  larmoyante  geworben.  6. 
(larb  ju  tyatit  1754.  Seine  -SBerfe  erfd)ienen,  $ari$  1762, 
5  23be.  (R.  s.) 

Chelärd  (9lnbrea$  J^ippolot),  geb.  1789  ju  ^ariö, 
erhielt  feine  erjre  23tlbung  am  (lonferoatoire  unb  ging  jur 


120  Chellerie  Chemisette 

SBoHenbimg  berfelben  nach  Stalten,  mo  er  ftd)  mehrere  3abre 
aufhielt,  ja  Neapel  machte  er  ben  erfreu  bram.  i*erfucb  In 
bet  femtfdien.Cper:  la  C;isa  da  rentiere,  bte  beifällig  auf: 
genommen  würbe.  lSKi  febrte  er  nach  ^)arie  jurüct  unb 
brad)te  I8"27  feinen  Tlacbetf)  auf  bie  23ubne;  bte  £>per  gefiel, 
mürbe  tnbeffen  burd)  bie  (Jabalen  bei  bertigen  £ages  =  (Som= 
ponifren  balb  nad)  ber  Aufführung  roteber  jurutf  gelegt.  (S. 
manbte  ftd)  nun  nad)  £>eutfd)lanb ,  arbeitete  fein  JfiJerf  jum 
:ibeil  um  unb  fo  erfdjien  es  1828  in  9)iünd>en  mit  großem 
Erfolge,  ber- ftd)  jebod)  in  anbern  ©täbten  febr  verringerte. 
SSom  «Rönig  mit  bem  Slang  unb  £ifel  eines  Jöofcapellmeifrers 
befdjenft,  fer>rte  (S.  nad)  ''Paris  jurücf  unb  fdjrieb  bort  bte 
Born.  Oper:  la  table  et  logement,  manbte  fid)  jebod)  1830 
ganjlid)  nad)  Deutfcblanb.  3n  äftundjen  bradjte  er  eine  jvoette 
tragifd)e  Cper:  SDtitternacht ,  auf  bte  üßübne,  bie  inbeffen 
weniger  gefiel;  weit  mehr  fprad)  bte  Cperette:  berStubent,  an, 
bie  1832  erfduen.  1833  ging  (£.  mit  ber  beutfd)en  ©per  als 
(Sapellmeifter  nad)  Sonbon,  blieb  bafelbft  bis  183.5  unb  febrte 
bann  nad)  ©tünchen  jurüdf,  roo  er  eine  grofe  Oper:  bie 
«Öerrmannsfdjladjt,  febrieb,  bie  bis  je$t  nod)  nid)t  aufgeführt 
mürbe;  feit  1837  ifi  er  (Sapellmeifrer  in  Augsburg.  (S.s 
SDtuftf  ifr  reid)  an  fdjönen  SDtelobten  unb  tiefem  2Bif|en,  er 
bebanbelt  biefelbe  jebod)  oft  gar  ju  leichtfertig,  fuefct  bie  Jtunft 
in  unübermtnblicben  tedjnifdjen  @d)Wierigr"eiten  unb  liebt  in 
ber  3nftrumentirung  eine  foldje  Ueberlabung,  bafj  bie  größten 
Snftitute  faum  im  <2ranbe  finb,  feinen  Anforberungen  ju 
genügen.  (3.) 

Chellerie  (grortunato),  geb.  ju  ^Parma  1(>S8;  früh 
oermaift  bileete  er  jt'd)  meifi  burd)  ©elbftftubium  in  ber  SOhift'f 
unb  »oüenbete  1707  bereits  bie  Oper:  ©rifelba,  beren  gun= 
frige  Aufnahme  ihm  balb  mehrere  Aufträge  oerfdjaffte.  17<H> 
ging  (S.  ju  feiner  Ausbilbung  nad)  Spanien,  ( ehrte  1710 
juruef  unb  ooüenbete  bis  1722  10  Cpern,  bie  auf  allen  gro= 
fjen  kühnen  ©lücf  machten  unb  6.  etnen  fafr  europäifdjen 
JRuf  »erfdjafften.  17*23  erhielt  £.  einen  9iuf  nad)  aSSürjburg 
unb  ging  uon  bort  1 725  als  «frofcapellmetfrer  nad)  Äaffel, 
mo  er  17')  7  frarb.  <5.s  ©ompoftttonen  waren  ihrer  3eit  3)iu= 
fter  bes  guten  ©efdjmads  unb  einer  trefflichen  Arbeit.      (3.) 

Chemie  ((Sbomie,  «Scheibe? unfl,  AUeg.),  burd) 
eine  weibliche  öigur,  bie  als  Attribute  einen  ( leinen  Ofen 
mit  einem  iDeftiLitrfolben  ober  einer  Retorte,  ober  ©d)melä= 
tiegel  unb  rohe  £r$e  oerfinnbilber.  (K.) 

Chemise  (franj.;  ©arber.),  1)  fo  t».  m.  £emb;  2)  ein 
SDamenfleib  in  ©efralt  eines  Uebermurfes,  weldjes  als  9tegligee= 
anjug  getragen  mürbe;  3)  häufig  gleidjbebeurenb  mit  Gfyoxs 
bemb. 

Chemisette  (frans;  ©arber.),  ein  23orbembd)en. 


Chemnitz  127 

Chemnitz  (£0eater|rat.),  Äreiöftauprfrabt  bes  erjgebir= 
giften  «Rretfe©  im  Aönigreid)  @ad>fen,  mit  24,000  (Sinm.  unb 
Dielen  auferorbentlid?  tfyätigen  unb  blül)enben  gabrifen.  35aö 
erfte  iljeatev  entfianb  bafelbft  1806,  weites  im  "ileufiern 
unb  Snnern  anftänbig  ber  bamaligen  (^inwoljnerjal)!  (13,000) 
entfprad)  unb  700  3ufd?auer  fafite.  de  fpielten  bafelbft  jeit= 
weilig  Xruppen  untergeerbnefen  langes,  fanben  ftd)  auc^ 
Gäfie,  ÖN§aufp.  jwetten  9iange6  ein,  bie  bem  ^ublifum  2Jei= 
fall  abjwangen  unb  ©efdjmad?  für  bie  Jtunft  einimpften. 
L828  fert'aufte  ber  23eft§er  ba$  (Bebäixbe  unb  ee  warb  jur 
tatfyol.  .Rirdie  umgewandelt;  bie  «ftunft  aber  wanbelte  in  eine 
64eune,  bie  notdürftig  für  tiefen  3we<f  ausgeftattet  mar, 
in  ber  aber  bennod)  bie  @d?aufpteIbirectoren  (früher  ©raff, 
fpäter  Jtramer)  ifjre  SKedjnung  fanben  unb  manchen  ©djaufp. 
erften  9tangee  für  ©aftroüen  mäf  ig  ju  fyonoriren  im  ©tanbe 
waren.  Qi'rft  1S36  traten  einige  jötdnner  jufammen,  um 
fcurd)  einen  2ktienuerein  ein  ber  &tabt  würbtges  unb  ber 
(iinwotyneräab,!  entfpred&enbee  Sweater  ju  begrunben.  S)ian 
bradjte  balb  ein  Kapital  von  30,000  £f)alern  jufammen, 
fdjrttt  ungefaumt  jur  2lusfüf)rung  uno  fdwn  anfange  1838 
hatte  dt),  ein  iEfteater,  wie  e&  wenige  ^rooinjialftäbte  bie? 
feg  langes  aufzuweisen  vermögen.  2)ie  ©runbform  bef= 
felben  bilbet  ein  diea)tedt  r»on  72  S'Uen  Sänge  unb  2S  (£.  breite. 
3  (Eingänge  an  ber  mit  einem  gronton  gezierten  <£auptfeite 
führen  über  eine  36  5»  »reite  greitreppe  ju  einer  weiten  2$or= 
«alle,  mit  4  altborifdjen  ©äulen.  £>a$  1000  ^erfonen  faffenbe 
Slubitorium,  befreit  aus  parterre,  Parterrelogen  unb  3  am= 
pfttt^eatralifd)  über  einanber  Iiegenben  ©allerien,  bie  twn  gufj= 
eifernen  fdjlanfen  Säulen  getragen  werben.  2)tefer  3ufd>auer= 
raunt  tft  mit  gefdjmacfüoller  9)ialeret  gegiert.  2)ie  23üf)ne, 
fo  wie  bie  2lnfleibe=  unb  ©arberobejimmer  ftnb  bequem  unb 
äwedmäpig.  25ie  5JDiafd)inerien  unb  •Decorattonen  ftnb  fef>r 
gelungen,  erfiere  oom  3immermeifrer  ©tenbel,  lefctere  oom 
©ecorationsmaler  @d)War§  aus  Bresben,  ausgeführt.  2(ud) 
gegen  ^"^egefafjr  tft  iebe  mögliche  SJorfe^rung  getroffen 
unb  bie  «£eijung  gefduel)t  ooüfommen  befriebigenb  buva)  er? 
erwärmte  i'uft.  23a6  ganje  ©ebäube  tft  in  einem  anfprud}5= 
Iofen,  aber  gefälligen  ©toi  fefjr  tüdjrig  unb  fauber  ausge= 
füfnt,  unb  foftet,  einfdjlief  lieb,  ber  Soften  für  bie  üötafdunerten 
unb  £>ecorationen,  31,000  Zfylx.  2Benn  nun  aud>  bie  2lctio= 
ndrß  bie  je§t  weber  3infen  nod»  2>i»ibenbe  erhalten,  fo  wäre 
bod)  bem  ^ublifum  geholfen  unb  man  barf,  wenn  bie  23e= 
sölferung  wie  biefyex  junimmt  unb  bie  3nbu(trte  fo  fort  blüfyt, 
felbft  einem  ftefjenben  Sweater  entgegen  fefjen.  Utbgaben 
unb  .Soften  ftnb  in  <£i>.  fefjr  h,od>;  babet  tyaben  ftd)  bie  %lc= 
tionäre  eine  Qnnmifdmng  in  bas  9tepertoir  oorbefyalten,  weldie 
für  bie  SDirectton  ^emmenb  unb  unftattfjaft  iftj   ft'e  ftreidjen 


128  Chenier  Cherubim 

j.  23.  jebe$  ©tücf,  tvaö  bem  ©efcbmatfe  iftreS  Qluöfdjuffee 
nirtt  entfprtdjt.  i)ae  ©tabtmuft'fdjor  liefert  ein  befriegenbeö 
©rdjefrer.  3n  ber  legten  3eit  befudjte  bie  'pfifrer'fAe  ©e= 
fellfrtaft  (Sf)._unb  fanb  »erbienten  SSeifall.  (W.  St.) 

Cheniör  (9)carie  3<>Kpl)  bej,  geb.  1764  ju  (Son= 
ftantinopel,  wo  fein  Süafer  .Kaufmann  mar,  fam  nocb  fef>r 
jung  nad)  granfreidj.  *Hacb  oollenbeten  ©tubien  würbe  er 
©olbat,  »erlief  aber  balb  biefen  ©tanb  unb  wibmete  ft'cb, 
ganj  literarifdjen  23efd)a'ffigungen.  ©ein  erfreu  £rauerfpiel: 
Azemire,  würbe  178t)  ju  gontainebleau  ofyne  23eifaü*  auf= 
geführt.  25aburd)  nid)t  entmutigt,  fefjte  er  um  fo  eifriger 
feine  ©tubien  fort  unb  brachte  1789  ba&  SErauerfpiel:  Char- 
les IX. ,  mit  bem  glänjenbften  ßrfclge  auf  bie  33üf)ne.  1791 
erfdnen  fein  Henri  vm. ,  ber  ebenfalls  mit  bem  größten 
(£ntf)ufta6mu6  aufgenommen  würbe.  3«  beiben  befampft  er 
Sntoleranj  unb  ©eepotiemug  auf  baß  traftigfie.  9tun  folgte 
Jean  Caias,  welches  £rauerfpiel  aber  geringeren  SBerth  als  bie 
beiben  obigen  fyat.  1792  erfchien  bie  repubüfanifefee  £ragbbte: 
Cajus  Gracchus,  fprach  aber  weniger  an  als  bie  £rauerfpiele 
Fendion  unb  Timoleon  1793.  3ur  Ärönungefeier  ÜKapoleonS 
febrieb  er  bie  Sragöbie  Cyros,  bie  aber  feinen  früheren  2lr= 
betten  nachfreht;  wahrfdjeinlich  haben  nur  Umfranbe,  nicht 
eigene  Ueberjeugung  biefee  ©tücf  oeranlaft,  benn  <£h.  war 
begeiftert  für  bie  iJRepublif.  @r  hat  auch  i'efft'ng'e  Nathan 
überfe$t.    9)can  f>at  nod)  folgenbe  ©tüofe  oon  ihm:  Le  camp 

de    Grandpree,     SDiöertifTement  j     Edgar    on    le    page    suppose, 

Suftfp.;  Brutus  et  Cassius,  Xragöbte ;  Tibere,  £ragbbie. 
5luch  ift  (L  SJerfaffer  beö  SBerfes:  De  la  liberte  du  theätre 
en  France,  1789,  8.  (iine  ©ammlung  feiner  ©tücfe  erfdnen, 
1805,  8.  6.  hat  ftch  in  faft  allen  feinen  SBerfen  als  ein  her= 
oorragenbes  Salent  gejeigtj  fraftige  unb  attebrurfötwüe  ©e= 
banfen  gab  er  in  einer  reinen  unb  eleganten  ©praefce  unb 
fchrteb  mit  gleicher  iJeidjtigfett  23erfe  wie  $rofa.  Wie  $)olis 
ttfer  hat  er  in  ber  franj.  SReoolutionepertobe  eine  grof  e  £RolIe 
gefpielt.    £r  ftarb  1811.  (R.  8.) 

Cherubini  (Sparte  Subwtg  Äarl  3enobius 
©alöator),  geb.  1700  in  Jlorenj,  erhielt  feinen  erfren  Un= 
terriebt  in  ber  (Sompoft'tion  bei  23artolomeo  gelici  unb 
bej]en  ©ohne  SUeffanbro.  13  3af)re  alt  componirte  er 
fdbon  eine  SDceffe ,  fo  wie  einiges  für  bie  23ühne  unb  30g  ba= 
burch  ©artt'ö  »itufmerf famfett  auf  ft'dj,  ber  ihm  ben  fernem 
Unterridjt  ertheilte.  liefern  4  S^hre  lang  genoffenen  Untere 
riebt  »erbanfte  er  feine  großen  Jlenntniffe  im  (£onfrapunft. 
©arti  übertrug  i^m  balb  &te  dSompofttion  ber  feeunbaren  s))ars 
tf)ten  in  feinen  eigenen  Opern,  bod)  componirte  (5.  au*  »on 
1780—1788  felbfr  11  Opern,  bie  an  oerfdjiebenen  St^eatern 
Staltenö  mit  äBetfaU  in  ©cene  gingen.     1784  folgte  <£.  einem 


Chedwood  129 

JRufe  nadj  Sonbon,    wo  er  2  3af)re  weilte,  unb  bie  Opern: 

la  Finta  prineipessa  unb  Giulio  Sabino  auf  bie  23Üf)ne  braefete. 

ITsü  würbe  er  nad)  ^Jarie  berufen;  2)emopf)on  mar  bie  erfte 
Oper,  bte  f)ter  t>on  tljm  aufgeführt  würbe.  J 791  fdjrieb  er 
für  baei  Theätre  -  Feydeau  fetne  grege  Oper  Soboisfa,  ein 
2Berf,  bafs  in  feinem  Seben,  wie  in  ber  Äunfrgefd)id)te  Epodje 
madite  unb  in  bem  bie  glänjenbfre  3nftrumentirung  mit  ben 
ertyabenften  unb  gefüfylöollften  ©efangen  »ereinigt  iff.  ©eine 
näd)ften  Opern  waren :  (£lifa,  SJiebea,  ber  portugiefifdje  ©aft= 
fjof  unb  ber  SBaffertrager.  1805  fam  er  nad)  2)eutfd)Ianbr 
wo  feine  Opern,  befonber^  bte  le#tern  langfr  Eingang  ge= 
funben  fyatten  unb  führte  1806  ju  SQBien  feine  %ani$fa  auf. 
25ann  fefjrte  er  nad)  tyaxiä  jurücf ,  wo  er  Sftitglieb  ber  2lca= 
bemie  unb  bei  ^rüfung^ausfdjuffeei  ber  jur  2tuffüfyrung  oor= 
gelegten  neuen  Opern  mürbe,  aud)  nad)  ber  SRücffebr  ber 
33ourbonß  al6  fcnigl.  (Sapellmeifier  bie  Seitung  ber  (Sapelle 
übernahm.  Sieben  feinen  Opern  oerbienen  nod)  feine  »or= 
trefflichen  Steffen  unb  ein  auegejeidjnete^  SRequiem  bie  rüf)m= 
Itdjfte  Slnerfennung.  (L  tft  aud)  SSerfaffer  mehrerer  tf)eo= 
retifdjer  SBerfe,  bie  auggejeidjnete  ©tüben  enthalten.  Sfilit 
©offec  le  ©ueur  unb  SJt cr> ul  gab  er  fyeraue:    Principes 

elementaires  de  Musique,  snivis  de  Solfege  poar  servir  ä 
l'etude    an    Conservatoire    de    mnsique,     $)ari$  1802,    2  33be.f 

gr.  4.  ©eine  neuefie  Oper:  2tli  JBoba,  1833  in  ^arig  unb 
fpäter  aud>  auf  mehreren  SE&eatern  25eutfd)lanbö  aufgeführt, 
tnad)te  fein  grof eö  ©lücf.  ©eine  arbeiten  jeidjnen  ftd)  »or 
benen  feiner  Sanblleute  burd)  SEiefe  unb  Äraft  au6,  er  tyat 
ftd)  mit  Hebe  unb  Erfolg  an  bte  clafft'fdjen  beutfdjen  3fleifrer= 
werfe  angefdjloffen  unb  ftd)  fein  geringe^  2Serbienft  um  bie 
Einbürgerung  berfelben  in  granfreid)  erworben.  <S.  fennt 
fceffer  qlU  trgenb  ein  anberer  SMeifter  bie  tedjnifdjen  $ülf$= 
mittel  ber  5Wuftf  unb  menbet  ft'e  mit  feltener  @rof artigfett 
an,  ob,ne  jebod)  jemals  in  Uebertreibung  unb  tyofjlen  ^omp 
auäjuartenj  babei  atfnnen  feine  ©efänge  bte  gröfte  £ieblid)teit 
unb  Slnmutf).  25er  ebelfte  $rt»atdjarafter  jiert  auferbem 
tiefen  SDletfter;  alö  bödjfr  befdjetbener  Äünftler,  unermub* 
lieber  unb  liebevoller  Seljrer,  Grrfenner  unb  freunblidjer  Un= 
terftü^er  jebeö  magren  £alente6  unb  aufridjttger  23emunberer 
alles  ©rofen  unb  ©d)önen  fyat  ex  ftd)  eben  fo  otel  Siebe 
unb  £h,eilnal)me  als  Slnerfennung  unb  üBewunberung  er= 
werben.  (R.  S.) 

Chetwood  (fpr.  2>fa>ebmubb,  SBilliam  9lufuö), 
©ouffleur  bei  SJrur^lanesSE^eaterö  ju  Sonbon  d.  1730—1760. 
@r  mar  aud)  £(>eaterbid)ter,  befonberö  aber  2Serfaffer  einer  »or* 
treffliAen  ©efd)td)te  beä  engl.  Sweaters,  meldte  ftd)  unmittel» 
6ar  an  bie  dibber'fdje  anfd)lteßt,  biefe  oeruollfrdnbigt  unb 
ergänjt.  Er  ftarb  im  ©djulbgefdngnif ,  au$  meldjem  if>n  felbft 
Sbcatct=:£«xifon.    II.  9 


130  Chevaliers  Chevalier 

eine  »on  allen  «Scbaufp.  ju  feinem  SBeneftj  gegebene  2?cr= 
fiellung  rtidjt  befreien  tonnte.  Obgleicb  aucb  manche  Unxid)- 
tigEeit  unb  ^artbeilicbfeit  entbaltenb,  tft  (5.s  History  of  the 
engiish  stage  bod)  eine  ber  befien  Ouellen  für  ba$  <Stubium 
ber  (Sntwicflung  bee  engl.  Stjeatere  unb  pon  allen  neueren 
©cbriftfrellern  über  biefen  ©egenjranb  benu£t  werben.    (L.  S.) 

Chevaliers  (£ecbn.),  ein  SRollenfacb,  ba&  alle  lebend 
luftige,  elegante,  leicbtftnnige ,  gefällige  Gbaraftere  in  ftdj  be= 
greift  unb  2  ©rtreme:  in  ben  23ont>it>ant6  unb  ben  ©eefen 
hat.  2)iee  %ad)  »erlangt  "Perfcnlidtfeit,  (5'leganj  in  ber  äuf?e= 
ren  <5rfd>einung,  genaue  Äenntnip  aller  gefellfcftaftltcben  %ov= 
men,  gute  2lu$fpracbe  beö  Sranj.,  23elubilität  ber  3unge  unb 
ungejmungenen  Junior.  9ticcaut  be  la  SD?  ar  liniere, 
Karl  Stuf,  ßäfar  D.  3ierl,  £ofmarfcball  t>.  Jlalb,  93anm 
Sttngelftern,  beibe  Klingeberge  ftnb  färamtlicb  €.,  cbgleid) 
fet>r  »erfdneben  in  ben  ©runbbebingungen  if>rer  @baraftere. 
3n  neuefrer  3eit  tjat  fidb,  eine  ©attung  raifonnirenber  (£.,  wie 
eben  SHingelflern  in  „23ürgerlicb,  unb  Stomanrifcu,"  ßubmig 
in  ,,3a)  bleibe  lebig''  unb  anbere  tiefer  2lrt  auf  ber  33übne 
eingefunben,  bit  ein  treuem  ©piegelbilb  jener  hommes  Ma- 
ses  ftnb,  benen  man  je£t  nur  ju  ^auftg  im  Ceben  begegnet. 
25er  eigentliche  Bonvivant  ä  la  Jtarl  9t  uf  unb  5r'S  5öal  = 
lerfelb  wirb  bagegen  immer  feltener,  aber  bie  SWobegecfen 
»erlangen  noeb  je#t  eine  befonbere  23efäl)igung.  25er  ©cbwäßer, 
fcer  leicbtftnnige  tügner ,  junge  Klingsberg ,  ber  2$ielwiffer, 
cbgletdj  biefer  le^tere  febon  mebr  @bara£terrolle  ifr,  ftnb  an- 
erfannt  erfre  (L  =  Stollen.  @er)r  ju  berücf  fiebrigen  ftnb  in  bit- 
fem  gracbe  Körperhaltung  unb  Kleibung.  25er  feinere  (S. 
muf  gleiten  ©abritt  mit  ber  SDcobe  galten,  ber  cbargirte 
über  bit  SJcobe  hinaus  fein.  (£ö  erforbert  Zact  unb  forgfäl= 
tige  Slufmerf famfeit  in  au^gefuebter  ©efellfajaft ,  um  l)ierin 
immer  bat  9ticbtige  ju  treffen.  @.  geben  fpäter  gewöhnlich 
in  baß  fomifebe  (Sfyarafterfacb  über,  wä'fyrenb  Siebfyaber  meifl 
jdrtlicbe  Säter  werben.  (L.  S.) 

Chevalier,  1)  (SSJcr.j,  um  1796  ein  mittelmäßiger 
©cbaufp.  unb  33alletmeifrer  am  franj.  Sweater  ju  Hamburg, 
ber  ftcb  aueb  ale  (Somponift  bureb  nieblicbe  Operetten  unb 
©ingfpiele  ausjeiebnete.  1798  ging  er  mit  feiner  Qiattin  nacb 
Petersburg ,  »erlief  baffelbe  jeboeb  balb  wieber ,  um  im  2luf= 
trage  bc6  Aaiferö  in  0ari6  ©ngagemente?  abjufcfeliefjen  unb 
febrte  niebt  wieber  jurücf.  2)  (9!)cabame,  geb.  ^Petjcam), 
geb.  1774  ju  Jnon,  mar  bie  &ocbter  eineö  £an$meifrers,  unb 
bebütirte  mit  günfhgem  ©rfolge  auf  bem  Sweater  biefer 
<£tabt,  ging  bierauf  nacb  tyaxie  unb  ermarb  ft'cb  in  ber  fomi= 
feben  Oper  ifjrer  ©cf>önr>eit  wegen  93eifall.  @ie  begab  ftcfc) 
hierauf  nacb  Hamburg  unb  war  bort  3  3ab*e  ber  Liebling 
bee  5)ublifum6,  fowobl  ir;rer  ©cbönfjeit,  ale  iljrer  guten  (3c= 


Chiavacci  Chika  131 

fangesmetbobe  halber,  bie  ft'e  bem  Unterrichte  ©arat's  öer= 
bautre.  -Jlndb  ^u*fer  3nr  ging  ft'e  mit  ihrem  SDfanne  nadj 
Petersburg.  Sie  fanb  bafelbfl  atiperevbentlicben  23eifall,  warb 
bie  ©eliebte  Aaifer  Haitis  unb  erhielt  baburcb  einen  unum« 
fcbränrten  Sinflup  unb  10,000  Vilbel  ©ehalt  nebft  2  23ene= 
ftcten.  2Ber  bei  Jöcfe  etwas  ju  erlangen  fud)te,  mufte  ft'cf» 
erfl  burcb  bie  foftbarften  ©efcfeenfe  bie  ©unft  ber  ©h.  ju  »er* 
fcbaffen  fucben.  9ftan  hat  feinen  25egriff  üon  ben  unermefj= 
liefen  ©cba$en,  bie  biefeö  $aar  ju  erpreffen  mufte  unb  mei)e 
bem,  ber  ftrf»  feine  Ungnabe  jujog.  Äogebue,  in :  2>as  merf= 
mürbigfie  3ahr  meines  Cebens,  hat  ihre  Umtriebe  bem  $ubli= 
tum  befannt  gemacht,  dlad)  ^auls  Sobe  warb  bie  6h.  t>om 
neuen  «Jtatfer  aus  SRufilanb  öermiefen,  burfte  jeboeb.  alle  ihre 
jufammengehauften  ©erjage  mit  ftch  nehmen,  ©ie  t)ielt  ft'cf; 
hierauf  in  mehreren  ©räbten  Seutfcblanbs  auf  unb  mahlte 
enblicfa  Gaffel  }u  ifjrem  SBohnort,  wo  ft'e  einen  ©ecretar  bes 
franj.  gefeßgebenben  (Sorps  geheirathet  paben  foü*.  2Bas  aus 
tbrem  erfreu  9)Janne  geworben  ift,  ifr  unbefannt.  ©pa= 
ter  l ehrte  ft'e  nach  granfreieb  jurücf ,  taufte  ftd?  ein  herr= 
liebes  üanbgut  bei  sparis  unbgenof  ben  9tefr  if>rer  Sage  in 
0tuhe.  lieber  bie  fünftlerifcbe  23ebeutung  ber  9)lab.  @h.  fagen 
bie  rbeinifeben  SOiufen:  ©te  Bereinigte  mit  einer  nieblichen, 
wellenförmigen  §igur  ein  retjenbes,  ausbrucEsoolles  ©eftebt 
unb  bas  raffmirtefre  Sftienenfpiel;  tf>r  ©efang  aber  ift,  wie 
bei  ben  meiften  granjofen,  wenig  bebeutenb  unb  nur  in  ruhi- 
gen Momenten  hat  ii)xe  ©timme  einen  angenehmen  unb  fo= 
noren  Jtlang.  (R.  S.) 

Chiavacci  (23incenjo,  fpr.  Äiaoabf c^t) ,  geb.  ju 
9tom  um  1760,  mibmete  ftcb,  oon  3ugenb  auf  ber  SOcuft'6  unb 
blatte  bereits  1785  in  Stauen  einen  oortheilbaften  9tuf  als 
bram.  (Somponiftj  1796  £am  er  nach  SDeutfcbJanb  unb  ging 
1800  nach  SBarfcfyau,  wo  er  eine  Opera  buffa  begrünbete, 
beren  2)irector  er  würbe.    @r  frarb  bafelbft  1S15.         (3.) 

ChiAri  ($ietro),  geb.  ju  anfange  bes  18.  3abrb. 
ju  SBrescia,  fruchtbarer  ital.  Siebter,  ber  üergeblidb  oerfudjte, 
©olboni  ben  9tang  (treitig  ju  macben.  ©einen  ©tütfen ,  be- 
nen  man  Grrjünbung  unb  funjlreicbe  SSebanblung  niefet  ab* 
fprechen  fann,  gebt  ^»umor  unb  Seben  ab.  @b«  war  erfl 
3efuit,  bann  SBeltgeiftlicber,  lebte  mit  bem  Sitel  eines  «^of= 
poeten  bes  J&erjogs  d.  SDiobena  einige  3eit  in  Senebig  unb 
flarb  febr  alt  1787  ju  SSrescia.  ©eine  fiufrfpiele  in  Serfen 
erfebienen  ju  SSenebig  1759  in  10  unb  bie  in  ^)rofa  1762  ju 
SBologna  in  4  23anben.  ©r  fdbrieb  aueb  4  SErauerfpiele,  So= 
Iogna  1792,  bie  aber  nodj  unter  feinen  Suflfpielen  fleben. 
35te  3abl  feiner  ©tücfe,  bie  er  alle  in  12  3*bren  fdjrieb,  be- 
lauft ft'cb  auf  60.  (R.  S.) 

Cliika  (£anj?.),  Sana  ber  3tegeroölfer.    ©eine  Stgen; 

9* 


132  Chi  im  Chinesische  Musik 

tf)ümIid)Eeit  beftefyt  in  einer  fortbauernben  93emegung  beö  gan= 
len  «Rörpere.  .fcopf,  2trme,  Ruften,  ©dfyenfel  erfcbeinen  ofjne 
aufhören  in  einem  wellenförmigen  ©cfywanfen,  wabrenb  bit 
©dritte  fcfcnell ,  trippelnb,  judenb  bem  £anje  ben  (S^arafter 
ber  Unruhe  geben.  £>aö  £empo  ift  entmeber  burdjgangtg  fdjnell 
ober  t>om  langfamen  jum  fcbnellen  übergeljenb.      (H...t.) 

Chilat  (©arber.) ,  ein  mit  ©olb  unb  ©über  gefricf ter 
Äaftan  (f.  b.),  ben  ber  (Sultan  ale  23elof>nung  ober  ©naben= 
gefcbenf  an  t>of>e  23eamte  gibt.  ©6  gibt  :5  s2lrten  biefes 
(Jrjrenfleibeg :  a)  Ch.  fachire,  ba&  foftbarfle,  für  ^afdjas 
oon  3  JRofjfdjmeifen ;  b)  Ch.  ula  ein  buntem  Äleib  für  9>as 
fd)ae  nieberen  9tangeö  unb  frembe  ©efanbte;*  unb  c)  Ch. 
ewsat  ober  edna  für  33eamte  unb  SDWitarperfonen  geringen 
langes*.  (B.) 

ChiniAra  (2Dltttr;.) ,  ein  oon  SEnpfyon  unb  (ärdubna  er= 
jeugte$  Ungeheuer  in  itycien,  beffen  ©eftalt  auö  ben  Jlör= 
pern  eineö  Jörnen  am  ÜSorbertfyeile ,  einer  Biege  in  ber  SDtitte 
unb  eine$  Sradjen  am  Jptntertr>eile ,  aud)  mobl  mit  ben  oer= 
einten  .Köpfen  biefer  brei  Spiere  unb  mit  3iegenfüfen  ge= 
hübet  mar  unb  baä  oon  23elleropf)on  (f.  b.)  erlegt  mürbe. 
(Sine  ber  berühmteren  2lbbilbungen  ift  bit  bronzene  ju  Slrejjo 
gefunbene  in  ^or£n3«  Sfyr  9iame  ift  übergegangen  in  eine 
ÜBejeidjnung  aÜe6  Ungeheuern,  fabelhaften,  in  ber  äBirflidtfeit 
Unbegrünbeten  ;  wenn  fcfyon  ber  9)iotl)u$  in  ben  oulcantfdjen 
•Waturerfajeinungen  Socienö  feine  ^nt(tef)ung  b,at.       (Fr.  T.) 

Chinesische  Musik.  2Bte  bie  @f)inefen  in  ben 
meifren  Äünflen  barauf  2lnfprudfr  madjen  tonnen ,  fte  oor 
un$  befeffen  unb  auegebilbet  ju  rjaben,  fo  aud)  in  ber 
SHuftf.  4000  3ah,r  o.  <£i)t.  fannte  btcfeö  2Jolf  bereite  ein 
fünflltd)e6  ©ofrem  ber  £öne  unb  feit  4500  Sauren  ifl  fciefcet 
©Aftern  georbnet  oon  bem  SBeifen  £nng=lü,  ber  auf  23efel>l 
bee  Äaiferö  .£oang  =  t9  einen  £r)eil  feineä  £eben$  barauf 
oerwanbte,  bie  gefammte  SSHuftB  in  eine  faltbare  unb  fejte 
gorm  ju  bringen.  Slber  feit  biefer  3eit  ifl  auch  bie  SOiuftt 
feflgebannt  in  biefe  gorm  unb  ein  jortfcrjritt  nid)t  erfolgt, 
obfcrjon  biefelbe  mit  allem  gleife  unb  tfjeile  auf  ©taatgfofren 
gepflegt  mürbe.  25ae  orbnenbe  23anb  beS  Sactes  unb  ber 
be^aubernbe  2ßecfefel  ber  Harmonie  ifl  ben  Gtyinefen  fremb 
geblieben?  ib,re  SSKelobien  finb  l)öd)fr  einförmig  unb  traurig 
unb  werben  in  einem  fretö  gleiten  langfam  fcbleppenben 
£empo  abgeleiert.  2ln  Snfrrumenten  ftnb  bie  6t)inefen  weit 
reidjer  als  wir;  oon  bem  ©runbfa^e  au$gef>enb,  bafl  bie  ge= 
fammte  Äörperwelt  bie  ifjr  eigenen  Älänge  ju  einer  oollflän= 
bigen  SJtuftf  ^ergeben  muffe,  Ijaben  fte  eine  SHaffe  oon  3n= 
fhumenten  oon  @tein,  detail,  gebrannter  @rbe,  J£wl},  Zfyiex: 
Rauten,  @eibe,  auögel)öf)lten  ftrüdjten  u.  bergl.  gefcbaffen, 
bie  ein  entfe§lia)eö  dijaoe  oon  Aönen  tyeroorbringen.    llebris 


Chinesisches  Theater  155 

gen$  hat  ftcb  bie  SDluftf  in  China  fowohl  in  taö  öffentliche,  wie 
in  ba$  ^rioatleben  überall  eingebrdngt  unb  e6  gibt  feine  freu= 
bige  ober  traurige  ^Begebenheit ,  wo  fte  ficb  nicht  einmifcht. 
3m  Theater  ift  ft'e  bie  befidnbige  ^Begleiterin  ber  £>arftel= 
lung  unb  macht  ftcb  befonbere  in  fcen  SEragöbien  in  einer  2lrt 
recitatififdjer  Strien  (bie  bie  ©teile  unferer  SDionologe  ju  er= 
feeen  fcheinen)  mit  oerjweifelnber  Sangweiligfeit  breit;  ba$ 
fte  ben  Chören,  Pantomimen  u.  f.  w.  unerläßlich  ift,  bebarf 
wohl  feiner  Erwähnung.  23ergl.  Amiot,  memoires  coucer- 
nans  l'histoire  des  C'hinois ,  Jinf,  erfte  2Danberung  ber  altes 
ften  Sonfunft,  bie  britifche  ©efanbtfcbaftöreife  unter  9Wa= 
fartnen  u.  a.  m.  7. 

Chinesisches  Theater.  £>te  Cbinefen,  biefe  ein= 
balfarairten  SDtumien  ber  Cultur  unb  Ciotlifation ,  in  fo  fern 
bei  ihnen  Slllee  geworben,  nichts  im  2Berben,  jebe  Äunft  unb 
.Äunftfertigfeit  oorbanben ,  aber  nicht  in  wetterer  2lu6bilbung 
begriffen  ift,  lieben  fcenifcbe  Scrftellungen  leibenfcbaftlid). 
SDJan  fann  aber  oon  bem  er).  SEb.  eben  fo  gut  fagen,  eß  habe 
ein  5llter  unb  feine  3ugenb,  toie  man  behaupten  fann,  et* 
babe  eine  3"genb  unb  fein  2llter.  2Bie  alle  Einrichtungen 
bei  ben  altf lugen  Cbinefen,  ift  auch  baß  Theater  bei  feiner 
erften  Äinbheit  ftehen  geblieben,  man  hat  baran  nichts  ge» 
anbert,  nichts  nachgebeffert ,  benn  in  btefem  „himmltfcben 
deiche"  ift  2llle$  com  £aufe  au$  oollfommen;  Sienbern, 
23effern,  2Beiterbilben  biefje  annehmen,  ba$  bie  beimifeben  3u= 
ftdnbe  ber  Serdnberung  unterworfen  unb  bebürfttg  feien,  aber 
alleö  Jpimmlifcbe  ift  fiabil  unb  ent§ief>t  ftcb  ben  natürlichen 
©efe£en,  wonach  alleö  %vbifäe  in  ber  SÖJanblung  unb  im 
gortfebritte  begriffen  ift.  2Jtan  fann  tnbefj  nicejt  leugnen, 
baf  bie  feenifefcen  Vorrichtungen  ber  Cbmefen  einen  gewiffen 
©rab  oon  2lusbilbung  unb  ba$  namentlich  tljre  bram.  £)td> 
tungen  eigenthümliche  SSorjüge  haben,  welche  aller  Ulnerfen* 
nung  werth  ftnb.  2)te  23ebingttr.gen  freilich,  welche  bie  Äunft 
jur  Äunft  ftempeln,  fehlen;  man  toei$  nidbtä  oon  sprincioten 
unb  äfthettfeben  ©efeßen,  alfo  auch,  nichts  oon  bramaturgifchen 
Siegeln.  2lber  bie  2)ramen  ber  Cbinefen  haben  einen  2Sors 
jug,  welcher  ben  Dramen  ber  europaifeben  SSölfer  jum  grö= 
fern  £heüe  abgeht:  fte  wurjeln  im  innerften  «Kerne  be$ 
2Solfö  unb  ftnb  bie  gefunben  unb  natürlichen  ©eburten  ber 
poetifeben  Slnfchaungeweife  ber  Nation  felbft.  Die  hollanbis 
febe  ©efanbtfdbaft,  welche  im  3«  1655  nacf>  ^efing  gefebieft 
würbe,  fanb  ben  3uftanb  ber  tbeafraltfcben  £)inge  in  China 
ganj  fo,  mie  ihn  auch  bie  9teifenben  im  19.  3af)rb.  gefunben 
ijaben.  £>ie  Chinefen  lieben  allerlei  2lrten  oon  ©peftafeln 
unb  ©aufeleien;  fo  fah  jene  ©efanbtfchaft  ein  fonberbareö 
©cbaufpiel,  welche^  am  J&ofe  be$  33icefönig$  ju  Canton 
bargeftellt  würbe.     Sine  gute  Slnjahl  oon  ©cbaufp.  trat  in 


134  Chinesisches  Theater 

Hhterhciuten  auf,  t>ermummt  in  £tger-,  fernen:  unb  feos 
varberfelle,  unb  fte  ahmten  bur*  ©eberben,  Stellungen,  üew 
len,  Srummen,  3lufreifjen  ber  9)tduler  u.  f.  f.  jene  reipenben 
£hiere  fo  naturgetreu  nach,  bafj,  na*  bee  JReifebefchreibere 
naivem  ©efränbtttfj,  „ff*  3ebermann  über  fol*  abenteuerli* 
fairen  jum  hb*fren  Dermunbern  unb  entfeljen  mufjte."  £>ie6 
märe  nun  freilief)  bie  untergeorbnetfte  2lrt  eines  Sdiaufptels. 
Höher  flehen  f*on  bie  9)caricnettentheater,  wel*e  *,ahlrei* 
im  Üanbe  umherjiehen.  2>a  gibt  es,  wie  bei  uns,  unahicflicfie 
^rinjefftnnen,  wel*e  in  einer  23urg  eingef*loffen  ft'nb,  irrenbe 
Stifter,  weldje  mit  wilben  Xhieren,  Dramen  unb  anbern  Un= 
gethümen  ju  fämpfen  haben,  bis  fte  biefelben  überminben, 
bie  ^Jrinjefftn  befreien  unb  ihre  «öanb  erhalten.  2>ie  Jpo*s 
jetf  wirb  fobann  mit  Spiel,  £anj  unb  furnier  gefeiert. 
*Ka*  biefem  Jeenfiücfe  folgt  eine  Eomöbie,  ober  pielmehr  eine 
J^arce ,  worin  ftehenbe  fomif*e  Figuren  i  oem  $>oli*inell. 
Scaramuj  u.  f.  n>.  jiemlich  ahnli*,  bie  Hauptrolle  haben. 
SBas  nun  bie  Theater  höheren  Srvde ,  auf  benen  sJDienf*en 
agtren,  betrifft,  fo  hat  jeber  ©afrfjof  feine  eigenen  (§omöbian= 
fen,  mel*e  währenb  ber  SDcahljeir,  jur  Erheiterung  ber  ©äfre, 
allerlei  f"ur,weilige  unb  pofft'erli*e  Spiele  aufführen,  roobei 
ee  an  prächtigen  Kleibern  nicht  fehlen  barf.  <£&  ft'nb  meift 
f*on  bekannte  S*aufpiele,  auf  welche  fte  ft*  eingeübt  unb 
unter  benen  bie  ©äfte  ju  mahlen  haben.  3u  biefem  3wec£e 
geben  fte  auch  ein  23u*  factum,  morin  bie  Stücfe,  bie  fte  auf 
bem  Repertoire  hahen,  oerjei*net  ft'nb.  2)ie  S*aufpieler 
reben  babei  nicht  in  ber  gewöhnli*en  unb  gebräuchlichen  9>ta= 
nier,  fonbern  ihr  SSortrag  ift  faft  ganj  gefangartig.  diene 
(Ecmöbien  werben  feiten  oerfertigt.  £>ie  S*auluft  ber  (Shi= 
nefen  tfr  fo  grofj,  bafj  fte  oft  (5'ffen  unb  Srinfen  barüber  oer= 
geffen  unb  na*  ber  9J?ahljeit  10  Stunben  lang  bem  Spiele 
äufehen,  ju  welchem  3mecfe  Stücf  auf  Stücf  folgt.  £>ie 
©iirglieber  tiefer  herumjiehenben  Gruppen  ftnb  meift  junge 
Seute;  grauen  bürfen,  feit  ber  Äaifer  Äien  =  Iong  eine 
S*aufpielerin  unter  feine  >Jtebenfrauen  aufnahm,  nicht  mehr 
auf  ber  JBühne  erf*einen,  fo  bafj  jefct  auch  bie  weiblichen 
Stollen  Don  jungen  Scannern  ober  juweilen  oon  23erf*nittes 
nen  bargefteUt  werben.  £>effentli*e  ©ebäube,  wel*e  für  bie 
2>crfräge  ber  2Socal=  unb  3nfrrumentalmuftf ,  ber  £>r*eftit 
unb  bei  feierlichen  ©elegenheiten  für  bram.  2$orftellungen  be= 
ftimmt  ft'nb,  gibt  ee  nur  im  Sorben,  nidht  in  ben  fübli*en 
^)rot»injen  bee  SReidjö;  bie  Regierung  jebo*,  welche  ft*  für 
biefe  Unterhaltung,  bit  gebilberfte  überhaupt,  wel*e  ein  SSolr 
haben  fann,  auenehmenb  interefftrt,  tragt  bafür  Sorge,  bafj 
Sheater  in  allen  Strafjen  mitfelft  Sammlungen,  bie  man  un= 
fer  ben  Einwohnern  oeranfraltet ,  errichtet  werben.  Sin  ge= 
wiffen  Sagen  geben  auch  bie  SWanbartnen  bie  nöthtgen  §onb5 


Chinesisches  Theater  135 

baiu  f>er ,  unb  bie  SSüfjne  ift  bann  binnen  wenigen  ©tunben 
erbaut.  Einige  23ambu6,  bie  ein  2>acb  oon  geflochtenen  9ttat= 
ten  tragen ,  einige  über  &ragblö<f e  gelegte  Ureter  unb  einige 
©nicfe  bemalten  2?aumwolIen£eucbö,  womit  bie  £interwanb 
unb  bie  beiben  Seiten  betreibet  werben,  wäbrenb  bie  bin  3u= 
flauem  gegenüber  befinblicbe  ganj  offen  bleibt,  reicben  bin, 
um  ein  er/.  SEb.  biefer  2lrt  ju  improoift'ren  *).  SEimfowsfi 
fab  einmal  in  9)eftng  auf  einer  ©träfe  6  folcfyer  Sbeater 
neben  einanber.  «frier  fpielte  man  pon  SOJttta^  bis  2lbenb 
ununterbrochen,  fajr  alle  Sage,  SEragbbien  wie  Sombbien,  bie 
mit  ©efang  unb  Xanz  untermifebt  waren.  Spefing  atiein 
jablt  100  t)erumjiet)enbe  Gruppen.  <&&  gibt  ein  parterre 
unb  Sogen;  bie  3ufcbauer  ftgen  auf  böljernen  SSanBen, 
auf  benen  ibnen  bie  (£igentbümer  be£  Zfyeatexö  unentgeltlich, 
Xl)ee,  bex  jwar  nidjt  oon  ber  beften  2lrt  ift,  unb  Sichter  por= 
fe£en  lajfen,  um  ftd)  bie  pfeifen  an^u^ünben.  25er  (Eintritte- 
preiö  ifr  auf  erft  gering ;  unb  man  wunbert  ftdb ,  wie  ftd?  bie 
©dbaufp.  bei  einem  fo  niebrig  gefreuten  Grntre'e  mit  fo  glatt* 
jenben  Reibungen  auöjufratten  im  ©tanbe  ftnb.  SDecoratio* 
nen  ftnb  auf  bem  cfo\  £b.  niebt  üblieb,  fo  wie  überbauet  atle£> 
dasjenige  feblt,  voat>  jur  Sdufcbung  ber  ©inne  erforberlicb, 
ift.  Die  SÄittel,  woburd)  man  biefen  Mangel  ju  erfe^en 
fuebt,  erfebeinen  unö  Europäern  oft  wabrbaft  Iädberlicb  unb 
gefcbmacfloö.  SSenn  j.  23.  ein  gelbberr  23efebl  erhalten  i>att 
ft'cb  nacb  einer  fremben  ^ropinj  ju  begeben,  fo  febwingt  er 
bie  ^)eitfcbe,  ergreift  ein  $aar  Giemen  oon  einem  9tettjaum 
unb  rennt  mebrere  SUcale  unter  einem  entfestigen,  bie  Obren 
jerreifenben  Carmen  pon  trommeln,  Raufen  unb  trompeten 
auf  ber  23übne  berum.  9cad>  biefem  SQianoeuore  ftebt  ber 
©cbaufp.  plö^licb  ftill  unb  oerftebert  ben  3ufcbauern  febr 
ernftbaft,  baf  et  nun  toivtlid)  am  £5rte  feiner  23eftimmung 
angekommen  fei.  ©ollen  bie  SWauern  einer  ©tabt  im  ©türme 
erftiegen  werben,  fo  legen  ftdb;  Pier  ober  fünf  ©olbaten  über 
einanber,  um  2Ball  unb  ©raben  oorjuftellen ,  Jpaufer  unb 
99ieubles  werben  ebenfalls  bureb  SWenfcben  porgeflellt  unb 
wenn  <linex  auftritt,  fo  nennt  er  porber  feinen  tarnen, 
©tanb,  @barafter,  2krmanbtfcbaft  u.  f.  f.  £>a$  Softüm 
bagegen  ift  oft  auf  erft  prächtig  unb  ben  jebe^maligen  Stollen 
febr  angemeffen  unb,  ba  bie  cbineft'fcben  ©tücfe  gröftentbettö 
eine  tjtflortfdbe  garbung  unb  Unterlage  t)aben,  auc&  bift°= 
rifcb,  meift  ba$  (Softüm  ber  (Sbinefen  por  ber  tartarifeben 
Eroberung.  2>iefe  wanbernben  Gruppen,  welcbe  au£  8—12 
9>erfonen  befieben,  jieben  auf  einer  bebedften  23ar£e,  bie  ifynen 


*)  SScrgt.  bie  bem  3.  Softe  bcigcgc6cnc  SJlbbilbung,  bie  inbee  ein 
Sbcatcr  bet  ebteren  2t«  barftcllt. 


156  Chinesisches  Theater 

$ur  2BoIntung  bient  unb  worin  fte  unfcr  Anleitung  ibres 
2>irectors  tf>re  Collen  einfhtbtren,  oon  Ort  ju  Ort.  >ilud)  in 
ben  ^aldften  ber  ©rogen  gibt  es  Scbaufpielfale.  üfikrben 
bie  Scbaufo.  )u  einem  ©roßen  gerufen,  um  bei  einer  feft= 
Iidjen  ©elegenbeit  ju  fpielen,  fo  überreichen  fte  bem  Jyeftgeber 
bas  aSerjeicbnig  ibrer  Stücfe,  unb  biefer  Iä§t  nun  feine  ©äfte 
wablen.  Sarauf  werben  bie  Tanten  ber  ^erfonen  bes  ge= 
wählten  Stüd's  laut  oorgelefen,  unb  ftnbet  es  ft'di,  ba$  einer 
berfelben  2lebnlid)feit  mit  bem  oon  einem  ber  ©äfie  b**t,  fo 
wirb ,  um  jebe  anfrbf  ige  2lnfpielung  jn  oermeiben,  fcbnell  ein 
anberes  Sfücf  gewählt.  2>er  gelehrte  SJlifftonär  ^Jremare 
t>at  uns  anfange  bes  oor.  3*if>rt>.  juerfr  mit  einem  d)ineftfd»en 
<Stü<fe  befannt  gemacbt,  meldjes  er  aber  fjöcfefr  mangelbaft 
unb  unoollfommen  überfe^te,  ba  er  tie  oft  ferjr  erhabenen 
unb  gefübloollen  lorifcben  «Stellen,  welche  in  S^ina  unter 
muft'falifdjer  ^Begleitung  gefungen  werben,  ntcbt  mit  übertrug. 
£>as  Stüif  tragt  ben  £itel:  bte  SBaife  ber  gamilie  &ebao, 
unb  lieferte  Voltaire  ben  Stoff  ju  beffen  2)rama :  bie  dune= 
ft'fcbe  SBaife.  25awis  übertrug  bie  Dramen:  ber  4üte,  ber 
einen  Sotyn  bekommt ,  unb :  ber  Äummer  J&an's ,  legeres 
mef^r  im  2lusjuge.  2>ie  erjte  oollftänbige  Ueberfe^ung 
eines  düneftfcben  iDrama's,  weldje  fafr  wie  eine  Sieoolution 
in  ber  cr/ineftfcfren  ^^üologie  anjufcben  ijt,  rübrt  oon  bem 
bekannten  Stanislas  3ulien  ber,  welcher  ein  Stücf  oon  Jpoei= 
Ianfi:  bte  ©efcbicbte  oom  Äreiberinge  (l'histoire  ein  cercle 
de  craie),  1832  in  franj.  Ueberfe^ung  berausgab.  3wei  Sabre 
fpater  lieferte  er  bie  früber  oerfhtmmelte  „SBaife  ber  gamilie 
SCebao"  in  treuem  9lbgu§  nad)  bem  Örtgtnal.  ©egenwärtig 
$ab  fein  auegejeicbnetfter  Scfcüler,  SBajin  ber  Weitere,  oier 
djineft'fcbe  Stütfe  in  franj.  lleberfe^ung  b.exauö.  2>iefe  ft'nb: 
bie  OtdnBe  einer  Äammerjofe,  oon  i£cbingste  =  foeij  ber  con= 
frontirte  dtod ,  (la  tnnique  ccmfronte'e)  oon  Üdjang  =  Äoue  =  gnt, 
einer  duneftfcben  (Sourtifane ;  bte  «Sängerin,  obne  2tngabe  bes 
SSerfaffers;  bie  Staate  ber  £eou=ngo,  oon  Äuan  =  ban  =  fing. 
©ebanf  enoolle  £iefe ,  SHotioirung ,  eigentliche  <H)axaUexiftit, 
organifcbe  Crinbeit,  woburd)  ein  Äunftwerf  erfr  jum  «Äun(r= 
werfe  wirb,  fudje  man  in  biefen  Stücfen  nidjt;  bagegen  wirb 
man  ftcb  oon  ber  2Babrbeit,  ber  5Tfatürlicb!eit,  bem  9>atbeti= 
fcben  in  ben  Situationen,  ber  fieicbtigfeit  unb  ßebenbigfeit 
im  Dialoge,  ber  edjt  orientalifeben  bilberreidjen  Slnmutb  in 
ben  Inrifcben  Stellen  unb  ber  Bartbeit  unb  (£rbabenbeit  in 
ber  Scbilberung  ber  ©efüble,  befonbers  ber  ©efcblecbt0=  unb 
«Äinbesliebe,  wabrbaft  überrafcbt  jtnben.  2)ae  erfte  unb  lefytc 
Stücf  ft'nb  bie  merfwürbigften ,  jenes  wegen  feiner  unterbal= 
tenben  ilrftnbung  unb  als  25ar(lellung  einer  jarten  burcb 
Jöinberniffe  gefreujten  Hebe,  biefes  als  eine  9lrt  -Dtacbts  unb 
Sd^auerftücf ,    weldjes    ftcb   mit   beutfdjen   unb   franjöftfcbcn 


Chionides  Chiron  137 

©tütfen  beffelben  ©enreö  an  2Birfung  redjt  wof>I  meffen 
fann.  £eou  =  ngo  erfajeint  barin  am  ©cbluffe  alt  radjenbeä, 
tie  f)rimlidjen  SBege  bcr  23oöfjeit  aufbecfenbeä  ©efpenft. 
Uebert)aur>t  (feinen  bie  ©Ratten  in  ben  Dramen  ber  <5f)t3 
nefen  eine  bebeutenbe  SRolIe  ju  fpielen,  ba  fte  baju  eine 
eigene  23orrid&tung  fyaben,  welcfce  fte  bie  „Pforte  ber  ©eifter" 
nennen.  3ebenfall3  wäre  ju  wünfefcen ,  ba$  bie  angeführten 
2>ramen  aueb  in  baes  ©eutfdje  überfe^t  werben.  2>ie  &ennt= 
nifi  emee  Söolfö  läft  ftcb,  nirgenbg  wol>er  beffer  unb  anfdjaus 
lieber  fdjöpfen  f  als  aug  ber  «Äenntnifj  ber  23üh,ne  einee  2Jol= 
feö,  oorau$gefe$t,  ba$  biefe,  roaö  ft'e  immer  unb  überall  fein 
follte,  wie  bei  ben  Sbjnefen  eine  nationale  ift.  23ergl.  bie 
©efanbtfdjaft  ber  oftinb.  ©efellfcbaft  ber  oereinigten  Stieber= 
Iänber  an  ben  tartarifdjen  (Stjan  unb  nun  auäj  ftneftfeben 
Äaifer,  Derridjret  burdj  bte  Ferren  tyetex  be  ©ojen  unb 
Sacob  Äaifern,  betrieben  burd>  Sodann  iHeufwff  gr.  4.  mit 
otelen  Silbern.  Slmfterbam  1666}  bie  9teifebefa)retbung  ber 
brittfdjen  ©efanbtfdjaft  unter  SWafartnet)?  bann  bie  9teife= 
werfe  «cn  £imfom6fi,  2)awi6,  ^remare  u.  St.,  fo  wie  bie 
Ueberfe^ungen  duneftfeber  ©cbaufpiele  r>on  2>awi6,  tyxemaxe, 
©tantslaei  Julien,  23ajin  b.  Sielt,  u.  21.  m.  (H.  M.) 

Chionides  wirb  mit  OTagnes  '  naef»  bem  langen 
3wifd;enraume  t>on  @ufarion6  Stuftreten  in  Wttica  al$  ber 
<£rfte  genannt,  ber  ft'd)  wieber  in  ber  Somöbie  t»erfud>te. 
2lriftotele$  bejeidmet  jwar  ben  Qrpid>armu6  auf  ©ictlien  (f.  b.) 
um  480—70  als  ,,weit  früher,"  allein  fo  wörtlid»  ift  bie$ 
nidjt  ju  redjnen;  im  ©egentfyeil  berührt  il>n  <Sf).  riemltd)  nafye 
unb  bei  bem  lebhaften  3?erfef)r,  ben  2ttf)en  trieb,  bei  ben 
engen  üBejiefjungen,  in  benen  e€  namentltd)  mit  ©icilien  ftanb, 
bürfen  wir  oermutfjen,  baf  ba$,  wa$  \)iex  für  bie  Qiomöbie 
getf>an  würbe,  auf  S&ttica  nidjt  oftne  Grinfluf  blieb.  2Bie  auf 
ber  einen  ®eite  ben  <£pidjarmu6  ju  ©oracuö,  berührt  <5b,. 
auf  ber  anbern  ben  ©rattnuö  ju  Sitten:  jünger  alö  jener 
unb  alter  al$  biefer  ift  er  beiber  3eitgenoffen  unb  btent  beiben 
gleidjfam  alö  23inbeglteb  (f.  (Srates  u.  <5ratinu$).      (iV.  G.) 

Chiron  (SHtttr).),  warb  jwar  in  ber  ben  Kentauren 
(f.  b.)  eigentümlichen  ©eftatt  geb.,  war  aber  im  ©egenfa^e 
iu  iftnen  unfterblidj  unb  ber  meifefte  aller  bamaligen  <£rben= 
bewoljner,  namentlich  in  ben  SERufenfünften  fyoefeerfabren, 
weffyalb  ic)m  bie  berüt)mteften  ©ötterföfme  unb  Heroen  in 
ibrer  3ugenb  jur  Grrjiebung  anvertraut  würben,  gereute«, 
einer  berfelben,  oerwunbete  tl>n ,  afö  er  bie  ftdj  jubrängen= 
ben  (Eentrauren  oerfebeudjen  wollte,  unoerfefjenö  mit  einem 
in  baö  ©ift  ber  ternäifdjen  -£t)bra  getauften  Pfeile.  Um 
ben  ©dmterj  ber  unheilbaren  9Bunbe  niebt  burd?  alle  <£mig= 
teit  ertragen  ju  muffen,  ftef)te  er  ju  ben  ©Ottern,  tyn  bie  Un= 


1."!!  Chironomie  Chollet 

fterblicbieit  ,31t  nehmen,  worauf  er  als  Sternbilb  bes  sgdjü^en 
an  ben  «öimmel  oerfe^t  würbe.  (F.  Tr.) 

Chironomie  (ÜDcimif),  berjenige  £heil  ber  SRimir, 
ber  bie  tehre  oon  ben  JSeroegungen  ber  Jöänbe  enthalt  5  f. 
9Kimif. 

Chirurgie  (2Weg.).  Unter  ber  ©eftalt  eines  ben 
©ett  ober  bte  ©öttin  oer  2lrjneifunft  (f.  b.)  begleitenben 
©enius  bargeftellt,  meiner  eine  f ankette  ober  fonft  irgenb 
ein  chirurgifdjeS  ^nfrrument  unb  einen  äüerbanb  in  ben  «&dn= 
ben  trägt.  (K.) 

Chiton  (©arber.),  1)  ein  weitet  leinenes  Unterfleib 
mit  3Iermeln,  oon  ben  alten  attifeben  unb  jonifeben  grauen  ge= 
tragen.  2)  ein  tucfyenes  Unterbleib  ohne  >2lermel  für  eie  SWdn= 
ner,  in  ber  §orm  ber  £untca  ähnlich  unb  bis  auf  bie  &nö= 
cbel  h^rabgehenb.  2)iefcs  Jtleib  »ertrat  bte  ©teile  ber  £em= 
ben,  bie  man  bei  ben  ©rieben  nicht  fannte. 

Chiana  (©arber.) ,  ein  mantelartiges  Sberfleib  ber 
©riechen,  welches  befonbers  als  33ebe<fung  in  ber  sJiacht  biente; 
es  würbe  oon  beiben  ©efcblecbtern  getragen  unb  war  nur  in 
bem  leichtern  ober  fehlerem  Stoffe  oerfefaiebenj  auch  nach 
ben  Sahresjeiten  war  biefer  Hantel  oerfchieben :  im  ©ommer 
einfach  unb  oon  l«ichten  3eugen,  im  SBinter  oon  wollenen 
Seugen  unb  frarE  gefüttert. 

Chläinys  (©arber.),  ein  Dberfleib  ber  griedj.  Banner, 
ber  CEhlana  ahnlich,,  befonbers  als  3agb  =  unb  9teifetleib 
üblich,.  2>ie  üDfacebonier ,  bei  benen  es  namentlich  bie  Steifer 
trugen,  führten  biefes  Äleib  in  ©riedjenlanb  ein.  (B.) 

Chöerilus.  I)  6h-  »•  Slthen,  twrjugSweife  ber  £ra  = 
gif  er  genannt,  mürbe  um  544  geb.,  blühte  als  trag.  Siebter  un= 
ter  ben  ^iftfrratiben  unb  mar  ein  3eitgenoffe  (Sratinus,  tyb,v\)= 
niefms  unb  auch  bes  2lefchölus,  ta  er  bis  um  480  0.  <&b,x. 
lebte.  Stach  <2uibas  foll  er  150—60  ©tücfe  »erfaßt  haben, 
oon  benen  13  ihm  ben  @ieg  gegen  ^hrönicbuS  oerfebafften. 
SDte  9?atur  biefer  <Stücfe  lagt  ftcf>  nicht  beftimmen.  2L*enn 
ihm  oon  (Einigen  bie  (Srft'nbung  ber  SDiaSfen  beigelegt  »wirb, 
fo  fann  bamit  nur  eine  oon  ihm  in  benfelben  bemirfte  2(en= 
berung  ober  23erbefferung  angebeutet  werben,  ba  bie  Sfflaeten 
fchon  früher  befranben ;  auch  um  bas  (Joftüm  foll  er  ft'cb  3Jer= 
bienfte  ermorben  haben,  ©uibas  fagt  oon  ihm,  er  habe  bie 
S£ragebie  meiter  gebilbet.  2)  @h-  aus  ©amos,  um  472 
0.  <&t)x.  geb.,  ber  in  einem  eoifcfcen  ©ebicht:  ty ex feis,  ben 
©ieg  ber  2ltf)ener  über  £erres  feierte.  (£r  fdjeint  audj  60= 
möbien  gefchrieben  ju  haben  unb  jmar  als  25iener  eines  fef>r 
gering  gefaxten  Richters  ber  alten  (Somöbie,  beS  (£f»han= 
ribas.    *  (W.  G.) 

C holtet,  geb.  um  1800  ju  ^aris,  mar  in  feiner  Jtinb= 
heit  GEborfnabe  ju  @t.  ©ujrachej  fein  SJater,  ein  tüdjtiger  Tlu- 


Chor  139 

ft'fer,  braute  if>n  bann  in  ben  <Sf>or  ber  grofjen  Oper,  wo  er 
Blieb ,  bii  er  auf  bem  Theatre  Feydeau  bebütirte.  ©r  fanb 
ben  lauteften  23eifall,  unb  batte  in  fer  %t)at  bie  fdjöne  £enor= 
ftimme,  welche  bie  Sttatur  ibm  gab ,  burd)  Uebung  unb  «Runft 
febr  oortheilhaft  auegebilbet.  2>ie  GFomponiften  beeiferten  ftch, 
für  feinen  fdjönen  Senor,  Opern  ju  fdjreiben,  unb  ibm  Der? 
banfen  mit  auf  biefe  sÜBeife  „bie  beiben  ifläcbte,"  „$va  X>ia= 
oolo",  unb  mehrere  anbere.  2$om  Theatre  Feydean  ging  er 
nad)  SSrüffel,  oon  wo  er  erft  fürjlia^  nad)  $paris  jurüc?= 
gefebrt  unb  feitbem  SDittglieb  ber  fom.  Oper  ift.  #ier  würbe 
fogleid)  ber  „9>oftilIon  oon  Conjumeau"  für  if>n  gefdjrieben 
unb  man  jäblt  tr)n  ju  ben  oorsüglidjfren  £enoriften  ftxanU 
reicht  (A.) 

Chor,  I)  (a.  SBübne),  eine  Sfnjabl,  urfprünglid)  oon 
50,  bann  oon  b,alb  fo  Diel  unb  weniger  "J)erfonen  in  ben  griedj. 
£ragöbien,  (Jomöbien  unb  ©atorfpielen,  meldje,  in  bie  $anb= 
lung  nicht  eigentlid)  oerffod)ten,  al&  3ufdjauer  an  berfeiben 
£beil  nebmen  unb  namentlidi  baju  beftimmt  ft'nb,  bie  3wi= 
fdunvaume  bei  @tütfs  mit  ©efang  unb  £anj  auszufüllen. 
(£&  ift  bier  nur  oon  ben  fcenifdjen  (Sbören  bie  ütebe ,  über 
bie  ctjflifchen  ober  bitbt)rambifcben  <£r>örc,  ali  bie  urfprüng= 
Iid)en,  ani  benen  jene  wie  bai  ganje  25rama  beroorgingen, 
f.  2Ilte  23üb,ne  unb  2)itbt)rambu6.  9lu6  ben  ci)£ltfd)en  Sr>ö= 
ren  b^oorgegangen,  blieb  ber  (Sf).  ber  Präger  bei  religiöfen 
©lementö  unb  feine  ©efdnge  waren  ibrem  Snbalt  nadj  ebenfo 
fromm,  beilig  unb  auf  l£rmecfung  b*r  bödjfren  3been  unb 
©efüble  gerietet,  toie  in  ©pradje  unb  SDielobie  feierlid)  unb 
ergaben.  2)ie  2Burjel  ibrer  SBerbinbung  mit  ber  bram.  «6anb= 
lung  ift  in  ber  Statur  bei  fyeüeniidien  SJolfßlebenö  ju  fuchen, 
bai  burchaug  ein  öffentlidjeg  mar 5  ber  <Sb»  frellt  bemnadj  ben 
3eugen,  ben  ibealift'rten  3ufd>auer  bei  ber  J&anblung  bar? 
feine  ßieber  entbalten  bie  ©ebanfen,  bie  moralifdje  33etrad)= 
tung  über  bai  tvai  oorgebt;  ft'e  weifen  in  bem  spiele  irbi= 
fdjer  Ceibenfchaften  auf  bai  ©örtliche  unb  auf  bie  SJerfnüpfung 
menfd)Iid)er  2>inge  mit  ben  t)öt)exen  9)tad)ten  i)in  u"^  ft'nb 
neben  ben  GEptnilien  bei  $)inbar,  mit  benen  namentlid)  bie 
(Sborlieber  bei  %te)i)t)lui  fo  grofje  2lebnlid)feit  fyaben,  bie 
fd)önflen  unb  erbabenften  ©tücfe  ber  griedj.  Sttrif.  2)ie  Un= 
partbeilidjfeit  bei  3eugen,  bie  burd)  fein  Sorurtbeil  unb  feine 
Seibenfdjaft  beftochene  SBeisbeit  unb  bie  bobe  religiöfe  SEBeibe 
bei  &i).i  mad)en  ei  natürlidj,  ba$  er  nid}t  felbft  bei  ber 
«£anblung  betbeiligt  erfd^eintj  bodj  machen  bie  @d)uiflebenben 
bei  ©uripibeö  unb  2lefd)t)lug,  fo  tvie  bie  ©umeniben  bei  £e§= 
teren  bteroon  eine  Slusnabme ,  inbem  in  biefen  ©tücfen  ber 
dt),  in  bai  3ntereffe  ber  J&anblung  oerflodbten  ift,  waö 
bort  bie  5Ratur  ber  %ahel  fo  mit  ftd>  bringt.  25te  2tnjabl 
oon  50  9>erfonen  bei  ben  cpflifcben  Sbören,  modjten  fte  au6 


140  Chor 

Scannern  ober  «Knaben  befreien,  foll  audt  fpäter  als  bie 
£ragöbie  ft'd?  an  bte  ct)?lifd)en  (Sböre  angefdjloffen  l>atte, 
bie  urfprünglid)e  3af)l  wie  in  ben  (Sumeniben  bee  s2lefd)t)lu5 
nod>  geblieben  fein;  fpater  würbe  ber  tragifdje  @f).  auf  15 
^Jerfonen  befdjranEt,  wogegen  ber  in  ber  (Jomöbie  aus  24  be= 
ftanb;  im  ©atyrfpiel  befranb  ber  <5().  ebenfalls  aus  15  ^ers 
fönen,  bie  (51) o reuten  waren  aber  ©atprn,  bie  unter  9lns 
füfjrung  bes  ©ilenus  aufsogen,  wie  es  im  <$»flo»e  bee  ©uri= 
pibes  bem  einjigen ,  unö  nod)  übrig  gebliebenen  fatorifdjen 
25rama ,  ber  galt  ifr.  2Bie  in  ber  3af)l  ber  @rjoreuten ,  fo 
unterfdjieben  ftd)  bie  fcenifrf>en  @l)öre  aud>  in  ber  5<>rm  ber 
Sluffüfyrung  t»on  ben  ci)iü\<ben.  2)enn  wdfyrenb  biefe  im  Äreife 
rannten ,  wooon  ft'e  ben  tarnen  erhalten  f)aben ,  traten  jene 
mit  etnjelnen  9lu6nal)men,  wie  in  ben  (Jumeniben  bee  2lefd)t)= 
lue,  wo  bie  gurien  burdjetnanber  in  bie  £)rd;eftra  jrürmen, 
in  Kolonnen  in  bie  ©cene  unb  jwar  entweber  5  SDtann  in 
ber  Siefe  unb  3  in  ber  23reite  ober  5  SDlann  in  ber  ^Breite 
unb  3  in  ber  SEiefe,  was  in  ber  Äomöbie  wegen  ber  größeren 
3af)l  eine  bem  numerifdjen  2Jerf)dltnifj  entfpredjenbe  W)* 
dnberung  erlitt.  Unter  2Sortritt  ber  glötenfpieler  in  ber  £)rs 
djeftra  aufmarfdjirt ,  flellte  ft'dj  ber  <Sf).  ju  beiben  ©eiten 
ber  £f)»mele  auf,  wdijrenb  ber  (Styorfüfyrer  (Sfyoragus) 
ober  (Soröpfyagus  auf  bie  altarartige  (Srfwfyung  felbjl 
flieg ,  um  bie  oerfduebenen  ©ange  unb  ©djwenfungen ,  wie 
ben  Vortrag  beS  @f).6  ju  leiten  unb  ben  oft  wed)felnben  £act 
unb  JRf^ttymus  berfelben  einjufjalten.  25enn  fobalb  ber  @f). 
ft'd»  aufgehellt  f»atte,  erflang  bas  33orfpiel  ber  ^itfyara,  unb 
mit  bem  barauf  einfallenben  ©efang  fe§te  ft'dj  aucfj  jugleid) 
ber  5U#  ^cr  Streuten  jum  £anj  in  ^Bewegung,  ber  auf  bie 
mannigfaltigjle  SBeife  unb  in  ben  fünftlidjjten  3Jerfdjltngun= 
gen  ausgeführt  warb.  £>iefe  erinnern  an  bie  tactifd>en  <£üos 
lutionen  eines  fiodws,  wie  bie  ^Bewegung,  oermöge  welcher  bie 
3üge  in  einanber  einfdiwenfenb  eine  fjalbmonbfbrmtge  ©teliung 
um  bie  £f)ßmele  bilbeten.  2>as  Stuftreten  bes  <5l).s  auf  bie 
Ördjeffra  ruef :  ©diwenfung,  bie  ^Bewegung,  oermöge  ber  er 
feine  urfprünglidje  Stellung  »erlief,  ©tropfte,  (3Benbung) 
unb  bie  ©egenwenbung,  burd)  weldje  er  in  bie  erfle  ©teliung 
jurüdfe&rte,  9lntifrropf)e.  25iefe  tarnen  würben  aud)  auf 
bie  einzelnen  Steile  bes  ©efangs  übertragen,  weldjer  biefe  ent« 
gegengefe§ten  SBenbungen  begleitete,  unb  ftdj  einanber  in  ber 
3ar;l  ber  Serfe,  wie  im  Versmaß  auf  bas  genauere  ent= 
fpradjen.  2)iefe  ©efcinge  würben  entweber  oom  ganjen  <5f). 
ober  wecfcfelfeitig  oon  ben  beiben  Jpalbcpören  unter  entgegen* 
gefegten  ^Bewegungen  unb  mit  abwedjfelnben  Stellungen  ge= 
fungen,  ber  ©d)lu|gefang :  (ärpobue  jebocrj,  mit  bem  biefe  an* 
tiflrop^if<ften  ©efdnge  oft  enbeten,  unter  ©tillfieljen  in  ber 
9ftitte  ber  Ördieflra.    3n  bem  erfren  gemeinfdjaftlidien  ©es 


Chor  141 

fange  (nidjt  bem  erfren  @borgefang  überhaupt,  ba  fcie  Choreus 
"ten  aud)  in  einjelnen  Siedlungen  fingen  tonnten) ,  melden 
fcer  ganje  (Sb«  nad)  feinem  2luf  treten  fang,  bem  ^arobuö, 
fommt  ber  (£»obue  aud)  in  ber  SDlitte  oor,  in  ben  folgenben 
©efängen  bes  ganjen  61). 6  aber,  welche  ©tafinia  Reifen, 
madit  ber  (£»obuö  immer  ben  ©djlufj  aus.  23erfdneben  oon 
biefen  ©efängen  ftnb  Älagelieber,  in  benen  ein  gefdjebeneö 
UnglücE  entweber  oon  einzelnen  Streuten  ober  abwed;felnb 
oon  biefen  unb  oon  'JJerfonen  auf  ber  23übne  beilädt  wirb. 
2)ie  Jpeftigfeit  erlaubte  bei  biefen  bie  S3Jteberfer>r  beffelben 
Serömafesi  in  ©egenftrooben  oft  nidjt}  boefe,  fonnten  ft'e  aua> 
antiflroül)ifd)  fein,  unb  ungeachtet  aller  fdjeinbaren  Unregel= 
tnäf» igfeit  in  ber  fReibenfolge  ber  ©tropfen,  wie  in  bem  SBedjs 
fei  ber  ftngenben  ^)erfonen,  würbe  burd)  bie  fünfilidjfte  Söer* 
fdjlingung  eine  folebe  ©ometrie  beroorgebradrt ,  bafi  btemeilen 
fogar  in  ©tellung  unb  ©leidjflang  ber  SBorte  eine  Ueber= 
einftimmung  jwifeben  ©troebe  unb  ©egenfrropl)e  berrfdjt,  unb 
ein  $Perfonenwed)fel  in  ber  Slntifrropbe  an  ber  nämlidjen 
©teile  unb  in  bemfelben  %u$e  beffelben  SJerfeS  wie  in  ber 
©troobe  ftattfünbet.  SDiit  Sluenabme  bes  <£pobu&  mürben  alle 
©efänge  im  £anj  gefungen,  benn  aud)  bae  ©taftmen  beu= 
tet  auf  fein  ©fillfteben  ber  Sboreuten,  fonbern  brücft  nur 
aus,  bafj  baes  @borlieb  feine  2lnapäfren  unb  £rodjäen  ent= 
bält.  £>er  ^bortanj  in  ber  £ragöbie  t)ie$  (Smmeleia,  in 
ber  (Sombbie  (Eorbar,  in  bem  ©atr^rfotel  ©tftnntö.  SBät)s 
renb  bes  25ialogs  ber  @d)aufp.  auf  ber  SSübne ,  fianb  ber 
<£t}.  ruhjg  auf  ber  £>ra>eftra,  unb  wenn  er  an  bem  Dialog 
£beil  nabm,  fo  gefdjab  es  nur  burdb.  ben  ßänpborus ,  ben 
SBortfübrer  ber  @boreuten,  fofern  es  nidjt  notbwenbig  mar, 
baf  biefe  einjeln  ipxe  SÜceinung  jagten.  9toa)  weniger  als 
in  ber  Sragöbie  greift  in  ber  Somöbie  ber  @b>  in  bie  <£anb= 
lung  ein,  ober  wo  btes  gefduebt,  wie  in  ben  Stottern,  ben 
9ld)arnern  u.  a.  ©tücfen  bes  2lrifro»b«nes,  tritt  er  bod)  in  einem 
anberen  Sfjarafter  auf,  inbem  an  eine  ibeale  Sluffaffung  r>ter 
gar  niebt  ju  benfen  tfr.  ©eine  eigentliche  würbeoollere  unb 
unb  fjötjere  3lf)ätigfeit  beginnt  bier  erfi  mit  ber  §)arabafe,  wenn 
bie  ©djaufp.  abgetreten  ftnb  unb  ber  @r)or  nun,  ber  bie  bas 
bin  ber  £anblung  feine  Slufmerffamfeit  fdjenfte,  ftd)  gegen 
bie  3ufdjauer  umfdjwenft  unb  an  fte  feine  Sftebe  richtet.  >Hud> 
biefe  $>arabafe  warb  tanjenb  ausgefübrt  unb  ^war  in  7  ©djwens 
hingen,  benen  wieberum  wie  in  ber  Sragöbie  eben  fo  oiele 
St)etle  bes  ©efanges  entfpradjen,  bie  jebod)  nidjt  in  jeber 
(Somöbie  oollfiänbig  *oor? ommen.  2>er  erfte  berfelben  tjr  baß 
Sommation,  ein  Siebten  oon  bem  St).  nod>  in  feiner  alten 
©tellung  gefungen,  womit  er  bie  oon  ber  23übne  abtxetenben 
©cbaufp.  begleitet,  hierauf  wanbte  ftd)  ber  ©b»  «n  bie  3u= 
fdjauer,  um  in  2lnapdflen  über  ben  2>idjter  ober  eine  fonflige 


142  Chor 

Slngelegenbeit  ju  fprecben.  9tacf>  tiefem  Siebe,  beffen  Scblufi 
9)tacron  ober  $)nigoß  hei#t ,  frimmt  ber  (Jb.  mit  einer 
Scbwen£ung  (Stropbej  eine  Cbe  auf  irgenb  eine  ©ottbeit  an, 
welcber  eine  metrifcb  genau  übereinfrimmenbe  91  n  to  b  e  oerwanbi 
ton  3nbalt6  entfpricbt.  Söeibe  ftnb  inbef  burcb  baß  Epirrbema 
oon  einanber  getrennt,  eine  im  munteren  trocbaifcben  S>erßi 
mafie  an  bie  3ufd>auer  gerichtete  ilnrebe ,  in  welcher  ber  @b. 
feine  politifcben  ©eftnnungen  ohne  alle  3urücEbaltung  offen= 
bart,  unb  bcm ,  wie  ber  £>be  ober  Stopbe  bie  Slntobe  ober 
2lntifrropbe ,  fo  ein  in  bemfelben  SBerßmafj  abgefafteß  unb 
abnlicbe  ©egenfianbe  bebanbelnbeß  2lntepirrbema  ent= 
fpricbt.  3n  ben  legten  StücFen  beß  Slrifropbaneß ,  oon  be= 
nen  wir  nur  nocb  ben  ^lutuß  befüjen,  fef>Xt  bie  $)arabafe 
fdjon,  wäbrenb  ber  (£b.  nocb  begebt,  aber  obne  alle  23ebeus 
rung ,  wef  t)alb  er  balb  ganj  einging,  lieber  bte  Stellung, 
Stuerüfrung  unb  Einübung  beß  @b-ß  unb  SllleS  was  babtu 
gebort  ft'ebe  @boregie.  —  Scbtller  in  ber  23raut  oon  2)cefftna 
unb  JRaupadj  in  bem  ÜErauerfp.  Xbemifto  traben  eß  oerfucbt, 
ta$  ^rinjip  beß  antuen  (5b\ß  mit  ben  2lnforberungen  ber 
jetzigen  23übnengeftaltung  ju  vereinen ,  aber  ofme  eine  allge= 
meine  ©eltung  ^erringen  ju  fönnen.  £>ie  (Jböre  ber  SJraut 
oon  SOtefftna  werben  oon  (Sborfübrern  gefprocben  unb  nur 
einige  (ifnboerfe  oom  Qb.  wieberbolt  unb  in  ber  „£bemifro" 
bat  Sftaupacb  fogar  oerfucbt,  bie  Qböre  fratt  ber  3wifa>enacte 
fingen  ju  laffen.  —  2)  (£ecbnO  £>aß  6b.  beß  mobernen  Xbea* 
terß  befiebt  auß  einer  2lnjabl  Scanner  unb  5ra"en  unb  audj 
wobl  Äinbern,  bie  nacb  ben  Stimmen  in  Soprane,  2llte, 
Senore  unb  23affe  getbeilt,  entweber  in  Opern  bie  für  fte  be= 
frimmten  Sfluftf'frücr'e  außfübren,  ober  im  Scbaufpiele  als 
SJolf,  Solbaten,  J&ofleute ,  $)riefler  u.  f.  w.  ftguriren.  23et 
größeren  23übnen  (lebt  ein  befonberer  Dirigent  an  ber  Spi$e 
beß  6b-3»  bei  kleineren  ftnb  fammtlicbe  SDcitglieber  ber  23üf>ne 
oerpflicbtet,  entweber  ben  (Sb-  überbaupt  ju  oerfeben,  ober 
ibn  ju  oerjrärfen.  9tur  contractlicbe  23ebtngung  fann  oon 
biefer  SSerpflicbtung  entbinben.  <£in  @b-  oon  nur  einiger  23e= 
beutung  muf  auß  wenigflenß  12  Stimmen ,  alfo  3  auf  jebe 
einjelne  beß  Sluartettß  befreben.  23ei  gröfern  23übnen  fteigt 
biefe  3abl  bin  unb  wieber  auf  100  unb  mebr.  —  2lucb  fudjt 
man  jur  SBermebrung  beß  engagtrten  6b-ß  Sttilitarfänger, 
(Surenbefnaben,  Äircbenfänger  in  fatbolifcben  Sanbern  unb 
SBaifenfrtaben  ju  bekommen,  ütur  SDiabcben  unb  grauen  ftnb 
feiten  anberß  alß  burcb  fefleß  Engagement  für  ben  (5b.  ju  ge= 
winnen.  —  2)aß  (Srinfhtbiren  ber  ttböre  'gefcbiebt  gewöbnlicb 
SWorgenß  oor  bem  23eginn  ber  groben  unb  JWacbmirtagß  oor 
ber  SBorftellung.  SWan  wablt  biejenigen  auß,  weldje  flöten 
lefen  fönnen,  fe^t  anbere  fhmmenweife  um  fte  hex  unb  lä$t 
nicbt  ef>er  äufammenftngen ,    biß  jebe  einjelne  Stimme  ooll= 


Chor  143 

firänbicj  eingeübt  ift.  2Sortf>eiIf)aft  t>at  ee  ftcfj  bewährt  bem 
(5b.  beim  <£inftubiren  fcbon  bie  (Situation  mitjutbeilen,  iti 
welcber  berfelbe  Wirten  feil,  weil  ttee  befonberes  auf  ben  cba= 
rafteriftifeben  Vortrag  wirft.  25eutlicbe  Slusfpracbe  ift  neben 
bem  rid)tigen  ©efange  bie  J&auptfacbe ,  auf  welcbe  beim  (£tn= 
ftubiren  geachtet  werben  muf.  Soll  ber  (St),  auf  bie  23übne,  fo 
muf  oorber  oollftänbig  auewenbig  gefunden  werben  fein.  3« 
ber  Strrangirprobe  (f.  groben)  erbdlt  ber  (Ib.  bk  2öeifung,  oon 
wo,  in  welker  Örbnung  er  31t  foramen,  wie  er  ju  fteben  unb 
welcben  2lntbeil  an  ber  .fcanblung  er  ju  nebmen  fyat.  hierbei 
tft  ju  ratben,  ben  @b.  ntdbt  nacb  altbergebradbter  2lrt,  SDianner 
unb  grauen  getrennt,  fo  \vk  genau  ftimmenweife  gefonbert 
aufjuftellen.  ©ben  fo  Iaffe  man  ben  (Sb.  nie  weiter  als  bie 
an  ben  SBorbang  auf  ba$  ^rofeenium  b^rauötreten  unb  forge 
bafür,  bafj  ber  £actftocf  be&  Srcbefterbirigenten  überall  ge= 
(eben  werben  Eann.  äSoltsmaffen ,  23auern  u.  f.  w.  überall 
mit  getrennten  ©efcblecbtern  anbringen  ju  wollen,  tft  wiber= 
finnig  unb  ber  gefebiefte  ©ebraudb  be&  Sb.6  tft  ein  SDiittel  für 
bram.  SÖirrung,  beffen  Äraft  bie  „Stumme  oon  *Portici"  beut= 
lief;  gezeigt,  aber  nur  feiten  Jiacbabmung  gefunben  pat.  2>em 
<5b.  aud)  riefctiges  Sptel  beizubringen,  ift  eine  febwierige  aber 
unerlaf liebe  Stufgabe  für  ben  5lrrangirenben.  2116  ^ülfömittel 
bafür  wenbet  man  Gortjpbäen  (f.  b.)  an.  —  3)  (SDhiftf),  a)  jebe 
Bereinigung  mebrerer  ^erfonen  ju  einer  gemeinfebafflieben 
muft'f.  ^Jrobuction,  alfo  eben  fomobl  ein  Serein  oon  3nftru= 
mentaliften,  als  oon  «Sängern;  wir  baben  bier  jebodb  nur 
oon  le^tern  ju  reben.  3u  einem  oollftänbigen  Sänger= 
dwr  geboren  Pier  Stimmen.  Sopran  (2>iScant) ,  %it,  £enor 
imb  löafj.  Sie  beiben  erfrern  beifen  Öberfttmmen  unb 
werben  entweber  oon  grauen  ober  oon  «Knaben  gefungen, 
wäbrenb  bk  le^tern  —  Unterftimmen  —  Scanner  erbei= 
fdben.  £>tefe  oier  Stimmen  werben,  wenn  es  ber  Sborgefang 
erforbert,  nodb  in  jwet  Unterabtbeüungen  getbeilt,  bie  bann 
erfter  unb  ^weiter  Sopran,  2llt,  Senor  unb  S3af  beifen. 
2)ie  SBirfung  unb  Sebönbeit  oeg  Sborgefanges  bangt  eben  fo 
febr  oon  ber  Sücbtigfeit  ber  einzelnen  Stimmen,  ale  oon  ber 
%ln%at)l  ber  Sänger  ab$  jebenfallS  aber  ift  pünftlidbeS  unb 
funftgereebtee  3ufammenwirfen  unb  ein  richtiges  SBerbälrnif 
ber  Stimmen  jueinanber  äum  gelungenen  unb  erfreulieben 
CEborgefange  erforberlicb.  SuteiftenS  wirb  jwar  bie  £>ber=  unb 
Unterftimme  (Sopran  unb  23af)  ftärfer  als  bie  99tittelfttm= 
men  (2llt  unb  Senor)  befe^t ,  bamit  ft'e  beutlicber  b"oortre= 
ten.  —  2)er  Sborgefang  ft'nbet  ftcb  bereits  im  graueften  2llter= 
tbume  unb  bei  allen  äüölfern;  ©otteeoerebrung,  fiefle  unb 
SSorbereitungen  jum  Kampfe  oeranlaf ten  gemeinfcbaftlicbe  ©e= 
fange.  3m  10.  3abrb.  ftnben  wir  ben  ©borgefang  Bunftge= 
reebt  beb,anbelt  unb  oierftimmig  unb  am  ©nbe  beö  13.  Sabrb. 


144  Chorage  Chordirigent 

t>atte  ex  bereite  einen  fyoben  ©rab  ber  9lu$bilbung  erreicht; 
aber  erft  am  <2rnbe  beä  17.  3at)rb.  bemächtigte  ftd>  aucf>  bie 
23üf)ne  feiner  unb  er  würbe  ein  £l)eil  ber  Oper,  wo  er  9ln= 
fangS  ben  gried).  (Soor,  (f.  @bor  1.)  pertreten  follfe,  aber 
balb  f  cn  biefer  -öefrimmung  abmid)  unb  ft'dj  feine  je#ige  ©tel* 
hing  errang.  —  b)  ©in  SDiufiffrücf ,  weldu'6  für  ben  gemein^ 
fdjaftliaVn  Vortrag  befrimmt  t(r.  ©in  foldjeö  SMuft'ffrüd?  muß 
naturgemäß  ber  9lu6brucf  einer  ©efammtempftnbung  fein  j 
bod)  i(l  ee  ber  .Kunfr  gelungen ,  aud>  bie  oerfdjiebenfren  ©e= 
füfjle  im  <Sf).  auejufprea^en  unb  ju  einem  fyarmonifdjen  ©ans 
jen  ju  oerbinben.  SDian  unterfdjeibet  in  ber  (Sompofttion 
eines  (£!).$  ben  flrengen  unb  freien  ober  gemtfdjten 
©toi;  ber  @f>.  tot  erftern,  fugirten  ©role  gehört  fajr  aue* 
fdjlteflid)  ber  Äirdjenmuftr',  ber  festere  »orjugämeife  ber  Oper 
an.  —  Jparmonie  in  ben  SBorten  be&  %exte$  unb  £eid)tigfeit 
in  ber  Sluöfüfjrung  ft'nb  bie  erfren  3lnforberungen,  bie  an  ben 
(Sompomfren  eines  <St).6  gemalt  »erben  unb  jwar  ba$  le#s 
texe,  weil  ber  61).  meifl  nid)t  oon  Äünfrlern,  fonbern  oon 
beuten  vorgetragen  wirb,  bie  feinen  fjofyen  ©rab  mufft.  2lu$s 
bilbung  erlangt  fjaben.  (W.  C,  L.  S  u.  7.) 

Choräge  (a.  23üb,ne),  f.  (Sljoregie. 

Chorägium  (a.  33ühne),  in  ben  Xfyeatern  beö  alten 
Storni  berjenige  Ort,  wo  bie  ÄleibungSjrücfe,  SDecorationen, 
mufftalifdje  Snfrrumente  unb  JRequift'ten  aufbewahrt  würben. 
93et  ben  ©rieben  mürbe  aber  ber  ganje  9taum  hinter  ber 
©cene  fowoh,!,  als  audj  ber  Slnfleibefaal  ber  @rf>aufp.  fo  ge= 
nannt.  £>er  Urfprung  beS  SBorteö  in  GEhorage  (f.  b.)  ju 
fudben.  (L.  S.) 

Chordirigent  (£erfm.),  bei  größeren  Sweatern  ber« 
jjentge  9)lufftt>erftänbige ,  ber  bat  <5f)orperfonale  beaufft'd&tigt, 
bie  6f)öre  einflubirt  unb  für  bie  gute  2luefüb,rung  berfelben 
üerantwortltd)  tft.  <£r  f>at  bie  Obliegenheit,  für  ba$  <£ngage= 
ment  guter  ©timmen  ju  forgen  unb  muß  ftdj  ju  biefem 
3wecf,  beim  SOtilitär,  Äirdbenfängern,  (Surrenben,  JßanbwerfSs 
burfdjen  umfeben,  wenn  nicbt  genügenbe  SWelbungen  erfolgen. 
@r  fef>e  bei  ber  2luSwab,l  neben  ber  ©timme  audj  auf  ein  oor* 
t^eilr>afteö  Sleußere,  ft'ttlidjen  SBanbel  unb  triftige  Conflitus 
tion.  3ur  Serflärfung  ber  ©oprane  unb  Sllte  ftnb  Knaben 
befonberS  ju  empfehlen.  23eim  (£infhtbiren  bebient  er  fidj 
entweber  ber  eigenen  ©timme,  beS  <5lat»ierS  ober  ber  Sioline; 
ieid>net  bie  fleißigen  aus,  tfr  nad)ftd)tig  gegen  bie  weniger 
gärigen  unb  wäf)lt,  wie  beim  gegenfeitigen  ©djulunterrtifjtf 
bie  ©efdjid'teren,  um  als  @borfül)rer  ju  bienen.  SBei  neuen 
Opern  geftfnebt  baS  (Sinfhibiren  erfl  flimmenwetfe,  bann  nums 
mernweife  unb  ber  <S1).  barf  baS  ^erfonal  ntajt  er)er  auf  bie 
Süb^ne  laffen,  bie  9llleö  auöwenbig  gejungen  wirb.  Set  ^Jro= 
ben  unb  2SorjteUungen  ifi  ber  ^)la§  beö  <&t).  auf  ber  23ül)ne, 


Choregie  143 

hinter  bem  <£t)oxe,  ju  welkem  3wecfe  er  ftdb  mit  anjujieben 
bat,  wenn  er  ftdt)  auf  feinen  Unterbeamten  f)infta^tiid&  ber 
Stufft'cht  »erlafifen  fann  ;  auö  Der  Soulifje  tactiren  ju  wollen, 
bat  oft  mehr  gefdjabet  alö  genügt;  bagegen  wirft  ba6  23e- 
wufjtfein,  oen  Dirigenten  mitten  unter  ftcb  ju  wiffen,  t>or= 
tbeilöaft  auf  bie  9lcbtfamfeit  unb  ben  gleif*  bet  Sborö.  SDie 
Seaufft'cbtigung  beö  pünftltcben  Äommenö,  Sluftretenö,  Wi* 
gebend,  fo  wie  bafj  9iiemanb  ftdt)  früber  auöjiebt,  gebort  mit 
iu  ben  pflichten  beö  @b»5  ftrenge  Unpartbeilicbfeit  erbält 
tbm  bie  Siebe  feiner  Untergebenen,  beren  ftttlicbee  unb  bienfi= 
licbeö  Setragen  er  ebenfalls  überwachen  foll.  23ei  ben  $ro= 
ben  leibe  er  feine  SMäntel,  ©töcfe  unb  SRegenfcbirme  bei  ben 
Scannern 5  bei  ben  grauen  aber  feine  ©trief jeuge,  ©tiefereien, 
grofe  £üte  unb  <5t)awl&.  33eim  2luffreüen  bec?  Q.t).&  fud>e  er 
bie  oortbeilbafteflen  ©eflalten  fowobl  bei  Winnern  al6  grauen 
in  bie  erfre  SReibe  ju  frellen  unb  t>alte  barfuf ,  ba$  Qrttelfeit 
ftch  nicht  willfübrlid?  oorbränge,  ba$  er  felbjr  bei  allen  $>ro= 
ben  unb  Sßorjlellungen,  in  benen  ber  @bor  fpiett,  jugegen  ift, 
»erfrebt  ftch  oon  felbft.  (L.  S.) 

Choregle.  25ie  öffentlichen  Seiflungen  be£  atbenien= 
ft'fcben  ^Bürgere*  bitten  auch  bie  görberung  be$  ©ebenen 
bie  Unterbaltung  beä  2Solf£  jum  3wecf.  Unter  ben  baju, 
befrimmten  Saften  ober  Siturgien,  weil  ft'e  auf  er  bem  2luf= 
wanbe  t>on  Äofien  mit  perfönlicbem  2)ienfle  »erbunben  waren, 
muf  bie  <£i).  alä  eine  ber  bebeutenbflen  angefeben  werben, 
bie  ft'cb  in  23eforgung  unb  Sluörüflung  ber  (5böre  für  £ra= 
göbie,  Somöbie  unb  baö  ©atnrfpiel,  erfüllte,  derjenige,  wel= 
eher  biefc  Seifhmg  beforgte,  b^f  ^boreg.  58on  feinem  23e= 
«rf  ju  einem  beoorfieben  gefre  gefreut  unb  bann  »on  bem 
Slrcbon  bem  Siebter  jugetbeilt,  blatte  er  jundebft  für  bie  3us 
fammenbringung  ber  6 bereuten,  b.  b«  ber  ©anger,  Sanjer 
unb  SDcuft'f  er  ju  forgen ,  für  welken  3wecf  ibm  siemlicb  aue= 
gebebnte  SBollmacbt  eingeräumt  war.  gür  bie  Unterweifung 
beS  @b°rö  im  ©efang  unb  £anj  mufjte  er  einen  Sborlebrer 
(Sborobibaefaluö)  balten,  ben  er  unter  mebreren  baju  oorge= 
fcblagenen,  entweber  burdj  Soo$  erhielt,  ober  frei  wählen  burfte. 
@r  batte  niebt  nur  für  baö  Socal  §um  Unterrid)t  unb  bie  baju 
erforberlicbe  23ebienung  ju  forgen ,  fonbern  mufj te  aueb  ba$ 
ganje  $)erfona!  wdbrenb  ber  3eit  beö  Unterrichte  befolben 
unb  befolgen,  unb  wir  erfabren  auc*  $)lutarcb,  baf  ©peifen 
unb  ©etränfe  aue^gefuebt  fein  mußten  j  benn  ba6  atbeniens 
fifebe  Solf  war  niebt  gewobnt,  fdjlecbt  ju  leben,  unb  felbfl  im 
SEfjeater  beim  ©in  =  unb  2lbtreten  muf  te  bem  Sbor  SBein  unb 
Sacfwerf  gereicht  werben.  2)a  ber  6bor  fo  gldnjenb  alt* 
möglieb  erfebeinen  mufte,  fo  burften  reicher  ©ehmuef,  pur= 
purne  mit  ©olb  gefHcfte  ©ewdnber  unb  golbene  Äranje  nicht 
feblen  uub  ber  @boreg  lieferte  biefe  nebfl  ben  SDtasfen.  2lu5 
•5r)catcr  =  £erifon.    II.  10 


146  Choreuten  Choregraphie 

bem  Qlllen  gebt  beroor,  ba$  bebeutenber  Slufmanb  mit  ber 
Liturgie  bes  (Sberegen  oerfnüpft  war.  2lm  menigfren  foftete 
bie  »ilusrüihing  bes  femifcben  @bors  ,  weil  bier  große  ^Pracbt 
niebt  paffenfr  erfdnen ;  mebr  bie  bes  tragifdben,  bem  fte  ange= 
meffenei  war,  am  meiften  bie  eines?  Slötenfpielerdwre.  3n 
einer  Siebe  bes  llof t a ^  tritt  Semanb  auf,  ber  im  3-  411 
für  einen  £ragöbencbor  3(MK)  Dracbmen  (etwa  6'>0  &blx.), 
'.)  SUJcnate  fpäter  für  einen  9Mannerd)or .  2(KX)  Drachmen, 
(4')0  Xblx.)  ausgegeben  bat,  was  nacb  bem  bamaligen  SS*crtf> 
bes  ©elbes  weit  über  3(MK)  &blr.  ausmacht.  25er  unglückliche 
Ausgang  tes  pelopenneftfcben  Jtrieges,  ber  ben  2Bor>lflanb 
9ltbens  aufs  tieffre  erfchutterte,  hatte  aueb  auf  bie  6b-  einen 
nachteiligen  Grinfluß,  ber  aber  erft  in  ber  Glitte  bes  4.  Sabrb-, 
wo  ber  JöunbesgenofTenfrieg  bem  Staate  neue  SBunben  juge= 
fügt  batte,  fühlbar  würbe.  Sßenn  übrigens  in  ber  Gemctie 
bie  Qi).  juerft  aufbort,  (jwifeben  4(M)  u.  390),  fo  bat  tieö 
mebr  poltttfcfce  als  öfonomifebe  ©rünbe;  mit  ber  alten  Des 
mofratie  hatte  aueb  ber  ©tnn  bee  2>ol?es  eine  merfmürbige 
Sßerwanblung  erlitten;  fo  oerfchwanb  bie  ^arabafe  unb  ber 
^bor  blieb  nur  als  banbelnbe  sperfcn  freben,  wie  er  im  *piu= 
tos  erfebeint.  2Bir  fügen  biefe  33emer!ung  binju ,  weil  man 
bat  SJerfcbwinben  bes  ühoxt  in  ber  (Somöbie  gewöhnlich  ber 
Stbnabme  bes  Sßoblftanbes  jufcbreibtj  wenn  biet  ber  ©runb 
mare,  warum  hätte  man  bann  mit  bem  woblfeilften  6bor 
juerfi  aufboren,  unb  bie  tbeueren  aud)  in  brücfenberen  3eiten 
noeb  beibebalten  follen?  (AV.  G.) 

Choreüten  (a.  33übne),  f.  @bor. 

Chorführer  (a.  jßübne),  f.  (übor. 

Chorhemd  (©arber.),  ein  weites,  weiset,  mit  Spieen 
gejiertes  unb  bis  an  bie  Ruften  reiebenbes  ^emb  ber  fatbol. 
5)riefter;  aueb  bie  (SborEnaben  tragen  bat  Jpemb. 

Choregraphie  (£an$r\).  Die  Jtunfl  ben  £anj  bureb 
3eidjen  aufjufebreiben ,  wie  bie  S&iufif  burd>  SWoten.  Die 
3legi)pter  fannten  eine  Slrt  oon  @bw  wie  ftch  aus  aufgefuns 
benen  Jpieroglt)pben  beweifen  läfjr,  bie  -Bewegungen  unb  Schritte 
ber  £anjer  aufjubewabren  befrimmt  war.  Die  SRbmer  bes 
bienten  ftch  ebenfalls  einer  3ei<benfcbrift,  um  bie  Saitatio  aufs 
auftreiben;  boeb  ging  biefe  äBiffenfcbaft  mit  ihnen  Derloren. 
1588  gab  ein  gewtffer  Üboinet^rbeau,  (SanonicuS  $u 
Canjres,  eine  Stbbanblung  unter  bem  Sitel:  (Sboregrapbie 
berauc  unb  ibn  muß  man  als  ben  Ghrftnber  ber  fpater  fo 
hoch  ausgebilbeten  (tb.  betrachten;  wenn  man  niebt  anbern 
Slngaben  glauben  will,  bie  behaupten,  ba$  biefe  Äunfl  aus 
jjjollanb  nacb  ftvantxeid)  gekommen  fei.  @ei  bem  wie  ibnt 
wolle,  Sboinet  -  QJrbeau  begnügte  ftcb,  über  jeoe  Note  in  ber 
ÜRuft!  ben  Sanjfcbritt  unb  bie  ^Bewegung  bes  ausjufübren= 
ben  Sanjes  ju  fa>reiben.    S.eaucbamp  oeroollfommnete  bies 


Choregraph        Chorodidaskalus        147 

burdt  bie  (?rftnbung  einer  SReifjefolge  t>on  Seiten,  bie  felbft= 
frcinbtg  unb  nur  mit  Jpiniueifung  auf  bie  £acte  ber  Wlufit 
ben  -lanj  barftellte.  <£in  *parlament6befd>lufj  erflarte  ihn  für 
ben  redjrmäfjigen  (Jrftnber  tiefer  äkroollfornrnnung  unb  biö 
jutn  Slusbrudje  ber  Stepolufio.n  hatte  feine  3eid)enfd)rift  eine 
allgemein  europaifcbe  ©eltung.  £>a  inbeffen  nur  wenige 
SSalletmeifrer  ftdj  auöfcbliefjlicb,  berfelben  bebienten,  fo  ging 
ihre  Aenntmfj  mit  ber  3eit  oerloren  unb  e$  bürfte  je§t 
fcbroer,  ja  fafr  unmöglich  fein  ein  fac  simile  einee  cbores 
graphirten  SEanjee  »om  Sahre  1680  ju  entziffern,  ©egen; 
rcärtig  bebient  ft'd>  faft  jeber  23alletmeifter  einer  eignen  <£b., 
bie  er  je  nad)  fetner  ©enauigfeit  mehr  ober  minber  au6= 
fübrlid)  geftaltet.  SÜill  man  gemiffenbaft  2llled  aufzeichnen, 
was  in  einem  £anje  »on  200  ÜEacten  eorfommt,  fo  gehören 
baju  mehrere  «Seiten,  ©in  ganj  oollfränbigeS  2luffcf->reiben 
bees  üanjes  bürfte  überhaupt  unnötbig  fein  unb  bei  ber  ra= 
fdjen  ^olge  neuer  ©rfajeinungen  ber  ©egenwart  aucb  uns 
nötbig.  9ioDerre,  gennfj  ein  competenter  SRicbter  in  2lUem, 
maß  bie  Sanjfunft  betrifft,  fagt  oon  ftd),  bafj  er  bie  (£b.  ge= 
nau  gefannt,  aber  ftct)  ©lücf  wünfcfee,  ft'e  ganj  mieber  cer= 
geffen  ju  haben.  tH...t.) 

Choregräph.  (Jrftnber  eineö  SEanjeS ,  eineö  23aUete6. 
^)raftifd)er  23alletmeifrer.    SEanjbicfiter  (f.  b.  t>.  s2irt.)     (H . . .  t.) 

Chorherr  (Sanonicuö,  ©tifteberr,  2)omberr),  ber 
©eifHtdbe,  ber  ben  ©otteebienfr  im  (Sbore  ber  ÄathebraU  unb 
©tiftefirdben  »errietet;  e$  gibt  weltliche  unb  geiftlicbe 
<5b. ,  bn  ber  ©enufj  einer  gemiffen  $)rabenbe  auch,  ben  ÜEitel 
öerleiht;  ehemals  bilbeten  bie  gefammten  <£b.  bat  3Bablcolle= 
gium,  baß  ben  23ifcftof  ernannte.  SSerfdneben  oon  biefen  je= 
bocp  ftnb  bie  regulirten  (Eh.,  ein  9D?önd)öorben,  ber  im 
11.  Sabrl).  entftanb  unb  ftcb  baburdj  auszeichnete ,  ba$  er 
ftcb  für  roeit  beffer,  als  alle  anbern  £?rben  hielt  unb  in  2Be= 
fen  unb  Äleibung  eine  ftoljierenbe  (Jigentbümlicbieit  erftrebte. 
Örbenetracbt:  ein  fcbwarzer  enganliegenber  spriefterrocf  als 
Unterbleib ,  ein  meipeß  (Sborbemb ,  eine  <So§e  (ein  *Pelj  ober 
Sucbfragen  um  ben  Jpals),  ein  fleiner  runbee  SSJtantelcben 
um  bie  ©cbultern  unb  ein  öierecfiges  Söaret;  beim  ausgeben 
trugen  fte  einen,  ben  ganjen  Äbrper  umhüllenben,  9iocfmantel. 

Chorfrauen  (teancnifftnnen) ;  grauen,  bie  Don  ir= 
genb  einer  «Rircbe,  einem  ©tift  ic.  eine  ^Jfrünbe  genoffen; 
bodj  bilbeten  ftcb  nad)  bem  SBeifpiele  ber  ßhorherrn  aud> 
SWcnnenflöfrer  mit  St).,  bie  bem  öorigen  Örben  ä^nlid)  n>a= 
ren.    3hre  Äleibung  mar  ganj  fdjwarj.  (B.) 

Chorist  (Stecfm.),  f-  S^or. 

Chorocitharista  (a.  93ühne),  berjenige,  ber  ben 
©efang  unb  SEanj  mit  berÄitfjara  begleitet;  f.  €hor.    (>v.  G.) 

Chorodidaskalus  (a.  S3ühne),  f.  @l)oregie. 

10* 


148     Choron        Chrestmas-  Pantomime. 

Chorön(9llej:onbrc:@ttennc),  geb.  ju  (Säen  1772, 
»uibmete  ftcb  oon  Sugcnb  auf  ber  tbeoretifcben  SJcuftf  unb  ift 
einer  ber  iDtrectoren  ber  Oper  in  $aris  unb  SSftitglieb  bee? 
^rüfungdauefcbuffeä  ber  neu  aufjufübrenben  Opern.  SDcan 
t>at  t>on  ibm  folgenbe  SÖerfe:.  Priucipes  de  compositum  des 
ecoles  d'Italie,  par  IM.  Sala,  tradnits  et  augmentc*s  par  Cho- 
ron et  Martini,  1806  8.  —  SÖJit  $a\)0 lle,  Dictionnaire 
historiqne  des  mnsiciens,  artistes  ou  amatenrs,  raorts  ou  ?i- 
vaus ,  1810 — 12,  2  23be.  8.  —  Bibliotheque  encyclopedique 
de  mnsique,  1814  8.  —  Methode  elementaire  de  compositum, 
auö  bem  2>eutfcben,  1814,  2  23be.  8.  (R.  S.) 

Chorrcgent  (£ecbn.),  f.  ».  n>.  €borbirigent. 

Chorrock  (®arb.),  ein  langet  fdjmarje^  ©eroanb, 
loelcbed  bie  2Beltgei(rlid)en  über  if>re  geroöfmlicbe  Äleibung  jie= 
ben,  wenn  ft'e  eine  fircblicbe  Verrichtung  aueiüben. 

Chorsänger  (SWuftf),  f.  Gfjor. 

Chortäios  (©arb.),  ba$  grasgrüne  Äleib,  roelcbeS  bie 
©ilenen  in  ben  ©atnrfptelen  auf  bem  2!c>eater  trugen.  (W.o.) 

Chrestmas -Pantomime  (engl.;  fpr.  Äriöeimaö= 
$Pantomein3,  S£r)eatergefd>.) ,  beutfefc:  2Beif)nad)tdpanfomime. 
SDie  9tationaltbeater  2)rurolane  unb  Gooentgarben  in  Sonbon 
geben  jährltd)  ju  SSJeir)nac^ten  eine  2trlequinabe  ober  fomifcbee* 
3auberballet,  welcbeä  biefen  tarnen  füfjrt  unb  nur  in  (JnglanD 
in  fo  auferorbentlicber  tyxadjt  unb  Sollenbung  gefunben  wirb. 
Sarjrelang  bereiten  ftd)  bie  £änjer,  9flafcf;iniften  unb  &eco= 
rattonemaler  auf  eine  foldje  <5.  =  ^).  t»or,  weil  gröfkentbetlö 
baö  ©efallen  ober  leichtgefallen  berfelben  ba&  §ortbefreben 
ober  ben  §all  einer  ©irection  beflimmt.  GFooentgarben  bat 
in  biefen  Pantomimen  immer  Sorjüglicbereö  geleifret  alt  2>rurn= 
Iane,  meil  bie£  Sweater  im  23eft'§  beö  gefebieften  93antle»  al6 
$)ant.  s  SDIeifter ,  be$  unnacbabmlicben  ©rimalbi  alt  Slonm 
(f.  b.)  unb  bet  berühmten  2>ecoration6malere  ©tanftelb  i(r. 
2>er  Urfprung  ber  <5.=$).  ift  in  baß  lefye  3abrjer)enb  bet  17. 
3af>rf).  ju  fe#en ,  boeb,  nahmen  ft'e  it>re  jefcige  glänjenbe  ©e= 
flalt  erfi  unter  Stieb,  unb  ©arrief  (f.  b.)  an.  2>afj  fte  bem 
©efebmaefe  bet  engl.  ^ublicumö  befonberö  lufagen,  beweifr 
baf»  auefy  ©arrief  ftcb  gelungen  faf),  burcp  praebtige  2luö= 
ftattuncj  ber  Pantomimen  feine  Saffe  ju  füllen,  ©eroöbnlicr) 
befrebt  eine  folcfje  @.  =  $p.  aue  einer  2lrt  oon  Einleitung  ober 
SBorfpiel,  roeldjeß  ein  Äinbermdbrcben  ober  Solfe-fage  beban= 
belt  unb  mit  ber  SSerioanblung  ber  ^erfonen  in  £arlequtn, 
Kolombine,  (Slown  ('pierrot)  unb  ^antalon  enbet.  9lun  be? 
ginnt  bie  eigentlicbe  Jparlequinabe  mit  ibren  Verfolgungen, 
SBejauberungen,  Vertuanblungen  u.  f.  n>.  @ei>r  bäuftg  ft'nb 
bie  oier  Hauptrollen  boppelt,  ja  aueb  wobl  breifaeb  befe$t, 
roeil  tbetlö  bie  £>ar|reller  ermüben,  tr)eilö  bat  ^ublifum 
buxd)  bie  unaufhörliche  2lb»ecbfelung  in  «Spannung  erhalten 


Chrestomathie  Christ  149 

wirb.  SOcan  Fann  ft*  oon  ber  $ra*t,  ber  JRunbung  unb 
bcm  eigentb,  ümli*en  iReij  einer  fol*en  (5.  =  ty.  auf  er  <£ng= 
Ianb  gar  feinen  Segriff  ma*en,  benn  tvai  Ü)in  unb  wieber 
tn  tyaxiö,  2Bien  unb  Serlin  (bur*  Sewin  in  leererer  <Stabt) 
t>erfu*t,  ifr  eine  farblofe  9ca*af)mung  berfelben.  9teuig= 
feiten  bei  äagee  werben  in  ben  (£.  =  $.  auf  bai  23eifenbjie 
lä*erli*  gemalt,  weber  Sttinifter,  no*  ©ünjHinge  bei  4?ofe6 
gefront  unb  bie  f*neibenbfren  (Sarricaturen  bargeftellt.  Dfr 
fofren  ft'e  10,000  $f.  @t.  (70,000  £i)lr.),  Bringen  aber  au* 
oiel  ein.  <5ine  gute  (5.  =  $j).  erlebt  gewöfynli*  50 — 61)  2Jor= 
Teilungen  fjintereinanber,  eine  fdjlerfjte  feiten  unter  20,  ba 
ei  jum  £on  gehört,  in  ber  2Beif)na*tejeit  bie  (E.s$.  ju  be= 
fu*en  unb  ben  ^inbern  bie  greube  an  ben  luftigen  @tret*en 
-£arlequin£  unb  bei  (Slownä  ju  gewähren.  £>ie  Moving- 
scenes  (f.  b.)  ober  bewegli*en  Panoramen  ft'nb  juerfr  in  bent 
£.  =  $.  entftanben.  (L.  S.) 

Chrestomathie  (t>.  grie*.),  be$ei*net  eine  @amm= 
Iung  bei  äSefren  ober  23rau*barften  aui  einem  ober  mehreren 
©*riftfrellern ,  befonbere  ^rofaifern.  2lntf)ologte  (f.  b.) 
wirb  mefyr  auf  (irrcerpte  aui  2)i*tern  angewenbet.       (K.) 

Christ  (3ofep()  Olnton),  geb.  ju  2Bien  1744,  ent= 
flor)  aui  bem  3efuitenin(ritute ,  wo  er  erjogen  werben  foüte, 
machte  als  £ufar  einen  ktyeil  bei  ft'ebenjabjigen  .Krieges  mit, 
»erheiratete  ft*  Ijeimli*  mit  bem  gräulein  ^eiroto  be  Sofia 
aus  Siffabon,  unb  lief  ft*  1763  bei  ber  3lsener'f*en  ©efell= 
f*aft  ali  @*aufp.  engagiren.  1777  ftnben  wir  if>n  juerfl 
fceim  alten  £>öbbeltn  in  SSerlin  wieber,  wo  er  in  erften  £ieb= 
Ijaberrollen ,  jungen  gelben  unb  Cüljeöaliere  feinen  9tuf)m 
grünbete.  £>ie  JRoIIe  bei  JRiccaut  be  la  SSJcarliniere  in  £ef= 
finge  SDJinna  oon  23arnf>elm  war  f*on  bamalS  feine  gläns 
äenbfle,  biefelbe,  bie  uni  na*  mefjr  ali  30  %al)xen  barauf 
no*  mit  ©ntjücfen  erfüllte.  2tteifrerjrücfe  ber  Äunft  waren 
na*  einfhmmigen  23eri*ten  ju  jener  Seit  au*  fein  £l)efeu6, 
©raf  2Baltron  unb  £er»ille  im  @^ef*euen.  1778  warb,  er 
na*  Jpamburg  an  23rocfmann'e  ©teile  berufen,  unb  trat  l)ter 
am  22.  9lpril  $um  erften  SDiale  im  J^ofmeifrer  t>on  Senj  auf. 
3n  allen  Slnftanberollen  unb  (Skaliere,  befonberö  ali  9Jia= 
rinelli  unb  £Riccaut,  überhaupt  aber  im  Cuftfpiele,  gefiel  er 
ungemein,  weniger  in  ©arjrellung  tragif*er  GfyaraEtere,  wo 
man  ff*  mit  feinem  ttym  bamals  no*  anfyängenben  öftrei*. 
SMalect  ni*t  re*t  befreunben  fonnte.  3n  Hamburg  tjatte  @f). 
bai  Unglücf ,  einee  feiner  talentvollen  brei  Äinber,  einen  übers 
aus  l)offnungöt>ollen  «ftnaben,  ber  bereite  bie  SJüfyne  mit  oie= 
lern  ©lue?  betreten  fyatte,  bur*  ben  £ob  ju  oerlieren.  Sllle 
bie  Talente,  bie,  »öllig  entwickelt,  ben  guten  @*auf».  bilben, 
leimten  aufg  erft*tli*fre  in  ib,m,  unb  würben  bei  ber  forg= 
fältigen  Pflege  bei  SSaterö  gewif  ju  ber  erfreuli*flen  23Iütr>c 


loO  Christ 

gelangt  fein.  2)a£  berliner,  wie  taö  Joamburger  publicum 
lohnten  bee  Jlnaben  immer  bebautes  unb  immer  empfunbeneö 
©piel  mit  lautem  ^Beifall,  unb  beibe  bebauerten  tief  fcen  &er- 
lufr.  1779  ging  @fo.  jur  23onbinif*en  0efellf*aft  na*  itips 
jig,  wo  er  alö  SBaller  in  ©otter'6  sDiariane  unb  #abnbri* 
in  ber  großen  üBatterie  bebütirte.  17S:J  ging  er  na*  <peters= 
bürg;  1791  fef)rte  er  jurücf,  unb  ging  na*  9tiga  ,$u  Steoer 
unb  «Ro*.  Äurj  sor  Öfrern  beffelben  3.  oerlcr  QJl>-  binnen 
wenigen  2Bo*en  feine  ©attin  unb  eine  ebenfalle  febr  boff= 
rtungöoolle  £o*ter.  2Bte  febr  bas  $)ubltfum  au*  in  JHiga 
ihn  f*ä£te,  mar  baraue  $u  erfeben,  bafi ,  als  er  1788  ab= 
geben  wollte,  man  ber  Sirection  brofyte,  nidjt  mehr  \u  abon= 
niren,  wenn  fte  ib>n  ni*t  ju  feffeln  wiffe.  —  1/90  treffen 
mir  ibn  beim  9iationaltbeater  in  SOfainj  mieber,  mo  ibn 
S*röber  auf  feiner  25ur*reife  im  ©eneral  @*lenjbeim 
al$  Jtönig  bemunbert,  unb  in  fein  £agebu*  nteberf*reibt : 
„(£brtjt  abmt  ben  grofen  Äönig  bewunbernswürDig  na*." 
1794  ging  er  jur  tfranj  Sefonba'f*en  ©efellf*aft  na*  ^rag, 
mit  mel*er  er  na*  Sreefcen  unb  Seipjig  reifte,  um  ficb,  nte 
mebr  »on  tt)r  ju  trennen.  2lm  14.  @ept.  1S1.*  feierte  er  in 
Seipjig  feine  oOjäbrige  tf)eatraltf*e  Saufbafyn  alä  Jlrieg^rath, 
Saliner  in  I)ienftpfli*t  unb  18-24  entf*lief  er  3U  Bresben 
in  feinem  80.  Sebenejabre.  «Seine  £o*ter,  oeref)!.  <3*ir= 
m  e  r  (f.  b.) ,  folgte  ifym  einige  3ab,re  barauf.  3n  @b.  ift 
ein  Äünftler  ju  ©rabe  gegangen ,  wie  es  wenige  gegeben, 
ber,  bei  bem  »ollfommenften  3ui)aufefein  auf  ber  23übne, 
beim  gra^iöfeften  3lnfranbe,  mit  ben  f*einbar  einfa*fren 
«Bütteln  mä*tig  wirfte.  3n  biefer  23ejiebung  freb,t  §f>.  felbft 
über  Sfflanb,  ber  ibn  im  beften  ©elbfrgefübl  gern  feinen 
l'efyrer  nannte.  Son  <£t).  fonnten  junge  <3*aufp.  -lernen,  unb 
lernten  jum  ©lücf  au<b,  wie  2lu6bru<f  ber  2eibenf*aft  feiner 
cont>ulftmf*en  SDJittel  bebarf ,  wenn  fte  innerhalb  ibrer  Kos 
tur,  eben  ber  Sftatur  ft'cfe  bewegt  unb  bertwrtritt,  fona* 
immer  nur  in  ben  ©piegel  beö  <S*bnen  blidt.  Xxcfy  ber 
<£infa*beit  unb  bee  befonnenfren  SOiienenfpielö  bra*te  er 
Sßirfungen  fyextiov ,  bie  überraf*enb  waren,  unb  über  ben 
barjuftellenben  (Sbarafter  ein  üi*t  oerbreiteten ,  wie  e&  ba& 
r"unftrei*fre  2Bort  ni*t  b^r^orjubringen  oermo*te.  3u  beö 
.ftünfrlers  SDteifterrollen  geborte  außer  feinem  Sticcaut,  9fla= 
rinelli,  Jpofratl)  Stabl  im  Jöau^frieben ,  Sßarbam  in  (£rinne= 
rung,  bem  alten  Älingeßerg,  ^Pbiltpp  im  Sarloö ,  2Bellen= 
berger  in  ben  Wswcaten,  Saliner  in  2)ienfrpfli*t,  ^rafibenten 
in  Äabale  unb  Viebe ,  bem  alten  9)Joor  in  ben  9täubern, 
Wrafen  im  4pul6  ic.  gan^  vorjiigli*  no*  fein  £lbenbolm, 
ber  nur  f  o  unb  ni*r  anberö  bem  ©eifte  beö  15i*terei  na* 
rerräfentirt  werben  fonnte.  —  5lber  au*  eineei  leibigen  §eb= 
lere?   muffen  wir   no*  gebenden,   ber  ni*t  feiten  bie  f*öne 


Christiany  151 

Harmonie  in  bem  «Spiele  unferö  Äünftlerö  ftörte:  feiner  &e- 
barfunifJfdHuäc&e,  bie  jebocb,  feineöwegei  ibren  ©runb  in 
einem  SDtangel  an  forgfalfiger  Erlernung  ber  SRoüe  fjafre, 
fonbern  auf  einem  Staturfebler  beruhte,  oon  bem  bie  Qlnnalen 
beö  Sbeaterä  feiner  früöefren  3ugenb  fdwn  fprecben.  Sie 
werben  aber  audb  tro£  bem  nid)t  nur  ba$  Qlnbenfen  eines 
grofen  &ün friert  bewahren,  fonbern  aud>  ben  ()otf>ad)tung6= 
wertoen  ÜDienfcfcen  nid)t  »ergeffen ,  beffen  ftd>  feine  3eit= 
genoffen  mit  Stolj  unb  9tüf)rung  bewuft  waren.  (£-F0 
Christiany  (Antonie,  geb.  ©unfd»),  geb.  in  £an= 
nooer  1812,  jeigte  frton  in  ber  frütyefren  3ugenb  eine  befonbere 
SSorliebe  jur  23übne  unb  erhielt  unter  ^olbein'S  unb  2Dcarfcf)= 
ner'3  fieitung  ju  Jpannoöer  1828  eine  Qlnftellung  im  @bor 
unb  für  fleine  ©efangeipartbien.  3br  Talent  entfaltete  fid) 
in  febr  Burjer  Zeit,  unb  nad)  Verlauf  bei  erfren  3abrees  er= 
regte  ft'e  burdb  it>re  lieblidte  Stimme  unb  natürlidje  2)arfrel= 
lungöweife  allgemeine  2lufmerffamfeit.  9lad>  jwei  Sauren 
würbe  ft'e  am  Jpoftbeater  ju  Sraunfdjwetg  al&  Soubrette 
auf  brei  3abre  engagirt,  unb  gleid)  in  ir>ren  2lntritt6rolIen 
würbe  tt>r  reichlicher  23etfall  ju  Z^eil,  ben  fte  ftc^  aud) 
fpäter  ju  erhalten  Wufte.  1831  nabm  fte  Engagement 
in  @öln  an,  unb  erwarb  ftdb  aud»  Ijier  bie  ©unft  be$ 
spublitumß  in  ber  Oper,  wie  im  Scfyaufpiel.  1833  würbe  fte 
in  üDejfau  engagirt,  gafrirte  jebod)  oorber  am  fcnigfräbter 
&t)eatev  in  23erlin  unb  fanb  t>ier  fo  »iel  SBeifatl ,  bafi  ber 
Eommifft'oneratb  @erf  tt)r  ben  fcbmeidjelbaftefren  Engagements 
antrag  madjte,  ben  ft'e  aber  wegen  be6  Engagements  in  35effau 
nicbt  annehmen  fonnte.  Die  ©efellfdjaft  be6  SDeffauer  £bea= 
terS  fpielte  audb  in  Slltenburg,  unb  r)ier  lernte  fte  ben  Jperjogl. 
2Utenburgfd)en  ^)remierlieutnant  QE^rifrianv)  fennen,  mit  weis 
d»em  fte  ft'di  1834  in  Slltona  ebelict;  oerbanb.  3n  bemfelben 
Sabre  gafrirte  SDcab.  @b-  an  bem  £oftf>eater  in  Schwerin, 
in  Sübecf ,  Sdjleewig ,  ^lenöburg ,  bei  ber  beutfcfyen  £)pern= 
gefellfdjaft  in  ^»elftngör  unb  Äopenbagen ,  ferner  in  9Hagbe= 
bürg,  unb  würbe  183.5  als  Soubrette  unb  muntere  Ciebbaberin 
auf  jwei  3abre  am  Jpoftbeater  ju  SafFel  angefretlt,  nadhbem 
fte  4  ©aftrollen  mit  befonberem  23eifall  gegeben  hatte.  1836 
würbe  fte  nacb,  Hamburg  ju  einem  ©afrfpiel  auf  Engagement 
eingelaben,  in  ^olqe  beffen  ft'e  auf  2  Sabre  engagirt  würbe. 
2lud>  f)ier  erwarb  fte  ftd)  balb  einen  bebeutenben  9tuf  unb  würbe 
öon  ben  23ü(jnen  in  9prag  unb  SÖJien  (Jpofoperntbeater)  mit 
©aftroüenanträgen  beehrt.  1838  »erlief  ft'e  it>r  Engagement, 
trat  eine  Äunftreife  nad>  Slmflerbam  an  unb  gafrirte  9  mal 
auf  bem  beutfdjen  Operntljeater  bafelbfl  mit  bem  aufer= 
orbentlidjflen  Seifall;  bann  trat  fte  in  2ftannf)eim,  9Künd)en, 
Siegenöburg  mit  bem .  glücf lidjflen  Erfolge  auf,  gaftirte  mit 
bem  größten  33eifalt  in  Cemberg  unb  iaibad) ,  unb  ifl  ie^t 


152  Christi  Christus -Orden 

auf  3  3abre  an  bemZ^eatev  an  ber  2Bien  alä  erfte  muntere 
unb  natoe  Siebbaberin  unb  Socalfdngerin  angeftellt.  25ie 
fcefonbere  Stelfeitigfett,  beute  in  ber  Socalpoffe  über  Oper, 
morgen  im  ©dtaufpiel  ju  roirfen,  mad)t  9EN.  (5b-  ju  einem 
febr  oerroenbbaren  üDtitgliebe ;  ibre  Sfeifrungen  im  ©djaufpiel 
tragen  alle  baei  ©eprdge  ber  SBabrbeit  unb  9catürlid)Eeit, 
ifjre  ©ttmme  beft^t  SBobllaut,  SSoIubilität  unb  2lnnebmlia> 
fett;  tr>r  jugenblidjee  2luefebn  auf  ber  üBübne,  mte  ihr  ©piel, 
läfjt  in  $>artbien,  iwte  ©abine,  ^fefferröfel ,  spolqrena  ic. 
nidjtgju  roünfdjen  übrig,  fc  baf?  ft'e  einen  ebrenoollen  s3)la$ 
unter  ben  beutfdjen  Aünfllerinnen  einnimmt.  (A.) 

Christi,  1)  (granj),  geb.  ju  iBrud)fat  1758  unb  geft. 
ate  SDKtglieb  ber  23öbm'f#en  ©efellfcftaft  1791  ju  «öeibelberg. 
Qv  fpielte  erfte  järtlidje  2$dter  unb  (^barafterrollen,  nament= 
Itdj  ben  £ear,  alten  SDtoor,  2tnbreae  £orta  in  gieefo  tc.  mit 
allgemeinem  -Beifall,  ©anj  ausgejeidjnet  foll  er  ale  Aöntg 
in  Hamlet  <gemtj?  ein  r>öc^fir  feltener  §all !) ,  gemefen  fein. 
2)  Neffen  @obn,  trat  in  bie  gujjtapfen  beö  SBaterö,  unb 
mar,  wie  mir  aue<  eigener  9lnfcfcauung  berieten  fönnen,  ein 
acfetungöroertber  &ünfHer.  23on  feinen  frübern  £ebenöoerbält= 
niffen  roiffen  mir  nur,  ba$  er  1803  unter  ber  £>trection 
fcer  Wlaxia  SSanini  ju  Steuburg  an  ber  £>onau  engagirt  mar, 
mo  er  ben  Öberförfter  in  ben  Sägern  fpielte.  3Diefe  9ioü*e 
faben  wir  1813  oon  ibm  auf  ber  23amberger  23übne  (beren 
Unternebmer  er  fpdter  —  1823  —  warb)  fcf>r  mürbig  bar= 
ftellen.  (5b.  entnncfelte  überbauet  in  2?dter=  unb  2lnfranbe= 
rollen  ein  bebeutenbeö  Talent,  oorjüglid)  »erbient  aber  fein 
gelfecf  im  gribolin  genannt  ju  merben,  ben  mir  nie  beffer 
gefeben.ju  baben  unei  erinnern,  ©törenb  mar  fein  ibm  oft 
ungetreuee  ©ebad)tnif,  ein  %e^iex,  ber  aud)  feinem  25ater 
fdjon  jum  SSormurf  gemalt  mürbe.  9tid)t  ju  überfeben  ifr 
bie  23emerfung:  ba$  &).  mit  bem  obengenannten  Samens* 
»ermanbten  (Ebrift,  foroobl  ber  äufern  ©eftalt,  ate  bem 
©piele  nadt,  eine  auffallenbe  Siebnlidjfeit  fyatte,  felbfr  biö 
auf  bie  ©djattenpartbte  bee  SHemorirene ,  über  bie  ft'd)  &.  £. 
3B.  Jpoffmann,  ber  1813  ebenfalle  in  25amberg  lebte,  in  ein 
paar  SDiftidjen  auefprad),  bie  in  3.  ftundt'ö  23ud)e  übet  <£off= 
mann  @.  50.  aufgejeidtnet  freben.  (Z.  F.) 

Christus -Orden.  @tn  röm.  unb  portug.  9ftitter= 
orben,  ging  aue  bem  £emplerorben  beroor  unb  fyat  ganj 
beffen  Senbenj  unb  3iel.  2ll£  Portugal  ft'd)  ber  oom  ^apfte 
1312  oerfügten  9lufbebung  bee  Semplerorbene  miberfe^te, 
einten  ft'd)  beibe  9Mdd)te  über  bie  Umfdimeljung  beffelben  in 
ben  ©b.  =  D. ,  ber  fettbem  oont  tapfre ,  mte  oom  Jtönig  oon 
portug.  »ergeben  mirb  unb  ft'd)  nur  barin  unterfdjetbet,  ba$ 
er  in  9tom  ein  allgemeiner,  an  3n=  unb  2luöldnber  jeben 
©tanbeö  ju  oerleibenber  Orben  ifr,  mäbrenb  er  in  Portugal 


Chromatisch  Chrono»  155 

nur  bem  müitdrifdjen  SSerbienfte  unb  bem  Slbel  gebührt. 
Srbenejeidjen  in  beiben  Staaten:  ein  golbene^,  rotfyemailltr; 
tes,  burd)brod)ene6  Sfjrifhiefreuj  mit  jadfigen  (£nben.  25ic 
röm.  SHittex  tragen  eö  an  ponceaurotfyem  23anbe  um  ben 
.£ale;  bei  ben  portug. ,  in  3  (Waffen  geteilt,  wirb  e6  t>on 
ben  ©rof freuten  an  breifad)  golbener  &ette,  über  bie  linte 
©djulter  getyenb,  auf  ber  regten  23rujr  getragen;  ba$  .Rreuj 
ijt  babei  in  einem  golbenen  SDrben^flerne  enthalten;  bie  @r>m= 
manbeur^  tragen  wie  bie  röm.  Stttter  bas  «ft'reuj,  jebocfj  mit 
bem  ©tern,  um  ben  <£>ale,  bie  9titter  aber  nur  bas  Äreuj 
am  ÄnopfloaV.  3n  Portugal  b,aben  bie  0titter  bei  feier= 
liefen  ©elegen^eiten  eine  befonbere  £>rbenetrad)t ,  bie  ber  ber 
Sempier  ätjnlicb,  tfh  (B.  N.) 

Chromatisch  (grietf».  SDluftf) ,  wörtlidj  farbig, 
fdjon  bei  ben  ©rieben  bie  SSejeicbnung  be6  ÄlanggefcbleaV 
te$,  weldfyes  au6  jwet  falben  £önen  unb  einer  f leinen  SEerj 
befranb;  ber  9tame  entfranb  burd)  ben  Umfranb,  baf  man 
bie  üfloten  mit  bunter  2)inte  (abrieb.  3e#t  ft'nb  alle  SEöne 
d)r. ,  bie  ans  einer  ber  7  urfprünglidjen  SEonflufen  burd)  (£rs 
ftöfyung  ober  Grrniebrtgung  abgeleitet  werben.  (Sine  dj.e  iton= 
Ieiter  ober  SEonreifye  ijt  bemnad)  bie  5olge  biefer  £on= 
ftufen  mit  ben  bajwtfdjen  liegenben  ^albtönen  in  auf=  ober 
abwärts  gefyenber  Örbnung.  (Sin  <t).6  SEon=  ober  Älang  = 
gefd)leci)t  ifr  in  unferer  SDfuft'f  auf  er  ber  Tonleiter  nidjt 
»orf)anben,  inbem  wir  nur  ein  biatonifd)eö  5Eongefdjled)t 
anerfennen.  (7.) 

Chronik.  SDteljrere  für  bie  23ü!jne  unb  if>re  Sntereffen 
befrimmte  beutfdbe  3eitfd)riften  führten  bereits  biefen  SEitel,  ben 
in  neuerer  3eit  bie  in  Seipjig  »on  ß.  t>.  SlloeneTeben  begrünbete, 
bei  ©türm  unb  .Koppe  erfdjeinenbe  £&eaterd)ronif  nod)  füfyrt. 
2)em  SEitel  entfpredjenb,  i|r  fte  ein  S$erjeicr)nif  beffen,  waß  bie 
beutfdjen  üBüfynen  im  allgemeinen  unb  beren  SHitglieber  einzeln 
Ieiflen.  SSoUjrdnbigf  eit  ber  Repertoire  fammtlid^er  Sühnen  erflen 
Stanges  märe  befonberö  münfd)ensmertb ,  fd)eint  aber  nid)t 
erreicht  werben  ju  tonnen.  ^Dagegen  liefert  biefe  3eitfd)rift 
»ielee  23ead)ten6Wertfje  für  bas  feciale  unb  peeuniäre  3nter= 
efie  ber  ©efeaufp. ,  oerbinbet  aud)  ein  Sfjeatergefdjäftebureau 
mit  it>rer  2Birffamfeit,  burd)  meines  Engagements  gefugt 
unb  abgefdjloffen  werben  fönnen.  (Sigentlidbe  23elel)rung  ober 
bau  23efpredben  fyötyexev  funfHerifd)er  3ntereffen  %iet)t  bie 
£f)eaterd)r.  nid)t  in  ben  Ärete  ijjrer  £l)ätig?ett.  Unange= 
nebm  berühren  ben  wo^Imeinenben  Sefer  bduffg  boshafte 
Stecenftonen,  gereijte  (Srwiberungen,  überhaupt  ba$  anefelnbe 
treiben  ber  §eberfriege.  2)a6  bereite  7jcÜ)rige  33efrefyen  ber 
3eitfdE»rift  fprid)t  für  bie  SEfjeilna^me ,  welche  fte  bei  ben 
23üf)nen  JDeutfd^Ianbg  ftnbet.  (L.  S.) 

Chrono»  1)  (Wlytf).),  f.  ©aturn.     2)  ©igentlicb    bie 


lo4  Chronometer  Cibber 

3eit.  £at<on  Chronologie,  bie  2ßiffenfcbaft  ber  (Sintbeu 
lang  ber  3eit,  3eitrechnung.  (K.) 

Chronometer  (SWuft'f),  eine  twm  ^ofmecbanifer 
Sftäljel  in  2ßien  erfunbene  SMafdbtne  jur  ^bmeffung  ber  mu= 
ftfalifcben  Bewegung;  fte  befielt  au6  einer  aufrecht  frebenben 
SEafel,  an  welcher,  burcfc  3tabertüer6  getrieben,  ftcb  ein  s])en= 
bei  fcbwingt,  welchem  burd}  2luf  =  ober  Slbmärtefcbieben  beö 
33leigewicbtö  eine  fchnellere  ober  langfamere  Bewegung  ge= 
gehen  werben  fann,  bie  bann  ba$  £empo  befrimmt.  Sie 
©rabtafel  teö  (ib.  geht  oon  .'>(>—  160  unb  ifr  auf  bie  aftro= 
nomifcb  -  richtige  3eitetntbeilung  begrünbet,  fo  bafi  bie  sJ!)ca= 
fcbine  abfolut  anmenbbar  ifr.  ginbet  man  bemnach  in  *Par= 
ttturen  unb  bergl.  bie  23ejeicbnungen :  M.-M.  (aMäljel'ö  iDce= 
tronom)  0' =  ;>(>,  fo  fjet#t  biee:  eine  halbe  Stote  foll  fo  lange 
bauern  als  ein  3)enbelfcblag,  wenn  bas  ©emiebt  auf  50  frebt ; 
ober  Mizi.  (SDcaljel)  J=100  heift,  ein  Viertel  foll  fo  lange 
wahren  als  ein  0enbelfch,lag ,  wenn  baß  ©ewicht  auf  100 
fleht;  ober  M.  (SDtetronom)  /=  100  heift,  ein  Siebtel  bauere 
fo  lange,  alei  ein  ^Penbelfcblag  auf  160  u.  f.  w.  Sgl.  2ße= 
bev'6  Sbeorie  ber  £on£unfr ,  Schilling^  mufff .  Ser.  ic.     (7.) 

Chrysomällus  (9)c»tb.),  ber  golbne  SBibber,  ben 
9)briru6  unb  Jpelle  Don  ihrer  Butter  hechele  jur  glucht 
üor  ihrer  Stiefmutter  3no  erhielten.  >Jcacbbem  $eüe  in  ben 
•^elleepont  geftürjt,  ^hrixuö  aber  glücflicb  oon  ihm  nach 
«Roldbiö  geleitet  worben  war,  hing  er  baß  golbne  gell  im 
«£aine  beß  SDiarö  auf.  25iefe6  Jell  war  baß  3iel  bee  2lrgo= 
nautenjugeö  (f.  Safon).  Sein  2lnben!en  hat  ftd)  biß  anf 
unfere  Sage  im  tarnen  beß  Drbenö  beß  golbnen  23lie$e6 
(f.  b.)  erhalten.  (F.  Tr.) 

Chytra.  ber  bxitte  Sag  ber  Slnthefrerien  in  5lthen 
ober  bee  gefres,  an  welcbem  ber  2Betn  gefofret  würbe  j  fo 
genannt,  weil  an  bemfelben  ©efafe  mit  grüßten  umberge= 
tragen  unb  bem  unterirbifeben  £erme6  ein  Opfer  bargebracht 
würben.  (gr$  lag  in  ber  ittatur  biefeö  gefteei,  ba$  an  bemfel= 
ben  tüchtig  getrunfen  würbe,  unb  jwar  nach  ber  Urompete 
unb  unter  mancherlei  (Scherjen  unb  hoffen,  tnbem  j.  23.  ber 
Srinfenbe  auf  einem  «Schlauche  franb  unb  21$i$e  rifj.  ©ine 
ber  twrnehmfren  SDcagifrrateiperfonen ,  ber  QIrchon  23afileu6, 
unter  bem  baß  (üultwefen  ftanb,  t^eilte  bie  greife  bafür  anß. 
£>ie  Sclasen  waren  t>on  bem  gefre  nicht  auegefchloffen ,  unb 
baffelbe  würbe  befonbers  bureb  bramatifche  Spiele  t?erherr= 
licht.  (>V.  G.) 

Ciamherläk  (®arb.),  ber  «floef  beß  türeifeben  ÄaU 
fere  (Sultan),  ber  bei  2lubienjen  unb  fonftigen  geierlicbfeiten 
oon  ben  rjöcfjjlren  23eamten  geEüft  wirb.  (B.) 

Ciulx-r  l)  ((Solle»),  würbe  1071  in  Sonbon  »on  wobU 
habenben  Altern  geb.    Sein  2?ater,  ein  Silbbauer  a\xß  £ol= 


Cibber  155 

frein,  liej?  tf>n  frubieren,  willigte  aber  in  ben  SEBunfrf»  (£olIer/$ 
©olbat  31t  werben.  £>urd>  bie  23efd>werben  einer  Kampagne 
mürbe  feine  üBorliebe  für  ben  ©olbatenftanb  abgefüllt,  ba= 
gegen  eine  anbere  für  bie  23üf)ne  burdj;  ben  wieberfyolten  23e= 
fud)  ber  bamaligen  Xfyeatex  im  militärifrfjen  ©efolge  bei  £er= 
jogö  r»on  25et>onff)ire  angefaßt.  —  Stafd)  ertffrfjloffen,  feetrat 
er  1(589  baö  Sweater  £>rurt)lane.  ©ein  erjrer  äkrfud)  fiel 
eben  nufjt  ermut|)igenb  für  if>n  auöj  er  f)atte  eine  Stolle  im 
SErauerfpiel  gewallt,  3U  ber  ifym  §igur,  Organ  unb  Slnftanb 
fehlte;  fdwn  wollte  er  bie  neue  Saufbafyn  mieber  aufgeben, 
alö  ber  ülatt)  bei  ©d>aufp.6  ©oobman  i^n  auf  einen  jweiten 
2$erfud>  im  Suflfpiel  führte.  Diefer  gelang  auf  ba$  Unjroeis 
beutigjre  unb  nun  war  <ä'ö.  ,3uBunft  entfdueben.  3n  ben 
alten  9Jturrfbpfen  (grims)  unb  oerliebten  alten  ©ecfen  lei= 
flete  er  Sfuegejeidmetee.  ©tgentlidie  2Sebeutung  für  bie 
engl.  25ül>ne  gewann  er  aber  erft ,  alö  er.  anfing  für  ba& 
Sweater  ju  ftfireiben.     Sie  ©tücfe:    Love's  last   shift,   The 

careless  husband  unb  Non  Juror  (1717),  Weldjen  tt  9)ioliere'£ 

Sartüffe  naa)bilbete ,  oerfa^afften  if)m  allgemeine  bia^terifa^e 
©eltung,  bie  jwar  fretö  r>on  *pope  befampft  würbe,  ber  be= 
fonberä  feinblict)  gegen  ihn  auftrat,  al$  <S.  1730  jum  ge= 
frönten  Poeten  (poet  laureat)  ernannt  würbe.  1711  würbe 
er  9)liteigentf)ümer  bei  2)rurölane  =  £f)eater6 ,  meldbei  er  bi$ 
1731  führte,  bann  ftdb,  wobJl)abenb  unb  geartet  in  ba$ 
^Privatleben  jurü^og  unb  1757  allgemein  bebauert  ftarb. 
SBon  feinen  25  ©tücfen,  bie  tyeili  Originale,  tfyeite  23ear= 
beitungen  franj.  unb  fpan.  ©tücfe  waren,  i>aben  fid)  einige 
bii  je£t  erhalten  unb  werben  mit  ben  nötf)ig  geworbenen 
Slbfüqungen  fretö  gern  gefefyen.  2Bertf)öou*  für  alle  Seit  ifr 
aber  feine  Apology  of  my  life,  weld)e  eine  oortrefflidje,  meijr 
auf  eigene  >jlnfd)auung  gegrünbete  ©efdndjte  bei  engl.  &f)ea= 
tertf  bü  3ur  GrrjYbeinung  ©arricfö  enthalt.  2)  (£f)eopf)is 
Iuö),  ©olm  bei  SBor.,  würbe  t>on  feinem  SJater  fdjon  in  ber 
3ugenb  für  bai  Sweater  befrimmt  unb  erhielt  3U  biefem 
3wecfe  eine  üortrefflidje  Ziehung.  Unter  ber  Seitung  bei 
SSaterö  betrat  ex  in  t>ortl)eill)aften  Stollen  bie  23üf)ne,  jetgtc 
aud)  natürlitfje  23efal)igung ,  aber  fein  £ang  3ur  SSerfd?wens 
bung  unb  fiieberlicfjf'eit  entfrembete  if>n  tro§  einigem  Grrfolge 
ber  Äunjr  unb  führte  ifyn  fleti  auf  3rrwege.  ©elbfl  feine 
öortrefflid)e  ©attin  (f.  ©ufanna)  oermodjte  nidjt,  ifyn  für  ein 
geregelte^  Seben  3U  gewinnen.  @o  erreid)te  er  nie,  weber 
ali  ®irf)ter  nod)  al3  ©d)aufp.  feinen  2$ater ,  bem  er  oielen 
«Äummer  macbte.  (Sine  lange  ©efangenfdjaft,  in  §olge  leid>t= 
finniger  ©Bulben,  oerleibete  tfjtn  ben  2lufentt)alt  in  Sonbon 
unb  er  ging  baf)er  1757,  alö  fein  SSater  geflorben  war,  nad) 
Dublin.  9lua>  bort  feijte  er  fein  regellofeö  Seben  fort  unb 
ertranf  auf  ber  9tücffaf)rt  nad)  ©nglanb  1758  wd'f)renb  eineö 


fÖ6  Ciboriuin  <  iliax 

©turmed  an  ben  fc^ottifd^cn  Jtüfren.  3)  (©ufanna 
59t arte),  ©dnvefrer  bee  Gomponifren  Slrne  (f.  b.)  oon  bem 
fcie  9cafional()umne  Rule  Britaania  lierftammt,  würbe  171(5 
geb.,  wibmefe  ftdj  wegen  25ürftig!eit  ber  23iit>ne  unb  bebütirte 
1734  am  £>rurt)lane  =  Übeater  in  Sonbcn;  1735  beiratfjete  ft'e 
ben  23or.  ©ie  mar  eine  ebenfo  aueigejeicbnete  ©angerin  als 
©cbaufp.  unb  glänzte  befonbers  in  ben  Opern  tbreö  SBruberö. 
2>afj  itire  dije  eine  felir  un^lücflicfte  war,  baben  »vir  fdjon 
erwähnt;  fte  enbigte  mit  ©Reibung,  »vorauf  ©.  ganj  jum 
£rauerfpiel  überging  unb  17Ö6  an  einer,  allen  2lerjten  un= 
erflärlicben  Äranfr>ett  ftarb.  (L.  S.) 

Cibörium  (iRequif.),  ein  großer  meift  ft'Iberner  unb 
vergolbeter  Jteldi  mit  2)ecfel,  in  welkem  bie  confecrirten 
4->ofrien  in  ber  fatb.  Ätrcbe  aufbewahrt  werben.  SBenn  ber 
$)riefter  einen  ©terbenben  ober  23erurtbeilten  baö  3lbenbmabl 
reidjt,  fo  wirb  bie  Jpoftie  im  (5.  an  bas  Äranfenbett  ober 
ine  ©efängnif  getragen.  (ß.) 

Cid  (eig.  2>on  9tun  [SRobexid)]  2>taj,  ©raf  von 
23 i Dar,  mit  benSBeinamen  ber  dib  [Jperr]  unb  (Jampeabor 
[Äampfbelb]  obne  ©leidien.)  ©eb.  1026,  jr.  1099.  2luöge= 
jeiefeneter  ^>elb  in  ben  Äämpfen  ber  (Sbriften  gegen  bie  maus 
rifcbe  ^errfcbaft  in  Spanien,  ©ein  SSeri)äIrni#  jur  Üfimene, 
fein  9tofj  ÜBabieca ,  wie  überhaupt  feine  vielen  romantifdjen 
«ftriegöabenteuer,  ftnb  befannt  unb  gefeiert  burcb  eine  SJcenge 
fpart.  JRomanjen,  oon  benen  Berber  70  in  trefflicher  23ear= 
beitung  — ■  bie  neuefte  Qlusgabe  mit  Sleureutfjer'fcben  3Uu= 
ftrationen, —  bei  ben  £>eutfd)en  eingebürgert  fyat.  <5or  = 
netlle'e  meifterbafteö  2)rama,  welcrjeä  ber  5lußgang^punft 
ber  franj.  SEragöbie  überhaupt  geworben  ift,  trägt  &ib'&  Fla- 
men unb  erwarb  bem  Didier  ben  23einamenie  Grand.     (M.) 

Cienfuegos  (£>on  Sllvarej  9ticafio),  beacf/tene= 
werter  fpan.  Sinter  ber  neueften  3eit,  ftubirte  $u  ©ala= 
manca  bie  Sftecfete,  rebigirte  hierauf  mehrere  3eitfd)riften  unb 
fcefam  eine  2tnftellung  im  Departement  ber  auswärtigen  5ln= 
gelegenbeiten.  ©eine  meift  bram.  £)id)tungen  ftnb  correct 
unb  elegant  gefdjrieben  unb  jeidmen  ftd)  burd»  (Jrbabenbeit 
unb  tiefet  ©efübl  aue.  3n  SlUen  ift  bie  (£int>eit  ber  ^>anb- 
lung  ftreng  befolgt.  SDie  befte  i\i  feine  Condessa  de  Castiüa. 
©eine  gefammelten  Poesias  erfdjienen  ju  ÜDcabrib  179S.  <L 
ftarb  1809  ale  Staatsgefangener  in  ^ranfreid).        'R.  S.) 

Clliax.  betrat  unter  Carl  2>öbbelin  in  Sflageburg  I79.> 
jum  erften  Tiale  bie  23ü^ne  als  ©afforio  im  Aertig  £f)eobor 
von  23enebig,  unb  tyatte  bat  ©lücf,  fo^leid)  ju  gefallen,  woju 
ifjm  feine  fd)on  bamale  fräftige  Slenorftimme,  oerbunben 
mit  einem  jiemlicb  unbefangenen  ©piel,  verrjalf.  3cad)bem 
er  ftd»  auf  me^rern  ^)roc>injialbüf;nen,  namentiid)  ju  2)anjig, 
(Jlbing,   SDtarienwerber ,    weiter    auögebilbet,    unb   f)ier  bie 


Cilicium  Cimarosa  1.17 

erflen  £enorpartf)ien  (1806  — 12)  fang,  oeröollfommnete  er 
ft'd)  jugleid)  fo  fet>r  im  ©piel,  ba$  er  audj  ba$  §ad)  ber 
erjten  iHebfjaber  unb  23on»ipant6  aufzufüllen  wufte.  <$v  er= 
r)ielt  halb  hierauf  einen  9tuf  nacb,  Petersburg ,  wo  er  nocr) 
gegenwärtig  ftcf>  beftnbet  unb  burcb  feine  umfaffenben  muft?a= 
Itfcfoen  Äenntmffe,  aucfy  auf  er  ber  33ürme,  alö  tüchtiger 
«Wuftflehrer  Wirten  foll.  (Z.  F.) 

Cilicium  (®arb.),  1)  baö  auö  grobem  jiegenfjärenem 
durfte  gefertigte^  Oberfleib  ber  altrömifcben  23auern  unb 
©düffer.  2)  Da$  fyärene  ©emanb  ber  iBüfer  unb  <5infteb= 
ler,  weldjeä  fte  auf  bent  blofen  Körper  tragen.  3)  Grin 
©ürtel  oon  25raf)t  mit  nacf;  innen  gefefyrten  ©pi§en;  würbe 
in  ben  Älöjrern  entweber  freiiuilltg  jur  23üfjung  ober  alö 
©träfe  für  3nfuborbinationsfef)ler  auf  bem  blofen  lleibe  ge= 
tragen.  (B.) 

Cimarosa  (2)omenico),  geb.  ju  Neapel  1755,  war 
ber  ©oh,n  eines  armen  ©djujterS ,  ber  ityn  für  baö  23äcf  er= 
ftanbrnerf  bejttmmte.  £>er  (ganger  2lprile,  ben  er  als  £efjr= 
ling  oft  beim  Unterricht  belaufete,  entbecfte  fein  muftfali= 
fd)eö  SEalent,  nafjm  ft'd^  fetner  an  unb  brachte  tfm  in  ba6 
Sonferoatorium  deiia  Pietä,  wo  er  ben  erflen  ©runb  ju  fei= 
ner  ÜBilbung  legte,  bie  er  fpäter  unter  ©acdjini'S  8et= 
tung    »ollenbete.      Äaum    20   3ab,re    alt    bebutirte    er    als 

Somponifl    mit    ben   Öpem:    Sacrificio   di  Abramo   unb  Olim- 

piade  mit  grojj em  Erfolge ;    biefen  folgten  bie  Opern :  ii  pit- 

tore  Parigino  unb  l'Italiana  in  Londra ,   bie   QE'S.  9tttf  in  ganj 

Stauen  oerbreiteten.  1784  ging  er  nad>  glorenj  unb  arbeitete 
ausfdjlieplicr)  für  ba$  bortige  Sweater;  feine  Opern  über= 
fünften  inbef  bie  Süpen  unb  mürben  in  2>eutfdjlanb  mit 
bem  gröften  23eifall  aufgenommen.  1787  folgte  er  einem 
SRufe  nai>  Petersburg ,  wo  feine  neueften  Opern :  Je  Trame 
deluse  unb  ii  Fanatico  buriato  bie  glänjenbjte  2lufnaf;me  fan= 
ben.  1791  fam  er  an  ©alieri'S  ©teile  nad)  SBien,  wo  fein 
Matrimonio  segreto,  eines  feiner  beften  SBerfe,  mit  <5ntlm= 
ftasmuS  aufgenommen  mürbe.  1793  fefyrte  er  nad)  Neapel 
jurücf  unb  fdjrieb  r)ter  nod>  bie  Opern:  1'  Amore  constante, 
1'  impressario  ia  aagustie ,  i  nemici  generosi ,  1'  imprudente 
fortunato ,  il  credalo ,  la  ballerina  amaate ,  Gianina  et  Bernar- 
doae,  il  matrimonio  per  raggiro,  Penelope,  gli  Orazj  e  Cu- 
razj  unbArtaserse  nebft  einigen  trefflichen  Intermezzi.  311S  bie 
^Resolution  in  Neapel  auSbrad? ,  erfaf te  (£.  biefelbe  mit  Iet= 
benfdjaftlidjer  ©lut,  mürbe  nad)  bem  unglücflidjen  QluSgange 
berfelben  »erfolgt,  ergriffen  unb  jum  Xobe  oerurtfyeilt,  cuird} 
fönigl.  33egnabigung  aber  ju  lebenslänglicher  ©efängnijj frrafe 
befrimmt.  <£r  würbe  jwar  aus  bem  Äerfer  burcb  äkrmittelung 
f)of>er  ©önner  befreit  unb  ging  nacb,  äSenebig,  ftarb  aber  ba^ 
felbfi  in   Jolge  ber    erlittenen  9ftiff)anb(ungen   fdwn    1S01. 


138        Cincinnatus-  Orden  Circular 

Ulufier  ben  genannten  Opern  fcbrieb  Cf.  bcren  in  ber  erfreit 
$>eriobe  feiner  SBirffamfeit  nod>  über  ü ,  bie  ntrtt  atiein  in 
Stauen  ,  fonbern  jnm  Sbeii  auch  in  2>eutfcblanb  bae  "Public 
f um  entjücften.  3Bie  feiten  ein  domponift  einte  @.  bie  grättte 
liaSfle  Aenntnifj  ber  SÄuft?  mit  wahrhaftem  ©enie  unb  un= 
ermübltcbem  tfletfie;  eine  unenblidje  #ülle  lieblicher  SDc'elobien 
ftanb  ibm  ju  ©ebot  unb  befonberg  feine  fomifcfjen  Cpern 
ft'nb  coli  ber  fyeiterfren  Üaune  unb  überrafdjenbfren  Sbeen. 
2Bie  genau  er  bie  9)cenfd)enfrimme  fannte  unb  wie  treffudj 
er  ft'e  ju  benu^en  mufjte,  geigen  feine  reinen  unb  anmutrngen 
©efangspartf)ieen;  feine  Örcfcefrration  tft  fdjroungüoU  unb 
mannigfaltig,  or>ne  jemals  an  Ueberlabung  ju  leiben.  dlo<b 
freute  jieren  Q'ä  £pern  bie  ital.  ^Repertoires  unb  aud>  in 
£>eutfcblanb  werben  feine:  r>eimltd>e  (Jbe  u.f. ro.  nod?  immer 
mit  Vergnügen  gehört.  2116  SDienfd)  mar  er  gerabe,  bieber, 
befdjeiben  unb  liebenemürbig,  erglüfjenb  für  aUee  ©rofe  uno 
(Bute.  ©eine  23üfle  prangt  ju  JRom  neben  ©acduni  unb 
$aeftello.  Sgl.  ©allerie  ber  Sonrunftler ,  3af>rg.  IS  u.  19. 
©duüing'e  Uniuerfal  =  Ser. ,  23b.  2.  (3.) 

Cincinnatus -Orden,  (Ein  militdr.  £)rben,  begrün* 
bct  1783  t>on  mehreren  amexit.  £>fftcieren  jur  (Erinnerung 
an  ben  eben  ft'egreid)  beftanbenen  23efreiungefampf  j  ber  3mecf 
bei  £xben6  mar,  bie  eben  errungene  ftxeifyeit  ju  beroabren 
unb  ju  befefrigen.  £>er  gefunbe  ©inn  bee^  amerif.  2iol!ee 
jebod),  ber  feine  2Irt  arifrcfratifdjer  Qiuejeidjnung  bulbet, 
begrüfte  bie  neue  (Einrichtung  mit  ©pott  unb  23erad)tung, 
unb  fo  fam  ber  Crben  gar  nid)t  auf.  9tur  menige  SXueldnsber, 
bie  it>n  erhalten  batten:  Äoeciuöjt'o,  Safanette  u.  2t.,  trugen 
tt)n  biß  ju  ifjrem  £obe.  ©rbensjeidjen:  eine  golbene  9Res 
baille,  bie  an  bunfelblauem,  meifjgerdnbertem  -ßanbe  auf 
ber  23rufr  getragen  mürbe ;  auf  ber  einen  <£eite  faf)  man  bie 
13  ©terne  ilmerifae,  auf  ber  anbern  ba&  23ilb  beö  <Sincinna= 
tuä  am  'Pflug,  mie  ibjm  brei  Senatoren  bie  Attribute  ber 
f)ödjfren  ©emalt  überreifen.  (B.) 

Clngulum  (©arb.),  fo  o.  m.  ©ürtel;  befonberS  bie 
bide  xveife  mit  jmei  Ciuafren  oerfefjene  ©cbnur,  momit  ber 
tati).  ^rtefter  bie  2tlba  umbinbet.  (B.) 

Circe  (9)h)tb,),  eine  berühmte  3auberin  oon  auöge= 
jeidmeter  ©d)bnb,ett  auf  ber  mntfufcfjen  jnfel  2leäa.  ©ie 
öermoctjte  burd)  -Berührung  mit  ibrem  3auberfrabe  2Ren= 
fd?en  in  £f)iere  ju  oermanbeln,  eine  Jtunfi,  melcfjer  nur 
lUfifTeö  ju  miberfreben  oermodtte ,  ber  jugleidj  bie  3auberin 
felbft  bnxd)  *Hebe  bejmang  unb  ein  3**br  lang  bei  ir>r  oer= 
meilte;  fte  fpielt  eine  Hauptrolle  in  ber  Obnffee.  3e^t  nennt 
man  ein  buraj  ©d)önb,eit  unb  fdjmeidjelnbe  Siebe  unmiber? 
ftef>Itd?ee  grauenjimmer  (J.  (F.  Tr.) 

Circular  (Ütjeaterro.) ,  ein  Umlauffdjreiben,  eine  offene 


Circus  lo9 

3ufd>rift  ber  25irection  an  alle  ober  einen  £beil  ber  W\t= 
glieber  einer  23übne;  ft'e  wirb  com  iEbeaterbtener  ben  9)lit= 
gltebern  gejeigt,  um  ft'e  mit  einem  ungewöhnlichen  Umflanbe 
befannt  ju  machen,  als  j.  33.  einer  plötzlichen  2lbänberung 
ber  SSorftellung ,  3ufäf>en  ju  ben  beflebenben  ©efe^en,  plö§= 
lieber  burcb  Unglücksfälle  oeranlaften  «Rundung  aller  <Son= 
rracte  u.  bgl.  3ur  gröfern  Sicherheit,  bafj  ber  3nbalt  eineö 
<J.s  jebem  Jßetreffenben  befannt  fei,  »erlangt  man  bie  Unter= 
fcbriften  ber  SJtitglteber.  2>te  Olustbeilung' ,  (Sollecten  ic. 
(f.  b.  3lrt.)  ft'nb  feine  @.e.  (B.) 

Circus  unb  Circensische  Spiele  (a.  -Sühne). 
©s  ift  in  bem  2lrt.  Slmpbitbeater  bereit!  erwähnt  wor= 
ben,  ba$  9fem  mehrere  (Sirfen  befafj.  2)er  bebeutenbfte  bar= 
unter  mar  ber  Circus  maximus,  ein  ungeheures  £biongum, 
oon  9331  5u#  ?dnge  unb  2187  §.  23r,  beffen  eine  ®eite 
in  einen  «£>albfreis  enbete.  2)ie  ©i$e,  meiere  an  ben  beiben 
langen  ©eiten  bes  <S.  Einliefen  unb  t>on  ben  Jtaifern  fireng 
nach  ber  Öibnttng  ber  bürgerlichen  GElafTen  gefonbert  waren, 
ba  man  ftcb  in  ber  9tepublir"  an  eine  foldje  nicht  gebunben 
hatte,  »ermoebten  an  350,000,  nach  ben  geringsten  21n= 
gaben  an  200,000  3ufcbauer  ju  faffen.  Unter  ben  Sitzreihen 
befanben  ftcb  bie  ©emölbe  jur  ilufbewabrung  ber  Witten 
SEbiere.  2In  bem  einen  äufjerften,  bem  J&albfreife  gegenüber 
beftnblicben  (EnDe  waren  3  SUtane,  beren  mittelfter  bie  faiferl. 
Soge  (bas  Cubicnium  prineipis)  bilbete.  2ln  biefer  <&eite  be= 
fanben  ftcb,  rechte  unb  linfs  t»on  bem  mittleren  23alcon  (Mae- 
nianum)  unb  bem  barunter  beftnblicben  J&aupteingange  (Ostium) 
6  «fallen  ober  carceres,  bie  ©ebranfen,  aus  benen  bie  JRenn= 
pferbe  auf  ein  gegebenes  3eicben  bertwrftürjten.  bitten  bureb 
bie  Slrea  bes  (I.  lief  eine  mit  Öbelisfen,  $>nramiben  unb 
Slltären  gefcbmücfte  12  §uf  breite  unb  4  gufj  hohe  SDtauer, 
spina  genannt,  mit  bret  fegeiförmigen  Sbürmchen  (meiae)  an 
jeber  %eite,  um  «»eiche  bie  (Hinfahrt  gefebah.  2lus  biefen 
(Einrichtungen,  welche  uns  hier  nur  anjubeuten  erlaubt  ifr, 
ft'ebt  man,  bafj  tiefes  ungeheuere  ©ebaube,  ju  bem  fchon 
£arquinius  spriecus  ben  ©runb  gelegt  t>atte ,  Qlnbere  aber 
bis  auf  Gonftantin  ftets  binjufügten,  oorjugsweife  ben  2Bett= 
fahrten  gewibmet  mar ,  weshalb  tylutaxd)  im  Pauiins  Aemil. 
es  gerabeju  eine  JRennbabn  nennt.  Unb  in  ber  £bat  mach= 
ten  bie  2Bettfabrten  flets  ben  öomebmften  23eftanbtbeil  ber 
(Sircenfifcben  «Spiele  aus,  bie  am  glanjenbften  an  bem 
gefte  „ber  grofen  ©ötter"  jwifchen  bem  4.  unb  14.  ©ept. 
gefeiert  würben.  SDies  waren  bie  f.  g.  grofjen  ©pieie 
(ludi  magni).  Stach  einem  pracbtoollen  Stufjuge,  ooran  bie 
Silbniffe  ber  ©öfter  unb  »ergötterten  Äaifer  auf  SBagen  »on 
Söwen,  ©lepbanten  «nb  bergl.  Zi}iexen  gejogen,  @ircus= 
pferbe  »on  Änaben   geführt,  bie  abelige  3«aeni>  5U  ^ferbe 


160         Cirque  olj  mpiquc  Ciscis 

im  Scbmucf  ber  SDaffen,  fämmtlicbe  obrigfettlicbc  $)erfonen 
unt  "-priefter  ber  Stabt,  ber  Senat  unb  bie  JKitter,  bie9tenn= 
maaen  nebft  ben  fienfern,  <5b,öre  t»cn  93cufiPern  unb  lEänjern 
in  otoletten  illeibern  mit  mefft'ngenen  ©urteln,  Sdjmertern 
unb  Sptefen,  Silenen  unb  Sathrn,  Dpferbiener  mit  ibren 
©erätb,en,  bte  .£aruepiceef  unb  bie  ©pfertbiere  u.  f.  m. ,  ein 
Scbaugeprämje ,  bem  nicht  unäbnlid),  mie  mir  ees  in  bem 
2lrt.  alte  23übne  oon  ben  2lleranbrtnifiben  $)ompen  bar= 
geftellt  fabelt,  mürben  bie  (Spiele  mit  bem  SRennen  ju  ^ferbe 
unb  2Bagen  eröffnet.  2>ie  2Bagenfül)rer  ftnben  mir,  otyne 
baf  ftdj  ber  Urfprung  fyievon  nacbmeifen  ließen,  in  oier 
Parteien  geteilt  bie  gefefjlicb  anerfannt  maren.  3ebe  gartet 
mattet)  5<if)rten  an  einem £age,  3  beö  9Worgen$,  3  be$  -Jlafc 
mittags,  jebe  %ai)xt  aber  in  7  Umläufen,  fo  baf  an  einem 
SEage  24  ^afjrten  gehalten  mürben  unb  über  100  2Bagen  lie= 
fen.  Stuf  bas  SBettrennen  folgten  bie  gnmnafttfc^en  Spiele, 
meiere  bei  ben  ^Römern  in  Saufen,  5auf*fampf  unb  9tingen, 
feiten  im  Sprung  unb  SBerfen  be&  2)iecu5  beffanben;  f)ier= 
auf  ba$  oon  abelia.en  3ünglingen  ju  $)ferbe  aufgeführte  tros 
janifa^e  Spiel,  bann  bie  beliebten  Stfjierfyel-jen,  oon  benen 
fd)on  unter  bem  9lrt.  2lmpf)itf)eater  bie  JRebe  gemefen  ift  unb 
2>arfrellungen  oon  Sanb  =  unb  Seetreffen  (Dtaumacbien) ;  jum 
•öefyuf  ber  leereren  mürbe  bie  2lrea  beö  ß.  unter  SBajfer  ge= 
fe£t.  25ie  Qbefäifite  ber  rom.  Äaifer  tft  coli  oon  ber  <£ifer= 
)wt)t  unb  ben  «Kämpfen  ber  obigen  Parteien,  mie  oon  ber 
Seibenfcbaftlicbf eit ,  mit  melier  <£of  unb  2?olf  £f)eil  an  ben= 
felben  nahmen:  man  fann  mofyl  jagen,  baf  ba$  frürmifebe 
Seben  be$  röm.  gorume  früherer  leiten  bamale  in  ben  <£. 
übergegangen  mar.  £>iefe  9>artf)ein>utf)  manberte  mit  bem 
Jpofe  nadj  (Sonfrantinopel  unb  rafte  toller  im  bortigen  £ip= 
pobromoej  feine  .Kämpfe  polittfdjer  Parteien  fyaben  einen 
<Staat  fo  zerrüttet,  mie  bie  in  i()rem  Urfprunge  fo  finbifeben, 
in  ifyren  5<>l3en  f°  furchtbaren  ber  „35lauen"  unb  „örünen", 
bae  ofrröm.  ÜReicb.  SRebrere  %ab,xe  nadj  bem  2luffranbe  9lita, 
in  melcfeem  30,000  ©riine  ermorbet  mürben  unb  meldjer  ben 
fdjönfren  unb  gröften  £f)eil  oon  (Sonftantinopel  in  2lfd?e  ge= 
legt  fyatte,  ftanb  bie  JRennbabn  leer,  aber  mit  ben  Spielen 
begannen  aueb,  bie  Reibungen  ber  9)artf>eien  mieber.    (W.  G.) 

Cirque  olyuipique  (The'atre  du),  ein  für  equilis 
briflifcbe  unb  berartige  Sforftellungen  befonber^  eingerichtetes 
Sweater  in  tyaxie  (f.  b.). 

Cis  (SWuftf),  bau  burdj  ein  Äreuj  um  einen  falben 
£on  erböfyete  C. ,  fällt  in  unferm  Snfleme  mit  bem  &one 
Des  jufammen. 

Ciscis  (eig.  Cisis.  9Jtufif),  ba&  um  jtvei  fjalbe  SEöne 
erb/öb^ete  C ,  fällt  mit  bem  £one  D  jufammen.  £>a$  C.  mirb 
burdj  ein  grofeö  ober  25oppelfreuj  (x)  oor  bem  c  bejeiebnet. 


Cisdur  Civil  verdienst -Orden     161 

Cisdur  (Sfluft'f),  wirb  als  ©runbtonart  nicfjt  gebraust, 
ba  fte  7  Jtreuje  als  SJorjetdmung  erforberte,  bie  bas  dloten: 
lefen  ungemein  erfcfjweren  würbe. 

CiMnioll  (Wluiit) ,  eine  ber  24  Tonarten  unferee  ©r;- 
freme,  bei  welcher  Cis  ben  ©runbton  bittet  unb  Die  4  <ftreu$e, 
Bor  c  d  f  unb  g  als  23orjeia)nung  r>at.  2>iefe  Tonart  ift  }um 
Sluebrucf  ber  &lage,  ber  Serjnfudjt  unb  bes  brunftigen  $Scr- 
langens  fefjr  geeignet.  (7.) 

Cistercienser u.  .innen (23ernf)arbinertnne n ), 
ein  geifrl.  JDrben,  geftiftet  1098  oon  bem  23enebictiner  =  2lbf 
Stöbert  ju  (£ifleaur  in  23urgunb ;  er  breitete  ft'cb,  fefjr  formell 
aus,  war  anfangs  ben  23ifd)bfen  untergeben,  bitbete  jeboeb, 
fpdter  einen  eigenen  3fiönd>eiftaat,  ber  nur  bem  tyapft  untere 
geben  mar.  £>te  Siegel  bes  £)rbens  mar  bie  bes  t)eil.  23ene= 
biet.  3e$t  tft  ber  £rben,  ber  aud)  eine  grope  3ai)I  3?onnen= 
flöfter  jatjtte ,  bis  auf  wenige  Älofter  in  Spanien  unD 
Stauen  Derfcfjmunben.  Örbenstradit :  für  betbe  ©efi>Ierf)ter 
wetfje  ©ewdnber  mit  engen  Slermeln,  febmarje  Scapuliere, 
Schleier  unb  ©ürtel.  Seim  ausgeben  einen  langen  fd)War= 
§en  9Hantel.  (B.  N.) 

Civilverdienst  -  Orden,  ©in  Orben  jur  9ln= 
erfennung  bürgerlicher  2Serbienfte.  Crs  gibt  beren  bis  je^t 
fünf:  1)  £er  baterfc&e  (S.  33.  £5.  ber  bater.  Ärone),  ge= 
ftiftet  Don  Äonig  attarimtlian  1808 ;  er  jerfdllt  in  3  Jllafjen 
unb  abelt  feine  23eft£er.  Orbensjetcben :  @in  wetfes  act>t= 
eefiges  Äreuj  mit  einem  (JidjenfTan}  umgeben  unb  einer 
Jtrone  bebeett  an  blau  unb  weipem  23anbe,  Dorne  ft'nb  blau 
unb  \vei$e  Stauten  mit  einer  Ärone  uno  ber  Umfdjrift:  Vir- 
tus  et  honor,  l)inten  bas  23rufrbtlb  unb  ber  9came  bes  Sttf= 
rers.  2)  £er  nieberlanbtfcrje  (<S.  SS.  £?.  Dom  nteberlanb. 
Sowen),  geflirtet  oon  Aönig  2Btlf)elm  181.3  ;  er  r)at  4  klaffen, 
Don  benen  bie  3nf>aber  ber  beiben  legten  23rüber  genannt 
werben  unb  3eber  200  $1.  jä^rlicf»  belieben.  Crbensjeidjen : 
ein  wetpemaillirtes  Äreuj,  mit  8  golbenen  Spt^en;  auf  ber 
einen  Seite,  ein  W.  unb  bas  SDtotto:  Virtus  nobilitat;  auf 
ber  anbern  ben  Söwen  mit  ben  nteberlanb.  tyjeilen  jeigenb, 
beibes  unter  einer  golbenen  Arouej  bas  23anb  tft  oranges 
färben  mit  bunfelblauen  Streifen.  3)  £)er  portugieftfc&e 
(@.  23.  Ö.  bes  t)eil.  3acob) ,  gefltftet  1170  jur  23erpftegung 
ber  Pilger,  breitete  ft'cb,  auä>  in  Spanten  aue  unb  blühte  bie 
1789  als  geifll.  Drbenj  als  folajer  befielt  er  in  Spanien 
nodj  fort,  in  Portugal  würbe  er  Don  ber  «Königin  SDtaria  in 
ben  (5.  23.  D.  umgefebaffen,  ber  3  Älaffen  }&[)lt.  Crbenss 
jeicb.en:  ein  rotfjes  ^rifrusfreuy,  beffen  obere  unb  Seitens 
fpt^en  ft'a^  blumenartig  enben,  an  Diolettem  23anbe;  bie  %\vei 
erfren  klaffen  tragen  auf erbem  einen  ftlbernen  Stern  auf 
S(K<"«  *  Saifcn.    II.  11 


162  Clairc  obscure  Clairon 

ber  linfen  üBruft  unb  ein  rotfjeä  Jperj  über  bem  .Jtreuje. 
4)  Der  fädjfifdje,  oom  Jtönig  grieb.  >2lugufr  1815  ge* 
friftet  unb  au&  3  AI.  beftefjenb.  Orbenßjeidjen :  ein  meifjeS 
Äreuj ,  worauf  Dorne  bat  fad)f.  SBappen  unb  ber  SRame  beö 
©tifterö,  hinten  ein  (Jidjenr'ranj  unb  bie  SBorte:  §ür  i8er= 
bienft  unb  Sreue ;  ee?  n>irb  am  grünen  23anbe  getragen.  Die 
1.  Jtl.  trägt  einen  ft'lbernen  ©tern  auf  ber  Unten  33rujt,  ber 
ebenfalle  bie  leitete  Snfdjrtft  für>rt.  5)  Der  roürterabers 
gifdje,  geftiftet  18i>ö  »om  .König  griebrid)  I.;  er  jä^lt 
3  Sil.  unb  abelt  feine  23eft'$er.  Orbenejeidjen :  ein  weifee 
Areuj  mit  bem  ÜJiamen  bee  ©tiffere  unb  bem  9Hotto:  Bene 
merentibns,  ee  wirb  an  fdjwarjem,  gelbeingefaftem  SBanbe 
getragen;  bie  1.  AI.  tragt  auferbem  einen  golbenen  ©tern 
auf  ber  linfen  SBrufl.  (B.  N.) 

Cläire  obscure  (SHalerei),  fyellbunM;  eine  eigen= 
tfjümlidte  Färbung  einzelner  Martinen  eines  SSilbee,  bie  bloö 
ale  Stdjrnjtrfung  erfcfceint  unb  bas  2tuge  magifd)  feffelt. 
(Sorreggto  mar  ber  gröfte  9)teifier  in  biefer  (Gattung  ber 
Malerei.  (R.) 

Clairon (^ipüoIntesSlatre  be  la  S£ube),  geb.ju 
Sonbe  1723  »aljrenb  bee  Sarneoale;  ale  ©iebenmonatßfinb 
fürchtete  man  für  ifyc  üeben  unb  it>re  ©rofjmutter  eilte  mit 
if)r ,  um  tuenigfrene  if>r  ©eeienfyeil  ju  retten,  jur  .Kirche,  bie 
fte  jebod)  »erfdjloffen  fanb.  3m  ^farrl)aufe  mürbe  tfjr  bie 
üRadjricfyt,  ba$  ft'd)  fomofyl  ber  Pfarrer,  als  SBtcar,  bei  einem 
ber  sWotabeln  jur  Sttaefenfeier  befanben.  9Han  eilte  borten, 
unb  bei  ber  Dringlirftfeit  ber  ©acbe  entfcfcloffen  ft'd)  bie  Diener 
bee  «£errn,  ale  »-Mrlequin  unb  ©illee  (eine  ^rt  $)ierrot)  ge= 
t leibet,  bie  beilige  Jpanblung  oorjunetymen.  X)ie  äJiolinen 
mußten  pauft'ren,  eine  ftlberne  ©Rüffel,  ©alj  u.  f.  m.  mur= 
ben  b,erbeigef)olt  unb  jtvifcben  jtuei  Sonfretänjen  mürbe  bie 
nadjmalige  Königin  oon  @artl)ago  getauft.  Dem.  Dumee  = 
nil,  if>re  geborne  ©egnerin,  ftreitet  jmar  gegen  biefee  aüers 
binge  fefjr  burleefe  5acfum  <*n>  flber  fte  fyatfe  es  ftcfr  ja 
überhaupt  jum  £f)ema  gemadjt,  ben  Memoiren  ber  <5.  2L<ort 
für  2Bort  ju  tmberfpredjen.  9?id?t  allein  burd)  biefe  3ufäl= 
ligfeit  gehörte  bie6.(Diminutit>oonölaire)  defacio  ber23ü^ne 
an:  ©ebaa^tnif ,  JRecer-tioifät  bee  2?er|ranbee,  9iaa>abmunge= 
talent  u.  f.  w.  jetdjneten  fte  fdion  ale  Äinb  aue.  3f)re  (£r= 
jieljung  rourbe  fefjr  oernadjläfftgt,  unb  im  11.  3af>re  tonnte 
fte  faum  lefen;  ein  3ufall  machte  fte  über  ibren  fünftigen 
ÜBeruf  flar.  @ie  Bonnte  au6  bem  befdjeibenen  ©tübd>en  if>rer 
DDiutter  in  bie  genfler  ber  gegenübern>of)nenben  9)fab.  Dan= 
geoille  (berühmten  ©diaufp.m)  fe^en  unb  beren  Üanjübungen 
unb  Unterridjteftunben  in  (Stellungen  u.  f.  m.  beobad)ten. 
©le  füllte,  naa)  täglidien  58erfua>en,  ©efa^icf  ju  bem  allen 


Clairon  10.1 

in  ffcb,  unb  alt*  fte  ben  23eruf  if>rer  SWacbbarin  erfuhr,  naf)m 

fte  einen  gleiten   für  ft'dj  in  9tnfprud>.    Grnblicb,  ju  ber  <ix= 

laubnig  gelangt,  einigen  tt)eatralifcben  33orftelIungen  beirooc)= 

nen  ju  bürfen,  ftimmte  ft'e  ifjre  Umgebung  buxd)  bie  2Öal)rf)eit, 

mit  ber  fte  alle  ©cbaufp.  nadjabrnte,    ju  tr)rer  2lnfic^t,  unb 

erflärte  aud),  feinem   anbern  ©tanbe  angehören  ju  wollen, 

rooju  bte  ©inroilligung  if>rer  3)Jutter  nur  mit  9)iüf)e  erfolgte. 

3n  ber  Isies  des  Esclaves,  auf  bem  Xfyeatex  Italien,   betrat 

ft'e  (1736)  bie  JBütyne,  aber  bie  beifällige  2lufnaf)me  lief  ben 

3lrleauin  ber  Gruppe  alä  jartlirf)en  ÜBater  für  feine  £odjter 

furchten,   unb  er  oerbinberte  ifjre  ^njlellung  ju  ß'es.  ©lücfe, 

benn  ft'e  ging  nun  nad>  Stouen,   wo  ft'e,   bei  einer  febr  aus= 

gebreiteten   Jßefdjaftigung,    wer  3af>re   blieb.     3>m  SErauer^ 

fpiele,  Üufrfpiele,  wie  in  ber  Oper  befebäftigt,  würbe  fte  nacb, 

$)ari(?  berufen  unb  ale  (Sängerin  in  Der  Academie  royale  de 

musique  angefrellt.    £ro§  eineö  entfanebenen  Erfolges,  badjte 

fte  febon  nacb,  4  Monaten  barauf,  ber  Oper  ju  entfagen  unb 

fd)lofJ  einen  Vertrag  mit  bem  Theätre  frangais  ab,  wotyin  ber 

Snfttnct  fte  trieb;  ft'e  erhielt  baß  ©oubrettenfaefe,  man  fyattc 

it)r  aber,  wie  bamalt?   üblieb,  ebenfalls  ein  ^Id^c^en  in  ber 

£ragöbie  eingeräumt,   unb   bie  mutbjge    £.  beftanb  barauf, 

mit  ber  ^)t)äbra,   biefer  ©lanjrolle  ber  2>ume6ntl,  ju  begin= 

nen  j  ber  Erfolg  rechtfertigte  tt)ren  Wtutl)  unb  balb  feiexte  fte 

alt?  2>orine  in  &artüffe   einen  gleiten    Sriumpt) ;  fte  ftegte 

bureb  2Bar)rr)eit,  ©djbnbeit  unb  bureb,  ba$  ilaxfte  ä$erfränbni£ 

tbrer  Aufgabe,  unb  Voltaire  fagte  t>on  it)r:  „ft'e  t)at  im  £one 

ber  ©timme,    roa&  bie  25umeenil  im  J^er^en. "    @totj  t>on 

Statur,  gelangen  it)r  Stollen  wie:   'pfyäbra,  3enobie,  3Kono= 

mime,  2>ibo  (oon  ber  ft'eÄbnigin  oon  Sartfjago  genannt 

mürbe),   unb  Dor  allen  9Jlebea  am  oorjüglicbften.    3n  33e= 

jug  auf  ttjren  Qfyaxattex   fann  man  wofyl  fugen,   bafj  t>ier 

cob  unb  ©pigram  gleichen  ©ebrift  hielten  j  mit  tb,rem  jügel= 

lofen  ©tolje,  i^rem  <&t)xa,erge  unb  tbren  2lnmafungen  mar  fte 

bte  ©eifjel  ir)rer  (Jollegen.  2)er  »ergeblicbe  Äampf  ber  ©toljen, 

bie  (Srcommunicatton  ber  Qbeiftlidfteit,  oon  tf)rem  ©tanbe  ab? 

jutvenben,  unb  ifyre  Steigerung,  mit  bem  ©cbaufp.  &uboi6 

mieber  aufzutreten,  ber  eine  ©djulb  abgefebworen  fyatte,  öer= 

anlapten  ft'e,  fti>  oon   ber  33üt)ne  jurüd?£U,jiet)en.    ©ie  war 

bamales  42  Safere  alt  unb  niemals  betxat  fte  mteber  bie  bffent= 

lieben  Sweater.  2lle  fte  auf  2?oltaire'3  J6au£>tbeater  tu  gerna» 

bie  Qrlectra  fpielte,   rief  biefer  in  feiner  Sewunberung  auä: 

„2>ac?  tfl  niebt  mein  2Berf,   e$  ift  ba&  tc)re!"    1773  ging 

ft'e  an  ben  $of  bee  3)tarfgrafen  öon  2lnfpacb,  unb  fpielte  bort 

bte  JRolle  einer  SDiarquife  »on  ^ompabour,   ot)ne  ieboeb  ben 

%lnd)  be$  Sanbeö,  wie  jene,  auf  ftdt>  ju  laben.    17  ^afyxe 

blieb    ft'e    in   2lnfpacb,    mar   bie  2Bor)ltr)ärerin    aller    nü§= 

lieben  Slnftalten,  half  mit  bem  3()ven  wo  ft'e  fonnte,   oer= 

11* 


164  Clajua 

Ior  ober  t>ielleid)t  eben  besfjalb,  ober  geredeter  Vorwürfe 
»Degen,  bie  fte  bem  5Diartgrafen  machte,  feine  ©unft.  ©ie 
fetjrte  1791  nad)  ^aris  jurücf  unb  ftarb  bort  1803  in  35ürf= 
tigBeit.  183?  würben  ityre  JRejre  mit  ©eprdnge  nad»  bem 
Jltrcrtbofe  Pere  la  Chaise  gebraut,  wo  ein  paffenbes  2)en?mal 
ihre  JÄuljcfrdtte  jiert.  3bre  S5Jemoiren  ftnb  untert)altenb  unb 
oft  lehrreich,  unb  2)em.  Dumesnil  fyat  mit  it)ren  (£ntgegnun= 
gen  mefyr  f  i  dt> ,  als  ber  <L  gefa)abet.  1839  ijr  ein  äüaubeoiüe 
unter  bem£itel:  SOille.  ßlairon  in  *Paris  mit  23eifall  gegeben 
roorben ,  unb  mehrere  Slnecboten ,  2Bi$roorte  u.  f.  ro.  ber 
Königin  con  (Eartt)ago,  ftnb  fer>r  gefdueft  roiebergegeben ;  bafj 
ftcb  aber  ber  ober  bie  Serfaffer  erlaubten,  aus  bem  9)carf= 
grafen  i>on  2lnfpad)  einen  Niais  ju  macben,  gehört  ju  ben 
Unoerfdjamtfjeiten  ber  franj.  25aubeoiUe  -  gfabrifanten ,  bie 
bas  fran^.  ^ublifum,  wenn  es  feine  SÖürbe  maf)rf>aft  füllte, 
nidjt  bulben  foüte.  9luct)  Couis  ©dmeiber  r)at  bie  6.  jur 
.fcauptperfon  einer  feiner  befren  ©cbaufpieler  =  9?ot»ellen  ge= 
mad)t.  (C.  B.) 

Clajus  (Sodann),  eigentlich  Alan,  ein  feiner  üeit 
berühmter  2)ramenbid)ter  unb  gefrönter  Spoetj  geb.  1616  3U 
SOteipen,  ftarb  16.56  als  Pfarrer  ju  Ailingen  in  granfen, 
mit  J&arsbörfer  ©tifter  bes  ^poetenorbens  ber  $)egnifjfcbdfer. 
©eine  2>ramen  fönnen  met)r  als  Oratorien  ober  als  iMnfdtje 
ju  einem  Oratorium  gelten,  bie,  bem  bamaligen  3eitgefd)macf  e 
gemaf ,  bem  Sn^alte  nad)  bürftig,  ber  ©pradje  nad?  fd)U>ul= 
frig,  unb  eben  fo  blumenretd),  roie  piatt  unb  »lump,  oft  au<t> 
gemein  waren.  Slber  als  ßurioft'tdten  ftnb  fte  merhoürbig 
genug,  ©etne  gefcbmacflofen  poetifeben  Jreunbe  rubmten  if)n 
als  einen  „roolfenanfegelnben"  35idb,ter,  unb  ein  Jtunfrricbter 
ber  bamaligen  3ett  glaubt  ir)n  burd)  ben  2fusfprud)  ju  prei= 
fen,  ba$  <£.  bunte  SBorte  madjen  fönne.  ©eine  £>ramen, 
roenn  man  fte  fo  nennen  fann,  ftnb  mefjr  monologifd)  als 
bialogifd),  Don  Siebern  unb  Sfjören  unterbrochen,  unb  wür- 
ben, bureb,  Snfrrumenfalmuftf  eingeleitet,  als  poetifdie  dlad)* 
feier  bes  ©ottesbtenfres  in  ber  Äirdje  recitirt.  £>ie  barin 
rebenb  aufgeführten  $>erfonen  mürben  immer  burd)  ben  $>oe= 
ten  felbfr  bureb,  einige  ©ituationen  unb  ^erfonen  betreffenbe 
^aebriefeten  beoorwortet.  ©eine  ©tuefe  ftnb:  aerobes,  ber 
Jtinbermörber,  nad)  9lrt  eines  £rauerfpiels  ausgebilber,  9hirn- 
berg,  1645;  GE"ngel=  unb  £>rad)enfireit,  ein  tuunberlidjes  3)?adi= 
werf,  worin,  auf  er  bem  25td)ter  unb  ©oft  3ebaotb,  aud) 
sJ5?icbael,  Qiabxiel,  berDradje,  ©atans  ©djilbioadje ,  Suciferö 
©olbaten,  bie  engl.  Trompeter  u.  f.  W.  mit  einanber  unb  mefjr 
nod)  mit  ftd)  felbfr  conöerft'ren;  ber  leibenbe  (Sbrifius  in 
einem  £rauerfptel  oorgejtellt,  Nürnberg  164:3;  Jreubengebidjt 
ber  feltgmacbenben  ©eburt  3*fu  SijrifH  ju  Qbren  gefungen, 
ein  geiftlid)es  ©ingfpiel  in  3  atufjügen,  ooü  ©djmulftes  unb 


Claque  165 

falfcben  2Bi$es,  aber  babureb  merfroürbig,  baß  bamit,  rote 
ftcb.  ©ottfcbeD  ausbrücft,  gleicbfam  ber  Anfang  mit  muft'fali= 
f*en  Sachen  in  ber  Jttrcbe  gemacht  roorben.  (H.  M.) 

Claque  (©arb.),  f.  Chapeau. 

Claque  (la)  (Sheaterro.j,  oon  bem  franj.  3eitroort  das 
quer  flatfdjen,  r>etpt  bie  ©efammtbeit  ber  in  einer  JBorfrellung 
anroefenben  bejablten  Jtlatfcber  in  $aris.  2)ie  C.  ifl  feit  un= 
gefäbr  15  5»ibren  ein  fefies  unb  einträgliches  ©eroerbe  »je« 
roorben,  roeldjes  feine  ©efe^e,  feine  Sorttjeile,  feinen  ©influfj 
bat.  2)ie  meifren  SEr>eater  in  tyaxii  roerben  öon  ben  2tctto= 
nairen  unb  ben  25ircctcren  als  mercanttlifebe  Unternehmungen 
betrautet,  unb  baber  bie  C.  als  eines  ber  Mittel  angeroen= 
bet,  biefen  Unternehmungen  bie  ©unft  bes  '•publifums  }u 
erhalten.  £a  man  fab,  baß  ein  Stuct  ober  ein  Scbaufp., 
ber  oiel  applaubirt  rourbe,  mehr  gefiel  unb  einträglicher 
rourbe,  fo  erganifirte  man  jene  .RIatfcber,  bie  bisher  nur 
aus  JEorliebe  für  einen  Züchter  ober  Schaufp.,  »ielleicbt  aueb 
aus  2>anf  barfeit  für  ein  erhaltenes  $väbiU.tt  geflatfcbt,  gab 
ihnen  bejtanbiges  freies  Grntree,  bejablte  ft'e  aufjerbem  unb 
beutete  ihnen  febon  in  ben  groben  btejenigen  ©teilen  an,  roo 
ffe  juerfl  flatfcben  unb  babureb  bas  ^ubht'um  jum  Sipplaus 
animiren  follten.  2luf  bie\e  ©peculation  fupenb ,  erriebtete 
*in  geroiJTer  (gauton  im  3ahre  1S20   ein  förmliches  JBureau, 

bas  er    „Assurance  des   succes  dramatiqnes  "  nannte  unb  nun 

bas  ganje  Unroefen  ber  C.  in  ein  beftimmtes  Softem  btadb,te. 
23ei  ibm  melben  ftcb  alle  jene  zweifelhaften  Sharaftere,  bie 
um  ein  3)?ittagsenen  »erlegen  ftnb  unb  fein  ®elb  tyaben,  ben 
(Eintritt  in  bas  Theater  ju  bejablen.  3e  nacb  ben  erhaltenen 
auftragen  febieft  bas  -Sureau  mebr  ober  roeniger  biefer  Ceute 
in  bie  Theater,  roo  fte  ganj  offen  com  Siebter,  oom  Director 
ober  einem  Scbaufp.  angeroiefen  roerben ,  mann  unb  roieoiel 
fte  flatfcben  follen.  SBunfcbt  ein  ©cbaufp.  empfangen  ju 
fein,  fo  fdneft  er  bie  bafür  befrimmte  Summe  in  bas  JBureau, 
bies  beifit  soigaer  l'entree;  roünfcbt  er  einen  Nebenbuhler 
ausgepfiffen,  fo  befahlt  er  unter  bem  Aunfiausbrucf  „empe- 

cher  la  yogne.  "  —  .,  Faire  mousser"  ober  ,,  echauffer  la  salle," 

ift  gleidjbebeutenb  mit  bem  23ejahlen  ber  C.  unb  bie  Cla- 
que urs  felbfr  roerben  „Chevaliers  du  lustre"  genannt,  roeil 
ber  bebeurenbjte  SErupp  berfelben  ftcb  geroöbnlid)  in  bie  Wlitte 
bes  Parterres  unter  ben  Jtronleudtter  fe§t,  ba  bas  parterre 
bie  entfebeibenbe  Stimme  in  franj.  Theatern  hat.  —  SDiit  ber 
größten  -Sebemenj  leiten  fte  entroeber  bas  ^Jublifum  jum 
.Riarfcben  an,  ober  unterfrü^en  es,  roenn  bie  Sacbe  für  ftcb 
felbft  fpriebt;  roiberfe^en  ftcb  auf  bas  fjefrigfle,  oft  fogar 
tbatlicb,  jeber  2leußerung  bes  SOJipfallens  unb  roiffen  bureb 
bte  oerfcbiebenjlen  3)iittel  foroohl  im  Xf)eatet  felbjr,  als  aua? 
ben  Sag  über  bas  »Publifum  für   ein  neues  StücP  ober  für 


166  Claqnc 

einen  ©djaufp.  ju  flimmen.  ßref  gibt  folgenbe  Unterabtbeu 
Junten  ber  (jlacquerö:  le  tapageur,  ber  bei  bem  flein= 
ften  s2lnlaf  auf  baß  fjeftigfte  applaubirt;  le  connaissenr, 
ber  ge)uöt)nlicf)  auf  ben  treuem  ^läl-jen  ft£t,  beifällig  mur= 
melt,  SJerfe  auemenbtg  weif,  bie  9ta^eft§enben  auf  ©djöni 
J>eit  ber  2)id)tung  ober  beö  ©pielö  aufmerffam  madjt  unb 
intereffante  Umfranbc  anß  bem  l'eben  ber  ©djaufp.  erjäbltj 
le  riear,  ber  über  ben  platteten  ©paf?  fo  f)erjlid>  ladjen 
fann,  bafj  er  unwillfütyrlid)  feinen  -Jiadjbar  anftecft;  le 
pieurenr,  ber  baffelbe  burd)  JRüfyrung  bewirft;  le  cha- 
touiiieur,  ber  r>or  3lnfang  beß  ©tücfeß  unb  in  ben 
3wifd)enacten  burd)  ©dmupftabaf,  Sßonbonö,  S^eaterjettel 
bie  9tad)barn  freunblid)  ftimmt  unb  fte,  burd)  luftige  Unter= 
Haltung  in  frofje  iJaune  oerfe^t;  le  ch*uffeur,  ber  bei 
Sage  oor  allen  £i)eaterjetteln  flehen  bleibt,  unb  wenn  ft'd) 
mehrere  oerfammeln,  ent$ücft  ruft :  ,,2lr),  f>eute  ifr  fcaö  ©tucf 
—  ba  mufj  i<fy  t)tn ,  eß  wirb  wieber  übertwll  —  2>em.  N.  Bf. 
tft  aber  aua^  ein  ©ngel!"  —  ber  in  ben  (SafFeefjäufern  laut 
günfhge  9tecenftonen  oorliefl,  bie  ungünftigen  ausreift,  in 
ben  2Jud)f)anblungen  unb  Sefecabinetten  fragt:  ob  baß  neue 
©tücf  nod)  nic^t  gebrucft  unb  ju  fjaben,  ober  ob  nodj  fein 
^Portrait  »on  bem  je^t  fo  beliebten  ©djaufp.  IV.  N.  er= 
fdjienen  fei  ic.  ic;  enblid)  aber  -le  bissenr,  ber  unermüb= 
lid>e  Da  Capo  -  Sftufer.  —  SDian  fteb,  t  aues  biefen  oerfdjiebenen 
Nuancen ,  biß  ju  welker  äJollfommenljeit  ft'dj  baö  ©Aftern 
ber  C.  in  tyaxiß  aueigebilbet.  9)fan  oerfauft  baß  <£igentf)um$= 
red)t  einee  ÜBureaue  für  6000  biß  10,(MK)  $ranf$,  ein  23e= 
weiö,  ba$  eß  aud)  ein  einträgliches  ©efd)äft  tft.  2>aß  $)ubli= 
fum  fennt  alle  biefe  Uebelftanbe  unb  obgleid)  eß  oft  frrenge 
unb  augenbltcflicfoe  üsiiftt^  übt,  wenn  bie  (Slaqueure  ju  un= 
oerfdjämt  werben ,  fo  gibt  eß  bod)  fein  wirffamee  sJDJittel 
gegen  ben  Grtnflufj  biefee  oerberblidjen  tlnwefens.  2)irectoren, 
iDidjter  unb  ©djaufp.  argumentiren,  ba$  bie  C.  burd>au$ 
nichts  33öfeö  fei,  benn  fte  tfyue  9tiemanben  ©djaben,  animi= 
ren  baß  ^)ublifum,  reijen  ben  G£t)rgeij  ber  ©d)aufp.  unb 
bringe  jene  Sßarme  unb  (£mpfänglid)feit  f)ert?or,  bie  ^ubli* 
fum  unb  33üf)ne  gegenfeitig  fo  nöttjig  fyaben.  ©egen  ent= 
fdjiebenen  Unwertf)  oermöge  fte  nidjte,  biene  alfo  nur  ales 
SReijmittel.  —  Um  ein  jweifelfjaftee  ©tüdf  ju  retten  unb  tr)m 
eine  glänjenbe  erfte  siluffüf)rung  ju  oerfdjaffen ,  tfcetlt  eine 
25irection  oft  300  biß  500  greibillete  aue ,  bie  alle  jum 
Jllatfd>en  oerpflidjtet  ft'nb.  3n  Deutfa^lanb  t>at  ftd)  bieß  Un= 
wefen  noct)  nirgenfe  in  beflimmter  §orm  blicEen  laffen.  SWan 
ti>eilt  allerbinge  wol)l  oon  ©eiten  ber  ©trection  in  jweifeU 
haften  fallen  ^"ibillete  au6,  audj  ©cbaufp.  pflegen  ibre 
greunbe  unb  23ewunberer  bamit  ju  oerfeben ,  aber  bie  23e= 
bingung    beß  silpplaubirenö    tfl    eine  flillfdjweigenbe.     9tocr> 


Claqueurs  Classisch  167 

fdjdmen  ftcb,  beibe  Xfyeile  ben  3wecf  einjugefret)en ,  wdtyrenb 
bas  SNittel  baffelbe  ift.  <L.  S.) 

Claqueurs,  f.  Plaque. 

Clarissinnen.  <£in  weiblidjer  3weig  bes  §ranjis= 
BanerorbenS,  gefhftet  1212  oon  ber  f>eil.  Slara.  3f)re  Mei- 
bung  war  grau  unb  im  ©dmitte  ben  .Kutten  ber  granjiecaner 
ä'bnlid),  bod>  fanb  man  aud)  S.  in  fcbwarjen  ober  braunen 
JUeibern.  Die  <S.  oon  ber  ftrengfren  ©bferoanj  trugen  graue 
«Kutten,  ©anbalen  mit  ©triefen  an  bie  naeften  güfe  gebun* 
ben,  graue  ©capuliere,  einen  grofen  fcbwarjen  SRofenfranj 
um  ben  J&als,  einen  weifen  ©trief  als  ©ürtel,  einen  grauen 
SSHantel  bis  auf  bie  »Knie  unb  einen  fcbwarjen,  weif  gefütterten 
2ßeif)el,  ber  bis  jur  Hälfte  bes  Cberarms  l>erabftel.    (BN.) 

Clarke  (Sfjarlotte,  für.  Jllärf),  geb.  um  1740  ju 
Conbon.  ©ie  war  eine  £od)ter  bes  berühmten  Sollet)  Sibber 
(f.  b.) ;  tf>r  »ielbewegtes  Seben  bietet  reichen  ©toff  ju  einem 
fomifcbenStomane  unb  fteüt  fte  faft  ber  beruhigten  laSUiaupin 
(f.  b.)  ah  bie  'Beite.  ©tatt  einer  ©efebiebte  ifyres  Cebens  möge 
es  genügen ,  bie  oerfcfyiebenen  SDiomente  nebeneinanber  ju 
(teilen,  wo  fte  auf  er  ber  23üt)ne  aucf>  in  anbern  2ebens= 
oertjaltniffen  unb  wafyrlicb,  ben  wiberfprecbenbften  ft'cb  be= 
merfbar  ju  macben  wufte.  ©ie  war  nacb,  unb  nacb  ©dnge= 
rin ,  Slänjerin ,  SSttaitreffe ,  £Det>I  =  unb  ©emürjbanblerin, 
SEanjlebrerin ,  ©djulbgefangene ,  SSorfteberin  eines  33orbeüs, 
breimal  unglücflicb  t>erbeiratt)et ,  ftedfüefyrex  in  Spanne ?leibern, 
Slufwdrterin  in  einem  SBirtbsfjaufe ,  ©djaufpielerin ,  ©igen« 
tr)ümerin  eines  2Birtbsbaufes  oon  fcblecbtem  9htf,  9>up»en= 
fptelerin  unb  am  (ärnbe  2Burftf)dnblerin  j  alle  biefe  Stollen  auf 
ber  8ebensbüt)ne  fpielte  fte  mit  ©ewanbbeit  unb  SEalent,  boa> 
galt  fte  au*  auf  ber  23üf>ne  für  eine  tüdjtige  Äünftlerin. 
©ie  ftaxb  arm  unb  oergeffen  1760.  (L.  8.) 

C las ing-  (3  ob«  |>einr.),  geb.  ju  Hamburg  1779,  ein 
grünblid)  gebilbeter  attuftfer,  trefflicher  ©efanglebrer  unb 
aebtungswertber  Somponift,  ber  fieb.  um  bie,  (frbebung  unb 
Läuterung  bes  muftfalifc^en  ©efebmaefes  in  Jpamburg  grofe 
üßerbienfie  erworben  t)at.  %üv  bie  23üf)ne  febrieb  er:  $)li  = 
«beli  unb  fein  ©of)n,  eine  §ortfe§ung  ju  €t)erubini'6 
2ßafferträger  unb  bie  fom.  Oper:  2BeldE>er  ift  ber  redete? 
bie  beibe  entfcbjebenen  SBeifall  fanben.  <5r  ftarb  ju  £am= 
bürg  1S29.  (3.) 

Classisch,  Classiker  (t>.  lat.) ,  jur  erften  (51  äffe 
gehörig,  muftergültig.  Unter "  Glaffif  er  »erfreut  man  be- 
fonbers  bie  ©cbriftfteller  bes  grieeb.  unb  röm.  2lltertf)ums 
insgefammt,  unb  aus  ben  neueren  Literaturen  bie  muftergüU 
tigen  ©cbriftfteller ,  fo  etwa  in  ber  beutfdjen  bie  Heroen: 
©oetbe,  ©filier,  Berber  u.  f.  f.  £>as  cl.e  3eitalter  ber 
Literatur  ober   ber  Äunft    einer  Nation  ift  basjenige,    wo 


168        Claudiana  Tonitrua  (lauer 

Literatur  unb  «Äunfi  bie  bbchfle  ©rufe  tt)rcr  Ü8olIfontmen= 
heit  erreichten  unb  2Ber?e  entftanben ,  welche  ber  §olge= 
jeit  ale  sDiufler  unb  ale  ©egenfianbe  ber  Jßewunberung 
frienen.  Qre  gibt  in  bem  iJeben  jeber  Nation  einen  3eit»unr"t, 
wo  grofje  ©eijter  lute  nach  einem  ftillfcbweigenben  gegen; 
feitigen  2lb?ommen  mafbejlimmenb  nach  allen  ytiebtungen  ber 
Literatur  unb  SBiffenfchaft  tbäfig  ftnb,  wo  ft'ch  bas  inteU 
lectuelle  Sehen  einer  Nation  in  einer  42lnjahl  Don  ©entee 
concentrirt,  um  in  ber  Siegel  nachher  in  Erfcblaffung  juriicf; 
jnft'nten,  wenn  auch  einjelne  cl.e  Nachgeburten  unb  tem= 
Vordre  geniale  Sluffcbneüungen  biefe  speriobe  bee  ©infene 
ober  ©tiüftebene  unterbrechen  mögen.  61.  war  unter  ben 
©rietben  bas  3eitalter  bee  ^Jeriflee ,  unter  ben  ^Römern 
bas  3eitalter  bee  &Hgufrue,  unter  ben  Stalienern  bae  13. 
3ahrb.  ober  bas  3eitalter  Sorenjo'e  oon  SDtebicie,  unter  ben 
^ranjofen  bas  3eitalter  £ubwige  XIV.,  unter  ben  25eutfcben 
bas  ie^te  Viertel  bee  18.  3ahrb.  unb  weiterhin,  (il.e  Stellen 
ftnb  folcbe,  welche  aue  mufiergültigen  Tutoren  beifoieleweife 
angeführt  werben.  9)lit  bem  aßegrtff  (Hafftcität ,  9Rü)1tx: 
gültigfeit,  oerbinbet  man  auch,  in  ber  Sftegel  ben  begriff  jener 
(Schönheit,  Ebenmafigfeit  unb  Harmonie,  welch. e  befonbere 
Eigenfcbaften  ber  Tutoren  bee  griech.  unb  röm.  Stlterthume 
waren,  unb  infofern  man  meift  bae@l.e  mit  bemilntifen  (f.b.) 
für  ibentifet»  halt,  würbe  man  bas  jRomanttfcbe  unb  9Dcobeme 
(f.  b.)  biefer  (Slafft'cttät  ale  ©egenfat)  gegenüber  freuen  fön= 
nen.  £)och  feilte  man  in  biefen  Unterfdbjeben  unb  (Jinfcbacb:: 
telungen  oorftcfctiger  ju  SBerfe  geben,  ale  in  ber  £bat  ge= 
febieht.  (H.  M.) 

Claudiana  Tonitrua  <a.  23ühne),  (Slaubifcbe  25on= 
ner,  nannten  bie  Körner  bas  burch  JRollen  oon  (Steinen  binter 
ber  ©cene  hervorgebrachte  ©eraufcb  nacb  einem  &poiue  Glau? 
biue ,  ber  ee  juerfl  eingeführt  bar.  (  W.  G.) 

Clauer (SR  a r  i  a,  geb.  b  e  23  r  u  i n),  geb.  1 S 1 0  j u  SDiünchen, 
würbe  nach  erlangter  iJIuebilbung  Lehrerin  in  München,  boch  oon 
frübefter  Äinbbeit  an  regte  ft'ch  eine  mächtige  Neigung  jur  bram. 
Jtunfi  in  bem  jungen  SSRdbcben  unb  bie  großartigen  ©ebilbe  einer 
©opbie©  ehr  ober  machten  einen  folgen  Einbruch  auf  ft'e,  bajj 
fie  nur  baran  bachte,  ber  Äunft  fich  ju  weihen.—  SDiir 
bem  angeflrengtejlen  Eifer  bereitete  fie  ft'ch  auf  it)re  neue 
Saufbabn  oor,  erflebre  oom  23ater  feine  Einwilligung  unb 
betxat  am  11.  <£ept.  1833  $um  erften  SDfale  bie  Sühne  ju 
Stegeneburg  in  ber  Siolle  ber  J&ebwig  in  Jlörner'e  23anbitens 
braut  mit  fo  glütf  liebem  Erfolge ,  ba$  fie  balb  ber  Liebling 
bee  Stegeneburger  ^ublifume  würbe.  §reiherr  oon  «geben! 
würbe  aufntertiam  auf  ba&  emporfeimenbe  Talent,  unter= 
friere  bajjelbe  mit  feinem  £Ratbe  unb  unter  feiner  Seitung 
febwang  ft'ch  SOiaria  be  23ruin  balb  ju  t'eiflungen  oon  höl>e  = 


C  lauer  Ciavier  169 

rem  Jtnnflroertf)  btnauf.  —  §ajt  2  3ab«  blieb  fie  in 
«Regenöburg,  ging  bann  (im  Oct.  1835)  auf  einige  SKonate 
naa>  Eoblenj  unb  trat  oon  ba  auö  ein  Engagement  bei  ber 
vereinten  @bln  =  2ia*ner  23übne  an,  wo  fte  in  (Söln  alö  Eldr= 
eben  in  Egmont,  Ädfbcben  oon  J^eilbronn  unb  ©raftn  Olga 
mit  ungeteiltem  23eifall  bebutirte.  183ti  folgte  fte  bem  neuen 
2)titbirector  beö  Hamburger  ®tabttbeatet6  $)lüt)lina,  borten. 
$ier  bebutirte  fte  alö  ©rifelbtö,  SDiaria  «Stuart  unb  Olga, 
unb  f)atte  ftd£>  ber  günftigften  Slufnabme  ju  erfreuen.  Wli$= 
belligfeiten  mit  ber  2)irectton  führten  jeboeb  eine  balbige  3luf= 
löfung  beö  GEontractö  fjerbei.  Einer  Einlabung  jufolge  betrat  fte 
fodter  in  2>obberan,  bem  ©ommeraufentbalt  beö  grof  Ijerjogl. 
me<flenburg=f4)n>erinf<$en  £oftbeaterö,  bie  23übne  ale  ©rifelbiö 
mit  fo  gldnjenbem  Erfolg ,  ba$  ein  Engagement  fefcon  naa)  bie- 
fer  erften  9tolle  abgefcbloffen  würbe  unb  feit  biefer  3eit  wtjft 
fte  an  bem  bortigen  £oftf)eater  jur  allgemeinen  3ufriebenbett 
beö  ^»ofes  unb  beö  ^ublifumö.  3m  @ept.  1839  gaftirte  fte 
mit  bem  beflen  Erfolge  an  bem  ^»oftfjeater  in  23erltn.  SSJlab. 
(S.  ift  oon  einnebmenber  ©eftcbtöbtlbung  unb  t>at  ein  lebbafteö 
foredjenbeö  Sluge.  3br  Talent  befähigt  fte  oorjüglicb  ju  tra= 
giften  (Styarafteren  unb  tf>re  fieiftungen  alö  9Jtaria  ©tuart, 
©rifelbiö,  Äaiferin  Eatljartna,  Olga,  ©reteben  w.  ftnb  trefflieb. 
bliebt  minber  2luöge3eicr)netee  Jeiftet  fte  im  gacb  jugenbltcb= 
fentimentaler  ©cbmarmerinnen ,  alö  Souife  Stiller,  Slarcben, 
S£ätt)ä)en,  Senore  jc.  ic.  3m  Üuftfpiel  wirft  fte  gleichfalls  mit 
oielem  ©lücf ,  unb  tfjr  ^arifer  SEaugentebtö ,  (Eatbarina  oon 
JRofen,  grau  oon  Üblen  ic  ftnb  febr  adjtbar,  boeb  bleiben 
fie  binter  ben  früher  genannten  Stollen  jurücf.  —  Eine  le= 
benbige  tytyantafie  unb  ein  lieblicbeö,  jeber  Nuance  fähige* 
Organ  ftnb  auf  erbem  biefer  liebenöwürbigen  unb  befebeibenen 
Jtünftlerin  eigen.  Sor  antritt  beö  Hamburger  Engagements 
»erebelicbte  fte  ft'cb  mit  einem  jungen  Spanne,  2lrtl)ur  Elauer, 
Rentier  aue  Slawen,  unb  ift  in  intern  Ebeleben  eben  fo  glücf= 
lieb,  wie  in  ibrem  Äunflleben.  (A.) 

Ciavier  (SSJiuftf) ,  ein  SEufteninftrument  mit  ©aiten 
oon  febwacbem  £one,  aber  böcbf*  angenebmem  Älange.  2>aö 
<S.  beftebt  aus  einem  Äafien  oon  circa  6  gufj  Cdnge,  2  gr- 
umte unb  7—8  3oll  $öi)e,  welcber  auf  güfen  rur)t  unb 
in  bem  ber  SÄeebaniömuö  enthalten  iflj  eö  ift  auö  bem  SOtoe 
noeborb  entjtanben,  tarn  im  anfange  beö  16.  3<*brb.  jiemlicb 
bauftg  in  ©ebraueb  unb  würbe  oon  ba  ab,  allmdblieb  ber 
SSollenbung  entgegenfebreitenb ,  immer  mebr  baö  Sieblingös 
tnfhument  aller-  ättuftPer  unb  5Dilettantenj  erfl  feit  Enbe  be$ 
oor.  3abrb«  würbe  ba$  E.  oon  bem  oollfommenern  $>ia no  = 
forte  oerbrdngt,  einem  3nflrumente,  melcbeö  in  ber  dufern 
Erfcbeinung  bem  E  ganj  dbnlicb  ift,  an  9teia>tbum  bei  SEoneö 
ieboeb  unb  mannigfaltiger  Siuanctrung  beffelben  eö  bei  weitem 

11** 


170    Clavicrauszug        Clavljo  y  Faxardo 

übertrifft.  Seber  Sühne  fowobl  als  jebem  ©dnger  tfl  bae 
<L  ein  unentbehrliches  Snftrument,  ba  fein  anberes  jum 
(Einfrubiren  (f.  b.)  fo  geeignet  ifr.  SSgl.  groben,  lieber  ben 
SSau  bes  @.  ogl.  in  ©cbilltng's  UnioerfalsSericon  bie  Artifel 
Alayier,  gortepiano  u.  a.  m.  (7.) 

ClavieraugziiK  (2)cuftf),  bie  auf  einige  Cinienfnfreme 
^ufammengejogene  Partitur  eines  gröfjern  SDJuftf frücfes ,  wie 
einer  Oper,  ©ompbonie,  Kantate  ic.  Die  (S.sAe.  entfranben 
im  Anfange  bes  18.  3^brb.  unb  haben  unermeßlich  gewirft 
auf  bie  Ausbreitung  muftfalifcber  SStlbung ,  inbem  fie  ben 
JUmftfreunc'en  beliebte  9)cuftffrücfe  ju  einem  weit  billigem 
greife,  als  bie  treuem  Partituren,  zuführten  unb  bie  Auss 
fübrung  umfangreicher  unb  complicirter  SOcuftfftücfe  in  flei= 
nern  JKaumen  unb  3irfeln  möglich  matten.  2>ie  Aufgabe 
bes  @.  =A.s  ifr  bemnacb,  »on  bem  Originale  ein  mögltcbft 
treues  unb  »ollfränbiges  SSilb  ju  geben,  welches  nicht  allein 
SDielobie  unb  Harmonie ,  fonbern  bie  ganje  SEonfcböpfung  in 
allen  ihren  SEbeilen  unb  SSerwebungen  jur  Anfcbauung  bringt. 
2>er  ^Bearbeiter  eines  @.;A.s  barf  alfo  nicht  dngfrlicb  an  ben 
9toten  fleben,  fonbern  mujü,  wie  ber  lleberfe^er,  bem  r»or 
Allem  obliegt,  ben  ©inn  bes  Originals  ganj  wieber  ju  ge= 
ben,  ben  ©eijl  bes  Scnbicbters  ju  erfaiien  unb  wieber  ju 
geben  frreben.  (7.) 

Clavljo  y  Faxärdo  (35 on  3ofepb),  ber  befannte 
«&elb  eines  ber  frübeften  55ramen  ©oetbe's,  war  in  ben  3abren 
17ti-2  bis  67  in  SDcabrtb  Jftebacteur  eines  3oumals:  ElPensador, 
worin  er  nicht  ohne  ©lücf  unb  mit  oerbienfrlicbem  ©treben 
bie  in  @nglanb  gemalten  gleichartigen  2krfud?e  jur  Jörbe? 
rung  wiffenfcbaftlicber  SSilbung  nachzuahmen  bemüht  war. 
2)ie  Steigerung ,  ein  ^r)et?erlcbnif  mit  ber  ©cbwefter  2Seau= 
marebais'  ju  realift'ren,  30g  ihm  buraj  beffen  öffentliches  Aufs 
treten  gegen  it)n  ben  SSerlufr  feiner  ©teile  unb  bes  öffentlichen 
3utrauens  *u.  (Jr  lebte  lange  in  Surücfgejogenbeit,  unb 
rebigirte  erfi  feit  1773  ben  Mercurio  historico  y  politico  de 
Madrid.  Aucb  ben  Staturwiffenfcbaften  war  er  niebt  fremb; 
überfeßte  SSuffon's  Histoire  naturelle  (SWabrib  178.5  bis  90 
XII.  in  8.)  unb  war  SSicebirector  ber  SRaturalienfammlung 
bis  ju  feinem  Stöbe  1800.  —  2>ie  erwähnte  Affaire  mit 
SBeaumarcbais,  bie  freilich  nur  bureb  ben  le^tern  befannt  ge= 
maebt  würbe,  unb  binft'cbtlicb  welcber  bie  Angaben  beffelben 
über  (S's.  (Sbarafter,  ber  t>on  Anbern  als  fanft  unb  ebel  ge= 
febilbert  wirb,  zweifelhaft  erfebeinen  muffen,  ifr,  außer  twn 
©oetbe,  oon  jwei  franj.  25id)tern:  SDtarfolIier  bes  23iöeticres 
unb  @ub«res  =  ^almejeaux,  jum  ©egenfranb  einer  bram.  25e= 
banblung  erhoben  worben.  SSieles  Auffeben  erregte  ba6 
©oethe'fcbe  £rauerfpiel  (1771,  2.  Aufl.  1783)  febon  barum, 
weil  es  bei  i'ebjeiten  bes  gelben  erfchien  unb  benfelben  auf 


dementia  Clive  i  71 

ber  23üf>ne  fierben  läft.  31*  ^er  Ie§te  2lct  biefeS  2>rama'S 
aud)  eine  SUmnbanj  ju  nennen  unb  nur  aus  einem  jugenb= 
Iia>  lururtrenbem  »oetifdjem  triebe  ju  entfd>ulbigen,  fo  f>at 
bocb,  baS  @tü(f  felbfi  in  feiner  Entfaltung  ber  (Sljaraftere, 
rafcber  unb  im  ©anjen  genommen  glücflicfeer  golge  ber  @i= 
tuationen  unb  auSbrucfStwller,  gut  nuancirter  2)iction  grofe 
SSerbienfre.  2>ie  Stolle  beS  (SarloS  wirb  immer  eine  würbige 
unb  gewifi  nidjt  leichte  Aufgabe  für  bram.  Äünftler  fein, 
wie  benn  aud)  Die  Erjäfylung  beS  23eaumard>aiS  bei  gemejte= 
nem  unb  wobl  fd&atttrtem  Vortrage ,  oorauSgefeiJt  ein  nidjt 
ganj  ungeeignetes  3wifcfoenf»tel  beS  (L,  oon  nie  t>erfagen= 
ber,  ädjt  Bünftlerifd»er  SBtrfung  tfr.  (Schietter.) 

dementia  (SOZt^tf).) ,  rbm.  ^erfoniftcation  ber  99iilbe 
unb  ©nabe,  beren  £>ienft  öorjüglid}  unter  ben  Äaifern  ge= 
braucfylicb,  war.  Stuf  ben  überfommenen  £>arfrellungen  er= 
fdjeint  ft'e  als  ein  mit  bem  -Diabem  gefdjmüd5 teS  2Beib ,  einen 
£)el  =  ober  Corbeerjmeig  fjaltenb.  (F.  Tr.) 

Cleopatra  (a.  ©efd).),  He  h&e  Königin  oon  Slegi^ten, 
eine  wegen  ifjrer  ©c^öntjett  unb  ©ittenloftgfeit  f)od)berüf)mte 
grau  beS  2lltertf)umS ,  bie  jebocfr,  jtetS  ben  @d)ein  einer 
ebeln  Haltung  ju  bewahren  wufte  unb  fomit  geeignet  warb, 
felbfi  als  Jpelbin  ber  Sragöbie  t>erl>errlid)t  ju  werben,  wie  oon 
©tjatfpeare  in  feinem  Srauerfpiel :  ,,2lntoniuS  unb  Cleopatra.'' 
©ie  war  bie  (Beliebte  ber  rbm.  SEriumtnm  3uliuS  Eäfar  unb 
SOcarcuS  Antonius,  oom  £e£teren  fogar  mtber  rbm.  Stedbt  unb 
«Sitte  nad)  SBerftofung  ber  £)ctat>ia  jur  ©emafjlin  erElärt. 
S)ie  ©ewalt  feiner  Siebe  für  fte  war  fo  grof ,  baf  ft'e  tf>m 
nur  He  falfd)e  2>iad)rid)t  von  it)xem  freiwilligen  £obe  über* 
bringen  ju  laffen  brauste,  um  if)n  in  ber  SBtrHicfyfett  jum 
©elbfrmorbe  ju  befrtmmmen.  £>ocfy  machte  ft'e  jene  <£rbid)tung 
jur  2Baf>rf)eit,  als  fte  it)ve  3$erfudje,  burdj  tr)re  @d)önl)eit  ben 
©ieger  iDctamuS  gleichfalls  in  iljre  9?e£e  ju  oergarnen,  fel)I= 
fdjlagen  faf),  jugleia)  um  nid)t  feinem  £rium»l)e  als  3terbe 
bienen  ju  muffen.  (F.  Tr.) 

dl©  (8Wut&.)f  f.  Stufen. 

Clive  (Eatfyarina),  geb.  um  1710,  eine  eben  fo  be= 
rühmte  als  geartete  engl,  ©d&aufpielerin  beS  oor.  3al)rf). 
©ie  war  bie  £od)ter  eines  irlänbifctyen  ©utSbefüjerS,  3t a fror, 
unb  jetgte  fdjon  frül)  burcb,  ben  Slusbrucf  unb  ben  ©efd&mad5, 
womit  fte  SBolfSlieber  in  ©efellfdjaften  fang,  SEalent  für  bie 
aSüt)ne.  OTan  empfahl  fte  (Sollet?  Eibber  (f.  b.),  ber  ft'e  aud) 
alfobalb  engagirte.  2>odj  gelang  es  tfyr  in  ben  erflen  Sauren 
nid)t,  bie  ©unfl  beS  ^ublifumS  ju  erringen,  bis  bie  $)offe: 
the  Devil  to  pay,  (beutfcft:  ber  luftige  ©d^ufler)  erfdüen,  ixt 
ber  ft'e  bie  SRoüe  bex  jungen  @d»u(terfrau  mit  ungemeinem 
33eifall  gab.  SSon  nun  an  war  fte  bie  erfle  im  lomifdjen 
%ad>  unb  blieb  es  bis  1769,  wo  ft'e  ft'dj  nad)  40jaf)rigem  2>ienfr 


172  Clodius  Cluniacenser 

aufs  2anb  iurütfjog.  1732  f;atte  fte  ft'dj  mit  einem  <&btU 
manne  ©.  @Iiüe  (£squire  oerfyeiratfyet ,  aber  nidjt  lange  mit 
tljm  gelebt.  3tyr  moralifdjer  (Styarafter  erhielt  fid)  bura> 
aus  rein.  (L.) 

Clödius  (<Hr.  2l"9.)>  9^.  1738  ju  Slnnaberg  in  <&a& 
fen,  feit  1764  orbentl.  ^rofeffor  ber  ^t)ilofopt)ie,  fpdter  ber 
£>id)trunfr,  in  Setpjig,  gefr.  1784,  gehört  unter  bie  bram.  25id)s 
ter  nur  wegen  feines  breiactigen  Öuflfpiels:  SDiebon  ober  bie 
Stacke  bes  SEBeifen,  bas  oielleidjt  am  befanntcfren  geworben 
tfr  burd)  bas  mi§ige  Epigramm,  welkes  ©oetfye  auf  ben  SJerf. 
machte,  unb  bie  baran  gefnüpfte  Qrrjäf;lung,  bie  mir  in  bem 
2.  23anbe  twn  r/9EBaf>rf>eit  unb  2)icr;tung"  lefen.  3mar  mürbe 
es  ins  §ranj.  überfe^t,  tf>eilte  jebocf;  bie  geiler  ber  übrigen 
SBerfe  bcs  Serfs.,  Slffection  bes  2tnttfen,  allju  bilberreidjen 
©tr;I  unb  unpoetifdje  £enbenj.  5lls  «Rritifer  (SSerfudje  aus 
ber  Literatur  unb  SDioral  1767  unb  Obeum,  eine  SJtonafsfdjrift 
1784)  leifrete  <£.  einigermaßen  23ebeutenberes.         (Schletter.) 

Clor  in  de  (2)em.),  geb.  ju  ^arie  1810,  SDiitglieb  bes 
Ambign  -  Comique,  mirb  eben  fowobl  megen  ifjres  leisten,  Ijeu 
tern  ©eifres  genannt,  als  megen  iores  Talentes,  bie  meib- 
liefen  unb  tfjeatralidjen  23erül)mtf)eiten  in  partes  ju  copiren. 
grüfyer  mar  fte  bei  ben  Nouveautds,  unb  bort  jeigte  ftd)  juerfl 
tt)r  Talent  für  bie  ^)arobie.  9lls  fte  $u  bem  Ambign  über? 
f*at,  gemann  fte  gletd)  am  erflen  Sage  bie  ©unfl  bee  $ubli= 
fums.  Jsi)xe  fomtfebe  Eingebung,  ihr  natürlidjes  ©ich*  gehen; 
Iaffen,  tt>rc  ungezwungene  Jpeiterfeit,  gefielen  fogleich ,  unb 
menn  man  bie  Collen  nennen  wollte,  in  melden  fte  befonbers 
gefallt,  müßte  man  tf)r  ganzes  9tepertoir  aufholen.  —  Jpier 
ein  23eifpiel  oon  ihrem  außerorbentlidjen  ©ebachtniß.  3n 
bem  ©tücfe:  „Le  fils  de  Figaro"  mürbe  bet  ber  ^wetten  9Sor= 
jlellung  bie  ©chaufpielerin,  welche  bie  ©ufanne  gab,  plö^lid) 
franf,  als  eben  ber  Vorhang  aufgeben  follte,  bie  £>irection 
war  in  großer  Verlegenheit,  welches  ©tü<f  fte  fo  febneü*  ge= 
ben  follte,  ba  erbot  ftch  ÜDem.  G. ,  welche  bas  ©tücf  bei  ber 
erflen  Aufführung  gefehen  f)atte,  bie  JRolle  ber  Äran6gewor= 
benen  ju  übernehmen,  unb  fpielte  fte  au«  mit  einer  Seid)tig= 
feit,  ©ewanbhett  unb  «Sicherheit,  als  hätte  fte  fte  mit  bem 
größten  gleiße  auswenbig  gelernt.  (A.) 

Clötho  (SJtythJ,  f-  Farcen. 

Clotilde.  Grrfle  SEänjerin  ber  faiferl.  ©per  in  $)aris. 
(Sine  Schülerin  Veflris  bes  Saters,  eignete  ftcb  if)r  hoher 
2Bud)S,  ihre  eble  «Haltung  unb  ber  Anflanb  in  ihrem  ganjen 
2Befen,  oorjugsmeife  für  ben  ferieufen  >£anj,  in  bem  fte  9luss 
gewidmetes  leifrete.  (H . . .  t.j 

Cluniacenser.  (£in  geifll.  £)rben ,  @eitenjmetg  ber 
23enebictiner  (f.  b.),  bem  befonbers  bie  9lufredithaltung  ber 
Siegel  ^)flio)t  war.    Sie  breiteten  ftdj  im  12.  %ai)xi).  bie  auf 


Clown  173 

2000  «JUöfler  auö ,  oerforen  ftd>  jeboa?  fpdter  gänslicfc  burtf> 
Bereinigung  mit  anbern  Srben.  %t)re  JUeibung  war  bic  ber 
Senebicttner.  (B.  N.) 

Clown  (engl.  fpr.  flaun;  Zfyeaterro.),  ein  bem  engl.  £bea= 
rer  eigentbümlidjer  Qbarafter,  ber  grofje  Slebnlicbfeit  mit  bem 
Grazioso  ber  ©panier  unb  bem  Jßanewurfr  ber  £>eutfd)en 
bat.  Sirlednno  fowotyl  ale  bic  franj.  >Jcaa)ac)mungen  beffelben 
Mezzetin,  Tarinpin,  Crispin  ftnb  if)m  nidjt  oerwanbt.  SDer 
Urfprung  tiefer  Stolle  oerkert  ft'<f>  in  ber  Äinbfjeit  beS  engl. 
Xi)eatex&  unb  eine  gebrückte  iftadjridjt  oon  if)m,  läft  ftd)  nicbt 
früher  al6  1511  nadjweifen.  ©leid)  bem  Grazioso  mar  er  ber 
prioilegirte  Üufrigmacfcer,  ber  in  einem  ©tücfe  auftrat,  wenn 
er  wollte,  obne  befrimmt  an  ber  (Jntwicfelung  ber  Jpanblung 
Sfjeil  ju  nehmen,  mit  ben  eben  befdjaftigten  ^erfonen  ©pafe 
madite,  unb  nad>  feinem  ©utbünfen  bie  ÜBubne  aucb  wieber 
serliefj.  Die  ©pdfe  be£  @.  waren  ju  febr  nad)  bem  ®e= 
fdjmacf  beö  bamaligen  ^ublifumö,  aii  baf§  er  in  irgenb  einem 
©tucfe  bdtte  feblen  burfen.  2Beld>er  2lrt  biefe  ©pdfje  waren, 
wie  unfauber  unb  efelbaft  fte  je§t  erfdjeinen,  beweift  ba$ 
alte  1(511  gebrückte  23udj  Jeasts  of  Tarieton  (f.  Sarleron).  2iud) 
empfüeblt  ©bafefpeare  in  feinem  Jpamlet  in  ber  befannten 
©cene"mit  bem©d)aufpieler :  „Cafjt  bie,  fo  v£ure  9tüpel  (Clowns) 
fpielen,  nidjt  mebr  fagen,  ale  ibnen  oorgefdjrieben  ifi."  2)odj 
wenbet  ©bafefpeare  felbfl  fte  faft  in  allen  feinen  ©tücf en  an, 
oft  nur  mit  ber  einfadjen  üBejeidmung :  „ber  <L  tritt  auf", 
j.  33.:  bie  Sobtengrdber  im  garnier.  2)urcbgdngig  madjt  ftcfe 
inbeffen  im  (£.  eine  berbe ,  breite ,  felbfl  plumpe  Jlomif  be= 
merEbar,  was  fdwn  im  SBorte  felbfl  liegt,  ba  @.  aud)  Tölpel, 
ungefdjladiter  SSauerlümmel  bebeutet.  Um  einen  23egriff  r-on 
ber  Ölrt  unb  2Beife  ju  geben,  roie  ber  (S.  ft'db  oft  in  bie  ern= 
freflen  ©cenen  einbrdngte,  biene  folgenbeö  23eifpiel.  3n  J£ein= 
rid>  IV.  (nia^t©bafefpeare'ö  Sragöbie)  bat  b-r  tyriny  oon  SEBaleS 
bem  ilorb  s  £)berrid)ter  bie  bekannte  Ohrfeige  ju  geben?  in 
bem  2lugenblicfe,  wo  bieö  gefdjeben  foll,  mitten  in  ber  leiben= 
fdjaftlid)fren  Aufregung  ber  Situation,  fpringt  ber  (5.  jwt- 
fdjen  23eibe,  empfangt  bie  Obrfeige  som  *prtnjen,  gibt  fte 
aber  augenblicflid)  bem  2orb  =  £)berrid)ter  um  fo  öollwicbrtger 
jurücf,  macbt  einen  ©paf?  unb  gebt  wieber  ab.  ©pärer  würbe 
ber  <5.  ganj  au6  ber  SEragöbie  oerbannt  unb  ibm  fein  $pia§ 
im  Sttadjfpiele  angewtefen,  wo  er  burlesf  tankte,  fornifa^e  He- 
ber fang  unb  luftige  ©cenen  fpielte.  ©egenwartig  tfl  er  auf 
bie  Pantomime  befa^rdnEt,  wo  er  bie  ©teile  beö  tyierrot  in 
ben  SDtaefenfpielen  oertritt;  fonfr  ftnbet  man  ben  S.  nur 
nod)  in  ©bafefpear'fa^en  ©hicfen  auf  ber  23übne,  bagegen 
burcbweg  bei  ©eiltanjern,  Äunfrreitern  u.  f.  w.  an  ber  ©teile 
be$  SSajajjo.  Der  berübmtefte  <$.  ber  neuefren  3eit  war 
3oe  ©rimalbt  (f.  b.)   beffen  ©of)n  noa)  je§t  im  23eft'§  biefer 


174  Clytämnestra  Cölcstiner 

Stolle  bei  ben  großen  5Beif)nad)töpantomimen  (f.  Chrestmas- 
Ijautomime)  im  &rurnlane  unb  (Sooentgaroen  ift.        (L.  S.) 

Clytämnestra  ($Jli)tt).)f  f.  Agamemnon. 

C  inoll  (SMuft'f),  eine  ber  21  Tonarten  unfereg  @t)* 
fremö,  beren  ©runbton  G  ifr  unb  bie  :j  b  al&  2iorjeid>nung  f)at, 
woourd?  bie  £öne  e,  h  unb  a  um  |  £on  erniebrigt  werben. 
3um  Sluebrurfe  jebeö  l)öf)ern  weisen  ©efüf)le6,  für  bie  (£m= 
pftnbung  ber  Siebe,  ber  ©eftnfucfyt  unb  ber  fanften  Jtlage  tft 
tiefe  Tonart  befonberei  geeignet.  (7.) 

Couou  rs  (Theatre)  ein  £1).  2. 9tange$  in  Sonbon  (f.  b.). 

Cöccia  (Carlo;  fpr.  Aobfcbia),  geb.  ju  Neapel  1789, 
fdwn  im  7.  3al)re  fang  er  bie  Sopranpartbjen  in  ben  Air» 
rfjen  feiner  23aterflabt,  fhibirte  bie  SJcuftt  unter  (Sapelli  unb 
fpdter  im  Sonferoaforium  ju  Neapel  unter  $)aef  iello'6  be= 
font>erer  Leitung.     1808  bebütirte  er  als   Somponift  mit  ber 

Opera  bufla :     iuatrimonio    per  cambiale    in  JRom   ofyne  Erfolg, 

ging  hierauf  nad)  Jlorenj,  wo  feine  Oper:  il  poeta  fortunato 
eine  günfrige  2lufnaf>me  fanb,  unb  tf)n  beftimmte  ftd)  ganj 
ber  bram.  GEompofttion  ju  mibmen.  <So  folgten  benn  nadj 
einanber  über  20  Opern,  bie  an  »erfduebenen  Sweatern  3tas 
IienS  mit  großem  Seifali  gegeben  mürben,  obfdjon  £.  fet>r 
flüchtig  arbeitete  unb  eine  Oper  in  wenigen  SEagen  oollenbetc. 
1820  trat  er  eine  größere  Steife  über  Portugal,  «Spanien  unb 
^ranfreieb,  nad)  Grnglanb  an  unb  weilte  längere  3eit  in  Von? 
ton,  wo  er  mehrere  feiner  SGBerfe  auf  bie  SSüftne  braute, 
«frier  warf  ftdi  <l.  mit  allem  §leifje  auf  ba6  «Stubium  ber 
clafft'fdjen  9)cuftf,  tferfdjmafyte  bie  bisherige  leichtfertige  23e= 
fyanblung  berfelben  unb  ftrebte  gebiegene  SBerfe  ju  fdjaffen, 
mofür  feine  Söiaria  Stuart  öortb,etll)afred  äeugniß  gibt.  1S25 
übernahm  er  bie  25irectton  be$  Äingstljeatere  in  £ont>on,  trat 
jebod)  balb  uon  berfelben  wieber  ab  unb  teerte  1827  nacb 
Neapel  jurüd? ,  wo  er  feitbem,  mit  wenigen  2luenaf)men, 
lebte.  2tud»  bjer  fegte  er  nodj  6  Dpern  für  bie  Sweater  in 
SWailanb  unb  Sknebig,  bod?  würben  feine  SiJerfe  t»on  ben  aufs 
taudjenben  Sternen  ber  neueften  Sttetfter  »erbunfelt  unb  »er* 
geilen.  (3.) 

Cocytus  (2Hörl).),  f.  2ldjeron. 

Coc'omero  (Teatre  dei),  ba$  2.  SEI),  in  %loren$  (f  b.). 

Coda  (SNuftfj,  ber  SInfiang,  Sd)luflfa&  einet?  SDtuftfs 
ftücfes,  in  welkem  bie  «öauptmotioe  ber  (Eompoft'tion  wieber= 
ijolt  werben.  (7.) 

Coeft'üre  (©arber.) ,  jeber  Jtopfpu§  für  eine  2>ame ; 
aud)  bie  2lrt,  wie  ber  Aopf  gepult  ober  frift'rt  wirb,  j.  23. 
C  a  la  grecqne  etc. 

Cölestiner  (Drbenöw.),  ein  SHöndjöorben,  geftiftet  oon 
9>eter  bi  SDcurr^one,  ber  1291  alef  (Sölefhn  V.  tyabfl  würbe, 
unb  ben  Örben  burd)  eine  eigene  23ulle  betätigte  j  er  bret= 


Cölu«  Colle  17a 

tete  ftd>  fefyr  fdmell ,  au$  unb  hatte  eine  feljr  ftrenge  Siegel. 
Orbenötradjt :  fd^marjeS  ©fapulier  unb  Jlapuje;  im  <£f>or 
unb  beim  2luSgeh,en  barüber  eine  fdjwarje  Äutte  mit  Äapuje. 
2>ie  l'aienbrüber  lid>tbraune  Stede  mit  Jtapuje  unb  einem 
Meinen  runben  fragen,  lidjtbraune  ©ürtel  mit  einem  n>ei= 
fen  Äreuj.  (B.  N.) 

Cölus  (Ottntf).),  f-  Uranus. 

Colälto  (Olntonio),  geb.  1703  in  Stauen,  fam  fpä= 
ter  nad)  ^arie  unb  war  ein  auegejeidmeter  ©djaufp.  beS  ital. 
5£ftearere  oafelbft,  ber  befonberß  als  ^antalon  unübertrefflich 
gewefen  fein  foll  unb  aud)  als  £t)eaterbtd)ter  SüdjtigeS  geleifiet. 
Unter  feinen  17  i'uftfpielen  l)at  ft'd)  feine  Les  trois  jumeanx 
V^nitiens  (beutfdj :  bie  Drillinge  uon  Söonin)  bis  jeljt  auf  ber 
23ür)ne  erhalten.  Grr  frarb  1778  unb  nafjm  mit  ber  Siebe  bes 
9>ubliEumS  aud)  bie  9Id)tung  berer  bie  ifjn  kannten,  mit  ins? 
©rab.  ©arrtcf ,  ber  if>n  auf  feinen  Reifen  burd)  ^ranfreid) 
faf),  war  im  twljen  ©rabe  oon  feinem  natürlichen  ©piel 
entjüdt.  (L.) 

Cöleridge  (@.  £.,  fpr.  <£olrtbfd)),  geb.  1773  unweit 
SBrifrol,  engl.  Didier  unb  grünblidjer  Jtenner  ber  beutfdjen 
Literatur,  ftier  befonberS  ju  ermahnen  als  trefflidjer  Ueberfe^er 
beS  ©diiller'fdjen  „  SBallenfrein "  (of)ne  SBallenfieinS  Cager, 
welches  fpaterr)in  oon  Cewifon  ©ower  überfe^t  würbe).  <S'ng= 
länber,  welche  juafjrfrfjeinlicfj  nid)t  tief  genug  in  bie  ©d)ön= 
Ijeiten  beS  beutfdjen  Originals  eingebrungen  ft'nb,  wollen  be= 
Raupten,  ba$  bie  engl.  Uebertragung  an  poettfdjem  2Bertt) 
baS  Original  übertreffe.  SDiefer  lleberfe§ung  oerbanft  bie 
beutfdje  ©djaubütyne  t)auptfad)lidj  ben  3Ruf,  weldjer  tf>r  in 
©nglanb  ju  £beil  geworben.  (H.  M.) 

Colin  (£edm.),  ein  JRolIenfad)  ber  franj.  Opera  co- 
mique,  eS  begreift  alle  SSauernburfdje,  £>ümmlinge 
unb  iftaturburfdjen  in  ftdj,  ungefähr  was  beim  beutfd»en 
Sweater  ber  Senorbuffon  ober  fogenannte  @piel  =  S£enor  fpielt; 
fcaS  reidjfle  9iepertoir  für  ben  <S.  ft'nb  bie  ©retrofdjen  unb 
b'2Uaöracfd>en  Opern.  (L.  S.) 

Coliseo.  Siame  ber  £fjeater,  bie  in  ben  ^alafien  *er 
©ranben  uon  ©panien  ftdj  beftnben. 

Colle  (@f)arleS),  geb.  1709  ju  $artS,  begann  feine 
Karriere  als  bram.  2>id>ter  mit  ber  ^arobie  auf  la  chaussee: 
Aiphonse  rimpuissant,  fdjrieb  mehrere  ©tücf  e  für  ©efellfdjaftSs 
tfjeater  unb  bie  öffentlichen  23ül)nen,  alS:  le  galant,  l'escroc, 
la  veuve,  Isabelle  preeeptenr,  le  jalonx  corrige  u.  m.  a.,  bie 
alle  mit  23eifall  gegeben  würben.  25aS  meifre  ©lud  machte 
aber :  La  partie  de  chasse  de  Henri  IV. ,  bie  2Bei$ e  unter 
bem  tarnen:  bie  3«gb,  beutfd»  bearbeitete.  35iefeS  @tücf  ifl 
bie  erfle  fomifdje  beutfdje  Oper  unb  wirb  nod;  gegeben.  25ie 
befannten  33erfe  barin:   Vive  Henri  quatre  u.  f.  w.  ftnb  etn 


170  Collecte  Collegenschaft 

franj.  Solfßlieb  geworben.  25urdj  ben  £ob  fetner  ©attin  würbe 
d.  wafynft'nnig  unb  naf)m  ftd)  17S3  bae  l'eben.  «Sein  Thcätre 
de  socUt6  erfdjien  Partei  17t>8  in  2  33bn.  unb  bafelbft  1777 
in  3  23bn.  5  fein  Theätre  choisi  gaben  i'eprince  unb  Üüaubraiö 
in  2  Sbn.  1789  f)erauö.  (R.  S.) 

Collecte  (&f)eaferm.).  ©rtfiirt  fein  gonb  bei  einer 
23üf)ne,  ber  t>on  ber  ©efammtl)eit  ber  SDtitglieber  unterhalten 
wirb  unb  bajtt  beftimmt  ijr,  bürftigen  (SoUegen  eine  llnter= 
ftü^ung  jufliefjen  ju  lajfen,  fo  fetten  ftd)  biefe  ju  einer  <S. 
gejmungen.  Spat  berGEollecfirenbe  einen  93efannten  unter 
ben  SOiitgliebern ,  fo  oerfdjaffe  er  ftd)  beffen  (Smpfeblung  ober 
^Beglaubigung.  Unjwecfmafig  erfdjeint  eö  aber,  wenn  gleid>= 
jeitig  ber  SBetfrag  beffelben  oer^eidjnet  ift,  ba  bie  Spofye  bef= 
felben  eine  $ilrt  oon  moralifcfeem  3wang  auf  'ilnbere  aueiübt. 
«Rennt  ber  (üollectirenbe  ÜKiemanb,  fo  fyat  er  feinen  $)af,  fon= 
fttge  Rapiere,  befonbers  aber  S^eaterjettel  »on  benjenigen 
Sühnen  einjureidjen,  bei  benen  er  früher  engagirt  gewefen. 
2>ie  25irection  erlaubt  ober  »erweigert  bann  bte  -Bewilligung 
ju  einer  @.  2$orjufd)lagen  wäre  in  biefer  ^>inftd)t,  ba$  alle 
sJOZitglieber  in  $ola,enbem  übereinfamen.  1)  sJliemanb  eine 
Unterftü^ung  jufommen  ju  laffen,  ber  nid)t  oon  einem  Äunjr= 
genoffen  ober  ber  35irection  beglaubigt  ift.  2)  ©ewiffe  $))ro= 
cente  »om  ©ehalte  für  bergleidjen  Unterfritßungen  ju  be(rim= 
wen,  weil  fonfl  bie  geringen  ©ehalte  im  2$erh,ältnif»  31t  ben 
beffem  ^u  febr  in  2lnf»rud)  genommen  werben.  <££  erfcfceint 
unbillig,  ba$  ber  mit  400  &l)lrn.  bejablte  8  ©r.  gibt,  wäf)= 
renb  ber  mit  2000  £f)Irn.  ©efjalt  vielleicht  16  @r.  Otuö 
©diam  unb  um  nid)t  ju  fefyr  nadjjufreben ,  contribuirt  ber 
Slermere  ftetö  mel)r  al6  im  SSerbältnif?  »erlangt  werben 
fönnte.  3)  2)af  bie  <ä.  t>on  bem  £()eaterbiener  herumgetragen, 
ober  bei  ben  2krfammlungen  ber  SMitglieber  »orgelegt  wirb, 
um  bem  bürftigen  Äunfrgenoffen  bie  <Sd)tnad)  ces  <5elbfr= 
erfcbeinene  ju  erfparen.  4j  2)af  bie  <£.  juerft  ben  größeren 
©ehalten  twrgelegt  wirb,  bamit  bie  kleinen,  ftd)  fyinftdbflid) 
ber  ^rocente  barnad)  ridjten  fönnen.  5)  2)afj  ber  Gafft'rer 
beö  SEfjeafere  anjuwetfen  ift,  fofort  bie  gejeidjneten  ^Beitrage 
jufammen  ausjujal)len  unb  bei  ber  nädifren  ©et)alt6}at)lung 
abjujiel)en.    ©.  aud)  Unferfrü^ungecaffe.  (L.  S.) 

Collesenschaft  unter  ben  ©djaufü.n  befielt  nur 
nod)  bem  tarnen  nad),  unb  mbdjte  es  immerhin,  wäre  bie 
Äunft  nid)t  in  ihrer  3lu0übung  felbfi  fo  fef>r  baburd)  beein= 
tradjtigt.  dlur  ein  freteä  engee  SDitteinanberleben  füf>rt  ju  ge- 
nauer gegenfeitiger  Jüenntnif ,  ju  einem  Slustaufdje  fünfrlenfcfjer 
^nft'diten,  ju  einer  §örberung  gemeinfamer  (S'nnuid'elung.  — 
„3fflanb  rüfjmt  e&  mitdiecbt  alö  ein  i5erbien(t  ber  alteren 
beutfdjen  33ür)ne,  ba$  bie  SJütglieber  berfelben  ftd)  00m  '•publü 
htm   entfernt  hielten  unb  if)ve    eigenen   gefd)loffenen  (lirfel 


Collet  Colliflower  177 

bilbeten"  u.  f.  w,,  fagt  .Rlingemann.  SWüffen  wir  nun  nidjt 
eingegeben,  baf?  fo  fdjöne  23eifpiele  unb  9.)tar)nungen  unge- 
nügt  unb  unbeachtet  pon  ber  £l)eaterwelr  unferes  äages  blet= 
ben?  Unb  \va&  bietet  fte  uns  bafür  bar?  ©et)äfft'ge  sJ>ars 
tetfuaV,  wohlüberlegte,  ausgebaute  unb  ft'a^er  eingeleitete 
Spaltungen  unter  ben  SSWitgliebern ,  im  publicum  unb  in  ber 
Jtrttif ,  fo  bafj  ba$  £öd>fre,  wornaa)  ber  waf)re  Äünfiler  ju 
flreben  tyat,  würbigee  Sob  unb  Säbel,  jum  (poffenfpiel,  jur 
Aomöbie  in  ber  Äomöbie  fjerabgewürbigt  wirb.  £>ber  war 
ber  9)artei£ampf  über  jwei  erfre  ©angerinnen  in  neuefrer  Seit, 
ben  ber  3ufd>auerfrei6  in  einem  fönigl.  Sdjaufpielt)aufe  jum 
23eften  gab,  et\va&  ^nberee?  £>ergleid>en  kämpfe  ft'nb  nun 
freilief»  burcf)  ben  Öperbirigenten  wieber  ju  fdjlidjten,  unb 
3Wontecd)i  unb  <£apuletti  muffen  auf  ber  23üi)ne  wenigjlenö 
gleidjmäfj ig  £act  galten  ;  wie  ifr  ee  aber  mit  bem  recitirenben 
Sdjaufpiele  ?  Äann  ot)ne  collegialifdjen  ©eifr  ein  ©an^ee  ge= 
förbert  werben,  unb  befielt  benn  ni<bt  barin  eben  ber  grofe 
Söorjug,  ber  pon  ben  Süngern  bes  £age£  fo  oiel  angefcdj= 
tenen  früheren  23üt)nenäufränbe  ?  Sagt  nid)t  aua)  ©oetfje,  — 
23ebenr"en  wir,  bafü  Harmonie 

Des  ganzen  Spiele  allein  perbienen  fann 

gelobt  ju  werben  —  ein  jeber 

SDiit  jebem  frimmen,  alle  mit  einanber 

©in  fdjönee  ©anjee  por  ©uaj  freuen  follen  — 
aber  wie  ifr  ee  möglidt),  ot)ne  3ufammenwirfen ,  or)ne  Stuf* 
red)ti)altung  funflförbernber  collegialifdjer  23anbe?  Unfere 
2$prfat)ren  waren  ntdjt  frei  pon  ben  ©ebredfren  ber  <£ifer= 
fudjt,  <£itel?eit  u.  f.  w.,  boä)  muffen  biefe  im  ©efammtwir= 
fen  ftdj  perebeln,  fonfi  fyätte  nid)t  fo  Piel  Sortrefflidbeg  burd) 
baffelbe  gefajaffen  werben  fönnen.  —  SMbdjten  ftdj  bemnad? 
bie  Sünger  ber  Äunfl  pon  jenem  treiben  nidjt  tjinreifjen 
laffen,  ft'dj  ben  wenigen,  gebiegeneren ,  reineren  Spriefrern 
anfd)liefien ,  unb  ben  «Spott  berer  ertragen ,  bie  collegiali= 
fd>e  23anbe  in  folgern  Sinne,  niajt  fortgepflanjt  wiffen 
wollen!  (C.  L.) 

Collet  (©arber.),  eine  3acf  e,  eine  2Befle  mit  Slermeln  j 
im  SDcittelalter  eine  SEradjt  für  Vornehme  unb  ©eringe,  nur 
burd)  bie  SBerfcbiebenljeit  ber  Verzierungen:  weite  Spuffärmel, 
Stiefereien  unb  bergl.  auegejeidmet;  je§t  nur  nod)  pon  6a= 
palleriften,  9teitfned)ten,  Äellnern,  SOiatrofen,  überhaupt  pon 
$>erfonen,  beren  25efdt)äftigung  einen  langen  Sftcd  nidjt  ju= 
läflt,  unb  pon  itinbern  getragen.  (B.) 

Colliflower  (Periwig,  fpr.  <Sar)liflat)erperriuuif)g),  9>er= 
rüde  a  la  3Sluraenfol)I,  r)ct#t  in  ber  engl.  SEr>eaterfprac^e  jebe 
SUlongenperrücfe.  £>iefe  ^Benennung  gab  tr>r  SBetlerton  im 
Sdjerje,  ba  er  ber  erfre  war,  ber  eine  foldje  auf  ber  iBür)ne 
trug.  9lad)  it)ra  fpielte  SDtunben  fafl  alle  feine  polternbeu 
5t)catcr-£crifon.    II.  12 


178  i ■»Hin  C  »Hin  d'Harleville 

2Hten  in  einer  (L  =  $>errücfe.  £>eutfcr;  nannte  man  fte  wohl 
aui)  ^Pubelperrücfe.  (L.  S.) 

Collin  I)  (.^einrieb  3 o f c P f>  t*on),  geb.  ju  SBien 
1772,  ©otyn  eines  bortigen  berühmten  Qlrjtee.  <$. ,  ein  t>ors 
treffltrfter,  unermüblid)  tbdtiger  unb  burd)  feine  SSaterlanbeliebe 
ausge*,eicbnefer  ©efcfyäftemann,  b>at  ftd)  bureb  feine  £rauerfpiele : 
JReguIue,  Ueriolan ,  tyhyxena,  23albao,  SBiartca  bella  tyoxta, 
SNaon,  bie  J&oratter  unb  (Suriatier,  worunter  9?egulug  oae 
berüfymtefre ,  unb  burd>  feine  ©ebidjte  (2£ien  181-2)  einen 
ebrenwertben  9camen  ale  25id>ter  erwerben,  ©eine  $)ramen 
ft'nb  burdigangig  mit  einem  tüdjttgen  23erfranbe  angelegt  unb 
jeia^nen  ft'cb.  burdb  eine  gemeffene  ^fjarafteriflit ,  bebe ,  »Urs 
rtge  ©eftnnung  unb  eine  frdftige,  boebgebilbete,  fafr  ju  fen= 
tentiefe  S^ra*e  aus.  @r  erfrrebt,  nacb  bem  SDiujter  ber 
gried)tf*en  Xragifer,  (Jrbabenfyeit  in  ber  (Sinfadjbett  unb  tra= 
giften  (Jinbrurf  in  ber  Stufye  ber  (Sbaraftere.  £>aber  ifr  (f. 
ba  am  trefffidjfien ,  wo  er  antife  «Stoffe  bebanbelt.  SDtoberne 
unb  romantifdie  ©üjete  fagten  ibm  weniger  3U,  weil  jwifcfcen 
ber  üßebanblung,  weldje  bie\e  ©üjets  erforbern,  unb  benjenigen 
fciditerifdjen  (Sigenfdjaften ,  mit  benen  <$.  auegeftattet  mar, 
etn  offenbarer  2BteberfpruaS  frattftnbet.  £>ie  jufammengefe^te 
9Iatur  bes  SDIenftfjen,  btefe  nntnberbare  2BeIt  »on  Setbenfdiaf= 
ten  unb  feltfamen  ©egenfd^en ,  hat  er  auf  ba$  2tlljueinfacbe 
äurürfgefübrt.  2Jon  t?ornf)erein  foll  Slllee,  was  lie  6baraf= 
ferifht"  betrifft,  in  rubiger  Slaxbeit  ju  Sage  liegen  unb  burd>= 
fidmg  fein.  i)ae  bbfe  unb  t>erntd>tenbe  Sprinctp,  weites  mit 
bem  guten  ringt  unb  öon  biefem  übern>unben  wirb,  tritt  m 
G.6  Strauerfpielen  ju  wenig  bersor;  bagegen  febwadjt,  rote 
3.  23.  in  JRegulug,  bie  fafr  ununterbrochene  25arftellung  herot= 
frfjer  Aufopferungen  unb  ebelmütbtger  ©eft'nnungen  ben  ^in= 
bruef  bee  ©anjen  unb  roirft  ermübenb.  £>te  ^Jerfonen  in  fei= 
nen  Dramen  baben  nid)t6  meb,r  ju  überrotnben,  ba  fte  »on 
Joaufe  aus  ftd>  felbft  überrounben  haben ,  fie  finb  fertig,  un= 
fceugfam,  unberoeglid),  fte  entroicfeln  ftdj  nii)t;  fte  baben  bie 
©röfje,  aber  aueb  bie  Aalte  ber  ffrengen,  moralifa^en  £on= 
fequenj.  £>aher  fyat  <5.  auf  ber  SBitbne  nie  ©lud?  gemad>t. 
Q:x  frarb  \u  QSien  1SI1  ale  Jfpofr atb  bei  ber  geheimen  (Sre= 
bit  =  £of=(tommiffton.  ©eine  2Berfe  erfdiienen  gefammelt, 
2ßien  181-2—1814  inü23bn.  2)  (sJ0(attb.du6  »on),  23ruber 
les  2?or.,  geb.  1779  $u  2Bien,  mo  er  feit  1813  ^rofeffor  ber 
^)bilofopbie  unb  ©efcbjcfjte  unb  feit  181.3  (Srjieber  bee  ©ob= 
neß  Napoleons  mar.  ©eine  bram.  £>id)tungen ,  worunter 
SWariue,  ber  Sob  $riebxi<b6  bee  Streitbaren,  33utee,  93ela'e 
Jtrieg  mit  bem  2Sater  u.  f.  m.  erfd;ienen  gefammelt:  ^)efrb 
1813  —  1817,  2  23be.  (H.  M.) 

CollTn  d'Harleville  (3ean  %xan<;oi6)t  geb. 
175S  $u  5!^et»oifin  bei  ©bartree,  mürbe  Slboocat,  »erltefi  aber 


Collot  d'Herbois  Colman  179 

balb  biefeu  ©tanb  unb  befdjaffigte  ftd&  mit  fd)riftfrellerifcben 
arbeiten.  1786  mürbe  feine  erfre  bram.  9tr6eit :  l'inconstam, 
mit  auf  erorbentlidiem  23eifall  aufgeführt.    3met  3af>re  fpätet 

erfrftien :     l'Optiniisle,    179S   les  chäteaux    en  Espagne.      ©ein 

befies  ©tüd?  ift:  le  \ieux  ceJibataire.  Ulufer  tiefen  angefüljr: 
ten  ©tücfen  fdhrieb  er  nod) :  BI.  de  Crac  dans  son  petit  castel ; 
Kose  et  Picard ,  011  la  suite  de  1  Optiuiiste ;  la  Defense  de  la 
petite  ville ,  les  artistes,  les  deux  yoisins,  les  moeurs  du 
jour ,  les  riches,  malice  pour  malice,  le  Yieillard  et  les  jeu- 
nes  gens  u.  la  quereile  des  deux  freres.  (J.  mar  001t  gut= 
mütbjgem  (Sfjarafter  unb  einfachen  Sitten ,  (Eigenfcfjaften ,  bie 
man  aus  allen  feinen  SBerEen  miebererfennt  unb  benen  tiefe 
t>ielleid)t  ihren  gröften  9tei$  »ertanfen;  man  fann  tf>n  jtvar 
feinen  grof en ,  boeb,  mit  ocüem  Siebte  einen  liebensmür= 
bigen  £)i<bter  nennen.  <it  ftarb  1SU6.  <S>eine  2Berfe  erfd)ie= 
nen  unter  bem  £itel:  le  Theätre  et  Poesies  fugitiyes  de 
j.  F.  Coiün-Harieviiie,  1805,  4  23be.,  8.  182S  erfebjen  eine 
feftr  »oermefyrte  Stuflage.  (R.  S.) 

Collot  d'Herböis  (3ean  Sparte).  SDiefen  ^erois 
fdien  $fte\>ublitanex  finben  wir  in  feinen  jüngeren  3<rtjren  6ei 
mehreren  reifenben  ©efellfdiaften  als  mittelmäfigen  ©cbaufp. 
2lls  foleber  fpielte  er  in  la  «£ane,  Soon  unb  ©enf,  n>o  er 
felbfr  Directcr  mar;  in  2»en  mifffel  er  unb  mürbe  aus= 
gepodjt,  mober  JBiele  ten  unöerfb'bnlidjen  .£af  gegen  tiefe 
&talt  erflaren  mollen;  für  £»rannen  fyattt  er  am  meifren 
Talent.  3ugleid)  ift  er  2Serfaffer  ter  ©tücfe:  Le  paysaa 
magistrat,  £ufrt>.  nacb,  halberen,  es  erlebte  mehrere  Auflagen. 
Clemence  et  Blontjair,  Lucie,  le  beneiiee,  etc.  ©pater  jlürjte 
er  ftct>  mit  aller  JUraft  in  ben  Strubel  ber  SRettolution ,  marb 
(üontjentsmitglieb  unb  einer  ber  pepularjren  Sornpfmen  tes 
£errorismus.  9iad)  STtobespierre's  ©furje  aus  tem  (üon= 
»ent  geftofen  unb  nad)  @anenne  tepertirt,  ftarb  er  bafelbfi 
1796.  (R    S.) 

Colman  (©eorge,  ter  2leltere),  ©ob,n  tes  SReft'benten 
oon  £oscana,  1733  in  |>ifa  geb.,  erhielt  feine  erfre  Grrjiebung 
in  2Bejtminfter,  frubirte  bann  in  Örfort  unb  mürbe  2lbt?ocatj 
als  aber  ber  ©raf  oon  23atb,  fein  £>n£el  ifjrt  jum  (Jrben  eins 
fe£te,  mibmete  er  ft'd)  ganj  ber  bram.  2>idjt?unfr,  für  meld>e  er 
entfd)tebenen  25eruf  in  fia)  füllte.  Qrr  trat  1760  jum  erflen 
fDlalc  mit  einem  Sufifpiele:  „PoUy  Honeycomb"  auf,  meldjes 
fefyr  geftel.  ©ein  lebljafyafteö  Snterejfe  an  2lllem,  maS  ta6 
Zutatet  betraf,  »eranlafte  tr)n  1768  einen  2lntf>eil  com  6o= 
»entgarben  =  2;i)eater  §u  taufen  unb  befjen  2)irector  ju  mer= 
ten.  3miftig£eiten  mit  feinen  SDlitbirectoren  liefen  i^n  aber 
1773  biefen  feinen  2lntfyeil  mieber  oerfaufen,  monacb  er  1777 
bas  J^ai;marfets$£f)eater  unter  feiner  alleinigen  2>irection  üter= 
na^m  unb  fjtcr  tie  meiften  feiner  bram,  arbeiten  mit  grofem 

12* 


180  Colobion  Colorit 

Erfolge  auf  bie  23üf)ne  braute.  Unter  (einen  27  Brüden 
ftnb  :  the  clandestine  Marriage,  the  Deuce  is  in  him  unb  the 
Manager  in  distress  bie  befren.  (Seine  ©tüdfe  jeidjnen  ftcfe 
melir  burcb,  fcfccufe  (5f)araFtert|1tt ,  als  Situationen  unb  3ns 
trigue  aus;  wofür  aber  wieber  ber  lebenbige,  büpferibe,  oon 
2Bi£  fprubelnbe  £>ialog  entfcfyäbigt.  1789  batte  er  bas  Uns 
glücf  wafynftnnig  ju  werben,  fo  Dafj  er  nacb,  bem  33eblamös 
•Öospital  gebracht  werben  mußte,  wo  er  1794  fr.  2)  (©eorge, 
ber  jüngere),  <2ol)n  bes  2Jor.,  würbe  1707  geb.  2>er  SBatjns 
ft'nn  feines  unglüdflicben  Safere  braute  if>n  in  ben  23efi§ 
Des  «ftaDmarfets  Sweaters,  beffen  iDirection  er  bis  gegen  1799 
mit  Erfolg  führte.  2lucb  er  l>at  für  baS  Sweater  gefdjrieben, 
obgleid)  mit  weniger  ©lücf  als  fein  Sater;  er  begann  feine 
fdjriftfrellerifdje  Saufbaf)n  mit  einer  gefahren  Ueberfe§ung 
ber  £erenjifcben  Cuftfpiele.  2BaS  er  fonfr  für  bie  23übne  ges 
leifret,  geborte  bem  Augenblicke  an  unb  ging  mit  biefem  uns 
ter,  machte  irjn  inbeffen  aber  ju  einem  eben  fo  beliebten  als 
gewinnenben  £f>eaterbicbfer  feine  3eit.  (L.  S.) 

Colobion  (©arber.),  1)  ein  Unterfleib  of>ne*2lermel  ber 
alten  ©rieben,  welches  23ruft,  ERüden  unb  Ruften  bebecüte. 
2)  ein  bis  auf  bie  güfie  reicbenbes  Jtieib  ber  erfren  (Sbriften, 
gleichfalls  orjne  5lermel;  früher  allgemein  gebräuchlich ,  bann 
bracht  ber  23ifcböfe,  bie  es  über  ber  2llba  trugen,  unb  SDtöndje  j 
bei  ben  le^tern  entflanben  bie  «ftutren  aus  bem  6.        (B.) 

Coloinblne  (£ecbn.)  f.  ital.  Sweater  unb  SJcasfen. 

Coloratür  (SJtuft'f ),  Aunftausbrucf  für  bie  23  r  a  ö  o  u  rs 
freuen  in  ber  23ocalmuftf,  bie  aus  aufs  ober  abfreigenben 
2onreiben  befielen;  alfo  alle  ^affagen,  JRoulaben,  Käufer, 
Triller  u.  f.  w. ,  mit  welchen  ber  moberne  ©efang  befons 
bers  überlaben  tfr.  2)ie  <£.  tfl  nur  eine  fogenannte  SSers 
jterung  bes  ©efanges ,  ft'e  gehört  eben  fo  wenig  in  bie  reine 
SWelobie,  als  fte  auf  bie  23übne  gehört,  ba  ft'e  jum  ilusbrucfe 
bram.  Effecte  ganj  ungeeignet  ifr.  SBas  ben  Vortrag  ber  S. 
betrifft,  fo  erfjeifcftt  berfelbe  ©emanbbeit  unb  Sicherheit,  ba 
baS  SOciflingen  eines  folgen  Jt'unfrfrücfcbenS  immer  lächerlich 
wirb ;  bie  äöne  muffen  leicht  unb  perlenb  fliegen  unb  ein 
funftferfiger  SBecbfel  ber  Stimme  tbut  bem  Öhre  wohl.      (7.) 

Colorit  (SWalerei),  1)  bie  gefammte  garbenwirfung 
eines  23ilbes;  bas  S.  ift  freunblicber ,  wobltbätiger  unb  reis 
jenber,  je  nachbem  es  bem  SKaler  gelungen,  bie  §arben  paf* 
fenb  ju  wählen  unb  bie  grellen  unb  fernblieben  burcf;  oermtt= 
telnbe  3wifcbenfinten  ju  öerföbnen.  2>ie  2ßaf)l  febbner  unb 
gefälliger  garben  macht  bas  gute  <5.  nicht  aus,  fonbern  bie 
Jparmonie  ber  einjelnen  Steile  mit  bem  ©anjen  unb  bie  ges 
hörige  Sßertbeilung  öonfiicfjt  unb  Schatten.  Schon  feit  (£leo= 
pbantus  fannten  bie  ©riechen  bas  <£.,  welcbes  burcb  Slpol* 
lefcorus,    9)arrr)aftus,   ©cbion   unb  vJ!)lelantbiu&   ju 


Coloss       Co ini com  de  la  legua         181 

einer  i*e(tf"ommenbeit  gebracht  würbe,  feie  fetbfr  3lpelle6 
nicht  übertraf.  2>er  £>ecoration5maler  hat  natürlich  beim  GF. 
eigne  jRucf  fixten  auf  bie  2Serbaltmffe  ber  23iitjne,  bie  Grnt= 
fernung  unb  bai  üampenlicbt  ju  nehmen,  bie  nur  bie  Grr= 
fahrung  (ehren  fann.  2)  (Siteratur),  bie  3t rt  unb  SSJeife  ber 
£arfrellung,  ber  mohltbatige  unb  bem  ©egenfranbe  genau  an= 
paffenbe  SBecftfel  ber  Spraye.  (R.) 

Colöss,  1)  23tlbfäulen  in  übermenfcblidjer  ©röfje;  bie 
befannfefren  ftnb:  ber  3lpolto  =  (£.  auf  bem  Giapitol,  ber  3u= 
pifer  =  (L  auf  bem  9Äaröfelbe  unb  ber  <S.  bei  £>omitian  ju 
9tom;  ber  <5.  be6  Gfonftantinue  ju  @onftantinopel,  »or  alten 
aber  ber  <S.  ju  Htbobus,  ber  angeblich  auf  ben  betben  geifert 
geflanben  haben  foll,  bie  ben  Jpafen  einfcbliefen  unb  fo  groß 
war,  ba$  bie  größten  Schiffe  unter  ihm  burcfefegeln  fonnten. 
Daher  2)  jeber  ©egenfranb  »on  ungewöhnlicher  auffaltenber 
©röjje; 

Colossäl  ftnb  bemnacb  nicht  altein  Silber  unb  Grrfdjet= 
nungen  »on  übermäßiger  ©töfe,  fonbern  auch.  Jpanblungert 
unb  2ßerfe,  felbjl  ©ebanfen,  bie  ben  menfchlicben  SSJtafftab 
fcbeinbar  überfreigen.  (ß.) 

Colosseum  ((Jolifeum,  a.  23ühne),  f.  Amphitheater. 

Colson ,  geb.  am  Gfnbe  bei  »or.  3>abrh.,  SDiirglieb  bee 
Theatre  franpais  ju  tyaxii ,  mar  früher  am  ©beon  engagirt 
unb  ging  ju  obigem  Theater  über,  gefiel  jwar,  »erlief  ei 
aber  bennocfa  unb  mar  4  jähre  bei  .mehreren  ^rootnjtalbühs 
nen,  nach  welcher  3eit  er  in  fein  früheres  Engagement  jurücf= 
( ehrte.  <ix  ifr  ein  ©cfeaufp.  »oll  Einftcbt  unb  Ceben;  fei= 
nei  benehmen  unb  fehr  anfranbige$  <£piet  jeicbnen  ihn  aui, 
boch  pafit  er  mehr  für  bai  £uft=  unb  ©cftaufpiet,  ali  für  bie 
Sragöbie.  (R.  S.) 

Coltellini  (Gele  fte),  geb.  ju  Stoorno  1764,  mürbe 
»on  ihrem  Später,  bem  Öpernbtchter  <5. ,  für  bte  Äunfr  unb 
befonbere  jur  (Sängerin  gebttbet.  1781  bebutirte  fte  mit  glän= 
bem  Erfolge  in  Neapel,  wo  fte  bis  1783  blieb 5  bann  folgte 
fte  einem  JRufe  nach  2Bien  unb  mar  6  3>ahre  ^  3ierbe  ber 
bortigen  Oper.  1790  t ehrte  fte  nach  Stalten  jurücf  unb  fang 
mit  grofem  23eifalt  in  Neapel;  batb  nachher  jebocb  »erlief 
fte  burch  eine  Jpeirath  »eranlaft,  bie  23üfone  gänzlich,  boch 
bot  ihr  Jpaug  ber  Äunfr  unb  ben  Äünfttern  ftetö  ein  freunb= 
liebet  3tft)l.  »Sie  ftarb  1817  ju  Neapel.  Sie  mar  eine  ber  treffe 
ticbfren  CEontraaltiftinnen  bei  t>or.  3ahrh.,  ihre  nicht  umfang= 
reiche  «Stimme  hatte  ben  lieblicbften  Äfang  unb  ihr  Spiel, 
weichet  burcb  eine  angenehme  9)erfbnlichfeit  unterfingt  mürbe, 
mar  frets  »oll  ©rajie,  Cftatürlicbfeit  unb  reijenber  Cebenbigfeitj 
in  ber  80m.  Oper  foll  fte  unübertrefflich  gemefen  fein.        (3.) 

Combattimenti  (Sechn.) ,  f.  Abbattimemi. 

Cömicos  de  la  legua  (£heaterw.),  heif  en  tn  Spa= 


182         Coiiimniidn  -  Stab  Comite 

nien  alle  herumjiebenben  ©cbaufp.  nach,  bem  2Borte:  legua, 
(SJteile,  Sanbftrafe)  alfo  gleichen  Urfprungö  mit  ben  „fahren* 
ben  Seilten"  ber  alten  beutfcben  23übne.  9)can  ftnbet  biefe 
SBeäeicbnung  häufig  im  EeroanteS.  (L.  S.) 

Coiniiiando-Stab  (JKcjuif.),  ein  etwa  ein  gufj  langer 
<Btab,  ocn  ©olb  ober  «gilber,  ober  auch,  mit  ©ammet,  ©tieferet 
u.  bergl.  geliert;  fonft  würbe  er  ben  ^Befehlshabern  alä  3ei» 
eben  ihrer  S&ürbe  überreicht,  je£t  fommt  er  faft  nur  bei  ©ta» 
tuen  al6  Attribut  ber  Stacht  öor.  B. 

Comiiientar  (t>.  lat.)  Erläuterungen,  23eurfbeiluns 
gen,  SBürbigungen  t?on  Schriften,  üBemerhtttgen  über  ben 
©tnn  ber  einzelnen  ©teilen  unb  bie  Senben*,,  bie  Qlnlage,  bie 
2luöfül)rung  beö  ©anjen  u.  f.  w.  SBefonbere  gebraucht  oon 
Erläuterungen  griech.  unb  röm.  2lutcren.  35un£le,  an  unoer= 
fränMichen  ^artbien  unb  ^Beziehungen  reiche  2Ber£e,  wie 
©oetbe'6  ftauft  jweiter  £beil  machen,  E.e  oft  notbwenbtg,  ob= 
gleich  man  gerabe  in  23ejug  auf  ©oethe'e  poetifebe  SBerBe  ba$ 
£Recht,  ju  erläutern,  nicht  feiten  gemifjbraucbt  unb  ba$  2Jers 
ftänbnifj  eberferfcbwert  al6  erleichtert  hat.  (M.) 

Comite  (&beaterw.),  1)  2Jerwaltung£  =  E.  dergleichen 
9luöfd)u^rätr)e  ft'nben  fieb  bei  ftänbifcben  Sbeatern,  Letten* 
büfjnen  unb  überhaupt  foleben  Äunfranftalten,  welche  t?on  an* 
beren  al6  ihrem  Dirigenten  abhängen ;  wo  fte  bann  eine  be* 
auffiebtigenbe ,  berathenbe  ober  bewilligenbe  23ef)örbe  bilben, 
3e  nach  ben  2Serhältniffen  ober  ber  Steigung  einjelner  Wliu 
glieber  eines  (5.  greift  bie  SBirffamfett  beffelben  mehr  ober 
weniger  tief  in  ba$  innere  Sehen  be$  3nfritutd  ein;  feiten 
aber  jum  SBortfyeil  be&  Äunfowecfes ,  wenn  aueb  bie  ©elbe 
oerbälrniffe ,  namentlich  wo  e&  fiel)  um  einen  ftänbifcben  ober 
ftäbtifeben  3ufcbuf  fyanbelt,  babureb  einer  jwecfmäfigen  23e= 
aufftebtigung  unterworfen  finb.  &at  ein  Director  ein  E. 
neben  ftch,  fo  ftrebe  er  oor  allen  Dingen  bahin,  bafj.ee  me= 
ber  in  pleno,  noch  beffen  einzelne  SWitglieber  in  bie  fünft* 
lerifcbe,  teebnifche  unb  polizeiliche  Slufft'crjt  ft'cb  mifebe;  woju 
ber  yerfagte  23efucb  ber  23übne  wäbrenb  ber  groben  unb 
aSorfiellungen  ein  »ortrefflicbes  Sflittel  ifh  $at  bae  E.  bei 
Entwerfung  bes  SRepertetrs  ober  Engagement  unb  Entlaiiung 
ber  SDtitglieber  entfeheibenb  mitjufprechen,  fo  oertrete  ber  2>i= 
rector  mit  ruhiger  Jtraft  bae  ^ntereffe  ber  Äunfl  gegen  ben 
©efebmaef  bes  Einzelnen  unb  wahre  ft'cb  befonbers  gegen  ben 
Einfluß  weiblicber  Sübnenmitglieber  auf  baö  E.  Eben  fo 
raup  auf  ber  anbern  ©eite  jebe  Siacbläfftgf'eit ,  erwtefene 
^artbetltcbr'eit,  ober  falfcbe  SJerwalrungemafJregel  bed  DU 
rectore,  in  bem  E.  Einfprucfe  unb  3urecbtmeifung  finben. 
'2)  2efe=E.  Stach  bem  23eifptel  bes  Comite  de  lecture 
be&  Theatre  fran^ais  in  tyaxit ,  bilbeten  ftcb  ju  r*erfcbtebe= 
nen  3eiten  auch  bei   beutfehen  SBübnen    äbnlicbe  SJereine; 


Comite  183 

namentlich  in  SSftannheim  1782  unter  bem  Sntenbanren  gret= 
berrn  oon  Dalberg.  Die  ©efefce  bie)e$  <S.  (9lu  6fd?ufJ) 
ft'nben  ftd)  oollfränbig  in  bem  gotbaifd)en  SEheaterfalenber 
oon  1785  unb  jeigen,  bafj  alle  eingereihten  ©tücfe  erffc 
oon  bem  2lu6fcbufj  geprüft  würben,  ehe  fte  beft'nitio  jur 
Darftellung  angenommen  werben  fonnten.  ©egenmärtig  be= 
flehen  Bei  einigen  bebeutenben  Sühnen,  namentlid)  in  SBerlin, 
ilefe  =  ©.(?,  welche  unabhängig  oon  ber  eigentlichen  Verwaltung 
ihr  Urtheil  über  bie  Einnahme  ober  Verwerfung  ber  einge= 
reichten  <Stü<fe  abzugeben  haben.  Die  Verwaltung  ober  ber 
Vorftanb  fud)t  burcö  (5rrid)tung  eines  £efe  =  <£$.  ber  unange= 
nehmen  9icthwenbigf'eit  überhoben  ju  fein,  eine  abweifenbe 
Antwort  burcb,  bie  eigene  2lnftd)t  ober  ben  felbfiftänbigen 
SBillen  ju  motioiren.  ©embhnlicb,  ftnb  bie  JRegiffeure  ber 
oerfcbiebenen  Vrancben,  einige  bekannte  Citeraten  ober  ©e= 
lehrte  bie  Sftitglteber,  au6  benen  ein  foldjeS  Cefe  =  <£.  begebt. 
Seber  (Sinjelne  lieft  bie  eingereihten  ©tücf  e  burd),  notirt  fein 
Urtheil  auf  einen  befonberen  Sogen,  bann  wirb  bei  einer 
3ufammen?unft  ba6  ©elefene  in  pleno  befunden  unb  bei 
oerfdnebener  Meinung  burd>  Slbfrimmung  entfdueben.  SSenn 
e$  al6  bewahrt  anjunebmen  märe,  bap  ein  ©tücf,  weldjeS 
beim  i'efen  oerworfen  mürbe,  nun  and)  bei  ber  Aufführung 
mißfallen  müfite,  ober  umgekehrt,  ba$  ©efallen  beim  Sefen 
and)  bau  auf  ber  Vübne  fieberte,  fo  märe  bie  <£tnrid)tung 
eineö  £efes£.3,  and)  auf  er  ber  V-equemlicbfeit  für  ben  Vor= 
fhxnb,  etma£  für  bie  Äunfr  Veadbtenöwertbe^.  «£äuftge  Vei= 
fpiele  beweifen  aber,  bafj  ein  Urtheil  über  bie  mutbmafjltcbe 
SBirffamfeit  ber  ©rüde  ungemein  fdjwierig,  menn  nid)t  ganj 
unmöglich  ifr.  lleberbem  ifr  bie  2lnft'd)t  unb  ba$  Urtheil  be$ 
fiefes^.ö  feiten  entfdjeibenb  für  bie  wirkliche  Sinnahme  -ober 
Verwerfung  ber  ©tücfe.  SDie  Verwaltung  behält  ft'cft,  oor, 
©tücfe,  bie  oon  bem  (S.  empfohlen  ftnb,  an6  £of  =  ,  Äafjens 
unb  Verwaltung6rücfftd>ten  beffenungeadjtet  jurüdfjuweifen, 
ober  anbere,  bie  baä  <S.  oerworfen,  au6  «£of=,  Äaffen  =  unb 
Verwaltungerü<fffd)ten  bod)  jur  Aufführung  ju  bringen.  Die 
unbebingt  oortheilhafte  SEBirffamfeit  foldjer  £efe=(S.6  wie  fte 
je£t  jufammengefe^t  ftnb,  ift  alfo  illuforifd)  unb  eine  2ln= 
näherung  an  bie  formen  be$  Theätre  fran9ais  bürfte  gün= 
ftigere  SÄefultate  liefern,  oorauögefe^t ,  bafj  ber  <Sd)aufp.  au= 
fjer  bem  t ünftlerifd)en ,  aud>  ein  gröfjered  materielle^  3ns 
tereffe:  £beilnabme  an  bem  ©emeinmohl  be6  5nfritute$  wie 
bort,  einflöße.  DaS  Comite'  de  lecture  be$  Theätre  fran9ais 
befteht  an$  allen  Societaires  (f.  b.)  unb  ben  bebeutenbften 
ber  üagistes  (f.  b.)  biefeö  £beaterö.  Der  Didier  lieft  in  ber 
oollftänbigen  Verfammlung  fein  @tü<£  entweber  felbft  oor, 
ober  läfit  e6  lefen,  fo  ba$  fd)on  baburd)  ein  lebenbiger  Grin= 
brucf  auf  eine  jufammengehörige  ©emeinfd)aft  h«oorgebrad)t 


184  Coininode.  Comödie 

wirb ;  bie  23eratbung  ift  fobann  ebenfalls  gemeinfam  unb 
wirb  in  jweifelbaften  fallen  burdj  2lbfrimmung  entfcbieben. 
3rrtbum  ifr  aucb,  f>ier  mcglicb,  jebenfalle  aber  weniger  wahr= 
fcbeinltcb,  alö  wenn  ein  (Jinjelner  in  ber  ©rille  be$  ©fubir- 
jimmerö  über  eine  bram.  ©idjtung  urtbeilt,  beren  SÖJerrt)  erfr 
in  ber  lebenbigen  £)arfrellung  ftd?  entfebeibet.  Slnberö  ifr  eä 
mit  bem  entfebiebenen  Ungefdjicf  ber  fehlerhaften  j^orm ,  ber 
Unftttlicbfeit  in  Situation  unb  -Diction ,  fo  wie  ben  unjnrcts 
<benben  93üf)nenmifteln.  £>iefe  Jebler  laffen  ft'cb  allerbingö 
berauserfennen ,  aber  2Bir6famfeit  im  23orau6  beurtbeilen  ju 
wollen,  baß  fagt  bie  ßrrfafjrimg  jebem  barftellenben  .Rünfrler, 
ifr  unmeglicb.  (L.  S.) 

Co  in  in  öde  (©arber.),  ein  altmobifeber,  großer  unb 
complicirter  Äoofpu£  ber  Samen. 

Comödie.  25afj  bie  eilten  felbft  über  ben  Urfprung 
ber  <S.  niebt  im  Akren  waren,  beweifen  febon  tfyre  fenber= 
baren  Semübungen,  benfelben  abzuleiten.  @o  fagt  ein  (£r= 
fldrer  bee  ^riftoptianee».  „2luf  bem  fcanbe  gingen  früber  bie= 
jenigen,  welche  twn  einem  42lnbern  beleibigt  waren,  in  ber 
9lad)t  an  ben  Ort,  wo  ber  23eleibiger  wohnte,  erjdblten  \va$ 
trmen  twn  bem  unb  bem  gefebeben  war  unb  ber  5lngefa^uls 
bigte,  ben  man  am  anbern  Sage  auffuebte  unb  jur  33eranr= 
wortung  30g,  febamte  ft'cb  nun,  baß  Unredjt  wieber  ju  tbun. 
2lls  man  fab,  wie  beilfam  bies  auf  bae  ft'ttlicbe  93erbalren 
wtrfte,  traf  man  bie  auebruefliebe  SBeftimmung ,  baf?  bie  in 
tbrem  Sterbt  ©efränften  bie  JBeleibtger  mitten  auf  öffentlirbem 
Sflarfte  »erfpotten  follten.  35a  biefe  inbef  metft  reiebe  unb 
angefebene  9J)erfonen  waren,  fo  wagten  3ene  ee  nid>t  anberä 
alß  im  ©eftebt  bureb  2Beinbefen  unb  bergl.  unfenntlidj  ge= 
xnad)t,  ju  tbun.  £)ie  SWoral  gewann  aber  fcr>r  bierbureb 
unb  man  fe£te  beföalb  Qidjtex  ju  bem  befonberen  3weoS  ein, 
baf  ft'e  frei  unb  uneingefcbrdnft  %eben  oerfpotten  follten,  wer 
ei  ibnen  ju  »erbtenen  febien."  $iex  ifr  offenbar  ju  oiel 
Slbft'a^tlicbee  untergelegt  unb  baß  aus  bem  ©eifte  ber  ©efe^s 
macberei  fpaterer  3eiten  bineingetragen,  waß  au&  bem  iSoits- 
leben  »on  felbft  bertwrging.  25ergleicben  läßt  ft'cb  nia)t  ma= 
eben  unb  niebt  oerorbnen,  fonbern  eß  maebt  ftdj  t>on  felbft. 
2)at»ib  Äran§  erjäblt  in  feiner  trefflieben  23efcbreibung  oon 
©rönlanb,  einen  merfwürbigen  3ug  oon  ben  ©rönlänbern, 
ber  unß  jeigt,  wie  bie  Uranfange  ber  <S.  in  bem  dlteften  2e= 
ben  aueb  ber  einfaebften  Jöclfer  ffbon  »erborgen  liegen.  <£$ 
ftnb  ibre  «Siegfämpfe:  2L*cnn  ein  ©rönlänber  beleibigt  ifr, 
»erfertigt  er  ein  fatorifebeä  ©ebidjt,  forbert  ben  ©egner  ;um 
SBettftreit  auf  unb  beibe  £beile  erfebeinen  nun,  t>on  ben  3bs 
rtgen  alei  Sbor  begleitet  unb  gut  eingeübt  »or  jablreirber 
Serfammlung ,  um  ft'cb  jum  <£rgö#en  aller  Bufcbauer  gegen- 
fettig lacberlicb  ju  macben.     SEBer   baß  le§te  2Bort  \)<xt,  ift 


Comödie  183 

Sieger ;  nur  erlaubt  bie  grönlänbifdje  ©utmütbigfeit  nimt, 
bafj  &a$  ober  Setbenfdiaft  bie  SBaffen  bei  Sportes  fdtärfe. 
3n  ©riecfcenlanb  führen  bie  älteften  Spuren  gleichfalls  auf 
einen  folgen  freien  (Jrguf  farnrifdier  üaune ,  bie  ftdb  in  ben 
fpottreidjen  5mpro£>ifattonen  bes  Sanibue  auf  erte  unb  in  ben 
$>ballusltebern  ihren  Inhalt  fanb.  Scberj ,  neef enber  Spott 
unb  Sdnmpf,  würben  am  JSorabenbe  ber  Sbesmopborten,  wie 
an  anbern  Jeften ,  mit  grof er  Freiheit  unb  SDJutb roillen  ge= 
übt.  SBidjtig  ift,  ba#  hierbei  fd>on  ber  bram.  ©eberbung  ge= 
badbt  mtrb ,  unb  Dergleichen  mir  hiermit,  ma$  mir  r>on  bem 
mittelalterlidjen  Sbeatermefen  miffen,  mo  bie  geiftliaVn  Dar* 
(Teilungen,  bie  SDfpfrerien  mit  poffenbaften  3wifd)enfpielen  uns 
termifebt  maren,  fo  liegt  ber  Scbluf  nahe,  bafj  audj  ba&  ernfre 
Spiel  ber  grieaS.  OTofrerien  bureb  tmprosifatcrifdje  SSerfudje 
luftiger  Scbmänfe  unb  »poffen  ^bmedjfelung  erhielt.  2ßte 
man  ftdj  burd>  bergleicben  ju  haften  unb  ju  bem  büfteren 
(Jrnfte  bes  Jeftee  gleid>fam  ju  fturfen  fuebte,  fo  erholte  man 
ftd>  babureb  aud?  mieberum  »on  bem  frommen  3roange,  ben 
man  ftd>  mehrere  Sage  binburd)  hatte  auflegen  muffen  ,  ja 
man  traoeftirte  vielleicht  felbft  bie  betligen  Vorgänge,  bie  in 
ben  SJcnfrerien  mimifd)  bargeftellt  mürben.  23efonbers  jeigen 
une  bie  iDionnften  ein  lärmenbes  fröblidj  umberfcbmärmen= 
be$  im  milben  gafhtadtrsjubel  rafenbes  23olf,  luftige  Sd>manfe, 
(Sarneoalepoffen ,  Serlartmng  unb  berbfomifdte  ©eberbung; 
einen  35ocf ,  ber  oom  muntern  Satorfcbmarm  bei  ben  Jpörnern 
fortgejogen  roirb,  ber  ^rei$  bee  ftegreidjen  ;£>itbörambenbid)= 
rers;  l'eute,  bie  auf  geölten  Sd)laud)en  auf  einem  23eine 
büpfen  unb  nad)  ber  trompete  trinfen,  bas  ©eftdtt  mit  <6e= 
fen  befebmiert;  StBeiber,  bie  trunfen  mit  unjücbtiger  ©eber= 
bung  umherjief)en,  ober  als  SBacdjantinnen ,  Sboaben  ic.  ic, 
bae  .öaupt  unb  ben  Seib  mit  (£pheu  ummunben,  in  ber  Jöanb 
ben  £b  nrfus  febmingenb ,  mit  «Öirftb  =  unb  ^Pantberfellen  an= 
getfjan,  9la<bt$  umberfebmärmten  unb  felbft  bis  2)elpbi  sogen, 
um  auf  bem,  J2lpolIo  unb  33acd)u6  jugleidj  gemeinten,  ^Jarnaf 
mit  ben  grauen  oon  ^ntbo  bie  Sionofien  in  milbem  Taumel 
ju  begehen ,  fo  bafj  ber  Unfug  burm  ©efelje  befebränft  mer= 
ben  mufjte;  ft'e  jeigen  uns  einen  (Shor,  ber  ftd)  mit  ben  <5o= 
rnphäen  im  2Be<bfelgefang  unterhielt  unb  Spott  auf  bie  ltm= 
frebenben  im  «Strome  bee  farortfehen  Siebes  ergofj;  enblicb, 
ben  unanftanbigen  Phallus,  ber  oon  ben  grauen  unter  paf* 
fenben  fiebern  in  ^roceffton  getragen  mtrb;  aber  bas  3llleö 
ift  nodj  feine  €.,  fein  eigentlim  bram.  Spiel.  2Benn  mir 
tveiter  bie  religiöfen  Zeremonien  in  Slegnpten  unb  bie  2lrt  unb 
SGBeife  betraditen,  xoie  bie  ^riefter  bafelbft  bas  2Solf  unter= 
hielten,  bann  treten  une  unmtllführlid)  bie  ©eifrliaVn  bes 
9J?ittelalter5  mit  ihren  Reffen  unb  garcen  oor  bie  Seele  unb 
ein   heller  Sid)tftrah,l  fallt  mit  einem  SOcale  auf  ben   bunfeln 


186  Comödie 

Urfprung  ber  bram.  Äunfr.  ©ie  ijr  b<xs  Ainb  beö  Sultuö 
unb  ber  ^efle ;  biefe  empfing  ©riedienlanb  oon  Slegopten  unb 
mit  ifmen  ^omp,  SDiummerei ,  Wlaeten,  ^allue  jc.,  bic 
bei  ibm  in  »erjüngter  unb  ftefes  ftd>  oerjüngenber  ©eflalt  n>ie= 
ber  erfdbeinen.  Diefe  fnmbolifdjen  «ftanblungen  unb  mimifd&en 
Xän*,e  ftnb  ber  empfängliche  unb  frudjtreidje  23oben,  auf  mel= 
djem  baef  Drama  als  bie  fdjönfte  SSIume  ber  bionttfifcben  ^eft= 
lufr  erwuchs.  2Ba6  bie  (f.  ate  befonbern  SEfjeil  beö  Drama 
betrifft,  fo  erhielt  ft'e  ibren  Urfprung  jumeifr  in  ©icilien,  benn 
wie  2ltf>enau$  fagte:  „bie  Mtbenienfer  gaben  ben  biont)ft= 
fdjen  ober  ctjflifcben  (£l)cren,  bie  <S»racufer  aber  ben  Sanken 
ober  ben  ^offenreijkrn ,  meldje  3antben  aufführten,  ben  2*or= 
3ug."  Diefe  3aniben ,  ber  Sluebrudi  neefenben  <Bdjer,eö  unD 
fpottenber  2?itterBeit,  ftnb  aber  ebenfo  bie  SÜur^el  ber  <J.,  u>ie 
ber  feierliche  tragifebe  ober  bif()i)rambifd)e  (Sfyor  bie  ber  fpater 
fogenannten  &ragbbie.  3u  ©»racus,  bem  <5d)aupla$  »on 
ben  Seiben  ber  <£ere$  unb  ^preferpina  (f.  b.)  würben  niebt 
allein  SDfnfrerien  biefer  (Beträten ,  an  ben  ifjnen  geweideten 
ftefren  »on  SDiimen  bargefrellt ,  fonbern  e<5  würbe  aud)  nodj 
eine  burleete  9Zad>feier  gegeben,  inbem  nad)  ben  bitburambis 
fdjen  ßfjören  Ceute  in  Santben  einen  nmtljifdjen  ©egenftanb 
parobirenb  »ortrugen.  Durdj  bie  2Bab,l  eineö  mi^thjfc&en  @tofs 
feö  tarn  aber  ein  ©ujet  in  bie  juoor  blo$  necfifdje  £Rebe,  unb 
bieß  SBerbienfr  wirb  bem  (£pid)armue.  (47(i)  jugefcfjrieben, 
bem  Slrifroteleö  nod)  ben  tarnen  beö  tyfyoxmiß  beifügt.  3ur 
^eftfrellung  bee  (JbaraBterö  biefer  (&.  ift  inbep  erforberlidj  ju 
bemerken,  ba$  in  it)r,  als  ber  Unterhaltung  eines  fürftl.  £o* 
fee,  politifdje  JBejiefjungen  nid)t  »orfommen  burften;  benn 
bie  Slengfllid^eit  fürftl.  J&öfe  bleibt  ft'd)  überall  unb  ju 
allen  3eiten  gleidj.  4>at  "Sktlien  ben  9hit)m,  bie  erften  9lu» 
fange  jur  (£.  gelegt  ju  fjaben ,  fo  gebührt  bagegen  ben  2ltbe= 
nienfern  ber  9tuf)m  ibrer  Ulusbilbung.  Diefelbe  fonnte  jebod) 
nidjt  eher  erfolgen ,  als  bie  buref?  glanjenbe  ©iege  unb  burdj 
bemofratifdje  greifyeit  baß  äJolfSleben  Sluffdnuung  erhalten 
fcatte.  Da  bie  Don  ©tcilien  gekommene  Anregung  mit  biefen 
politifdjen  SDiomenten  jufammentraf ,  fo  mürbe  bie  bie  ba* 
t)in  oernacbläfft'gte  <$.  t>om  ©taate  eingebürgert  unb  »on 
einer  üteifye  oon  Dichtem  bearbeitet,  bie  mit  Ärateö,  Sbios 
nibee,  SDiages,  Siv atinuß  —  ben  3eitgenoffen  ber  ©ife* 
lioten  ©piebarmue,  ipb/ormi6  unb  Deinolodjuö  —  bec 
ginnt  unb  mit  5lriftopbanee  fcbliept.  2Ber  oon  biefen  er? 
flen  23ilbnern  ber  <ä.  ©fasle,  Dialog  unb  mehrere  Sdjaufp. 
in  bie\elbe  eingeführt  Ijabe,  ifi  ,',>oar  nad)  bem  ausbrüdlicben 
3eugnifj  be$  s2lri)totelc6  unmöglid)  anjugeben,  nad)  ben  Scfjos 
liaften  oor  2lriftopl)ane6  gebührt  ba&  äJerbienfl:  aber  bem  (Sra* 
tinuö.  Der  ungenannte  ©rammatifer  unterfefteibet  fetjr  richtig 
•2  (£pod>en  ber   alten   6.,    bie  eine  rohere    £>on  ©ufarion 


Comödic  187 

580—564  d.  Qt)X.  an  unb  bie  jweite  ftmftDoßere  mit  Wlei>x= 
fyeit  ber  ©cbaufp.  unb  beftimmten  @barafteren ,  welche  bura> 
bie  SDlaäten  ausgebaut  würben,  Don  (Jratinuö  (500 — 4-23)  an. 
©obalb  biefer  bem  roben  ^Poffenfpiel  eine  funfroollere  ©efral« 
tung  unb  politifcbe  ©tofflicbfeit  gegeben,  nabm  ft'cb  ber  Staat 
ber  jungen  Schöpfung  an  unb  erteilte  ber  <£.  gleicbee  23ürger= 
rerfjt  mit  ber  £ragbbie.  ©ie  würbe  alebalb  £ieblingsunter= 
baltung  bei  23clr"el ,  welcbel  ein  natürliche!  33ef)agen  baran 
empfanb,  wenn  ber  ungerechte  Siicbter,  ber  untreue  ^Beamte,  bie 
Uebertreter  ber  ©efe§e  auf  ber  23ül)ne  Den  bem  Siebter  ge= 
geißelt  warb ;  aber  eö  war  audj  unpartljeiifcb  genug,  ft'cb,  unb 
feine  Sieblinge  Don  ber  2>üf)ne  fyexab  Derfpotten  ju  laffen  unb 
dErattnuö  freute  ft'dt)  niebt  als  Sobrebner  bes  ariftofraüifcben 
Simon  aufzutreten.  Slber  (Sratinus  trug,  wie  and)  (Srateö 
nodj  oiele  ©puren  ber  Slaufugfeit  unb  Jperbe  ber  alten  grob* 
fomifdjen  25erbbeit  an  ft'cb,.  23itter  unb  mafios  im  ©pott 
wufke  er  benfelben  nicfjt  anmutbg  einzureiben  unb  ftellte, 
nacb  bem  3lusbrud?  ber  Eliten,  feine  ©cfymabungen  in  blofjem 
Raupte  jur  ©d>au.  £>bne  bes  (Sratinus  <ßraft,  aber  reiefj 
an  <£rjünbungsgabe  unb  ausgejeiebnet  buxd)  anfranbigere  23e= 
banblung  bes  ©tojfs  waren  ^fyerecrates  unb  ©upolis. 
•sHamentlicb  wirb  ber  festere  als  lieblicb  unb  milbe,  all  gre£= 
artig  in  ber  Sluffaffung ,  funftDolI  in  ber  Einlage  unb  J.Uus= 
fubrung  bes  ^lans  gerühmt ;  aueb  foll  er  abftcbtlicf)  aus  ber 
@cbmäl)fud)t  bes  (Eratinus  in  einen  anflänbigeren  Xon  ein: 
gelenft  fein.  23eiber  (Jigenfcbaften ,  bie  Äraft  unb  rüdfftdt)t6= 
lofe  2)erbbeit  bes  <£ratinus  unb  bie  SInmutb,  bei  Supolis 
vereinigte  Slrtfropfjaneö  (f.  b.)  unb  er  tfl  bureb  biefe  glücfltcbe 
SDtifcbung  bes  ©proben  unb  2öeicf>en  ber  9)tei|rer  ber  alten  (£. 
geworben,  of>ne  ba$  er  jeboeb,  an  eigentlich  bicr/terifebem  2Öertr> 
ben  (Jupolis  erreicht  ober  übertroffen  fyatte.  $lcd)  wers 
ben  «öerraippos,  *))laton  unb  tyt)xt)nia)n$  all  £>id)e 
ter  ber  alten  (S.  genannt,  aber  ibr  SSJirfen  fann  nur  aus  2lri= 
ftopbanes  beurtbeilt  werben,  weil  Don  ib,m  allein  ©tücfe  übrig 
geblieben  ft'nb.  2)en  ©tanbpunft,  Don  welchem  aus  biefer  2>ia> 
ter  bie  Slufgabe  ber  £.  anfaf),  ift  ein  b,ober  unb  würbiger.  „Die 
<L  —  fagt  er  felbfr  —  will  bie  ÜDJenfcben  im  ©taate  belfern 
unb  belebren.  2Bas  ben  Jlinbern  ber  Sefjrer  ifi  —  auf  ert  er  an 
einet  anberen  ©teile  —  ifi  für  bie  ©rwacbjenen  ber  Siebter, 
unb  niefit  an  fleinen  unbebeutenben'  ßeuten  foll  er  ft'cb  reiben, 
fonbern  ben  ©rotten  unb  SDiacbtigfren  mit  beiligem  3ngrimm 
ju  2eibe  gelten."  ©o  erfcb,eint  bie  2Birffam£eit  biefea  Dia): 
tex6  alt  eine  freie,  im  0t amen  bei  Staate 6  geübte 
ßenfur,  bie  buxd)  bie  9Jiacb,  t  bes  Cdcberlicben  einen 
beilfamen  Sinfluf  auf  öffentlich e6  unb  ^)rtDats 
leben  an  $  übte,  ©rreicfyt  würbe  bie&  nid)t  blos  bureb  ge= 
Iegenb,eitlicl)e  Slnfpielungen  unb  2luefälle,  fonbern  bureb,  fojles 


188  Comödie 

matifdhe  2lngriffe,  bie  nicht  mit  gefcbloffenem  Süiftr,  fonbern 
offen  gefcbaben ,  inbem  ber  abgegriffene  in  feiner  sJ)erfönlicb= 
feit  treu  copirt  unb  beim  tarnen  genannt  mürbe.  Sie  lebens 
bige  ©egenwart,  bie  ndcbfren  3ntereffen,  bie  fragen  be&  Xa- 
ges  griff  ber  Sichter  auf  unb  brachte  ft'e,  oft  auch,  bie  eigenen 
Angelegenheiten,  in  ber  $>arabafe  jur  ©pracbe.  ©o  beißt 
nämlich  ber  £beil  be£  ©tücfs,  in  welchem,  wenn  bie  ©cbaufp. 
abgetreten  waren  unb  ber  @bor  allein  noch  auf  ber  SSübne 
ftanb,  biefer  ft'cb  an  bie  Bufcbauer  wanbte  unb  ihnen  im  91  as 
men  beö  Sicbtere  baeijenige  fagte,  \va$  berfelbe  in  eigenen 
ober  öffentlichen  2lngelegenl)eiten  auf  bem  «£>erjen  hätte.  Sa6 
poefifebe  2krbienft  ber  alten  <5.  befielt  baber  mehr  in  ber 
SBebanblung  beö  (Sinjelnen ,  als  in  ber  Surcbfübrung  beS 
©anjen,  welche^  oft  nur  eine  Slneinanberreibung  lofe  jufam= 
menl)dngenber  ©cenen  ift,  ba  t)ter  bie  praftifebe  Stenbenj  bie 
äfrbetifcbe  überwiegt.  3n  festerer  Jfinft'cbt  oerbient  bie  neuere 
6.  oor  ber  alten  ben  SSorjug ,  mabrenb  ihr  btnwieberum  laß 
abgebt,  was  grabe  bie  ©eele  biefer  ausmacht,  unb  worin 
Siebter  wie  5lriftopbanes  if>re  ganje  «Starte  fe§en.  Sie  tyaraz 
bafe  enthielt  immer  gleidbfam  bie  9)?oral  ber  5abel,  ähnlich. 
wie  in  ber  £agöbie  ber  @bor.  2Bas  bie  Otücfftcbtsloft'gr'ett  in 
Ausfällen  unb  Eingriffen  auf  lebenbe  ^erfonen  betrifft,  fo 
mufjte  eine  äügelloft'gfeit  ber  ©atßre  allerbingä  für  ben,  mel= 
eben  fte  traf,  unangenehm  werben,  unb  es  fehlte  ntctjt  an 
2Jerfud»en,  ft'e  ju  befebränfen ;  aber  ft'e  febeiterten  an  bem  (Seifte 
ber  2Serfaffung  unb  bem  9BilIen  bes  SBolfeö.  Safür  mag  eö 
aber  an  *Prit>atracbe  nicht  gefehlt  haben,  ©o  flagt  2lriftopr>a= 
nes  über  ba6,  was  er  r>on  JSleon  ju  leiben  f>atte  r  unb  *pia= 
rontus  erjäblt  »on  ©upolis,  er  fei  t>on  9)erfonen,  bie  er  in 
ben  „Sapten"  angegriffen  fyatte ,  ins  SÖaffer  geworfen  unb 
erfäuft  worben,  eine  £bat,  welche  oon  ©inigen  bem  2llcibia= 
bes  jugefebrieben  wirb,  ©efteben  mir  inbefj,  bafj  in  ber  9)fo= 
narebie  überhaupt  bei  frrenger  ©onberung  unb  lieber  =  unb 
Unterorbnung  ber  ©tänbe,  ein  oielleidjt  franfbaffes  ^fjrgefüfjl 
oorberrfebt,  baö  feine  perfönlicbe  ober  ©tanbesanfpielung  t>er= 
tragt;  baß  aber  in  2ltben  eine  folebe  ©mpfinbüdifeit  niebt 
berrfeben  tonnte,  weil  man  im  ©efammtleben  baran  gewöhnt 
mar,  frei  iu  urtbeilen  unb  über  fieb  urtbeilen  ju  laffen.  Ste 
2lrt  unb  Sßeife  tnbefj,  wie  im  ÜDtiftelalter  bas  ©brwürbige 
jur  ^offe  berabgejogen  würbe,  enthalt  ein  »ilnalogon  ju  bem, 
was  2lrtflopf>ane6  ft'cb  in  ben  §röfcb,en  erlaubte.  3n  ber 
SEragöbie,  wo  5llle6  ernfte  33ebeutung  hatte,  würbe  man  nicht 
bie  leifefte  3meibeutigfeif,  nicht  bie  geringfle  §ri»olität  in  bie= 
fer  J£)inft'cht  $eftattet  haben,  unb  eö  ift  oielleicht  ate  ber  gröf  te 
23eweie  für  bie  Freiheit  ber  fomifchen  -ßühne  anjufeben,  ba$ 
ber  fiuftfpielbicbter  ft'ch  fonber  ©cheu  auf  ein  ©ebiet  wagen 
burfte,    welcheö  felbfl  bie  auegejeidmetfren  sPhilofophcn  «wf 


Coinödie  189 

fpeculafioem  2Bege  nur  mit  ber  größten  23ebutfamfeit  unb 
feiten  ebne  ©efabr  betreten  fonnten.  Slufjer  bem  2ereid> 
bes  fomifdien  ©potteö  ftanb  allein  ber  bobe  unb  ebrwürbige 
©eriebtebof  beö  Slreopaguö,  fo  wie  binwieberum  fein  9)tit= 
glieb  beffelben  <5.n  (abreiben  burfte.  Wlit  ber  SDemocratie 
war  bie  k.  entftanben  unb  ging  mit  tt>r  wieber  unter.  Un= 
ter  ber  sorübergeben  STligarcbie  im  3.  411  oerfhtmmte  fte 
noeb  niebt,  aber  als  ber  unglucflidje  2lu$gang  bei  peloponnes 
fifdjen  Äriege  bie  Äraft  bee  äJolfeö  gebrodjen,  bie  Semocratie 
aufgebeben,  eine  oligarebifebe  ©cbrecfeneiregierung  an  bie  «Stelle 
gefegt  unb  ben  SBoblftanb  ber  33ürger  jerflcrt  batte,  ba  fanf 
ben  Siebtem  tbeils  ber  Sttutb,  mit  ber  ^arabafe  ber»orju= 
treten  j  tbeilö  feblten  ben  ©injelnen  bie  SDtittel ,  bie  bebeuten= 
ben  Jtoften  ber  @boregie  (f.  b.)  aufjubringen;  tbeils  unb  bas  ifi 
gauj  befonberS  ju  beadjten,  änberten  ft'cb  ©itten  unb  9lnftd>= 
ren  unb  bie  Segriffe  von  bem,  wai  febieflieb  unb  anfiänbtg 
fei;  man  fing  an,  mebr  für  feine  eigne  Werfen  ali  für  bat 
©emeinwefen  ju  leben  unb  ju  banbeln.  ©o  ging  tbeile  aai 
SOtittelloftgteit ,  tbeile  aui  Caut)eit  auf  Seiten  ber  23ürger 
unb  aue  s2lengfrlicbfeit  unb  23eben!en  auf  ©eiren  ber  Didbter 
ber  (Sbor  unb  mit  bem  (Sbor  bie  ^arabafe,  bin 
Pointe  bei  ganjen  ©tücfg,  ein.  23erorbnungen  famen 
baju,  welcbe  Semanben  mit  SInfübrung  bee  Slamenö  ju  »er= 
fpotten  »erboten,  unb  auf  biefe  2Beife  bureb  bie  ©efege  fo= 
wobl  wie  bureb  ben  bffentlicben  ©eifr  genötigt,  ©toffe  ju 
wählen,  bie  auf  bat  ©taatewefen  weniger  23ejug  bitten,  be- 
febränften  fid)  bie  Siebter  barauf,  motbifebe  «Stoffe ,  ©teilen 
eptfeber  Siebter,  felbfr  £omer  unb  t>or  Stllem  bie  £ragi£er  ju 
parebiren,  mit  <£inweglaffung  bei  Qfyoxi.  Sie  auf  biefe 
SEBeife  entflanbenen  ©tücfe  macben  bie  mittlere  £.  au  6, 
in  welcber  ^rifropbane^  mit  ber  jweiten  Sluegabe  bei  ^lu= 
Uli,  mit  bem  2lioloftfon  unb  Aoialui  auftrat.  Sie  au$ge* 
jeiebnetften  Sinter  ber  unter  bem  tarnen  ber  mittleren  6. 
begriffenen  ©poebe  ftnb  aufer  ii)m  Slnttpbanee?,  Slleriö 
unb  ©tepbanue  (f.  b.).  Soeb  war  aueb  aui  ber  mittleren 
«£.  ber  alte  ©eijr  noä)  niebt  ganj  gewieben  unb  tro§  au$= 
brücflicber  Verbote  lief  fte  ei  ftcb  niebt  nebmen,  ^erfonen 
bei  9Zamen  ju  nennen  unb  bureb  bie  Wlaite  barjufrellen. 
<Si  ifl  baber  befonberö  bie  SBeglaffung  bee  Sport ,  was  ben 
Cbarafter  ber  mittleren  <S.  ausmacht,  ©o  wirb  felbfr  tylato, 
gröfer  unb  twrnebmer  ali  ©ofrateö,  oon  ben  Äomifern 
J-Ulerie^,  SlnaranbribeS  unb  SInanilaö  angegriffen  unb  3fo« 
!ratee  flagt  noeb  356  über  bie  ^reibeit  ber  fomifeben  23übne. 
2)ie  angegriffene  ^)erfon  bot  jeboeb  fein  (Sbarafterbilb  mebr 
bar,  welcbeö  bie  ^auptftgur  bei  ganjen  ©tücfei  auegemaebt 
bätte,  wie  ©ofrateö,  Gruriptbc^  unb  Äleon  ober  ber  äBurft= 
bänbler,  fein  Stebenbubler,  einfl  in  ben  alten  ©tücfen;  fonbern 


190  Comedie  -  Vaudeville 

fte  war  mehr  ©egenftanb  gelegentlicher  OluSfäUe  unb  8eiten= 
fttebc ,  unb  auch,  biefe  mußten  unterbleiben,  alö  im  legten 
Viertel  beö  4.3ahrh.  ©riedjenlanb  feine  ©elbfrfranbigfeit  völlig 
einbüßte  unb  in  macebonifcfoe  Qlbhangigfeit  gerieth.  §urd)t  ocr 
ben  SMaceboniern  unb  ihrem  gebieterifcfjen  ©olbatentro£  lehrte 
jurücfhaltenb  fein ;  baß  öffentliche  Seben  mar  burcft  jene  gan^ 
Iidb  unterbrütft,  baes  $)riuatleben  oorherrfcfjenb,  gehöriger  @e= 
fiorfam  Pflicht;  2>arfrellung  einer  ^)erfon  burd)  bie  9)Jaßfe 
würbe  um  fo  mehr  beleibigt  haben ,  je  mehr  ber  Siebter  bie= 
felbe  jeet  aus  bem  ^rioatleben  nehmen  muf? te ,  unb  fratt 
ber  inbioibuellen  braute  er  nun  generelle  (Jharaftermaefen 
ober  «RarriEaturen  auf  bie  23ühne.  2)aö  tfl  bie  neuere 
6.,  beren  ©titefe  mir  nur  burd)  lateinifefce  Stfacbbilbungen 
fennen ,  weil  fte  auf  ber  röm.  Sühne  ©ingang  fanben  unb 
uns  in  röm.  Bearbeitungen  erhalten  werben  ft'nb.  s2ll$  <x\\e- 
gejeichnet  in  biefer  ©attung  werben  ^hilemon  aus  ©»ra= 
cus,  aber  23ürger  t>on  Slthen,  SDienanber  auö  4lthen,  glän= 
jenb  burd)  ©eburt  unb  Vermögen  wie  burd)  ©eift,  25iphi= 
Iuö  aus  ©inope,  §)hilipptbe$,  '•pofeibippus  unb  Slpolloborus 
genannt.  Wlit  bem  (Sijarafter  ber  neueren  ifl  jugleich  ber 
ber  röm.  <S.  angebeutet,  bie  in  ben  fefcennifdben  Werfen  unb 
ben  2ltellanen  (f.  b.)  ihre  ©runMage  fi'nbet.  2>er  23erfudj, 
bie  alte  <S.  ber  ©rieben  in  Jftom  einzuführen,  f  erweiterte 
an  ber  gdnjlicben  9*erfd)iebenheit  bes  SBolfscftarafters ,  bie 
neuere  bagegen  würbe  t>on  jahlreicben  9?ad)bilbnern,  unter 
benen  ^piautuß  unb  £erenj  bie  befanntefren  finb ,  auf  bie 
23ühne  gebracht.  2lucb  entflanben  hier  mandje  Uuterabtheilun= 
gen  ber  £.,  oon  benen  wir  hier  nur  nennen  bie  C.  ateiiana 
(f.  5ltellanen),  bie  C.  paliiata  eine  in  ©riedjenlanb  unb  in 
gried).  (Fofrüm  fpielenbe  <S. ,  im  ©egenfa^e  jur  C.  togata, 
in  ber  ©toff,  ©djauplai?  unb  (Sofrüm  römifeft  war;  bie  C. 
hilaro-tragoedia  f.  Sragicomöbie,  bie  C.  stataria ,  in 
welcber  ber  25ialog  über  bie  £anblung  »orberrfebte,  bie  C. 
tabernia  gemeine,  niebrige  23uben  =  (l.  u.  f.  w.  Ueber  bie 
©ntwief  eluug  ber  fpätern  <S.  in  3talien  als  improüiftrtee  Sufls 
fpiel  (Comedia  deii'  arte),  ©panien,  fttantveid),  ©nglanb  unb 
35eutfcblanb  f.  bie  £heatergefd)id)ten  biefer  Sanber,  fo  wie 
bie  Slrt. :  Sufrfpief,  SNaefen,  Pantomime  u.  f.  w. 

Comedle  -  Vaudeville  (Secfm.),  eine  bem  neueren 
franj.  Theater  eigenthümlidje  ©attung  bram.  Dichtung,  ©ie 
entfranb  feit  bie  Theater  jweiten  fttanges  in  sparte,  weldje 
auefefcliefiltd)  auf  bie  ßrrploitatton  bes  SÖaubeoilles  angewiefen 
ftnb,  bie  SKotbwenbigfeit  fühlten,  ihrem  ^)ublifum  mitunter 
aui)  ©tücfe  ernfterer  2lrt  ju  bieten.  25ie  haute  Comedie  war 
ihnen  burd»  ben  9!Jconopolbeft§  beö  Theatre  fran?ais  unjugeings 
Iid),  unb  man  fuchte  baher  einen  Slusmeg,  inbem  ©tücfe,  bie 
ihrer  Senbenj  nad)  bem  2>rama   angehörten,   buref;  Jc>in$u= 


Comödienstreit  191 

fügung  oon  2?aubet>ille*<Jouplet6  $u  einem  SOlittelbinge  jn>t= 
fcben  2)rama  unb  SSaubetulIe  gemalt  würben.  Selten  wer* 
ben  tnbeffen  eigentlich  23aubetnlIes9!flelobien,  fonbern  meifi 
Cperns  unb  JRomanjenmuft'f!  ju  ben  muft'falifcben  Grinfcbieb= 
fein  gewallt,    ©cribe,  ber  eine  geroiffe  Beir  lang  nur  für  ba6 

Thcätre  de  Madame  (je£t  Jöteber  Gymiiase  dramatiqne)  arbeitete, 

bat  bie  befannteflen  ©tücfe  biefer  ©attung  geliefert:  9Kal= 
r-ina,  Philipp,  ©ie  iffc  roabnftnnig,  (Jlermont  ber  SJialer,  ge= 
boren  eigentlich,  bem  2)rama  ober  ber  franj.  Comedie  lar- 
moyante  an,  rooju  fte  aucl)  in  ber  beutfcben  Ueberfefjung  iüte= 
ber  geworben  ft'nbj  im  Original  führen  fte  aber  fämmtltcb 
ben  Xitel:  C.  Y.  3n  ber  SluSfübrung  roirb  ba$  beutfcbe 
©emütb  fretö  auf  ba$  unangenebmfte  oon  bem  tonlofen  ©e= 
plcirre  ber  franj.  ©cbaufp.  beim  Singen  berührt  unb  auf  ber 
beutfcben  23übne  mürbe  ba$  ©ingen  nach  bekannten  99?elo= 
bien  in  einer  ernfren  ergreifenben  (Situation  faum  gebulbet 
werben.  £in  unb  roieber ,'  namentlich  bei  Stcrfcblüfien  tft  in^ 
beffen  bie  ebarafteritrifebe  SD?uftf  in  biefen  ©tücfen  ein  we* 
fentli*eö  J&ülfsmittel  für  bie  ergreifenbe  2)arfrellung.  €. 
c.  4?olteö  bat  für  baö  fönigflabter  Sbeater  in  23erlin  eine 
beutfcbe  C.  V.  mit  ©lücf  unb  gutem  ©rfolge  ju  febaffen 
oerfuebt.  (L.  S.) 

Comödienstreit  (&t)eat.  ©efeb.).  Unter  biefem  @ol= 
lectionamen  faft  man  gemöbnlid^alle  bie  2lnfeinbungen  unb 
Verfolgungen  jufammen,  bie  ba&  beutfcbe  SEbeater  in  ber 
Jitncheit5  =  unb  Grntroicflunglperiobe  erbulben  muite.  2>ie 
erfte  ©pur  bason  ft'nben  mir  ju  Hamburg  jnnfeben  16SO — 90, 
n>o  bie  ©eifHicben  Steifer  unb  ©cbuppiug  bureb  ©dhrift 
unb  SQJort  gegen  bie  Gomöbianten  eiferten  unb  bie  ganje  SBer= 
aebtung  auf  fte  herabjurufen  fuebten,  bie  früher  auf  ben 
„fabrenben  beuten"  ruhte.  £>iefe  Sjftühen  maren  nicht 
erfolglos  unb  menigfrenS  fanben  fte  bei  ber  ©eifilicbfett  fo 
grofen  2lnflang,  ba$  109-2  bem  Somöbianfenprtnctpal  2JeIt  = 
beim  in  Seipjig  unb  jugleicb  bem  ©chernüjft)  in  «Hamburg 
ba$  2lbenbmabl  oerroeigert  nmrbe;  ein  Verfahren,  roeldjes  bie 
in  ^vanheid)  auf  bem  ganjen  ©tanbe  ruhenbe  <£rcommuni= 
cation  (f.  b.)  in  2)eutf<blanb  roentgfren^  tbeileroeife  in  9tue= 
führung  braute,  ba  es  nur  ju  vielfache  Sftacbahmung  fanb. 
(Sin  magbeburger  ^rebiger  Söinfler  manoeuorirte  befonbere  auf 
gleiche  SBeife  gegen  bie  SBtttroe  SBelthetm  unb  »on  nun  an 
rourbe  es  9)fobe,  ba%  ft'cb  $>rebiger  unb  GJanbibaten,  bie  fon(t 
feinen  JHuf  ju  erroerben  mußten,  benfelben  bureb  Griferung 
gegen  bie  <£ombbianten  ju  erringen  fugten,  rooju  aüerbingg 
bie  fafl  unglaubliche  ©emeinbeit  ber  ©tücfe  unb  auch  ba$ 
ganje  Sleufjere  ber  25arfreller  ©toff  genug  barbot.  S5tö  um 
1739  roar  ber  <S.  frefö  ein  birecter  Singriff  auf  bie  <5ombbian= 
ten ,    ben  biefe  bureb  ©elbfrcertheibigung  ^urücf  miefen ,  roie 


192  Comödienstreit 

benn  j.  33.  bie  SBttrwe  Seltbeim  eine  ©diugfcbrift  oerbffentlicbte, 
bie  3  2lufl.  erlebte  unb  bie  fpater  mehrere  ^rincipale  als 
becfenbes  Scbilb  oorr)ielten.  2lls  ft'cft  aber  ©ottfcheb,  burd) 
feinen  Sinflufj  auf  eine  ber  bebeutenbften  Gruppen ,  bie  ^fleu- 
ber'fcbe,  bes  SEbeaters  tbeilweife  bemächtigte  unb  bemfelben 
eine  anbere  3tid)tung  ju  geben  fuajte,  natjm  aud)  ber  <S. 
eine  anbere  ©efralt  an  unb  würbe  burcb,  literarifcbe  $lnwalfe 
geführt.  Sie  erfie  Veranlagung  gab  bie  173?  auf  ©ottfcfcebS 
iöeranlaffung  erfolgte  feierliche  Verbannung  bes  £anSwurfreS, 
bie  oon  Seiten  ber  minber  bebeutenben  Gruppen  heftige  @in= 
fpracbe  unb  feine  23ead)fung  fanb,  woburcb  biefe  benn  natürs 
lieb  angefeinbet  würben;  widriger  war  ber  @.  ber  fiel)  crtyob, 
als  bie  ^euberin  felbfl  bie  £anb  ba^u  bot,  bie  gefcbmacflofen 
StücEe  it)ree  9?rotectore  ©ottfdjeb  unb  feiner  fd)riftfrellernben 
<£f)er;älfte  oon  ber  23ül)ne  ju  oerbannen.  3e#t  ging  berfelbe 
aud)  in  bie  Literatur  über  unb  ber  heftige  Streit,  meldben 
3.  Gr.  Sdjlegel  mit  einem  gewiffen  Straube  1740  in  ©ott= 
febebs  „Äritifdjen  ^Beitragen"  führte,  gibt  ben  erfren  23eleg 
baju.  £>iefe  Seitrage  waren  nun  ber  Äampfpla^,  auf  welchem 
2UleS,  was  ftct>  in  ber  bram.  Literatur  oon  ber  f)ot>len  bombafri= 
fdjen  Sd?ule  ©ottfdjebs  entfernte,  angefeinbet  würbe,  tefftng, 
©ellert  u.  21.  er f fütterten  jmar  bie  Sdjule  in  tt)ren  ©runbfefren ; 
bie  befiern  Äräfte,  worunter  3.  <£•  Spiegel,  matten  ftd? 
allmablid)  los  oon  ibren  SSanben  unb  folgten  ber  neuen  9ticb= 
tung ;  aber  ©ottfdjeb  unb  ferne  2lnr)änger  hielten  bie  fritifdje 
Unfehlbarkeit  mit  eiferner  Jpaxtnäd iqt eit  fejf,  unb  lange  wahrte 
es,  eb,e  ber  ufurpatorifd)  errichtete  unb  burd)  günflige  2Jer= 
bältniffe  befeftigte  fritifaje  £r)ron  ©ottfdjebs  jufammenbracb. 
2)a  inbeffen  biefe  Jtämpfe,  in  benen  ftcb  bie  S))artbeien  ber 
SSobmerianer  unb  ©ottfdjebianer  namentlidj  fef>r  herausfiel!* 
ten,  nidjt  mefyr  bie  (Jrifrenj  bes  Zfyeatevti ,  fonbern  nur  feine 
gorm  unb  2lrt  angriffen,  fo  wenben  wir  uns  ju  bem  erftern  <S. 
jurücf  unb  wollen  jur  GEbaraEterift'rung  bee  ©anjen  einen  ber= 
artigen  Streit  leicht  ffijjiren:  es  ift  ber  Hamburger  0c§e= 
Sdjlofferfdje  6.,  ber  wegen  ber  J^artnacfigfeit,  mit  ber  er  oon 
betben  Seiten  geführt  würbe,  unb  ber  ÜDcaffe  oon  (FontroocrSs 
fdjriften,  bie  er  oeranlajjt,  ju  ben  merfwürbigften  ger)ört :  3ob« 
fiubw.  Sdjloffer,  ^)afror  ju  JBergeborf,  oerfertigte  als  Stu= 
bent  2  Jüujrfpiele,  bie  er  in  Hamburg  aufführen,  unb  fpater  in 
33remen  bruefen  lief,  of)ne  ftcb  jebod)  ju  nennen.  <£in  tn= 
biöcreter  Stecenfent,  in  ber  ballifdien  23ibliotf)eE  ber  febönen 
SBtffenfcbaften,  7.  Stücf,  1708,  nannte  ibn  mit  tarnen  unb 
SBürbe  unb  proooeirte  babureb  bie  Qlnftc&t  bes  Hamburger  SDii= 
nifrerii  über  biefe  fdjön  =  wiffenfcr/aftlicbe  Arbeit.  25er  @Tts= 
apfel  war  geworfen,  unb  fa)on  in  bem  legten  S3latte  ber 
9iacbricbten  aus  bem  9teia?e  ber  ©elebrfamfeit,  3tr.  52,  30. 2>ec. 
17G8  erfebien  ein  anonnmer   23rief,  wonn  ^aftor  Scbloffer 


Comödienstreit  193 

paevjuillarifd)  angegriffen  unb  oerläumbet,  jugleicb,  ba$  2lna= 
tftema  gegen  ba$  £f>eafer  mieber  aufgefrifdjt  würbe.  Wlan 
muf  babei  bemerfen,  bafj  ber  folgenbe  Safjrgang  biefer  9tad>s 
rieten,  bem  Slaron  bei  ()amburgtfd)en  3ionl  3of). 
9)2  eld).  @6§e,  @enior  unb  .£auptpafror  an  ber  <St.  Sa? 
tbarinenfirdje  gewibmet,  worauf  bie  §arbe  bei  SSIatteö  ju' 
folgern  tfr.  ©djloffer  tfyat  ernfre  ©dritte,  ben  Slnonnmul 
ans  iid)t  ju  jiefjen,  unb  brofjte  mit  geridjtlidjer  -}tad)fud)ung. 
2)a  erfaßten  eine  milbere  ©rfldrung  bei  nun  fdwn  ?ennt= 
liefen  Sriefftellerl ,  bie  im  frömmelnben  SEone  t>on  einem 
burd&brungenen  ©emiffen  hervorgerufen  fein  wollte,  unb  jwar 
nid>t  bie  &aa)e,  wohl  aber  bie  3lrt  unb  Sßeife  all  übereilt 
barftellte.  liefern  ©ewiffenlbrange  fd)lof  ft'dt>  bie  anfrage 
an,  ob  ei  ftdj  für  einen  (Sanbibaten  oom  9)Jinifrerio  finde, 
all  äJerfaffer  oon  Somöbien  genannt  ju  werben  u.  f.  w.,  obs 
fdjon  bieö  früher  j.  33.  unter  SJeltbeim  fogar  auf  bem  3ettel 
unb  r>on  9>afroren  gefdjab;  ©djloffer  beruhigte  ftdj  nidjt  bei 
biefer  (Srflärung,  unb  fdjlug  ben  2Beg  bee  iftedjtel  ein?  aber 
man  (untertrieb  el,  ba$  ©b£e,  vuigo  s4ron,  geridnüd)  genannt 
mürbe  j  bodj  mufte  ber  Jperr  2lmtebruber  ftdj  ju  einem  IBriefe 
bequemen,  worin  er  @d)loffer  ,,bie  SSerft'djerung  gab,  bafi  er 
trjn  für  einen  red)tfrf)affnen  $Diann  unb  erbaulidjen  ^rebiger 
fialfe ,  ber  fein  Slmt  mit  «Segen  ju  führen  im  ©tanbe  fei, 
and)  allel  in  jenem  (amtlbrüberltdjen)  2Iuffa§e  biefer  23er= 
fi'd&erung  (-rntgegene  unb  ber  @bre  @di>Iofferl  9taa^tF)eilige 
wieberrief  unb  jurücfnabm."  ©djloffer  behielt  ft'd)  t>or,  bie- 
gen 23rief  oorjeigen  ju  fönnen,  wo  er  el  für  nöthig  f)ielt. 
9lun  oerfudjte  @b§e  burd)  allerbanb  9fladjinationen  ben  SSrief 
wieber  in  feine  ^>dnbe  ju  bekommen,  tuaä  U)tn  aber  nidjt  ge= 
lang.  3u  gleidjer  Seit  erfdnen  oom  $rof.  SSincent  9t  ö  1 1 1  n  g 
eine,  in  3  Auflagen,  gebrückte  SSertbeibigung  @d)lofferl,  in 
welker  ©6§e  all  SSerfaffer  jener  Slnfeinbung  jiemlia^  beutlidj 
bejetd&net  würbe.  SDer  (Eiferer  fdjwieg  jwar  augenblicflidj,  lief 
aber  balb  bie  Wtash  fallen  unb  madbte  ftcb,  Suft  in  feiner 
tbeologifdjen  Unterfudjung  ber  &ittlid)teit  ber 
«Sdjaubübne  u.  f.  w. ,  Hamburg  1769.  £)a  er  in  biefer 
©djrift  feiner  gegebenen  Qrrllärung  gänjltd)  juwiberfyanbelte, 
trat  @d)loffer  mit  feiner  „üttadjridjt  an  baö  tyüblitum," 
£amb.  1769,  heroor,  unb  enthüllte  ba$  ganje  treiben  bee» 
©eniorö,  t»or  ben  9Iugen  ber  2BeIt.  2Jon  nun  an  würbe  ber 
©treit  offen  geführt,  §lugfd)riften  jagten  einanber,  ber  @e= 
nior  fyatte  fogar  ein  —  fej>r  partfjeiifdiel  Urt^eil  ber  göttinger 
tfjeologifdjen  ^acultdt  einholen  laffen  5  all  tx  ft'd^  aber  in  fei= 
ner  Äampfluft,  unb  ©djaufpieloerfolgung  unt>orftd»tiger  SBeife 
»erleiten  lief,  bie  Slngelegenfyeiten  auf  bie  Äanjel  ju  bringen, 
unb  oon  SDZenfdjen  ab^anbelte,  bie  bie  gotteebienftltdjen 
SSerfammlungen  alö  einen  ©djauplaf  anfefjen  unb  be  = 
St>catcr*8wfon.    II.  13 


194  Comödienstrelt 

fudjen  unb  unter  anbeten  »on  Äanjelcomöbianten 
(@d)loffer),  »on  .Ratlu'berccmöbianten (91ölting)  ic.  fpracft, 
ba  nabm  ber  ©enat  ben  ^aflor  ©düoffer  in  «Scfeue,  unb  uns 
terfagte  ade  ©treitfdjriften  in  tiefer  Angelegenheit.  ©ö#e 
legte  balb  fein  ©entorat  nieber,  bie  allgemeine  Stimme  mar 
gegen  tf)n,  unb  e&  regnete  auf  er  ben  glugfcfcriften ,  (£»is 
gramme  auf  ii)ii  l)erab,  oon  benen  l)ier  einige  groben: 
%n  ©  — e. 

£>ie  un»erfd)ämte  ©tirn,  bie  geige  fünftig  nicbt, 

Unb  wenn  2>u  »rebigfl,  nimm  bie  SDiaeBe  »or$  ©eft'djt 
ober: 
211  ö  i&)  bie  ©Triften  gegen  ©  —  e  la$. 

©anj  red)t!  —  Allein  ©atnren,  3eit  unb  SDiüt) 
2Ba3  nü$en  bie? 

©in  ©ö£e  beffert  ft'd)  bod)  nie! 
2id)t  Sage  nad>  bem  Serbote  be6  Senaten  »on  Jpamburg, 
fd)rieb  Stelling  (am  21.  ÜHo».  69)  einen  23rief  an  ©ö§e,  tn 
bem  er  bie  Jpanb  jum  ^rieben  bot,  um  Vergebung,  n>o  er 
gefehlt,  bat  unb  fte  »erfnefi.  Slber  er  »rebigte  tauben  £>f)ren: 
bie  Antwort  ifl  ein  SDtufter  »on  <Prieflerflolj  unb  Undjrifls 
lidjfeit;    jur  $)robe  mag  fjier   ber  ©eblufj    berfelben   freien: 

„ 23ebenfen  ©ie  enblid) ,   ob  31>r  ganjer  23rief  fo  be= 

fdjaffen  ifl,  baf?  ©ie  ftd)  barauf  mit  greubigt" eit  »erben  bei 
rufen  »erben  fönnen,  wenn  nun  baß  2Bort:  23ejar;le  mir, 
was  bu  mir  fdjulbig  bifl,  aue  bem  SWunbe  3()reei  9tid)ten>  an 
©ie  ergeben  roirb,  unb  ob  ©ie  mit  bemfelben  ber  ^orberung 
Ttatt).  5,  24  ein  ©enüge  geleiflet  f)aben.  3a)  behalte  eß  mir 
t»or,  meine  Apologie  gegen  fo  »tele  ungegrünbete  Auflagen, 
mit  weldjen  ©ie  unb  3&*  ^reunb  miefe  belafligt  t)aben,  ba 
»orjulegen ,  wo  e£  nötejig  ifl ,  unb  baju  berechtigt  mid)  baß 
aSeri)a[ten  3efu,  3of).  8,  44.  43.  „3f>r  feib  oon  bem  2Sa  = 
ter  bem  SEeufel,  unb  nad»  eureö  Saterö  £ufl  wollt 
it)r  tfjun.  2)erfelbige  ifl  ein  SJiörber  oon  Anfang 
unbiflnidjtbeflanben  inber2öaf)rt)eit,  bennbie 
2B ai) r f>ett  ifl  nidjt  in  ifjrn.  2Benn  er  bie  Sügen  rebet, 
fo  rebet  er  t>on  feinen  eigenen ,  benn  er  ifl  ein  Sügner  unb 
ein  SJater  berf eibigen.  3d)  aber,  weil  id)  bie  2Bal)rr>eit 
fage,  fo  glaubet  tc)m  nur  nid)t;  biefeS  SBerfjalten  foll  jus 
gleid)  mein  SSorbilb  fein.  3d)  mieberrjole  nodjmalä,  ba$  id> 
3t)nen  alle  Singriffe  unb  93eleibigungen  oon  «iperjen  »ergebe 
unb  ©Ott  bitte,  ba$  er  3bnen  aud)  in  GErjriflo  »ergeben  fönne. 
9lur  verbitte  id)  allen  ferneren  23riefmed)fel  ein  für  allemal, 
unb  fjanble  bann  nad)  ber  SSorfdjrift  bee  göttlichen  SEBorteö. 
$)ro».  19,  20.  ©ei  un»erworren  mit  bem  ber  £eimlid)fett 
offenbaret."  9)rofeffor  0iölting  beantwortete  in  einem  würs 
bigen  SSone  14  befonbere  neue  Angriffe,  unb  8  anbre  fünfte 
biefeö  SBriefeö  unb  fdjlofü  wie  folgt:  „3d>  t)abe  bat  üDteinige 


I 


Comparse  195 

getfyanj  für  ben  Slu^gang  fann  iü  nidjt.  ©Ott  gebe  nur, 
bafj  wir  Seibe  in  ©inen  Jöimmel  eingeben,  wo  nad)  feiner 
erbarmenben  ©nabe,  bie  ßrinigfeit  wirb  ganj  wieber  l)ergeftellt 
werben,  weldje  i<fy  fjier  jwar  auf  ber  2Belt  fef>nlicfa  gewünfdjt 
aber  nicht  erlangt  habe.  91."  £>iefe  (Sorrefonbenj  eriftirt 
nur  in  SWanufcrtpt,  unb  tft  fet>r  feiten.  So  fci>Iop  einer  ber 
bartndcfigften  Äampfe  gegen  baä  Sweater ,  ber  jugleid)  einer 
ber  lefiten  war.  Grrft  in  neuerer  jieit  fcrjeint  ba6  SOZt>flifer= 
unb  Sttucferroefen  audb,  ben  (S.  erneuern  ju  wollen  unb  in 
bem  aufgeflärten  fieipjig  3.  23.  bonnert,  ober  jifdjelt  t>ielmef)r 
ein  alö  SOtyftifer  »errufener  ^rofeffor  twm  .Äatfjeber  ber  23ür= 
gerfdjule  t^evab  gegen  Sweater  unb  ©djaufp. ,  oon  benen  er 
fef>r  naio  behauptet:  baf  fte  feine  Triften  feien.  £>ie  ©adie 
ift  allerbing^  fo  finbifd),  bajj  man  fte  nur  Äinbern  vortragen 
fann;  ba$  mane  aber  1839  nodj»  vorbringen  barf ,  bae  tft 
baö  SMerfmürbige.  (C.  Lebrün.) 

Comparse  (franj.  SEedjn.),  wörtlich:  Qrrfdjeinenbe 
fjeift  biejenige  ftumme  $erfon  in  ber  33üf)nenfprad)e ,  welche 
bloö  jur  ©djau  auf  bem  £f)eater  erfdjeint.  ©ebraudjitcber 
bafür  tft  in  35eutfdilanb  ©tatift.  23ei  größeren  Sweatern 
pflegen  einige  GE.n  feft  angeftellt  ju  fein  unb  biefen  ber  täg= 
liebe  SDienft  bei  Stuf;  unb  Slbtragenö  ber  9DJeuble$  (f.  b.) 
obzuliegen.  23ebarf  man  einer  großem  3af)l,  fo  werben  ge= 
eignete  ©ubjeefe  für  einen  beftimmten  $)ret$  auf  bie  £>auer 
eined  2lbenb6,  ober  bei  neueinftubirten  ©tücfen  aud)  für  alle 
groben  engagirt.  Sebenfaüö  tljut  eine  Verwaltung  gut,  wenn 
Gruppen  in  ber  *&tabt  garnifoniren ,  ein  2Ibfommen  mit  ben 
©ommanbeurö  ju  treffen,  nad)  welchem  eine  bestimmte  9ln= 
jaf)l  oon  ©olbaten  für  (Ln  bereit  ffnb,  woju  ft'd)  in  ber  Siegel 
bie  ©ommanbeurö  nidjt  ungern  »erfreuen,  ba  ben  Seuten  ba^ 
burd»  ein  beachtenswerter  9teben»erbtenft  erwädjft.  SDie  23üf)ne 
f;at  ben  SJortfyeü,  unter  ben  ©olbaten  fdjbne  ©eftalten,  einen 
gewiffen  förperlidjen  Stnftanb,  ©ef)orfam,  rufjigeö  betragen 
unb  ©ewofmlKit  mit  SBaffen  umjugetjen,  ju  ftnben;  nur  ift 
anjuratfjen,  ftet£  einen  Ünterofftcter  bie  iente  jum  Sweater 
eöcortiren,  wäf>renb  ber  SSorftellung  auf  ber  üBüfyne  ober  in 
ben  Slnfleibelocalen  beaufftdttigen ,  baö  ©elb  für  biefelben  in 
Empfang  nehmen  unb  aud)  wieber  in  bie  GEafernen  jurücfs 
begleiten  ju  laffen.  23ei  allen  biefen  23ortf)eilen  ift  aber  ju 
berücf ftd)tigen ,  ba$  jur  <£rercier=  unb  SJcanboerjett ,  fo  tvie 
beim  Sluemarfdj  unb  ©onntagö  wäfyrenb  ber  Äirdjenparabe 
nid)t  auf  ©olbaten  ju  rennen  ift.  ©inb  ©olbaten  nidjt  ju 
fjaben,  fo  muf  man  ft'd)  mit  ^>anbwerfgburfd»en  u.  f.  w.  ein* 
Juristen  fudjen,  nur  febe  man  barauf,  bafj  ber  bamit  23eauf* 
tragte  ba$  ©elb  nid>t  für  ftd)  behalt,  bie  £eute  aber  mit  ber 
2Jerfpredfung  bie  SSorftellung,  r>inter  ben  (Souliffen  mit  anfefjen 
ju  fbnnen,  abftnbet.    ©oldje  S.n  flehen  f)inbernb  im  2Üege 

13* 


196  Comparserie 

unb    erregen  oft  burefe   äußere  Sftiijgefralt    ober  nacbläffigen 
2lnjucj  ©elacbter.     eergfame   23eaufftcbfigung   bee>   Qinjugee, 
namentliaVbei  SRömein,  (kriechen,  ©üben  u.  f.  tu.,  tu  brin* 
genb  notbroenbig ;    eben  fo  genaue  <S ontrolle  bei  SEBteterabItc= 
ferung   ber  erhaltenen  Gofrümfrücfe.     3Barnen   mup  man  rer 
Ieicbtfinnigem  Stniuerben    Itet>erltd?er  SSKenfcben  unb  ^erfenen 
*>vn  jweibeuftgem  SRufe.    2>er  Slufentbalt  in  groben  unb  2Jor= 
ftellungen  bat  fefcon  manchen  &ieb  oor  ben  iHacbforfdjungen 
fcer  »Polijei  gefebufct  unb  bei  ber  JCerfammlung  öieler  SDtenfcben 
im  £hearer  bem  £tebfrable  reiche  (Jrnte  geboten.         (L.  S.) 
Comparserie  (fran$.;  Xed)n.),  bas  ©anje  bee  >2Irran= 
gements  in  einer  23übnenbarftellung,  fo  toeit  ee  bie  frummen 
fperfenen   betrifft,    oie    blos   bureb  tf>r   Gtrfcbeinen   auf  ben 
©ang  ber  Jpanblung  eimvirEen  ober  bas  -Bübnenbilb  t>er»oll= 
ftänbigen.     £>as   Söefen    ber  (E.  iffc    bas   SJeaffenbafte ,    bei 
(geblaßten,    Aufläufen,    AEriumpbjügen   u.  f.  ro.,   unb  bie 
Aufgabe  bes  2Irrangirenben,  mit  ben  geringften  Mitteln  9?iaf: 
fen  por  bem  3ufcbauer  erfebeinen  ju  laffen.    2Mes  fann  nur 
erreiebt  werben,   wenn  bie  35ecorafton  bureb  ©äulen,  2.rep^ 
pen ,  33äume  unb  überhaupt  2krfe£frucfe ,  welche  ben  leeren 
Staunt    ber   QSufme    Derfleinern ,    Cor  G.   ju   ^ȟlfe    Eommr. 
12  ©olbaten,    bie   mit   einer  $abne   unb  trommeln  in  ein 
£bor ,   hinter  ein  ©ebufcb,  jn>ifd>en  ©äulen  aufgehellt  finb, 
laffen  bem  3ufcbauer  mehr  hinter  benfelben  oermutben,   als 
felbfr  bie  glänjenbfien  SJcittel  einer  33übne  ruirflicb  erfebeinen 
ju  Iaffen  erlauben.    £>ie  oerbrauchten  Jtunftfrucf  eben ,   MefeU 
ben   Somparfen  in  einem  SJlarfdje  mehrere  SNale  über  bie 
SBübne  geben   ju  feben,  macben   böchfiens  auf  Ätnber  nodb, 
einigen  (SinbrucE  unb    man   fommt  immer  mehr  babin,   bie 
@.  nur  an}ubeuren,  namentlicb  im  ©djaufpiele;  roährenb  bie 
©per  glänjenbe  unb  jablretcbe  (L  gerabe*,u   erforbert.    2>er 
Strrangirenbc  bat  barauf  ju  feben,  baj?  bte  (Jomparfen  roäb= 
renb  berjenigen   ©cenen ,  in  benen  fte  niebt  auf  ber  Sühne 
finb,  einen  ^Aufenthaltsort  haben,  unb  nicht  gejroungen  wer= 
fcen,  hinter  ben  CEouliffen  bas  Jöübnengefcbäft  ju  hintern ;  ba 
e$   ein   fehr  »erjeihltcber  ©unfd>  jebes  (Somparfen   ift,   ber 
2SorfrelIung   jujufehen.     2>te  (Einübung   ber  Gomparfen  ges 
febieht  am  heften  unabhängig  oon  ben  eigentlichen  groben, 
wenn  bie$  ohne  ©emetnfebaft  mit  Gbor  unb   Solcparthieen 
gefebehen  fann,    enrweber  cor  ben  «proben,    ober  um  3eit 
unb  ©elb   ju    erfparen ,   eine  ©tunbe  oor  bem  23eginn   ber 
SJcrftellung.      Sortheilbaft    ift    es,    wenn    man    bie    (Soms 
parfen  in   5lbtheilungen    ftellt    unb   jeber  einen  geioanbfen 
tfberiften   ober   5t3uranr^n   a^  9ub,r^r  gibt,  ber  bann  bie 
ihm  Uebergebenen    auf  ber  Sühne  anzuleiten   b,at.    Anien, 
2Daffentragen ,  ÜBeten  u.  f.  tx>.  laffe   man  unter  feinen  Um= 
ftänben  ohne  »orbergegangene    genaue   2tnroeifung  oon  ben 


Compedes  Compliment  197 

Cfomparfen  auefübren,  wenn  niebt  ©torungen  eintreten  fol= 
len;  überhaupt  oertraue  man  ntcbtö  ber  anteiligen*  folget 
Seute,  fonbern  überzeuge  ftcö  genau,  ob  ft'e  bat  auf  ber 
23ü^ne  9iotbn>enbtge  auef)  »ollfränbig  begriffen  fyaben.    (L.  8.) 

Compedes  (tat.;  ©arber.),  golbene  ober  füberne 
Stinge,  bie  oon  ben  vom.  grauen  oberhalb  beö  Änbcbelö  am 
gufe  getragen  mürben  i  ft'e  maren  nur  bamate  üblich ,  ales 
ber  Orient  bie  23einfleiber  in  9tom  eingeführt  {jatte;  grauen 
oon  locfern  ©irren  trugen  foftbar  gearbeitete  (S.  felbfr  am 
©cbenEel  jur  ©cbau.  (ß«) 

Conipere  (franj.j  Sed&n.),  ©eöatter,  ©eöatteremann, 
nennt  man  in  ber  £f)earerfpracf)e  eine  9tolle,  bie  nur  baju 
ba  ift,  um  einer  anbern  Hauptrolle  im  Dialog  ©elegenbeit 
jur  oollftänbigen  unb  befonberö  mirffamen  ©ntund'lung  ju 
geben.  3u  biefer  ©attung  gehören  namentlich  alle  ©teilen 
in  ben  fg.  ©cfjublabenftücfen  auf  er  ber  Hauptrolle,  alfo: 
SNurrfopf  im  ©cbaufp.  wiber  2ÜilIen,  ber  9llte  im  Sanbfjauö 
an  ber  ^eerftrafe,  ber  Director  in  itomm  fyerl  u.  f.  w. 
SSebeutenbere  Stollen  biefer  ©attung,  bie  auet)  bureb  eigene 
@f>ara?terifrtf  interefft'ren ,  ft'nb :  Defaunaie  in  SDiidjel  ^errin, 
ber  Wlot)t  in  ben  Drillingen  u.  f.  m.  25er  @.  ift  eigentlich, 
bloö  baju  ba ,  um  bat  ©tiebtoort  für  bie  Hauptrolle  ju  brin= 
gen.  ©elingt  es,  tf>r  eine  garbung  ju  geben,  bie  an  unb 
für  ft'cb,  interefft'rt ,  fo  ifl  biet  jwar  gut  unb  lobenswert^ 
jebe  9lnerfennung  nimmt  aber  beftenungeadjtet  nur  bie  Haupt= 
rolle  für  ft'cb  in  Slnfprucb-  (!••  S.) 

Compliment  (franj.) ,  ©ruf,  Verbeugung.  Die 
neuere  3eit  t)at  bas  <£.  fct)r  »ereinfaebt.  @tn  3ufammen« 
nehmen  ber  $aden,  eine  leiste  Neigung  bes  ©berförperö 
genügen  für  ©leicfjftebenbe ,  2Jorgefe§ten  unb  Höberfteben= 
ben  ©egenüber  wirb  biefe  Neigung  tiefer.  Dagegen  unters 
liegt  bas  ältere  (£.,  namentlich  bas  bes  oor.  3abrb.  ganj 
beftimmten  Siegeln,  bie  auf  ben  Sanjfcbritt  bes  SQtenuettö 
fufen.  Das  Slusfcbreiten  bes  reuten  gufes  jur  <S>eite,  bie 
Steigung  bes  Sberförpers,  bas  3urüdtreten  unb  mieber  2lufs 
ridjten  fref)t  in  genauem  3eitöerbältniffe  mit  bem  Ergreifen 
bee  Hutes  unb  beflen  gübrung  »on  unter  bem  linfen  2lrme 
in  bie  red)te  Hanb  unb  bafjin  jurücf.  Stiftung  ber  Stugen, 
Haltung  bes  «Kopfes  unb  ber  Slrme  Sterbet,  febreibt  bas  SÖte= 
nuett  oor.  Die  <5.e  beim  Durcbgeben  bureb  ein  3immer,  fo 
wie  beim  Eintreten  in  eine  größere  ©efellfcbaft,  weisen  oon 
biefem  ceremonieufen  <5.  in  fo  weit  ab,  als  fte  leiebter,  rafrfjer 
unb  anfprucbölofer  gemaebt  werben.  Das  leerere  befonbers 
ift  basjenige,  n>a$  ber  ©cbaufp.  beim  Heraueruf  anjuwen= 
ben  t>at.  (£r  beginnt  gleichseitig  mit  ber  Neigung  beä  ©bers 
förpers  unb  bem  3urücftreten  bes  reebten  gußes  einen  25licfy 
ber  ungefähr   in  ber  Südjtung  bes  erften  Stanges  bie  ganje 


f9ii  Composition  Concert 

Serfammlung  von  Iinfe  nad>  rct^tö  burdjfliegt,  olme  ftdj  ir= 
genbwo  ju  firiten.  Näheres  über  bas  S.  f.  in:  ber  (Somplis 
mentartuei,  Nürnberg  1730;  @ompltmentir  =  unb  ©ittenbud) 
Ethophili,  SRorbbaufen  1728  j  @ompümentir  =  Kollegium,  £eip= 
jig  1730;  ber  alljeit  fertige  (Somplimentift ,  »Nürnberg  1728 
unb  in  ben  jab,lreid)en,  meift  mertfylpfen  Somplimentirbüdjern 
ber  neuern  3eir.  (L.  S.) 

Composition  (tat.  j  SSfluftf.),  3ufammenfe£ung ,  alfo 
aui)   ba&   au6  jufammengefe^ten  einzelnen  Sönen  befiefyenbe 
SDtuftr"frücf.    2Bie    ber  2)ic)ter    beim  3ufammenfrellen  eineä 
©ebiditeö   au$  SBorten  nia>t  allein  bie  Siegeln  ber  ^profobie 
unb  SDletrif  beachten,   fonbern  aud)  biefe  SBorte   ftetö   bem 
©efüf)l  anpaffen  mufj,  weltfyeö   bae?  ©ebtc^t  beim  Sefer  er= 
wecfen  foll,  fo  muf  aud>  bie  (S.  nicjt  allein  allen  tedmifeben 
Slnforberungen  ber  SBluftf  entfpredjen,  fonbern  jeber  £on  mufj 
im  (Jinflange  flehen  mit  ber  (Jmpftnbung ,   welcbe  bie  £.  ine? 
Seben  rief  unb  bie  fte  bemnarf)  roieber  f)ert»orrufen  foll  beim 
Jfpörer;   bafyer  ftnb  bie  beutfd&en  üBejeidmungen :  £onbidjs 
tung  unb  £onbicfcter  weit  entfpred>enber,  al$  (£.  unb  <$om  = 
ponifh     2)ie  @.    »erlangt  bemnad)    oon    if>rem  <Sd)öpfer: 
grünblidje  muftfal.  UMffenfcbaftlidje  Sßilbung ,   genaue  $ennt= 
nifj  ber  «Stimmen  unb  Snfrrumente,  (£rfaf)rung  in  ben  2Bir= 
fungen  ber  Harmonie  unb  biejenige  allgemein  n>iffenfd)aftlid)e 
unb  äfrfyetifcbe  23ilbung,  bie  jeber  .ftunftfcböpfung  alt  ©runb= 
läge  bienen  mufj;  aber  fte  »erlangt  eben  fo  bringenb  ein  n>ar= 
mee?  tiefet  ©efühj,   poetifdjen  ©dnuung  be£  ©emütfyeä,  (5r= 
ftnbung^fäbigf eit  für  SJielobien  unb  (Stjaraftere ,   ©ebanfen= 
reid)tbum  unb  Urtfjeilef raft ,  mit  einem  9Borte :  bidjterifcbc 
@d)öpfungsfraft,  ©enie.    SSon  ben  »erfdnebenen  Unterab= 
Teilungen  ber  C£.  baben  wir    fyier  nur  bie  bramatifa)e, 
b.  b,.  bie  Oper  unb  ib,re  einjelnen  Xfyeile:  bie  Suoertüre, 
3ntrobuction ,  Slrie,  fixere,  bae?£ieb,  £>ueft,  £erjett,  Q.uar= 
tett ,  %inale  u.  f.  w.  ju  betrauten,  unb  oerweifen  auf  biefe 
einjelnen  2lrt. ,  fo  wie  auf  ben  ©efammtart.j  Oper.       (7.) 
Cömus   (9ftntb.)-    1)  Der   ©Ott  be$  ©ajmaufee  unb 
23orfleber  ber  öffentlichen   Cuflbarfeiten  unb  gefte.    Äommt 
nur  in  ber  alteften  9)intf)ologie  ttor  unb  wirb  ale?  ein  lad)en= 
ber  alter   5Dlann    mit  balbgefenftem  Jpaupte    unb  gefenfter 
^acfel  bargeflellt ,  wie  er  fcfylaftrunfen  ftcb,  irgenbwo  anlehnt. 
2)  23ei  ben  Steuern  ber  ©Ott  beö  ©dberjee?  unb  Sadjenä  mit 
fatorifcS  fjeiterm  ©eft'cbte,  eine  grinjenb  ladjenbe  SDtaöfe  in  ber 
£anb  b.altenb.  (K.) 

Concert  (franj.;  ital.  Conceno,  9D?ufif) ,  1)  jebe 
SSKuftf,  bie  t»on  9)tef)reren  jufammen  auögefübrt  mirb  unb 
bei  ber  bie  »orfyanbenen  Ärafte  wetteifern  (concertare)  jum 
©elingen.  55?an  unterfaVibet  SocaU  unb  3nfrrumentals^.e, 
öffentliche  unb   9)rioat  =  <5.e,    Äird)en  =  ,    «6of  =  ,    Äammer  = 


Concertmeister  Concession        199 

©arten  =  @.e  u.  f.  w. ,  Benennungen,  bk  fetner  wettern  <£r= 
fldrung  bebürfen.  2)  din  einzelnes  99iuft'r"ftücf ,  burrt  tveU 
djeö  ber  Snftrumenralift  feine  ö'erf'dfett  ju  beweifen  ftrebt, 
»ute  Glasier;,  äJtcltn  = ,  gicten  =  ^.  )c.  (7.) 

Concertmeister  (SWufiB) ,  ber  erfte  23iolinift,  23or= 
(Vieler  im  Örcbefter. 

Concession  (SEheaterw.),  ^ie  <£rlaubnip,  irgenb  ein  büx- 
gerlicbee  ©ewerbe  gu  treiben,  bk  oon  Den  JKegierungen  unter 
gewiffen  33ebingungen  erteilt  wirb.  3)ie  <S.  fann  gewöbnli* 
nicbt  oerfauft,  übertragen  ober  vererbt  werben,  (onbern  gilt 
nur  für  bie  Werfen,  ber  ft'e  erteilt  ift;  bo*  tft  ft'e  in  <£.taa; 
ten,  wo  ©ewerbefreibeit  eriftirt,  gegen  eine  beftimmte  216= 
gäbe  fef)r  leicbt  ju  erlangen  unb  erbeifcbt  nicht  einmal  ben 
$lai)\veiß  verfönlicfeer  S3efäbigung  jur  2lu6fübrung  beö  ®e= 
werbet.  2)ie  <L  jur  Sßeranftaltung  tbeatralifcfeer  !8orfiellun= 
gen  wirb  meift  auf  bk  SBorjeigung  t?cn  3eugniffen  barüber: 
„ba$  p«  ifladbfucbenbe  baß  ©efcbaft  bereitö  anberöwo  mit 
Erfolg  betrieben  unb  ff*  babei  gut  betragen  babe"  ertbeilt 
unb  gilt  bann  für  eine  JReibe  oon  3abren  unb  einen  beftimm= 
ten  Jtreiö.  ©o  wirb  benn  bk  Leitung  ber  .Runftanftalten 
bem  nutrtgften  ©ewerbe  gleicfcgeftellt  unb  bie  «ftunft  ber  con= 
cefft'ontrten  ©v^culation  fcbu^los  vreisgegeben.  Denn  fo  lange 
ber  3nbaber  feine  »Pflicht  gegen  bie  Regierung  erfüllt,  b.  b. 
feine  abgaben  bejablt  unb  ft*  nur  ben  aufern  «Schein  ber 
JRecfctlicftBeit  ju  wahren  weifi ,  bkibt  er  im  unangefochtenen 
23eft§  beö  Sflonovole,  mit  ber  Äunft  in  feinem  @.«  =  23ejirfe 
ju  fdjacfcern.  @6  tft  ein  großer  Uebelftanb,  bafj  bk  9tegie= 
rungen  nidbt  im  ©tanbe  ftnb,  bk  fünftlerifcbe  Befähigung  ber 
<L  fucbenben  2)irectoren  berjenigen  ftrengen  Prüfung  ju  unter= 
werfen,  bie  bk  SBichtigfett  ber  «Stellung  —  wenn  wir  baä 
Theater  ate  23olfgbilbung6anftatt  betrachten  —  erf)eif*t  unb 
ba^  e&  baber  ber  Unfähigkeit  unb  vuren  ©elbfveculation  mög= 
lieb,  tft,  ft*  gegen  Sorjeigung  oager  3eugniffe  ber  Leitung 
bee  Stbeaterei  ju  bemächtigen.  SDcan  bat  beshalb  ben  23or= 
fcfclag  gemalt,  eine  eigene  £beaterbebörbe  ju  begrünben,  an 
beren  Svt^e  j.  23.  bk  3ntenbanj  beö  .poftheaterö  jeben 
Staates  fteben  follte,  ein  SSorfcfclag,  ber  augenfcheinli*  nur 
bann  ausführbar  fein  würbe,  wenn  baß  ganje  SEheafer  al$ 
Staatsanftalt  betrachtet  würbe.  So  grof  inbeffen  biefer  Uebel= 
ftanb  fein  mag,  fo  tft  jebenfalls  ber  nocfi  gröfjer,  ber  ftch 
oom  ganj  materiellen  Stanbvunfte  ber  Betrachtung  barbietet: 
25er  Sirector  wirb  für  einen  gewiffen  Äreis  concefftenirt  unb 
beginnt  nun  fein  ©efdbäft;  um  ju  effectuiren,  engagirt  er 
eine  möglicbft  gute  unb  meifl  §u  jablreicbe  ©efellfcbaft,  mit 
ber  er  gewöhnlich  in  ben  SBintermonaten  bie  beften  ©efcbdfte 
ma*t  unb  bann  bk  contrabirten  ©agen  au*  regelmäßig 
jahlt.    ©obalb  aber  bie  minber  ergiebige  ©ommer,ett  ba  tft, 


200  ConcordiA  Conferenz 

Beginnt    gewbfynlidj    ein    met)r   ober  minber   grofjec*  (Jlenb; 
ber  SDirector,  bet  »or  2lllem  feinen  23ortl>ciI  öor  s2lugen  h,at 
unb   buxdj  feine  Kaution  gebunben  ifr,  rebucirt  bie  ©agen 
auf  b&6  2$erbältnif  ber  momentanen  Einnahmen ,  jafjlt  fyöaV 
ftenö  bie  -ipälfte  ber  contrat)irten,  ober  jmingt  bie  ©efellfdjaft 
in   „S^eilung  *u  fpielen"   (f.  b.),  wobei  bie  SJtitglieber  bie 
notljwenbigften  ©ubftfrenjmittel  tttdt>t  erfdjwingen  f önnen,  wär> 
renb  ber  £)irector,    ber  gemöfynlicf)  einen  Xfyeü  für  bie  @on= 
ceffton ,  einen  für  bie  ©arberobe,   einen  ate  ©irector  unb 
einen  alö  actioeö  SDiitglieb,  alfo   im  ©anjen  »ier  &t)eile  in 
Slnfprud)  nimmt,   nocb,   immer  fef>r   gut  fret)t.    ©o  ifr  bann 
ber  ©djaufp.   nicfyt  met)r  im  ©tanbe,  feine  ÜBerpflidfrtungen 
ju  erfüllen,  er  wirb  jum  ©djulbemnacfyen,  jum  (Sontractbrudje 
unb  anbern  unreblicfyen  Jpanblungen  gejwungen  unb  baö  £t)ea= 
ter,  weldjeö  eine  23ilbung6anfralt  bees  23ol£ee  fein  follte,  wirb 
jur  ^flanjfcfyule  für  bie  Unmoralität    unb  baö  33erberben. 
fflod)  ert)öl)t  fet)en  mir  biefeö  mannigfache  (Jlenb,   wenn  mit 
©rtfjeilung  ber  <3.  fo  rücfftdt>ttlIoö ,  wie  j.  23.  in  ©adjfen  oers 
fahren  wirb,  wo  oft  3 — 4  2>trectoren  in  bem  fleinften  Greife 
concefft'onirt  ft'nb  unb  in  ben  unbebeutenbflen  ©täbtd>en  eine 
©efeüfdjaft  bie  anbere  fafr  oerbrängt.  Wlöd)ten  bocfye  nblidr)  bit 
Regierungen  ber  bram.  Äunfr  met)r  SXufmerffamf eit  fct)enfen } 
aud)  auf  bem  gegenwärtigen  ©tanbpunfte  fbnnen  ft'e  wefent= 
Xtdt)  jur  Erhebung  unb  23efferung,  befonberö  ber  fleinen  £f)ea= 
ter  beitragen  5    fte  bürfen  1)  bie  <S.  nur  für  einen  Äreiö  er= 
tt)eilen,   in  welchem  eine  anftänbige  ©efellfdjaft  noforifdi»  ju 
beftet)en  im  ©tanbe  ifr;   2)  mit   größerer  Strenge   auf  ben 
Dtacfyweie  ber  moralifcfcen  unb  fünfrlerifcfcen  $Eü<^tigfeit  beä 
2)irector6  fefyen ;   3)  bie  <S.  nur  gegen  eine  Kaution  geben, 
bie  wentgfrenö  bem  breimonatlidjen  ©agenetat  gletdt)  fein  unb 
fcaar  in   bie  ^Ȋnbe  ber  Regierung  niebergelegt  werben  mufi ; 
4)  bie  23er)6rben  ber  <§täbte,  bie  £t)eater  fjaben  wollen,  mit 
4>inwei6  auf  bie  hinterlegte  Kaution,  für  ben  foliben  23eftanb 
beä  £r)eaterö,  fo  lange  bie  ©efellfdjaft  in  jcber  ©tabt  weilt, 
öerantwortlicfy  machen  unb  bagegen   5)  jeben  SSerflof  gegen 
died)t  unb  &itte  oon  «Seiten  ber  ©djaufp.  unnadtft'djtlid)  ftro= 
fen.    3wei  2>rittt)eile  ber  je^tgen   „reifenben  ©efellfdjaf ten " 
würben  jwar  bei  biefer  Einrichtung  oerfcfcwinben,  aber  aue" 
bem  Sßufte  berfelben  würbe  ftd)  ein  anftänbigeS  ,  Äunfr  unb 
©irre  förbernbeö  ^3rot»tn^taltr)eater  ergeben.    "       (R.  B.) 

Concördia  (9llleg.),  ^erfoniftcation  ber  Eintragt, 
©ie  warb  mit  langem  »on  Sorbeerjweigen  burcf)flod)tenem 
J&aar,  mit  einer  ©djaale  in  ber  rechten,  mit  ©cepter  ober 
§üllt)orn  in  ber  linfen  Jpanb  bargefreUt,  ober  nur  burcf) 
%wei  in  einanber  gefcclagene  ^dnbe  angebeutet. 

Conferenx  (Secb.n.),  a3eratt)fc^lagung ,  ©ef*dft0= 
unterrebung.     <S.en    pflegen    bei   grofen  23ür)nen   befonberö 


Confirtent  Conrad!  201 

frattjuftnben ,  wenn  bie  3>irection  entfcfyloffen  ift,  ein  be- 
beutenbeö  unb  befonberee?  fofrfpicligees  2Berf  in  ©cene  ju 
fe$en.  ©egemuärtig  ft'nb  außer  ben  9tegiffeur$,  §apellmei= 
ftern,  Snfpectoren,  aucb,  bie  3becorationeimaler,  Softümierei  u. 
f.  w.  (£ö  wirb  bann  juöörberft  bie  23efe$ung  gemeinfam 
beraten,  bann  bas  notfywenbig  9teuanjufertigenbe  »eran= 
fd)lagt,  ba&  SJorfjanbene  geprüft,  ob  eö  mit  einigen  23erän= 
berungen  ju  brausen  wäre,  bie  «ftofrenanfdjläge  jebeä  ein= 
jelnen  3weigeö  gemalt  unb  überhaupt  baö  SDiaterielle  ooll= 
fiänbig  befprocben.  ©ntweber  fyat  jjeber  Slnwefenbe  ba&  23ucf> 
»orb,er  gelefen,  ober  eS  wirb  bei  ber  <£.  felbft  »orgelefen, 
bann  befprocfyen  unb  bie  »erabrebeten  ^ftfteüungen  ju  $)ro= 
tofoll  genommen.  2)iefe  (S.en  fjaben  baö  ©ute,  bie  mög* 
liefen  @d)Wierigfeiten  fcfoon  »orfyer  buret)  @acr;»erftänbige 
offen  geprüft  ju  feben,  fo  wie  ft'e  jeber  einzelnen  üBrandje 
bie  aSerantwortltdjfeit  auferlegen ,  ft'cfe,  ben  5lnforberungen  be$ 
©anjen  anzubequemen  unb  nidjt  in  einer  Sfodjtung  bin  juotel 
ju  tt)un,  wäbrenb  eine  anbere  »ernadjläfftgt  wirb.        (L.  S.) 

Conti il ent  (franj.j  Secfcn.),  ein  SRollenfacf;  Der  franj. 
25üf>ne,  gleidjbebeutenb  mit  ben  Vertrauten  ber  beutfeben. 
3m  »or.  3abrb-  war  e6  »on  SÖidjtigfeit,  ba  ba&  ganje  altere 
Stepertoir  ber  franj.  SEragbbie  in  jebem  ©tücfe  bie  Stolle 
eineä  @.  fyat.  9lod)  gegenwärtig  b,at  baß  Theatre  fran9ais 
iwei  ©dbaufp.  für  tiefet  gadj,  unter  benen  ©umtlätre  »on 
äalma  fet)r  gefragt  würbe  wegen  feineö  btecreten  unb  ber 
Hauptrolle  r>ulfreic^en  ©pieleö,  worin  bie  ganje  Aufgabe 
bed  (£.  befrebt.  3n  neuerer  3eit  i)at  ba$  §ad>  be&  <L  faft 
ganj  aufgehört.  (L.  S.) 

Cöngreve  (SQBilliam),  geb.  1672  in  3rlanb.  <&ein 
S3ater,  ein  angefebener  (Jbelmann,  befrimmte  ibn  ben  @tu= 
bien ,  fein  lebhafter  ©eifr  konnte  ftdt)  bamit  nidjt  »ertragen, 
er  »erlief  ft'e,  mbmete  ftdt)  ber  bram.  ©tdjtffunfr  unb  gewann 
1695  mit  bem  erflen  @tü<fe:  the  old  Bachelor,  bie  ©unfi 
beö  tyübütümß.  2Si3  17Ü7  lieferte  er  7  ©türfe,  bie  Qlnfprudb 
auf  einen  tylafy  unter  ben  befren  bram.  ^robuetionen  aller 
Stationen  baben.  Empört  bureb,  bie  Singriffe  einiger  9tecen= 
fenten,  namentlich  be£  3erem&  (£oüiex$,  ber  baß  ©otteeläfters 
lidje  feiner  SBerfe  in  einem  eigenen  2Sucbe  bewetfen  wollte, 
30g  <5.  ft'e*)  ganj  »om  Xfyeatex  jurüdP,  nya&  er  um  fo  leidster 
tonnte,  al$  bie  ©unfl  bes  ©rafen  «£allifar  ibm  mehrere  fet)r 
einträglicbe  Soften  »erfefjafft  i)atte.  <£r  frarb  1729  ju  Con= 
bon  unb  warb  in  ber  SBejimtnfrerabtei  begraben.  Die  3ipfel 
feiner  ©argbeefe  würben  »on  ben  angefetyenjten  ^erfonen 
ber  <§tabt  getragen.  (L.j 

Conrädi,  1)  (3o().  ©eorg),  war  um  1690  <SapclI= 
meifter  in  Öettingen  unb  einer  ber  (£rften,  ber  beutfefee  Opern 


202  Conquisitores  Constant 

für  bie  Hamburger  Sühne  frf>rteb ;  Slriabne,  Diogenes,  9iuma 
<pompiliu$,  «Sarolues  SMagnutf,  3erufalem,  ©igiämunbuö,  ©en= 
ferue  unb  *p»gmalion  finb  bie  Opern ,  bie  SNattbefon  pon 
ihm  anführte.  —  2)  (2>em.),  mabrfcbeinlicb  bie  Softer  beä 
Bor.;  gla'njt  t>on  1 700  —  17(19  ale  erfre  ©angerin  ju  $am= 
bürg,  ging  bann  nach,  Berlin,  wo  ft'e  biö  1711  wirfte,  bann 
einen  ©rafen  ©rujewefi  beiratbete  unb  r>on  ber  23übne  oers 
fcbwanb.  Söcatthefon  rühmt  ihre  herrlichen  ©ttmmmittel  eben 
fo  fehr  alö  ihre  reijenbe  ^erfönlicbfeit.  (3«) 

CoiH|iii>)itöiT*>.  (lat.  Don  comjuirere,  3ufammenbrin= 
gen),  bei  ben  röm.  Theatern  Seute,  welche  3ufcbauer  herbei^ 
fcbafften,  bie  bei  fcenifchen  unb  anbern  «Spielen  biefem  ober 
jenem  ©cbaufp.,  ©labiator,  SDcimen  u.  bergl.  Beifall  flatfcbten, 
alfo  bie  bejahten  Glaqueurö  ber  alten  Bühne.        (W.  G.) 

Conservatörium  (Stufte),  eine  Bilbungeanftalt  für 
9)cufif  im  weiteften  ©inne  be6  SEBortee,  ber  alß  frommer 
2Bunfcb  aufgehellten  Slcabemie  ber  ©cfyaufpielhmfr  (f.  b.) 
Dergleicbbar ,  inbem  nicht  bloö  bie  SDiuftf,  fonbern  audj  alle 
baju  gehörigen  .£>ülf6Wiffenfchaften  bort  gelehrt  werben.  35ie 
erften  2lnftalten  biefer  9lrt  entftanben  in  Statten,  namentlich 
in  Neapel,  Benebig  unb  SJiailanb,  wo  bie  berühmteren  £on= 
fünftler  aller  2lrt  auö  ihnen  hervorgingen;  bie  öollfommenfre 
ift  wohl  baß  Conservatoire  ju  tyaviß ,  welche^  1784  nach  bem 
SJcufrer  ber  ital.  eingerichtet  würbe  unb  bie  9)cebrjabl  ber 
au^gejeichneten  franj.  SEonhinftler  bilbete.  3n  ©eutfcblanb 
befteben  nur  in  SEBien  unb  $>rag  £. ,  bie  jwar  nur  t»on  Q)rt= 
»aten  begrünbet  unb  erhalten  werben,  aber  bennocb  ben  we= 
fentficbfren  Grinftufj  auf  bie  muft'f.  23ilbung  ausübten  unb 
manche^  herrliche  Talent  erjogen  unb  jur  Steife  gebracht 
haben.  (7.) 

Consonänz  (ÜÜJcuft'f) ,  ber  3ufammenFlang  mehrerer 
SEbne,  bie  bem  Öhre  wobltbun  unb  beruhigenb  auf  baß  ©e= 
fühl  wirfen ,  entgegengefe^t  ber  £>iffonanj,  beren  £öne 
Ohr  unb  ©efühl  »erleben.  Sie  Octat>e,  Ouarte  unb  Ö-uinte 
finb  t>oll£ommene,  bie  £erj  unb  ©erte  unoollf  ommene 
(E.en ,  weil  in  leijfern  bie  £öne  um  einen  halben  £on  ab~ 
weichen  Fönnen,  ohne  aufjuhören  GF.en  ju  fein,  tvaß  bei  ben 
erfrern  nicht  ber  %a\l  ift.  (7.) 

Constant,  1)  (Benjamin),  geb.  juSenf  1767.  liefen 
berühmten  2>epufirten ,  beffen  »ortrefflicber  politifcher  (5ha= 
rafter  über  allem  3weifel  erhaben  ift,  nennen  wir  hier  \ve- 
gen  feiner  Bearbeitung  oon  Schillert  SEBallenfrein  für  bie 
franj.  Sühne,  (iß  ift  merBwürbig,  ba$  ©cbiller'6  3ßallen= 
ftein  »orjüglicr;  berufen  war,  ben  Sftubm  cee  beutfcben  £>rama 
fowohl  in  (?nglanb  (f.  Soleribge)  wie  in  granfreicb  ju  be= 
grünben.  £>ie  Ueberfe^ung  bee  SBallenftein  twn  (5.  ift  mit 
einer   Betrachtung   über  bie  beutfche  ©chaubühne  eingeleitet 


Constantia  Constantinopel        2G3 

unb  erfcbien  unter  bem  SEttel :  Wallstein,  tragedie  en  cinq 
actes  et  en  vers ,  pr^ced^e  de  quelques  reflexions  sur  le 
theätre  allemand,  et  suivie  des  notes  historicjues.  (Paris  1809.) 
S.  jrarb  ju  $arts  1830.'  —  2)  (£ouis  Gttaxleö),  geb.  ju 
ißerfailles  um  1795,  betrat  bafelbfl  juerfl  bie  Sreter  unb 
gewann  balb  fo  oiel  Sftuf,  bafj  er  beim  Ambigue  comique  en= 
gagirt  mürbe.  2>urcb  feine  »l)»ftfcben  «Jigenfcbaften  unb  fein 
Organ  mefrr  ju  fomifcben  ^Hollen  berufen,  jcg  er,  fo  Diel  er 
es  oermod)te,  bas  SJaubeoille  bem  SDielobram  oor.  (£r  er= 
fajite  feine  Stollen  in  allen  Details  mit  ber  größten  Sorgfalt. 
iDiefe  <£igenfcbaften  gewannen  il>m  fctjr  oiel  23eifall  unb 
©unfl,  unb  es  ifl  bal)er  ju  oerwunbern,  baf?  er  1837  tiefe 
95üf)ne  mit  bem  Panthc'on  oertaufcbte,  wo  er  fettbem  aber 
freilid>  jum  gröften  3^r>eüe  im  2>rama  wirft.  Ungeadjtet 
bes  Seifalleö,  ben  er  in  reifem  SDtafe  ft'nbet,  benft  er 
nod)  immer  an  ben  früheren  ©djaupla^  feiner  «Siege  ju= 
rücf.  (H.  M.  u.  A.) 

Constantia  (2lUeg.),  eine  ber  mobernen,  bei  ben 
Stlten  unbefannten  ^erfonifteationen.  6.  tfl  bie  SSebarrlicbfeit  j 
bie  t^r  beigegebenen  Attribute  ft'nb  natürlich  eben  fo  will= 
fütyrlicb,  wie  bie  ganje  (Jrftnbung  tf>rer  $}erfönlicbf"eit.    (Tr.) 

Consta nt In i  (Slngelo),  geb.  ju  Verona  um  1660, 
fam  frübe  nacb  $Paris  unb  betrat  bafelbfl  1682  bie  23übne 
mit  bem  beften  drfolge ,  behauptete  aueb  als  Scaramoucbe 
faft  15  3af>re  bie  2lUetnberrfcbaft.  1697  ging  er  nacb  2>res= 
ben,  wo  ib,n  ber  Äönig  griebrieb  2luguft  balb  fo  lieb  ge= 
Wann,  baf?  er  if>m  niebt  aliein  fafr  alle  Slnorbnungen  an 
feinem  überordibtigen  Sweater  überlief ,  fonbern  it)n  audj  in 
ben  Slbelftanb  erbob  unb  yum  Äammerberrn  ernannte.  ®e= 
blenbet  oon  bem  ju  fcbnell  errungenen  ©lanje,  oergaf  er 
feine  Stellung,  lief  ft'cb  UnoorftcbtigEeiten  ju  Scbulben  fommen 
unb  erbob  fogar  feine  2lugen  jur  beliebten  bes  Äönige.  2)tes 
braebte  tf>n  auf  bie  §e|rung  Äönigsflein,  wo  er  mebr  als  20 
3abre  faf.  ÜRadj  ber  Befreiung  fef)rte  er  nacb  9>aris  jurücf, 
erfcbien  bafelbfl  1728  noeb,  einmal  auf  ber  3Sü()ne,  ofyne  je= 
boeb  ben  alten  2SetfalI  wieber  ju  ftnben,  jog  ftd)  bafjer  balb 
jurücf  unb  fl.  1729.  <Sr  febrieb :  La  \ie,  les  amours  et  les 
actions  de  ScaTamonche,  >})aris  1698.  (L.) 

Constantinopel  (Xfyeatexft.)  >  bie  Jpauotftabt  bes  cs= 
manifeben  SReicbes  am  OJieere  oon  SDfarmora ,  eine  ber  reijenbfi 
gelegenen,  aber  au<b  eine  ber  wiebtigfien  StaDte  ber  alten 
2Belt,  bat  1  Million  ©inwo^ner  unb  bilbet  ben  Söiittelounft 
bes  23erfer)rs  jweier  SSkfttbeile.  Seit  bem  Untergänge  bes 
oflröm.  JHeicbes  bat  @-  ^^ne  Sbeater  unb  feine  tpeatva* 
li^dbe  Sorfrellung  in  feinen  Stauern  gefeben,  es  fei  benn, 
baf}  trgenb  ein  ebrifrlicber  ©efanbter  eine  2lrt  oon  £iebbaber= 
tbeater  in  feinem  Calais  errietet  fyätte ,  ober  eine  23anbe 


204  Constantinopel 

3uben,  rote  tvtr  fte  unter  Qtegijpten  (f.  b.)  betrieben  haben, 
fcte  entlegenfren  Ciuartiere  mit  ihrem  ©canbale  beimgefucbt. 
£>ie  SHeformibeen  bee  Sultanö  ÜJKahmub  II.  ft'nb  inbeffett 
auch  in  23ejug  auf  bie  Äunft  nidjt  ohne  roohlthätige  (Jim 
roirfung  geblieben ,  unb  nacbbem  eine  .ftunfrrettergefellfcbaft 
unter  be  23acb  lange  Seit  in  <L  mit  großem  Erfolge  gefpielt 
hatte,  machte  ber  ehemalige  23afft'fr  ftrifch,  ber  eine  3eitlang 
baß  SEheater  in  £beffa  führte ,  ben  SSerfucb ,  eine  ital.  Oper 
nach  (S.  ju  führen.  Diefer  93erfucb  gelang  über  alle  (£rroar= 
tung,  bie  ©efellfchaft  evnbtete  eben  fo  uiel  SRuhm  alö  ©elb, 
unb  bem  ©rofjherrn  felbfr  gefiel  bie  «Sache  fo  roohl,  ba$  er 
bie  (Srlaubnifj  erteilt  hat,  ein  eignet  £heater  in  $>era  ju 
erbauen;  iroet  franj.  2lrcbite£ten  Sagrange  unb  SJerbelin  has 
ben  eö  übernommen,  baffelbe  biß  drnbe  1839  ju  uollenben. 
Snjroifcben  ifr  jur  23efriebigung  ber  begeiflerten  Surfen  ein 
prooiforifcbee  SLheater  am  <pla§e  Sltmeiban  eingerichtet,  in 
bem  robcfjentlicb  2  —  4  SDial  ital.  Oper  gegeben  wirb.  £>er 
Saal  faf  t  1600  Bufcbauer  unb  tfb  tro$  ber  enormen  greife 
(2—10  fpan.  ^iafrer  [Äronenthaler]  für  jebe  2JorfrelIung) 
ftetg  gefüllt.  2)ie  dürfen,  bie  fonft  fletö  mit  Sonnenunters 
gang  jur  9tuhe  gef)en  unb  2lü"e$  liegenb  geniefen  roollen, 
ft§en  t)ter  freif  unb  fefr  biö  üDtitternacbt  unb  hören  mit  23e= 
rounberung  bie  3auberfldnge  SBellim'ö  unb  SHofft'ni'S.  9ftan= 
dje5  in  ber  Jpanblung  muß  allerbingö  ben  türfifcben  gegriffen 
näher  gebracht  roerben,  um  fein  9SttifjfatIen  ju  erregen;  fo 
j.  23.  enbet  bie  Stalienerin  in  Algier  bamit,  ba$  3fabeü*a 
ben  £>ei  heirathet  unb  Shabbäug  eine  tüchtige  SBafronabe  er* 
hält!  —  SBährenb  biefeg  Vergnügen  ben  reichen  SDioölem  be= 
friebigt,  »erlangt  inbeffen  bie  angeregte  (Schauluft  beß  Jpau= 
fenß  ebenfalle  Sßerücfftcbtigung  unb  hat  fte  gefunben;  2  2lm= 
phitheater,  in  benen  natürlich  nur  equilibriftifcbe  unb  ähnliche 
Äünfte  aufgeführt  werben ,  Jocf  ten  bie  Stetige ,  biß  oor  Bur= 
jem  ein  fpeculafioer  SDiufelmann  eß  roagte ,  ein  türftfcheö 
Theater  ju  errichten  unb  ein  großes  Spauß  baju  etnricbten 
Keß.  2>iefe6  ifl  ein  Sierecf,  enthält  im  gonb  »ergitterte 
Sogen  für  bie  grauen,  auf  bcibcn  «Seiten  23änfe  für  bie 
Männer;  bie  23ühne  befleht  in  einer  2irt  f leiner  2trena;  hier 
ift  ein  etroaö  erhobener  tylat)  für  baß  Drchefter,  roelcbeö  in 
2  SIbtheilungen  verfällt,  nämlich:  in  bie  50t u f if banbe,  auö 
2  trompeten  unb  3  «paar  Raufen  befrehenb,  unb  einem  (fhor 
t>on  f>  9)?ann  unb  einem  Rubrer  m't  Sambourinö  ,  bie  ft'ch, 
roie  einfl  ber  Ghor  ber  ©riechen  mitunter  fehr  lebhaft  in  bie 
J&anblung  mifchen.  £>iefer  23ühne  fehlt  bie  ©ecorirung  gänj= 
lieh  unb  ber  Scbauplal-)  mirb,  roie  einft  auf  bem  engl.  $bea= 
ten ,  oon  bem  Qluftretenben  genannt ;  bagegen  aber  ift  für 
einige  ©arberobe  geforgt  unb  ein  2lnfleibejimmer  beftnbet  ft'ch 
jur  <&eite  ber  23üi^ne,  gegenüber  ein  23uffet,  mo  Äaffee  unb 


Constantin  -  Orden  205 

©orbet  gereift  wirb.  2>ie  ©tücfe,  welche  auf  biefer  5Büf>ttc 
unb  jwar  nur  oon  Surfen  bargeflellt  werben,  gleichen  ooll= 
fommen  ben  beutfdjen  «£>an6»ourftiaben  auß  bem  10.  unb  17. 
3af)rf). ,  frro§in  oon  ©emeinfyeiten  unb  3oten  unb  »werben 
buri)  baß  regellose  «Jrfdjeinen  einer  luftigen  ^erfon  (<5le»on, 
.&an$»ourfr)  gewürzt;  bie  grauenrollen  »werben  nafürltd)  oon 
jungen  Scannern  gefpielt!  <2o  eilt  <£.  ber  europäifdjen  Qis 
oilifation  mit  9tiefenfd>ritten  entgegen.  (R.  B ) 

Constantin -Orden.  SDie  3eit  ber  Stiftung  biefeö 
Srbenö,  ber  oon  ber  Jf»er^ogin  oon  tyarma  unb  bem  Äönige 
oon  Neapel  gemeinfcbaftlid»  oergeben  roirb ,  ift  unbekannt. 
Einige  machen  <5onftanfin  ben  ©rofen  jum  ©rünber ,  »oafyrs 
fd^etrtlid^  ift  berfelbe  aber  1190  oon3faa£  2lngelicu£  <5omnenuö 
geftiftet.  1099  trat  tt)n  ber  oertriebene  gürft  oon  2Dtacebo= 
nien,  2lnbrea6  2lngelicul  glaoiuS,  an  granj  1.  oon  Marina 
ab.  £>er  Örben  »oirb  in  4  Stoffen:  ©rofjbignitarien ,  @rofj= 
freujen,  Äommanbeure  unb  JRitter  geteilt.  2)aö  brbens= 
äeidjen,  nod)  ganj  baß  alte,  ift  ein  rotfjeö,  mit  ©olbumge= 
beneö,  Iilienförmigeö  Äreuj,  auf  treffen  ©nben  bie  23ua> 
flaben:  I.  H.  V.  S.  (in  hoc  vinces  signo)  oertl)eilt  ft'nb;  ein 
golbeneö  X  füllt  bie  ülBinfel  beß  «R  reujeä.  9lm  untern  Äreuj= 
balfen  l)ängt  oon  ©olb  ber  3titter  ©eorg  mit  bem  iHnbiourm 
unter  ben  güfjen  beß  ülofteß  unb  oben  beftnbet  ft'd)  eine  goI= 
bene  «Röntgsfrone.  25ie  grofie  Örben^f ette,  roela^e  oon  ben 
beiben  erfren  klaffen  über  bem  SDZantel  um  ben  $alß  getra= 
gen  wirb,  beftelit  auß  15  golbenen,  hellblau  emaillirten  £>oal= 
fajilben,  oon  benen  baß  mittelfte,  an  »oeldjem  fidji  baß  23ilb 
beß  ^eiligen  ©eorg  beftnbet,  mit  einem  Saubioer!  oon  (£tdjen= 
unb  Beiblättern  umgeben  ift.  ©ewofjnlidj  tragen  ft'e  baß 
gefrbnte  Äreuj  mit  bem  @t.  ©eorg  an  einem  grünen  SSanbe 
unb  auf  ber  linfen  23ruft  einen  ftlbernen  ©fern,  auf  »oelrf»em 
baß  ÖrbeneEreuj  cfjne  Ärone  unb  bem  ^eiligen  ©eorg  liegt. 
2)a3  Äreuj  ber  (üommanbeurö  unb  ütittex  ift  eben  fo ,  boaj 
olme  Ärone  unb  baß  festere  ttwaß  Heiner}  auf  bem  bleibe 
tragen  biefe  beiben  klaffen  baß  fleine  Äreuj  auf  einer  gol= 
benen  ©onne  rufyenb.  25ie  auf  ber  SOiitte  beß  &reu%eß  be= 
ftnblidjen  griedjifcben  23ud)fraben  X  unb  P  ft'nb  baß  3Wono= 
gramm  oon  6f)rifru6  unb  baß  A  unb  12  bie  ©innbilber  biß 
ainfangö  unb  <5nbee  (2llpl)a,  Omega).  2)ie  <5eremomen?lei= 
bung  beß  ©rofmeifterö  ift  ein  xoti}eß  SGBammö  unb  £ofen, 
nebft  bergleidjen  ©trumpfen  unb  <Sd)ut)en  unb  barüber  eine 
SEBefte  oon  filbernem  «Stoffe,  bie  biß  auf  bie  Änie  ger>t  unb 
jiemlidb,  »oeite  Stermel  i>at.  2ln  einem  ©ürtel  oon  rott)em 
@ammt  l)dngt  ber  2)egen.  darüber  einen  grofjen  ©a^lepp= 
mantei  oon  blauem  «Sammt  mit  filbernem  «Stoffe  gefüttert 
unb  um  ben  $alß  mit  jiuet  oon  ©olb  unb  rotier  <&eibe  ae- 
lotrften  Schnüren  feftgemadjt,  bie  biß  auf  bie  ©rbe  hinab= 


206  Contnt 

bangen.  2Iuf  bemfelben  ba&  CrDenefreir,  unb  Die  große 
Crbenefette.  2)te  9!Wü$e  tft  na*  macebonifdjer  5lrt  twn 
(Sarmoiftnfammt  nnb  an  ben  4  üden  mit  bem  golbgefticften 
9iamen£}uge  X  unb  P  aufgefcftlagen  unb  mit  einer  fdjwarjen 
©traußfeber  gefcfemücft.  2)ie  ©roßfreuje  baben  ein  blauet 
SBamö  unb  £ofen,  barüber  eine  weiße  bi$  auf  bie  Änie  ge= 
gebenbe  SBefte.  3f)re  ©trumpfe  unb  ©cbube  ft'nb  ebenfalls 
mei^ ,  ber  ©ürtel  oon  rotbem  cammt  unb  ber  SDtantel,  ber 
etiuaS  fürjer  unb  an  ber  <B>eite  baß  Crbenöfreuj  bat,  tft 
fon  blauem  25amaft  unb  mei^  gefüttert.  ®ie  tragen  bie 
große  Örbenöfette  unb  an  ber  9Äü§e  t>on  blauem  «Satin  ben 
oben  angegebenen  9Zamenßjug  mit  ©olb  gefticft  unb  weiße 
Gebern.  2)ie  Stifter  baben  biefelbe  Reibung,  nur  baß  ihr 
sjfaantel  oon  blau  gewäffertem  Raffet  tft  unb  fte  nicbt  bie 
große  ©rbenetfette  tragen.  (B.  N.) 

Contat  (Souife),  tft  1760  in  ^ariö  geb.  unb  bebutirte 
1776.  3bre  förperlicben  &orjüge  hielten  gleicben  (gebritt  mit 
benen  be$  ©eifteg,  unb  man  fagte  niebt  unpaffenb  oon  tf>r : 
„fie  ift  fo  geifireieb  al$  fd)ön,  unb  fo  fdjön  als  e6  möglieb 
tft. /y  greinbeit  mit  SLtefe ,  4?etterf"eit  mit  (Jmpftnbung  Der; 
binbenb,  trugen  tf>re  ©ebtlbe  ftetö  baß  ©epräge  ber  2Babr= 
i)ät  unb  fte  wußte  über  biefelben  einen  9teij  ju  »erbreiten, 
ber  bie  ©ebönbeiten  in  allen  feilen  *,ugleicb  beroorbob.  — 
33ei  ibrem  erften  auftreten  erfebien  fte  als  2)arftellerin  fo 
unbebeutenb,  ba$  man  ft'cb  über  ibre  Slnftellung  wunberte. 
©ie  madbte  nämlicb  ibre  erften  23erfucbe  im  SErauerfpiele, 
mobin  fte  burebauö  niebt  geborte.  3f)re  beweglteben  3üge 
waren  beß  ernften  %lußbvudeß  niebt  fabig,  unb  ber  einneb^ 
menbe  £on  oerlor  feinen  JHeij,  follte  er  große  Seibenfcbaften 
auöbrücfen.  SBdbrenb  fte  nun  niebte?  alß  Vertraute  in  ber 
SEragbbie  fpielte,  ftubierte  fte  unter  ber  Anleitung  ber  $)rc= 
oille  (f.  b.)  einige  Suftfpielrollen  ein ,  unb  ber  unerwartete 
(Erfolg,  ben  fte  alß  SIgatbe  in  ben  Folies  amoureuses  batte, 
flarte  fte  unb  baß  spublifum  über  ibren  wabren  SBeruf  auf. 
©ie  jog  bie  regfte  Slufmerffamfeit  ber  Siebter  auf  ft'cb:  $a= 
Iifjot,  £)ubuiffon  unb  ber  SDcarquies  23ieore  fugten  fte  fogleid) 
in  ibren  Scooitäten  ju  befebaftigen.  23alb  überflügelte  fte 
ibre  Sebrmeifrerin ,  bie  fte  bisber  fclaoifcb  nad>geabmt  batte ; 
fte  feblug  ibren  eigenen  2Öeg  ein  unb  man  wollte  oon  nun 
an  nur  bie  S.  febn.  ©ie  beberrfdbte  balb  baß  ganje  §acb 
ber  grandes  coquettes ,  b.  i).  alle  erften  £>amenrollen  beß 
Suftfpiele.  SeaumarcbaiS  fanb  in  ber  6.  fogleid)  bie  Säbig* 
feiten  ju  einer  ©oubrette  beraus,  wie  er  fte  ju  feiner  @u= 
fanne  im  gigaro  brauchte.  2>er  Erfolg  war  ein  ni*t  ju 
befebreibenber  unb  fte  ließ  bie  oortrefflicbften  if>rer  SSttitfünfN 
Ier  binter  ftd)  jurürf.  3)a  war  weber  3iererei ,  nod)  Ueber; 
treibung ,  Beine  ftröbitcftfeit  o^ne  21nftanb ,  fein  2Bi§  o^ne 


Conteours  Conti  207 

iflatur,  nod>  llngejwungenbeit  obne  Sitte.  25ie  @lite  geifc= 
reidjer  3eifgenoiien  hütete  ibre  ©efellfdjaft ,  ju  ber  unter 
ajtbet«  aud?  ber  ber  bamalige  2lbbe  &alle»ranb  ^e'ngorb 
gehörte.  —  2Son  jenem  (Erfolge  an  arbeitete  ft'e  nun  emftger 
an  ibrer  2luebilbung  ju  ben  eigentlichen  £>amenrolIen ,  bei 
benen  neben  2Ser(lanb  aud)  bas  ©efübl  yorberrfebenb  war. 
2luf  folebe  SBeife  gelang  ee  tb,r  mit  profeifeber  Äraft  foroobl 
in  SOcaricaur,  al$  in  ben  fo  bebingten  ^rtarafterbilbern  S)co= 
Iicrc'ö  ju  glänjen.  Sin  frübjeitigeS  ©tarftverben ,  im  30. 
3ab,re ,  oeranlaf te  ft'e  fogleid) ,  ben  ganj  jugenblidjen  Stollen 
ju  entfagen  unb  in  bte  febärfer  bejeidmeten  überzugeben,  unb 
aud)  fyiet  bereitete  ft'e  ftcb,  neue  Sriumpbe.  33i$  1809  war 
ft'e  eine  3ierbe  beä  Theätre  fraiisais,  mit  melcbem  3»*bre 
ft'e  ftd)  inö  ^rtoatleben  jurücfyog  unb  einen  Jperrn  oon 
$>arno  beiratbete ;  bemnnbert,  gefd)ä£t  unb  geliebt  auf  er  ber 
SBübne,  fdjmücfte  fte  noeb  bie  feböne  £ugenb  ber  2Bobltba= 
tigfeit.  ©ie  frarb  1813  nad)  langen  Seiben  an  einem  Äreb6= 
gefcbroüre.  (C.  Lebrün.) 

Conteours  (SEbeaterw.) ,  ^offenreifer  unb  ©roteef= 
tänjer,  bi«  in  ber  Ainbbeit  bee  franj.  %,i)eatevä ,  namentlicb 
unter  QarlVii.  unb  Subwig  XT.  tt>re  transportablen  ©erüfle  bei 
3abrmari'ten  unb  Airdjenfeften  auf  ber  ©träfe  auffcftlugen. 
©erobbnlid)  waren  ft'e  aueb  fammtlicb  SJcuft'fanten ,  bie  ab- 
wecbfelnb  rannten,  fomifd>e  ©cenen  auffübrten,  Sieber  fangen 
ober  Snfrrumentalmuft?  fpielten.  (L.  S.) 

Contessa.  1)  (Äarl  SBilbelm  ©alice  =  <£.),  mar  ju 
•£irfd)berg  1777  geb.,  lebte  fpäter  abmedjfelnb  in  33erlin  unb 
auf  bem©ute  feines  3"3enbfreunbes  <£rnft  sonJöouwalb  in  ber 
Sauft$  unb  frarb  in  Berlin  1S25.  @ine  öffentliche  2lnfrellung 
bat  er  nie  befleibet,  überbauet  lebte  er  fer>r  jurücfgejogen. 
23et  boben  Anlagen  für  SJcalerei ,  9)cuft'6  unb  ^oeft'e  war  er 
äuferft  gemütbt>oll  unb  feinft'nnig,  «£oifmann  bat  ibn  in 
ben  ©eraptonebrübern,  beren  einer  er  mar,  unter  bem  -Was 
men  ©öltfefter  treffenb  gejeidmet.  ©ein  befrei  bram.  SBerf : 
ta&  9tätbfel,  erfaßten  1809  auf  ber  meimarifeben  SSübne. 
SJcadjfrbem  trat  er  als  9tomanbid)ter  auf,  gab  mit  ^»offmann 
unb  50u^u«  Ainbermarcben  1815  unb  mit  feinem  23ruber 
1811  2  23be.  bram.  Spiele  unb  Qhrjablungen  beraus.  ©eine 
©ebriften  fammelte  <£.  d.  Jöouroalb ,  Seipjtg  1826  in  8  23bn.  — 
2)  (Sbrifr.  3acob  ©alice  =  <L),  geb.  ju  4?irfd)berg  1767, 
lebte  fpäter  in  ©djleft'en  gleichfalls  als  ^rioatmann,  unb 
febrieb  auf  er  einigen  ©rjdblungen  aud)  ein  Srauerfpiel : 
Sllfreb,  1809.  <£ine  gemijfe  ©eifrest>ermanbtfdiaft  mit  feinem 
S3ruber  läft  ftd)  nid)t  »ernennen.    <£r  ft.  1825,     (Schietter.) 

Conti,  1)  (Antonio  ©cpinella),  geb.  ju  9)abua, 
1677,  warb  ©eifrlteber  unb  nannte  ftd)  Vlbbate,  lebte  ab: 
»ecbfelnb  in  tyati$,  Sonbon  unb  Senebtg,  unb   mürbe  in 


208  Contouche  Contract 

ben  geibnt$  =  9ten>tonfd)eu  ©treit  uermicfelt.  5lufier  einem 
pbilofopbifcben  ©ebidjt  unb  einigen  Ueberfe^ungen  auö  franj. 
äragifern  tyat  er  mehrere  Stoffe  auö  ber  rbm.  ©efdjidjte,  j. 
93.:  23rufuS  (5lur.  unb  SMarcue),  Säfar,  25rufuei  u.  21. ,  je= 
bodj  obne  befonbereö  Salent,  bram.  bearbeitet.  (£r  jiarb 
17  4«).  —  2)  (#rance&co),  geb.  *u  glorenj  um  1080,  fam 
170:}  nacf>  SBien ,  wo  er  balb  .Raminercomponift  unb  23ice: 
capellmeifrer  mürbe.  J^»ier  fdbjieb  er  bte  Opern:  @lotilba  unb 
2>on  Ouirofte ,  r»on  benen  befonberö  bie  le^tere  auferorbent= 
lid>  gefiel  unb  für  baö  SDiufrer  einer  fomifdjen  Oper  geljaU 
ten  mürbe.  Um  1720  madjte  er  alö  SEbeorbe  =  SBirtuoö  einige 
SReifen  burd>  25eutfd)lanb ,  öon  benen  er  rubmgefrönt  nadj 
2Bien  jurücFfebrte ,  mo  er  aud)  gefrorben  ju  fein  fdjeint. 
©ein  Ceben  mürbe  Don  ber  23erläumbnng  mit  fcanbalöfen 
SBegebenbeiten  auegefcbmücf t ,  er  folite  Airdjenbufje,  23ann 
unb  ©efangnif  erbulbet  baben ,  maö  jei^cb,  ©erber  alö  Un= 
\vat>xi)ät  nadjmeijr.  £r  fdjrieb  aufer  ben  obigen  nod)  13 
ital.  Opern ,  bk  jebod)  minber  befannt  mürben.  —  3)  (3  g  = 
najio),  ebenfalls  ju  ^lorenj  geb.  unb  mabrfdjeinlid)  23ruber 
be$  93or. }  aurf)  er  mürbe  in  SBien  angefrellt  unb  bxatyte  ba~ 
felbft  oon  1728 — 36  einige  Opern  jur  2luffübrung ,  bie  je= 
bod)  balb  uergeffen  mürben.  (Schietter  u.  3.) 

Contöüche  (franj.;  ©arber.).  1)  <£in  furjer  ^au6- 
rocf  für  Scanner.  2)  ©in  2)amenüberEletb,  meit  unb  hinten 
fel)t  faltig,  oorne  offen  nnb  nur  bi$  an  bk  Ruften  reidjenb. 
de  mar  eine  Straft  be$  oor.  3abrb.,  bk  ftd)  jebod)  in  ber 
Äajameifa  (f.  b.)  jum  £beil  mieber  erneuert.  (B.) 

Contraält,  Contralt  (SKuftf) ,  fo  t>.  m.Sllt  (Timme. 

Contract  dat. ;  Soeaterm.;  [Vertrag],  biejenige  fdjrtfts 
liebe  Uebereinhmft ,  burcb,  meld>e  ein  ©djaufp.  für  eine  be- 
frimmte  3eit  unb  gegen  etne  befrimmte  23ergütigung  ftd)  oer= 
binblid)  mad)t,  einer  23ür>ne  nad)  feinen  Gräften  unb  feiner 
23efdb,igung  ®tenfre  ju  leijTen.  23ei  Heinern  SJübnen  unb  auf 
fed)$möd)entlid)e  Äünbigung  (f.  Äünbigung)  merben  gar  feine 
Gontracte  gemacht.  2)ie  gǤenfeitigen  23riefe  gelten  in  folgen 
fällen  als  oerbinMid)  unb  oertreten  ben  contractus  bonae 
fidei.  2tuf  jebe  längere  Seit  pflegen  @.e  gefdjloffen  ju  mer= 
ben.  2)er  (Sntmurf  baju  mirb  oon  bemjenigen  2f)eile  ge= 
mad)t,  ber  ju  bemilligen  hat,  nad»bem  ber  anbere  £beil 
feine  SBünfdbe  unb  bie  befonberö  ju  beadjtenben  fünfte  be= 
jeid)net  bat.  —  $olgenbeö  ftnb  bk  allgemein  geltenben  fünfte 
für  einen  «5.  jmtfcben  ®irection  unb  bem  ©d)aufp.:  1;  ©enaue 
Stngabe  ber  3eit,  für  meldje  bie  35auer  bee  6.eö  bejlimmt 
tflj  2)  gejifeljung  be$  Äünbigungöterminö;  3)  Angabe  be$ 
%ai>e6  ober  ber  gäd)er,  in  melden  ber  ©djaufp.  ju  mirfen 
r^at ;  4)  geftfteliung  beö  ©efjalteö,  fo  mie  ber  SRaten,  in  meU 
eben  er  gejal)lt  mtrbj  5)  Unterwerfung  unter  bie  beftetyenben 


Contract  209 

©efe§e  einer  23übne ;  6)  Urlaube ;  7)  ©pielgelb  j  8)  Seneftj ; 
9)  ©arberobengelbj  10)  ÜSebingungen,  welche  21bjüge  am 
©ebalt,  (Sonoentionalfrrafe  (f.  b.)  ober  Slufbebung  bes  @.eS 
fefrfreüen.  3u  bemerfen  ift  bei  biefen  einjelnen  fünften: 
ad  1)  breijäbrige  (S.e  ftnb  burebfebnittlicb  bte  geroöbnlicbfrenj 
bei  Anfängern  etnjär)ri^ef  bei  altern  Jtünftlern  je  naefe  ben 
«Kitteln  ber  23üf)ne,  lebenSlänglidje ,  ober  mit  befttmmt  be* 
nannter  9>enft'on  »erfebene.  Der  ©cbaufp.  bat  bei  2lbfd?lu# 
eines  @.s  roobl  ju  bebenfen,  in  welchem  Lebensalter  er  Ud) 
beftnbet,  ob  er  noeb  ^ortfebritte  macben  fann,  ober  ob  er 
feine  gäbigfeit  befHmmt  ausgeprägt  bat.  Ein  lojä^riger  <5., 
ben  man  im  36.  ober  40.  CebenSjabre  eingebt,  obne  be= 
ftimmte  3luSft'cbt  auf  beffen  weitere  ^ortbauer ,  erfebeint  uns 
t>erft'd}fig ;  bagegen  oeranlafk  bie  Hoffnung  ober  ©erotfibeit 
einer  $>enfton  mäßigere  §orberungen.  Sunge  Seute  rbun 
gut,  mbglidjfi  furje  E.e  ju  machen,  ba  mit  jebem  3abre  ibre 
gäbigfeit  unb  9tu£barfeit  ftdb  fteigern  !ann.  @cbon  im  20. 
ober  30.  Sabre  lebenslänglich  ju  contrabiren,  ifl  läbmenb  für 
ben  EnrtoicfelungSgang  beS  ÄünfHerS  unb  erzeugt  leicht 
Seblaffbeit  burd»  baS  Semuftfein  ber  gefiederten  Erifrenj.  — 
gür  grauen  unb  bie  gäcfeer  beS  £enorS,  beS  SliebbaberS  gelte 
eö  als  Siegel,  baf  ft'e  ben  mögltebfren  Sortbeil  aus  ibrer 
3ugenb  unb  ibren  förperltcben  Sorjügen  ju  sieben  fueben.  — 
Tonnen  ft'e  fein  lebenslängliches  Engagement  erlangen,  fo  tbun 
fte  gut,  in  furjer  3eit  möglidjjr  t>obc  ©ehalte  ju  erreichen. 
Eriflirt  ein  *PenftonSfonb  bei  einer  23übne,  auf  meldte  eine 
beflimmte  Dtenfrjeit  9ted?te  gibt,  fo  pflegen  Directtonen  @.e 
auf  minbere  üeit  oor^ufcblagen ,  weshalb  man  fid>  oorju= 
feben  fjat,  um  nicht  eine  9teibe  pon  Sauren  beim  2lnfprud) 
auf  ^)enfton  ju  oerlieren.  ad  2)  15er  ÄünbigungStermin 
»ariirt  oon  6  2Bocben  bis  ju  6  SDionaten.  Die  längere  3eit 
ifl  für  beibe  S£f)eile  immer  bie  wünfcbenSroertfyefre ,  um  bie 
llnterbanblungen  ohne  Uebereilung  unb  nicht  gebrängt  fon 
ben  äkrhältniffen  beS  SlugenblicfeS  fiebern  ju  tonnen.  SQBirb 
ber  JtünbigungStermin  t»erfäumt,  fo  gilt  ber  beftebenbe  E. 
nur  auf  ein  3af>r  länger 5  wenn  nickt  auSbrüdlicb  fefrgefetjt 
ifl,  ba$  er  für  bie^elbe  3eitbauer  fortgilt,  welche  ber  (5.  be- 
nennt. Der  »Scbaufp.  barf ,  wäbrenb  er  ftct>  noch,  im  E.  be= 
ft'nbet,  feinen  anbern  mit  einem  anbern  Sbeater  eingeben, 
obne  bte  Direction  baoon  in  Jtenntnif  ~au  fe§en,  ober  muf 
bei  ber  Äünbigung  fofort  bie  entfebiebene  2lnbeutung  geben, 
baf  er  feine  Prolongation  felbfl  mit  ben  »erlangten  2Sor= 
tbeilen  »oünfebt.  Die  gemöbnlicbfle  Jcrm  ifr  »on  Seiten  beS 
©cbaufp.S  a)  ^ünbigung  nadb  ben  ^aragrapb^n  beS  S.S  unD 
Qlnfrage,  ob  eS  ber  35übne  wünfcbenSwertb  ijl,  ft'cb  bie 
Dienjte  beS  ©cbaufp.S  aueb,  ferner  ju  fiebern ;  l)  J8efd)eini= 
gung  beS  richtigen  Eingangs  ber  Äünbigung  unb  bejafyenbe 
Skatet  jficrifon.    II.  14 


210  Contract 

ober  oemeinenbe   Qlntwort  hinfichtlid)   ieß  fernem  (Jngages 
ments;  c)  im  erfreu  galle  ^ropofition  ber  gewünfcbten  23er= 
bejferungen  unb  Darlegung  ber  ©rünbe,  welche  biefe  2Mnfcbe 
oeranlaft ;  d)  ge^cnfeittgc  Sorefponbenj  biß  jur  (Einigung.  — 
©eht  bie  Äünbigung   oon   ber  2)irection  auä ,  fo  enthält  fie 
gewöhnlid»  taß  foforttge  Qlnerbieten  eineö  geringem  ©er>alted 
unb  will  ber  ©djaufp.  bieß  nicht  eingeben,  fo  wirb  jebe  wei= 
rere  Sorrefponbenj    unnöthig.      ad   3)    ©ntweber  wirb    ein 
%<xä)  im  allgemeinen  bezeichnet,  fo  ba%  jebe  neue  9tolle  be$= 
felben   bem  Kontrahenten  gegeben  werben  muf? ,   wobei  bie= 
jenigen  SRollen,   welche  fdwn  im  23eft'§  3lnberer  ftnb,  wenn 
ber  s!lbfd)luf  erfolgt ,  ausgefajlofTen  ftnb  ober  man  nennt  bie 
gewünfcbten    unb  bewilligten   Stollen  namentlich.  —    Äann 
bie   £)irection   bie\e    nicht    oollflanbig  bewilligen,    fo  pflegt 
Slltemiren    (f.   b.)  contractlicb    fefrgeftellt  ju  werben.     23ei 
Sobeefallen  übernimmt  ber   Dceueintretenbe  r)in  unb  wieber 
baß  ganje  ^ach  t>eß  Söerftorbenen.    2ludj  tfl  eß  gebräuchlich, 
nach   bem  23eifptel  ber  in  granfreicb,   geltenben  Regeln ,  1tdb 
bei  einer  23übne  für  alle  Stollen  ju  engagiren,   weldbe  ein 
berühmter  ©djaufp.  in  3Bien,  23erlin,  50tünaSen  fpielt,  j.  23.: 
N.  N.   engagirt  ftd)  oon  23ree-lau   auß  nach,  Seipjig  für  alle 
Stollen   (£plair'e,    2lnfchü$'d,    iemm'ß    unb  2>et>xient'$.  — 
2Ba$  biefe  Jtünfrler  in  2Bien,  SDiünchen  unb  23erlin  gefpielt, 
gehört  bann  ihm.  —  23ei  ber  Unbefrimmtbett,  welche  in  SRücf = 
ficht  auf  gädjer  beim  beutfcben  Theater  berrfcfet ,   pflegt  eine 
£>trection  feiten   ein  $ad)  ju   bewilligen,    ba  »ielfadje  ©tö= 
rungen  baburd)  entfreben;  bagegen  oerpflicbtet  fte  ben©djaufp. 
gern  ^ur  unbebingten  Sinnahme  aller  ihm  mgetbeilten  5Rol= 
len,  jum  ad  interim  für  anbere,  jur  SBteberannabme  foldjer 
Stollen,  bie  ein   anberer  für  ihn  gefpielt  unb  jur  Qlfftftenj 
in  SJorftellungen ,    bei  benen  alle  ÜDtitglieber  beß  £beaterö 
befdfräftigt   ftnb.     35ie    lefye  23ebingung   fdjliefjt  (Shorftngen 
unb  Jiguriren  in  ftdj  unb  wirb  gewöhnlich  in  bie  $)brafe  t>er= 
ftecft:   „unb  verpflichtet  ft'cb   überhaupt  nad)  Gräften  OllleS 
beizutragen,   maß  jum  2Jortheil  beß  3nftitut£  gereift."    3e 
nach,  bem  Vertrauen,   baß  bie  2Bürbe  unb  fonfiige  Haltung 
einer  2>irection  einfloßt,  hat   ber  <5d)aufy.  ju  erwägen,   ob 
er  eine   folcbe  (Jlaufel,  in  beren  SOieinung  ftch  Sllleä,  auch 
dhifanen   mancherlei   2lrt  einfcblief  en    laffen ,    unterfcbreibt. 
hierher  gehört  audj  bas  fieftiteüen:    n>ie  oft  ein  ©djaufp. 
in  ber  Sttocihe  ju  fpielen   oerpflidjtet  ift,   maß  befonberS  in 
Opemfdchem    unb    bei   ^aüprrollen    ju.  berücfftcbttgen    ifr. 
ad  4)  2)er  ©ehalt  i|r  bei  einer  Sorrefponbenj,  bie  bem  <£. 
»orauöge^t,  fletö  in  bemjenigen  SQJünjfufe  ju  bejrimmen,  ber 
bort  gilt,   »on  wo  aue  ber  ©chaufp.  mit  bem  Theater  con= 
tra^irt,  j.  23.  (Sono.sSftaler,  preuf.  SEhaler,  Äronenth^aler, 
rhein.  £haler  u.  f.  w.,   ebenfo  ©ulben,  SRubel    unb  anbe= 


Contract  211 

res  ©elb.  —  <£infid?tlid)  ber  fRaten,  in  benen  gejault  wirb, 
gilt    bei    großen    gefidjerren    Sühnen    bie    $>oftnumeranbos, 
bei  fpriüarunrernebmung  oie  *Pränumeranbo  =  3al)lung  monat= 
lidj   ober   wöd)entlid> ,    unb   hat  fieb,   ber  tSontrafyirenbe  bem 
eingeführten  ©ebraud)   ber  23üb,ne  ju   unterwerfen.    23efteljt 
bei   einem  Zfyeatev  bie  23erpflid)tung ,  aud)  für  bie  auf  ge= 
wiffe  Heit  engagirten  üDittglieber  9>rocente  jum  ^enfionefonbö 
beijufreuern ,  ofme  baburd)  red)tltd)e  Slnfprüdje  auf  wirflidje 
9>enfionintng  ju  erlangen,    fo  tfjut  ber  ©djaufp. ,   wenn  er 
entweber  nidjt  ju  bleiben  gebenft,  ober  bie  23erf)ältniffe  bie$ 
unwabrfd&einlid)   mad^en,    gut,    fo  r»iel  meftr   ju  forbern, 
alt  biefer  Slbjug   betragt.     Setragt  ber  ©eljalt  3.  23.  1000 
5Ef>aIer  unb   bie  9)enfionSprocente   2  00m  «£>unbert,  fo  con= 
rrahjrt  man  auf  1020  SEbJr.,   moburd)  bat  ®lei<t)aewiä)t  ftdt> 
berftellt.     ad  5)  3>ic  beftebenben  ®efe$e,   infofern  fie  oon 
allen  anbern  SDiitgliebern  anerfannt  ft'nfc ,   fjaben  unbebingt 
geltenbe  Äraft  für  ben  Stteueintretenben.    @r  tfyut  alfo  gut, 
biefelben    oor  Unterjeidjnung    be&  §.S  genau  burdjjufe^en, 
um  ju  prüfen,  ob  nidjt  23ebingungen  fid)  barin  ftnben,  bie 
bem  (ü.  juwiberlaufen,  ober  bei  unbebeutenben  2Jergef)en  un= 
öerbdltmfjmäfig  grofe  ©trafen  unb  2lufftebung  bee  S.S  feft= 
fegen.    J&at  er  23ebenflidj?eiten ,   fo   muffen  biefe  im  <J.  er* 
watynt   werben.    4?infid>tlicb,    neuer   ©efe§e,    Slnorbnungen, 
SJerpfltdjtungen ,   muffen  lebenöldnglid)   angeftellte   ©djaufp. 
fid;   aud;   biefen  unterwerfen,    bei  benen  aber,   bie  auf  3eit 
angeftellt  ff nb  r  ift  ifjre  Einwilligung"  unb  3uftimmung  einju= 
bolen,   wenn  im  <ÜF.  nidjt  auebrücflid)  bemerft  ift:  „unter= 
wirft  ft'cb  allen  beftebenben  unb  noa)  ju  gebenben  ©efegen 
unb  Qlnorbnungen."    3*bes  ©pielen  in  einem  anbern  Cocal, 
in  frember  ©pradje  (}.  23.  trat.  Oper),  ju  ungewör)nlid>er 
3eit,  mit  Steifen  oertnüpft,  bebarf,  wenn  es  nidjt  im  <5. 
feftgefeßt   ift,    einer    neuen   unb    befonberen  Uebereinfunft. 
ad  (j)  t>ie  2>auer  bee  Urlaubs  ift  nidjt  nad>  5Dtonaten,  fon= 
bem  SBodjen  ju  beftimmen,  ba  im  erfteren  galle  ein  93er= 
Iuft  oon  3  Sagen  eintreten  fann.   Entweber  beftimmt  ber  <S. 
ba$  Saturn  bei  Urlaube  =  Anfanges ,   ober  eö    wirb   ber  £>i* 
rection   überlaffen ,  bie  3eit  innerhalb  eines  3al)re6  ju  be= 
ftimmen,  wobei  nur  ausjumadjen  ift,  ba$  bie  Slnjeige  biefer 
23eftimmimg  genügenbe  3cit  vor  bem  QXnfang  bee  Urlaubs 
gefd)ef)e.  —    23enugt  ber  ©dtaufp.  ben  Urlaub  nidjt,  fo  bat 
er  nid>t  bat  ütea)t,  ir)n  einfeitig.biö  in  bae  folgenbe  3abr, 
»ielleidjt  jur  Verlängerung   beS  bann   eintretenben  Urlaubes 
tu  oerfdueben,  fonbern   ber  Urlaub  oerfdllt,  wenn  bie  2>i= 
rection  nidjt  mit  bem  Qluffdjub  cinoerftanben  ift.    Eben  fo 
wenig  fyat  bie  SDirection  bae  9ted>t  beifpielSweife  3  Urlaube 
in  3  3af>ren  bem@d)aufp.  in  einem  3at»re  §u  geben,  wenn 
biefer  bamit  nidjt  eint>erftanben  ift.  —  23eim  »Antritt  beS  Ur= 

11* 


212  r«mt  r  nr  t 

Iaubö   fann   bie  Direction  »erlangen,  baf?  ber  @djaufp.  bie 
s2lbveife   btö  ju  8  £agen  yerfcbiebt,  wenn  .Stepertoiröerbälts 
niffe  ober  ber  SSorttjeil  beö  Snftituteö  e&  »erlangen.   $at  ber 
beurlaubte  fcbon  bie  Spoft  ober  JReifegelegenbeit  bejahet,  fo 
ift   eö  jwar  billig,  wenn  bie  Directton  ben  @d>aben  über= 
nimmt ,  gejwungen  fann  ft'e  aber  nid)t  baju  werben.    9tatür= 
lieb  wirb   ber  wirfliebe  Urlaub  nur  00m  SEage  ber  wirflieben 
9lbreife  an  geregnet.    33ei  mebr  als  4wöcbentlicbem  Urlaub 
ift  e$  gebräucblicb ,  t?on  ber  5.  SBodje  an  nur  bat  f>albc  ©e= 
fjalt  ju  jaijlen,  wenn  ber  Urlaub  ju  ©afrrollen  benu^t  wirb. 
—  3wingt  ber  ©efunbbeitöjufranb  jum  Urlaub,   ober  tfl  ei 
eine  Steife  inö  93ab  jur  Teilung  befannter  Uebel,  fo  bleibt 
ber  »olle  ©elialt.    <&u<i)t  ein  ©ebaufp,  unter  ber  23orfpiege= 
Iung  Urlaub,    benfelben  jur  Jperfrellung   feiner   ©efunbbeit 
anwenben  ju   wollen   unb  gibt  beffen  ungeachtet  ©afrrollen, 
fo  ftraft  bie  fönigl.  23übne   in  23erlin  laut  9)cinifrerialt»ers 
fügung  Dom  27.  3uli  1827  mit  Serlufr  be6  ganjen  ©ebaltö 
auf  bie  Dauer  beö  Urlaube.     Jfpmftcbtlicb  biefer  23ebingung 
bat  man  ftcb  bei  9lbfeblufj  eines  (5.6  wof)l  t>crjufeben.    Daö 
Uebrige  ftefjc  Urlaub,    ad  7)  3fr  ©pielgelb  feflgefe^t,  fo  mufj 
erwähnt  werben,  ob  et  für  jebe  Stolle  ober  für  jeben  9lbenb 
bejabjt  wirb.  3m  erfren  $aüe  fann  man  baffelbe  für  3  JRol= 
len   in  3  oerfdjiebenen  @tü<fen  einer  33orfrellung  »erlangen. 
33et  contractlicber  ^eftfe^ung  bog  ©pielgelbg  alö  integrtrenber 
Sf)eil  bee  ©ebalteö    ift  eine   minbefre  3al)l  beö  Spielend  in 
einer  SOÜccbe  ju  nennen,"  bie  erreicht  werben,   ober  boeb  au$= 
gejault  werben  mufj,  wenn  niebt  bureb  bie  ©djulb  be$  «Scbaufp.ä, 
fonbern  bureb  ben  SBillen  ber  Direction  berfelbe  weniger  fpielt. 
Das  Uebrige  f.  ©pielgelb.   ad  8)  Daö  ober  bie  25eneftje  ftnb 
f)inftd)tlicb  ber  Sabreejeit,   be£  «Spieltage^,  fo  wie  ber  2Ser= 
pfliebtung  aller  9)citglieber  für  batfelbe  Dörfer  ju  befrimmen. 
Daß  -©eitere  f.  SSeneftj.    ad  9)  31*  ©arberobengelb  bewilligt, 
fo  mufj  ber  (S.  bie  genaue  Unferfebeibung  enthalten,  waö  alt 
folcfje  ©arberobe  ju   betraebten   tfl ,  bie  felbfl  geftellt  wirb, 
f.  ©arberobengelb.    ad  10)  3u  biefen  gebort  Sieifegelb,  9Jor= 
fdbüffe,   bie  febon  oben  angeführten  ^penftonSprocente,  Raffte 
bei  ©ebalteö  bei  Urlauben  u.  f.  w.     Die  Aufhebung  beö  <S.e> 
erfolgt  bureb  erwiefene  unjweibeutige  ÜKicbterfülIung  beffelben 
oon  einer  @eite  —  babin  gebort  aber  niebt  bie  SRerfpätung 
ber  ©ebalt^abjung,  wenn  biefe  niebt  über  11  £age  bauert.  — 
Serlufr  ber  ftäbtgfeit  ju  fielen,  (©timme,  Organ,  J?ranf= 
beit,  ffierflümmelung) ,  entoinbet,  fo  balb  fte  niebt  bureb  er= 
wiefene  ©djulb  beö  (Jontrabenten  eintritt,  niebt  00m  <S.  (3n 
granfreieb   bt-'bt  eine  fypbilitifcbe  Äranfbeit  für  tf>re  Dauer 
ben  ^.  auf).    Dagegen  wirb  ein  S.  ungültig,  wenn  ber  (£on= 
trabent  ftcb  im  2lugenblicf  beö  Slbfcblujfe^  in  ber  Unfähigkeit 
befunben  t)<it,  ben  23efrimmungen  be$  6.^  ju  entfpred^en  unb 


Contrapunkt  Contrast  215 

oor  bem  tyubütum  nidit  im  Stanbe  ift ,  bie  eingegangenen 
23erbinblid)?eiten  ju  Iöfen.  (L.  S.) 

ContrapuiiktC^luftF),  1)  bie  barmonifc&e  Segleitung 
mehrerer  Stimmen,  bie  nad>  ben  Siegeln  bes  ©eneralbaffee" 
jur  ajielobie  gefegt  ft'nb.  2>a  man  fett  ©uibo  oon  Slrejjo 
bie  £öne  burd)  bie  auf  Sinien  gefegten  fünfte  bejetdmete  unb 
eine  ©efangftimme  bemnad)  alö  eine  Steifte  fünfte  erfd>ien, 
fo  nannte  man  bai  £injufe§en  mehrerer  Stimmen  contra« 
punctiren,  unb  fo  oerftanb  man  allma&lig  unter  <J.  bic 
Jtunfl  be$  gefe§lid>en  Gomponirene'.  2)  SDie  23efd)affent)eit 
unb  Einrichtung  ber  «Stimmen  eines"  ©efanges.  hierbei  nennt 
man  ben  <S.  ein  fad),  wenn  bie  Stimmen  nidjt  wedjfeln,  b.  &. 
wenn  bie  obere  Stimme  nicftt  jur  untern  wirb  unb  umgefeftrt; 
boppelt,  wenn  bie  Stimmen  auf  biefe  2Irt  oerfeftrt  wer^ 
ben.  2>emnad)  fommt  ber  (L  in  2)uetten,  £er;*erten,  9!Jtotet= 
ten,  5u3cn  k.  oor.  (Sontrapunftifd)  ift  alfo,  wai  nad) 
ben  Siegeln  bes  £.  gearbeitet  ift;  <£ontrapunEtift,  ber 
(ÜFomponift,  ber  nach,  biefen  Siegeln  arbeitet.  2?ergl.  Äirn= 
berger,  Äunjl  bei  reinen  Sa§e$.  £>erfelbe:  ©runbfa$e  bei 
©eneralbaffee.  Äoa),  Anleitung  jur  @ompoft'tion.  211= 
breebteberger ,  2lnweifung  jur  (Sompofttion.  Schilling,  Uni= 
oerfal^Ser.  ber  SEonfunjt  u.  f.  w.  (7.) 

Contrast,  1)  (M&fitd&j  Stejtft.),  burd)  ©egenfa§, 
(f.  Slntitftefe)  ift  <£. ,  wie  man  woftl  getftan  f>at ,  nidjt  jtt 
überfein.  <S.e  ftnb  nur  ba,  bamit  Grntgegengefe§te6  mit 
einanber  oerglidjen  werbe,  3.  23.  bai  Scfywefrerpaar  ©onerü 
unb  Slegan  bilden  einen  <J.  jur  (Sorbelia ;  man  wirb  aufges 
forbert,  jene  betben  mit  biefer  ju  oergleidjen  unb  bie  Äinb= 
licfefeit  unb  Unfdjulb  ber  lederen  i)ebt  ftefe,  um  fo  glorreicher 
fceroor,  je  fdjwdrjer  ber  (Sftarafter  ber  erfreren  erfdjeint,  unb 
umgefeftrt.  3>n  biefer  2Birfung  berufjt  3wecf  unb  2Jbft'd)t  bei 
d.i.  3n  ber  2Intitf)efe  wirb  bat  @ntgegengefe£te  »ereinigt, 
um  befto  mefyr  unterfdjieben,  im  (£.,  um  mit  einanber 
oerglidjen  ju  werben.  <S.e  fommen  in  allen  fünften  oor, 
fo  befonberö  in  ber  SDlalerei  in  $id>t  nnb  Statten  unb  in 
ber  9lebeneinanberfrellung  contrajrirenber  färben;  in  ber 
SDlufif  burd)  «piano  unb  ftoxte  unb  anbere  Mittel.  3n  ber 
25id)t!un|r,  befonbere"  ber  tragtfdjen,  ft'nb  <5.e  oon  grofem 
Sntereffe  unb  beförbern  bie  ©efammtwirfung  eineö  ^)iä)t= 
werfe,  inbem  j.  23.  ein  jarter  weiblicher  (Sftaracter  erfl  als 
gegen  einen  ftarfen  männlichen  contrajlirenb  feine  redete  23e= 
beutung  gewinnt.  Ttan  beute  beifpieleweife  an  2inbromad)e 
in  ber  %liabe  mitten  unter  ben  2luebrüd)en  wilber  unb  rofyer 
Araft  unb  an  tr>r  partes  ©attenoerbältnig  ju  Jpeftor,  beffen 
ebler  Jperotesmuö  wieber  feinerfeitg  contrafttrt  gegen  bie  rofte 
SEapferfeit  bei  2Xjar,  bie  fdjlaue  SEapferBeit  bei  Uloffeg  u. 
f.  f.    SDlan  benfe  an  bie  gewaltigen  6.  ber  Sfyaffpeare'fdjen 


214      Contreepaulette       Contreinarque 

Dramen,  an  25eöbemona  im  <£.  ju  ben  brutalen  Bannern, 
unter  benen  wieber  Saffio,  Othello,  Sago  eigentümlichere 
bilben;  ober  bei  ©cfciller  an  ben  <£.  jwifeben  (Sari  unb  ftranj 
2)coor,  jwifeben  bem  Stebeötferhdltnif  beö  §erbinanb  unb 
ber  Cuife,  be$  9)iar  "Piccolomini  unb  ber  £hecla  gegen  bie 
gefühlslofe  umgebenbe  SWenfdbenwelt ,  beren  25rucfe  fte  erlies 
gen.  25ie  3leflhetif  hat  jwar  Dorjufcfareiben ,  bafi  bie  (S.e 
nicht  ju  febretenb  unb  grell  feien,  ba$  eei  j.  23.  nicht  gut 
fei,  einen  ausgemachten  23öfewicbt  neben  einen  &ugenbfpiegel, 
fonbern  beijer  eine  iXugenb  neben  eine  anbere,  bie  ro|)e  Xa- 
pferfeit  neben  bie  bebddjtige  ju  ftellen;  aud)  fann  man  nicht 
läugnen ,  bajj  in  ungefebtefter  Jpanb  leicht  bie  <£.e  wiberltdb 
unb  abfdjrecfenb  »werben,  wie  in  unfern  JRitterromanen  unb 
Sftitterfrücf  en ,  felbft  in  »ielen  unfrer  bürgerlichen  Sharafters 
gemdlbe  unb  ben  ©tüdfen  ber  neufranj.  2)ramatifer;  aber 
einem  ©enie  fann  hierin  nichts  »orgefdjrieben  werben ,  ei 
burcbbridjt  mit  (Blüd  bie  SJorftchtömafregeln  ber  bebdebtigen 
Slefthetif  unb  waö  in  ungefebtefter  £anb  roh,  plump,  gemein 
erfebetnt,  erfebetnt  in  gefebiefter  £anb  natürlid),  lebenbig, 
jwecfgemdfj,  grotl,  berrlicb.  £>ie  (S.e  j.  23.  ftnb  bei  ©hafs 
fpeare  oft  anfebeinenb  febroff,  aber  unter  feiner  genialen 
23ehanblung  löfen  ft'cb  alle  biefe  2)itTonanjen  in  bie  t>ollfom= 
menfte  Harmonie  auf.  @elbfl  für  bie  mufifal.  23ehanblung 
eignen  fieb  febrotje  (E.e  herrlidb;  waä  fann  febroffer  fein  alef 
ber  (L  jwifdjen  @a6per  unb  9Jlax  im  greif  cbüi}?  2)od)  be= 
ruht  auf  biefem  @.  hauptfdcblicb  bie  eigenthümlicbe  SBirfung 
ber  aKuftf.  £>ie  Siegel,  bafj  man  feinen  »ollenbeten  23öfe= 
wii>t  neben  einen  oollenbeten  SEugenbhaften  ftellen  bürfe,  ifl 
eine  abgefebmaefte  Siegel,  beren  ba$  ©enie  immer  fpotten 
wirb;  nur  auf  bie  9lrt  ber  23ehanblung  fommt  e$  hier  an 
unb  auf  bie  £)rganifation  bee  ©anjen.  2lucb  bie  in  contra« 
fhrenben  Stollen  neben  einanber  auftretenben  ©djaufp.  bürfen 
in  ihrer  2)arfrellung  fo  weit  gehen,  al$  ee  bie  ©efe£e  beö 
©efdjmaefö  unb  bie  2luffaffung  beö  Sidbterä  ihnen  geftatten, 
nur  oor  ber  daricatur,  befonberö  »or  ber  9lnwenbung  mehr 
dufjerlidjer  3uthaten ,  j.  23.  unnatürlicher  Serbrehung  ober 
Ueberanfchraubung  ber  «Stimme,  muffen  fte  ft'ch  hüten,  unb 
ben  granj  SDIoor,  wie  felbft  oon  £>et>rient  in  feinen  jungem 
fahren  gefchah,  alö  redbten  <£.  be$  böfen  jum  guten  $>rincip, 
mit  rothem  J£>aar  .unb  einem  ausgetopften  23ucfel  fpielen,  ifr 
eben  fo  fraj^enhaft  alö  unnöthig,  befonberö  wo,  wie  gerabe 
bei  ÜDetment,  bie  innerlichen  SJtittel  fo  unerfd>öfllid&  reid> 
ftnb.  (H.  M.) 

Contreepaulette  (©arber.),  f.  ©paulette.J 
Contreinarque  (franj.j  Zed>n.) ,   ©egenbillet,   ein 
in  §orm  unb  ftarbe  oon  ben  ei$entli<t)en  23illete  oerfd)iebe= 
neö,  ober  mit  ber  auebrücf liehen  23ejetd)nung :   „S.,  ©egen= 


Contretanz  Controle  21  o 

maxie"  uerfe^enc^  33illetr  weld>es>  ber  3ufd>auer  erhält,  wenn 
ex  in  ben  3wifd)enacten  feinen  spia§  »erläßt  unb  weldje^  alö 
Öegittmatton  für  bte  SBiebereinnafjme  biefes  $)la£e$  gilt.  2)er 
Billeteur  (f.  b.)  erhalt  bie  <S.n  t»or  ber  (Eröffnung  be$  -£aus 
feö  unb  t)at  bie  Pflicht,  jebem  9Iu6gef)enben  eine  <S.  ju  ge* 
ben,  bagegen  Sfiemanb  ofjne  bie  SBieberabgabe  einer  folgen 
einjulaffen;  felbft  bei  bekannten  täglichen  S^eaterbefudjern 
unb  ben  3nl)abern  »on  *perfonalbilIet$  follte  f)ier»on  feine 
2luänaf>me  gemacht  werben,  ba  bie  ©eftattung  irgenb  einer 
2tu$nal)me  bie  notfjwenbige  flrenge  23eaufftd)tigung  ber  23il= 
Ieteurä  erfdjwert.  Sgl.  Silier,  Billeteur,  Sontrole  :c.    (R.  B.) 

Cöntretanz  (fraty.;  SEanjf.),  «in  &anS  »on  4,  6 
ober  8  paaren,  ber  in  Touren  befreit,  welche  bie  üänjer 
wed)felnb  einanber  entgegen  führen  unb  wieber  entfernen, 
»ereinigen  unb  wieber  trennen;  biefe  Touren  werben  ent= 
weber  »om  2Infüf)rer,  wofür  ber  Äunbigfre  in  jeber  ©ruppe 
gelten  fann ,  ober  wie  eö  befonberö  in  §™nfreicb,  'Sitte  ifr, 
»om  Sanjmeifler  angegeben ,  ber  fte  laut  »om  ©rcfjefler  aus 
ruft.  SDer  <5.  jetgt  am  beflen  bie  ©ewanbtf)ett  unb  ©rajie 
ber  SEänjer.  3um  (5.  gehören  bie  3lnglaife  (country-dance), 
bie  ftd>  »on  bem  franj.  baburd)  unterfdjeibet ,  baf  fte  weit 
einfad)er  ifl  unb  nur  5 — 6  SEouren  fyatj  bie  (Ecoffaife,  £j.ua= 
bxiüe  ic.  (f.  b.)  (H.) 

Contre  -  teni«  (SEanjf .),  ein  gefprungener  Sanjfdjritt. 
—  @ö  gibt  »erfdjiebene  Slrten  beffelben:  a)  bie  @.  auf  bem 
coude  de  pied;  b)  bie  fallenbe  @.;  c)  unten  unb  d)  oben; 
e)  t>or;  f)  jurücf;  g)  redjtö  unb  h)  linb.  (H...t.) 

Contröle  (franj.;  £l)eaterw.) ,  ©egenreermung  burd) 
einen  befonbern  Beamten,  ben  (Sontroleur  geführt,  woburd) 
ntan  fowofyl  bie  9tedmung6unrid)tigf  etten ,  al&  bie  möglichen 
Betrügereien  ber  Beamten  ju  »ermeiben  fudjt.  2>as  Sweater 
erf>eifd)t  umfometyr  eine  fdjarfe  <S. ,  a\&  ft'dj  bie  täglid)  wedjs 
felnbe  Crtnnafmte  nid)t  burd)  bie  Buchhaltung  barttyun  lä$t 
unb  ju  Unterfdjleifen  fo  vielfache  SInregung  »orfyanben  ifr, 
baf  eö  nicht  in  Sermunberung  fe§en  fann ,  biefelben  befon= 
berö  am  5Ef>eater  f)eimifd)  ju  ftnben.  2>ie  gebräudjlidjfte  Ulrt 
ber  <S.  tfr  1)  bie  (Einführung  jweier  Socale,  wo  in  bem  er= 
frern  (ber  <5affe)  bie  Siliere  gefauft,  im  jweiten  (ber 
<5.)  biefelben  gegen  anbere  »er taufet  werben.  2>iefe 
(Einrichtung  erljeifa^t  »or  allem  eine  begünfrigenbe  Cocalität, 
fo  ba$  ber  SEfteaterbefucfyer,  ber  ftd)  »on  ber  ©äffe  in  ben 
3ufdjauerpla#  begeben  will,  bei  ber  (£.  »orbeigefyen  mufj 
fte  »erfjinbert  jwar  ben  Unterfdjleif  »on  ©eiten  be&  CFafft'rer^, 
aber  feineSwegg  »on  ©eiten  ber  Billeteur^ ,  ba  biefe  burd) 
<Ein»erfränbni#  mit  tfjeaterbefudjenben  Snbtoibuen  eben  fo 
gut  mit  ben  »ertaufdjten,  alö  mit  ben  urfprünglid)en  (5affen= 
billete  einen  betrügertfd)en  «^anbel  treiben  fönnen;  aud»  f>at 


216  Controle 

ft'e  bas  9lad)tt)äUie,  bafj  bei  ftarfem  2lnbrange  bie  3ufdjauer 
ungebübrlicb  aufgehalten  werben  unb  einem  jweifacben  ©e= 
bränge,  an  ber  Eaffe  unb  ber  E.,  ausgefegt  ftnb.  23on  bem 
Umtaufcbe  ausgenommen  ftnb  gewöhnlich,  bie  JBillets  ju  ben 
Sogen  unb  gefperrten  Sitjen,  ba  biefe  ft'db  burcb  blofjen  Uebers 
blid*  leidet  controliren  laffen.  2)  £>ie  2lnfrellung  eineS 
Eontroleurs ,  weldjer  jebem  3ufd>auer ,  ber  bas  £aus  oer= 
läfit,  ein  Slusgangsbillet  (sortie  generale)  geben  mufj, 
ohne  beffen  SBieberabgabe  ber  Eintritt  nicht  geftattet  wirb. 
2Birb  es  nun  bem  23illefeur  jur  frrengen  Pflicht  gemalt, 
tas  empfangene  Criginalbillet  fogleid?  in  einen  oerfcbloffenen 
«Raften  ju  werfen  unb  ben  ben  Scbaupla£  Sierlaffenben  nur 
Contremarfen  (f.  b.)  ju  geben,  fo  ifl  bem  Unterfcbleife  ber 
SBilleteure  baburcb  gefteuert,  infofern  nidjt  ein  Einoerftänbnif 
jwifcben  biefen,  bem  Eontroleur  unb  britten  $)erfonen  Statt 
ftnbet,  was  bei  fo  gefährlichen  Unternehmungen  nid?t  leicht 
anjunebmen  ift.  2tud>  biefe  Einrichtung  crr>etfd>t  oon  ber 
Cocalität,  bafj  fämmtlicbe  3ufcbauerpläge  einen  allgemeinen 
Eingang  fjaben.  23eibe  Einriebtungen  oereint,  bürffen  wot)l 
bie  ooUffommenfre  E.  gewähren.  3m  allgemeinen  bürften 
als  Mittel  jur  E.  unb  jur  Serbütung  oon  Unterfcbleifen  be- 
trachtet  werben:  a)  bie  23?abl  eines  rechtlichen  Äafftrers,  ber 
nebenbei  eine  mbglicbft  t>ot)e  Eaution  in  bie  £änbe  ber  23e= 
hbrben  ju  legen  i)ati  b)  bie  Slnnabme  oon  nur  gefttteten, 
anftänbigen  unb  an  f äfft  gen  Silleteurs;  c)  ber  häufige  2Becb= 
fei  berfelben  in  ben  *piä$en ,  an  benen  ft'e  ju  fteben  f>aben. 
3n  23erlin  j.  23.  gefdjiebt  bies  jeben  Slbenb  unb  ^war  burcb 
2Serlofung;  d)  bie  2lnfrellung  eines  Qfuffebers,  ^nfpectors, 
Cogenmeifters,  ber  bie  Pflicht  bat,  »on  einem  ^>la^e  jum 
anbern  ju  wanbern  unb  überall  mit  aufmerffamem  23lufe 
bie  Verrichtungen  ber  Slngefiellten  ^u  beobachten;  e)  bie  9ius 
merirung  aller  23illets  unb  Verpflichtung  bes  Äafftrere,  bte= 
felben  ftreng  nach  ber  0teif)enfolge  ju  oerfaufen.  23ei  einiger 
SlufmerPfamfeit  oon  Seiten  bes  Snfpecrors  ober  ber  2>irection 
felbft,  läpt  ft'cb  bierbureb  ben  Unterfcbleifen  bes  Aafftrers, 
bie  nur  bttreb  Einoerftänbnifj  mit  ben  23ilIeteurS  flatt  ftnben 
i bnnen ,  oorbeugen.  9lud)  wirb  baburcb  bie  unrecbtmäf  ige 
23enu§ung  ausgebliebener  23illets  »erbtnbert,  inbem  man  bie 
feblenben  Hummern  bem  SSilleteur  bezeichnet,  in  ber  9teibens 
folge  aber  anbere  23illets,  bie  jwar  mit  ber  gleiten  91  ums 
mer,  aber  mit  boppeltem  Stempel  ober  fonft  einem  leiebt 
erfenntlicben  3eicf>en  oerfeben  ftnb,  creiirt;  f)  bie  frrenge  ftefr= 
baltung  baran,  ba%  bie  3ufd?auer  mit  einem  23illet  nur  ben 
barauf  bejeiebneten  tylal}  befudjen  fönnen  unb  bei  einem  ge= 
wünfdjten  2Becbfel  bes  fylaqee  oorber  bas  Sillet  an  ber  Eaffe 
oertaufeben  muffen.  E.  machen,  nennt  man  bie  23ergleicfeung 
unb  3äb^lung  ber  in  ben  oerfebjoffenen  Aaffen  ber  23illeteur5 


( oii tu*  Convenienz  217 

enthaltenen  oerfauften  Siliere  mit  ber  »om  Äafft'rer  abgelegt 
ten  Seredjnung.  ©ewöhnlid;  gefcbieht  eü  am  borgen  nach 
ber  Sorftellung  oon  ber  2>irection  felbft,  ober  einem  Seam= 
ten  in  Seifein  bee  Jiaffirers.  Dtefer  hat  im  Äaffenrap  = 
porte  bie  3ahl  ber  oerffaufren  Sillete  auf  jebem  einjelnen 
9Ma§e  genau  anzugeben  unb  mufj  für  bie  Uebereinftimmung 
biefer  3ahl  mit  ben  wirflid)  oorftanbenen  SBiUetö  eingehen, 
b.  h.  biejenigen  Siliere,  bie  mehr  gefunben  werben  follten, 
Bejahen  unb  über  ihr  Sorhanbenfein  ©rflarung  geben?  für 
fehlenbe  —  uerlorene  ober  nidjt  angewenbete  —  Sillete  fann 
er  natürlich  nicfct  haften.  Sgl.  Sillet,  Silleteur,  Stllett>er= 
fauf,  (sFontremarque  unb  Jtaffe.  (R.  B.) 

Cön tus  (Stequtf.) ,  ber  röm.  ©piep ,  bie  $ife  ber  SRei= 
terei;  anfange  bloe  ale  2Burffpief,  fpäter  au*  ale  Sanje 
gebraust.    £>ie  bamit  ^Bewaffneten  hießen  Contarü.      (B.  ) 

C'oiivenieiiK.  UebereinEommen ,  ©djicflicbfeit ,  Se= 
quemlid>feit.  Sei  ber  Sühne  Slllee,  wae  in  Sejiehung  auf 
bat  ^ublifum  in  ber  2)arfrellung  ©ebraud?  ober  ©ewohnheit 
geworben  tfr,  unb  biejenigen  Serhaltniffe  im  focialen  l'eben 
ber  ©djaufp. ,  weldje  jwar  jeber  eigentlidj  rechtlichen  ©runb: 
läge  entbehren,  burch  ben  ©ebraud)  unb  ba*  £erfommen  aber 
eine  allgemein  anerkannte  ©eltung  erhalten  haben.  3u  ber 
<$.  ber  ©arfrellung  gehört  bie  Serneigung  ber  ©cfeaufp.  am 
@d>luffe  eine*  ©tücfeej  bie  9tegel,  bafi  auf  ber  Sühne  5Jie= 
manb  oor  bem  anbern  vorbeigehe,  bem  ^ubltfum  nie  ben 
JRüden  jufehre,  bae  Oeffnen  betber  glügelthüren ,  wae  im 
gewöhnlichen  ifeben  nie  gefcbieht  :c.  :c.  3war  r>at  bie  neuefrc 
Seit  ftdj  oon  oielen  biefer  laftigen  unb  nur  burcb  ba$  £er= 
kommen  geheiligten  @.en  loejumadjen  gefudjt.  £>er  9?otar 
erfdjeint  nidjt  mehr  ein  für  allemal  im  fdjwarjen  SEalar  unb 
Slllongenperücfe ,  bie  £ifd)e  unb  ©tühle  werben  hin  unb  wie* 
ber  fdwn  natürlich  gefreut,  man  untergeht  ft'd)  fdjon  im 
©precfyen  auf  ber  Sühne  hin  unb  her  jugehen,  ja  ben  JRücfen 
gegen  ba$  ^Jublifum  ju  wenben;  aber  ee  wirb  nod)  lange 
fcauern,  el)e  ba$  Seifptel  ber  großen  Sühnen,  unb  auf  ihnen 
ber  (ärinflufj  einiger  benfenben  Jtünftler,  ee  bafjin  bringen, 
bie  Sühne  jum  treuen  ©piegel  bee  Sebene  ju  madjen.  Ste= 
lee  fajeitert  an  bem  unbeugfamen:  „l^e  ift  aber  immer  fo 
gewefen."  —  iflirgenb  herrfdjen  biefe  (S.en  unumfdjrdnfter, 
ale  auf  bem  Theatre  fransais  unb  nad)  ihm  auf  allen  Süh=> 
nen,  bie  ©tücfe  beffelben,  namentltd)  bes  alten  JRepertoirs, 
geben.  J^ier  fleht  bie  @.  im  genaufren  SerhältnifJ  mit  ber 
Srabitton  (f.  b.).  3u  ben  focialen  6.en  im  Sühnenleben  ge= 
hören  bie  abfoluten  Qlnforberungen  ber  fogenannten  ftäd>ev, 
alle«  fptelen  ju  wollen,  waö  ft'd>  allenfalls  in  ben  Sereid) 
etnee  %ad>et  jwängen  läft,  bie  Segriffe  über  ben  Sefü> 
einer  9tolle,  über  aitemiren,    ad  interim    fptelen   unb   ba$ 

14** 


218    Convcntionalstrafe     Conversation 

innungeartige  Slbfonbern  ber  altem  €><fcaufp.  üon  ben  jün= 
gem.  2>af?  @.en  eben  fo  fdjäblid)  auf  bie  eigentliche  SBirfs 
famfeit  beä  ©cbaufp.6  wirten  fönnen ,  al&  ft'e  wobltfyätig 
bag  feciale  3ufammenleben  in  ein  beftimmteä  ÜBewuftfein  ber 
3ufammenger;örigfeit  gefralten,  liegt  fcfyon  au$  ben  erwähnten 
SBeifpielen  flar  ju  Sage.  £>f>ne  bie  <S.  ber  legten  5irt 
würbe  bie  fünftlerifc&e  ©emeinfd)aft  alle  äußere  Jpaltung 
entbehren.  Sgl.  Qlnfranb,  Süljnenfducflidjfeit,  @ollegen= 
fctjaft  ic.  (L.  S.) 

Convcntionalstrafe.  Kine  laut  Uebereinfunft  ju 
leiftenbe  S3erbinblid)feit ,  bie  banu  erfr  eintritt,  wenn  eine 
früher  übernommene  23erpfiid)tung ,  entweber  nicfyt,  ober  un= 
genügenb  erfüllt  wirb.  •Die  £.  ifr  ein  wefentlidjer  Spunft 
ber  Öfontracte  jwifdjen  ©irection  unb  ©cfjaufp.,  fie  roirb  nad) 
2?erf)ältniß  bee>  ©efyalteö  befHmmt,  unb  ifr  gewörmlid)  nad) 
5Berf)feIredbt  ofyne  alle  weitere  Appellation  jafylbar ,  tyebt  \t- 
bod}  bie  weitere  JRedjteijufränbtgfeit  ber  Kontrahenten,  j.  33. 
bie  .Klage  auf  Erfüllung  bees  (SontractS  nid)t  auf.  ©egen 
ba&  leiber  immer  mefyr  etnreifjenbe  „25urd)gef)en"  ber  ©djaufp. 
ifr  bie  <S.  ein  wirffamee  SDiittel,  unb  roürbe  unjweifelfjaft 
baffelbe  ganj  aufgeben,  wenn  nicfyt  in  mehreren  Staaten  ber 
©d»aufp.  alö  nidjt  wedjfelf ä big  betrachtet  würbe ,  wo= 
burd)  bie  Q.  jur  gewöhnlichen  ©d)ulbforberung  wirb ,  ber 
taufenb  2lu6flüd)te  unb  Serjögerungen  entgegen  geftellt  wer= 
ben  fönnen.  (R.  B.) 

Conversation,  Unterhaltung,  Unterrebung,  Um= 
gang,  äkrfefjr.  25te  Unterhaltung  jmifdjen  ^Jerfonen,  bie 
Heb  gegenfeitig  auffudjen ,  um  ba&  Vergnügen  ber  ©efell= 
fcbaft  ju  genießen,  bejeidmet  bas  gebilbetere  l'eben  mit  bem 
tarnen  S.  Wian  erwartet  barjer,  ba$  fte  fliefenb  unb  na= 
türltdi ,  gefällig ,  ofme  frrengwiffenfdjaftlicbe  liefe  unb  leiben= 
fcöaftelos  fei.  2>as  Sufrfpiel  bebingt  junad)fr  bei  feinen 
2>arfrellern  einen  guten  (Sonoerfationeton  (f.  b.),  ba  et 
eine  Jpauptaufgabe  beffelben  ifr ,  ba$  gefellfcbaftlicbe  i'eben 
unb  beffen  (Sonflicre  ju  fdnlbern;  auegenommen  ifr  natürlich 
rjterron  ba$  f)ifrorifcr>e  unb  baö  feinere  Sufrfpiel,  weliie  beibe 
eine  Rohere  poetifcbe  gärbung  unb  ibealere  Haltung  forbern, 
wie  j.  23.  35onna  2)iana,  bie  .Königin  rwn  16  fahren  u. 
a.  m.  3ft  es  fdion  fd)wierig,  bie  6.  im  Dialog,  alfo  jwi? 
fcben  ifWci  Unterrebenben  leidet,  anmutig  unb  of)ne©tocfen 
ju  gefralten,  fo  wirb  biefe  Aufgabe  bei  (£nfemblefcenen,  ©e= 
fellfdjaftefcenen  u.  f.  w.  nod>  bebeutenb  fcbwieriger,  weil 
unter  ben  SJielen  auf  ber  23ür>ne  33efcbäftigten  nothwenbia.er= 
weife  ein  oerfdjiebener  Grab  fünftlerifcber  23efänigung  f)err= 
faVn  muß.  9Baö  jwei  gut  gemacht  f)aben,  cerbirbt  ein  Ion, 
ein  5lccent,  ein  2Bort  be&  britten.  Xa&  er(fe  Jpülfemittel 
ju  Erlangung   eines  guten  (J.toneö  auf  ber  23üfjne,   tft  b*& 


Conversations-Oper     Conversationston    219 

©tubium  beß  £eben6,  ber  ©efellfdjaft  unb  ber  Umgang  mit 
gearteten  grauen.  <£ß  tft  hier  nidjt  bii  ©efeüfdjaft  im 
52Btrtr>6t)aufe  gemeint,  obgleicb  auch  biefe  Jiubiert  werben 
muß,  nur  nicfjt  jum  3wecfe  ber  £.  ©in  tüchtiges  9ttemo= 
riren,  9lufmerffamfeit  biß  3tegiffeur$  wäbrenb  ber  groben 
unb  befonberö  baß  gute  Einfallen  in  bii  abgebrochene  Sftcbe 
biß  Sftitunterrebnerg  (f.  Einfallen),  bienen  ferner,  um  bie  S. 
leicbt  unb  fliefenb  ju  madjen.  dß  t>erflef>t  ftdj  übrigeng  oon 
felbft ,  baff  bie  <i.  nia)t  auf  Soften  ber  Situation  ober  ber 
(Sbarafterifhf  leidjt  unb  gefallig  fein  barf.  3m  ©egentheil 
foll  fte,  als  baß  wefentlicbfre  SWittel,  ben  ©barafter  ber  bans 
belnben  ^erfonen  jur  2lnfcbauung  $u  bringen,  je  nadj  box 
23ebingungen  biefer,  rafcb,  ftocfenb,  übereilt,  jögernb  u.  f.  w. 
fein }  boeb,  gibt  iß  tro§  biefer  febeinbar  wiberfpredjenben  9luf= 
gäbe  ein  fünftlerifcbeei  33anb ,  einen  %itni$ ,  ber  alle  einjel= 
nen  Elemente  einer  Situation  ju  bem  gefalligen  ©anjen 
einer  <L  oereinigt.  3n  biefer  #inftdjt  i>at  baß  3ufammen= 
fpiel  unb  baß  SJtuanciren  einen  wefentlidjen  ©influjj  auf  baß 
©elingen  ber  (S. ,  für  bie  ftcb  aber  feine  anbere  Siegel,  als 
baß  ©tubium  biß  iebenß  felbfr  geben  läfjt.  (L.  S.) 

Conversatiöns-Oper  (SKuftfJ,  bie  moberne  fonti* 
fdje  Oper,  wie  fte  in  ber  jüngjlen  ©dbule  ftrantuifyß  ftcb 
entwickelt  fyat.  Sluber  befonbera  i(l  ihr  SJater  unb  (Erhalter  j 
er  ift  iß,  ber  gejeigt  fyat,  bafj  bie  SDtuftf  aueb  eine6  ß.toneS 
fällig  ifl.  2>ie  £anblung  ber  (t.  =  £).  bewegt  ftcb  in  ber  ©pfjdre 
ber  gebilbeten  ©efellfdjaft ,  ifl  einfadj  unb  Reiter,  wie  bit 
SDiuftf.  3n  granfreieb  fyat  biefeö  ©enre  auferorbentltdjeg, 
in  2>eutfcblanb  bißfyix  nodj  wenig  ©lücf  gemalt,  weil  unfere 
©änger  jur  25arflellung  eines  fiufifpiete  gar  ju  wenig  ge= 
eignet  ftnb,  weil  bii  (Sonöerfation  unb  it>x  £on  ifynen  gar 
ju  fremb  ift.  (7.) 

Conversatiönsstücke,  ©tücfe  ruhiger  Haltung, 
in  benen  feine  (Sonfftcte  boaSgefreigerter  £eibenfcbaften,  fon« 
bem  ruhige  GEbarafterentwicMung ,  natürliche,  leidjt  t>er= 
fcbürjte  Situationen,  gewählte  ©pracbe  unb  eine  gewiffe 
©tettgfeit  in  bem  Jperbeifübren  ber  Peripetie  (f.  b.)  gefun= 
ben  wirb,  ©o  gefjbrt  redbt  eigentlich  bii  grofie  SDlehrjabl 
aller  Cufifpiele  ber  neueren  3eit  ju  biefer  ©attung.  :£>ie 
SBühnenfpracbe  bejeic^net  mit  biefer  Benennung  gern  2llleä, 
maß  im  ©egenfa^e  jur  höheren  poetifdjen  SSebeutung  bram. 
Äunfrwerfe  ftdt>  in  ber  ©pbäre  biß  gewöhnlicben  CebenS  be= 
wegt.  \  (L.  S.) 

Conversationston.  2>er  Xcn ,  in  welchem  bii  ge; 
bilbete  ©efeüfcbaft  fpreeben  follte,  aber  leiber  niebt  fpriebt, 
ber  in  unfern  befren  beutfepen  2>ramen  alß  tyxototyp  ge  = 
feb rieben  niebergelegt  ifl,  auf  ber  23üt)ne  bureb  ben  SJlunb 
unferer  ©ctjaufp.  wieber  an  unfer  £>f)r  unb  felbfl  ba,  an= 


220  Conversationszimmer 

fdjlagt,  wo  bie  £ertesworte  feineewegS  im  Grinflang  mit  ber 
2lrt   bes  ju   erwartenben  münblidjen  Vortrags  flehen  ,   otel= 
mefyr  biefer  über  ben  SEert  bie  «öerrfcftaft  ausüben  muf .  2>ie= 
fen  £on  in  unfern  in  ungebunbener  9tebe  gefdjriebenen  25ra* 
men    wieberzugeben ,    ifr    fdjwieriger,    als   ber   Vortrag  bcr 
»f)ßtmifa)en  Siebeformen,  weil   fner   bas  fdjon  ©egebene  nur 
wieberzugeben,  bort  aber,  wenn  nidjt  neu  ju  fd)affen,    bod) 
ju  oerbeffern,  ju  ibealiftren  tjl.   Unb  felbfl  ba,  wo  bie  ooll= 
enbete  $)rofa  eines  (S.flüdfes  r»crr)errfa)t,  wirb  es  bem  ©cfjaufp., 
bem  nid)t  oon  iJiafur  aus  ber  ©enius  ebler  JHebefunfl  innes 
wofynt,  immer  weniger  gelingen,  ben  .Kenner  f)ter  fo  ju  be= 
friebigen,  wie  in  rf)»tf>mifd»er  Btebe.  —    <2rs  tjl  bafjer  nidjts 
abgefdjmad? fer ,   als  bie   2leuferung  SDtancfcer  im  ^ublifum : 
„bie  unb  bie  33üf)ne  möge   ja  bei  G.fhicfen  bleiben,   bas  bi- 
tyere  2>rama  (bas  metrifdje  wirb  gewötynlidj  barunter  t?erjlan= 
fcen),  fei  ifyr  ju  fdjwer";  ober  mand>er  Äunflbilettanten,  bie 
ba  meinen,  auf  i^ren  ^)rir>attf;eatern  aus  bem  ndmlidjem  ©runbe 
ein  fg.  (S.sflücf  leidster  barflellen  ju  fönnen'.   liefen  3rren= 
ben   ifl    ber  @.  nichts  anbers,   als  ein   leidstes,   bebeutungS= 
lofes  J&erplappern  ber  2Borte,  fd)neü*e  9iebe,  of;ne  babei  ju 
flottem,   bei   gewanbtem  «£in=  unb  Jperbrefyen  bes  .Körpers, 
liefen    ftnb   feine  Siegeln  beizubringen ,  ben  aalten  wahren 
@.  zu  treffen ,   wie  i(>n  bas  feine  £f)r  bes  .Renners  »erlangt, 
eben  fo  wenig ,  wie  bem  gemeinen  ©inne  Slbel  ber  ©efinnung 
einzuprägen   ifl.    23üf)nen,   bie  bes   ädjten  @.s  nad)  feiner 
höcfcflen  Slufgabe  fta>  befleißigten,  waren  unb  ftnb :  bie  oöam= 
burger  unter  ©djröber's  £>trection  unb  zum  ifyeil  aud)  nod> 
fpäter ,  felbfl  in  neuerer  Seit ;  bie  ßetpjiger ,  gegen  bas  <2rnbe 
bes    r»or.    unb  2lnfang    biefes   3ar>rr>. ;    bae  SBiener   Jpofc 
tl>eater,   in    neuefler  3ett.     .Kunfller:     <£<fb,of,   ©djröber, 
23rodhnann,   Jtod) ,  ©dnvarz,  ^tjrifl,  Sfflanb,  Dpü>,  %.  8. 
©a>mibt,  £h,ürnagel,  23efd>ort,  ©eobelmann,  bie  ©tarf,  SCBttt= 
rjöft,  23etf;mann,  9tenner,  Sinbner  u.  m.  a.    2>idjter:  ie\- 
fing,  ©cettye,  ©gröber,  3fFIanb  (in  Dielen  ©tücfen),  Säuern* 
felb   (in  mannen),   33abo  (im  j>ul$),  (SIsr;olj  (in  ber  J^of= 
bame)  u.  f.  w.  (Z.  F.) 

Com  cr^atio  ii  sziin  in  er,  franj.:  foyer  des  acteors; 
engl,  green  -  room ,  baejenige  Zimmer ,  in  weld)em  ft'a^  bie 
©d^aufp.  wäl)renb  ber  üßorftellung  oerfammeln,  wenn  fte 
ni*t  auf  ber  95üf)ne  befdjäftigt  ftnb.  <2rs  liegt  am  beflen 
gleid)  weit  t>on  ben  ©arberoben  unb  ber  SBüfjne,  wo  mögltd» 
nid?t  auf  einer  &eite,  fonbern  t)inter  berfelben,  ba  es  mit 
ber  Zeit  unwillfüfjrlia)  &itte  wirb,  größtenff)eils  con  ber 
Seite  bes  dS.S  aufzutreten  ober  bafjin  abzugeben.  Unbebingt 
nötfjig  i|l  einem  fold)en  3immer  ein  ©piegel,  wo  möglid> 
irumeaur  unb  befT^n  gute  33eleudjtung ,  eine  .Klingel,  bie 
bas  3eid)en  z«"t  anfangen  ber  5lcte  gibt,  eine  f leine  ^>anb= 


Conversationszimmer  221 

apotfjefe  für  bie  23ebürfniffe  beä  Qtugenbltcfö  unb  28affer* 
caraffe  mit  ©lafern,  eine  Uftr,  naa>  »welcher  pünftlico  ^Jro= 
ben  unb  ÜBorfrellungen  beginnen,  ©optya'e,  ein  SSureau  mit 
©djreibjeug,  eine  f leine  #anbbibliotf)e? ,  in  welker  (£ncöclo= 
päbien,  25ictionnaire,  grembwörterbüdjer,  @on»erfation$lerica 
unb  fprad>lid&e  .^ülfsbücfyer  aufgehellt  unb  leid>t  jugänglid> 
ft'nb ;  —  alä  3ierbe  bie  SSilbnifpe  berühmter  ©djaufp.  ober  fonfk 
tljeatralifcb,  3ntereffantees  ftnb  jwar  ntcfyt  unumgänglich  nott>= 
wenbig,  aber  wünfdjenöwertl)  unb  ft'nben  ft'cb  einzeln  aua> 
j^ier  unb  bort,  ©treng  follte  jebe  $Büt)ne  barauf  galten, 
baf  nur  bie  am  Slbenb  befdjäftigfen  SDiitglieber  ba$  $.  be= 
fudjen.  3(t  bteö  aud>  anbern  erlaubt,  ober  erfrrecft  ft'cb,  ber 
SBefucb  gar  auf  23e?annte,  Altern,  (£f>emänner,  Äunftricfeter 
u.  f.  w.,  fo  wirb  bae  @.  balb  ju  einer  JReffource  für  £age$s 
neuigfeiten,  ^olitijtren  unb  frcrenbeö  ©efcbwä#.  Jteine  4luS= 
nabme  irgenb  einer  2trt  werbe  gemattet,  will  man  nicbt  bte 
eigentliche  SSeflimmung  eines  folgen  @.  unmöglich  machen. 
SRufte,  ©ammlung  unb  Vorbereitung  foll  baß  6.  bem  ©cbaufp. 
bieten,  e&  foll  if)n  abjieben  oon  jeber  ^Berührung  ber  2lufjen= 
weit ,  nicbt  jerftreuen ,  erregen ,  aufreihen,  <2rin  gutes  SJJittel 
jum  2lbf)alten  jebe*  unnötigen  SBefucbeö  ifr  eine  jret£  ge= 
fcbloffene  £ftür  unb  bat  9lnf)eften  eineö  Verbotes  außerhalb 
berfelben.  Unfcbicflicb  erfcbeint  es,  JKequtft'ten  im  (S.  ju  oer= 
tbeilen,  groben  anjufagen,  Stollen  ausjugeben,  überhaupt 
trgenbwie  baö  tägliche  treiben  be&  SJübnengefcbäftes  in  bem* 
felben  abjubanbejn }  im  ©egentbeil  fucbe  man  jebes  ©efcbaft, 
jebe  Unannebmlidtfeit  oon  bem  S.  fern  ju  galten ,  um  ben 
Sßorjrellungen  ^rifc^e ,  Stufte  unb  3ufammengeftörigfeit  ju 
geben.  2>en  jungen  ©cbaufp.  muji  ber  £on  bee  <£.e  »er* 
ebelnb ,  erl)ebenb  ann>et)en ,  ber  ältere  ft'cb  bort  ber  ganjen 
SJebeutung  unb  Söürbe  ber  ©cbaufpielfunfr  bemüht  werben, 
bann  ifr  bas  <£.  ba&,  maß  ee  fein  foll.  3n  §ranfretcb  tfl 
bas  foyer  des  arristes  ein  @ammelpla£  ber  öerfdjtebenfren 
Sntereffen  unb  ^erfonen.  £fteaterbtcbter,  Sournalifren,  35ans 
quiers  befucben  bas  foyer  ju  tftrer  3erffreuung  unb  t>on  ben 
SDtitgliebern  beS  £fteaters  ft'nb  es  oorjugsweife  bie  grauen* 
jimmer,  bie  gern  bort  erfcbeinen.  3m  Thcätre  fran^ais  ftäns 
gen  bie  lebensgroßen  93ilbniffe  feiner  berüt>mtefren  ©djaufp. 
an  ben  SBanben  unb  bat  foyer  ber  grofen  Oper  gleist  mefjr 
einem  glänjenben  ©efellfcfeaftöfaale ,  alö  bem  2Serfammlung$= 
ort  ber  Äünjtler.  3n  <£nglanb  ft'nb  bte  <§.  aller  fier)enben 
Sühnen  grün  tapejirt,  bal)er  ber  JJJame  green-room.  2)iefe 
<B\tu  fcb,reibt  ft'c^  auö  ben  3eiten  @f)affpeare'6  l)er,  wo  bie 
©a^aufp.  ft'dj  in  einer  Saube  am  2Cf)earer  ju  oerfammeln 
pflegten,  ba  bie  SBorfrellungen  befanntlt4>  9iac^mtttagö  3  Uf>r 
fa>on  begannen.  5lufer  am  2lbenbe  wirb  ba$  6.  auc^  bei 
Sage  ju  Sefeproben ,  Sonferenjen  u.  f.  w.  gebraust ,  unb  eö 


222  Cooke  Copiren 

fcbeint  »ortbetlbaft  bura)  2llle<>,  waö  in  bemfelben  oorgenom^ 
wirb ,  bie  JJBürbe  unb  Sebeutfamfeit  feiner  sBeflimmung  ju 
bejeidmen.  ^L.  S.) 

Cooke,  (fpr.:  Auf;  Slleranber),  engl.  ©ajaufp.,  ber 
um  1.588  befonbere  glänjte.  2>a  ju  jen^r  3eit  feiten  grauen 
bie  JBüfone  betraten,  fo  war  er  ee,  ber  abwedjfelnb  mit  JUmaflon 
alle  £elbinnen  unb  erfte  Liebhaberinnen  in  ben  ©baf  fpeare'fdKn 
©tücfen  fpielte.  @.  war  fe^r  fajön,  faft  unmännlich  fcbön, 
unb  3ulia,  ^orjia  unb  25e6bemona  waren  feine  gelungenen 
0iollen._   Er  frarb  $u  üonbon  um  1620.  (L.  S.) 

Copia  ($Rt)tt).),  ital.  9)erfontftcation ,  bie  ©btfin  ber 
gülle  aller  ©üter.  £>efbalb  eine  Softer  ber  gortuna,  aue= 
gerüftet  mit  bem  bei  ben  ©rieben  ber  Slmaltbea  ober  bem 
aidjelouS  jugefa^riebenen  güllborne.  (F.  Tr.) 

Copiola  (©alena).  ^tne  röm.  ©djaufpielerin,  beren 
^piinius  ber  Weitere  erwähnt,  weil  ft'e  ftcb  twrjüglid)  in  ben 
Interiudis  ober  3wifd)enfpielen  aueijeidmete ,  unb  merfwürbi; 
ger  2Ueife,  90  3af>r  alt,  noa>  bie  23übne  betrat.  (L.  S.) 

Copiren  (i^eaterm.),  ab]<t)Teiben,  naijbilben,  naa>af)= 
men.  lieber  bie  erflere  SBebeutung  f.  2lu$fa)reiben.  £)aä  <L 
in  ber  2DarfrelIung  fann  boppelter  2lrt  fein.  Entweber  copirt 
man  bie  25arftellungeweife  eines  anberen  ©djaufp.ö  ober  eine 
befannte  $)erfon,  beren  (Fofhim,  Eigenheiten  unb  ganje  du= 
fere  Erfdjeinung  einer  erhaltenen  Aufgabe  ju  entfpredjen 
fdjeinen.  23eibe  Slrten  ft'nb  gleia>  ungefaßt,  gleicb  »er= 
werflidb.  ©djwer  tft  e&  freilieb,,  befonberä .  für  ben  jüngeren 
©djaufp.,  fia)  ganj  frei  oom  @.  ju  erhalten,  wenn  er  einen 
guten  ©cbaufp.  in  Collen  gefeben  b,at,  bie  er  fpäter  felbfl 
fpielt.  Unwillfübrlidj  wirb  f)ier  bie  2lnerfennung  ber  £reff= 
liebfeit  einer  Ceifrung  jur  itfaebabmung,  oft  fogar  gegen  baö 
eigene  befrimmte  23ewuftfein.  Slber  niajt  genug  fann  man 
ben  Jlunfrjünger  oor  biefer  «Klippe  warnen,  an  welcber  fdwn 
manebeö  oieloerfprerbenbe  Talent  gefebeitert  ifr.  2)as  6.  einer 
befltmmten  2)ar(iellung6weife  fann  nie  fünfllerifcb,  fonbern 
felbfl  im  gelungenen  galle  nur  ein  Äunftflücf  fein;  alfo 
oberflacblid)  or)ne  tiefere,  geifrige  Söebeutung  um  fo  mefjr  al6 
gewöbnlicb  nur  bie  gebier  unb  fcbrojfen  Eigenbeiren  bebeu= 
tenber  Äünfrler  oorjugeweife  nad>geabmt  werben.  2luf  einer 
anberen  33übne  fann  baö  copirte  ©ptel  nad?  großen  aner= 
fannten  9flufrern  wot)l  für  ben  9lugenblicf  ©lücf  macben, 
auf  bie  3)auer  ermübet  es  aber,  weil  ber  Mangel  eigener 
fa^affenber  Äraft  füblbar  wirb.  25ie  unbebeutenbfle  Ceifrung 
in  ber  ft'd)  eine  gewiffe,  wenn  aua>  fehlerhafte  Eigentümlich 
feit  funb  gibt,  frer)t  unbebingt  böber  al&  bie  unrabelbafrefte 
(Sopie.  SBefonbere  baben  fieb  @a>üler  oor  bem  <$.  ii)tex  £eb= 
rer,  Äinber  t»or  bem  it>rer  Eltern  ju  büren,  weil  fyiex  bie 
ßopie  alö  fclaojfd)e  Jiaa^a^mung  niajt  einmal  wie  baö  felbfb 


Coquctteric  223 

flanbig  gewallte  SBeifpiel  erfcbeint,  was  allenfalls  noeb  bei 
SWangel  eigener  Äraft  entftbulbigt  werben  fann.  SDaö  @<bil= 
ler'fcbe:  2Bie  er  ft'd>  räuspert  u.  f.  w.  ifl  ba«  bejeicbnenbfle 
SHotto  beö  S.S.  2)te  anbete  2lrt  beS  £.S  erfcbeint  ber  rubi= 
gen  23eurtbeilung  gegenüber  no<b  oerwerflicber.  @S  ifl  be= 
fonberS  bei  Heineren  JBüfjnen,  oft  eine  9)tante  ber  ©djaufp. 
oei  jeber  JRolle,  bic  oorjugSweife  fdjarfe  e^arafterifri!  ooer 
fomifebe  SBirfung  bebingt,  ftcb  naa)  einem  Original  in  bem 
ndcbflen  Äreife,  ber  fte  umgibt,  umjufeben,  unb  bann  oft  mit 
überrafebenbem  Talent,  (Soflüm,  Haltung,  ©ang,  ©pracbe, 
Meine  ©ewobnbeiten  beffelben  auf  ber  23übne  nacbjuabmen.. 
©elten  oerfet>lt  ein  folebee  JpülfSmittel  ben  beabftebtigten  3weo?, 
Effect  ju  machen,  aber  je  größer  biefer  ifl,  je  tabelnswertber 
erfcbeint  ber  SDarfleller.  2>te  23übne  foll  fein  £ummelpla$ 
fleinlidjer  fieibenfdjaften ,  fein  oranger  für  ©djwäcben  unb 
gebier  beS  3nbir>ibuumS,  fonbern  ein  Spiegel  für  ba6  menfa> 
liebe  ©efcblecbt  im  allgemeinen  fein.  <Btet&  ifl  es  bie  Qlufgabe 
bees  2)arfleller5  bic  ©attung,  nie  aber  bie  ©pecieS  (baS  3n= 
bmibuum)  jur  Slnfdjauung  ju  bringen,  unb  ganj  abgereebnet 
eon  ber  Slufregung,  bie  folebe  gelungene  Kopien  meifl  fyewovs 
bringen,  t>on  ber  S3eleibigung  eines  fonfl  otelleicbt  a<btungS= 
wertben  SJtanneS,  ifl  ein  fold>eö  2Serfabren  ber  jtunfl  gegen= 
über  nie  ju  entfdjulbigen.  SDaf  f>ier  niebt  Don  ber  dlad)bil~ 
bung  großer  biflorifcber  (Jfjaraftere  bie  Siebe  ifl,  bebarf  wobl 
Faum  ber  <Jrwät)nung$  fyiet  erbebt  ftdt»  bie  Streue  ber  (Sopte 
ju  »ollfldnbiger  fünfllerifcber  23ebeutung,  roäbrenb  fte  bei  ber 
Stacba^mung  lebenber  SDtenfcben  ju  einem  £afebenfpielerflücf= 
eben  b^abftnft.  25er  momentan  erreiebte  33eifall  einer  lacb= 
Iufligen  unb  oielleicbt  febabenfrof)en  Stenge  ifl  ein  trauriger 
<£rfa§  für  bie  ©eringfebä^ung ,  bie  über  lang  ober  furj  ba$ 
fiebere  Soos  beffen  fein  muf ,  ber  ftcb  fo  wenig  eigener  Jtraft 
bewußt  ifl,  um  ju  foleben  Mitteln  ferne  3uflua)t  ju  neb= 
men.  SSerjeiblicb ,  ja  angenehm  wirfenb,  erfebeint  bie  6opie, 
roenn  fte  ftcb  als  barmlofer  rafcb  »orübereilenber  ©cberj  ges 
flaltet  unb  anfprucbelos  nur  ben  J^umor  niebt  biej  ©atnre 
walten  läft.  (L.  S.) 

Coquetterle  (franj.),  bie  ©uebt  ber  grauen  ju  ges 
fallen  unb  bie  Scanner  ju  fefieln,  aueb  bie  SMittel,  welcbe 
baju  angewenbet  werben.  3fl  bie  (5.  für  baß  befiexe  ©efüt)l 
fletS  t>erle§enb ,  fo  ifl  bodt)  eine  9lrt  berfelben  auf  ber  23übne 
ni<bt  allein  geflattet,  fonbern  fogar  erforberlicb ,  ja  bie  <5os 
quetten  bilben  fafl  ein  eigenes  $ad) ,  beffen  bebeutenbfle 
^)artf)ien  j.  SB.  ^apricciofa,  ©iiranbolina  u.  f.  w.  ftnb.  3Bte 
aber  aueb  bie  S.  erforbert  werben  mag,  fo  muf  fte  boeb  flets 
in  formen  erfebeinen,  bie  niebt  unangenebm  berübren  unb  bie 
Serecbnung  barf  niebt  §ur  @cbau  getragen  werben,  auf  ber  fte 
berubt.    23et  ben  SDMnnern  ifl  bie  <S.  fletö  t?erwerflicb.    (B.) 


224  Coralli  Corneille 

Corälli.  (Siner  ber  berübmtefren  £dnjer  3faliens. 
1S26  trat  er  als  23aUetmeifrer  am  £()eater  Porte  St.  Martin 
auf  unt>  tarn  in  berfelben  (Eigenfdjaft  1  S:H  jur  grofjen  Sper; 
wo  er  bas  23aUet:  le  Diable  boitenx  fe£te.  (£r  lebt  nod? 
gegenwärtig  in  biefer  Stellung.  (H...t.) 

Cordön  (©arber).  (£ine  golbene  ober  ft'lberne  ©djnur 
mit  2  Cluafren  an  fren  Uniformf)uten.  Sie  ©djnur  mirb  um 
ben  Jlopf  fres  -öutes  gefd)lun.jen  unb  Mc  Ö.uaften  liegen  fo 
in  fren  beiben  ©pi§en,  baji  ft'e  etmas  oorfreben.  3e  nadjbem 
bie  (Epaulette  unb  bas  Portepee  oon  ©olb  ober  «gilber  ft'nb, 
ft'nb  es  aud)  bie  <S.s  (B.) 

Cork  (i^eaterftat.).  .£auptfrabt  ber  ©raffdjaft  9Kun= 
fter  in  3rlanb  mit  90,<MM)  (Jimv.  unb  bebeutenben  jabrtfen, 
namentlia?  Ungeheuern  ^Bierbrauereien.  <£.  tyat  jmar  "2  £bea= 
ter ,  bie  äufjerlidj  fdjön  unb  prunf f)aft  ftnb  ,  beren  Seifrungen 
ftdj  jebod)  nid)t  über  bie  SDcittelmapigfeit  engl.  «Prooinjials 
büfjnen  erbeben.    ÜBergl.  (Snglifdjes  Sweater. 

Cornega  (Vlina),  geb.  1795,  ib)rer  3eit  eine  berühmte 
Stlttfhn,  oon  einer  £iefe  ber  ©timmlage,  ba%  ft'e  fogar  Senors 
Partien  ju  fingen  im  ©tanbe  mar.  ©alieri  mar  if>r  Sebrer 
unb  3ralien  ber  ©d)aupla£  ifyrer  erfren  unb  größten  Uriumpbe. 
(Sine  Sieibe  oon  3abren  mürbe  ft'e  in  Neapel  gefeiert  unb  oon 
feiner  jeitgenofftfdjen  SUtifhn  oerbunfelt.  ©ie  ging  1838  nad? 
$onbon  unb  oerberrlidjte  bier  jroei  ©eafons  in  ber  ital.  £per. 
3luf  ibrer  SReife  nad)  3ralien  fang  ft'e  auf  mebreren  beutfdjen 
übeatern  mit  großem  33eifall.  (Spater  erfdnen  fie  in  Surin, 
SSJcailanb,  Senebig  u.  f.  m.j  t>at  ft'dj  aber  oor  2  3abren  5?on' 
SCbeater  ins  ^Prioatleben  jurücfgejogen.  3>ie  <S.  ifr  oon  ©es 
ftalt  flein  uno  bat  ein  faft  männlidjes  9lusfeben;  biefe  Uns 
ebenbeiten  aber  lte#  ibre  fjerrüdje  ©timme  unb  bie  ficilianifdje 
©tut  ibres  Vortrage  oergeffen.  (C.  H.) 

Corneille.  1)  (<pierre),  oon  benftranjofen  ber  2Bies 
berberfteller  bes  SEbeaters  genannt,  geb.  in  SRouen  1606, 
mar  ber  ©obn  eines  ©eneralaboocaten.  Der  3ufall  bxadbte 
tbn  1629  auf  bie  3bee,  ein  Meines  ©rüd*  ju  fefereiben,  meldjeß 
feine  2lbentbeuer  in  einem  fiiebesoerbältnifi  mit  ber  ©eliebten 
eines  5r^unbes  fdulbern  follte  unb  meines  unter  bem  >JJa= 
men  SOielife  auf  ber  23übne  ©lud"  madjte.  2)iefer  unermars 
tete  (Erfolg  eröffnete  eine  glücflicbe  2lusft'd)t  für  ibn  unb  bii 
1636  fdjrieb  er  nun  rafd)  bintereinanber  bie  i'ufrfpiele:  Cii- 
tardre,  la  veuve  ,  la  galerie  da  palais,  la  suivante,  la  place 
royale  u.  l'iiiusion.  2>er  23eifaU  ^en  biefe  ©rüde  fanben, 
mad^te  ben  (Jarbinal  JRidjelieu  aufmerffam  auf  bas  bebeutenbc 
Talent  6.5  unb  ba  biefer  mad)tige  Staatsmann  J)id)ter  um 
ftd)  oerfammelte,  meldte  nad)  fetner  Eingabe  ©türfe  jufam= 
menfeßen  mußten,  fo  fudjte  er  6.  für  feine  3mecfe  ju  ges 
minnen.    tiefer  abex  jog  fidj  jurüd,  als  er  burdj  felbfrfrans 


Corneille  2215 

bigeö  2lenbern  eines  erhaltenen  tylaneö  ftd?  bas  SWifüfallen 
JRtcbelieu'e  jujog  unb  febrte  nad)  Sftouen  jurüd.  <£ier  roanbte 
er  ftd)  auf  ben  0latt>  feinet  5r*un^  (Scalen  ber  SEracjöbic 
ju,  frubirte  junäcbfr  fpan.  SSWufrer  unb  fdjrieb  ben  6tb  (1636) 
bureb  welcben  er  fofort  bte  «Stufe  erfheg,  bie  er  nod?  je§t 
unter  ben  franj.  35ramattfern  einnimmt:  3Die  £oratier  (1639), 
le  mentenr  (1642; ,  u.  Jperacltu^  (1647)  folgten  unb  befestig* 
ten  feinen  JRubm ,  obgleich  er  in  biefen  3  lefjteren  SBerfen 
nid)t  ganj  felbflftänbig  auftrat,  fonbern  nadj  fpanifdjen  S)tu= 
fiern  arbeitete.  3nt  (Sinna  (1639),  la  mort  de  Pompee  (1641) 
erfebjen  er  inbeffen  auf  feinem  ©lanjpunfte,  ben  er  in  feu 
nem  feiner  fpäteren  SGBerfe  mefjr  erreichte.  3m  ©anjen  fyat 
er  33  bram.  2>icbfungen  fjinterlaffen ,  »on  benen  inbeffen  nur 
5  ftd)  bte  jum  £obe  Palmas  auf  ber  23übne  erbalten  baten. 
1633  mifftelen  furj  nad)  einanber  etnige  ©tücte,  unter  an= 
bern  ^ertbartte  ganjlid),  fo  ba$  @.  irre  an  feinem  JBerufe 
für  bie  93übne  würbe  unb  etnige  3eit  jurücfgejogen  in  5Rouen 
lebte.  3war  begann  er  1639  aufe  ÜHeue  für  biefelbe  ju  ar^ 
beiten,  aber  ebne  jene  auf erorbentlicf/e  SBirfung  feiner  ©lanj= 
jeit  erretten  ju  lönnen.  1647  nabm  ibn  bte  Stcabemie  in  ttjre 
ißlitte  auf  unb  16S4  fiarb  er  ju  SRouen,  wo  ibm  eben  (1839) 
jeet  eine  93ilbfaule  erridjtet  worben  ifr.  3n  allen  feinen  2Ber= 
fett  berrfdjt  ein  feierlicher  gemeffener  (Jrnfr,  unb  eine  prächtige 
bin  unb  n>ieber  etwas  ju  pompbafte  2)tction;  ernfte  Sftübrung 
beroorjubringen ,  ifr  ber  anfd)aulicbe  3me<£  berfelben.  3luf 
ber  beutfeben  ÜBübne  ift  nur  einö  feiner  fd>wdd)jren  ©tücfe: 
,,jnb^^"gune"  beimifdj  geworben.  3m  gewbbnltdjen  Seben 
lief  ntebte  ben  grofen  Dichter  abnen,  er  war  langweilig,  pe= 
bantifd?,  eimubenb;  al6  äSorlefer  ober  ©efellfdjafrer  flot)  man 
ibn  eben  fo  wie  man  feine  2Ber£e  fucrjte,  unb  »ergebend  wanb= 
ten  feine  greunbe  alles  SSHbgltdje  an,  um  ibn  nur  mit  ber 
SReinlicbt'eit  attöjuföbnen.  2)od>  genof  er  allgemeine  Sichtung 
unb  als  er  16.39  nad)  mebrjabrtger  %btve\enf)eit  wieber  in 
^arie  erfduen  unb  ba$  Sdjaufpiel  befugte,  bielten  bie  <Sd?aufp. 
mitten  tn  ber  begonnenen  @cene  ein,  ba$  tyubütixm  erbob 
ftd  unt  bezeugte  bem  überrafd)ten  unb  gerübrten  Sinter 
ftebenb  feine  ^djtung  unb  Siebe,  ©eine  2Berfe  erfebienen  ju= 
erft  ^arte  1664  —  78,  Olmfterbam  1701,  in  10  23ben.  ebenbaf. 
1740  in  11  25ben.  u.  1763  in  12  23ben.  g>ariö  1742—48  in 
12  33ben.  u.  173S  in  19  23ben.  2)  (Xfyomaö),  jüngerer 
33ruber  bee  2?or. ,  geb.  1623  $u  3Rouen.  Grr  t)at  met)v  für 
bie  35übne  gefeferieben  als  fein  iBruber,  t)at  aueb  größere  aber 
nidjt  fo  bonnernbe  $£riumpb,e  gefeiert  als  jener,  war  aber  fretö 
fo  befebetben,  feinen  SSruber  felbft  ben  grofen  6.  ju  nennen, 
©rofe  23übnenfenntnip,  ^b^ntafte  unb  l'et<f)tigfeit  in  ber  2tr= 
beit  mad)ten  feine  42  ©tücfe  gern  gefeben,  einige  bitten  fo* 
gar  auferorbentltcfye  Erfolge.  Sin  Serfud)  Opern  ju  bieten 
St)catct.-£ctifon.     II.  13 


226  Cornelius 

unb  baburd?  mit  0uinault  ju  rtttalift'ren ,  miffang  tnbefien 
gänjlidj.  SDae  einzige  feiner  &rauerfpiele :  £imocrat,  welches 
er  1656  ütrieb,  ma#te  fo  t»iel  ©lüct  unb  würbe  auf  23erlan= 
gen  beö  '»yiiblifumS  fo  oft  bintereinanber  gegeben,  b<x$  bie 
©djaufy.  enbücfj  oon  ber  58übne  tynab  bie  23itte  an  baS 
OßubMum  richteten,  aud>  mieber  einmal  ein  anbereei  ©tücf  ge= 
ben  ju  Dürfen,  ba  fte  fonfr  alle  anbern  »ergeffen  müften. 
Erhalten  bat  ftcfj  son  E.s  2Ber6en  nichts,  obgleich  bie  2lriabne 
t>iel  von  anberen  benit^t  werben  ifr.  £)ie  Einigfeit  jwifcben 
ben  betben  23rübern  mar  jum  ©pricfymort  gemorben.  23eibe 
beiratbeten  gleichzeitig  jmei  (gcfjwefrern,  lebten  in  einem  Jpaufe 
miteinanber,  fyatten  gemeinfcfcaftlicfce  SMenfrboten  unb  waren 
fo  glücflicb  in  if>rer  Einigkeit,  baf  fte  nad)  2>jäbriger  Ebe 
nocb  nid)t  einmal  baran  gebaut  bitten ,  bie  2luS|reuer  unb 
Erbfcbaft  tf>rer  grauen  ju  tbeilen.  E.  frarb  1709  ju  Qlnbelo 
als  SMtglieb  ber  Acadeinie  franvaise,  fo  Wie  ber  Acadeinie 
des  inscriptions,  bie  it)i\  befonberS  feiner  ©pracfyforfcbungen 
wegen  aufgenommen  fjatte.  (L.  S.) 

Cornelias  (Sofepb  ©erbarb),  geb.  1793  ju  2)üf= 
felborf,  war  ber  ®obn  be&  Äupferjtec^ere  unb  Scbaufp.e  E. 
unb  betrat  im  21.  3abre  bie  23übne  ju  9lmfrerbam.  Er  be= 
gann  mit  bem  SRolIenfacfee,  baS  er  im  Qlugenblicfe  nocb  fpielt, 
bem  ber  SSater,  unb  beurfunbete  gleicfr,  beim  23eginn  ein  fd)ö= 
ne&  Talent.  1816  oerbeiratbete  er  ftd>  mit  ber  £ocf<ter  feinet 
©irectorS  ©ebtrmer,  bie  baS  $a<b  ber  erften  Liebhaberinnen 
fpielte,  »erlief  ein  3abr  oarauf  ^mfrerbam,  ging  nad)  5lacben 
unb  2lfcbaffenburg  unb  t>on  bier  nacb  furjer  3eit  nacb  5fi?ürä= 
bürg.  9tur  ein  ^abr  lang,  tro£  ber  freunblicben  9lnerfen= 
nung,  welche  er  gefunben  batte,  oerweilte  er  in  Sffiürjbura,, 
einem  3tufe  nacb  äJcainj  folgenb.  .£ier  grünbete  er  ftcb  in 
einem  6idbrigen  Engagement  burd>  fyevvoxftetynbeä  Talent 
unb  unermublidjen  Jleif  feinen  SRnf,  wie  er  jugleicb  bie  Hebe 
unb  5ld)tung  beS  matter  ^publifumS  erftrebte.  1826  nabm  er 
ein  Engagements*  anerbieten  Dorn  barmfrdbter  J^oftbeater  an, 
obmobl  ungern  baS  tyeitexe  SDiainj  oerlaffenb,  wo  er  ft'dj 
fo  beimifefe  füblte.  £ier  benu§te  er  bie  3eit  bei  üblichen 
Urlaube,  unb  gab  am  £ofburgfbeater  ju  SBien  12  ©afrrol= 
len,  in  benen  er  um  fo  mebr  2lnerfennung  ftnben  mufte,  ba 
baS  bortige  gebilbete  ^ublifum,  bie  ed)te  2Babrbeit  t»on  bem 
falfcften  ©dummer  ju  unterfefteiben  weif.  3  Sabre  war  E. 
beim  barmfrabter  ^oftbcater,  als  fein  greunb  Jpaate  bie  2>i= 
rection  in  SDcainj  übernabm,  unb  tbn  ju  ftdj  rief;  E.  folgte 
bem  JRufe  unb  fanb  bei  bem  ^Jublifum  bie  ganje  frübere 
Siebe  unb  9lnerfennung  wieber ;  eine  ©ifferenj  jwifeben  beiben 
Jreunben  ftörte  aber  balb  baß  SerbaltniJ  unb  »eranlafjte  (5., 
3Wainj  abermals  ju  oerlaffen.  iJlac^  "20  @a|rrolIen  in  äWann= 
beim  würbe  ibm  ein  Engagementsantrag  bafelbfr,  boc^  f)atte 


Cornet  227 

er  bereite  mit  9Jtüf>Iing  in  Stöln  abgefdjloffen.  £ier  blieb  er 
inbeffen  nur  ein  3abr,  weil  9temie  bei  Uebernabme  ber  2>i= 
recrion  be$  mainjer  S^eaterö  eö  für  eine  $>flic()t  gegen  ba6 
^Jubufum  fyielt  ,  @.  jurüd^itrufen.  (Er  blieb  nun  in  Sttainj 
bi$  1839,  wo  ba$  wieäbabner  S£r)eater  ftcb  oon  bem  mainjer 
trennte  unb  0temie  bie  2)irection  nieberlegte.  2>ann  unter= 
nabm  er  Anfang  Sept.  1839  eine  Äunflreife.  (5.,  fo  aa> 
tung^mertb,  ald  SMenfdj,  Jute  als  .ftünftler,  gehört  al*  25ar= 
freller  ju  benen,  bie  nacb,  ber  ftrengfren  SBabrbeit  ftreben,  ben 
geiftigen  ©toff  ibrer  3nbioibualität  anjupaffen,  unb  tr)n  fo 
ate  $QSar)rf)ett  in  ber  .ftunfrwelt  einzubürgern  wiffen.  SDarum 
gelingen  ibm  oor  Sitten  bie  SSater  in  Sfflanb'fdjen  ©cbaufpie= 
Jen,  bic  launigen  Sllten  im  fiuftfpiel,  in  benen  er  ft'db  breift 
ben  SBeften  an  bie  «Seite  freuen  barf.  3lfS  JRegiffeur  fommt 
tf>m  fowobl  fein  gebilbete^,  unbeftecblidje^  Urttjeil  wie  feine 
umfaffenbe  23übnenprari6  $u  fratten.  (J.  G.  H.) 

Cornet  (Suliuö),  geb.  1797  ju  ©t.  (üanbibo  in  £n= 
rol,  war  oon  feinem  33ater,  faiferl.  ftorftmeifter,  jum  @tu= 
bium  ber  S^eologie  befrimmt,  wanbte  ftd)  je&oct)  fpater  ber 
SRecbtSwiffenfdjaft  ju.  £>en  erften  SDiuft'funterricbt  ate  Änabe 
oon  7  Sauren  erhielt  er  oon  feinem  SSruber  3ofepb,,  unb  würbe 
feiner  fronen  ©timme  wegen,  fdjon  1806  ati  ©ängerfnabe 
in  Caö  ©eminarium  be6  ^)rämonftratenfer  ©tiftee  Seilten,  bei 
Snöbrucf  aufgenommen.  3n  ©rat}  würbe  er  oom  ^rofeffor 
©dmeller  uno  bem  Sapellmeifrer  «£t)fel  aufgemuntert,  ftdt> 
bem  Spater  ju  wibmen,  wanbte  ftcb  iebocb,  nacb,  2Bien,  um 
bie  $)anbecten  ju  boren.  £ier  würbe  er  zufällig  mit  bem 
Jpofcapellmetfrer  ©alieri  befannt,  ber  für  feine  fernere  3lu6= 
bilbung  befonberö  im  ital.  ©efange  ©orge  trug.  3115  <S.  ftcb 
1817  in  23aben  bei  SBien  auffielt,  betrat  er  wegen  Unpdf= 
liebfeit  be6  bortigen  SEenorS,  alö  Dilettant  in  ber  Stolle  beö 
„3ob«nn  oon  *Parul"  bie  23übne,  welche  Stolle  er  fdwn  oor= 
ber  ju  2Bten  auf  einem  ^rioattbeater  gefpielt  batte.  2>er 
(Erfolg  war  fo  günfrig ,  ba$  ibm  ©raf  ^erb.  ^)alfft)  fogleidt) 
ein  bebeutenbeö  (Engagement  für  bie  ital.  unb  beutfebe  Oper 
in  SBien  anbot,  welcbeö  er  annahm  unb  im  2)ec.  bef.  3. 
im  „Sancreb"  a!6  engagtrteS  SDZitglieb  juerfr  auftrat,  unb 
ftcb  balb  grofen  33eifall$  ju  erfreuen  fyatte.  3ugleid)  würbe 
er  auf  eigenee  (Erfucben,  i)äufi$  im  beutfdjen  ©cbaufpiel  ju 
fleinen  Stollen  »erwenbet,  welker  23efcbäftigung  er  feine  fpa= 
tere  Slulbilbung  alö  ©pieltenor,  ju  oerbanfen  r><>tte.  311* 
bie  ital.  Oper  Sffiien  »erlief  unb  <2>.  bei  ber  beutfeben  Oper 
ntdjt  feinen  §äbigfeiten  gemäf  befebaftigt  werben  fonnte,  ging 
er  1819  nad)  ©ra§  unb  fpater  nad)  33raunfcbweig ,  beffen 
Üiationaltbeater  ftcb  unter  ÄlingemannS  einft'cbtöooller  Ceifung 
auf  einer  t)of)en  Äunftftufe  befanb.  2)ort  blieb  er  6  Satyre, 
wabrenb  weldjer  3eit  er  ©aflrollen  in  Hamburg  ('2mal),  ^an= 

15* 


228  Cornette  Corollarluin 

nooer  u.  f.  n>.  gab ,  bis  er  ffcb,  182ü  in  Hamburg  engagirte. 
<£r  mieberholte  feine  ©aftfpiele  auf  mehreren  ber  erfren  Jüübs 
nen,  machte  eine  Steife  nach  <paris,  um  bas  SBefen  ber  bor* 
tigen  Oper  unb  beren  Scenirung  ju  ftubiren,  unb  folgte  1832 
einem  abermaligen  Stufe  nach  23raunfcbn>etg.  Dort  übernahm 
er  bie  Stegie  ber  Oper  unb  mürbe  in  ber  2lueübung  feiner 
neuen  Function  pielbelobt;  feine  parifer  Stubien  tarnen  ihm 
hier  fet?r  ju  ftatten ,  unb  feine  Mise  en  Sccne  ju  Oberen, 
Stöbert  ber  Teufel,  3ampa,  bie  Stumme,  i'uboöic,  bas  eherne 
?Pferb,  SDtaria  u.  f.  w.  fanben  23eifaU  unb  Nachahmung  ; 
auch  mürben  oerfduebene  £erfe  oon  ihm,  fang  =  unb  munb= 
geregt  gemacht.  1837  erhielt  er  auf  fein  Qlnfucben  einen 
ehrenvollen  2lbfcbieb,  unb  jog  ftch  nad)  SEnrol  jurücf ,  mo  er 
ftefa  eine  !leine  23eft'§ung  getauft  hatte,  ©egenmärtig  pri»a= 
rift'rt  er  in  Jpamburg,  unb  tritt  je  iiimeilen  als  ©aft  bafelbft 
auf;  in  jüngfter  3ett  bat  er  ben  23rauer  t>on  $)refton  über= 
feijt,  unb  gibt  barin  bie  Hauptrolle  mit  großem  Erfolge. 
SEUenn  auch  G.  wäbrenb  einer  geraumen  grift,  hohe  erfte  %e- 
nerpartbien  fang,  fo  mieß  er  ftch  boeb  nach  unb  nach  felber 
bie  bes  Spieltenors  in  gemäßigterer  Stimmlage  an,  unb  er* 
marb  ftch  oon  jeher  bas  Skrbienft  eines  bram.  «Sängers,  in= 
bem  Spiel  unb  ©efang  ftets  «£anb  in  «£anb  bei  ihm  gingen, 
wie  es  fein  @ortej,  Othello  unb  Nabort  betbattgten.  2lls 
ein  treffliches  Ciharafterbtlb  muß  man  unbebingt  feinen  9Dia6= 
aniello  bezeichnen.  SDcit  großer  Freiheit  bewegt  ftch  fein  »Spiel 
auch  in  fomifchen  Stollen,  als  beren  oorjüglicbfte ,  mir  ben 
9)taurer  unb  ftxiq  S3raun  in  ber  „SBraut"  anführen  möchten. 
2)  (jranjifa,  geb.  Äiel),  geb.  1S10  in  Äaffel,  ft'e  ift  bie 
SEocbter  bes  Sängers  g.  2ß.  «Atel,  unb  »on  ihrem  2Jater  in 
hohem  ©rabe  mufif.  gebtlbet.  Sie  ift  Don  ber  Statur  nicht 
mit  außerorbentlicben  Stimmmitteln  oerfehen,  aber  eine  große 
Slusbilbung  ber  (Joleratur  unb  im  Canto  nobile  jeichnen  ft'e 
näcbft  einem  reinen  Soprane  aus;  ihr  Spiel,  befonbers  in 
ber  fomifchen  Oper,  ift  lebhaft  unb  gemanbt,  boeb  ift  fte  in 
ber  ferieufen  nicht  minber  ausgezeichnet  unb  feierte  j.  23.  als 
gribelio,  Sargines  unb  befonbers  als  ^rtnjefft'n  in  „Stöbert 
ber  Teufel"  feltene  Triumphe.  (C.  L.) 

Cornette  (©arber.),  eine  einfache  «Kopfbebecfung  ber 
Damen,  Dielfach  geftaltet  nach  ber  mecbfelnben  SDtece.  2>a= 
her  gewöhnlich  fo  ».  m.  Nachthaube. 

Corno  (©arber.),  bie  SDiü^e  ber  ehemal.  Dogen  in  23e= 
nebtg.  Sie  mar  bornartig  frumm  geftaltet,  hatte  unten  eine 
Ärone  mit  12  3acfen,  beren  jebe  mit  einer  Q^erle  an  ber 
Spi$e  gegiert  mar  unb  eine  gleiche  3ierratb  befanb  ftch  an 
bem  gebogenen  3ipfel  ber  9Dcu§e.  (B.) 

Coro  (ital. ;  2)tuf.),  fo  o.  m.  (Sbor. 

Corollärium   (a.  23üfme),  ein  fleiner ,    oft  golbener 


Corona  Corpulenz  229 

ober  ftlberner  Jtranj ,  ber  in  Stom  ben  ©djaufp.n  jura  ©es 
febenf  gemadjt  würbe?  baljer  aueb  oft  gleicbbebeutenb  mit 
jDouceur,  3ulage  u.  f.  w. 

Corona  (lat.j  Stequif.),  «Krone  (f.  b.).  2Iu$  bem  211s 
tertr)um  r)aben  wir  t>icr  ju  betrauten:  a)  2)ie  C.  castrensis, 
ein  Strang  oon  grünen  23lättern,  n?or>l  aueb  oon  ©olb  unb 
gehaltet  wie  nebeneinanberflerjenbe  ^allifaben;  fte  war  ber 
2)rei$  beesjenigen,  ber  juerfl  in  ein  fernbliebet  fiager  brang 
ober  einen  2BalI  erflürmte.  b)  SDte  C.  civica  (bie  23ürger= 
frone),  ein  Kranj  oon  (äridjenjweigen;  bie  23elof)nung  für  ben 
23ürger,  ber  einem  anbern  in  ber  ©cbladjt  ba&  Heben  rettete ; 
boefe,  au*  als  23elobnung  für  fonflige  SSerbienfle  ertbeilt,  3.  33. 
bem  Cicero  für  bie  Unterbrücfung  ber  catilinarifeben  2*erfd>roös 
rung.  c)  25ie  C.  muraiis  (SOiauertrone),  oon  ©olb  unb  jin= 
nenförmig  gejatfrj  ber  tyxeiä  bei  Sapfern,  ber  juerfr  bie 
SWauer  eines  belagerten  Crteö  erflieg,  d)  25ie  C.  navalis 
(€cbifföfrone),  ebenfalls  oon  ©olb  mit  @pi£en  oon  ber  gorm 
eines  ©d&tffesfcbnabelS,  ber  $reiö  beffen,  ber  juerfr  enterte,  e) 
25ie  C.  provinciaiis  ober  donatica,  ein  golbener  Steif  mit 
ringSumlaufenben  ©trafen,  bem  triumpbirenben  Jelbberrn  oon 
ben  ^rooinjen  gefanbt.  f)  2)ie  C.  triumphalis,  ein  Äranj 
aus  wirtlichen  ober  golbenen  Sorbeerblattern,  oft  oon  rieft'ger 
©röfe,  ju  bem  bie  befiegten  ©tdbte  baS  ©olb  liefern  mufiten. 
@ie  war  ber  ^?rete?  beS  ft'egreicften  unb  beS  SriumpbeS  für 
würbig  erachteten  gelbfjerrnj  bodb,  trug  biefer  ben  Jtranj  nidjt 
felbfl,  fonbern  er  würbe  oon  einem  ©taatsfclaoen  über  fein 
£aupt  gehalten.  —  lieber  bie  fpatere  alleg.  23ebeutung  eins 
jelner,  j.  23.  ber  Bauers  unb  ©cbiffsfrone ,  f.  Krone  unb 
bie  eigenen  2lrtifel.  (B.) 

Corpulenz.  ©in  grofjer  Uebelflanb  für  biejenigen 
gäcber,  welche  bei  ifjren  2)arflellern  Körperfcbönbeit  be= 
bingen.  9)can  pflegt  jwar  anflrengenbe  Körperbewegung  unb 
eine  flrenge  &iät  anjuwenben ,  wenn  ber  .Körper  Neigung 
jur  <5.  jeigt,  aber  alle  biefe  SDtittel  b,aben  ftd)  bie  je§t  als 
unwirffam  erwiefen.  2>a6  ©djnürleib,  enge  Kleiber,  S35ar>£ 
ber  5ar^en  &eim  (ÜFoflüm  u.  f.  w.  tonnen  wofyl  t>tn  unb  wies 
ber  ben  <Sdjein  ber  @.  oerringern,  nie  aber  biefe  felbfl  bans 
nen.  23efonberS  ifl  ber  ©ebraueb,  beS  «SrfmürleibeS  bei  an= 
flrengenben  Stollen  ju  bebenfen,  ba  ei  jwar  ben  Unterleib 
bureb  (Jinjwängung  fcblanter  mad>t,  bafür  aber  bie  inneren 
Steile  in  ben  23rufl?aflen  binaufprefjt,  bie  2unge  beengt  unb 
jebenfallS  ber  ©efunbfjeit  fcbablirf»  ifl.  2>ie  beginnenbe  @.  ifl 
bem  ©cbaufp.  bie  beutlicbfle  SWat)nung  bei  Zeiten,  an  ein  ans 
bereS  %ad>  ju  benfen,  ba  manebe  ftädjet  bunb  biefe  befons 
berS  unterflüfct  werben,  gefl  ftef>t,  bafj  ber  Körper,  welker 
Slnlage  jur  <£.  jeigt,  bureb  fein  bekanntes  Wlittel  in  feiner 
SluSbilbung  aufjuljalten  ifl.    ^alliatioraittel,  j.  23.,  bie  J^un= 


230  Corrales  Corset 

gercur,  fmb  freilief)  fd»on  angewenbet  worben,  jeigen  ftd)  audj 
für  ben  Slugenblict  mirffam.  2)te  Natur  tritt  aber  mit  ber 
gewohnten  üebenemeife  aud)  befto  gebieterifdjer  wieber  in  it>re 
Siebte.  (L.  S.) 

Corrales  (Sedjn.) ,  -Warne  ber  fleineren  Sweater  in 
«Spanien,  gleidjbcbeutenb  mit  bem  franj.  9Borte:  cour  (J£of) 
ober  basse  cour.  (£f)emalö  r)tejjen  alle  fpan.  Sweater  £.  unb 
aud)  jeijt  nod)  tfr  bae"  9Bort  im  fyöfyeren  St»le  gebraud)lid>, 
3.  33.  Corral  del  Prencipe  für  Teatro  del  Prencipe,  tue  9ta= 
tionalfd)aubül)ne  in  9)iabrib.  (L.  S.) 

Correeturprowe  (£edm.),  f.  groben. 

Correpetiteür  (franj.j  9Kuft't),  ein  ©ebülfe  beö 
SWuftfbirectorö,  ber  ben  «Sangern  in  ber  Oper  ir)re  Stimmen, 
ben  Sänjern  beim  93allet  bie  £änje  einftubirt,  ober  ft'e  mit 
tr>nen  mieberb,olt.    93er gl.  CEf)or  unb  groben.  (7.) 

Corri  I)  (2).  91.),  ein  in  Valien  geborener  unb  oon 
$>orpora  gebilbeter  (Somponift,  ber  am  (£nbe  beg  oor.  3af)rb- 
in  Sonbon  lebte,  wo  1774  feine  Oper  Alessandro  nell'  Indie 
mit  23eifall  gegeben  würbe.  9Beit  befannter  ift  feine  £cd)ter. 
2)  (Janno),  geb.  ju  Sonbon  am  <£nbe  bee"  per.  3af)rb.,  er* 
r)ielt  tr>re  erfte  23ilbung  pom  93ater,  mürbe  fpater  jufallig 
mit  ber  Gafalani  befannt,  bie  fte  beroog,  mit  tfyr  ju  reifen, 
©o  concertirte  ft'e  benn  in  Hamburg,  Jpannooer,  granffurt  ic, 
ofjne  grofen  @rfolg;  1821  betrat  ft'e  in  Strasburg  bie  53üf)ne 
unb  ging  oon  bort  nad)  ättündjen,  gefiel  inbeffen  nur  wenig; 
man  bewunberte  jroar  tf>rc  fd)cne  (Sontraaltfrimme  unb  ir)re 
feltene  ©elauftgfeit ,  fanb  ft'e  aber  gar  ju  falt  unb  lebloä. 
1825  ging  ft'e  nad)  3talien,  »ermahnte  ftd)  t>ier  mit  bem  23a= 
ritoniften  ^altoni  unb  gelangte  fetjr  balb  ju  einem  grofen 
3tufe;  nadjbem  ft'e  an  ben  bebeutenbften  %,i)eatexn  3talien$ 
mit  gurore  gefungen,  ging  ft'e  1827  nad)  ©tabrib  unb  bann 
nad)  2Bien,  wo  it>re  2lufnaf)me  eben  fo  gldnjenb  mar.  1828 
ging  fte  abermale  nad)  3talien  unb  wetteiferte  bort  ft'egreid)  mit 
ben  trefflidjften  .ftünfrlern;  bann  reifte  ft'e  1830,  überall  con= 
certirenb,  burd)  £>eutfd)lanb  nad)  Sonbon,  wo  ft'e  aber  halt 
aus*  ber  £)effentlid)feit  oerfdjwanb.  (3.) 

Corridör,  ein  fdjmaler  ©ang  jwifdjen  mebreren  3ims 
mein ,  auf  welchen  jebes  berfelben  einen  eigenen  9luegang 
f)at;  baber  int  Sweater  bie  ©ange,  weldje  ftd)  um  bie  i'ogen; 
reiben  r)in^ier>en  unb  in  melden  ftd)  bie  Xtyüxen  biefer  i'ogen 
offnen;  bie  £aupteing,ange  bes  (5.6  fübren  in  ben  93orfaal 
(foyer)  unb  nad)  bem  Ausgange.  i.B.) 

Corset  (franj.  aua)  Corselet,  ital.  Corschelet,  ©arber.), 
1)  fo  f.  w.  Sdjnürbrufr  (f.  b.).  2)  <£in  leidjter  23rufrbar= 
ntfd)  ber  ftufjfolbaten.  3)  (Jin  2>amenfleibung6(tücf,  aus  einem 
enganliegenben,  weit  ausgefdjnittenen  unb  mit  fur,en  Sd)ößen 
perfefyenen  9Jlieber  befrebenb;    im  Anfang  bes   yor.  3abrb- 


Corybanten  Cosine  251 

allgemeine  Srad&t.  ©päter  fielen  bie  «Sdjöfie  weg  unb  eine 
fpi^e  ©d&neppe  oorne  trat  an  tf>re  ©teile.  3«'  ungemeinen 
nennt  man  bie  enganliegenben  Dberfleibungeftücfe  ber  25a= 
men  (5.  (B.) 

Corybanten  (9Köfb.),  bündle  imjt&ifdje  2Befen,  als 
Wiener  be'r  hobele  ober  SRbea  bargeftellt,  bei  ber  fpätern 
ätermifcbung  beiber  ©Ortzeiten  in  @ine  beren  9)rtefrer  mit 
einem  mttfhfcb  =  fanattfdjen  Suite.  <£auptbefranbtf)eile  in 
ber  äußern  (jrfcfyeinung  ,  ©eft'djtö  =  unb  ©lieberoer^errungen, 
fo  wie  Erregung  eineö  ungefhimen  ©etöfes  burcb  3ufam= 
menfcfylagen  t>on  SBaffen,  (Sombeln,  SEnmpanen  unb  &ra= 
talen.  (F.  Tr.) 

Corypbäe  (a.  23übne  u.  SEecbn.),  gried)ifcf>eö  ©ort, 
beutfcb  @borfüi)rer.  I)  3bre  Verrichtung  bei  ben  ©rieben 
f.  unter  <5b,or.  2)  3e$t  biejenigen  CFfyorifren,  welche  ftcb  burcb, 
muft'falifdje  JCenntniffe ,  oortr>etIf)afte  ^igur  unb  Talent  jur 
25arfrellung  au^eidfjncn.  <2te  freien  r*or  ben  anbern,  bienen 
tiefen  aU  Jpalrpunft  unb  beleben  bie  SOtaffe  burcb  23eweguns 
gen ,  in  benen  ftcb  SEbeilnabme  an  ber  <£artblung  ausbrücfr. 
33ei  befonberö  glanjenben  Sluffübjungen,  großen  Opern,  «öofs 
fefren ,  fteftfaielen  pflegen  aucb  toobl  bei  großen  33üf)nen 
©cbaufp.  als  <S.n  gebraust  ju  werben,  bie  bem  (Ebore  oors 
fptelen,  oft  ofjne  felbfr  mitjuftngen.  tiefem  25ienfre  fann  ftcb 
niemanb  entjieljen,  wenn  nicfyt  befonbere  <£ontractepunfte  tfjtt 
entbinben.  (L.  S.) 

Cosäque  (£anjF.),  rufftfdjer  Stationaltanä.  2lUe  23es 
wegung  bes"  GL  ft'nb  beflimmt,  fcfjarf  unb  abgefto^en.  25er 
«Körper  nähert  ftcb  in  biefem  £anje  mebr  al$  in  irgenb  einem 
anberen  bem  23oben  unb  bie  Ante  beugen  ftcb  im  d'ufjerfien 
Püd  (f.  b.).  2>ie  2lrme  ft'nb  entweber  über  bie  SBrufr  t*er= 
fcbränft  ober  »erben  in  bie  Ruften  gejremmt.  SBefentlicbe 
(ärigenttyümlidjfeit  biefeö  £anje6  ifl  aucb  ba$  ©cblagen  beö 
%.<xcte$  burcb  ftarfed  auftreten  ober  3ufammenfcblagen  ber 
befpornten  Jpacfen.  (H...t.) 

Cosmor  (Slleranber),  geb.  »t  23erlin  1S06,  wibmete 
ftcb  nacb  Dollenbeter  3Iuebilbung  ber  iiBucbbanblung,  etabltrte 
ein  eigenes  ©efcbaft  in  SSerlin,  30g  ftcb  aber  balb  wieber  ba=. 
pon  jurücf ;  begrünbete  bann  ein  jiemlicb  oerbreitetee  3ournal: 
„ber  berliner  Sttobenfptegel"  unb  »erfolgte  auöfcbliefilicb,  bie 
lit^rarifcbe  Saufbabn.  (L  ifl  einer  ber  fertigten  unb  gewanb= 
tefren  Ueberfeßer  franj.  23ü(>nenjrücfe,  beren  ©etfr  er  trefflieb, 
ju  erbalten  wetfj,  wdbrenb  er  bie  gorm  ber  beutfeben  23ül>ne 
anpapt.  ©eine  Cufrfptele:  brei  grauen r  bie  Grbrenbame,  bie 
Hebe  im  Hcfbaufe,  J&ummer  u.  (üomp. ,  £>n?el  unb  -HetTe  u. 
m.  a.  ft'nb  auf  allen  beutfeben  23ül>nen  gern  gefeljen.       (T.  N.) 

Cosine  (Secb,n.).    25er  JparleÜn  auf  bem  fpan.  Sweater. 


232  Costenoble 

Costenoblc  (@arl  Cubwtg),  geb.  1769  ju  £erforb 

in  2Beftpf)alen,  wo  fein  Sater  $)rebiger  war.    sJtacb  bem  SEobe 

beffelbcn  warb  er  ber  Grrjiebung  bec*  Obeimö,   eines  93ader= 

meiflerö  ju  5))tagbeburg,  übergeben,  ber  if>n  ju  gleichem  £anb= 

werf  befrtmmte.    (Sine  unüberwinblidje  Neigung  iura  Sweater 

aber  (jatre  fef>r  jeitig  in  tbm  $)laß  gegriffen  j    fte  warb  oer= 

mebrt,  tf>cilö  burcb  eine  Steife  nadj  »erlin,  wo  bie  2>arfreUun* 

gen  ber  ©öbbelin'fcben  ©efellfcbaft,    unb  namentlicb  %le<S'$, 

23rürfner'ö,  Steinwalb'3,  ©cfjolj'ö  nidjt  wenig  baju  beitrugen, 

baei  in  if>m  Iobembe  geuer  ju   erhalten.     >Jtocb  mebr  ange= 

fad?t  aber  warb  es  bei  feiner  3urücffunft   nacb  SDiagbeburg, 

burcb   ben  23efucb  ber  2Bäfer'fcben  ©efellfcbaft,   bei  welker 

ftcb  geartete  Äünfller,    mie:    «Krampe,    Ceiöring,    9Botr>e, 

$affner  jc.  befanben.     2lua>  Opern  würben  gegeben,  unb  ber 

@inn  für  SDtuftf,  ber  ftcb  fdwn  früb  in  @.  regte,  auf$  9?eue 

geweeft.     9cacbbem  bie  Gruppe  (1786)  SOiagbeburg  oerlaffen, 

bilbete  ftcb  ein  $)rioattbeater ,    ju  bem  man  @.  ebenfalls  jog 

unb  wo  er  balb  feine  glücflicben  Anlagen  entwickelte.    Uebrt* 

genö  übte  (L  bae  23äcferf)anbwerf  wirfltcb  praftifcb  mehrere 

Sabje  als  ©efelle  bei  »erfebiebenen  SSJJeiflern  au6 ,  jeboeb  tm= 

mer  ben  leifen  SBunfdj  mit  ft'cb  b^umtragenb,  je  efjex  je  lies 

ber  bie  SBäcferfdjürje  mit  £l)alten£  %ai)tie  ju  »ertaufeben,  ja, 

er  fafte  ben  Sorfatj  in  ©efellfcbaft  jweier  ©djaufp.,  bie  nad> 

2lmfrertam  gingen ,    ju  entweihen ,    tvaö   aber  oor  ber  3eit 

oerratben,    unb  fomit  oereitelt  warb.      1790  gelang   jeboeb 

ein  abermaliger  Serfucb  unb  <£.  ausgestattet  mit  einer  23aars 

febaft  oon  250  Xi)lxn.,  bie  tbm  ein  SBerwanbter  twrftrecfte, 

fam    glücflicb   in  Hamburg   an.     2>ae  nacbjre    3iel    feiner 

Steife  war  2Biemar,   wo  Aloe  unb  23utinop  als  Dirigenten 

einer  neuerriebfeten  ©efellfcbaft  ft'cb  befanben.     £ier  badete 

<S.    engagirt   ju    werben,    unb    nacc)    14tägigem    Sermeilen 

bebütirte  er  wirflieb  unter  bem    tarnen  SCJtü  11  er   alö  ^)e= 

ter  in  5D?enfcfyenf)a$   unb  9?eue,   unb  gletcb   ba&  erfre  SSJlal 

reebt    fetjr    anfpracb.     2)ie    ©efellfcbaft    ging  nacb   Slltona, 

unb   <5.  betrat  unter  feinem  wabren  tarnen  in  „Henriette, 

ober:  fte  ifr  fawn  oerbeiratbet,"   ald  33ebtente  Sobann,  bie 

23üt)ne;    balb  barauf  fpielte  er   ben  J£>ofmarfd)alI  Jtalb   in 

„Äabale  unb  Hebe"    mit  allgemeinem  23eifall.      Ullö  Mo$ 

unb  Sutenop  ft'cb  trennten,     folgte  <£.  le§term  nacb   feiner 

neuen  (Jntreprife,    ben  ©tabteben   ©arbelegen,    ©ahwebel, 

9teu()alben6leben ,    3erbfl    jc.j    wegen    ber    Stäbe    9Dtagbe= 

burgä  batte  er  t>ter  feinen  ^feubonamen  9)tüller  wieber  an= 

genommen.     £>ie   Unternebmung  febeiterte  aber  plö^lieb  unb 

@.  fab  ft'cb  genötigt,    t>on  ber  früber  erlernten  @ilbouettir= 

fünft  ©ebraueb  ju  macben ,    toa$  ii)xn  aueb  anfänglidj  niebt 

miflang,  jeboeb  feinen  auäbauernben  Erfolg  gewahrte.    ©e= 

brücft  oon  Mangel  unb  <5lenb,  gebaute  er  fetner  trefflieben 


Castenoble  253 

SHutter  unb  fagte  ben  <£ntfcblufj  ft'cb  fofort  in  ibre  2lrme  ju 
werfen.  3u  2)iagbeburg  wieber  angelangt,  unb  auSgefobnt 
mit  ber  aKutter,  würbe  befcbloffen,  ft'cb  oon  nun  an  auSfcbliefl= 
lieb  bem  ©tubium  iu  wibmen,  unb  er  genof  bei  bem  9ttu= 
ftfbirector  3acbarid,  unb  fpdter  bei  Äallenbacb  Unterricht 
im  Jtlaoierfpiel  unb  ©eneralbafj;  beS  Sefcteren  <Jmpfdnglicb= 
feit  für  alles  Äomifcbe  unb  äJurleefe,  gab  (£.  ©elegenbeit 
feine  Vis  comica  oor  ibm  leuchten  ju  lafien  unb  ber  unter? 
brürfte  «£ang  ju  öffentlicher  SReprdfentation  bracb  aufs 
9leue  um  fo  heftiger  beroor,  als  er  einen  fo  geneigten,  leicb,t= 
bewegten,  unb  begeiferten  3ufcbauer  unb  £örer  fanb.  Um= 
flänbe  brauten  S.  aueb  balb  wieber  auf  bie  23übne;  auf  5ln= 
ratben  beS  ©cfyaufp.S  £luanbt,  welcber  in  23aireutb  bie  £bea= 
terunternebmung  oon  SBeber  abnahm,  ging  <S.  nacb  93ai= 
reutb ;  Cluanbt  fanb  in  JBatreutb  fcbled£)te  9iecbnung  unb  @., 
ber  eine  HebenSwürbtge  Gattin  (£ocbter  beS  Äammermujtfus 
©teinbdufer)  gefunben,  ging  nacb  Nürnberg  unb  ließ  ft'cb  bei 
ber  ajtibul'fdben  Gruppe  engagiren,  wo  er  bis  Stnfang  1796 
blieb,  bann  aber  wieber  nacb  Sttagbeburg  ging.  1798  oer= 
taufebte  er  biefe  93übne  mit  ber  Slltonaer,  bis  er  1800  in  fyavnz 
bürg  einen  feflen  JRubepunft  fanb,  ber  ibn  bis  1818  un= 
unterbroeben  feffelte,  unb  wo  er  mehrere  Safere  jugleicb  SJtits 
glieb  beS  SbeaterauSfcbuffeS  war.  1818  enblicb  folgte  er  einem 
JWufe  als  f.  6.  J^offcbauf».  nacb  2Bien,  wo  er  bis  ju  feinem 
Sobe  oerblieb.  25iefer  überrafebte  ibn  auf  ber  JRücfmfe  oon 
einem  ©afifpiele  in  Jpamburg,  ju  $rag  1837  als  9tegiffeur  beS 
miener  J&oftbeaterS,  in  ben  gefegnetften  ^uferen  CebenSoerf)dlt= 
niffen,  allgemein  bebauert  als  Äünfrler,1  mie  als  SDfenfcb.  <S. 
geborte  ber  fogenannten  guten  ©dmle  an,  beren  SEenbenj  feine 
anbere,  als  unoerfdlfdjte,  debte  5Wenfcbenbarjlellung  oon  jef>er 
gewefen.  ©eine  SDtufrer  waren  oorjüglicb  ©gröber  unb  5fflanb, 
mie  er  felbfr  bekannte.  25ie  ibm  angeborene  Vis  comica  bübete 
et  im  ebelfien  ©inne  beS  2BorteS  bis  ju  ibrem£öbepunf"te  aus, 
ebne  je  ben  in  gebier  beS  £>utrirens  ober  ber  ©emetnbeit  ju 
oerfallen.  3u  feinen  SieblingS*  unb  Hauptrollen  geborten  in 
ber  frübeflen  $>eriobe:  $)eter  in  SDJenfcbenbaf  unb  9teue, 
IBalbrian  &lau  im  argwöbnifeben  Siebbaber,  ber  Jp>auSmeifrer 
im  ©onntagsftnbe  ic. ;  in  fpdteren  Sabren:  SNoliere'S  ©ei= 
jiger,  ©cbetoa  im  3uben,  ©bolcf,  ©tubl&ein  in  ben  *Pagen= 
flreicben,  23erg  im  gutberjigen  Sllten,  Sobnfon  in  ©arrtd  in 
SSriftol  u.  f.  m.  Einige  'slllmanacbe  bram.  ©piele  oon  <J. 
entbalten  fleine  fomifebe  23übnenfiücf  e ,  bie  jum  ^r>eil  noeb 
je$t  auf  unferm  9tepertotr  ftdb  ben'nben,  unb  gern  gefeben 
werben.  2>er  3.  Sabrg.  oon  Semalbs  mertbooller  „Sbeaters 
reoue"  gibt  uns  ben  Anfang  ber  oon  6.  felbfr  niebergefcbrie= 
benen  Denfwürbigfeiten  feines  SebenS,  beren  §ortfe§ung  febr 
ju  münfeben  märe.  (Z.  F.) 


254  Costüm 

Costüm  (©arber.  u.  £edm.),  eigentlich  baö  3eitübltdjef 

nennt  man  alle  äußeren  Jpülfemittel,  »uelctje  ein  bram.  ©ebidjt 
in  feinem  gegebenen  23erf)ältntß  ^u  3eitalter,  Nationalität  unt> 
efjarafterifrif  anfcfyaulid)  mad)t.  1)  (.öiftorifcbj.  2)aö  griecb,. 
unb  röm.  Sweater  bebiente  ft'cb,  in  bem  <L  ber  SDarftellenben, 
nur  ber  jur  3eit  gebräuchlichen  Aleibungöftücfe  unb  fucfcte 
nur  ba&  llebernatürlicfye,  ate  ßrumeniben,  fturien  u.  f.  n>.  bura> 
Vfyantajhfcbeg  £in,$ufügen  ungewöhnlicher  formen  unb  garben 
ju  »erft'nnlidfjen}  bodj  gehören  bie  SWaöfen  (f.  b.)  nia)t 
eigentlich  in  ben  23ereicb,  be&  (5.6  unb  ft'nb  ale  ^ierr>er  gehörig 
nacbjulefen.  $Rit  bem  SSiteberermadjen  ber  bram.  Aunjt  im 
Mittelalter  fct)etnt  bic  2Bal)l  eineö  pfjantafrifcljen  (£.6 ,  baä  in 
feiner  bunten  3ufammenfe§ung  in  feine  3eit  unb  ju  feinem 
SSolfe  papt,  bie  flrenge  ©djeibemanb  anbeuten  ju  follen,  bie 
ba$  23ürmenfpiel  Dom  Seben  fdjieb.  SDafyer  bie  ital.  unb  alts 
franj.  6l>araEtermaöEen  be£  Arlechino,  Brighello,  Pantaloae, 
Gros  GuiDanme,  Guillot,  Gorgn  u.  f.  IV.  3n  ben  ÜDtyfteriett 
unb  5Dtoralitäten  (f.  b.)  ftrebte  man  befonberä  nacb,  al!egori= 
fdier  «ftleibung  unb  »orjüglicr;  in  ben  Autos  sacramentales  ber 
fpan.  23ür)ne  jeigt  ft'cb,  bie  f)öd)fte  23lütf)e  be$  allegorifdjen 
€.6  aber  aucb,  bie  tollfte  Qlbirrung  oon  2Ba^rr>eit  unb  Stid&s 
tiateit.  Sänge  bauexte  e6,  efye  auf  bem  £h,eater  baö  @.  alö 
ein  notfywenbiges  unb  wirffameö  J^ülfemittel  erfannt  unb  be= 
ad&tet  mürbe.  SDioliere  tl)at  jroar  <£inige$,  um  feine  23üf)ne 
ber  2Baf)rf)eit  im  (£.  när)er  §u  brtngen;  aber  aucb,  er  fonnte 
bie  Neigung  ber  Seit  nidjt  beftegen,  burct)  pfjantafhfdje  &let= 
bung  ber  ©cfyauf».  ber  ©atore  unb  fcbarfen  «Sittengeißel  ber 
ÜDioltere'fdben  <Stücfe  wenigjtene  ben  offenfunbigen  3we<f  ber 
©dnlberung  zeitgemäßer  3ufränbe  ju  rauben,  grembe  SJöI« 
fer  unb  »ergangene  3eit  fudjte  man  annäfjernb  burcb,  ein= 
gelne  Äleibungöjtücfe  anjubeutenj  nirgenbö  aber  ft'nbet  ftd) 
eine  ©pur  r>on  genauer  gorfcfoung  ober  bem  SBjllen,  wat)t 
unb  richtig  ju  fein.  SSKlIe.  gat>art  wagte  e$,  I75fi  juerfl 
eine  üBauerin  of)ne  9ltlas£leib,  meiße  J&anbfdmrje,  grifur  unb 
xoti)e  2lbfä£e  unter  ben  jierlicrjen  (Schüben  ju  fpielen  unb 
ft'e  fann  eigentlich  ale  bie  erjte  genannt  werben,  bie  bem 
Q.  feine  rüstige  «Haltung  »erfdjaffte.  ©arridf  fpielte  ben 
Hamlet  unb  9)iacbetf>  in  einem  gallonirten  fcfowarjen  @am= 
metfletbe  ;  25aron  bie  gelben  beö  Slltertfyume  in  Slllongen: 
perrücfe,  furjen  23einfleibern,  feibnen  <&d)iit)en  unb  foflbaren 
«Scburjfcbnallen.  SBo  ftcb  Allegorie  im  (S.  anmenben  ließ, 
gefcr>al>  ee;  bie  91ad)t  erfcbien  in  einem  fcfymarjen  bleibe 
mit  ben  3ablen  ber  Nacb,tftunben  im  ©aum,  glebermaus= 
flugein  unb  »Stt'rnenfranj;  bie  2Belt  mit  einer  Sanbfarte,  — 
ein  §toß  mit  SMufdjeln,  SBaffergenjäc^fen  unb  S'f^en  be= 
laben ;  —  ber  ^)uber  unb  bie  ^rifur  ber  3eit  mit  ^»aarbeutel 
ober  3opf  galt  für  alle  3eiten  unb  Golfer,  ja  bie  SDiejicanerin 


Costiim  23a 

wagte  es  nicfyt  anbers  als  mit  einem  gepuberren  .Ropfe  ju  er= 
fcfeeinen.  £alma  war  es,  ber  bei  bem  franj.  SEt)eater  juerft 
ein  burdjaus  richtiges  @.  einführte  unb  fo  ben  ©runb  ju 
2)em  legte,  was  einft  bas  §.  auf  ber  33üt)ne  überhaupt  fein 
wirb  unb  t)ier  unb  ba  fd>on  in  einzelnen  Stiftungen  ift.  £)aß 
er  in  feinem  9teformationseifer  ju  weit  ging  unb  einft  fogar 
mit  nacften  5lrmen,  nacfter  23ruft  unb  nacften  ©cbenfeln  ben 
33rutus  barftellte,  war  eine  SSerirrung,  bie  nur  fein  Streben, 
nicftt  fein  befferes  (Srfennen  oerfcbulbet.  £>er  oon  it>m  ge= 
gebene  3mpuls  trug  aber  bie  bebten  grüßte  unb  man  fing 
an,  bem  <S.  bie  entfcbiebenfte  33eacf;tung  ^ujuwenben.  3n 
£>eutfcf;lanb  entwickelte  ft'cb,  ber  ©ebraucfj  bes  £.s  nacb,  franj. 
Qrinfluß  unb  obgleich  man  rnn  unb  wieber  Ulnfange  bemerkt, 
fo  war  es  bocb,  ber  ©raf  SBrüf)! ,  weldjer  bas  fuftcrifcfe,  rief)* 
tige  <L  juerft  oon  einem  wiffenfdjaftltcben  ©tanbpunfte  auf= 
faßte  unb  bie  berliner  23üf>ne  in  biefer  ^inft'c^t  jur  2ftufter= 
anfialt  ert)ob.  3m  bürgerlichen ,  jettgemäß  en  unb  cb,ara6teri= 
ftifcben  €.  Ratten  SSrocfmann,  ©gröber  unb  Sfftanb  cor  tr>m 
gewirft}  aber  bis  jur  r)iftorifd)en  2Baf)rr>eit  führte  es  nur 
SBrüfyl.  ©eine  ßrrflärungen  ber  €.e  bes  berliner  £t)eaters 
jeigen,  wie  genau  unb  flreng  er  forfcfjte  unb  jur  23efferung 
führen  wollte  5  nur  mußte  er  oft  ju  weit  geben,  ba  es  galt, 
ein  althergebrachtes  Uebel  auszurotten  unb  bas  ©ewofynte  ura= 
juftoßen.  3n  feinem  (Jifer  für  2Bat)rr)eit  unb  2fti<t)tia,teit  be= 
achtete  er  ju  wenig  bie  unabweisbaren  23ebingungen  ber 
@cf)önr)eit  unb  eine  gewiffe  ©cfywerfälligfeit  unb  Stalte  ber 
^orm  macfyt  ficb,  fafr  burcf;ger)enbs  in  ben  erwähnten  (ü.en  be= 
merfbar.  £)er  jugenblidje  Siebftaber  mußte  bas  Unfleibenbfte, 
ja  jeber  fdwnen  5orm  überhaupt  SBieberftrebenbe  tragen  unb 
eine  Sbealiftrung  bes  <S.s  würbe  fo  unmöglich.  3nbeffen  fjat 
er  bas  2Bid)tigfte  gett)an;  benn  ber  3lnftoß  ift  gegeben,  auf 
fcem  fortgebaut  werben  rann,  unb  fortgebaut  werben  wirb. 
2>as  Slusgeseidmetfte  in  biefer  23ejte()ung  tyat  2>upencbel,  in 
feinem  2?ert)dltniß  als  früherer  (Softümier  ber  großen  franj. 
Oper  geleiftet.  3n  feinen  S.en  »ereint  ftd>  jlreng  f)ifto= 
rifcbe  £reue  mit  fcfröner  §orm  unb  ben  2lnfprüc^en  ber  23e= 
leudjtung ,  ber  garbenjufammenftellung  unb  ber  Jtleibfam= 
feit.  Ueberr)aupt  gefcfeier)f  gegenwärtig  in  ^Jaris  bas  SDtetfte 
unb  ©elungenfte  für  bas  <£.  unb  bie  großen  beutfdjen  £r)ea= 
ter,  nacb  biefen  aber  wieber  bie  Heineren,  folgen  ben  oon 
bort  i ommenben  3)tufrern ,  namentlich  für  bie  ©per.  .Raum 
50  Safire  ft'nb  es  f)er,  wo  in  25eutfcfelanb  ein  fc&warjfei= 
benes  furjeS  93einfleib  bas  einzig  nötige  @.  =  ©tüd!  war,  in 
welkem  ctjne  Unterfdueb  Stiles  gefpielt  würbe.  3e^t  aber 
ift  bas  (Lgerätr)  bei  einet  bebeutenben  üöüfjne  ein  wichtiger 
3weig  bes  ganzen  S5übnengefcfeäfts  unb  bie  Verwaltung  bef= 
felben  mit  mancben  ©cfewierigEeiten  oerfnüpft  (f.  ©arberobe). 


256  Costüin 

2)  (£edjntfd&).  SDie  Angabe  bet  ju  mählenben  @.3  gefjört 
ju  ben  Obliegenheiten  bee  9tegiffeur$,  ber,  wenn  ein  Sofrumier 
ober  unterrichteter  ©arberobenbeamter  oorhanben,  biefem  im 
allgemeinen  3eit,  £5ertlid)feit  unb  dbarafteriftifrte  23ebingung 
bet  JU  gebenben  ©tücfec*  angibt  unb  bann  beffen  Sorfajläge 
prüft.  3eber  «Sdjaufp.  wenbet  ftdb  mit  feinen  2Bünfd>en  ju= 
nda)fr  an  ben  JRegiffeur,  ber  ju  beurteilen  hat,  ob  fte  jum 
©anjen  ber  beabftdjfigten  äußeren  (£rfcf>einung  paffen.  <i6 
tfr  baher  gut  unb  faft  unentbehrlich,  wenn  ber  JRegiffeur  auf 
ber  Sefeprobe  entweber  bat  3eitalter,  bie  £rad)t,  bie  SSefons 
bereiten  in  «Schnitt  unb  garbe  im  allgemeinen  angibt,  ober 
CF.bilber  »orjeigt,  bie  bem  ©anjen  jur  93afiö  bienen  follen, 
ohne  ben  einzelnen  2>arftellern  für  tfjre  SRollen  baburefc,  fdwn 
beftimmte  SSorfcf/riften  geben  ju  wollen.  -Kur  fo  fann  et  oer= 
mieben  werben,  ba$  bie  25arfreller ,  beren  <Phantaft'e  ihnen 
beim  Stubium  ber  JRolle  unwtUfüfjrlicr/  bat  93ilb  eineö  ge= 
wünfdjten  d.t  vorführt,  mit  unpaffenben  2lnjprüc6en  hert>or= 
treten.  @inb  (S.e  neu  anzufertigen,  fo  bemühe  man  ftdj>  fo 
früh  altf  mögüd)  um  bie  nötige  ^Bewilligung  ber  SDiittel,  um 
furj  Dor  ber  Aufführung  ober  währenb  ber  groben  feiner 
unangenehmen  (ärnttäufdjung  auegefe^t  ju  fein.  Jpält  ber 
©cfjaufp.  ft'd)  im  Allgemeinen  an  bie  2?orfd?rift  für  bat  ©anje, 
fo  fann  man  ihm  fleibfameren  Schnitt,  twrtheilhafte  garbe 
unb  Serjierungen  nacfyfehenj  nur  mac£/e  ber  JRegiffeur  über 
unangemeffeneö  fragen  oon  Örben,  Letten,  ©dfornuef,  gebern, 
Lüftungen  u.  f.  w.,  bie  ftdt)  nirf)t  in  ber  Aufgabe  motioirt 
ft'nben  unb  nur  ber  Äleibfamfeit  wegen  gewählt  werben,  ©ut 
ift  et,  wenn  bie  ©arberobengehülfen  angewiefen  ft'nb,  nichts! 
bergleirften  ohne  (Jrlaubnifi  bet  SRegiffeurö  oerabfolgen  ju  laf= 
fen.  23et  kleineren  Sühnen  läft  bat  befef/ränfte  Vermögen 
freilief)  wenig  2Bahl  unb  oon  Angabe  ober  ©leicfymäfigfeit 
bet  (5.6  fann  nief/t  bie  9tebe  fein ;  um  fo  mehr ,  wenn  bie 
SDarfreller  aut  eigenen  SDtitteln  baö  geblenbe  ergänjen.  SUtan 
ftebt  baher  oft  einzelne  gute  (Le,  aber  nie  ein  ganjee  coftüm= 
ridjtigeö  23ühnenbilbj  tvat  aud)  auf  gröferen  Theatern  noefj 
immer  ju  ben  «Seltenheiten  gehört.  Sei  ber  SBahl  beö  d.t 
hat  ber  ©arfteller  junäcbft  auf  bat  Seit*  unb  £>rfgemäfje  ju 
fehen  unb  in  biefer  ^»inftd}t  bem  ©anjen  ober  ber  Sorfdjrift 
ft'd)  unbebingt  anjufcfclief  en ;  bann  bead)te  er  bat  @haraf= 
teriftifcfje  unb  bat  ©pecielle  ber  ihm  geworbenen  Aufgabe. 
Audj  bat  biftorifcb  ©enaue  bat  feine  ©renken,  unb  wollte  ^ 
eine  Hauptrolle  ft'dh  in  ©djnitt  unb  Sradit  fo  coftümiren,  wie 
et  allerbtnge  richtig  unb  gut  wäre,  aber  bie  aMittel  ber  35ühne 
nidjt  auereiefcen  baß  ganje  ^)erfonal  wenigfrene  annähernb 
auejuftatten ,  fo  ift  biee  ein  fehler  unb  läft  ba$  ©inieine 
auf  «ftoften  bet  ©anjen  hervortreten.  23et  ber  SBahl  ber  ^ar* 
ben  unb  SBerjierungen  befpreaje  man  ft'dj  mit  ben  SNitbarfrellern, 


i 


Costüiu  237 

um  nirfjt  bat  ©leid)e  ju  »üblen;  wa&  befonberd  für  5rauen 
gilt,  bie  überhaupt  befdjränfter  in  @d)nitt  unb  jarbe  ft'nb. 
©ebr  ju  beadjten  ifr,  bafj  man  feine  neugefertigten  JUeiber 
für  (Sbaraftere  wablt,  benen  JBequemlidbfeit ,  ©et},  2llter  ic. 
■Öebinjttna  ift.  (Sin  neueö  @.  ifr  immer  fieif,  fcbmiegt  ftd) 
nid)t  bem  Jibrper  an,  unb  wiberfprtdjt  eben  baburcb  ber  2Babr= 
beit,  wenn  e$  unter  ben  ermahnten  SBebingungen  gcroaf>It 
Wirb.  2$or  allen  fingen  fefjc  man  barauf,  bafj  neuancjefers 
tigte  ß.e  meniaflene  einen  Sag  oor  ber  2luffübrung  oollenbet 
ftnb  —  fo  ba$  man  am  Sage  felbfl,  ober  wabrenb  be$  2ln= 
fleibenö  $u  einer  neuen  Stolle  nidjt  Urfac^e  iit  Unjufrieben* 
f>ett  unb  Slerger  bat«  —  25or  jeber  neuen  Sorftellung  foll 
ftdj  ber  Scegiffeur  entweber  in  ben  ©arberoben  ober  im  Son= 
oerfarionejimmer  überzeugen,  ob  feine  23orfd)riften  befolgt 
unb  weber  ju  oiel  nod?  ju  wenig  gefcbeben,  weil  bann  nodj 
2lbänberungen  möglich  ft'nb.  2>ie  §orm  ber  23ärte  unb  bie 
J&aartradjt  ifr  ebenfalls  (Loorfdjrift  unb  muf  ber  Jrifeur  an= 
gemtefen  werben,  nur  ba$  oom  SRegiffeur  23eftimmte  ju  t>er= 
abfallen,  ober  anzufertigen.  33efonoer6  gilt  biee  für  Gebens 
rollen  unb  (üfjor.  3)  (Ö.u eilen  flu  bi um.)  <So  grofj  audb 
bie  3abl  ber  oorbanbenen  SBerfe  über  baä  @.  ifr,  fo  fe&lt  e$ 
bocf»  bie  jeßt  an  einem  foldjen,  welc&ee  bem  @d)aufp.  in  über= 
fidjflidjer  3ufammenfrellung  ba$  SRicfetige  bieten  fönnte.  $et)lt 
cö  aber  fcbon  an  einem  feldjen,  fo  ift  biet  nocfe  oielmebr  für 
jebe  einzelne  fpecielle  Aufgabe  ber  gaU,  wie  fte  fonjr  jebe 
neue  (£rfd)einung  bietet.  (£in  folcfjee  2Berf  bürfte  aud»,  wenn 
e$  wirflieb  oollfranbig  unb  umfafienb  fein  foll,  nod>  lange 
erwartet  werben.  2>em  ©djaufp.  bleibt  alfo  nickte  übrig,  als 
ft<±>  junacbjr  aus  bem  Sorbanbenen  JRatb  zu  erbolen.  3n 
biefer  ^»inft'cbt  unterfcfoeibe  man  bie  wijfenfcfcafflicben  2Berfe, 
weld)e  ba$  <£.  obne  bejtimmte  Slnwenbung  befpred>en ,  oon 
ben  fd)cn  für  ba6  Sbeater,  beregneten.  Unter  ben  leereren 
nennen  wir:  1)  Die  feit  bem  3abre  1813  biö  je§t  fcrtlaufenb 
erfcbjenenen  @.  ber  parifer  Sbeater.  ^Jaris  bei  OJcavtinet,  je£t 
fcbon  1316  üBlatt.  S.,  colorirt.  ©ie  enthalten  namentlich  feit 
1830  in  regelmäßiger  §olge  jebeö  @.  oon  ÜBebeutuna.  unb  be- 
f  unben  befonbere  in  ben  legten  Sabren  ben  ©influp  2>upend}el6 
2)  Recueil  des  Costames  de  toutes  les  ouvrages  dramatiqnes,  von 
bem  ebem.  ©cbaufp.  3>incenti  t>on  1820 — 30,  37  tief.,  circa 
355  ÜBlatt.  3)  Gallerie  theatrale ,  ou  Collection  des  Portrait« 
en  pied  des  ptincipaux  actenrs  de  Paris  chez  Bance ,  oon 
1818  biö  je§t.  (ärin  fet)r  foftbareö,  aud>  in  biograpbifcfcer  Stüd- 
ftd>t  wertboolles  SBerf.  2Birb  fortgefe^t.  4)  Costumes  de  thea- 
tre  de  1600  ä  1830,  oon  fiecomte.  ^aviß  bei  2>elped}e.  108  231. 
©efd)id)tlid)e  ©ntwicflung  bee  Sbeater.  =  <5.ö  5)  Portrait  ber 
parifer  Sdjaufp.,  in  ©teinbrücfen,  con  Solin,  70  SBlatt.  ^)a= 
riß  bei  9ioeI.     ^tuegezeid^net  fdjbneö   unb  bead)tung6wertbe$ 


238  Costume-  Stücke       Cothurn 

2Berf.  6)  British  theatrical  Gallery.  Conbon  1825,  ein  bem 
franj.  Galerie  tbfotrale  ähnltdu'S  engl.  Sikrf.  7)  Raccolta 
di  Fignrini  ad  uso  dei  teatri  ,  ginsta  il  costnine  di  tutti  i  tempi 
e  tulte  le  nazioni.  9ftailanb  IS.'-J,  bei  Stliccbi.  8)  Costumes 
et  Annales    des    grands    Thesit  res  de   Paris,  OOlt    l?8(i — [701. 

^ariß  8  Rbe.  9)  (£.  beß  f.  f.  J^oftbeaters  in  SLMen,  illum. 
jtupfer,  1812u.  13.  10)  Sie  Sweater s (S.e  bee  berl.  Späteres 
Wn  1789—1813  unter  Sfflanb,  oon  1816—1823  unter  33rühl. 
SBerlin  bei  £.  SBittid),  feilen  gegenwärtig  oon  (£.  üange  fort= 
gefegt  erfdjeinen.  II)  (5.  beö  mündjner  £beaterd.  24  33latt. 
1818.    SJiüncben  in   ber  litbograpbifdjen  9lnftalt   ber  geier= 

tagefcbule.      12)   Danske  Theater  Costuraer,  OOn  (^f>rtfl.  Sruun. 

.Kopenhagen  1820.  25ann  bie  Beilagen  ber  wiener  Sweaters 
jettung ,  bie  Urographien  ber  parifer  3eitfd)rift :  le  monde 
dramatique.  2)ie  Titelblätter  ber  meiften  neuen  «Studie  ber 
parifer  unb  Senboner  Sheater  u.  f.  w.  3u  ben  wiffenfchaft= 
lieben  «frülfswerfen  geboren.  1)  <§.  ber  älteften  Steifer ,  oon 
2)anbre  =  üBarbon,  beutfd),  oon  Sedier.  1776.  2)  Tratte"  des 
costumes,  oon  £enj.  2)reeben  1784.  3)  ©palart's  SJerfucb  über 
baß  (£.  ber  oorjüglidjften  SSölEer  beß  Slltertbumei,  bee  9)littel= 
altera  unb  ber  neueren  3eiten,   b^usgegeben  oon  2llbredu\ 

3Bien  17!)6 — 1799.     3  23be.       4)  Recueils    des    costumes    an- 

tiques,  oon  SRocbeggiani  unb  SSillenün.  sjpartö  1804.  5)  ^Llte 
unb  neue  (Le,  oon  ©ironi.  1819.  0)  25arfrellung  beß  ägt)p= 
ttfcb  srem.  unb  grieeb.  (S.ß  auß  bem  (?ngl. ,  oon  SUiicbaelid. 
Seipjig  1813.  7)  25ie  geifrlicben  unb  weltlidjen  SRitferorben, 
OOn  Sdjwan.  8)  Costumes  civils  actuels  de  tous  les  peuples 
connus,   OOn  91.  ©auoeur.     9)  Collection  of  Costumes.     l'onton 

feit  1800.  2>ie  großen  <S. werfe  oon  2e  (Somte,  £ebe  unb  ¥a 
JRodje,  baß  ©äffen  =  unb  SRüflungenwerf  oon  9)iet)rinf,  beutfeb, 
bureb  5i"fe  i"  SSerlin.  25er  SMontfacon,  bie  grope  3abl  ars 
d)äologifd)er  .Kupferwerfe,  @bronifen,  befonbere  für  baß  16. 
unb  17.  3abrb«»  Slbbilbung  oon  «Krönungen,  furnieren, 
«£>offefren,  SOJaöferaben ,  JReifebefcbreibungen,  £rad)tenbücber, 
»Sammlungen  oon  2Jolfs  =  (S.en ,  bte  fafi  auö  allen  fiänbern 
unb  in  allen  ©pradben  oorbanben  ft'nb;  f.  aud)  jur  2Jerooll= 
ftänbigur.g  biefeö  2lrt.:  ©arberobe ,  Sradjten,  Umjüge,  2kr= 
fletbungen,  fo  wie  alle  einjelnen  Sfellenfädjer.  (L.  S.) 

Costiim- Stücke  (Xedin.) ,  &tüde,  bie  nid)t  in 
moberner  ÜBefleibung  gegeben  werben  unb  bemnad)  in  ber 
SDarftellung  bie  ÜBeranfdiaulidjung  einer  fernen  3eit  ober  einer 
fremben  Nationalität  erbeifdjen.  (L.) 

Cothürn  (©arber.  u.  £ecbn. ,  franj.  Brodeqnin ,  engl. 
Buskin),  gupbefleibung  ber  gried?.  unb  rem.  ©diaufp.  in  ber 
Sxagöbie.  Sie  beflanb  auß  gewöbnliaVn  ©anbalen,  bie  biß 
jum  Anie  gingen,  aber  febr  birfe  ©oblen,  oft  biß  jur  2)irfe 
oon  einem  halben  biß  breioiertel  §ufj  Ratten.   25er  ©ang  war 


Cotlllon  Coulisse  259 

baber  fd>werfäü*ig  unb  fonnte  nur  langfam  fein.  Jpauptfädj= 
lieb  biente  ber  @.  baju,  bie  5<:}uren  ber  ©djaufp.  in  bem  un= 
gefyeuren  Staume  ber  antifen  Sweater  groß  erfebeinen  ju  lau 
fen.  3"  ber  neuern  Sbeaterwelt  pflegt  man  0£,n  einem 
©djaufp. ,  ber  gefpreijt  unb  mit  Jpaupt;  unb  ©faatöactionen 
fpielt,  ju  fagen :  <Sr  fpielt  auf  bem  CEotburn.  ©egenfa£  be6 
(Jotfmrn  ift  ©oecuö.    Sgl.  alte  23üftne  unb  Sragöbte.        (L.) 

Cotillon  (£anjf\),  ein  ©efellfdjaftetanj,  ber  befonberö 
in  £)eutfd)lanb  fetyr  beliebt  ift.  2Die  ^Paare  —  füglicb,  nid)t 
weniger  als  8  —  treten  in  einen  Äreiö  unb  beginnen  ben 
£an$  mit  einer  großen  JRonbe ,  worauf  eine  beliebige  D.ua= 
briüentcur  folgt.  £>er  gröfte  Sfteij  biefeß  SEanjeö  liegt  in  ber 
%xeii)eit,  bie  er  ben  Samen  gewährt  unb  ben  gekannten  Grr= 
Wartungen,  bie  er  bei  ben  Ferren  erregt;  bie  Touren  ft'nb 
nämlid)  meift  fo,  baf  bie  25amen  einen  ober  2  Jperren  jum 
$£anje  wählen.  2)ie  Stngabe  ber  Souren,  fo  toie  bie  (2rrft'n= 
bung  neuer,  ift  ©acbe  bes  SSortanjere;  bie  übrigen  $)aare 
tanjen  ftetS  bie  Touren  ber  Sortanjenben  nadj,  unb  ift  eine 
£our  oollenbet,  fo  wirb  oon  allen  einmal  berumgewaljt.  — 
9Iud)  bie  SOZuftf  ju  biefem  £anje  beift  (5.  (7.) 

Cotta  Cpietro,  Sl)eatername  (Selio),  geb.  ^u  Stom, 
ber  gröfte  ital.  ©cbaufp.  bes  17.  3abrb-,  er  war  bem  Äaufs 
mannsftanbe  beftimmt,  wibmete  ftcb  aber  febon  früb  bem  ÜEbeas 
ter  unb  fyatte  an  CEalberoni  unb  beffen  ©affin  tüdjtige  £ef)rer 
unb  §reunbe.  ©eine  Aörperfd>önbeit  unb  feine  woblflingenbe 
©timme  febienen  ifjn  ausfdjliefenb  für  bas  §adj  ber  2ieb= 
t)aber  ju  beftimmen,  bod)  fpielfe  er  aueb  Jpelbenrollen  mit 
grofem  Seifall.  3n  93oIogna  war  er  ber  erfte,  ber  bie  £ra= 
göbien  9tacine's  unb  (Sorneille'S  auf  einem  ital.  £f>eater  in 
gelungenen  Ueberfe^ungen  barjufrellen  wagte ,  unb  bie  oers 
jährten  fpanifd^berfliüb^omifcben  ©tücfe  bermafen  oers 
brängte,  baf  eine  ööllige  ©efdjmacferesolution  bie  ftcl^e  war. 
dv  ftarb  1713  in  ffienebig.  (L.) 

Coulisse  (Dec.  2Bef.),  ©duebewanb,  $lügcl.  diejenigen 
SEbeile  per  SDecorationen,  weldje  ju  beiben  ©eiten-ber  23üt)ne 
aufgeteilt  ft'nb.  (Jrft  feit  1532  fennt  man  bie  £.,  welche  ber 
SSaumeifter  ©erlio  in  jßicenja  juerft  anbrad)te$  inbeffen  bauerte 
e6  bod)  bi&  jum  anfange  bes  oor.  Sabrt). ,  et)e  fte  gan^  all= 
gemein  würben.  gruf)er  waren  bie  ©eiten  mit  2$orr)angen 
bebest,  wotwn  bie  ©itte  nod)  fyerxübrt,  bie  erfte  <L  junäcbfl 
bem  Sorbange  mit  2)rapperien  ju  bemalen  unb  nur  bie  bm= 
tere  25ecoration  würbe  oeränbert,  ja  aueb  biefe  faum  unb  in 
ben  erften  Anfängen  geregelter  üBübnenfpiele  würbe  bureb  fleine 
5Eafeln  mit  oerfrfjiebenen  3nfcbriften,  alö:  ,,^)alafl  beö  Äö= 
mgs,"  „ein  SBalb,''  „©efdngnifü,"  bie  2)ecoration  nur 
angebeutet,  ber  ^bantaft'e  beö  3ufcbauer6  e$  aber  überlaffen, 
fta>  ba$  geb,lenbe  bjnjuäubenfen.    SWannigfaa^  war  bie  §orm 


240  Coulisse 

ber  @.n,  el>e  ftd>  bie  je§t  gebrdud)lid)e  feftaeflellt.  SHan 
fyatte  fwfje  breifeitige  ©erüfie,  bie  ft'd)  auf  einer  .Kurbel  in 
ber  SNttte  breiten  unb  mafjrcnb  bie  eine  ©eite  bem  tyubli- 
fum  ft'djfbar  mar,  baju  bienten,  bie  @.  ber  nädjfren  ÜBer= 
wanblung  auf  ber  jmeifen  unb  britten  «Seite  ju  befefhgen. 
2)ann  brauste  man  gefd)loffene  SGBanbe,  aug  benen  bie  fo= 
genannten  $>anor,amatr;eater  entfprangen;  fpater  bloße 
JJeinwanbftreifen,  bie  nidjt  burdj  Stammen  aufgefteift  von  oben 
bewegt  würben,  bi$  bie  je$ige  gorm  bie  allgemeine  geworben 
tfr.  ©te  tfr  in  fo  fern  bit  je§t  bie  befte,  alö  ft'c  bie  größte 
SRaumerfparniß  unb  Seid)ti$teit  bei  ber  Serwanblung  bietet, 
clme  beßwegen  allen  5lnforberungen  ju  entfpredjen  unb  ge= 
rabe  tiefer  3weig  beei  2)ecoration6n>efen6  ift  nod)  großer  23er= 
befferungen  fabjg.  Um  bie  @.n  befefrigen  unb  bewegen  JU 
tonnen,  ft'nb  fogenannte  ©tänber  unb  G.nsSBagen  (chaises 
franj.)  auf  ben  ©eiten  ber  23üf)ne  angebradjt.  2)ie  ©tänber 
flehen  fefr,  reiben  bi&  auf  ben  23oben  ber  Unter =  9Dtafd)inerie 
unb  bienen  baju,  bie  23eleud)tung6breter,  fo  wie  eine  Seiter 
anzubringen,  an  weldjer  man  bi$  jur  ©bersSttafdjjinerie  f)in= 
aufzeigen  fann.  ^>in  unb  wieber  ftnb  bie  ©tänber  aber 
ebenfalls  beweglid)  unb  bie  Settern  reiben  nur  bie  ju  ben 
©offttten  (f.  b.).  23or  ben  ©tänbern  beftnben  ft'd)  nun  min= 
befrenS  4,  i)öd)fren6  6  <£infd)nitte  (Sandle)  in  bem  ftußboben 
ber  23üf)ne,  bie  wenigfrenö  boypelt  fo  lang  ft'nb,  al£  bie  größte 
SBreite  einer  gemalten  @.  beträgt.  3n  btefen  Kanälen  be= 
wegt  ft'cfj  ein  frarfes  Jpoljgeftell  auf  9täbern,  bie  tn  ber  Un= 
ter s SJiafdnnerie  angebvad)t  ft'nb,  unb  nimmt  in  frarfe  etferne 
Jöafen  bid>t  über  bem  gußboben  ber  ©cene  bie  gemalten  unb 
auf  einen  £oljral)men  befeftigten  @.n  (Flügel)  auf,  fo  ba^ 
burd)  ba6  2Jor  =  unb  3urü<ffd)ieben  ber  <£.n  =  2Bagen  bie  2)e= 
ration  oeränbert  werben  fann.  25ie  ju  einer  Secoration  ge= 
hörigen  glügel  werben  fämmtlid)  auf  bie  correfponbirenben 
SBagen  ber  G.n  befefrtgt,  fo  ba^  j.  93.  $lx.  1  in  allen  Gi.n 
(Befängmß ,  9tr.  2  in  allen  3immer  u.  f.  f.  ift.  JBerwanbelt 
werben  bie  S.n  entweber  burd)  23or=  unb  3urücffd)ieben  \e- 
ber  einzelnen  ober  aller  jufammen,  üermtftelfr  einer  £rom= 
mel  (SEBinbejeug)  in  ber  Untermafdjinerie.  2>tefe  Trommel 
nimmt  bie  ganje  ©eite  ber  Sühne  unter  bem  ^obtum  ein 
unb  fann,  wenn  fämmtlidje  (S.nsSBagen  burd)  Saue  an  ifjr 
befefttgt  ft'nb,  burd)  mehrmaligem  Umbrefyen  alle  <§.n  einer 
<Beite  gleichmäßig  oerwanbeln.  ftaft  jebeö  Sweater  r>at  biefe 
23orrid)tung ,  aber  feiten  nur  wirb  ft'e  angewenbet  unb  man 
%iebt  eö  t>or,  burd)  Arbeiter  jebe  einzelne  ß.  t>or=  ober  jus 
rüdfdjieben  ju  laffen.  3e  breiter  bie  S.  ift,  je  weiter  fann 
aud)  ber  3wifd)enraum  jwifdjen  ifjnen  fein  unb  bie  engl. 
SBüfjnen  gef)en  hierin  am  weiteften.  Die  erfte  S.  beö  25rurt>= 
lane  =  Xfyeatexö  f>at  einen  3wifd)euraum  uon  12  §uß.    3eben= 


Coulisse  241 

falle  mup"  ber  3taum  jwifcben  bem  ©tänber  einer  (S.  biö  ju 
bem  erften  SBagen  ber  barauf  folgenben  fo  breit  fein ,  baß" 
alle  SMeublees  unb  größere  JRequift'ten  bequem  burdjgetragen 
»werben  fönnen.  S)aö  Qluffrellen  unb  Sefeftigen  ber  Süigel 
an  bie  Sßagen  gefd)ief)t  gen>bh,nlid)  frül)  Borgens"  j  f)at  ein 
©tüd?  inbefien  mefyr  SSerwanblungen  al$  SBagen  oort)anben 
ft'nb,  fo  mup  man  bie  3n>ifAenacte  mit  ju  ^ȟlfe  nehmen. 
J^in  unb  mieber  ftnbet  man  fdjräg  aufgehellte  @.n,  fo  ba$ 
bie  nad)  ber  23üf)ne  gefeftrte  ©ette  ft'ct)  nad)  ber  £intergarbine 
neigt,  tnbeffen  t>at  biefe  Slufftellung  mandje  Uebeljtdnbe,  un= 
ter  benen  bie  Verengung  beö  9taumeö  ber  bebeutenbfte  tft. 
2Ba£  bie  SDialerei  ber  (S.n  betrifft,  fo  muß  biefe  wie  bei  allen 
ardntecfonifdjen  25ecorationen  perfpectitufd)  fein.  3n  3im= 
mern  Spüren  ober  genfter  auf  ben  @.  anjubringen,  ifl  nidjt 
ratftfam,  ba  burd)  bie  meift,'beffenungead)tet  notfymenbigen 
prafticabfen  Spüren  unb  genftcr  ein  ÜNipt>erl)älfni£  entfielt. 
2Iu*  Stteubleö  fdieinen  unpaffenb.  dagegen  follten  einzelne 
•Öaufer  nie  an  3S$alb  =  ober  23aum  =  @.n  angelehnt  werben, 
fonbern  immer  in  ber  SOialerei  nur  bie  §ortfe§ung  ber  (5. 
fein.  Seim  5lufjtellen  ber  §lügel  f>at  ber  Secorateur  barauf 
ju  fefjen ,  ba$  jeber  einzelne  in  richtigem  SSerfyaltnif  ju  ben 
übrigen  unb  befonberö  jur  Jpintergarbine  ftetytj  benn,  weidjt 
er  nur  1  3olI  breit  oon  ber  geraben  tfinie  ab,  fo  ift  in  @ä= 
len,  3immern,  fallen,  überhaupt  allen  23aulid)?eiten  ba$  riaV 
tige  SSerfyältnifJ  gefrört.  23et  ^anoramatfyeatern  werben  bie 
@.n=2Bdnbe  beim  23ertvanbeln  entweber  hinter  ba$  breite 
^)rofcenium  gefdjoben ,  ober  jebe  einzelne  (L  brefyt  ft'd)  auf 
einem  $)ioot  unb  fer>rt  tljre  ganje  gladjc  ber  23üt)ne  ju. 
£>iefe  Ie^tere  Slrt  bürfte  mit  ber  3eit  unftreitig  bie  allges 
meine  roerben  unb  oerbinbet  bie  25orjüge  ber  gefdjloffenen 
23üf)nen  mit  ber  23en?eglid)Beit  ber  jegigen  <Ln.  hinter  benfeU 
ben  wirb  otet  9taum  gewonnen,  ben  man  je£t  nid)t  fyat  unb 
alle  jene  Uebelftanbe,  bie  je£t  f)inbernb  auf  bie  jsarftellung, 
einwirfen,  (f.  hinter  ben  CLn)  roerben  oermieben.  SDie  SEBagen 
befreien  ju  biefem  3wecfe  ntdt  auc?  ©ejtellen ,  fonbern  aus" 
einem  einem  einzigen  ftarfen  33al!en,  an  meinem  ber  §lügel 
fo  befefhgt  wirb,  bap  er  feine  ganje  $'6t)e  in  ber  SOtitte  Durdjs 
fdjneibet.  3n  ber  Unter  ■■  9Dtafd)inerie  bret>t  fid)  biefer  23alf en 
auf  einem  eifernen  3apfen.  @d)iebt  man  ben  9Bagen  bü? 
jum  dufjerften  <£nbe  beö  banale!  nad)  ber  23üt>ne,  fo  Bann  ein 
bafjinter  angeflellter  Arbeiter  ben  ftlÜQel  leid)t  b,erumbref)en 
unb  fo  gleid)seitig  mit  ben  anbern  §lügeln  bie  SBüfme  fdjlie* 
fen.  Xi)üxen  unb  genfler  ft'nb  in  biefen  <£.\\  fo  angebracht, 
ba$  auf  jeber  eine  «Raffte  ftd)  beftnbet  unb  beim  Jperums 
breljen  bie  ganje  %i)üt  ober  bat  §enfler  ft'd)  erfl  jufammen= 
fügt.  23ei  2Balb,  ©arten,  ©träfe  u.  f.  w.  bleiben  bie  d.n 
in  i^rer  jefcigen  Stellung  cl>ne  r)erumgebre^t  ju  »»erben  unb 
St>catcts£cnfon.     IL  16 


242        Coulissen,   hinter  den       Coulon 

nur  n>o  gefaMoffene  9tdume  bargeftetlt  werben  feilen,  wirb 
bat  herumtreten  angeiuenbet.  (L.  s.) 

Conlitsen,  hinter  den  (Dec.  2Bef.),  nennt  man 
ben  ganzen  JTlaum  ^u  beiben  Seifen  ber  23übne,  r)tnfer  ben 
aufgehellten  25ecoration6fIügeln.  (Eingeengt  Don  £ecoration$= 
gegenftänben,  bem  Slmeublement,  baö  bei  ber  ÜBorfrellung  ge= 
braucbt  wirb,  ben  JKequiftten,  2Irbeitern,  (Somparfen,  Wiener; 
fcbaft,  bat  tae  barfrellenbe  ^erfonal  oft  faum  *pia^,  ft'dö»  J" 
bewegen.  £tcr  ftnb  faft  bei  allen  Söütynen  große  Uebelftdnbe 
abjufcbaffen.  3undd)fr  ber  JRaum  jmifcben  ben  (S.n.  J&ter 
Raufen  ft'cb  Arbeiter,  bie  23ebienung  ber  ©djaufp.,  ©tatijren, 
um  t>on  ber  <Beite  auf  bie  33übne  feben  ju  tonnen,  fo  bafj 
bie  auf;  unb  abtretenben  ^erfonen  gefyinbert  »werben,  ba6 
«Publicum  aber  nid»t  feiten  einen  neugierigen  Äopf  frbrenb 
auf  ber  23ül)ne  erfdbeinen  ficht.  Den  SRaum  ganj  frei  ju 
balten  tfr  unmöglid» ,  benn  Arbeiter  für  Senuanbiung  unb 
S3eleucbtung,  ©tatifren  jum5luf=  unb  abtragen  ber  9fleuble$, 
muffen  bort  bereit  ftefjen ;  aber  um  ba$  SJorbrdngen  ju  t>er= 
meiben,  Iaffe  man  burd)  einen  bicfen  Weifjen  ©trieb  auf  bem 
gufjboben,  ber  febrdg  t>on  bem  yorbern  (£nbe  ber  einen,  bi$ 
3U  bem  Wintern  (irnbe  ber  barauf  folgenben  (£.  reicht,  bie 
©renje  bejeiebnen,  biß  ju  melcfeer  bie  bort  ftebenben  $)erfonen 
»orgelten  fennen,  j.  23.: 

i  Conlisse 
Strick 
Bühne  I^mmmmmh  Coulisse 

■■^■mbm  Conlisse 

gerner  balte  man  barauf,  bafj  bie  Gomparfen  fo  lange  als 
meglid)  in  ben  ©arberoben  bleiben,  aueb  gleicb  nacb  ibrer 
Slnmefenbeit  auf  ber  23übne  mieber  babin  jurücfgefübrt  n>er= 
ben ,  ober  in  einer  fejten  ©tellung  georbnet  binter  ber  £)e= 
coration  unter  2lufft'cbt  bleiben.  25er  35ienerfa^aft,  ben  ©cbnei= 
bem ,  grifeuren  u-  f-  w-  >  weiU  man  n>o  möglieb  einen  be= 
flimmten  ^jpiaf}  jum  3ufeben  an  unb  balte  befonbers  barauf, 
ba$  ber  enge  SRaum  b.  b.  (J.n  nid)t  baju  benutzt  merbe,  £>e= 
coratione  =  23orrdtbe  auf  einanber  gefdnditet,  aufjuberoabren. 
2>iefer  9Kifjbrau<b  tfr  in  bem  Slrtifel  „23ranb  ber  £beater" 
au6führlid)er  befproeben.  Ungemein  frbrenb  tfr  eS  für  bie  2>ar= 
freller  jaufdien  ben  GF.n  Seute  freben  ju  feben,  bie  fpredjen, 
efTen,  tuobl  gar  ©trumpfe  ftriefen,  lefen  u.  f.  n>.         (L.  S.) 

Coulissenreisser  (£edm.),  in  ber  SEbcaferfpracbe 
ein  ©cbaufp. ,  ber  burd»  23rüU*en  unb  JRafen  ben  23eifall  ber 
unterften  3ufdbauerflaffe  ju  erringen  fud>t. 

Coui on  (3ean  ftxarisoie),  geb.  in  £)eutf<blanb  17(34, 


Coup  de  Theatre  Couplet  243 

ftarb  alö  erfler  9)rofef7or  ber  höheren  £anj!unfl  bei  ber  gro= 
fjen  Dper  in  »Paris.  3bm  r>erbanfen  Duport,  Gilbert,  XaQ- 
lioni,  Stnatole,  Jpenrn,  ©offelin,  Softer,  üemiere,  Jpoguet 
unb  »tele  anbere  ihre  ganje  Sluebilbung,  mehrere  hunbert 
meniger  Berühmte  Sanier  nicht  geregnet.  <£r  mar  '20  3abre 
lang  ber  berübmtefle  Üanjlebrer  ©uropa'S  unb  feit  feinem 
Stöbe  ft'nb  menige  wahrhaft  gute  Sanier  aus  ber  parifer 
Schule  hervorgegangen,  ©einen  Schülern  mar  er  ein  jmeiter 
üßater  unb  aufrichtiger  5«"*^-  ©tner  feiner  Söhne  ifl  erfler 
Sdnjer  abmecbfelnb  in  »Paris  unb  Sonbon.  Grin  anberer 
SEanjlebrer  am  ^pUdnbifcfcen  <£ofe.  (H...t.) 

Coup  de  Theatre  (Stecbn.),  £beater  =  @oup  nennt 
man  jebe  plö^licbe  unoermutbete  SJerdnberung ,  bit  ber  3u= 
flauer  auS  bem  SJorbergegangenen  nicht  üorberfeben  fonnte 
unb  bie  auf  überrafcbenbe  2Beife  bie  Situation,  ober  bie 
DenfungSart  einer  banbelnben  Perfon  oerwanbelt.  3m  mifj= 
billigenben  Sinne  gebraucht  man  ba$  2Bort,  wenn  bit  plö$= 
liebe  23eränberung  jmar  überrafcbt  unb  felbfl  ergreift,  aber 
bei  ruhiger  Prüfung  nicbt  aus  ber  9?atur  ber  (übaraftere 
ober  ber  «Situation  hervorgegangen  J"  fein  fcbetnt.  SBenn 
Qortej  im  SXugenblicf  ber  auebrecbenben  23erfcbmörung  plö£= 
lieb  aufruft:  „Scb,  bleibe  hier,"  fo  ifl  bie6  ein  Z.  @.  im 
ebleren  Sinne  bes  SBorteSj  benn  feine  SGBirfung  gibt  augen= 
blicflicb  ber  Situation  eine  anbere  ©eflalt,  bie  inbeffen  in  ben 
CEbarafteren  ihre  »ollflänbige  23egrünbung  ft'nbet.  ginbet  ftcfe 
aber  in  ber  böcbflen  23ebrangnifj  ein  SnM  mtt  einigen  9Jtil= 
lionen,  woburcb  alle  ^inberniffe  gehoben  merben,  fo  ifl  bie$ 
ein  X.  <5.  ber  gewöbnlicbflett  ©attung.  miß  <5igentbümlicb= 
feit  ber  bram.  Dichtung  überbauet,  bie  rafcbe  (£ntwicflung 
bes  langfam  gefcbürjten  «ftnotens  möglicbfl  überrafdjenb  ein= 
treten  ju  laffen,  ifl  ber  £.  <£.  ein  mefentlich  notbmenbiges 
Mittel  für  bie  SBirfung  auf  ben  Sufcbauer.  SSringt  ba6 
Spiel  beS  Scbaufp.S  unmotioirt  burch  bie  Dichtung  einen 
£.  <S.  hervor ,  fo  ifl  ein  folcber  fafl  immer  tabelnSwertb. 
Daju  fann  man  jene  rbetorifcben  Äunflflücfcben  beS  fallen- 
laffenS  unb  beS  drbebenS  ber  Stimme,  mo  es  nicht  nötbig, 
bee  $inflürjenS  auf  ben  23oben  nach  langen  SEiraben,  bie 
überlangen  Raufen  u.  f.  m.  rechnen,  beren  ftcb  bie  fogenann= 
ten  ^Routiniers  fo  gern  bebienen.  (L.  S.) 

Coupe  (Sanjfcbritt).  Stile  @.S  merben  nur  auf  einem 
^ufle  gemacht,  bie  demi-c.s  aber  auf  beiben.  (£s  gibt  (5.  oben, 
unten,  rechte,  vorne,  hinten  unb  boppelt.  SebeS  Söienuett  j.  23. 
beginnt  mit  einem  demi-c.  (H  . . .  t.) 

Couplet  (ÜDcuftf) ,  bie  franj.  profobie  einer  Stropbc 
in  ber  beirmt,  fangbaren  Dichtung.  Das  23aube»ille  beficht 
»orjug^meife  aus  (£.6,  beren  befonbere  ©igenthümlidbEeit  ce 
ifl,  in  bem  legten  ober  ben  beiben  legten  Werfen  bie  feinte 

16* 


244  Courante  Cousser 

ju  enthalten.  Die  2Bieberr)olung  biefer  ©djlujjweife  bilbet 
ben  Sftefrain,  ber  entweber  twn  bem  ©ingenben  felbfr,  ober 
oon  benen  wieberholt  wirb,  bie  auf  ber  ©cene  anwefenb  ft'nb. 
35er  Vortrag  ber  S.ö  ift  in  granfreid)  ganj  eigener  2lrt :  35a 
jebem  ©djaufp.  ohne  Unterfdneb ,  bie  Aufgabe  wirb ,  ba$  d. 
ju  fingen,  fo  Reifen  ftd)  bie  ©fimmlofen  burd)  cabencirteö 
Sprechen,  mäbrenb  ba$  Orcbefter  bie  SWelobie  fpielt.  35ie$ 
nennt  bie  franj.  SEbeaterfpradje  tailler  le  e.  SBirb  bie  Pointe 
ftarf  hervorgehoben ,  waö  befonbertf  in  patriottfeben  ober  pa= 
tbettfaVn  Sauoilleö  (f.  Comedie  vaiidevüie)  ber  5all  ifr,  fo 
fyeift  bieg  lancer  le  c.  3n  35eutfd)lanb  würbe  baei  9)ublir"um 
baä  ©ingen  eine!  <S.$  ohne  alle  Stimme  nid)t  ertragen,  unb 
bieg  ift  ber  ©runb,  warum  baö  2?aubetnü"e  ftd)  nie  fjeimifd» 
auf  ber  beutfdjen  üßübne  füllen  wirb.  (L.  S.) 

Courante  (Sanjf.)  ©in  altfranj.  £anj,  ber  juerft 
am  -£>ofe  Submtgö  XIV.  befannt  geworben  unb  ftd)  gewöhn^ 
Iid)  bem  23ranle  (f.  b.)  anfdjlof .  35ie  ^Bewegung  biefees  £an= 
jeö  war  ernft,  gehalten  unb  gefdbmetbig.  9iod>  je$t  f)at  ftcb, 
bie  Erinnerung  an  bie  <§.  in  ber  ^Benennung  einiger  Sanj= 
fdjritte  erhalten,  bie  man  mit  bem  tarnen  tems  de  c.  be- 
Seidmet.  (H...t.) 

Courierpeitsehe  (Sftequif.),  eine  fer)r  lange,  breite, 
geflochtene  $peitfcbe  mit  ganj  furjem  ©fiele;  ft'e  ift  eben  fo 
wie  bie 

Courierstiefel  (©arber.),  große,  unförmliche,  bicf= 
aufgefüllte  unb  einem  gaffe  faft  ähnliche  ©tiefein ,  gdnjlicb, 
»eraltetj  nur  in  ben  älteften  ihtftfptelcn  fommen  biefe  ©es 
genftanbe  nod)  t>or.  (B.) 

Couronne  de  la  reine  (©arber.),  eine  altmobi= 
fdje  Äopfbebetfung  für  35amen  twrnefymen  ©tanbeöj  bie  §orm 
war  ein  SDiittelbing  jwtfdjen  Ärone  unb  Durban,  ©ie  würbe 
au£  rott)en  Ärepp  =  unb  weisen  Sltlaeftreifen  jufammen  ge= 
fe$t,  an  ber  <Seite  mit  23anbfcbleifen  ober  Gebern  gejiert  unb 
ganj  oben  war  ein  ©dreier  baran  befeftigt,  ber  hinten  fjerabs 
wallte.  (B.) 

Courtine  (SEedm.),  protMnjielle  ^Benennung  beö  2?ors 
banget  ober  ber  hintern  35ecoration. 

Courtisan  (Stjeaterw.).  2llö  bie  SKeuberin  1740  ben 
beutfdjen  ^»anöwurft  begraben  fyatte,  »erfroeb  er  ftd)  in  bie 
Wlash  be£  @. ,  23ernarbon  u.  f.  w.  Wlit  oerdnbertem  91a= 
men  unb  *pritfd>e  blieb  er  bennod) ,  tvaö  er  früher  war  unb 
bie  niebrigen  <&t>ä$e  unb  ©emeinf>eiten  nahmen  nidjt  ab. 
@d>ud)  unb  Elenbfor)n  waren  ju  ifyrer  3ett  berühmte  @.s 
SJergl.  J£>anöwurfr  unb  Dteuberin.  (L.  S.) 

Courtoisie  (franj.),  ein  fetneö ,  böfltdbeä  ^Benehmen, 
früher  befonberö  bat  ritterlidje  SSenebmen  gegen  bie  35amen. 

Cousser  (3 ob,,  ©igi$munb),  geb.  ju  ^refburg  10.37, 


Couty  Cox  24» 

erlieft  feine  erfre  Silbung  r*on  feinem  2?ater,  ber  alö  Ganter 
unb  (Jomponift  nicht  unbefannt  war,  führte  bann  ein  2Ban= 
berieten,  wobei  er  an  mehreren  Jöbfen  al$  (Japellmeifber 
fungirre;  1093 — 1097  roar  er  al$  folcfyer  in  Hamburg  unb 
braute  hier  bie  Opern:  Gfrinbo,  ^oru6,  ^bramue  u.  SEbisbe, 
©cipio  Slfricanuö  u.  3afon  auf  bie  Sühne,  bie  auch  auf  an= 
bern  beutfeben  £beatern  großen  23eifall  fanben.  Spater  ging 
(L  nach  (Snglanb  unb  Srlanb,  wo  er  aueb  1727  als  f.  6a= 
pellmeifrer  fiarb.  (3.) 

Couty  (£anjf\).  Sllter  franj.  £anj,  ben  ^c'court  (f.  b.) 
erfunben. 

Covent- Garden  (Royal  Theater),  eines;  ber  beiben 
großen  Übeater  in  Sonbon  (f.  b.). 

Cowley,  1)  (fpr.  Aula,  21  br ab am),  geb.  1018,  madfjte 
febon  im  10.  3abre  poet-  Serfucbe  unb  febrieb  noch  oor  feinen 
Unioerfitätßjahren  ein  Cufrfpiel:  £as  Sfiebesrätbfel.  2116  eifs 
riger  9topalift  warb  er  »on  Sromwell  oertrieben,  ging  nadj 
granfreieb,  !am  fpäter  mieber  nach  ©nglanb,  wo  aber  feine 
bem  Äönige  geleiteten  £>ienfre  oon  biefem  nicht  gebührenb 
belohnt  würben.  ©r  fiarb  1007.  <£.  fchrieb  »ortrefflic^c 
Plegien,  23allaben  unb  Oben  unb  wirb  beßbalb  in  fetner 
©rabfajrift  ber  engl.  ^inbar,  glaccu^  ,unb  9)iaro  genannt. 
2)  (Slnna),  geb.  1743  ju  Sfoerton  in  ber  ©raffebaft  2>e= 
»onfhire ,  erhielt  jwar  eine  treffliche  Crrjiebung ,  ließ  aber 
in  ihrer  3ugenb  niemals  bidjterifcbe  ^äbigfeiten  sermutben. 
©dwn  33  Sabre  alt  unb  eerheirathet,  warb  ft'e  t>on  ber 
SBorfrellung  eines  beifällig  aufgenommenen  <£tüde$  fo  hin= 
geriffen,  ba$  fte,  wie  Gorreggio,  §u  ihrem  ©atten  fagte:  2lud) 
ich  bin  eine  25icbterin!  2Birflicb  hatte  ft'e  am  SDIorgen  beö 
nädjfren  £age$  ben  1.  2lct  eines  ihrer  befren  Cufrfpiele  unb 
in  14  Sagen  ba$  ganje  ©tüa?  oollenbet.  £ie  3abl  ihrer 
fcram.  arbeiten  beläuft  ftcb  auf  11,  unter  benen  folgenbe  r>or= 
jüglicbe  2lnerfennung  oerbienen:   The  Runawar,  ihr  1.  Stücf  j 

Albine,  ein  Srauerfp.;  the  School  for  grey  beards  ;  the  town 
before  jou,  le  desiin  de  Sparte,  2rauerfp.;  unb  nn  jour  eu 
Torquie.  <£ie  fchrieb  auch  nocf>  3  epifebe  unb  mehrere  flei= 
nere  ©ebiebte  unb  frarb  1S09  ju  £ioerton.  (R.  S.) 

Cox  (Stöbert),  engl.  Scbaufp.,  jur  3eit  AarlS  I. 
unb  (ÜEromwellS.  35urcb  bie  wilbbewegte  Seit  außer  23rot  ge= 
gebracht,  fuebte  er  ftcb  burdj  eine  eigene  ©attung  bram.  Uns 
terhaltung,  fogenannte  2)rollS,  ju  ernähren.  SDiefe  befranben 
aus  lofe  aneinanber  gereihten  fem.  <2cenen,  in  benen  <ü>.  felbfi 
bie  Hauptrolle  fpielte  unb  ftcb  baburch  in  ben  fleineren  &täb: 
ten  fowobl,  als  auch  auf  ben  Unioerft'täten  unb  in  Sonbon 
beliebt  machte.  23on  ber  großen  9)Jenge  biefer  £)rells  haben 
ftcb  1 1  im  25ru<f  erhalten.  <£r  ftarb  jiemlicb  wohlhobenb  jur 
Seit  ber  2Bieberberfrellung  beö  Äönigthumö.  (L.) 


246  Cracotiaquc  Crebillon 

Craooviaque  (Sana?.),  &in  bem  Sftajuref  atynlicber 
polnifdjer  Ütationaltanj,  ausgejeidmet  burd)  bie  3tafct»f)cit  fei= 
ncr  SSemegungen,  bie  ficfe  bi&  jur  2Öilbbeit  ftcigert.  £>aö 
börbare  Sluffdjlagen  ber  «öaden  ift  bei  biefem  rote  bei  allen 
flamifdjen  iHatienaltänjen  J^auptbebingung.  (H . . .  t.) 

Cramoliiii  (fiu.bmig),  ein  Stenorift,  ber  in  ben 
legten  Rubren  auf  ber  jBübne  erfdnen  unb  fd^nell  eine  un= 
getubfonltcbe  23ebeutung  gewann,  über  beffen  fiebenäumftanbe 
mir  aber  leiber  feine  nähern  9Zadiria)ten  fyaben.  2Jon  üffiien 
auß  mürbe  fein  ÜRame  juerft  mit  3Iuesjetdmung  genannt ;  »or 
ungefähr  2  3ab,ren  gaftirte  er  auf  mehreren  ^^eatern  mit 
5luöjeidinung  u.  a.  aud)  in  Sßraunfdjweig ,  wo  er  in  $olge 
beffen  engagirt  würbe.  SBegen  ungenügenber  23efd)aftigung 
i)at  er  im  ©e»t.  1839  Sraunfdnveig  »erlaffen  unb  am  Jpof= 
rtyeater  ju  23erlin  mit  großem  23eifaü*  gaftirt.  <£.  ift  einer 
ber  tücfytigften  2)arfteller  für  bie  (Sonoerfationöoper.  ©eine 
©timme  ift  nidjt  ftarf  unb  umfangreid) ,  aber  angenehm 
unb  t>on  funftgered)tem  Sortrage  unterftü£t.  ©ein  SEalent 
alö  £>arfteller  aber  ift  eö  befonber^,  wa&  il>m  bie  2lufmerf= 
famfett  unb  Slnerfennung  be$  ^Publifumö  gewinnt  unb  £ei= 
ftungen ,  wie  §ra  £>iat>olo ,  SDtaurer ,  ^oftillon  u.  f.  tu. ,  bürf= 
ten  in  £>eutfd)lanb  faum  beffer  al$  t>on  £.  gefeben  mers 
ben.  (L.  D.) 

Cratlnus.  Qriner  ber  »orjüglidjften  T>id)tex  ber  alten 
(Somöbie,  (f.  a.  23üf)ne  u.  (Somöbie),  geb.  573  t».  €f)r.  <Sv 
mar  einer  ber  bebeutenbften  Nebenbuhler  beei  9lriftopbane$ 
(f.  b.),  über  ben  er  mehrmals  ben  $prei$  baoon  trug;  btefer 
»erfpof  tete  i^n  bitter  in  ben  „Demagogen"  unb  €.,  ba= 
mals  bereite  97  3at)re  alt,  oertbeibigte  ft'd»  in  ber  „2Bein= 
flafdje"  mit  fo  fprubelnbem  2Bige  unb  ^»urnor,  ba$  baä  £uft= 
fpiel  ben  tyxeiö  erhielt.  (L  ftarb  ju  Slnfang  bees  pelopon= 
neft'fdjen  «Krieget.  3Jon  feinen  ©tücfen  ftnb  nur  £itel  unb 
Fragmente  von  40  (Jomöbien  übrig,  bie©rotiues  unb  Jper  = 
tel:   gried).  ©djaufpiele,  $)ari$  1G26,  anführen.         (W.  G.) 

Cravatte  (©arber.),  fo  o.  w.  «öalebinbe. 

Crebillon  ($)roöper  golüot  be),  geb.  ju  25ijon 
1674  unb  ju  bem  ©tubium  ber  JKedjtemiffenfcbaft  beftimmt, 
mibmete  ft'd)  halb  gänjlid)  bem  Xfjeater ,  unb  erlangte,  nadj 
mecbfelttollen  Sebeneoerbaltniffen ,  ba$  er  oon  einer,  Voltaire 
fetnblid)  geft'nnten  Partei  auf  eine  4>öbe  bee  SRubmS  erhoben 
mürbe,  bie  feinen  Jafagfeiten  unb  Seiftungen  ntd)t  angemefs 
fen  mar.  Snsbefonbere  maren  eö  feine  gried).  ©toffe  beban= 
belnben£rauerfpiele:  Idomenee(170i>),  Atr6e  etThyeste(1707), 
Eiectre  (1709)  unb  üorjüglidj  ber  30mal  nadj  einanber  auf= 
geführte  Rhadamiste  (1711) ,  meldje  ibm  befonbern  23eifall  er= 
marben,  mojtt  ber  SWangel  befferer  neuer  ©tüd*e,  nad)  9laci= 


Crelinger  247 

ne'S  £obe,  nidjt  wenig  mitivixtte.  2Benn  ir)m  _aud)  jum 
großen  SEf>eiI  bram.  ©inftcfjt  unb  einiger  poetifcfyer  ©inn  nidt)t 
abjufpreajen  tfr,  fo  gibt  boa?  feine  ifladjldfjtgfeit  ber  Jorm 
fdjon  ben  franj.,  it)n  oft  mit  JRacine  unb  Corneille  ju  paral= 
leliftren  geneigten,  Äritifern  2lnfrop;  woju  nocfr,  bie  unter 
rtjetorifdjer  Ueberlabung  oerfredfte  S9iattig!eit  unb  ber  SSttangel 
an  ©rftnbung  funjutritt.  ©eine  geringe  23ebeutung  tfl  aua> 
in  ber  neueften  Seit  burd»  fein  fajt  gdnjlidjeö  23erfd)Wtnben 
»on  ben  ^Repertoires  ber  franj.  für  >Jtationalrut)m  fefyr  be= 
forgten  Sühnen  beseitigt  worben.  <2rr  fr.  1762  unb  erhielt 
»on  Subwig  XV.  ein  2)enfmal  in  ber  Äirdje  ©t.  ©eroaiS. 
<ÜF.  wirb  oon  ben  5™«J.  J"  *>«»  (Slafftfern  geregnet;  feine 
2Berfe  erfdjienen  ju  2>ariS  1750,  17.37,  1759,  1772,  1785, 
179ü  unb  1812.  (Schletter.) 

Crelinger  (2lugufie,  t>ermdf)lt  gewefene  ©tidj,  geb. 
2>üring)*,  geb.  ju  23erlin  1795.  23et>or  wir  auf  eine  nähere 
(StjarafterifriE  unb  SSürbigung  beS  fünftlertftfjen  2Bertt)S  ber= 
felben  eingebn,  wollen  wir  bie  Umriffe  ir)reö  nid)t  unmer!= 
würbigen  Lebenslaufs  jeidmen.  ©djon  früt)  entwickelte  ftdj 
in  it>r  ber  £>rang,  ftd?  ber  23ür)ne  ju  wibmen.  3rren  wir 
nidjt,  fo  war  es  bie  §ür|tin  £arbenberg,  beren  Grmpfefylung 
fte  juerft  bem  Sweater  in  23erlin,  bamalS  unter  ber  Seitung 
Sfflanb'S,  jufütjrte.  Sfflanb,  auf  ben  bie  vorteilhafte  @e= 
fralt  beS  fdjlanfen,  fjoctj  gewarfjfenen  9D?dbd)enS  mit  ben  eblen 
3ügen  unb  feurigen  2tugen  fogleid)  ben  günfrtgfren  Grtttbrud? 
madjen  muffe,  befajlof  auf  ber  ©teile  eine  Prüfung  an^u= 
freuen.  (?r  füt)rte  bie  junge  5Ro»ije  in  einen  ju  folgen  Bwecfen 
befrimmten  ©aal  unb  lief  ft'e  einige  ©teilen  aus  Collen,  für 
weldbe  fte  ftd)  vorbereitet  t)atte ,  tfjeilS  lefen ,  tt)eilS  recitiren. 
SUtit  einem  »or  Jreube  leud)tenben  2luge  fet)rte  er  in  bie 
SSerfammlung  feiner  2lmtsgenoffen  unb  @et)ülfen  jurücf,  unb 
»erfünbete  laut,  er  t)abe  ben  feltenjren  §tmb  feines  ÖebenS: 
ein  t)öd)fr  auSgejeidjneS  Talent  entbeeft.  Die  ^ot^e  let)rte, 
ba$  ber  üennerblid!  beS  berühmten  SCRanneS  tön  nidit  ge= 
tdufdjt  t)atte.  GrS  würbe  fogleid)  befdtloffen ,  2t.  2>ürtng, 
einen  erften  SSerfud)  ilireS  Talents  auf  ber  23ü(:ne  23erlinS, 
bamalS  nod)  iRationals&ljeater  genannt,  wagen  ju  laffen. 
©o  trat  fte  benn  am  4.  9)lai  1812  junt  erfren  iDtale  in  3fF5 
lanb'S  ^»agejroljen  als  9Rargaretf)e  auf  unb  ber  GE'rfolg 
war  burd)auS  günflig.  2tllein  bamalS  fjatte  ftd)  nod)  nid)t 
jener  ^tvinbel  bes  (Jntt)uftaSmuei  oerbreitet,  ber  je£t  bie 
SDfenge  fofort  ergreift,  wenn  ein  junges  SDidbdjen  »on  ange= 
net)mem  2teufern  ftd)  auf  ber  23üt)ne  jeigt;  überbieS  war 
man  in  23erlin  an  bie  fyödjfren  Ceifrungen  gewöhnt,  benn  1812 
ftanben  bie  23ett)mann  unb  Sfflanb  nod)  in  ber  »ollflen  23lütf>e 
iljreS  Talents  unb  §led  war  erft  feit  8  3at)ren  burd)  ben 
%ob  mitten  auö  ber  glänjenbften  •%exxüa)hit  feines  Eünftle= 


248  Crclinger 

rifcf>en  SÖirfenS  binweggeriffen.  35aber  barf  eS  uns  ni#t 
wunbern ,  wenn  bie  Jtritie  jener  Sage  über  biefe  tt>irtltc^  fo 
oebeufenbe  Erfdjeinung  in  einem  ganj  anbern  £one  fvridjt, 
als  wir,  bem  beut  gültigen  SDfaaffrabe  jufolge,  glauben  folls 
ten.  Einer  ber  urtbeilefäbigfren  unb  »artetlofejren  Aritifer, 
welcher  fein  42lmt  mit  einer  feltenen  Reinheit  unb  Einfielt  in 
bas  SUefen  ber  «ftunfr  geübt,  ber  1838  im  80.  3ahre  verftors 
Jene  «Prof.  Gotel,  brücft  ftch,  folgenbermaßen  über  baS  erfre 
2>ebut  ber  je$t  fo  berühmten  «Rünfrlerin  auS:  —  —  „SDodj 
id)  eile  ber  neuen  Erfcbeinung  mit  2ob  unb  Ermunterung  jtt 
gebenden.  25em.  £)üring  betrat  mit  ber  Stolle  ber  Sttargas 
retbe  3um  erfren  5DlaIc  bie  23ür)ne,  unb  jeigte  uns  bas  natür= 
liebe,  gefühlvolle ,  idrtlicfje ,  banfbare  l'anbmäbcben.  3u  ge= 
Wiffen  SEönen  unb  2ßenbungen  gab  f:a>  tf>r  Organ  willig  unb 
$>crtr>etlr)aft  f>tn ;  ju  anbern  weniger.  2Me  Älagejt  würben 
einige  mal  weinerlich ;  eine  nicht  leidet  ju  umfcbiffenbe  Silippe 
für  2lnfanger.  !£aS  ©viel  war  unbefangen,  ungezwungen, 
ohne  2lngft  unb  Slnmaßung,  nichts  Erlerntes,  nichts  ©e= 
borgtet,  SlUeS  lieb  unb  leidet.  Es  wäre  ©cbabe,  wenn  9ln= 
lagen,  wie  biefe,  ungeübt,  unentwickelt  bleiben  foüten."  — 
2)iefer  bamalS  fo  vernünftigen  Meinung  beS  ^ubliFumö  unb 
ber  Rxitit  verbanft  eS  unfere  Äünfrlerin  gewif  großenteils 
mit,  ba$  fte  fo  etwas  Sludge jeicbneteS  geworben  unb  ftdfc) 
nunmehr  über  ein  2?ierteljar)rr>.  in  ber  ©unfl  beS  *Publi?ümS 
erbalten  bat.  91.  £>üring  ging  Schritt  vor  ©abritt,  aber 
ft'cber  vorwärts.  Eine  ber  näcbfren  ausgezeichneten  Stollen, 
bei  welcher  bie  Statur  fte  befonberS  begünfrigte,  war  bie 
Jungfrau  von  Orleans.  2lucb  hier  blatte  fte  einen  gfücf= 
liefen  Erfolg,  ber  um  fo  febwiertger  ju  erreichen  war,  als 
fte  mit  ausgezeichneten  Nebenbuhlerinnen  auS  ber  23lütfKjeit 
beS  SlbeaterS,  bie  frifch  in  ber  Erinnerung  beS  ^ublifumS 
lebten,  ju  fämvfen  l)atte,  worunter  befonberS  25em.  23 ecf 
genannt  werben  muß.  Nur  bureb  bie  gewaltfame  3erarbet* 
tung  ber  2?ervuvvungSbülle,  gewinnt  ber  «Schmetterling  bit 
elafhfcbe  Äraft  feiner  glänjenben  f^Iiigel  j  fo  erhob  ftch  audh 
nnfrer  Äünftlerin  Araft  unb  ©eniuS  von  biefen  Schwierig* 
feiten.  Nach,  bem  £obe  ber  23etbmann  trat  fte  großenteils 
in  fcaS  $ad)  berfelben.  Nach  3fFlanb'S  £obe  übernahm  ber 
©raf  25rüt)l  bekanntlich  bie  Leitung  ber  ^Berliner  23übne;  auch 
er  pflegte  baS  feböne  Talent  mit  befonberer  23egünfrtgung. 
1817  verheiratete  ftch  21.  2>üring  mit  bem  in  feinem  ftaä> 
gewanbten  Scbaufp.  Sticf),  unb  unter  biefem  Namen  gewann 
fte  bauptfäcblicb  bie  fiorbeerEränje  ihres  StubmS.  35ie  Ehe 
würbe  bureb  eine  unglückliche  Eatafrropbe  erfebüttert.  25er 
junge  ©raf  23lüch,er  fefnen  ber  fchönen  Äünfrlerin  größere 
Slufmerffamfeit  ju  wibmen ,  als  bie  eiferfücbtige  Hebe  ihres 
©atten  bulben  ju  bürfen  glaubte.    Eines  2lbenbS,  wo  ber 


Crelinger  249 

Severe  int  Xfyeatev  befdjäftigt  ift,  brängt  ftdi  ihm  bie  be* 
feigere  23ermutbung  auf,  er  werbe  ben  jungen  Sfjtjier  in 
feinem  Jpaufe  antreffen.  3n  ben  SDiantel  gebullt,  eilt  er 
untjermurf)et  babin ,  ftnbet  ir)n  wirflid) ,  geratb  in  ben  fyef= 
tigften  3wifr  mit  ibnt ,  unb  wirb  burd)  einige  35eld)fridje ,  bie 
tbm  ber  ©egner  perfekt,  gefaf>rltcf>  oerwunbet.  £bwobl  r-on 
tiefer  2?erwunbung  wieber  genefen ,  •  frarb  er  bod)  furje  3eit 
«aebber,  wabrfdjeinlidj  in  entfernterer  §olge  berfelben.  Eö 
ifr  niebt  unfre  ®acbe,  über  ©djulb  ober  Unfcbulb  ber  Jtünfr« 
lerin  an  biefem  unglücflicben  Vorfall  ju  entfdjeiben.  3eben= 
falle!  bat  fte  febwer  unb  tief  babei  gelitten,  unb  eö  gelang 
tf>r  nur  mit  9)?übe,  ftd)  baä  ^Jublifum  wieber  geneigt  ju 
macben.  25od)  fdjien  es,  ale  t)abe  baö  tragifdje  Sebenöereigs 
nifj  ibre  tragifdje  Äunft  ju  einer  f>ör)erert  Entfaltung  geflei« 
gert,  benn  in  biefer  wud>s  fte  fortbauernb.  Einige  Sabre 
fpärer  oerbanb  fte  ft'di  in  jweiter  <&i)t  mit  bem  älteflen  ©obn 
bes  23anquier  GErelinger  in  23erlin,  eine  Ebe,  bie  in  tbrem 
Seginn  gleidjfalle  nid)t  oon  ben  günftigften  Slufpicien  beglücft 
war ,  ba  fte  einesteils ,  Wie  man  fagt ,  bem  SBunfd)  ber 
Sleltern  bes  jungen  SWanneß  entgegen  war,  anbrerfeits  gerabc 
in  biefen  3eitpunft,  ber  burd)  bie  grofe  ^»anbelefriftö  »ort 
1823  üeranlafke  23an£erott  feinet,  für  einen  ber  reid)frett 
Äaufleute  SBerltnö  geltenben  SSaterß,  unb  ber  ganj  plöfclidje, 
burd)  bie  äuferfre  iNeroenaufregungen  oerantaßte  Xob  feiner 
Sftutter  ft'el.  Snjwifdien  fyat  biefe  Ebe  ben  glücflidjfren  $ott= 
gang  Qei)abt  unb  beftebt  nod)  je£t.  3wifd>en  biefen,  bie 
$>erfon  ber  Äünfllerin  junadbjr  betreffenben  Ereignen, 
ftelen  aud)  mebrere  äitfjerlidje,  bie  mefyx  Sejug  auf  ibre 
Äunft  bitten,  alö:  eine  grofe  Steife  nad)  ^ariö  jum  ©tu= 
bium  ber  bortigen  Sbeaterwelt  unb  oiele  Äunftreifen  nad) 
allen  bebeutenben  ©tabten  25eutfdjlanbö,  ja  aud)  nad)  Meters* 
bürg.  Unter  biefen  war  bie  bebeutungewollfre  ber  2lufent= 
balt  ber  Äünfrlerin  in  2Bien,  wo  fte  rubmooll  mit  2  mäd)= 
tigen  Stebenbublertnnen  fampfte,  ber  ©ebröber  unb  ber 
liebenöwürbigen  ©opb'e  fOtüller.  —  Enblidj  ifl  baß  3abr 
1834  ttod)  als  ein  merBwürbigeß  ibree  £ünfHerifd)en  fiebens 
ju  bejeidjnen,  inbem  in  bemfelben  2  ibrer  SEödter,  23 er tt^a 
unb  Elara  <&ti<bt  mit  ben  anmutbigften  (Baben  für  bie 
23übne  auögefrattet  unb  burd)  bie  forgfältigfre  ©d>ule  ber 
SDiutter^berangejogen ,  mit  feltenem  ©lütf  bie  ÜÖübne  betra« 
ten.  ©ie  bebutirten  aus  einer  jener  llnbegreiflid)feiten  in 
unferer  S£beateroerwaItung  auf  bem  SEbeater  ber  «Rönigs= 
frabt,  würben  aber  halb  auf  bem  rönigl.  S£beater  enga= 
girt,  unb  bilben  nod)  je^t  e,ine  3ierbe  unb  widjtige  ©tü^e 
beffelben  für  bie  Stollen  jugenblicber  Siebbaberinnen  jeber  2lrt, 
im  Trauer  = ,  ©d>au  =  unb  Cufrfpiel.  —  ©oweit  bie  man= 
nigfaaj  bewegte,  intereffante  Saufbabn  biefer  Äünfrlerin.  gür 


2uO  Crelinger 

tbre  inneren  ©ntmitfelungögefüble  muffen  wir  unö  bier  mit 
einer  <£bara?teriftif  ber  £auptjüge  befcbranfen.  21.  £>ürtng 
—  ©rief)  —  (j.  —  bie  Tanten  be^eiebnen  eben  fo  öiele 
©tufen  tf>rce>  ÄünfHerlebenö ,  bie  ft'cb  gwar  bei  ben  Ueber= 
gangen  einigermaßen  in  einanber  oerfcbmoljen  baben,  jeboeb 
immer  nod)  wefentlicb  genug  trennen.  £>er  erften  fürjeften 
9)ertobe  it>reö  2Birfene  gehörten  bie  ganj  jugenblicben  JRollen 
an,  wie:  SDiargaretbe ,  Grmilie  ©alotri,  3ulie,  SEf>efIa  u. 
f.  w.  3m  Anfang  oerfebafften  öor^üglicb  tt)re  @d)önr)eit  unb 
*Haturgaben :  ©eftalt,  ©eft'cbt,  dienen  ibr  ©eltung.  2Bäb= 
renb  biefe  eine  twn  3abr  ju  3abr  fteigenbc  fünftlerifcbe  Grnt= 
wicfelung  erfabren  foltten  unb  ber  £ob  ber  23etbmann  tfjr 
ein  weiteres  %elb  eröffnete,  gefeilten  ft'cb  einige  anbere,  febon 
mebr  in  bas  ^rauengebiet  überfpielenbe  holten  btnju ,  als : 
Sftaria  «Stuart ,  SDJinna  t>on  23arnbelm  u.  f.  w.  £>iee  modjte 
bie  glüdlicbfte  sPeriobe  für  bie  (£r  folge  ber  Äünfrlerin  ge= 
wefen  fein,  ibre  Äunfr  felbft  bat  ft'cb  fpater  wobl  noeb  böber 
gefteigert,  als  2?orftellungen  wie  ©appbo,  2)bäbra,  3t>bi= 
genia ,  ©räfin  SEerjfi ,  ©raftn  Crft'na  unb  oiele  bifrorifebe 
(Sbaraftere  in  9iau\>ad)'6  £rauerfpielen  bem  Äreiö  ibrer  2üir?= 
famfeit  eine  ungleicb  größere  Sftannigfaltigfeit  gaben,  inbem 
fte  nur  wenige  oon  ben  jttgenblicbfren  Collen  aufzugeben  ftd) 
veranlaßt  füblen  burfte,  ba  fte  aud»  in  biefen  bureb  tbre  über=. 
legene  Äunft  unb  SEbeafergewanbtbeit  oft  reieblicb  erfe^te, 
tvas  bie  3abre  tbr  allenfalls  geraubt  baben  motten.  ©o 
mar  2t.  SDüring  bie  angenebmfte  (£ r  f cb  ei n u ng  ,  2t. 
©ttd)  bie  gefeiertfte  ÄünfHerin,  2t.  CFrelinger  bie 
größte.  2Jerfud>en  wir  je0t  aueb  ein  2ßort  über  ibren 
©tanbpunft  in  ber  Jtunft  felbfh  2)ie  ibr  twn  ber  9?afur  oer= 
Iiebenen  ©aben  ffnb  ber  fettenften  2lrt:  <£ine  herotfebe 
unb  bod)  ber  2lnmutb  feinegwegeö  entbebrenbe  ©efralt,  eble, 
aue-brucfsöelle  3üge,  ein  tönenbeg,  fraftuolleö ,  ja  maebtigeä 
unb  bennorf)  in  alten  ©cbaftirungen  biegfameö  Crgan.  2lu 
^leiß  unb  ernftlicbfrem  ©rubrum  bat  fte  es  niemals  feblen 
taffen.  ©owobl  ben  ptafrifcfjeri  alö  ben  rbetorifeben  £beil 
tfyrer  Jtunfr  t)at  fte  bebarrltcb  unb  mit  (ürinft'cbt  geübt,  was 
beut  ju  £age  bie  2>arfrellerinnen  nur  alljufebr  uernacblafft= 
gen.  £aber  tyat  fte  ft'cb  jene  antife  ©cbönbeit  ber  Stellungen 
ju  eigen  gemaebt ,  ofyne  bie  eine  wabrbaft  tragifebe  2)arfrel= 
tung  unmeglicb  ift,  unb  in  ber  2luebitbung  ibreö  Organe?, 
in  ber  wobllaufenben  23ebanbtung  ber  ©pradje ,  in  ber  fein= 
ften  Sorgfalt  ber  ^ronunciation,  tbut  es  ir)r  feine  ber  jeijt 
tebenben  jlünfrlerinen  gleicb ;  jumal  weif  fte  alte  biefe  (5igen= 
fajaften  im  böebfren  ÜJZaafe  geltenb  ju  macben,  wo  es  eine 
rubjge,  befonnene,  im  leifen  SBeüenfcblag  fertfltcf enbe  ©nt= 
wicfelung  ber  ©eelenjujrdnbe  gilt.  J)ieö  maebt  bie  3pbtgenia 
»on  ©oet^e  ju  einer  ibrer  größten  unb  felbft  oon  ifyren  @eg= 


Crelinger  251 

nern,  an  benen  eä  aucb,  txid>t  fe&It,  ftocbgefrellten  SRoüe. 
SHiemanb  in  iDeutfcfylanb,  meber  be6  männlichen,  nocb,  be6  metb= 
lieben  barftellenben  Sperfonalö,  oermag  biefen  in  eblem  anmuttys 
»ollem  2?erf)ältniß  ber  antifen  9!Harmorbilbungen  meiftertyaft 
geformten  goetbifcben  2?er6  fo  feinem  Q^arafter  gemäß ,  fo 
grtecfjtfdE) ,  fo  ibeal  ju  füreeben.  Sbre  ©rjähjung  oon  bem 
©cbicffal  ber  SEantaliben  tfl  ein  üDcetfrerftüct6  erfrer  ©artung, 
unb  märe  fte  überall  fo  groß,  fo  fünftlerifdj  rein  roie  Ijier, 
fo  mürben  mir  fte  unbebingt  ju  ben  Grrfcbeinungen  erften 
2Rangee  auf  ber  25üf)ne  jaulen ,  bie,  mie  glecf ,  ©gröber, 
bie  Seemann,  neben  unfere  großen  SDia^ter  jeneä  3eit= 
altere  ju  frellen  märe.  SlUein  fte  fällt  oon  tiefer  reinen 
J&ör>e  tyerab  in  ber  £>arftellung  ber  Seibenfcfyaft,  unb  nid>t 
bloö  meil  biefe  im  ©anjen  eine  ©tufe  tiefer  in  ber  ©cfeöns 
fyeit  frebt,  alö  bie  9?uf)e*),  fonbern  überhaupt,  tiefer  SDtans 
gel  erftrecft  ft'd)  fafr  nacb  allen  9Üdf)tungen  ber  aufgeregten 
(£mpft'nbungen,  alö  ber  füf  en  ,3ärtlid)?eit,  be£  heftigen  Hebest 
auäbrucfes,  be&  3ornö  unb  ^»affeö.  lieberall  pflegt  bie  &ünf> 
lerin  f>ter  einen  <&d>xitt  über  ba&  9Jlaa$  be$  Siebten  ju  tf)un, 
um  barum  eben  einen  ©cferitt  hinter  bem  3iel  be$  ©djönen 
äurücfjubleiben.  «Sie  oerfällt  f)ier  nicfyt  feiten  in  Spanier, 
trägt  mit  ju  grellen  färben  auf,  begebt  ben  gebier,  burcf) 
eine  ju  gehäufte  SJcenge  oon  SDiitteln  bk  2Bir?ung  erzeugen 
ju  mollen.  ©3  ift  ung  ni<t)t  unbefannt,  ba$  r)äuftg  bk  9)cei= 
nung  auögefprorfien  morben,  gerabe  in  leibenfdjaftlid)en  2>ars 
Stellungen  fei  bk  Aünftlerin  am  größten  (ogl.  j.  23.  <£ont>.= 
Cericon  ber  n.  3.) ,  allein  bk  &xitit  bleibt  f>ier  eben  fo  eine 
Stufe  unter  bem ,  ma3  fte  fein  foll ,  mie  bk  Jtunfr ,  unb 
fe$t  ffcb  nur  in$  Niveau  mit  bem  SSeifalt  ber  9Kenge,  bei 
ber  gleichfalls  bk  raufebenbften  Effecte,  bk  brennenbften  ftax* 
ben  bk  größte  SBirfung  tb,un.  lim  23eifpielömeife  ju  oerfaf)= 
ren ,  fo  mar  unß  bie  berüfjmtefte  ©cene  in  ber  berühmten 
Stolle  ber  Suite  (JHomeo)  unferer  «Künfrlerin,  ba$  ©efpräcb, 
mit  bem  ©eliebten  im  SDconbenfcfyein,  niemals  ganj  genügenb. 
3b«  ju  gefugte  ©üßigfeit  gab  uns  biefee  ©lernend  ju  viel 
unb  naftm  baburd)  einen  manierirten  ^til  unb  eine  gemiffe 
Äofetterie  an,  melcbe  bem  <£barafter  feinen  fjeiligften  9ln= 
baueb,  ben  ber  unfcfculbigften  Statur entnntfelung  ber  ©efüf)le 
raubte.  Slnberer  2lrt  mar  ein  jmeiter  gebier  in  tiefer  Siolle, 
bie  25arftellttng  be6  ©cf^auer^  oor  ben  möglieben  ©ebreefen 


*)  ,3"  ftc&cn  fdjcint,  fotltcn  mir  fagen ;  beim  für  bie  Uar: 
fiel  hing  ift  bie  9tufga6c,  tetä  (eibcttfd)aft(ia)c  »Secfcnbitt  ju  gcidjncn, 
fefiroieriger,  intern  c6  tabei  ja  eben  barauf  aiifommt,  in  tiefen  auf* 
getürmten  (Stoff  bat  fiinfr(crifd)c  SWaafi,  tic  f  ii  nfttcrifcl;c  9vtif)c 
jii  bringen  tmt  ii^n  babiud)  über  tic  rof>c  3iaturfraft  gu  ergeben. 


262  Crelinper 

beS  €rwadjen£  in  ber  ©rabeöböble.  *€>ter  blieb  ba&  (Effects 
bilb  an  ficfy  ein  SJcetfterwer?  barfrellenber  2Jirtuofität ,  nur 
pcrlie^  eö  bas  Sunframent  te»  (Jbarafters  unb  lief  eine 
^}f)äbra  ober  Wlebea  t>orauöfe#en,  weil  nur  btefe  ifjr  (£nts 
fe#en  auf  foldbe  2lrt  entwickelt  haben  würben.  SJcan  flieht, 
baf  auch  fjier  ein  Ueberfdjreiten  beö  Sücaafi ee  in  ber  i'eibens 
fcbaftebarftellung  jumÖrunbe  liegt,  obwohl  e$  nur  ein  Ueber= 
(breiten  in  ben  ©renjen,  nicht  eins  an  ftcb  war.  2(lö  9)lebea 
würbe  bie  «RünfHerin  aber  in  einer  ähnlichen  Aufgabe  oiel= 
leicht  noch  weiter  gegangen  fein  unb  bann  baß  ©renjge&iet 
ber  Äunfr  felbft  t>erle§t  haben,  wie  jupor  nach  ber  <§eite  bei 
Sieblicften  unb  ©üfen  in  ber  JTtolIe  ber  3ulie.  ~£>ie$  eine 
SBeifpiel  biene  ftatt  oieler.  ©erietb  unfere  auögejeicbnete 
SDarfrellerin  aber  einmal  auf  biefen  3rrmeg ,  fo  empfanb  ftcb 
bie?  auch  nicht  feiten  in  ber  SBirfung  auf  ihre  äußerlichen 
SWittel.  £>ie  überangeftrengte  ©fimme  oerlor  bie  Wladit, 
erhielt  nach  UmjTänben  einen  fcbarfen  ober  beiferen  23eifa$, 
bie  SDcimiE  artete  ebenfalls  aug,  unb  büfte  burcb,  ©ewalt» 
famfeit  an  2öürbe  unb  pajfenbem  2lu6bruct  ein.  9cur  in  ber 
$Mafti£  blieb  bie  «Künftlerin  immer  »ollenber.  Uebrigenö 
muffen  wir  tt>r  baß  3eugnif  geben,  ba$  biefer  generelle  §eb= 
ler  tm  üauf  ber  ßafyre  abgenommen  hat.  SBenigfreng  liegt 
für  uns  barin  ein  £auptgrunb,  ft'e  je£t  für  ungleich  ent« 
Wicfelter  unb  Pollenbeter  ju  galten,  al6  in  ber  ■ieit  ihrer 
allerbings  größeren  Erfolge.  3um  23efcbluf  biefee  Slrtifelö 
mögen  hier  einige  ber  größten  25arfreü*ungen  ber  Äünfllerin 
auö  ihren  Derfcbiebenen  iiebeneperioben  namhaft  gemacht  wer= 
ben.  9lu$  ber  erflen:  SDiargaretbe  in  ben  Jpagefroljen , 
bie  Jungfrau  t>on  Orleans,  SEbefla,  Seatrice, 
Qmilie  ©alo"tti,  'Osulie,  ephelia,  Diele  anmutbige 
Stollen  in  untergegangenen  ©dbau  =  unb  Sujrfpielen.  2luö 
ber  ^weiten:  SDcaria  «Stuart,  Slbelbeib  in  ©ö$  oon 
23erlid)ingen ,  ©räftn  SEerjfi,  ©appho,  23ertba  in  ber 
Slbnfrau ,  (£loire  in  ber  ©cbulb ,  ©emiramis  in  Staus 
paaVs  Tochter  ber  £uft,  ©räftn  Olga  in  3ftbor  unb  Olga 
u.  f.  w.  2lu$  ber  britten,  b.  b.  »ollenbetjlen:  Sabn 
SJcacbeth,  3fabelle  tn  ber  23raut  Don  SQiefftna,  $Pb«*  = 
bra,  Jabn  SWilforb,  bie  Königin  ©ibnlla  in  JHaupadj'e? 
•öeinrid)  vr. ,  picle  anbere  ^iflcrifct»e  CSbaraftere  in  beffelben 
Richters  bram.  2Berfen  (befonbere:  in  ben  Jöohenflaufen 
gramen),  t-or  allen  3pbigenia,  unb  in  neuejrer  3eit  einen 
©barafter  JRofaura  in  einem  2>rama  pon  2.  9tellflab:  bie 
9?enetianer,  ber  ihr  ^u  ber  glän}enbfren  (5'ntwicfelung  ihreö 
Stalentö  nach  ben  mannigfaltigen  Dichtungen  ©elegenheit  bot. 
daneben  ifl  ft'e  forttauernb  im  &<bau=  unb  t'uflfpiel  buref) 
©ewanbtbeit,  Seichtigfeit  unb  SBeherrifchung  ber  2Beltfitte  vcv= 
trefflich   gewefen   unb  geblieben.    SlllerbingS  hat  ft'e  mehrere 


Crcon  Crcsphontes  2i>3 

ber  julefct  genannten  Stollen  au*  fcbon  in  ihrer  jweiten  <£nt= 
toidelungeperiobe  »ortrefflicb  gefpielt,  allein  e$  ft'nb  biejeni= 
gen ,  in  benen  fte  auch  noch  je$t  (im  3abr  1839)  als  unübers 
troffene  SWeifterin  glanjt  unb  bie  wobl  überhaupt  ben  ©ipfels 
punft  ibrer  tbeatralifcben  Seiftungen  bilben.  SDiege  fte  bies 
fem  hoben  fünftlerifcben  SBirfungeBreife  noch  lange  betoal)vt 
bleiben.  (L.  Relistab.) 

Creon,  I)  (9fltttb.) ,  ber  Sbebaner,  tn  ber  alten  £ra= 
gcbie  etn  «frauptreprafentant  ber  ßntrigue,  inbem  et  in  ben 
auf  bie  Jpelbenfage  aus  ber  ©efducbte  ber  (Fabmaonen  bejüg= 
lieben  ©tücfett  auftritt,  ben  Jpauptperfonen  auß  biefem  Jpaufe 
unter  ber  SDiaefe  bes  JKecbte  unb  ber  ©btterfurebt  ©efabr 
unb  SSerberben  bringenb  (f.  2lntigone,  (JteoMes  unb  spolonices, 
£ebipue)  unb  ben  .Knoten  bee  «Stücfö  auf  einfache  2Beife,  wie 
e^  bem  eblen  Sbarafter  ber  altclafft'fcben  £ragöbie  entfpricht, 
ju  fcbür,en  pflegt.  2>as  öon  ibm  begangene  Unrecht  warb  oon 
feinen  Söhnen,  Jpamon  (f.  Slntigone)  unb  äftenbeeue  burd> 
freiwilligen  £ob  gleicbfam  abgebüjjt.  2)  f.  SDI  e  b  e  a.     (F.  Tr.) 

Crescendo  (ital.  SDIufif ;  fpr.  Äreefajenbo) ,  wadjfenb, 
anfdjwellenb ;  eine  äSortragebejeicbnung. 

Crescentini  (©irolamo),  geb.  ju  llrbania  bei  Ur= 
bino  um  1765,  einer  ber  ausgejeicbnetften  <2opranifren ;  fang 
mit  bem  gröften  SSeifall  auf  ben  bebeutenbften  SEbeatern 
©uropae ,  als:  17S8  in  Storn ,  1790  in  sJ)abua  unb  Verona, 
1794  in  Sknebig,  1797  in  2Bien,  1799  in  Ctffabon,  1800  in 
9)iabrib,  bann  roieber  in  Stalien  unb  1804  abermals  in  SBien. 
1SOG  warb  er  oon  Napoleon  nacb  $aris  berufen,  wo  er  mit 
30,000  §r.  als  faiferl.  »Rammerfdnger  angeftellt  unb  1809 
fogar  mit  bem  Srben  ber  eifernen  Ärone  gefchmütft  würbe. 
1S11  jog  ftcb  6.  r*om  Theater  faft  ganjlicb  jurücf ,  ging  nacb 
Stalten,  wo  er  biß  1816  in  JRom  prit>atiftrte ,  bann  nach 
Neapel  jog,  wo  er  oon  1835  ab  als  £ehrer  wirfte,  aber  febr 
balb  aus  ber  Ceffentlicbfeit  oerfebwanb.  (5.  batte  bie  febönfte 
Stimme,  bie  man  beim  Saftraten  fünben  Fannj  fein  »oller, 
runber,  weicher  £on  war  aufjerft  angenehm  unb  fein  SJors 
trag  äeugte  oon  ber  heften  unb  tiefften  23ilbung  im  ©efange. 
Slucb  fein  «Spiel  war  t ünftlerifcb  febön,  feurig  unb  binreifsenb. 
§ür  feine  grünblicbe  SBilbung  fpricfyt  am  heften  fein  „Raccolta 
di  esereizi  per  ii  canto",  ^aris  1811,  ein  treffliches  2ebr= 
bueb  für  ben  ©efang.  (R.  S.) 

Cresphontes  (SHöth,),  einer  ber  £eracliben,  ber  bie 
ibrem  3lbnen  «£ercule$  juftebenbe  .£errfcbaft  in  ^^'0Ponnefe 
eroberte^  fte  aber  mit  Süleffenien,  fowie  feine  ©atiin  9Jte  = 
rope,  unb  feiner  Äinber  Sehen  bureb  eine  Empörung  feines" 
SBrubers  ^Jolupbontes  »erlor.  9Son  ben  Äinbern  warb  nur 
Slepijtue  naa>  Arabien  gerettet,  um  bort  jum  9tad)er  be$ 
2Jaters  ju  erwad)fen.    §aft  i)ättt  üüierope,  bie  ben  @oh,n  für 


234  Creusa  Crispin 

beffen  SDförber  hielt,  benfelben  im  ©djlafgemadV  ermorbet. 
<£uripibee  unb  (£nniue  haben  ben  ©toff  ju  Sragöbien  be= 
nu£t.  *  (F.  Tr.) 

Creüsa  (Wlytb.),  Warne  mehrerer  mi)tbifd)en  grauen, 
beren  ©dncffale  ©reff  für  Me  alte  Sragbbie  mürben.  1)  f. 
3on;  2)  f.  «Dcebea. 

CreuK  (^riebr.  Sari  (üafimir  ftxeibexv  o.),  geb. 
17-24  ju  Homburg  oor  ber  Jobbe,  9teid>6bofratb  unb  bomburs 
gifdter  Staatsrate,  ein  ^utobtbact,  gemanbrer  Staatsmann 
unb  fleißiger  ©djriftfteller.  3n  feinen  ©ebidjfen  —  oon  be= 
nen  ein  £eb,xa,ebi(bt:  bie  ©raber,  baö  oorjüglidjfte  ift  — 
berrfcbt  ein  febr  fdjmermütbiger  £on ,  bie  gorm  ift  liemlidt 
mangelhaft.  3m  bram.  $a<t>e  hat  ex  blos  ein  einjiges  ärauers 
fpiel :  „  ber  fterbenbe  ©eneca "  (erfcfeien  1 794)  geliefert,  baö 
im  ©ottfdjeb'fcften  ©efcbmacfe  getrieben ,  balb  ber  oerbienten 
SSergeffenbeit  anbeim  fiel,  dx  ft.  1770.  ©eine  ©Triften  er= 
fdnenen  gefammelt  in  2  23bn.  1 769  in  granff.  a.  8Jt.   (Schietter.) 

Creuze  de  Iiexser,  Unterprafect  oon  2lutun,  fo; 
bann  ^räfect  oon  ber  <£b<urenre,  fr.  als  $Prdfect  beö  25epar= 
temente  ©arb  1S39.  2ierf.  mehrerer  Steifemerfe ,  politifd?er 
©cbriften   unb   £)icbtungen.      ©djrieb    für  ba&   SEbeater  bie 

nieblidben  ©tücf  e :     „Le  nouveau  droit  du   seigneur"   unb   „La 

revanche."  2ln  bem  le^tgenannten  geiftreicben  ©tücfe  war 
JRoger,  SDtitglieb  ber  franj.  Qlcabemie,  fein  Wlitaxbeitex.  (M.) 
Crispin  ^franj.;  Xedjn.) ,  eine  fomifdje  Stolle  be$ 
franj.  Theaters,  bie  oon  Statmonb  ^Poifjon  (f.  b.)  erfunben, 
ft'cb  burd>  bag  ©piel  beffelben  ju  einer  ftebenben  SDcaefe  er* 
bob.  ^oiffon  ftubierfe  bie  SBirffamfeit  ber  SJiaefen  bet 
Theatre  Italien  ju  tyaxiö  unb  ber  SBunfdj  entftanb  in  ibm, 
eine  bem  Slrledjtno  abnlidje,  aber  fonft  burdjaus  franj. 
Wlaste  ju  erftnben;  fo  entftanb  ber  (£. ,  ein  pfiffiger,  oft 
au*  bummer  Sebiente,  ber  feinem  Jperrn  entweber  för« 
berlicb  ober  f»inberltcf)  in  feinen  Ciebeeaoanturen  ift.  25aS 
€oftüm  ift  ganj  fcbwarj,  hohe,  biö  über  ba&  Änie  gebenbe 
ÄamafAen  mit  ©dmallen  ftatt  Anöpfe,  ein  furjee  9Jtäntel= 
d?en,  ein  f leiner  runber  Jput  unb  lebernee  Ääppcben,  befons 
bere  aber  ein  bo<b  oben  auf  ber  23rufHiegenber,  breiter  gel* 
ber  £ebergürtel ,  an  bem  ein  furjer  ©tofj begen  bangt.  25a 
$)oiffon  oon  Statur  ftotterte,  fo  baben  feine  sJcad>folger ,  be« 
fonbere  ber  berübmte  ^reoille  eine  furje,  abgeflogene,  ftocfenbe 
©pradje  als  <5.  angenommen.  5ßon  1677  bi6  1730  ift  ba6 
franj.  Zbeatex  reicb   an  ©tücfen,   in   benen  @.  bie  Titelrolle 

ift J    }.   25.    C.    Medecin    1673;    C.    rival  de  son  niaitre    170/4 

C.  bei  esprit  1712. —  Wad)  1750  aber  oerf*minbet  bie  SRolIe 
nacb  unb  nad).  3n  35eutfd)lanb  würbe  1770  —  80  ber  58er- 
fudj  gemadjt,  biefe  9?oüe  in  ben  tf>r  eigentbümlid>en  ©rüden 
auf  ber  beutfdjen  23übne  einjufübren,  e6  gelang  aber  nidjt, 


Crispine  Cromwell  23» 

war)rfdbeinlicb  weil  bem  Darfieller  bie  eigentümliche  gärbung 
ber  Stelle  fehlte.  (L.  S.) 

Crispine  (©arb.),  ein  moberner  £amenüberwurf  ol)ne 
2lermel,  in  jyorm  eines  9)?antels.  Tue  <S.  fcbliefjt  ftcb  bicbt  am 
«Öalfe  an,  hat  einen  fleinen  Aragen  unb  reicht  bis  über  bie  Jlnie 
hinab;  fte  ift  meift  twn  ©eibe  unb  rings  herum  mit  ©pi§en; 
ober  meh,r  ober  minber  foftbaren  granjen  befe^t.  (B.) 

CroecA  (©arb.) ,  bas  lange,  faltige,  oorne  offene 
febwarje  «Rleib  ber  oornefjmen  fatftol.  ©etjrltdjen. 

Croissnnt.  ©in  jRittererben,  t>on  9tenatus  öon  2ln= 
jou,  Jlönig  t>on  ©icilien  1268  gefriftet.  STrbensjeicben :  eine 
-golbene  Siette,  bie  um  ben  21rm  gewunben  würbe,  mit  einem 
golbenen  Jpalbmenbe,  worauf  in  blauer  Emaille  bie  3n= 
febrift:  Loz  en  croissant.  Slnbere  lafjen  ba$  Örbenejeicben 
t>on  ©über  fein  unb  um  ben  «dals  getragen  werben ;  wahr; 
febeinlicb  gab  es  mehrere  klaffen  »on  Stiftern  unb  baher  bie 
2Serf*iebenf)eit.  (B.  N.) 

Croix  «riionneur  (Crbenöw.),  f.  Ehrenlegion. 

Cromwell.  1)  (Stomas),  geb.  1490,  Sohn  eine$ 
©cbmibs ,  erft  in  £>ienften  bes  (Sarbinals  SBolfeö ,  bann  in 
t'enen  J&einricbs  VIII. ,  ber  ihm  bie  ÜBaronie  SJfefjam ,  ba$ 
2tmt  eines  ©taatsfecretairö  unb  ben  SEitel:  ©raf  Don  ©ff**, 
©rofjfämmerer  unb  Siegelbewahrer  Derlieb,  1540  beä  «öocb= 
ferrathö  angeklagt  unb  enthauptet.  SEritt,  in  wenigen  ©trieften 
meifterhaft  gejeidmet,  in  ©cbaffpeare's  ©cbaufpiel:  £ein= 
rieb  VIII.  auf.  2)  (Dlioer),  geb.  1599.  führte  ein  'reit* 
gtös  befeftauliebeö  unb  flrengeö  Sehen,  fcblofj  ftcb  ben  tyuxita* 
nern  an,  trat  16-25  in  bas  Parlament,  feblug ,  al£  ftcb  ba$ 
^Parlament  gegen  ben  Äönig  erfldrte ,  biefen  twtlftänbig  aufö 
Jbaupt  bei  ittafebt),  bann  bie  ©ebotten,  ju  benen  Aarl  ge= 
flüchtet  war,  bei  ^refton,  ftimmte  ju  ber  Jpinricbtung  beffel= 
ben  (1649)  unb  wohnte  ihr  als  2lugenjeuge  bei,  oerniefttete 
enblicb  auch  baö  Jpeer  JtarB  II. ,  ber  oon  ben  ©ebotten  als" 
Aenig  preclamirr  worben,  bei  SBorcefrer  (1651).  hierauf 
^rotecter,  als  felcber  be^potifdj ,  argwbbnifcb ,  ftnfter ,  wie 
fein  (äharafter  überhaupt  war,  unb  auf  gleiche  SBeife  twr  ber 
rotialiffrfcben,  toie  ber  rein  republüanifchen  gartet  in  ^urebt; 
im  gelbe  jeboch  tapfer,  fühn  unb  unerfeftroef  en ,  bureb  geuer 
ber  Siebe  ausgezeichnet,  ©tarb  1658.  9iocb  ift  ju  erwähnen, 
ba$  <§.  als  ©tubent  in  23rewer'S  ©tücf  Lingua,  welches  ju 
GEambribge  aufgeführt  würbe ,  bie  Stolle  bes  ©efübls  fpielte 
unb   bafj   ex  fcfaon   bamals,   als    er  bei  ben  SSBorten:  Roses 

and    bays,     pack    hence!     this    crown    and    robe    etc.    gefrönt 

warb,  ftcb,  allen  Ernftes  oornaftm,  nach  einer  wirf  lieben 
Atone  ju  trachten.  dF.'e  Sehen  bietet  bem  bram.  2)icftter 
treffliebe  Momente.  Staupacb  oerbrauebte  es  5U  3  Dramen 
unb  SEragöbieen:    bie  Stonaliften ,   (irommell   $rotector    unb 


2i>6  Cronegk  CrüBcinniin 

CrcmwelTö  £ob.  ®a$  crflerc  2)rama  fübrt  ff.  in  ju  fenti= 
mentalen  ©einütfjelagen  vor;  baß  2.  ift  unter  ben  breien 
baö  oorjüglicbfre;  baß  [entere  ifr,  wie  aud)  wor)l  bie  oorber 
genannten,  twn  einem  ju  ronalifrifdjen  ©tanbpuntt  gefcbvie= 
ben,  ber  biefem  republifanifcfoen  <£ujet  nidjt  gati}  angemeffen 
ifr.  £>od)  ifr  ber  Sbarafter  G.'ß  felbfr  gut  gehalten  unb  gibt 
<Sd)aüfp.n,  bie  SDceifrer  in  tt)rer  Äunfr  ft'nb,  treffliche  ©eles 
genr)eit,  ftrf)  aue^ujeicbnen.  JRaupadj'ö  ($.  würbe  r»on  JWott 
mit  .Kraft  unb  (Energie  gegeben  unb  ift  je£t  eine  9)ieifterbars 
ftellung  @ei)belmann'$. 

Croncgk  (3  ob.  5riebr.  Reihen  t>on),  geb.  1731 
ju  SInebad),  Jpof  =  unb  Siegierungeratb ,  ein  SDiann  r-on  r»ie= 
ler  23ilbung,  bie  er  auf  Steifen  nad)  Italien  unb  sParie>  ju 
erböben  firebte,  ein  bidjterifcbeei  IXalent,  bat  in  ber  33lütbe 
feiner  Saijre  einer  epibemifdjen  Äranfr)eit  erlag,  ©ein  oor= 
lüglidtftee;  unter  ben  ttollenbeten  SBerfen  —  benn  auf  bbberen 
SPertb  lafr  baß  im  ^lane  forbanbene  Srauerfpiel:  „£lint" 
fcbliefien  —  ift  „ffobrue",  weldje  Stragbbie  ben  oon  gr.  9Ji= 
folai  in  33erlin  für  bie  befte  aufgefegten  tyxeiß  gewann.  <&ß 
r)at  t?or  ben  übrigen  feiner  3eit ,  mit  benen  eß  bie  Sfthetori! 
ber  ©pracfte  unb  bie  fehlerhafte  ju  ibeale  S^araEter^eidjnung 
tr)ei(t,  ben  JRuftm  würbigerer  2)ictien  unb  leidbterer  $orm 
»orauß.  ©eine  Suflfpiele,  j.  23.  ber  SDiiptrauifcbe ,  ber  erfie 
3IpriI  u.  a.,  ft'nb  weit  mangelhafter  unb  unbebeutenber.  2Baö 
bie  3eifgenoffen  an  ir)m  bewunberten,  fann  bie  Stadjwelt, 
wenn  fcbon  nur  tbeilweife,  mit  Sted)t  gelten  laffen.  (5.  ftarb 
fdwn  1758  ju  Nürnberg.  35er  Siebter  Uj  hat  feine  SBerfe 
in  2  Octaobänben  ju  Slnebad)  1760  herausgegeben,  welche 
2luögabe  mehrmals  wieberr)o!t  werben  ift.  (Schletter.) 

Crown  (fpr.  Äror)n,  3or)n),  geb.  in  Dieufdwttlanb,  war 
ber  ©otyn  eines  borfigen  proteftantifdien  ©eiftlidien,  ging  nad) 
$onbon  unb  würbe  bort  Sßebienter.  ©raf  SKod)efter,  ber  bbbere 
^är)igfeiten  in  ibm  entoedPte,  entrifj  ir)n  biefer  unwürbigen  €>tel= 
Iung  unb  machte  ibn  mit  bem  Aöntge  «Karl  H.  befannt,  ber  ft'd) 
feiner  bebiente,  Suftfpiele  gegen  bie  SBigbSju  fdjreiben.  3u  bem 
beften  feiner  Suftfpiele :  Sir  Courtiy  nice,  r)atte  berÄönig  felbfr 
ben  $)lan  entworfen.   23on  feinen  18  ©tücfen  oerbienen  befons 

bere  nod)  ffrwär)nung  :  the  politick  city  unb  ihe  chnrch  souflle, 

»on  benen  baß  erftere  ftcfe  unter  bem  Flamen :  ber  politifcfte 
3inngiefer,  biß  heute  erhalten  r)at.    ffr  fr.  J  70.3.      (R.  8.) 

Crucifix  (JHequif.),  baß  23ilbnifj  3eft»  am  «ftreuje. 

Criiscinann  (©ufta»),  geb.  ju  23erlin  im  Slnfange 
biefeS  Sabrh.,  macbte  feinen  erfren  tbearralifdjen  93erfud)  auf  bem 
Siebr)abertr)eater  Urania.  9tad)bem  er  ficfe  burd)  mehrjährige 
Uebung  für  feinen  fünftigen  23eruf  »orbereitet  hatte,  betrat 
ex  1821  bie  fönigl.  J^ofbübne  alß  Sangerö  in  bem  £ufrfpiel: 
2BeIa>er  tfl  ber  23rdutigam?  unb  geftelj  eben  fo  in  ben  bei- 


Cruz  Cumborland  267 

ben  folgenben  JRollen:  3uli«s  Zeitig  im  2?ogelfd)iegen  unb 
•fterjog  r»on  (ÜFamatfro  in  fflhillner's  Sllbaneferin.  3n  S^Iae 
biefer  mit  Seifall  aufgenommenen  ©ebuts  würbe  er  in  bem= 
felben  3abje  für  bie  Jpofbübne  engagirt.  ©eit  jener  3eit 
gebort  (i.  biefem  Snfritute  an  uno  ift  für  baffelbe  un= 
ausgefegt  tbätig  gemefen.  ©ein  eigentliches  t$ad)  ifi  bas 
ausgebreitetfte  unb  banfbarfie,  nämlid)  bas  ber  jugenblidjen 
Siebljaber  unb  23ent>it>ants.  (Ir  ift  aud)  ju  3eiten  im  ernften 
2)rama  tbätig  gewefen,  aber  tiefet  ©enre  fagt  if)m  nur  we= 
nig  ju ,  aud)  l}at  er  es  in  ber  legten  3eit  ganj  aufgegeben, 
dagegen  t)at  er  fein  ibm  eigentümliches  StoUenfad)  ftets  mit 
t>ieler  Hebe  ausgefüllt  unb  ftd)  ben  23eifau*  unb  bie  3uneigung 
bes  ^ublifums  in  hobem  ©rabe  erworben;  fein  umfangreiches 
Repertoire  ift  ein  ÜBemeis  feines  ftleifyee  unb  feiner  Slusbauer. 
3n  ber  legten  3eit  bat  er  ftd)  aud)  mit  öielem  ©lücf  in  H- 
mifdjen  Sbarafterrollen  oerfudbt  unb  gibt  Hoffnung,  audj  in 
biefem  Jadje  Sebeutenbes  *u  leifien ,  wenn  er  früber  ober 
fpäter  fein  urfprünglicfees  5ac&  abgeben  follte.  (H.S.) 

Cruz  (3 nana  3nej  be  la),  lebte  im  17.  Safjrh,.  ju 
SDterico,  mar  bafelbft  9tonne  unb  erbielt  als  £>id)terin  ben 
25einamen :  jebnte  SDtufe.  5bre  ©ebid)te,  unter  benen 
ftd)  aud)  mehrere  Dramen  beftnben,  erfcbienen,  auf  23efe()l 
beä  2Sicefönigs  gebrucft  ju  ÜBarcellona  1691,  herausgegeben 
oon  Dr.  3-  ^.  ©aina,  fo  wie  eine  fpätere  Auflage  ju  9)lo= 
bena  1714  unb  15.  j>as  befte  unter  ibren  Sramen  ifi:  ber 
gbttltcfee  iNarcifl ,  ein  grobnletdjnamsftücf.  (R.  S.) 

Cruz  (Theatro  de  la),  bas  grofe  Sftattonaltfyeater 
in  SWacrib  (f.  b.). 

C-Scblüsscl  (SDcufü),  f.  ©djlüffel. 

C  so!  fa  (ÜÄuftf) ,  in  ber  alten  ©olmifarion  (f.  b.)  ba$ 
jweigefiridiene  C. 

Cubiculum  (a.  93ül>ne),  bie  faiferl.  Soge  in  bem  rem. 
Sweater,  f.  Sitte  SSübne. 

Cue  (SEedjn.),  bas  ©ticbwort  ber  engl.  @cf/aufp. 

Cuirass  (©arb.J,  ber  23ruftf)arnifd?  ber  ferneren  9tei= 
terei;  bafjer  bie  le^tern  aud)  CTurafficre  genannt  werben. 
2>ie  <£.  tragen  Sollets  ober  gewöhnliche  Saoallerieuniformen 
mit  furjen  6d)öfen,  enge  meifie  £eberbofen,  bebe  ©teifftiefel, 
<l.  unb  Jpelm.  ^Bewaffnet  ftnb  ft'e  mit  einem  geraben  9>al= 
Iafcb,  $>ifrolen  unb  Karabiner.  (B.) 

Cultur,  f.  SBilbung. 

Cumborland  (Ric^arb,  fpr.  Äömberlanb).  £)er  SBerf. 
bes  SBeftinbiers  unb  bes  3"ben,  jwei  @tü<fe,  bie  aud)  auf 
bem  beutfcben  £beater  bas  23ürgerred)t  erlangt  t>aben.  @ob,n 
beä  23ifd)ofs  o.  Äilmorc  ju  ^ambribge,  1732  geb.,  würbe  S. 
©ecretair  bes  fiorb  ^»alifar.  ©päter  toibmete  er  bie  9Mu#e, 
weldje  tfjm  fein  2lmt  als  JHea)tsanwalb  ber  «£anbels=  unb 
Sl;catcr  =  £crifon.     II.  17 


258  Cuningham  CyboUc 

Golonialr-ammer  lief,  gan}  ber  bram.  DiaStfunfr.  ©ein  erfieö 
©rucf:  (Sicero's  StJerbannung ,  erfdnen  1761,  aber  erft  burd) 
fein  2. ,  ba$  ©ommermäftrdjen ,  machte  er  ft'd)  bemerft  unb 
geadtfet.  3n  rafdjer  golge  fdirieb  er  jeijt  bis  l?si)  IG ©tücfe, 
unter  benen  the  fashionabie  lovers  unbebingt  als  baö  befte 
anerfannt  mürbe.  CJ.  fdjrieb  leidit  unb  fcfcnell,  baber  fo  t>iel 
ÖberflcicblidKö  neben  wat)rt)aft  ©enialem.  I7»i(i  reifte  er  mit 
biplomatifcfeen  auftragen  nact)  Spanien,  benen  er  ftd)  jur 
3ufriebeni)eit  ber  ^Regierung  entlebigte.  9fad>  biefer  3eit 
fdjien  f)du6lid)er  Jtummer  unb  eine  brücfenbe  üage  anf  feine 
$£t)äfig?eit  einjuwirfen.  23i6  }u  feinem  £obe  fdjrieb  er  ntcbte? 
SBebeutenbee  mebr  für  bie  iBüfyne.  (L.  S.) 

Cuiiniiigham  (fpr.  &bnningbäm,  3et)n),  geb.  17-29 
»on  reichen  keltern,  <§'r  fdirieb  fdjon  in  früher  2>ugenb  mit 
(Erfolg  fürß  Sweater.  Slue  Neigung  betrat  er  bie  J8ür)nc,  ba 
aber  fein  Sater  üBanquerott  mad)te ,  jwang  tt)n  bie  *Hotf> 
©djaufp.  ju  bleiben,  obfdion  er  niditö  23ebeutenbe6  ale  fol= 
d»er  3U  leiften  oermodjte.  2>on  feinen  @tüo?en  wirb  ft'd)  Love 
ia  a  mist  fo  lange  auf  bem  Sweater  galten ,  als  ber  gute 
©efdjmacf  bort  fjerrfdjt.  (Sr  ftarb  1773  in  jiemlid»  bürftigen 
Umftänben.  (L.) 

Cuno(^einrtd)),  23erf.  bes  efyemals  beliebten  ®d>au^ 
fpielö :  £>ie  Zauber  auf  ättaria  Gulm  (Ceipjig  1826),  bee 
Setter  ^Benjamin  aus  ^olen  (ebb.  18-21)  unb  einiger  anberer 
bram.  Sirbetten.  Son  feinem  Seben  tfl  nid>t6  »weiter  begannt 
geworben,  als  ba$  ex  eine  3eitlang  ©djaufp.  war.       (M.) 

Cupido  (30Znt().),  f.  Stmor. 

€ura  (9)h)tf).),  ^Perfoniftcation  ber  ©orge.  3n  ber 
9Ker)r3af>r :  rädjenbe  ©öttinnen ,  wot)nt)aft  am  (Eingänge  in 
ben  Crcug,  mit  »erborgen  gehaltener  ©eifel  ben  unentbecften 
SWiffet^äter  überfallenb.  (F.  Tr.) 

Cureten  (9Hött).),  bewaffnetere  Opfertdnjer ,  ju  ben 
(Suiten  ber  Pöbele  ober  ber  mit  tf>r  in  Serbinbung  gefegten 
SRljea  unb  beö  3eue  gehörig.  3t)r  £)afein  wirb  biß  t>or  bee 
Settern  ©eburt  binauf  gerücft,  inbem  fte  beö  Üteugebornen 
2Bdd)ter  gewefen  fein  follen.  Sgl.  (Sabtren  unb  Gorobanten, 
mit  beren  ganzem  SBefen  fte  oon  ben  SDtytfwgrapben  tbentift's 
cirt  würben.  (F.  Tr.) 

Curia  ((JajueO,  ein  3eitgenoiJe  bee  (Safar  unb  Cicero, 
3u  ben  öffentlichen  «Spielen ,  bie  er  ju  <£l)ren  fetnee  Safere 
oeranfraltete ,  lief  er  ein  brefjbaree  £>oppeItt)eater  oon  Jpolj 
erridjten  unb  gab  baburd)  bie  erfle  3bee  ju  einem  2lmpbi= 
ffceater  (f.  b.),  bie  fpäter  öollfommener  ausgeführt  würbe, 
^liniue  t>at  leiber  bie  ©rftnbung  bee  (5.  ju  furj  befd)rie= 
ben.  (W.  G.) 

Cursus,,  f.  Slcabemte  ber  ©djaufpielfunfl. 

Cybebe  ober  Cybele  (SDtntt).),    eine  9?aturgöttin, 


Cyclas  Cyclopen  2»9 

bereit  (Jultus  itnb  9)it)tf)us  aus  SBorberaft'en  nad)  ©riecffenlattb 
unb  Rom  überging  unb  mit  bem  ber  9t&ea  (f.  b.)  fjäufig  in 
SJerfnüpfung  gefegt  warb,  liefern  SBefen  unb  ber  Grr,aV 
lun^ ,  bafj  ft'e  megen  ber  (Stmorbung  ihres  (geliebten  Qltps 
in  JRaferei  »erfüllen  fei,  entfprid)t  t^r  ov^tafltfcö  =  fanatifcfcer 
Kultus ,  fo  lote  ibre  Attribute ;  obgleich,  ftd?  and)  bei  ihr  bte 
3üge  fanfter  9tube  unb  SDiilbe  beutlicft  seilen.  9camentlid> 
ben  Römern  tfi  ft'e  bie  grofje  ©öttermutter  oom  ÜBerge  3ba, 
bie  alle  Sttaft  unb  güüe  fpenbenbe  Öps.  "Sie  ffßt  auf 
einem  oon  jmei  ober  »ier  Söroen  gejogenen  SBagen,  auf  bem 
fte  %xu<btbaTteit  fpenbenb,  bie  SEBelt  burcbirrt;  auch,  xvivb  ft'e 
auf  einem  Söroen  reitenb  bargeftellt.  2luf  bem  Raupte  trägt 
fte  bie  SDiauerrTone ,  in  ber  Jpanb  bie  Jpanbpaufe  *).  Steuere 
begaben  ft'e  auch  mit  ©piefj  unb  ©cepter,  ober  mit  Ring  unb 
^almjroeig ,  ober  mit  «Kornähren  felbft ,  als  ©nmbolen  ber 
Stiles  umfaffenben  «£errfcbaft,  ber  ©cbönbeit  unb  Ruhe,  ober 
ber  $vud)tbatteit.  3t>r  Äleib  ift  mit  23lumen  unb  J8aum= 
bilbern  gefcbmücft;  auch  roirb  ft'e  »erfcbleiert  bargeftellt.  ,3^r 
.$auptfeft  ju  Rom,  bie  SDJegaleften,  war  im  s2tpril  unb 
beftanb  oorjüglicb  in  bram.  £>arfrellungen,  roie  benn  4  t»on  ben 
Cuftfpielen  bes  Serenj  an  ihnen  jur  Sluffübrung  famen.  (F.  Tr.) 

Cyclas  (©arb.) ,  ein  ©raatsfleib  ber  alten  Römerinnen, 
ber  robe  ronde  äf>nltcr> ;  unten  mit  breiter  purpurner  Sorte  be= 
fe£t;  es  würbe  unter  bem  Pallium  unb  Ricinium  getragen.  (B.) 

Cyclopen  (99tntb.):  25rontes  (ber  2)onner),  @te  = 
ropes  (ber  2BelterleudE)ter)  unb  5lrges  (ber23lttj),  ber  jmeite 
Ätnberfreiö  bes  Uranus  unb  ber@äa,  ben  ©öffern  gleich,  biä 
auf  ba&  eine  grofie  runbe  5luge  in  ber  Wlitte  bes  2lntli§es, 
»oll  Äraft  unb  ©tärfe,  baber  aus  $uxd)t  »on  bem  eigenen 
93ater  in  ben  Tartarus  oerfc&lofjen  $  bis  fte  burcb  3eus,  ber 
ft'e  im  Kampfe  gegen  bie  Titanen  ju  «£>ilfe  rief,  frei  mürben. 
'Bie  »erliefen  ihm  aus  2)anfbarfeit  bie  25onner?eile  unb  23li§= 
fhrablen ,  bem  ^Pofetbon  ben  ©reijacf ,  bem  ^Muto  ben  un« 
ft'cbfbar  macbenben  #elm.  @ie  waren  wohlerfahren  in  ben 
«ftünfren  ber  Urjeit,  weshalb  man  bie  rteft'gen  23auten,  beren 
Urheber  man  nicht  fannte,  ihnen  jufcferieb;  bagegen  ernie= 
brigte  man  ft'e  aber  auch  ju  SSulcane  ©d)miebefne*ten,  bil= 
bete  fte  als  fold&e  ab  unb  uerfetjte  fte  in  bie  oulcanifcfcen 
©egenben  ©iciliens,  ja  man  machte  fte  fogar  ju  einem  un= 
gefcblacbteten  (Jinwobnerframme  biefer  Snfel.  Sbren  Unter= 
gang  fanben  fte  burcb  Slpollo  aus  Rache  für  bie  2Jerferti= 
gung  ber  25onnerfeile ,  mit  benen  3"piter  ibm  feinen  @obn 
2lesculapius  erfd^lug.  (F.  Tr.) 


*)  3()r   jur  Seite    erblicft   mau   öfters   aud/  if)ren  ©eliebten  mit 
V()ri)gifa)cr  Wlüfyc  bctleitet. 

17* 


260  Cyclus  Cyr 

Cyclus  (lat.) ,  ein  «Rreie?,  eine  ^Reihenfolge  jufammen: 
gehöriger  SDinge;  baber  beim  Sbeater  eine  JReihe  »onStücfen 
über  einen  ©egenftanb ,  wie:  ber  6.  ber  «£of)enfraufen ,  ober 
eine  Steifte,  ein  (5.  oon  ©aftrollen  (f.  b.)  u.  f.  ». 

Cylinder,  bie  ©läfer  auf  ben  Slrganb'fdben  Sampen. 
SBergl.  ÜBeleucbtung ,  23anb  I.  2Bolff  im  berliner  £beater= 
2llmanacb  für  1839  gibt  ein  Verfahren  an,  eine  paffenbe 
SRonbbeleucbtung  »ermittelt  gefärbter  @.  berDorjubringen. 
9)tan  nimmt  nämlich  buebacber  33lau,  reibt  es  mit  2Cer= 
pentin  unb  Seinölftrnifj  jur  bieten  ftarbe,  bie  man  2 —  3 
SEage  in  einem  warmen  JRaume  fteben  läft;  alöbann  oerbünnt 
man  ft'e  mit  Äopalladi  unb  ftrcid)t  bie  <§.  inmenbig  bamit 
an.  25iefee  SSRonblicbt  mag  fdjön  unb  bem  natürlichen  ähnlich, 
fein,  e6  tfl  inbeffen  nur  bann  anwenbbar,  wenn  bie  23eleuaV 
tung  au öfr ebt  (f. b.)j  bei  SJermanblungen  ifr  ft'e  unpraftifdf). 

Cynthia  (SDcötb.) ,  f.  £>iana.  —  -  Ihn  ,  f.  Slpollo. 

Cyparlssus  (2)tntb.),  ein  ©eliebter  2lpoüVö,  ber  ihn, 
al$  er  beffen  Sieblingsbirfcb  unöerfeftene  erlegt  hatte,  unb  (5. 
ft'dj  barüber  ju  £obe  barmte,  au$  Mitleib  in  eine  (?t)preffc 
öermanbelte,  bie  beöftalb  ate  «Symbol  ber  Trauer  gilt.  2lucb 
»on  anbern  gleicbnamigen  mijtb.  ^Jerfonen  wirb  eine  folcbe 
SBerwanblung  erjählt.  (F.  Tr.) 

C  ypria  -  is  (SJcbtb.) ,  f.  2Senuö. 

Cypripor  unb  Cypriits  (9Rntb.),  fo  t>.  w.  5lmor. 

Cyr,  «Saint,  tü'ine  berühmte  Grrjiebung^anfralr,  würbe 
16Sli  auf  23ermenben  ber  SDcaintenon  Don  tubwig  XIV.  ges 
fiiftet.  ^)ap(l  Snnocenj  XII.  betätigte  biefe  Stiftung  alä 
Älofter  2>tc  Jtleibung  bejtanb  au£  ©berfleib  unb  9toct  öon 
fdjwarjem  (Sramine,  einem  f<bwarjgeroir!ten  ©ürtel,  an  weU 
djem  ein  fcbmarjer  SRofenfranj  bing,  einem  fcfcwarj  taffeteneu 
SEucb  mit  einem  9*tanbe  oon  weitem  SSRuffelin.  9luf  ber  23rufr 
bing  ein  golbenes  Äreuj.  3um  .ftopfaettg  hatten  ft'e  eine  fcbmarj 
taffetene  Jpaube  unb  barüber,  im  (Shor  einen  ©cbleier.  1707 
legten  ft'e  biefe  ATeibung  ganj  ab  unb  trugen  einen  Slod  mit 
©capulier  oon  fcbwarjem  (£tamine  ober  ©erge;  ein  2  ginger 
breiter  ©ürtel  »on  fcbmarjer  2Llolle  gewtrft,  an  beiben  (£nben 
aueigefafelt ,  ging  biä  auf  bie  Änie  hinab,  b'^ran  hing  ber 
SRofenfran^  unb  baran  ein  fleineö  <£ruciftr  mit  einem  £obten= 
fopf.  Stuf  bem  Jtopf  fyatten  ft'e  eine  SSinbe  unb  einen  S3ki= 
bei  oon  weiter  lleinewanb ,  barüber  einen  großem  SBeibel 
oon  (Stamme,  ber,  beruntogelaffen,  baö  ©eft'cbt  ganj  be= 
becfte.  2luf  ber  Srujr  bi«3  ^n  einem  fdjtvarjen  93anbe  ein 
golbeneö  Äreuj,  worauf  auf  einer  ®eite  ber  J&eilanb,  auf 
ber  anbern  ber  ^eiltae  Submig  abgebilbet  mar.  2luferbem 
trugen  ft'e  einen  grofen  «ftircbenmantel.  35ie  Äleibung  ber 
Saienfd)we(lern  mar  nur  in  ber  garbe  oerfojieben,  baö  Aleib 
t>on  brauner,    ©ürtel,    28tmpel,  SSinbe  unb  2Beibel  »on 


Cythere  Czakow  261 

fcbmar,er  Jarbe;  auch  trugen  fte  feinen  JUrcbenmantel  unb 
bas  Jlreuj  war  rcn  ©über.  Sie  gräulein  waren  in  4  (Jlafs 
fen  gefreut,  bie  ftcb  burcb  bie  »erfcbiebenen  garben  ber  Sans 
ber  unterfdueben.  £)ie  gräulein  1.  <5l.  trugen  ein  blaues, 
bie  ber  3.  ein  gelbes ,  bie  ber  3.  ein  grünes  unb  bie  ber  4. 
ein  rotbeö  2?anb ;  bie  beiben  erften  «Spulerinnen  trugen  auf 
ber  23rufr  ein  ftlbernes  Äreuj  an  einem  buntfarbigen  23anbe. 
SBäbrenb  ber  SRer-olution  mürbe  bie  «Stiftung,  aufgehoben  unb 
Napoleon  legte  bafelbfr  fpäter  eine  SOIilitärfcfeuIe  an.      (N.) 

C'ytherc,  Cytherea,  'SWnth.),  f.  23enus. 

CVabon  (©fife,  fonfr  2Kab.  spohls23eifteiner), 
geb.  1807  ju  Eifenfrabt  in  Ungarn;  r-orgebilbet  burcft  ben 
©efanglebrer  23ioalaqua,  bebuttrte  fte  1S24  am  Ädrntbnerthcrs 
tbeater  in  2ßien ,  ging  »on  bort  nad>  Qkepbttrg ,  bann  nach 
©ras,  mo  fte  ftd)  mit  bem  Senorijren  $Pohl  oereblicbte  unb 
aisbann  mit  üBarbaja  (f.  b.)  jur  weitern  Slusbilbung  nacb 
Stauen  ging ,  mo  fte  fich  bie  Äunflfertigfeit  unb  ©ewanbts 
beit  ber  bertigen  ©cbule  aneignete,  auf  ben  Sbeatern  ju 
*Pat»ia,  Siforno,  JHom,  ^lorenj  unb  Neapel  mit  23eifaII 
fang  unb  fogar  SKifglieb  ber  filharmonifchen  ©efellfcbaft  in 
glorenj  mürbe.  9Jad>  2>eutfrtlanb  1829  jurüefgeEebrt,  maebte 
fte  befonbers  im  Sorben  aU  ©ajrin  grofjes  Stuffeben  unb  be= 
fleibete  geraume  3eit  ba$  $a<b  ber  erfren  ©angerin  an  oer= 
fduebenen  £beatern,  j.  25.  an  bem  «£oftbeater  in  Bresben, 
in  ©rä§,  fiemberg  ic.  1835—36  gaftirte  fte  am  $Rt>ein  unb  in 
Bresben  unb  nabm  bann  Engagement  beim  Eönigflabter  Sbeater 
in  23erlin.  1837  ging  fte  na*  Cefireid)  jurücf ,  gaftirte  in  ben 
twrjüglicbften  ©täbten  unb  nabm  ein  Engagement  in  ^eftb,  weis 
cbes  fte  jeboefe  balb  mieber  f  erlief ,  um  in  Ärafau  unb  Sems 
berg  ju  gaftiren.  £ier  beiratbete  fte  183S  ben  SSKuftfbirector 
Ejabon,  mit  bem  fte  1839  an  ben  äufjerfren  ©renken  £>efl= 
reiche  concerrirenb  unb  gaftirenb  umher  manbeite.  ©egens 
wärtig  (3unt  1839)  wirb  fte  ju  einem  ©afifptel  in  granffurt 
a.  29t.  erwartet.  Tiab.  E.  i)at  eine  fmöne  unb  umfangreiche 
©timme  unb  eine  grünblicbe  muft'fal.  23ilbung;  fte  eignet  ft'ch 
twrjugsweife  für  traf,  ©efang,  in  bem  fte  grofje  gertigfett 
erlangt  bat;  ihr  ®arfrellungstalent  hält  tnbeffen  mit  iljren 
SDtitteln  nicht  gleichen  ©abritt,  obgleich,  e$  bureb,  eine  anmus 
tbige  ^erfönltcbfett  mirffam  unterfrü^t  wirb.  (A.) 

Czakow (Sfcbafow,  vom ungar. ©arb.),  eine  mü|ens 
artige,  unten  enge  oben  weitere  Jtopfbebecfung  bes  $9?ilitärs\ 
©ie  ift  oon  febmarjem  §ilj,  ber  2)ecfel  mit  lacf irrem  Seber 
überjogen ,  oorne  mit  einem  (juweilen  au*  hinten  mit  einem 
t leinern)  ©cbirme  »erfehen,  unb  mit  einer  ©ebnur,  ^ett*en, 
Eocarbe,  Slgraffe  u.  bgl.  oerjiert,  welker  @*mu<f  jeboeb,  nur 
bei  $)araben  angelegt  wirb;  beim  gewöhnlichen  25ienfre  wirb 
ber  <S.  bäuftg ,  3.  23.  bei  ber  preuf .  2lrmee  mit  einem  lieber» 


262  Czechtitzki  Czegka 

3ug  oon  2Bad)Sleinmanb  bebecft.  grüner  trugen  nur  bie  ungar. 
•frufaren  ben  (£.,  bann  würbe  er  bei  ben  preufj.  ^uftlterenr 
180G  in  ber  franj.  Strmee  unb  oon  if>r  bei  ben  «beeren  faft 
aller  europaifeben  Staaten  eingeführt.  (ß.) 

Czechtitzki  ((Sari),  ju  £rautenau  in  23öbmen  1750 
geb.,  betrat  1777  bie  üöüftne  ju  Sinj  als  ©raf  £reuberg  in  bent 
oon  tbm  felbft  oerfaften  £rauerfpiele  gl.  9t.,  ging  1779  ;ur 
Stößlifeben  @efellfd>aft  nad>  3lugSburg,  1783  nad)  ^Berlin,  1784 
nad)  Petersburg,  17So  oon  ba  lurüc?  nad)  Königsberg  ;u  9)tab. 
©dmlj,  mo  er  bie  erften  Lorbeeren,  befonbers  als  Hamlet, 
§ranj  SDtoor,  9)tarinelli,  SEelIl>etm  unb  ©uelfo  in  Jtlinger's 
3miüingen  einerntete.  1787  fanb  ft'cr>  <S.  iit  einem  ©aftfpiel 
in  Hamburg  ein.  SJtewer,  ber  trefflidje  23iograpl)  ©djröber'S, 
nennt  if>n :  „ausgezeichnet  burd)  förderliche  unb  geifhge  2$or= 
lüge,  tl>eaterfeft ,  lebhaft,  mi§ig,  anfranbig,  befannt  mit  bem 
£on  ber  grofen  SBelt,  oerftanblid) ,  unb  mit  einem  fprea)en= 
ben  5luge  begabt."  1787  fefyrte  er  nad?  33erlin  jurücS ,  mo 
er  für  bas  %ad)  ber  erften  Ciebfjaber  unb  6r)arafterrolIen 
engagirt  war,  bebutirte  als  $PbMpp  23rocf  in  Sfflanb's  9Wün= 
beln,  oerfeltet  biefer  S3üf)ne  bis  1795,  um  gänjlicb,  oon  ber= 
felben  jurücciutreten,  unb  feiner  oon  Sugenb  auf  if>n  beberrfdjen= 
ben  Seibenfdjaft  Staunt  ju  geben:  bas@piel  auf  Steffen  unb 
in  23abern  als  <£rn>erbjmeig  *n  treiben.  2$on  biefer  3eit  an 
baben  ib,n  bie  tbeatralifdjen  5lnnalen  aus  bem  Sluge  oerlcren 
unb  mir  miffen  nidjt  ju  fagen,  ob,  menn  unb  mo  er  ber 
<£rbe  ben  fdbulbigen  Tribut  gejollt.  —  Sebenfaüs  gehörte  <§. 
iu  ben  ausgezeichneten  ©djaufp.n  feiner  3eif.  3>te  Statur 
febon  gemährte  ic)m  alle  ^»ülfsmittel.  ©ein  Äörper  mar 
überaus  moblgebilbet  (ältere  23erid)te  nennen  ifm  mie  oon 
©rajien  gefebnü-jt),  ebel  unb  fcfjön,  fein  2luge  fpredjenb, 
fein  ©eftdjt  geifrreieb,  feine  @prad)e  oolltönenb  unb  jeber 
Sötobulation  fäbig.  @o  ftanb  er,  feinem  Sleufjern  nad>,  mür= 
big  neben  §lecf ,  aber  aud)  als  Äünftler  blatte  er  oft  ben 
23ergleid)  nidjt  iu  fdjeuen.  3eitgenoffen  oerftdjern ,  nid)ts 
93oü*enbeteres  gefeben  ju  r)aoen,  als  23eibe  neben  einanber  in 
ben  Zaubern,  glecf  als  (Sari,  <$.  als  §rani  9)toor.  Slber 
aud)  in  jooialen  ^)artbien,  bie  lugletd)  2lbel  unb  2lnfranb 
erforberten ,  mie  ber  23aron  2L*iburg  in  ftille  Sßaffer  unb 
23aron  9tofenfelb  in  Sünger'S  (Jntfünrung,  mar  er  ein  oor= 
^üglicber  Stepräfentant.  6.'s  £>arfrellungen  miefen  alle  auf 
richtiges  ©efüf)l,  auf  eine  febarfe  23eurtbeilungS?raft,  befttge 
binreißenbe  —  oft  nid)t  genug  gebügelte  —  Seibenfcbaften 
unb  eine  glübenbe  tyfyantafie  t)in',  barum  mar  es  ju  beflagen, 
baß  bie  ermahnte  feibenfdjaft  tr)n  ber  S3übne  oor  feiner  ooll= 
ftänbigften  @ntmicfelung  entriß.  (Z.  F.) 

Czeeka  (2lnna,  geb.  9luerbammer),  tr)rer  Seit 
eine  jtemlid>  renommirte  Slltiftin.    @ie  mar  eine  JReibe  oon 


D  Dämmerung  265 

3abreri  in  <Prag,  threr  2?aterftabt,  engagirt,  fang  fpäter  in 
SBien  an  ber  faiferl.  Oper  unb  mürbe  1824  in  Seipjtg  al$ 
Sängerin  unb  iöiuft'EIehrertn  —  in  bereits  oorgerücfterem 
5Hfer  —  angeflellr.  Jpier  blieb  ft'e  2  3abre,  feorte  nacfc 
$)rag  }uru<£,  trat  in  mebrern  Orten  ate  (Soncertfängerin  auf, 
prioatift'rre  in  le^tgenannter  Stabt  unb  mürbe  1839,  naf>e 
an  bte  60  3ahre  alt,  beim  prager  ßcnoerfatorium  als  (Sor= 
repetifarin  engagirt.  (C.  H.) 


ö. 


D  ,  1)  (Wluiit),  bie  2.  Älangfhtfe,  ober  bte  3.  «Saite 
unferer  biatonifa)  =  d)romatifd>en  Tonleiter,  bei  ©uibo  f)ie# 
ber  &on  d  soi  re,  de  la  re  ober  audj  re.  2)  Slbbreöiatur 
für  da,  dal  unb  Destra.  3)  2>er  4.  äBucfrfrabe  be$  ^llp^abetsj 
feine  Slusfpracbe  f.  unter  Qluefpr.  ber  SuAflaben. 

Da  eapo,  1)  (tfal.  aftuft'f),  wörtl.:  2Son  21nfang  ; 
wirb  Dom  (Jomponifren  gebraust,  wenn  er  eine  Stelle  xoiebevs 
fjolt  fjaben  will.  2)ie  ©teile,  bei  ber  bie  2Bieberbolung  be= 
ginnen  foll,  wirb  gewöbnlicb,  mit  einem  SBieberlwlung^jeis 
(ben  ()  angebeutet,  weebalb  aucfe  bie  2?orfdjrift  D.  dal  segno 
(oom  3eidjen  an)  gebräudjlidj.  2)  Qrin  auejeta^nenber  3uruf 
für  Sänger  unb  SJirtuofen,  bie  SOBieberbolung  beö  23orgetra= 
genen  oerlangenb,  alfo  ein  3etdjen  be$  23eifall$  unb  jwar 
etneö  ber  fdjmeidjelbaftefren.  (7.) 

Dädalus  (SWbtb.),  3tepräfenrant  ber  bilbenben  Äunfr 
ber  ©rieben,  aucfe,  berühmt  wegen  feiner  jvlugbeit  unb  SJors 
ftcfet.  Slufer  oielen  plafrifcben  SBerfen  wirb  als  23en>ets  fei? 
ner  .ftunfrfertigfeit  bte  Erbauung  be$  £abt)rintl)3  angeführt 
(f.  Striabne)  unb  feine  $lud)t  aus  bemfelben  mit  feinem 
Sobne  3caru$  »ermittelfr  mit  2Bacb£  befeftigter  ^lügel. 
Scaruö  wollte  ft'db  jur  Sonne  erbeben,  bie  baS  2Baä?6  fcbmolj, 
fo  ba$  er  ins  SWeer  frürjte.  £>aber  gilt  er  im  ©egenfatje 
oon  £>.  alä  SSejeidjnung  übermütigen  SBertrauenö  auf  eigne 
Äunfr  unb  Äraft.  (F.  Tr.) 

Dämmerung,  baß  fhifenmeife  ab*  ober  junebmenbe 
Sidjt,  weld)eö  nadj  bem  Untergange  ober  t>or  bem  Aufgange 
ber  Sonne  erfcbeint.  Sluf  ber  23üb,ne  wirb  baß  Eintreten 
berfelben  burcb  weife  Schirme  (oon  ©aje  ober  Qftas)  be= 
jeidfonet,  bie  in  rotfj,  blau  unb  fcbwarj  übergeben,  ober  um= 
gefebrt,  je  nadjbem  eö  Sag  ober  3?ad>t  werben  foll.  SSergf. 
Seleuajtung. 


264         Dämon  Dänisches  Theater 

Dämon  (9)h)tb.),  urfprünglich  nur  allgemeine  23ejeidV 
nung  jeglichen  göttlichen  SBefens ,  in  welcher  aber  fcbon  früf) 
ber  begriff  ber  (JimoirFung  ber  ©ottbeit  auf  ben  SDcenfcben 
ba$  llebergenndbt  erhielt,  ber  bann  enblidb  in  bie  $Perfoniftca= 
tion  einer  unbeFannt  höheren  Leitung  bee>  ©chicFfals  überging, 
tvie  biefe  2$orftellung  namentlich  in  ber  aftifcben  £ragöbie 
ihren  5lusbru<f  ft'nbet.  SDiit  bem  23egriffe  beä  25ämoni  = 
fcben  üerFnüpfte  ftch  baß  ©efübl  be$  Unheimlichen,  Qlngfr 
unb  «ScbrecFen  bringenben,  ft'e  mürben  neibifcbe,  jebees  Ueber= 
maß  in  feine  ©cbranFen  jurücFmeifenbe,  ja  ftrafenbe  ÜHJefen 
unb  erhielten  Unglücfös  unb  ®d)recfgefralten :  Sa  cos  2). en 
25ocb  »ertilgte  biefe  ^ntdit  baö  Finblicbe  Vertrauen  auf  ben 
@cbu#  böserer  SBefen  nicht,  unb  hieraus  entfranb  ba$  fcböne 
€pf>antaft'e^ebilbe  ber  ©enien,  ober  2lgatb o  =  25.en,  benen  ju 
(^bren  bie  ©riedjen  jebe  %}lat)i*9eit  mit  einem  üBecber  unge= 
mifcbten  SBeinö  befd)Ioffen ,  freunMicfee,  ©lud*  unb  $reube 
fpenbenbe,  Unglücf  abmebrenbe  3Befen,  in  beren  <Scbu$  fo= 
wohl  ber  Qnnjeine,  alß  ©enoffenfcbaften  ju  flehen  glaubten. 
25te  35.  ft'nb  sJ)erfoniftcationen  balb  r>on  SNafurFräffen ,  wie 
9?nmpben,  %l\x$*,  2Öalb=  unb  ÜSerggöttern ,  balb  oon  &rdf= 
ten  ber  moralifcben  2$klt,  t>on  ©eelenjufränben  unb  <5bara?= 
rereigentbümlicbFeiten,  balb  örtliche  unb  Sanbfchaftcigottbeiten, 
balb  2LJefen  geringerer  9lrt,  n>ie  nächtliche  ©efpenfter  u.  bgl. 
35er  ©ebraucb,  in  ber  Senennungömeife  au$  ber  altclafft'fcben 
Sttotbologie  oerbinbert  nicht,  baf?  baß  2&efen  für  bie  9)cötbo= 
logie  unb  Religion  faft  aller  58ölFer  ©eltung  habe,  felbfr  ba$ 
@briftentbum  enthalt  tu  ber  (Jngellebre ,  unb  ber  Jtatboli= 
cißmuö  im  ^eiligenbienft  »ermanbte  Elemente,  wenn  fchon 
leererer  auf  ber  anberen  'Seite  ftch  mehr  bem  ^eroenculte 
nähert.  35em  tarnen  35.  entfpringt  im  oollfren  Umfange  ber 
beutfcbe  5lu6bru<f :  ©elfter  in  feiner  ntötb.  Sebeutung.  35ie 
bilblicbe  35arfrelluag  ber  35.  mufj  ftch  natürlich  frete  nad)  ben 
<2rigentbümlid)Feiten  jebe$  Grinjelnen  berfelben  ridjten.    (F.  Tr.) 

Dänisches  Theater.  25er  eigentliche  ©rünber  beö 
bän.35ramaö  unb  ber  bdn.  Sühne  mar  »onJpolberg  (f.  b.), 
eigentlich  ein  Norweger,  9Serf.  mehrerer  berühmter  Fomifcfter 
JHomane.  «Seine  2lnlage  jur  fomifdjen  ^)oefte  befähigten  ihn 
burcfcauö  jum  Sufrfpielbicbter,  unb  aU  folcber  ftch  ju  geigen 
fanb  er  ©elegenbeit,  alö  man  171 '2  ein  £beater  ju  ,Kopen= 
hagen  ju  errichten  projectirte.  «Swlberg  fcbrieb  nun  nad)  unb 
nad)  24  Suftfpiele,  coli  farFaflifcber  Jlraft  unb  örtlicher 
SBahrheit,  »oll  leichter,  nur  etwat  übertriebener  Sharafteris 
ftit  unb  ©ifuationsFomif.  Rationelle  ©itten,  Serfehrtheit, 
Starrheit  unb  Dummheit  porträtirt  ^»olberg  aufe  ergö^lichfre, 
bod)  ju  breit;  feine  <2päfe  bewegen  ft'd)  meift  in  ber  niebrig= 
fren  Sphäre  ber  «RomiB  unb  ft'nb,  wie  feine  JReflerionen, 
oft  äufjerft  trivial.    Seine  ©tücfe,  ober  bie  Verarbeitungen 


Dänisches  Theater  265 

ber  ibnen  3«  ©runbe  liegenben  Wlctive,  matten  balb  bie 
JThtnbe  über  alle  europäifd?e  S3üf)tien ,  befonbert*  fein,  mal)r= 
fd)einlirf>  bem  (Jnglifdien  nadigebilbeter  politifdjer  «Rannen* 
giefjer.  3n  feinen  SDiaeferaben  lieft  er  9)erfonen  au$  etmaö 
työtyeven  Sfänben  auftreten.  3n  ba&  SDeutfcfre  überfeljt 
»uiirben  feine  bram.  Slrbeifen  oon  £5ef)lenfd)läger  (Seipjig, 
18:82.  4  SBbe.).  Sebenfallß  befaß  £olberg  ein  grofjeei  £alent 
für  bas  femifdje  ©enre,  jeigte  ben,  nur  leiber  mieber  t>er= 
laffenen  2Öeg ,  weisen  ba&  bän.  £uftfpiel  ju  nehmen  fyattt 
unb  mürbe  mit  Sledit  ber  SSater  ber  ban.  (somöbie  genannt. 
9Ia#  ifjm  oerfafte  >U)arlotte  Sorotfyea  S3i e f)I  feit  1764 
mehrere  Sufrfpiele,  bie  ft'dj  bureb,  eble  Schreibart  unb  leisten 
Dialog  au^jeidmen,  hierunter  ber  järtlidje  (^emann,  ber 
Solbenftecber  (eine «Satire  auf  bie  2Serbefferer  ber  ban.  Spradje), 
bie  liflige  -«Betrügerin,  ber  »erliebte  §reunb,  bie  jdrtlidje  £oa> 
tev,  ber  3mifi  u.f.  m.  gajl  um  oiefelbe  3eit  fdjrieb  SBanbal 
fein  rüb,renbe$  Suftfptel,  bie  Stiefmutter,  unb  ben  ©ärtner, 
gab  feit  1778  eine  Sammlung  neuer  bänifdjer  SDriginalfdjaus 
fpL'le  berauö  unb  überfeine  aud)  »iel  für  bie  35ü^ne  aus  bem 
granjöft'fcben  unb  ÜDeutfdjen.  SSePannter  ate  biefe  mürbe  ber 
£u|rfptelbid)ter  Steffel  (ft.  1786),  ber  ft'd)  befonbert*  burd) 
fein  ihifrfpiel  „bie  2iebe  ofjne  Strümpfe"  berühmt  mad)te. 
3bm  folgte  £l)arup  (f.  b.),  SDiitgüeb  ber  £f)eaterbirection  ju 
«Kopenhagen,  mit  feinem  Singfpiel  ,,«£öftgilbet"  ((rrntefefr) 
unb  „Meters  SSrillup"  (Meters  ^o^eit).  3n  leerer  Sphäre 
ber  ^)oeft'e  bemegte  ft'd>  (£malb  (f.  b.)  in  feinem  Srauerfpiele 
„SBalberö  £ob,"  beffen  Stoff  aus  ber  <£bba  entlehnt  ift,  unb 
bem  SErauerfpiele  „JRoIf,"  roeldjet*  einen  altbänifdjen  Stoff 
fcefyanbelt.  3n  beiben  SErauerfptelen  beüunbet  tidE>  eine  reidje 
©enialität,  meldje  fretlid)  bie  ©renken  ber  23üf)nenjuldng= 
lidtteit  überfdbritt.  <£»alb  frarb  1781 ,  SEtjarup  1821.  eine 
äeit  lang  fanb  ein  SErauerfpiel  »on  Samföe,  tüeld>eöbie  ©es 
fc^idbte  ber  SDüoecfe,  ber  ©eliebren  (^rijrierne  n.,  bebanbelte, 
befonbere  burd)  ba&  Spiel  ber  feiger,  einer  bamals  beliebte« 
Sdjaufptelerin,  meldte  bieSDüüecfe,  unb  be$  Sdjaufp.S  Sdjmarj, 
ber  einen  SDcönd)  gab,  großen  Seifall  in  «Kopenhagen.  3f)te 
eigentliche  SSIütfjenseit  erlebte  bie  bän.  bram.  ^oefte  mit  3ent» 
23aggefen  (f.  b.)  unb  mit  £)el)lenfd)läger  (f. b.).  23eibe 
gehören  burd»  ibre  Sdjöpfungen  in  beutfdjer  Sprad>e  aua> 
oer  beutfdjen  Literatur  an.  Sie  erfdjufen  neue  formen,  mos 
rin  ft'd)  oon  nun  an  bie  bän.  ^)oeft'e  mannigfaltiger  unb  energt= 
feber  entmicfeln  fonnte.  Saggefen  förberte  bie  bän.  Siteratur 
mef)r  im  ©an3en,  ©ro^en ,  als  ba$  er  fpecieü  für  baö  Xfyea* 
tet  tb,ätig  gemefen  märe,  bod>  bearbeitete  er  äöielanbe;  Oberon 
unter  bem  Sitel  „<£>olger  Qan&te"  gu  einem  Singfpiel.  Un= 
enblid)  tiefet  griff  2lbam  £>ef)lenfd)läger  in  bie  neue  ©efral= 
tung  bt$  bän.  Ärama'ö  ein,  ba$  bureb,  t'^n  and)  im  2(u6lanbe  ju 


266  Dänisches  Theater 

großem  ©lanj  unb  9tubm  gelangte.  Gr6  reidjt  bin,  feine  bram. 
©djöpfungen  anjufüf)ren :  (Sorreggio,  5llabbin  ober  bie  2ßun= 
cerlampe,  unb  bie  fjerrlidjen  iMorblanböbramen  ^alnatofe, 
Jpafon  3*rl  unb  ©tarrföbber ,  enblid)  £agbart  unb  ©igne 
unb  Slrel  unb  SBalburg.  ©eine  neueren  ^robuctionen  (bram. 
2)id)rungen,  Jpamburg  1835,  2  23be.)  enthalten  bee>  .©djönen 
t>icl,  menn  fte  aud)  an  (Energie  feinen  früheren  nid)t  gleich 
Jommen;  hierunter  ft'nb  feine  norbifdjen  2>id)tungen,  mie  „ber 
falfdje  .König  £luf"  unb  „£orbenfl'iolb"  benjenigen  oorju= 
gießen,  beren  <£fcff  bem  ital.  Seben  entnommen  ifr;  fogar 
fein  trefflid)er  unb  berühmter  (Sorreggio  bürfte  fid)  mit  feinen 
norbifd^en  ©rüden  an  Urfprünglidjr'eit  bee  C«5efüt>Iö  nidjt  mef= 
fen  fönnen.  £od)  l)at  gerabe  (5orreggio  burd)  feine  Darfrells 
fcarfeit  Öefjlenfdjlciger  aud)  in  £>eutfd)lanb  populär  gemalt 
unb  jene  große  3ab,l  »on  ÄünfHerbramen  jur  9Jad)foIge  ge= 
habt,  t?on  benen  teins  ben  (Sorreggio  an  £iefe  erreicht.  2)ie 
5Baf>n  für  bie  fiinfrige  SRidjtung  bee  ban.  2>rama'ö  mar  nun 
tmrd)  £)eblenfd)Iager  gebrochen.  Unter  benen ,  welche  gegen= 
martig  für  bie  bram.  ^oefte  in  £>anemarf"  tl)ätig  finb ,  nen= 
nen  mir  juerfl  Sodann  Submig  £eiberg,  (f.  b.)  ein  ge= 
jiialer  oielgemanbter  «ftopf,  ber  befonbers  für  bie  Sluobreitung 
fcer  £egel'jcf/en  ^fjilofoplne  in  £>änemar?  tbätig  gemefen  i(r. 
j&ed)  ift  bie  bram.  $)oefie  fein  eigentliche^  Selb,  ba$  er  im 
58aubet>iIIe  mit  wafyrfyafter  Jtomif  unb  im  rcmant.  ©enre 
mit  oollenbetem  3auber  ber  «Sprache  unb  jenem  2Üof)llaute, 
weldber  ber  bän.  ©pradje  in  fo  großem  ÜDcaße  ju  ©ebote 
fref)t ,  cultiöirt.  ©dion  1814  bearbeitete  er  ben  £>on  Suan 
im  „SJcarionetfbeater,"  fcbrieb  fobann  eine  lateinifdje  2lbi)anb= 
lung  über  bae  £)rama,  bicfctete  ironifd>e  £uj*fpiele,  3.  23.  „3ule= 
fpög  og  9c»taareUöcir,"  in  Sied"' fdjer  SBeife,  ferner  romanti= 
fdie  unb  nu;tf)ologifd)e  ©cbaufpiele  unb  eine  ganje  SWeibe  r>on 
SBauberille'e,  worunter  befonbers  „£)e  2>anffe  i  ^arie"  unb 
„Sletl"  r>oll  nationaler  Siegelungen;  aud)  mibmefe  er  bem 
Siaubeuille  eine  eigene  2lbb,anblung.  ©roßen  SBeifalle  erfreute 
fid)  fein  ©cbaufpiel  „@'l9erb,öi"  (1S-2S)  bae  eine  23oI8efage 
fcebanbelt,  unb  „9tina  ober  bie  SBabnfinnige  aud  Hebe."  2ße= 
niger  für  bie  23üf>ne,  aber  im  großen  bram.  ©t»le  bietet  3. 
<j.  i>aud),  (f.  b.)  tyxof.  in©oröe;  mir  nennen  feine  £rauer= 
fpiele  „23ajct3et,"  Siberiue"  (beuffdi,  Üeipj.  1836} ,  „©res 
gor  VII.,"  „2)on  3uan,"  „Äarl  ben  Jemtee  I)öb,"  „9Ma= 
fuidite  2?eleiring"  (beutfdi,  l'eipjig  18:54;,  bie  fammtlid)  burd) 
pft)cbologifd)e  £iefe  bemerl'bar  \uib.  2>er  Slutobicact,  £.  (5. 
Sin  ber  fen  (f.  b.),  ber  3»t:rfr  ©d^aufp.  werben  mollte,  aber 
con  bem  ©irector  beei  fopenbagner  ^beatere  abgeiuiefen  mürbe, 
„meil  er  311  mager  fei,"  unb  fpater  ft'cfc,  im  JHomanfadie  au6= 
widmete,  oerfudite  fid),  fon  23aggefen  ermuntert,  aud)  im 
&ram.,  befonbere  in  2Jaubet?ille'6,   unter  benen  il)n  baß  fog. 


Dagr  Dahn  207 

bereifte  2>uubet»iüe  „He  Siebe  auf  bem  Nicclaifburme"  po= 
pulär  machte.  <£hr.  Srebabl  gab  oon  1819  bis  18J2  „bra= 
mattfd^e  Scenen"  heraus  unb  ■&.  Jpertj  führte  bas  fett  Sängern 
oernacijläffigfe  Sufrfpiel  bureb  JDriginalarbeiten  roieber  ein  unb 
febrieb  bas  treffliche  £rauerfp.  „Sroenb  2>t;rings  J&aus."  3m 
Pian^en  ftehen  bie  bän.  2>ramari?er  febr  unter  beutfehen  (Stnflüf= 
fen;  aus  biefer  Hinneigung  ju  beutfehen  Elementen  enuacb.fr 
uns  aber  ber  Sortheil,  bap  bieoorjüglicberen  bin.  dichter  oon 
ihren  Schöpfungen  gemöbnlicb  aueb  beutfebe  $)aratlelterte  lie= 
fern,  fo  befonbers  JDeblenfcbläger  unb  4?aucb,  roäbrenb  Saggefen 
feine  Jöauptioerfe  urfprünglicb  beütfdb  febrieb.  Uebrigens  ift 
fiel  poetifebe  9)robuctionsr"raft  in  ben  2>änen,  aber  bie  Sühne 
femmt  ben  jungen  Talenten  in  2>änemarE  eben  fo  roenig 
aufmunternb  unb  anfpornenb  entgegen,  mie  in  2>eutfcblanb. 
©in  franj.  3<>urnal  fanb  erfr  neulieb  eine  nationale  ghreube 
barin,  froblocfenb  auszurufen,  bap  bie  Sühnen  aller  euro= 
päifcben  Sänber,  mit  Slusnahme  ßnglanbs,  bauptfäcblicb  oon 
bem  9tepertoir  franj.  Sühnen  jebrten,  fo  hätten  ftd>  unter 
23  in  Jlepenhagen  neu  aufgeführten  Etüden  nicht  roeniger  als 
19  aus  bem  jyranj.  überfetjte  befunben !  —  5lls  Dramaturg 
unb  ©efduchffcbreiber  ber  bän.  23ühne  machte  fid)  Siahbecf,  al& 
bram.  (iFompcnifr  2önfe,  ber  aueb  mehrere  Cperntexte  oon 
Slnberfen  componirre,  rühmlich  begannt,  lieber  bie  Xfyeatev 
in  Kopenhagen ,  beren  es  aufjer  einem  iflationaltheater  noch 
ein  auf  fenigl.  heften  unterbaltnes  frans,  beft^t,  f.  &open= 
hagen.  SDian  rühmt  ihre  jroecfmäfige  Sauart  unb  einfache 
aber  fräftig  roirfenbe  SOiafcb,inerie.  (H.  M.) 

Wagr  (norb.  SHnth.),  ber  ü£ag,  ein  ©ohn  oon  2>ellingr 
unb  ber  Nott  (Nacbt)  febön,  bell  unb  licht.  Sllloaber  fe§te 
ihn  nebft  ber  9iott  an  ben  Himmel,  ben  fte  beib:  täa,lid)  um= 
fahren. 

Hahn  1)  (Jriebricb),  geb.  j.  Serlin  1811,  oerliefj 
bie  anfänglich,  unfreiwillig  erroählte  theol.  Laufbahn,  um  ft'ct) 
bem  Theater  ju  luibmen,  welches  er  18:28  bei  ber  Sühne  ber 
«Rönigfrabt  ju  Serlin  mit  Seifall  betrat;  nacb  9monatlicbem 
Engagement  ging  2).  als  Liebhaber  nacb  Sreslau,  roo  er  be= 
fonbers  im  i'uftfpiele  balb  ein  febönes  Salent  entiuicfelte. 
Nacb  einem  ©aftfpiele  in  Serlin  trat  2).  1831  ein  (£ngage= 
ment  in  Hamburg  an,  wo  er  als  Nachfolger  ©mil  2>eorients 
fieb  bennod)  fehr  bie  Hiebe  be$  ^)ubli6ums  ertoavb  unb  unter 
2)irector  Scbmibts  Seitung  jum  gebiegenen  Äünfrler  bilbete. 
Hier  oerehlicbte  fieb  2).  1833  mit  (Sonfranje  £e  ©ai)e,  gafhrte 
balb  nachher  mit  feiner  ©attin  in  ©tünchen  unb  trat  1834 
ein  in  g-olge  biefes  ©aftfpiels  abgefcbloffenes  ©ngajemenr 
für  bas  #acb  jugenblicber  gelben  unb  Siebhaber  an.  1836 
gafrirte  er  in  Hamburg  unb  erhielt  bie  beutlicbfren  Siroetfe 
bes  el>renoolIjten  Slnbenfene,    2>.  ift  oon  ber  Natur  für  fein 


20,')  Dailly  Dalberg 

%aä)  mit  allen  Wütein  reidilid)  auögeffattet  unb'  jeigt  im 
Sragifdjen  wie  im  Suflfpiel  gleidje  23efäE>ijutti] ,  wenn  and) 
ba$  ernfre  2>rama  fein  oorjüglidjer  SBirfungefreie  ift.  2)  (£  o  ns 
ftanje,  geb.  £e  @an),.geb.  ju  Anfiel  1814;  mit  ifyrem  &a= 
ter,  oer  Aapellmeifrer  mar,  tarn  fte  nad)  aSraunfdnueig  tmb 
Jpamburg,  unb  trat  in  beiben  ©tabten  in  Äinberrollen  mit 
fdjönem  Erfolge  auf;  1S28  fam  fte  ju  ber  2>erofft'fd)en 
©efellfdjaft  nad)  2)üffelborf  unb  2lad)en,  mo  fie  ft'd)  juerft 
in  einer  grojjen  JRolle,  ber  SKaupaaVfdjen  JRafaele  »erfudjte; 
1830  fef)rte  fte  nad)  Hamburg  äurücf ,  mo  fte  üon  nun  an 
laö  fiad)  jugenblidjer  Ciebfjaberinnen  jur  t>ollen  3ufriebenf>eit 
free  9)ublitum6  befleibete.  1833  Dermalste  fte  fidj  mit  bem 
SBor.;  gaftirte  1834  mittlrem  ©atten  in  SJiündjen  unb  mürbe 
in  §olge  beffen  engagirte.  Jpier  nun  b,at  fte  ifyr  fdjönee  &a= 
Ient  erft  glanjenb  entfaltet  unb  ft'dj  balb  jum  Lieblinge  bes 
<>Jhibli£ums  emporgefdjmungen.  SOitt  allen  geiftigen  ®aben 
eint  fta)  bei  ifyr  eine  rcijenbe  *perfönlid)feit  unb  ein  fdjones 
£rgan.  ©o  mirft  fte  in  ber  Sxagöbie  unb  im  fiufrfpiel  mit 
gleidjem  Erfolge.  Sine  dleifye  t>on  ©aftfpielen  an  ben  be= 
ieutenbften  23ü(men  2)eutfd)lanbe,  fyaben  il)r  allgemeine  2lns 
erfennung  unb  ben  9tuf,  eine  ber  begabteren  beutfdjen  Aünft= 
lerinnen  ju  fein,  eingetragen.  (R.  B.) 

Dailly  (3lrmanb),  geb.  um  1770,  fam  nad)  furjer 
SBirfung  in  ber  $)rot>inj  nadt  ^)ariö  unb  ba$  altere  £>beon 
ädfjlte  i^n  lange  ju  feinen  beliebteften  SDJitgliebern,  befonbers 
ergö^te  fein  fomifdjes  ©eft'djt  unb  burlesfee  «Spiel.  2$om 
£t>eon  ging  £>.  181(5  an  ba$  ©»mnafe,  blieb  bafelbft  biß  er 
1825  bei  bem  Th&Ure  fran<;ais  bebutirte.  ©eine  auöbrucfe== 
volle  unb  bod)  alberne  $)f)öft'onomie ,  fein  natürliche  unb 
anfiecfenbeß  Sachen,  ermarben  il)tn  allgemeinen  23eifall,  fo 
bafj  er  fogleid)  angejrellt  mürbe  unb  fid)  and)  f)iex  balb  in 
fcer  ©und  bees  tyublitumi  feftfefcte.  (A.) 

Dalai  Lama  (ober  Santa  (Jrenebutfdjer,  ber  feljr 
grofe  ^riejter)  eines  ber  beiben  £>berl)äupter  lamaifdjer  9te= 
Iigion,  ber  ftctytbare  ©tellöertreter  ber  ©ottfjeit,  beffen  ©eele 
xiod)  biefelbe  ift,  He  ben  ©tifter  ber  Religion:  go  ober  ©du= 
tjanunt)  belebte.  23ei  bem  2lbflerben  be&  2).  gef)t  bie  ©eele 
in  ben  9<adifolger  über,  megen  melcfcer  Unflerblid)feit  ber  2). 
and)  Santa  Jtonfu,  emiger  &ater  Ijeift.  @r  füljrt  jttgleid) 
fcie  meltlidje  Regierung.  3fl  ber  neugeborne  2>.  nod)  ein 
«Jtinb,  fo  tritt  eine  pormunbfdmftlidje  Regierung  unter  d)ine= 
fifcfcer  Oberaufftdjt  ein.  2>er  ©i§  beö  2).  ift  bie  tibetattifdje 
^auptflabt  Saffa  mit  ber  nahegelegenen  ©ommerreftbcnj  auf 
bem  ^eiligen  23erge.  (F-  Tr.) 

»actylisclic  Versarten  (SDietr.),  f.  2}eröfüfe. 

Ualuerg  1)  (Sofjann  üon),  geb.  144),  mürbe  1482 
S3ifdjof  oon  2Bormö  unb  ©efjeimerrat^  be$  ^fal^grafen  am 


Daluiatica        Damorcau-Cinti  269 

JRbein;  wie  fafr  alle  SDitt^lieber  btefcr  a1ten  unb  ebetn  $a* 
mihc,  be^ünfti^te  unb  beförberte  er  2Biffenfd)affen  unb  Äiinfte. 
2luf  25.$  23eranlaffung  würbe  1498  bie  erfre  (5  omö  bie  in 
2)eutfd)lanb  »on  ben  ©d)ülem  be£  berühmten  8teud)ltn  auf* 
geführt.  SD.  ftarb  1503.  2)  (SSolfgang  Heribert,  $rei* 
berr  twn),  geb.  I7>0  ju  ^emtöfjetm  bei  SBormö,  23ruber 
beö  ©rofjberjog^  oon  granffurt,  wtbmete  fieb,  bem  ©tubiunt 
ber  3uri6prubenj ,  warb  hjerauf  Jtämmerer  üou  SBormö,  er= 
bielt  1791  bei  ber  Krönung  Seopolbö  II.  bie  -2Bürbe  eineö 
beutfdjen  2Reid)$ritter$  unb  frarb  1806  al$  babifdjer  £)ber= 
bofmeifrer  unb  ©raatdminifrer.  —  2ll<?  ^räftbent  ber  mann* 
beimer  beutfd}en  ©efeüfebaft  unb  Snrenbanr  ber  bortigen 
23übne  batte  er  großen  ©influ#  auf  bie  23eförberung  ber 
SBiffenfdjaften  unb  fünfte,  benen  er  ein  eifriger  ©önner 
war.  £>ie  mannbeimer  23übne  behauptete  ju  fetner  3eit  einen 
boben  9tang  unb  war  bie  SGBiecje  ber  berüfymteften  ©djaufp., 
eines  Sfflanb,  23ecf,  23eil  u.  Ol.  2lls  bram.  ©djrtftfteUer 
bagegen  fyat  er  nidjts  2lusgejeid)neteö  geliefert.  <2rr  ift  SSerf. 
folgenber  ©ebriften:  SSalraiö  unb  2lbelaibe,  SOiannbeim  1778 j 
Jtora  ebenb.  178'.);  (ürleftra  ebenb.  1780;  ©fjaEfpeare's  Sim 
Iiuö  (Säfar  ebenb.  1785;  Gumberlanbs' Äolerifcfter  ebenb.  17S6j 
25ie  SSrüber  ebenb.  17SG;  £rono£o  ebenb.  178G;  SOeontelguieu 
ebenb.  1787;  ber  weiblidje  CE"bef<beue,  3lugeburg  1787;  ber 
SOI  ö  neb  oon  Äarmel,  SSerlin  1787,  unjweifelbaft  bie  befte 
fetner  arbeiten.  2lujjerbem  lieferte  er  ein3elne  Seitrage  in 
3eitf ebriften.  (Ti.g.) 

Dalmatica  (©arber.),  ein  langer,  bie"  auf  bie  $ü$c 
reiebenber  Stod*  mit  weiten  2lermeln  üon  perfdnebenen  ©toffen 
unb  §arben ;  im  SOJittelalter  war  bie  25.  bie  fefUidifte  &lei= 
bung  für  fjof>e  sPerfonen  unb  bat  ft'd)  3.  23.  bei  «Kaiferfronun= 
gen  noeb  bie  in  unfere  3eit  erbalten.  $iud)  bie  23tfd)öfe  unb 
fatbol.  ^riefter  überbaupt  baben  bie  25.  (Alba)  alä  2lmts= 
fleibung  beibebalten.  (B.) 

Bai  segno  (SDcufff),  f.  Da  capo. 

llainoreau  -  Cinti  (SDiab.,  geb.  2aure  =  din  tb»e  = 
SOtontalent),  geb.  ju  ^aris  1801,  wibmete  ft'd)  äuerft  ber 
SSnftrumentalmufif?,  bod)  balb  würbe  man  auf  ibre  fjerrltcfec 
©timme  aufmerffam,  fte  erhielt  im  Sonferöatoire  llnterridit 
im  ©efange  »on  $)lantabe  unb  maebte  barin  fo  aufjerorbenflidje 
gortfdmtte,  ba$  fte  in  ibrem  12.  Saljre  bas  (Sonferwafoire 
oerlaffen  f  onnte  unb  oon  ber  «Siönigin  Jportenfe  in  ibrer  9)rts 
satcapelle  angefrellt  würbe.  181G  würbe  fte  2.  Sängerin  bei 
ber  oon  ber  Satalani  neu  organift'rten  ital.  ©per ,  bebutirte 
als  ililla  in  ber  Cosa  rara  unb  mad}te  ftd)  fd?on  bamals  fo 
bemerfbar,  bap  baä  ^ublifum  nur  fte  mit  bem  Manien 
ber  Prima  donna  beehrte.  Uncjead)tet  beffen  aber  warb  fte 
twn  Siiotti,    ber  einige  3eit   bie  2Mrectt<?n    ber  ital,  Oper 


270  Dam*  Danaus 

führte,  t?crnad)Iäfft'jt  unb  be$ab  ftdj  nacb  Conbon ,  mo  fte 
ben  größten  Enthufiaemuß  erregte.  1821  Febrtc  fte  nad) 
"•Paris  jurüd5,  fang  bei  ber  ital.  Dper,  beren  ©ireetor  bamalo 
«babe  neef  war,  alle  erfreu  s}>artbien  unb  flieg  immer  f>öber  in 
ber  ©unft  be&  9>ubli  turne".  «Rurje  3eit  barauf  oerliep  fie  biet? 
Engagement,  um  üöiitglieb  ber  gropen  Cper  ju  werben  unb 

feierte  im  Fernand  Cortez,  le  Rossignol,  le  Siege  de  Corinthe, 
ÄloVse  etc.  mabre  Triumphe.  £od)  balb  Perliep  fte  auefe  bie= 
feg  Engagement,  nadjbem  fte  bte  ©affin  Damoreau'e,  eines 
geübten  Sängers  unb  perbienfhjollen  Sd)aufp.s,  ber  mit  ihr 
feine  mufital.  Slusbilbung  im  (ionferpatoire  ju  gleidjer  3eit 
erhalten  hatte,  geworben  mar  unb  mürbe  mit  if)rem  Scanne 
SDiitglieb  ber  bruffeler  Oper.  25od)  nicht  lange  tonnte  bic 
grope  Dpet  fte  entbehren.  9lls  bie  «Stumme  pon  $>ortici  jur 
-Aufführung  porbereitet  mürbe,  fduen  bic  25.  E  burdjaue  notb= 
meneig  jum  glüd?  liefen  Erfolge.  Sie  marb  pon  neuem  engagirt 
unb  ber  glanjenbfre  Erfolg  marb  ihren  Seifrungen  in  genannt 

ter  £per,  im  Guillaume  Teil,  Robert  le  Diable,  le  Comte  Orv, 

le  Pbiltre  u.  f.  m.  dJlab.  25.  (5.  ift  eine  Sängerin,  bic  ftdj 
fomobl  burd)  bie  mohlflingenbfre  Stimme,  als  bttr*  eine  cors 
reete  Gefangsmefl)Obe  auszeichnet  unb  babei  eine  fehr  fd)öne 
nnb  geiftreid)e  ?^rau.  (R.  S.) 

BSjmiis  ($  riebrieb),  geb.  ju  Söraunfdjmeig  1804,  marb 
erft  in  fpdterem  Filter  auf  feine  treffliche  Stimme  anfmert« 
fam  gemadjt  unb  Pen  bem  Senoriften  «Reil  im  öefang  untere 
richtet;  bann  betrat  er  bie  Sühne  mit  bem  glücflicbfren  Er= 
folge  in  Sonbersbaufen  unb  mar  nacbeinanber  als  '2.  unb  1. 
Senorifr  engagirt  in  Jpannoper,  2lugsburg,  Büffeiborf  unb 
Öfen,  mo  er  porjugsmeife  unb  ausfdjlieplicb  als  I.  £encrifr 
auftrat.  1832  gafttrte  25.  mit  gropem  Beifall  in  "Prag ,  mo 
er  in  tfolge  be\)in  engagirt  mürbe,  1S:{:S  in  9)eftb ,  ÖÖien  in 
bet  Sofephfrabt,  mo  er  befonbers  in  Spielpartf)ien,  als:  ?^ri? 
in  ber  23raut,  25iaPolo,  (öeorge  23romn  jc.  Piel  2luffebn  er= 
regte;  bann  erhielt  er  ein  Engagement  bei  bem  neuerriebteten 
«ftoftbeater  in  «Raffel.  £>bgleid)  sBüb  unb  9tosner  feine  2<cr= 
ganger  maren ,  fo  genügte  .35.  bod)  aud)  hier  bem  'Publicum. 
1833  folgte  er  einem  «Dcufe  nad)  25armftabt,  pon  mo  aus 
er  in  ifeip-,ig,  23reslau,  JZLMen,  sPeftb  u.  f.  m.  gaftirte  unb  ein 
Engagement  in  sPrag  annahm;  !S:$?  fehrte  er  nad)  tfaijel 
3ur.rtf,  mo  er  ftch  noch  beftnbet.  25.  ift  bureb  Talent  unb 
^erfbnlicfcteif  auf  bas  J^ad)  ber  Spielfenorparfhien  bingemte= 
fen ;  feine  niebt  ,}u  frarfe  Stimme  bat  einen  moblthuenben  unb 
angenehmen  «Rlang  unb  ein  lebenbiges ,  freies  Spiel  fehltet 
ihn  portheilhaft  aus  unter  ben  beutfd?en  Sängern.    (J.  W.O.) 

Jftanac  f9Hi)fl>.),  f.  $erfeus. 

»Hiiaiis  (ÜDinfh.),  bes  23elus  So^n,  hatte  perfpro= 
eben,  feine  .}(J£öcbter,  bie  25anaiben,  aud)  23eliben  ge= 


Danohct  Dancourt  271 

nannt,  mit  ben  i50  Söhnen  feines  23rubers  2legr;pfus  ju 
vermählen ;  »vetterte  es  aber  aus  §urcbt  cor  Unheil,  welches 
ein  Crafelfprucb  serfünbet.  5legoptus  «Sehne  erjivangen  bie 
(Erfüllung  bes  SSerfprecbens ;  aber  auf  2In(ttften  bes  D.  er= 
morbeten  fämmtlicbe  Södjrer  in  ber  Srautnacbt  bie  ihnen  auf- 
gebrungenen  ©atten;  nur  .&»permnefrra  febonte  ben  ibri= 
gen,  Snnceus.  25aber  bie  ^rjäblung  von  ber  9)icrberin= 
nen  23eftrafung  in  ber  Unterwelt,  wo  ft'e  ein  burcblöcberteö 
§afj  mit  bureblöcberten  ©efäfen  voll  2B  äff  er  febepfen  muffen. 
2kfcbi)lus  freut  fie  in  ben  Scbu^genoffenen  als  gettesfurebtige 
Jungfrauen  bar.  &on  JBelang  enblicb  ifr  bie  ,3abl  ber  £>a= 
naiten  für  bie  ßntfebeibung  ber  Streitfrage  über  bie  Qlnjabl 
bes  (Sbcrperfonals  in  ber  alten  iXragöbie.  (F.  Tr.) 

Ilanehet  (2lnteine),  geb.  ju  SRom  1671,  fcfjrteb 
über  20  Cpern  unb  £ufrfpiele,  oie  ju  ifjrer  3eit  gern  unb 
viel  gefeben  würben ,  von  benen  ft'crj  aber  nur  Idomenee  er« 
halten,  welche  ^Dfojart  auch  nach  einer  ital.  ^Bearbeitung  com= 
penirte.  Sie  Ceidnigfeit ,  mit  welcher  er  arbeitete,  unb  ber 
geringe  Qlnfprucb  feiner  bram.  Sichtungen  auf  Riefe  unb 
SDauer  verursachten,  bap  feine  vielen  5e'nte  l&n  fange  Seit 
auf  bas  beftigfte  in  9tecenft'onen  unb  #lugfcbriften  »erfolgten. 
£>.  hatte  aber  einen  fo  fanften,  liebensrcmrrigen  (übarafter, 
ba%  er  feinen  §einben  fogar  ©utes  erwies,  ohne  ba$  biefe  es 
raupten.  2115  ein  junger  Siebter  einft  ein  heftiges  Pamphlet 
gegen  ihn  veröffentlicht,  febrieb  er  felbfr  ein  2lebnlicbe5,  febiefte 
e5  bem  Scbmäber  ju  unb  bat  ibn,  auch  c>ies  noch  bruefen  *}u 
laffen,  ba  er  in  feinem  erften  Pamphlet  noch  vielem  £äcber= 
liebe  vergeffen,  was  er  von  ftcb  felbft  am  23eften  fennen  mü|ie, 
uno  ihm  baher  jur  iBenutjung  febiefe.  25.  befleifcefe  mehrere 
bebeutenbe  Staatsämter  unb  frarb  174S  als  SMitglteb  beiber 
SIcabemien.  (L.  S.) 

Dancourt  1)  (glorent  Karton),  geb.  lütil  ju  gon= 
tainebleau,  erhielt  feine  ©rjiebung  von  Sefutten  unD  feilte 
in  ihren  Örben  eintreten;  wiemete  ftcb  aber  bem  Stubium 
ber  SRecfetswiffenfcbaften  unb  ging  entlieh  aus  unbeftegbarer 
Neigung  jum  Theater.  Sein  Salent  als  S^aufp.  war  U\- 
nesroegs  bebeutenb,  ba  er  aber  bureb  feine  Stücfe,  beren  er 
beinah  00  febrieb,  ftcb  bem  Theater  febr  nützlich  bewies,  fo 
verfcbaffte_er  ftcb  in  3ntriguants,  SDidntels  unb  JBauernrolIen 
etne  gewi|je  Anerkennung  unb  Beliebtheit,  obgleich  man  von 
ihm  fagte:  er  fpiele  bie  £ragöDie  bürgerlich  unb  bas  l'ufr= 
fpiel  tragifd).  Souis  XIV.  war  ihm  perfönlicb  gewogen, 
machte  ihn  ju  feinem  SSorlefer  unb  jum  Sirector  bes  Theätre 
fran^ais  unb  befehligte  ihn  in  feinem  äüirten ,  befonbers  weil 
er  ftets  burch  neue  35t!?ertiffements  für  bie  Unterhaltung  bes 
£cfe5  forgte.  Seine  Stücfe  waren  leicht  jufammengewürfelt, 
unb  geftelen  nur  wegen  ber  Sebjnbigfeit,  mit  welcher  fte  Shor= 


272  Danebrog 

Reifen  unb  Jäd&erlidjfeifen  ber  Seit  unb  ber  SDcobe  (Silbers 
ren.  3fbe  ©tabtneuigfett,  jebe  Jtlatfdjeret  gab  25.  ©toff  ju 
einem  ©tücfe,  baber  ft'd)  aud?  außer  bem  (5fte»alter  ä  la 
mode,  Feines  einer  längeren  25auer  3U  erfreuen  gehabt.  25as 
©ujet  bes  Pallete:  le  Carnevaie  de  Venise  rührt  ebenfalls 
oon  25.  f>er.  3"  £inft'd)t  auf  feine  literarifcfoe  JRecbtlidjfeit 
fagt  man  ihm  roenig  ©ufes  nad).  SEBcnbete  ftd>  ein  junger 
£heaterbicf;ter  an  ihn,  um  ein  neues  ©tücf  lefen  unb  $ur 
9luffüf)rung  bringen  311  (äffen,  fo  machte  er  fich  Slnsjuge 
baraus,  gab  bie  Arbeit  als  pollig  unbrauchbar  für  bas  £bea= 
ter  jurüd  unb  brachte  bann  naa)  einigen  fahren  feine  S3e= 
arbeitung  auf.bie  Bühne,  fo  bafj  bie  dichter  erftaunt  unb 
enf ruftet  ihr  2Ber6  ernannten,  ©eine  SBerfe  ft'nb  1760  in 
12  Jöänben  erfd)ienen.  9tacine  t)brte  einft  einen  iBudjfoänbler 
feinen  Äaufern  bas  Theater  oon  25.  lebhaft  empfehlen  unb 
fonnte  ftd)  nicht  enthalten  auszurufen:  25ancourt's  £b,eater! 
fagen  ©ie  lieber,  25ancourt's  oranger! —  ©d)on  1718  perlief 
25.  bie  S3iif)ne  unb  ftarb  172(j  als  reifer  SDJann.  2)  (Zfye- 
refe,  geb.  Renoir  be  la  £l)oötliier),  geb.  ju  ^aris  1666, 
©attin  bes  23or. ,  eine  talentvolle  unb  reijenbe  ©cbaufptele= 
rinj  fte  betrat  108:')  baS  Sweater  unb  blieb  bis  1718,  wo 
25.  firfj  oon  ber  23ül>ne  jurücfsog,  Siebling  beS  ^ublieums. 
©ie  ftarb  17215.  (L.  S.) 

Vancbrog  (£5rben  00m),  SCBalbemar  II.  fat)  aus  ben 
SBolfen  fyexab  eine  rothe  $ah,ne  mit  einem  weißen  Äreuje  ftd) 
fenfen,  griff,  bureb  bies  himmlifche  3eict;en  ermutigt,  ben  fteinb 
an  unb  feblug  ihn.  3ur  Erinnerung  biefes  ©ieges  ftiffete  er 
1219  biefen  Crben.  (Sbriftian  V.  erneuerte  ihn  1071  unb 
griebrieb  VI.  theilte  tt)n  1S08  in  4  Alanen,  in  ©ro{kemman= 
beure,  ©ropfreuje,  (Sommanbeurs  unb  Oütter.  25asI5.  =  .5Ueir, 
ift  von  ©olb,  roetß  emaillirt  auf  rothem  ©runbe  unb  hat  oben 
unter  einer  Ärone  ben  -JcamenSjug  F.  R.  VI. ,  in  ber  SDiitte 
ein  W,  in  ben  (£nben  bes  Jtreujes,  beffen  (£&en  mit  golbenen 
Aronen  gefchmücft  ft'nb ,  freien  bie  Sporte:  Gud  og  Kongen 
((Sott  unD  ber  Aönig).  Qluf  ber  3hid?feite  lieft  man  He  3ab= 
len  1219,  1071  unb  18(18.  25ie  ©ropcommanbeurs  tragen 
bas  25.  =  Areuj  mit  -Brillanten  be\et$t  an  einem  roeifjen  ge= 
mäfferten  feibenen  23anbe  mit  rotten  Aanten  um  ben  $al& 
unb  bei;  ©tern,  tu  beiteit  Glitte  über  bem  MV  eine  golbene 
Jirone  fi'cb  befinbet  unb  welcher  bem  Jtrense  gtöd)  tft  unb 
in  ben  üden  ftlberne  ©trafen  hat,  auf  ber  Unten  üörufr. 
25ie  ©rofjfreu;e  tragen  las  Jtreir,  mit  14  Brillanten  ge= 
fchmücft,  yon  ber  rechten  ©cbulter  nach  ber  {taten  ©.rite  b,ex- 
abhangenb  unb  ben  Bruftfrern.  25ie  (Sommanbeiirs  fragen 
ben  ©tern  um  ben  £a!s  unb  ein  25.  =  frcu}  ohne  filbeme 
©trahlen  auf  ber  (inten  ©eite  bes  Äleibes.  25ie  JHitter  fra= 
gen   es  an  einem  fdunalen  tvetßen  23anbe  mit  rofhen  ilan? 


Dankbare  Bollen       Dankbarkeit       273 

ten  im  Änopflodj.  23et  ^eterlte^feiten  tragen  bie  beiben  er= 
ften  .Klaffen  eine  g-eftfletbung ,  fc-ie  in  einem  langen  rofen= 
rothen,  weif  gefütterten  Sammetmantel,  meifjen  llnterfleis 
bem,  Schuhen  unb  (Strümpfen,  nebft  fcbwar,jem  £ut  mit 
weifs  unb  rothen  Gebern  befielt.  2In  einer  golbenen  Äette 
wirb  bajit  bae"  STrbensfreuä  auf  ber  23ruft  getragen.  9lufec 
tiefen  4  klaffen  wirb  bas  Crbenefreuj  nodj  ale  ein  <S"bren= 
jeieben  in  Silber  »ergeben,  unb  »on  ben  23efi§ern,  bie 
sb.  =  3Ranner  beifjen,  am  Drbensbanbe  im  linfen  Änepflocbe 
getragen.  (B.  N.) 

Dankbare  Rollen  (Secbn.),  in  ber  Sübnenfpradje 
foldje  Collen,  bie  bureb  ben  barjufrellenben  (übarafter ,  ba$ 
Sntereffe,  welches  ber  Siebter  benfelben  ju  üerleiben  geraupt, 
unb  bte  Jeicbtigfeit ,  fei b fr  mit  geringer  eünfrlerifcber  23e= 
fähigung  biefelben  genügenb  ju  fpielen,  benjBeifall  bes  tyubli= 
Fume  gewinnen.  3m  allgemeinen  alfo  alfe  Collen,  bie  ohne 
bebeutenbe  Slnftrengung  bee  Sdjaufp.s,  unb  nur  burdj  2ln= 
wentung  natürlidjer  g-äbigfeiten  gefallen.  3u  b.n  SR.  gehören 
befonbers :  jugenblicbe  l'iebbaber  wie  #ribolin,  Jtofingf»,  tyi)is 
lipp  •"  Johanna  von  SDicntfaucon ,  bie  meifren  Sümmltnge 
(befanntlid)  bie  leicbtefren  Aufgaben)  unb  felcbe  Collen,  bte 
bureb  ©ufnnitbigfeit,  lebhaftes  ©efübl  für  9ted;t ,  fefewärs 
merifebe  greibeitsliebe  unb  aufopfernbe  Eingebung  bas" 
fhibltfura  interefftren.  2)ccb  gibt  es  aud>  Nebenrollen,  bie 
bureb  eine  befenbere  ^Befähigung  bes  ©arftellerö  ju  foges 
nannten  b.n  werben  unb  ba  es  faft  feinen  Sd>aufp.  gibt, 
ber  nicht  ju  irgenb  einer  Stolle  ftch  gan$  befonberö  eignet 
unb  märe  ee  ber  Unecht  23ob  in  ber  meipen  2)ame,  fo  bat 
eigentlich  jeber  feine  befonbern  b.n  St.  Stollen,  meldte  burdb 
einen  Sdjaufp.  ju  ungewöhnlicher  35ebeutung  erhoben  wer= 
ben,  Bonnen  puar  für  biefen,  aber  nie  für  feinen  Otadjfolger 
b.  genannt  werben,  im  ©egentbeil  ft'nb  gerabe  biefe  bie  fd)Wie= 
rtgüen  Aufgaben  für  ben  Nadjfolger.  £af  ee  oorjüglid) 
b.  St.  finb,  bie  ju  ©aftrollen,  £ebüts  =  unb  Slbfdjiebsrollen 
gewählt  werben,  liegt  in  ber  Sadje  felbft.  3e  nad?  bem  Za* 
lente  bee  2>arftellere  fann  biefelbe  Stolle  b.  ober  niebt  fein, 
wenn  fte  bem  2teufern  unb  ben  Mitteln  bes  ©inen  entfpridjt, 
bem  Slnbern  aber  felbft  mit  2lufwenbung  aller  füttfrlerifcben 
SJcütje  nid>t  jufagt.  dlai)  b.n  0t.  unb  bem  SSeifaH  bes  $ubli= 
turne  für  beten  Sarfteller  läfit  ftd)  ber  SSJerth  eines  ©djaufp.6 
nie  beurteilen,  fenbern  im  ©egentbeil  bie  eigentliche  Jtunft: 
bilbung  in  3wetfel  jteben.  (L.  S.) 

Dankbarkeit  (2llleg.),    eine  weibliche  #igur  in  an= 

ttfent   ©ewanbe;    als  (Embleme   r>ält  fte   eine  Äupferfcbale, 

ober  giefjt  biefelbe  aus}  aud)  b,at  fte  oft  einen  Stord)  neben 

ftcb,    ber  fdjon  im  graueften  2lltertl)um  als  ©ömbol  ber  2>. 

Sweater  »tejcifon.    II.  18 


274  IPair/.i  Ilanzig 

betrautet  würbe.  Sin  beutfcber  .ftünftler  öerftnnbilbete  bit 
25.  wie  eben  angegeben,  flellte  ft'e  aber  an  einen  Cpfertifdj, 
ber  r*on  einem  ebernen  Stordje  getragen  mürbe.  (F.  Fr.) 

Dnnxi  CS  ton»),  geb.  1760  ^u  Mannheim,  würbe  'oon  fei= 
nem  fßatet,  weldjer  •frofmufifus  war,  frühjeittg  im  (5Iav»ierf»ie= 
Ien  unb  ©efang  unterrichtet,  unb  machte  frhnelle  unb  glücflidje 
gorffebritte  liier  fomobl  als  in  ber  miffenfcbaftlidien  s2lusbilbung. 
9lod)  Jüngling,  mürbe  er  in  bie  mannbeimer  (Kapelle  aufgencm= 
men,  mit  meldjer  er  fpater  nacb  iWüncben  manberte,  wo  er  feiner 
<£ompefitionen  megen  großen  ÜBeifall  fanb.  33efonberS  maren 
es  bie  beiben  Opern:  „2>ie  SDiitternacbtsfrunbe"  unb  ,,3pf?t= 
genia  in  2lults,''  melcfae  mit  ^Beifall  aufgenommen  mürben.  — 
3n  ©tüneben  beiratbete  25.  bie  liebenemürbige  SNargaretbe 
SJcarcbanb  (geb.  1708),  als  Sängerin,  tSlas?ierfpielerin  unb 
Schaufpielerin  gleich,  berubmt.  171)1  unternahmen  Reibe 
eine  große  Jlunfrreife  unb  mürben  bann  bei  ber  ital.  Cpern= 
gefelifcbaft  t>on  ©uarbafont,  35.  als  SRafif btrector ,  bei? 
fen  ©attin  als  Sängerin  angefreUt.  Sftargaretbens  feelen= 
»oller  ©efang  fanb  ben  auSgejeicbnetfren  äöeifall  unb  mar 
befonbers  in  beutfeber  9)iuftf?  bejaubernb.  SDJit  öftren  übers 
bauft  reiften  23eibe  1794  nacb  Italien,  wo  ft'e  befonbers  in 
^lorenj  unb  2$enebig  mit  33eifall  aufgenommen  würben.  — 
9l<x<b  tr>rer  SRüdffebr  nacb  SDtüncben  17!)0  mürbe  SD.  3um  Siices 
capellmeifter  ernannt,  als  meldjer  er  jebod)  feine  ©attin  balb 
verlor,  bie  auf  ben  großen  ital.  Sweatern  ben  Äeim  ju  einem 
frühen  Stöbe  gelegt  hatte.  Sie  frarb  181)0  an  ber  Qlusjeb* 
rung.  25.  marb  bierburd)  unb  burd)  feinen  ÜOTifcapellmeifter 
$).  »iöinter  ber  Aufenthalt  in  Stünden  verleibet,  unb  er 
nabm  baber  1807  obne  SSebenfen  bie  Stelle  eines  @apellmet= 
frers  in  Stuttgart  an,  fab  ft<b  jebod)  balb  genbtbigt,  nad) 
jtadsrube  ju  gehen,  mo  er  oon  allen  geebrt,  1826  fein  ein= 
faraes  Seben  befdiloß.  25. S  ÖBerfe  erfreuen  ftcb  nodb  immer 
eines  großen  ^Beifalls;  bies  gilt,  außer  ben  fomifeben  Cpern: 
,,2Die  9)htternarbf6jtunbe"  unb  „ber  Auf  auch  r>en  feinen 
©efangen  unb  ital.  Quartetten,  fo  mie  Don  feinen  Singübuns 
gen.  9lucb  als  geiftlidier  (fomponift  leiftete  25.  SSüdjrtges,  be= 
fonbers  gerütjmr  wirb  fein  Te  Demu.  (Tbg.) 

Danxig  (£beaterfrat.),  ^auptftabt  be6  gleichnamigen 
preuß.  JRegierungsbejirBs  an  ber  2Beid)fel,  eine  Pfeile  von 
ber  Cftfee,  eine  ber  berübmteften  anb  gemerbreid?)len  Stat-te 
Preußens  mit  64,000  (£'iuw.  So  lange  bie  ^Btabt  jur  JRe= 
publif  sPoIen  geborte,  ft'nbet  man  fafl  feine  Spur  r-om  Stb^1 
fer  unb  bie  erfte  beJTere  ©efellfcbaft,  bie  um  1770  in  25. 
SBorfrellungen  gab,  mar  bie  unter  ber  25irecfion  ber  ©efebmi; 
fler  Scbucb?  2  Stöcbter  ber  9Wab.  Sdmd)  fübrten  ft'e  in  ©es 
meinfebaft  mit  Steinberg,  üSearbeiter  mehrerer  Sbaf  fpear'fcben 


»anzig  27» 

Dramen.  2lm  Scbluffe  t?on  1  SO I  trennte  ft'cb  bie  2)irection. 
23adhmann  behielt  bie  (Sonceffton  für  2>.,  Steinberg  ging  nach 
.Königsberg.  1807  führte  ber  ^ufti^conimiffartuö  ©robbeef 
bie  &bearen>erroaItung,  machte  aber  fcblecbte  ©efebafte.  3bm 
folgten  J>urai)  ber  5lelr.  unb  SBeinhöfer.  Spater  n>urbe 
J&uran  btö  1818  allein  2)irector  bes  £heater$,  bas  unter  ihm 
feine  JBlütbenjeit  feierte,  ihm  folgten  Sehr  ob  er,  «£>ura9 
b.  3üng,  2>bring,  3tetben,  £übfch  unbüabbe»  (18:39). 
Unter  fcen  lebenben  Jlünfrfern  t>on  JRuf  waren  in  25.  enga= 
gtrt :  3»>fr,  SSaifon,  ©enee,  23aubius,  ^edffcher  unb  bie  ÜBcus 
ft'fbirectoren  23ernharb  3Öeber  unb  .^einrieb;  äftarfebner.  2)te 
SBtrffamfeit  ber  £abber/fcf>en  2)irection  hat  in  bem  erfreu 
SBinter  1838 — 1S39  ben  gemachten  Slnfprücben  nicht  genügt. 
23es?or  man  noch  mußte,  aus  welchen  SDJitgliebern  bie  ©efell= 
fchaft  beftebe,  unb  weldjer  ©eifr  biefelben  burchbringen  werbe, 
war  bereite  ein  Slbonnement  ju  Stanbe  gekommen,  welches 
auf  100  2$orfrellungen  fammtlicbe  Sogen  unb  ben  gröften 
Stheil  ber  Sperrte  in  23efcblag  nahm.  «Sparer  fam  es  fret= 
lieb  !?or,  baf  ^bonnementbillets  im  3,ntelltgen}blart  jum  Spott= 
preife  ausgeboten  mürben.  2Me  Jtritif  hat  oon  jeher  hier  eine 
IiebeooUe  Pflege  gefunben,  ohne  jeboeb  irgenb  etwas  gebeffert 
ju  haben.  SJon  bem  größeren  Sbeile  bes  ^ublifums  mirb 
ber  Sheaterbcfucb  ju  fehr  als  bloßer  3eitt>ertreib  angefehen. 
S3ei  einer  (^inmobnerjabl  £>on  64,000  Seelen ,  fönnte  wohl 
eine  frebenbe  23übne  belieben;  adein  es  gelingt  ber  2>i= 
rection  faum ,  in  2).  4  SBintermcnate  ft'cb  mit  ihrer  ©efell= 
febaft  ju  galten;  im  «Sommer  uno  Jpetbfr  muf  ft'e  ftch,  in 
SDcarienburg,  (S'lbing,  Sftarienwerber  unb  £born  burrf^ubelfen 
fueften.  früher  gehörte  33romberg  auch  jur  GFonceffton  bes 
ba^iger  £heaterbtrectors,  feit  einigen  Saferen  ifr  bieferört  aber 
bem  2)irector  bes  pofener  Stabttbeafers  jugefalien.  SSei  freunbs 
liebem  SÖetter  geben  bie  2>anjtger  nicht  ins  2£beater,  unb  mürbe 
ihnen  auch  ber  böchfte  Äunfrgenuf?  geboten.  So  fommt  es, 
bap  »on  ben  Heroen  ber  .R'unft  in  2).  nur  feiten  ©iner  glanjt, 
ba  bie\elben  meifr  im  Sommer  ihre  ©afrreifen  antreten ,  wo 
SEhaliens  Stempel  t>erfd?Icffen  ifr.  2).  fann  in  afrhetifcher  23es 
jtebung  weniger  eine  beutfehe,  als  eine  berliner  <£>tabt  genannt 
werben.  25erlin  ifr  fein  SSorbilb,  berliner  Selebritaten  fön; 
nen  hier  auf  guten  Erfolg  unb  auf  3ut>orfommenbeit  rech* 
nen,  ba  bie  hier  hochgehaltene  Autorität  berliner  Seitungen 
ihren  9cuf  begrünbet.  So  haben  auch  Opern  unb  2)ramen 
hier  fafr  immer  ihre  gute  Aufnahme  nur  einer  t>orangegan= 
genen  gleichen  in  33erlin  ju  banfen.  2)er  grofe  2>et>rient 
fam  oon  25erlin  unb  bie  2)anjiger  befuchten  feine  ÜSorftellun: 
gen,  bie  grofje  Sophie  Scfaröber  fam  oon  2Öien,  unb  ih^re 
brüte  2$orfrellung  f onnte  nicht  ftattft'nben ,  metl  bas  Sbeater 
leer  mar.    2)er  ©efcb;macf  bes  tyublitums  tft  uor^errfchenb 

18* 


270  Daphne 

auf  bie  Cper  gerietet,  unb  t>ier  ftnb  bie  5lnfprücbe  bebeuten= 
ber  ale  an  tas  recitirenbe  <2d)aufpiel;  fa6t*i  ifi  man  aber 
bccb  nocb  fchv  genügfam ,  ba  man  von  beliebten  SMletfanten 
ben  sj)cap|tab  für  langer  Don  $<xd>  nimmt.  Sehr  cinfhtfjs 
xcidb  finb  in  2).  nod)  bie  sj))rir<atr<erbdltniffe  ber  SDiitglieber 
unb  man  beobachtet  fte  genau.  2ßer  ee  oerftebt,  ftet)  redjt 
t?iel  ^mutfreunbe  ju  erwerben,  ber  fann  auf  fräftige  Uns 
terfht^ung  wie  auf  >Jcad>ftcbt  redmen.  üefctere  tfr  nur  leiber 
fcfeon  oft  auf  unr>erantn>ortlid)e  üffieife  gemif;braud?t  morben. 
SDie  2>orjtellungen  fanben  früher  in  ber  Jtteitbabn  nnb  einem 
großen  Saale  über  bem  grünen  £bore  ftatt,  bis  im  anfange 
tiefe?  3aijrf).  ein  befonberee  <2d)aufr>ielbatt6  erbaut  unb  1801 
am  'S.  s.Kug.  eingeweiht  mürbe.  2)iefes  frebt,  mit  nur  2  freien 
(geiten,  auf  bem  gröpten  unb  febonfren  $-Ma$e  ber  Stabt,  bem 
Aoblenmarfte;  ee  tfr  mered'ig,  unb  fuppelartig  bebacbet.  Eine 
fcbmale  £>erballe  ftüpt  ffdj  auf  biefe  >Sdulen ,  unter  beneu 
ber  gea'öbulicbe  £aupteingang  fidj  beftnbpt.  2>ie  innern 
Staunte  ftnb  jmedmapig  eingerichtet,  nur  ftnb  bie  erften  .sTtang= 
logen  am  ^rofeenium  fo  eingebugt,  ba(j  man  ftcb  uorbeugen 
mufj,  um  auf  bte  23üb,ne  fetyen  ju  fbnnen.  2ütd)  in  acufri= 
feber  «£>inficbt  ift  bas  Jpaue  nid)t  ganj  genügenb;  es  bat  3 
libereinanberlaufenbe  üogeureiben,  ift  mehr  runb  benn  ot>al, 
unb  faßt  gegen  15ÜÜ  ^)erfonen.  Die  böcbfte  (»innabme  von 
000  Zt).  bradjte  ee  bei  einem  ©afrfpiele  Submig  •Bettrients. 
£>as  Jpaue  warb  auf  iüctien,  oon  bem  jßaumeifrer  unb  Stabt* 
bauratb  £elb  erbaut;  tue  5lctiencapttal  reid)te  jebod)  niebt 
r)in,  unb  ee  mußte  nod>  eine  Slnleibe  gemadjt  werben.  1814 
würbe  ba$  ©dnaufpielbaue  fubbaftirt  unb  von  bem  Könige 
angekauft.  23ei  ber  «Subbaftation  oerloren  bie  Slcticnaire 
$illee,  unb  felbfr  iie  eingetragenen  ©laubiger  erbielten  nur 
etwa  bie.  «öalftc  tbres  ä$orfd)uffee  jurücf.  ©eitbem  bat  es" 
ein  (Somite  in  SJJtetbe,  ber  für  alle  netbigen  Oteperaturen 
forgen  muß.  2>on  biefem  mietben  ee  bie  25irectoreu  unb 
^i)kn  für  jebe  SSorftellung  10  £blr.  Sie  35ecorationen  ges 
t)ören  ber  ©tabt,  einzelne  ftnb  nodj  jiemlicb  gut  erbalten, 
ine  metfren  jeigen  burd)  ifjre  klaffe,  ba$  fte  ftcb  barnad)  fefj= 
nen,  orbentltd)  reftaurirt  ju  mercen. 

JPapIme  (Ißlxytt).),  eine  von  ben  SBeglettertnnen  ^iana's. 
3>on  Apollo  »erfolgt,  flebte  fte  bie  ©btter  um  ben  Job,  ben 
fte  feiner  Umarmung  forjog,  unb  mürbe  im  £bale  Xenvpe  in 
einen  Lorbeerbaum  cermanbelt.  3m  SOhtfengotte  lebte  bie 
iHebe  unb  Erinnerung  an  bie  ©raufame  fort:  mit  ben  3mei= 
gen  ibree  23aume,  ben  er  mit  ewiger  ©rüne  begabte,  febmuefte 
er  ftd)  Jöaar,  <5ttf>er  unb  Äöd}er  unb  meibte  ibn  3«ni  ©nmbol 
bee  i)Difiten  Siegesrubmes;  ben  Sdömern  galt  er  auch  als 
3eicben  ber  9lube,  ber  greube  unb  ber  23eglud'münfcbung. 
3m  30{tttelalter  war  bie  Krönung  mit  bem  Sorbeerfranae  ba$ 


Darmstadt  277 

ädtfett  ber  3lner?ennung  eines  25idjters,  bie  babttrcb  lanreati 
biegen.  25ie  böibfle  (*bre  mar  namentlich  in  Italien,  bie 
Jtronutig  auf  bem  Kapitel  3U  SRom.  (F.  Tr. » 

Darinstadt   (Xfyeatexfiat.) ,    fiaupt*  unb   3f*eft'benj= 
flabt  bes  ©ropber3ogtbums  Reffen  mit  20,000  <iinw.    lieber 
bie  frübeflen  £beater3ufränbe  in  25.  tft  niebtö  befannt;  bodj 
ntufj   fdjon  3iemlid)  früb  ein  ©cfyaufpielbaus  erbaut  morben 
fein,    ba  unter  ben  Sanbgrafen    juweilen  reifenoe   ©efeü= 
fdjaften  im   berrfdjaftl.  ©djaufpielbaufe    gefpielt   unb   00m 
«£ofe    3eicben   ber  ©unfl   erbalten   fyaben.      9?ad?bem   fafr 
23   3i»bre   gar  fein  Sweater  gemefen  war,    begrünbete  1806 
ein  ©attlergefelle  ein  SHebnabertbeater,   welkes,    fo  bürftig 
es  aueb  fein  moebte ,    bie  Suff  an  bram.  ©ertüffen   anregte 
unb  fo  ber  ©runbflein  eines  fünftigen  £beater$  mürbe.    1807 
ft'nben  mir  ben  25irector  .%'atner  .Strebs  juerft  mit  einer  «Äinber= 
gefellftfaft  im  ©aftfyofe  311m  ©rbprinjen  längere  3eit  in  25.  j 
er  maebte  bafelbft  fo  gute  ©efebafte,  ba$  er  feine  ©efellfcbaft 
febr  vergrößerte  unb  fogar  ein  flebenbes  Sbeater  in  25.  $u  be= 
grünben  t>erfud)te.  25as  Socal  mürbe  balb  ju  f lein  für  bie  <Scbau= 
luftigen,  Ärebs  mietbete  bafyer  ein  als  ©cbeune  benuötes  maf= 
ft'oes  ©ebaube  in  ber  alten  ^oft  unb  liefi  baffelbe  auf  eigene 
Soften   »um  ^b^ater  umfdbaffen.      25iefes  entbielt  3  i.'ogen= 
reiben,  ©allerie  unb  parterre  unb  fa^te  an  1(100  3ufd>auer. 
25iefer  23au  inbeffen  ruintrte  bie  25irection  unb  menige  9Wo= 
nate  nad)  ber  Eröffnung  (Wflai  1808)  mürbe  eine  9lbminiftra= 
tion  eingefe^t,    bie  befonbers  bafür  forgen  muffe,   bat?  bie 
jablreicfcen   ©laubiger  bes  25irectors  befahlt  mürben.    1S09 
nabm  ber  <£of  3uerft  entfebiebenen  2lntbeil  an  bem  Sbeater, 
tnbem  er  baffel&e  nidjt  allein  mehrmals  befugte,  fenbern  ber 
einem  ©afrfptele  ber  £anbel  =  ®cbü£  aud)  bas  belogt.  @diau= 
fpielbaus  einräumte.    3n3mifcben  mürbe  bie  ftnan3ieUe  Sage  ber 
SDirection  immer  fritifeber  unb  bas  Sbeater  mar  bem  Unter= 
gange  nab,    als  ber  ©rofbe^og   bafielbe  am  23.  9Rai  1S09 
für  feine  Otecbnung  übernabm,    es  balb  naebber  3um  <6of= 
tbeater  erbob  unb  ben  %xeii}exvn  oon  Sßeober  5ura  3nfen= 
banten  einfette  5    bie   Jtrebs'fdje  ©efellfcbaft  mürbe  grcpten= 
rbeils  beibebalten,  Ärebs  felbft  bei  bem  neuen  Snftitute  an? 
gefteüt;    bas  ©ebäube  in  ber  alten  $)oft  gab  man  auf  unb 
bas   neubecorirte  fürftl.  <Scbaufpielbaus  mürbe  t>on  nun  an 
ausfcbliefjlicb  benutzt.    25er  ©ropbersog,  ein  begeifrerter  3Ser= 
ebrer  uni*  Äenner  ber  Sttuftf ,  lief;  bie  Jpofconcerte,  bie  bi€- 
ber  unter  feiner  unmittelbaren  Seitung  beftanben  Raffen,  ein= 
geben,   unb  manbte  feine  gan3e  Slufmerffamfeit  bem  tbeater 
b.  b»  ber  Cper  3U ,   bie  befonbers  begünftigt  mürbe,  wie  e$ 
feben  bie  Ummanblung  ber  -Benennung :  Jöoftbeater  in  grof  = 
be^ogl.  Öperntbeater  genügenb  befunbet.    2?on  nun  an 
(lieg  bas  Sbearer  %vi  25.  311  immer  böberm  ©lansej   mar  bas 


278  Darmstadt 

9>erfcnal  aud)  SXnfangä  nod)  ntc^t  ganj  entfpredjenb,  fo 
würbe  nad)  allen  Gräften  an  feiner  Skroollflanbigung  ge* 
arbeitet;  aud)  jog  man  bie  bebeutenbflen  «Rünfller  alß  ©äfle 
nad)  ©.,  wie  1811  <£plair,  Sfflanb  unb  Olnna  Silber.  Die 
Kapelle  fowof»!  al$  bie  fefjr  flarfen  C5r)öre  leifleten  baß  23ors 
jüglidjfte  unb  überhaupt  würben  alle  Opern  mit  foldier  8crg= 
falt  flubirt,  baf?  bie  ^Jräcift'on  unb  JRunbung  ber  Darfiellun= 
gen  jebe  einzelne  <8d)mäcbe  bebeeffen.  Das  Sweater  ftanb 
balb  unter  ber  unmittelbaren  i'eitung  bes  ©roftyerjoge ,  ter 
bie  Opernproben  felbfl  birigirte,  bie  3ntenbanturfrelle  ging 
fltllfdjmeigenb  ein  unb  nur  bie  ©economie  ftanb  unter  einer 
befonbern  2>ermaltuug,  beren  (Sfyef  ber  ©brift  bu  Jpall  mar. 
3ur  Leitung  bee  «gdjaufpiels  mürbe  ein  (Somite,  beftebenb 
auö  ben  @djaufp.n  33lumauer,  gifdjer  unb  3mid!  eingefeet, 
ber  inbeffen  mit  grofen  Jpinberniffen  ju  Bampfen  hatte,  ta 
bie  ©per  alle  Araft  abferbirte  unb  es  j.  23.  bei  bem  ß'in= 
flubiren  einer  ©per  oft  SHonate  lang  nid)t  gemattet  mar, 
grofe  <Stü<fe  ju  geben,  bie  bae  @f)orperfonale  in  ülnfprud) 
nahmen.  <So  fdjön  unb  geräumig  aud)  bae  ©djaufpielljauö 
mar,  genügte  es  bodj  ber  '•prad^tliebe  bes  ©ropljerjoge  nidjt 
unb  1SI8  mürbe  ein  neues  unter  ber  Leitung  bes  ©berbaus 
xati)S  Voller  erbaut,  meldje^  ju  ben  fdjönften  unb  geräumig* 
flen  Sweatern  in  Qeutfälanb  gefjört;  aud)  bie  innere  (£in= 
riefetung  oom  9)?afd)inenmei|rer  Dorn  bürfte  an  3n>e<fmäfjig= 
feit  fdjmerlid)  übertroffen  werben.  Dtefee  Sweater  mürbe  am 
7.  >JJoö.  1819  mit  ber  ©per  „fterbinanb  Cortej"  eröffnet. 
3n  fajn  eller  Steigerung  erljob  fid)  bas  3nflitut  nun  aud)  in 
fünfilerifdjer  23ejief)ung  —  wenigflens  l)inft'd>tlid)  ber  ©per  — 
•  ju  einem  ber  erften  bes  2>aterlanbeßj  ein  feltener  23erein 
auöge^eidineter  Talente  (mir  nennen  nur  SEBilb,  Suliuö  5Diil= 
Ier,  SDJab.  Artiger  =  21  fdjenbrenner,  SDJab.  $ranf,  ©rüner,  £afj= 
lodj,  J&offmann  k.)  glanjte  in  bem  trefflid)  geleiteten  ©an= 
$en;  an  äußerer  ^radjt  ber  Qlueftattung  aber  übertraf  ba& 
Sweater  ju  D.  jebe  anbere  23üf)ne.  Durd)  lebenelanglidje 
Qlnftellung  würbe  bie  3u?unft  ber  Aünftler  gefid)evt  unb  biefe 
an  D.  gefeffelt,  obfdion  bie]e  Sid)erung  ftcf>  bei  einer  fpätern 
SSeränberung  leiber  tt)eilweife  als  iüuforifd)  erwiefj;  biefe 
Sßorforge  erfrreefte  ft'di  felbfl  auf  bie  oorjügltd&en  SSHifglieber 
bes  (£b,ex$.  2Jon  nah,  unb  fern  flrbmten  bie  gremben  ju  ben 
©pernoorflellungen  unb  baburd)  erhielt  aud)  ber  peeuniare  Xbeil 
bes  Sbeatere  bie  f)öd)fte  23lütf)e.  1823  mürbe  bas  Theater  we= 
gen  Äranffjeit  bes  ©rofmerjogö  ,  ber  feine  ©per  aufführen 
lief,  beren  groben  er  nidjt  felbfl  geleitet,  eine  geraume  3eit 
auefdjliefjlid)  auf  baö  ©djaufpiel  angemiefen  unb  es  erljob 
ftdS  burd)  biefen  3ufall  ju  einer  ungemö^nlid)en  ^>of)e  unb 
behauptete  aud»  nadjber  t>en  gemonnenen  Siaum,  befonberö 
alö  ber  Slbgang  SKilb'ö  182.i  eine  $.üde  in  bie  ©per  braute. 


Barmstadt  279 

3m  allgemeinen  aber  machte  ft'dj  »on  tiefer  Bett  ah  ein  Stücfs 
fcbritt  bemerflid>;  bie  junebmenbe  @d)mäd»e  bes  ©rof^erjogS 
gemattete  ib,m  ferner  Me  alleinige  Leitung  bes  Sfjeaters  nidjt 
unb  es  würbe  ein  ülSermaltungsrafb  ernannt.  3e§t  erfr  beamtete 
man  ben  burd>  ju  hduft^e  ©unjrbe'jeugungen  übermaßig  ge« 
fhegenen  dtat  unb  begann  Grrfparungen  ju  machen,  bte  na« 
türlicb  manchen  fünftlerifdjen  üerluft  jur  ftolge  hatten 5  bod) 
ljob  fid»  £a$  «Sdjaufpiel  fortmäb,renb  unb  befonbers  als  1S27 
ber  jreiberr  t>on  Sürcfbeim  an  bie  @pi$e  ber  £beaten>ermal= 
tung  gefreut  mürbe,  ©in  iBerfudj,  ber  Gper  burd>  bas  Grnga= 
gement  ber  Henriette  (Sonntag  ,  bie  mit  unerhörtem  3«&el 
einige  ©abrollen  gegeben  ftatte,  einen  neuen  mächtigen  5ms 
puls  }u  geben,  mißlang  unb  ft'e  erlitt  burd»  eine  bebeutenbe 
Jtranfbeit  bes  ©roßberjogs  mieber  längere  Störungen;  bat 
gegen  gewann  bat  Sd»aufpiel  an  ©rua,  Senbelmann,  tyctth 
unb  £>em.  »pecbe  fraftige  Stüßen.  £>as  furj  nacb,  einauber 
erfolgenbe  Sibleben  ber  ©ropberjogin  (Set.  1829)  unb  bei 
©repberjogs  (»2XprtI  1S3U)  rjatte  eine  gänjltdje  Ummanblung 
jur  §olge;  bas  Xbeatex  mürbe  eine  3eit  lang  gefdtloffen, 
unb  ber  Jpofratf)  Dr.  Xb.  Äüftner  jur  JReorganifirung  bef« 
felben  berufen;  im  3ult  mürbe  bas  Jpofopernttjeater 
aufgelcft ,  einige  SDiitglieber  erhielten  if)ren  Pollen  ©efjalt 
als  »Penfton,  anbere  einen  f leinen  ©nabengefjalt,  viele  rour= 
ben  ohne  (Bebalt  entlaffen,  mehrere  mit  bebeutenber  ©ehalts* 
t>erminberung  bis  1831  engagirt;  and)  bie  (Sapelle  mürbe  fefyr 
oerminbert  unb  mehrere  5lenberungen  im  Sweater  felbft  an= 
gebraut,  bte  auf  grope  ©infcbranfungen  für  bie  Jolge  beu* 
teten.  3nt  Qlugufr  mürbe  bas  neue  Jpoftfyeater  eröffnet 
unb  ©per  mie  *6dtaufpiel  erfreuten  ftd»  nun  einer  ganj  glet« 
dien  ^pflege.  %hev  fd*on  im  San.  1831  mürben  alle  Gon= 
tracre,  bie  fämmtlid»  nur  proöiforifdj  gefcbloffen  maren,  ge= 
fünbigt  unb  bas  $oftbeatex  am  30.  Sunt  abermals  auf= 
gelöfi;  bie  SDcitglieber  jerftreuten  fid)  nad)  allen  2ßinben. 
3m  Sßinter  18|j  mürben  nur  12  abonnirte  Soncerte  unb  ein 
9>aar  Cpern  oon  ©dften  benadjbarter  23übnen  unb  einigen 
nod)  anmefenben  *penfionären ,  gegeben,  ferner  batte  £of« 
ratb  Äüjrner,  ber  als  3ntenbant  in  2Dienfren  geblieben,  ba$ 
Cpernbaus  ju  SJcasfen  ballen  einrichten  laffen,  unb  es  murs 
ben  beren  bret  peranfraltet,  bie  lebhafte  ^eilnaljme  fan= 
ben.  %üx  ben  SSinter  18f|  mürben  ebenfalls  (Scmcerte  ar= 
rangirt  unb  ein  $)aar  Cpern  mübfam  aufgebracht ;  Jtüfiner 
mürbe  nad»  Wlündben  berufen ,  unb  balb  barauf  erboten  ftd> 
bie  Directoren  9temie  unb  JRöcfel,  für  bie  nädjfre  Saifon 
eine  £)perngefellfd)aft  ju  freuen.  2)iefer  Eintrag  marb  ge= 
nebmigt;  bie  35irectoren  brauten  bas  ©oloperfonale  jufam= 
men,  ©rdjefter,  Sf)or,  Sweater  unb  2)ecorationen,  ©arberobe, 
SRequiftten  u.  f.  m.  mürben  com  £ofe  ju  tljrer  2)ispo|*ttion 


280  Darstellung 

gefreut,  bem  ©ebeimenratb  3immermann  mürbe  bie  5lbmini= 
firatic-ti  übertrafen  unb  unter  feiner  Veitung  fanben  im  SÖin« 
ter  1S|>  38  Cpernvorfrellungen  jratt.  9temie  beforgte  bie  <s£ce= 
nerte ,  J&offapeümetfrer  SDiangolb  birigirte  bie  SOtuftf ,  £ofs 
dmrbirector  -Heufaufler  flubirte  bie  @böre  ein.  25iefelben 
a$erbaltnifie  blieben  aucb,  im  folgenben  Sabrc,  nur  ba$  bat 
©ängerperfonal  mecbfelte,  unb  wegen  SDiangelfyaftigfeit  bei 
^Repertoire  t>iele  Heine  ©ingfpiele,  ätaubeoilles,  aucb,  mof)l 
fleine  fiufrfpiele  unb  Reffen  aufgeführt  mürben.  Snjmifcben 
fyatte  Kernte  bie  25irection  bee  mainjer  Xbeatevö  überncm= 
nten,  unb  an  feiner  ©tatt  mürbe  bem  ehemaligen  SRegiffeur  bee 
Jpefttjeaters  ftuebe,  bie  feenifefte  fieitung  übertragen.  23  im 
1833  —  37  beftanb  ba&  £oftbeater  unter  ber  Slbmimfrratum 
bei  ©ebetmenratbe  3immermann,  unb  ber  artifrifdjen  Leitung 
oon  Süiangclb  unb  ftutyö.  25ie  aueübenben  SRitglieber  maren 
bisher  jebesmal  nur  für  bie  2)auer  ber  «gatfon  engagirt  mor= 
ben$  »on  nun  an  aber  mürben  Sabrescontracte ,  unb  fegar 
auf  längere  3eit,  abgefcbloffen.  (£ine  neue  Hoffnung  auf  fo* 
üben  ^rtbeftanb  erblühte  bem  Jpoftbeater,  als  ber  J^ofs 
ntarfcfjaU  ©raf  oon  Sefyrbacb,  jum  3ntenbanten  ernannt 
mürbe,  ein  iDcann  oon  bober  Silbung  unb  Hebe  jur  bra= 
matifcfyen  «ftunft  burdjbrungen ;  aber,  er  behielt  bie  oberfre 
Leitung  nur  2  3<»bre  •■,  Bimmermann,  ber  aum  btöfjer  bei  ber 
•£>offbeater  =  2lbminiftratien  betheiligt  geblieben,  mürbe  3nten= 
bant,  unb  für  1S2£  tft  JRemie  als  artiftifdjer  25irecrcr  ange= 
freut.  2Bie  nun  bas  ©anje  ft'cb  geflalten  »trb,  ob  bie  £off5 
nung  bas  Sbeater  gan^lid)  mieber  bergeftellt  unb  fefr  begrun= 
bet  %u  fehen,  ftcb  Derunrt'licbt,  muß  bie  3u?unft  lehren.  2Jgl. 
25ismas  %u<i)6  mronologifcbes  £agcbud>  bee  gro£her$ogl.  ,£>of= 
tbeaters,  »on  ber  üSegrünbung  bis  jur  2luflbfung  beffelben. 
25armfrabt  1S32.  (R.  B.  u.  D.  F.) 

Darstellung  (2lefrb.),  bie  bureb  färben,  £bne,  2Borfe, 
cber  Jcrmen  bemirfte  23erfinnlicbung  eines  in  ber  Slnfcbauung 
gegebenen  Stoffes;  bie  25.  burch,  SEöne  unb  2Borre  geflieht  in 
ber  3eit:  bureb  25idbtung,  Siebe  unb  SOcufif;  bie  25.  burefr, 
färben  unb  formen  geflieht  im  iRaume  bureb  Malerei, 
23ilbnerei,  23aur"unft  u.  f.  m.;  bie  »ereinte  25.  burch,  Xöxie 
unb  ^oxmexi,  bie  im  Staume  unb  in  ber  ^eit  jugleidj  gefebiebt, 
(SDiimif ,  £an*  =  unb  ©djaufpielfunfr)  tft  bemnacb.  bie  beut* 
ItdE^fte  unb  »ollfommenfte.  25er  (gebaufp.  perftnnlicbt  bemnacb 
burib  Rone  unb  formen  bie  3bee  bes  25icbterS ,  bie  bureb, 
ben  23egriff  unb  bie  'iluffaffung  (f.  b.)  *£teff  feiner  2lnfcf)auung 
gemorben  tft,  unb  (teilt  jugletd)  ftd»  felbfr  in  bem  bram.  Silbe 
ale  Aunflmerf  bar.  ds  tft  alfo  ",ur  gelungenen  25.  t?cr  9lllem 
^.ösOJnbc,  b.  t).  bae  Vermögen  erferberlid) ,  bie  3bee  be& 
25icbterei  oolU'ommen  ',u  erfaffen  unb  auf  erlicb,  mieberjugeben ; 
benn  bie  £;öcf;fte  2Jollenbung   ber  25.  beruht  eben  barin,   bafj 


»atiiM  David  281 

bie  3bee  (bcr  «Stoff  ber  Slnfdbauung)  als  lebenbes  23itb  in 
Wahrheit  unb  .Klarheit  herycrtr.-te.  £ie  S.ssöabe  ift  hin 
^)robuci  bee  frtefffce  unb  JBenfens,  fonbern  ein  ©efcbenf  ber 
9catur,  bie  befonbers  über  ben  23eruf  (f.  b.)  jum  Schaufp. 
entfcbeiben  feilte.  3i5o  ft'e  fehlt,  wirb  nur  ein  fruchtlofes  Stre= 
ben,  welches  an  bie  SWittetmdfjigfeit  ber  Seifrungen  gefettet  tft 
unb  nie  bie  Sonnenhöhe  ber  freien,  felbfrfdjafFenben  Äunfc 
erreicht,  ftcb  geigen.  (R.  B.) 

llatus.  <2"in  röm.  Schaufp.  jur  3eit  92ero's.  Qrr 
machte  ftch  bureb  bte  Äübnbeit  berühmt,  mit  ber  er  bie  2Jers 
brechen  bee?  £nrannen  öffentlich  barftellte.  9116  9tero  feis 
nen  SJafer  pergiften  unb  feine  SOtutter  ertranfen  liefj,  beglei= 
fete  er  in  einer  ilteUana  (f.  b.)  bie  SBorte:  „£eb  wohl  mein 
ä$ater:  leb  wohl  meine  9){utter"  mit  ben  ©efren  einer  $)ers 
fon,  bie  einen  ©iffbeeber  leert  unb  einer  bie  vergeblich,  gegen 
bte  Stellen  f  .impft,  in  benen  fte  untergeht.  £)en  Senat, 
bem  Utero  mit  bem  SEobe  gebrobt  baffe,  machte  er  lädberlicb, 
tnbem  er  bei  ben  Sorten:  „Unb  splufo  führt  (£ucb  jum  £obe!" 
ben  ©ang  unb  bie  23eroegungen  ber  (Senatoren  nachahmte. 
3um  Sohn  bafür  frarb  er  unter  ben  JRuthenfireichen  ber  fiic= 
toren.  (L  S.) 

Dauucrval.  ©rfter  SEänjer  unb  23atlefmeifrer  bes 
franj.  SEheaters,  ber  in  beiben  ^Richtungen  bas  parifer  ^ublis 
tum  lange  entjüdfte,  ohne  je  ju  außergewöhnlichen  3)iitteln 
feine  3uflucbf  ,,u  nehmen,  (£r  mar  ein  3ögling  sJioöerre's, 
£>er  inbeffen  felbfl  fon  ihm  fagt:  bafj  nur  bie  iftatur  feine 
Sehrerin  gewefen  fei.  Selber  oerfagte  ihm  feine,  mit  bem 
9)?annesaiter  eintretenbe  Körperfülle  bas  längere  SSirBen  als 
Sänjer  unb  er  entfebabigte  feine  zahlreichen  Verehrer  nur 
bind)  eine  JHeihe  von  23a!lerteu,  bereit  einfacher,  gemöbnlicb 
länblicber  CFbaraffer  ft'egreicb  gegen  bas  alte  Sorttrtheil  ber 
großen  geen  =  unb  mnthol.  23ailetc  auftrat.  Einige  feiner 
23alletfe  haben  ffrf>  fogar  bis  je$t  erhalten.  1789  jog  er  fteft 
com  Theater  jurücr".  Seine  ©affin,  welche  9iot>erre  bas 
(Jbenbilb  Serpficbores  nennt,  mar  ebenfalls  ausgezeichnet  al$ 
SEanjerin.  (H...t.) 

Daudcl  (©eorge),  geb.  in  tJnglanb  im  anfange  bie* 
fes  3>ihrh.,  mibmefe  fiel)  ber  Sühne  in  gfranfretdj  unb  tarn 
nach  einigen  JBerfuchen  auf  ^rooinjialtheatern  an  bas  Theätre 
des  Varietes,  wo  er  Scbwäßer  mit  vielem  23eifalle  fpielr.  £b= 
gleich  fein  aufjerorbenrl.  Schaufp.,  weif?  er  boch  fein  9)ubli= 
?ttm  bureb  femifebe  SBortfpiele  unb  amüfante  ^iflörchett 
recht  angenehm  ju  unterhalten.  35.  ijr  Herausgeber,  ber  mit 
»ielem  23eifalle  aufgenommenen  3eiffchrift:  le  regisseur  des 
the'atres.  (R.  S.) 

David  (©iacomo),  geb.  1750  ju  ^>refejje  bei  SSers 
gamoj  nach,  erhaltener  bürftiger  23ilbung  betrat  er  1770  als 


282  Bavies  Dazincourt 

£enorifr  bie  23übne  ju  Söcailanb  mit  bem  &efren  Erfolge,  blieb 
aber  bennod)  faft  20  3abre  unberühmt.  <£rft  um  1790  »er* 
breitete  ft'd)  fein  fRuf  burdb,  ganj  Europa;  I7!)l  fang  er 
mit  ^üxotc  in  i'onbon,  febrte  1704  na*  Stauen  jurücE ,  um 
tie  ©teile  als  Aammerfänger  am  <£>ofe  ju  ^arma  atr,u= 
nehmen,  unternahm  1802  eine  Aunftreife  burdj  ftrantxeid), 
wo  er  als  ba$  glänjenbfte  Tteteot  am  muftfal.  Fimmel  ans 
geftaunt  unb  geehrt  mürbe.  Na<b  feiner  JEücffebr  fang  er 
mieber  an  mehreren  Sbeatern  Staliens  unb  nahm  1811  in 
©enua  2lbfd)ieb  oon  ber  23übne,  lebte  bann  10  Sahre  fafl 
jurücfgejogen  in  Skrgamo,  biö  er  ftd)  bureb  äBarbajas  23e= 
fhirmungen  bewegen  ließ,  noch  einmal  bie  JBübne  ju  betreten, 
©o  erfdnen  ber  72jäbrige  ©reief  1822  in  2Bien  unb  braebte 
burrf)  feinen  nod>  immer  f'langs  unb  ausbrudeöollen  ©efang 
eine  fall  unerhörte  2Birr"ung  bert>or.  1824  jog  er  ft'cb  mieber 
nacb  Bergamo  juruif  unb  frarb  oafelbfr  1830.  ©ine  feltene 
Araft  unb  Umfang  ber  Stimme ,  einten  fi'd)  bei  2).  mit  bem 
gefcbmacBöoUfren  unb  treffüdjfren  Vortrage;  mit  unermübs 
liebem  §leifje  hatte  er  ftd)  bie  tücbtigfre  Aünfrlerbilbung  ans 
geeignet  unb  bie  Wlufit  im  roeitefren  Umfange  foroobl,  ale? 
alle  Jöülfömtffenfdjaften  ber  bram.  £>arjteliung  fhtbirt.  25as 
ber  mar  fein  ©viel  eben  fo  fünfllerifd)  fdjbn  mie  fein  ©es 
fang.  9lud)  als  äRenfdj  mar  25.  r>cd)fl  ad)tungs  =  unb  lies 
beneroertb.  ©ein  ©obn  ©iooanni  2).  ift  ebenfalle  ein 
febatjeneimertber  £enorifr.  (3). 

I>avics  1)  (Xfyomaö),  geb.  um  1730,  mibmete  ftd) 
ber  ÜBucbbanblttng,  ging  bann  jur  25übne  unb  mecbfelte  fo 
noch,  einige  Tlal;  bod)  mar  er  bie  längfre  3eit  ©cbaufp. 
<£x  fdjrieb  mehrere  gute  Sufrfpiele,  mad)te  ft'cb  aber  befons 
berö  burd)  fein  Life  of  Garrick,  Conbon  1781»,  k2  33be.,  beutfeh, 
8dp|ig  1782  befannt.  6t  frarb  178.5  ju  Sonbon.  2)  (6ä* 
cilie)  genannt  VSnglefina,  geb. ^u  fionbon  1740,  mürbe 
üon  ©adjini  unb  «£affe  jur  ©ängerin  gebilbet  unb  fang  meebs 
felnb  in  Statten,  mo  ft'e  ft'cb  ben  fdjmeicbelbaften  Beinamen 
ermarb,  Englanb  unb  ftxantxeid)  mit  ber  größten  5iu5jeid)s 
nung;  fo  1771  in  Neapel,  1774  in  Bonbon,  1777  —  70  in 
^)ari5,  1780—84  in  glorenj.  25ann  i ehrte  ft'e  nad)  Sonbon 
jurücf  unb  lebte  jurücfge^ogen  bis  ft'e  1803  bafelbfr  ftarb. 
3bre  ©djmefrer  3)  (3llir),  geb.  17:50,  frarb  1793  iu  i'ens 
bon,  mar  ebenfallei  ©ängerin  unb  Sirtuoftn  auf  bem  (jlaoier  j 
boeb  glänzte  fte  uorjugsmeije  ale  le&tere.  (It.  S.  u.  3.) 

llaKincourt  (Sofeph,  3ean  23aptifle  Sllbouu), 
geb.  1747  in  SDiarfeille,  flubtrte  in  feiner  3ugenb,  mürbe 
bann  Aaufmann  unb  betrat  1772  in  Trüffel  bte  -Sühne  mit 
glänjenbem  Erfolg.  Nad}  4jährigem  Aufenthalt  in  Trüffel 
erhielt  er  ein  Engagement  am  Thcatre  frnm,ais  in  $)a= 
rie,  mo  er  mit  ber  JHolIe  be$  Figaro  in  23eaumarcbais  Folie 


D  dur  Debüt  585 

joumoe  feinen  SRuf  für  immer  grünbete.  <£r  war  ber  2ef>rer 
ber  Königin  Sparte  Slntoinette  unb  »erbanfte  ber  ©nabe  beö 
Jpofee  ©iel ,  mufjte  aber  eben  bafür  währenb  ber  3let>olution 
burcb  eine  II  monatliche  ©efangenfdjaft  büßen.  @c^cn  ftanb 
er  auf  bereifte  ber  Verurteilten,  als  bie  SBerwenbung  feiner 
oielen  Verehrer  ihn  rettete.  23is  ju  feinem  £obe  1809  war 
er  in  23eft'£  bes  erjten  tomifdjen  Sadjes,  obgleich  feine  fpä= 
tere  Seibesftärfe  ihn  unfähig  mad)te  bie  leichtern,  flüchtigem 
Stollen  ju  fpielen.  (Er  bilbete  »tele  bebeutenbe  Schüler, 
3.  23.  9)clle.  2iolnais  unb  war  unter  Napoleon  2>irecfor  ber 
J&offdaufpiele ,  in  welcher  (Eigenfdjaft  er  bie  «Sdjaufp.  bes 
Thcatre  frnnvais  nad)  (Erfurt  jum  Ciongrep  führte?  aber  feine 
9tnjrrengungen  bei  tiefer  ©elegenheit  jogen  ihm  bei  feiner 
JRücffeb.r  nach  tyaxie  ein  bjpiges  ftiebev  ju,  an  welchem  er 
ftarb.    Sein  9came  wirb  noch  immer  unter  ben  erjten  Äunfl» 

Iern  bes  Theätre  frar^ais   genannt.  (L.   S.) 

D  dur  (SDJuftf),  eine  ber  24  Tonarten  unferes  St)ftems 
unb  jwar  eine  ber  beliebteren  unb  am  bäuftgften  gebrauch^ 
ten;  ihr  ©runbton  ifir  D  nnb  bie  Vorjeichnung  2  Jlreuje, 
woburch  c  unb  f  in  Cis  unb  Fis  r>erwanbelt  werben.  3hr 
(SbaraEter  ift  grc()Iicbfettf  Subel  unb  Triumph;  boeb  ift  fte 
auch  ganj  jum  Slusirude  bes  #rtebens ,  ber  3ftuhe  unb  fcer 
Xlnfcfyulb  geeignet.  (7.) 

Debüt  (fran$.;  £echn.),  wörtlich  Sintritt,  J^eröortrittj 
Befonbers  gebräuchlich  für  tas  erfre  auftreten  auf  ber  23ühne. 
3u  unterfd)eiben  ift  bas  £>.  als  Scbaufp.  überhaupt  unb  als 
erfles  (Erfdieinen  auf  einer  23ühjie,  alö  erfre  ©afrrolle  ober 
erfre  9?olle  im  neuen  (Engagement  (Mntrittsiolle).  3n  erfterer 
9tücfftd)t  pflegt  man  bas  D.  als  erjten  theatral.  Serfud)  ju 
bejeidmen.  So  gebräudilicb  ti  auch  ift/  für  ba$  35.  eine  bes 
fonbers  günfttge  Stolle  ju  wählen,  fo  feiten  bewährt  ft'dj  für  bie 
gclge  ber  23eifall,  ben  ber  Äunfrjünger  in  einer  foleben  gefunben, 
unb  bei  bem  gänjlidjen  SNangel  aller  rünftlerifd)  georbneten 
23orftubien;  erfebeint  es  als  ein  SDtipbraud),  ben  Anfänger 
fofort  in  bebeutenben  Stollen  erfdjeinen  ju  laffen.  2luf  bem 
Theätre  fran^ais  in  $)aris  wirb  fein  25.  bewilligt,  wenn  nid>t  erfl 
ber  ganje  Gurfus  im  Sonferpatorium  burdjgemacfyt,  ober  ein 
bebeutenc-er  Jtünfrler  ben  Debütanten  burd)  ^)ricatu nterr id)t 
fo  weit  gebradjt  hat,  bafj  er  eine  oorläuftge  Prüfung  beftebt. 
23ei  ben  beutfdien  Theatern  mangelt  eine  foldje  Prüfung  faft 
gan",.  ©emöbnlid)  fud)t  ein  Slnfänger  ftcb  burd)  £ehre  ober 
23eifpiel  eines  guten  Scbaufp.s  ceme  alle  allgemeine  rünftler. 
©tubien  für  ein  gewiffes  SRollenfad)  oorjubereiten  unb  wählt 
baju  natürlid)  nur  bas  banfbarfte.  Äurjer  Unterricht  fchleift 
nun  oielleidjt  bie  auffallenb|ten  Mängel  ab,  unb  fo  oorbereitet, 
bas  (Eingelernte  wiebergebenb ,  mit  einem  möglidift  oortt)eiIs 
fjaften  6oftüm  perfehen  unb  pon  ber  Stoüe  getragen  (f.  2>anf* 


284  Debüt 

bare  JT?  ollen  1,  erfcbeint  ber  T^cbufnat  wer  bem  ?Publtfttm. 
Gin  wvtbeilfiaftti  Rentiere  fiebert  ihm  im  Lorano  5>tacf>ft'dif, 
eine  ge»wiJTc  fterrigfeit,  bie  ftolge  bes  (Jinleniene  ,  läjjt  58e= 
fäf)igung  wermutben  unb  gern  muntert  man  jugenMidbee  <2tre= 
ben  auf.  25af)er  bte  fafr  immer  günjtigen  Erfolge  beä  2>.g. 
Seiber  tft  ber  2)ebutant  aber  nur  ju  geneigt,  bte  2lufmun= 
lerung  für  anerfennenben  23eifall  31t  halten  unb  feiten  wer= 
mag  er  es  im  Saufe  bes  JReperfoir6,  ben  fo  hervorgerufenen 
2lnfprüd>en  3U  entfpredfjen.  @d?»wer  »wirb  ft'd)  ein  glctnjenbeö 
2).  6et  einem  »wirfltcfr,  guten  ©diaufp.  nad)»weifen  laffen,  faft 
alle  haben  mit  bem  llnbebeutenben,  ja  oft  gan\  Unpaffenben 
angefangen  unb  nad>  unb  na*  erjl  bte  fpätere  ©eltung  erreidjt. 
<£e  tfr  bafjer  »wohl  3U  bebenfen,  fo»wob,l  für  bte  Sühnenwcrs 
ftänbe,  »wenn  ft'e  fünftige  Hoffnungen  an  einen  2tnfdnger 
fnüpfen,  als  für  ben  Anfänger  feloft,  »will  er  nicftt  jähre? 
lang  Unmutf»  ertragen,  »welche  JRolIen  jttm  2).  ge»wal)lt  »wer= 
ben.  Slnjuratrjen  tfr  jebem  Äunfrjünger  in  folcben  JWollen 
auf juf retctt ,  beren  2Baf)l  Sefdjeibenbeit  itnb  aftif? trauen  in 
bie  eigene  Jtraft  werräth ,  ofjne  bestwegen  ju  benjenigen  9?ol= 
len  ju  gehören,  bei  benen  eine  Sleuferung  bes  JBeifalls  ttn= 
mö$üd)  tfr.  2£ir  nennen  hier  ben  ittaoul  in  ber  Jungfrau 
oon  Orleans,  ben  fdjiweb.  Hauptmann  in  ÖÖallenfteinö  &ob, 
ben  Sheramen  —  im  Suftfpiel  aber  alle  9cafurburfd)en  unb 
©ümmlinge  als  baß  £etd)tei>  unb  35anfbarfte  für  ben  2Iuf= 
tretenben.  JHollen,  »wie  ber  ©reih)  in  9)caria  <&tuavt ,  jebe 
bafrige  23otfcbaft,  jebe  leibenfcbafflidje  Aufgabe,  ft'nb  ent* 
fdneben  ju  »wiberratljen ;  ba  gerabe  ju  biefen  bie  größte  tn= 
rtere  9lul)e  unb  längere  Sfjeatererfafyrung  gehört.  ©s  wer= 
fleht  ftd)  oon  felbfr,  baf?  ber  Sluftretenbe  ben  Stath,  erfahrener 
ÄünfHer  fudjt  unb  benu$t,  aber  er  fehe  ft'd»  wor,  nicbt  bem 
£ef»rer  fflaw.ifcb,  nachzuahmen;  benn  nichts?  »wirft  unwortf)eil= 
fjafter  auf  bas  *Publi?um,  als  eine  beutlid?e  (Jopie  (f.  b.).  23et 
bem  £>.  junger  ©änger  unb  ©angerinnen  enffcftäbtgt  oft  eine 
fcfjöne  ©ttmme  für  ben  Mangel  jeber  fcbaufpteieünfrler.  23ils 
bung,  ttnb  »wenn  ber  ©efanglehrer  fein  SBerf  geenbet,  fo  tft 
ber  ©cbüler  getwöbnlicb,  für  bas  erfre  auftreten  ausgcbilbet. 
Sei  £änjern  werftest  es  ftd)  won  felbfr,  bafj  flrenge  2lus= 
btlbung  in  einer  £an,}fcbule  bem  2).  worhergegangen  fein  muß. 
Das  erfre  35.  eines  ©afreß  entfcheibet  mit  »wenigen  2ltt?nahs 
men  über  bie  ©eltung,  »welche  ber  J^ünfrler  beim  ^ublifum 
erringt.  2L*ahI  unb  Vorbereitung  fei  alfo  gleich  worftd^tig, 
gleich  ge»wiffenf)aft.  «Spielt  ber  ©afr  in  ber  2lbftcf)t,  ftd)  für 
ein  beftimmte^  $ad)  gu  engagiren,  fo  tfr  es  feiten  günfrtg 
fürten,  gerabe  in  ben  JRollen  aufzutreten,  »wenigflenö  jucrilt 
aufjutreten ,  bie  fein  Vorgänger  mit  23eifall  bargefr.'llt.  3m 
©egentfyeil  ft'nb  anbere  JRolIen  ju  »wallen,  bie  bemfelben 
^adfe  angehören,  unb   entroeber  ben  Sttij  ber  Neuheit  ober 


Dcbitt  285 

bei»  eine  befenbere  An^iebungsfraft  für  bas  ^ublifura  ba- 
ben.  3n  oft  unfc  fiir,[id)  erft  gegebenen  Stücfen  auf-,utre= 
ten,  ift  nicht  atr,uratben ,  weil  fte  ntebt  allein  ben  äJergletcf) 
mu  bem  Vorgänger  bringenber  berausferbern,  feubern  auch, 
fein  ^vihlretcbes  »JJublifum  anhieben  pflegen.  Wicht  alle 
Setzungen,  tie  in  einer  Stabt  gefallen,  erreieben  btes  in 
einer  aneeren,  unb  btefe  (rrfabrung  feilte  ben  @djaufp.  bei 
ber  2Babl  feiner  ©afr  =  IX>.5  leiten.  D.5  eines  neuengagirten 
Sdiaufp.  werben  Antrittsrollen  genannt.  (Js  ifr  ber  febr 
natürliche  SZBunfcb  bes  Jiünfrlers ,  bem  ^ublif  um  biejenigen 
feiner  Set(rungen  gleicb  anfange  unb  in  rafeber  iyelge  r>cr= 
jafübren,  von  beren  -üBirfung  er  eine  cortbeilbafte  SDceinung 
für  ft'cb  erwartet.  Grr  mahlt  baher  unter  feinen  heften  StcU 
Ien  ceppelt  fo  rnel,  als  Antrittsrollen  ibm  bewilligt  ftnb  unb 
bezeichnet  bte  ihm  uor,üglicb  münfebenswertben  befonbers. 
£ie  £irecficn  wählt  bann  ihrerfeits  biejenigen  unter  ben 
ocrgefcblagenen ,  welche  ibr  entweber  am  »ortbeübafteften 
für  c-te  fünftige  Stellung  bes  neuengagirten  SDatgliebes,  für 
tie  daffe  ober  für  ben  inneren  ©efcbdftsbetrteb ,  infofem  bte 
©tücfe  aur  bem  JRepertoir  ober  letebt  vorzubereiten  ftnb,  fcbet= 
nen.  ÜBeftnben  ft'cb  unter  ben  Antrittsrollen  folebe,  bie  fdjon 
im  JBeft'Pe  anberer  Scbaufp.  ftnb,  fo  ift  ber  Jßefteer  verpflichtet, 
fte,  wie  bei  ©aftrollen,  bem  Antretenben  }u  überlaffen  (f.  23eft'$). 
£ie  gewöbnlicbe  3ahl  ber  Antrittsrollen  ift  3,  fretgert  ft'cb 
bis  •} ,  bod>  ftnb  aueb  Jyalle  vorgefemmen ,  freilieb  nur  bei 
©cbaufp.n  erften  SRanges,  benen  12  Antrittsrollen  bewilligt 
werben  ftnb.  #ür  ben  -Scbaufp.  ift  es  jwar  wünfebenswerth, 
wenn  fämmtlif  e  Antrittsrollen  rafcb,  nach  einanber  folgen, 
be*  fann  er  ftrfj  niebt  weigern,  wenn  jwtfcben  ben  Antritts* 
rollen  aueb  anbere  eingefeboben  werben ,  befonbers  folebe,  bte 
er  als  ©aft  febon  bei  ferfelben  jßübne  gefpielt  bat,  ober  bte 
unter  benjenigen  ftcf>  beftnben,  bte  er  auf  feinem  9iellenpers 
jeicbnip  eingereiebt  bat.  3n  feldjen  fällen  wirb  bte  $u  fpie= 
lenbe  Stelle  nicht  befonbers  als  Antrittsrolle  angeEünbigt, 
crer  wenn  es  im  Sntereffe  ber  Sirectton  liegt,  bies  ,u  tbun, 
fo  }.tblt  fte  unter  ben  bewilligten  unb  feftgeitellten  Antritts; 
rollen  niebt  mit.  Verlangt  bie  3Mrection  b;e.2Öieberhclung 
einer  Antrittsrolle,  fo  jablt  btefe  nicht  unter  ber  bewilligten 
3abl  mit  unb  es  ift  bte  Bache  ber  .IDirection,  biee  mit  bem: 
jenigen  Scbaufp.  ju  arrangiren,  ber  ftcb  tot  JBeft'e  ber  Stelle 
befindet.  (£s  ift  nicht  gut,  wenn  ber  neueinrreten5e  Jlünftler 
ju  feinen  Antrittsrollen  biefelben  Stücfe  wählt,  in  benen  er 
vielleicht  fdwn  als  ©aft  gefpielt,  weil  ftd)  tbeils  ba$  3ntereffe 
be=?  ^ublifums  abftumpft,  tbeils  bem  Äünftler  bie  öelegenbett 
entgebt,  feine  23efdb,igung  in  verfdjtebenen  ^Richtungen  ju  }eu 
gen.  SBenn  bei  ber  ©aftrolle  ein  heraustreten  aus  ber 
©emetnfdjaft  jum  ©attjen  eben  beswegen  oerjet^licb,  i^t,  weil 


28G  »ecke  Becker 

ber  ©aft  ftcfj  unmöglich  in  fur,er  3eit  mit  bem  (Jnfemble 
einer  Sühne  »ertraut  machen  fann,  unb  ",unäcfefr  bas  33e= 
ftreben  bar,  ftcb  geltenb  $u  machen,  fo  ifr  bies  bei  ben  21n= 
tritterollen  febon  anbers.  «gobalb  man  »»eif,  bafj  ber  Jtünfr« 
ler  in  einer  geiuiffen  3ufammengebörigPeit  mit  ben  Uebrigen 
an  eine  Sühne  gebunden  ifr,  »erlangt  ber  Jlunftfreunb  mit 
Stecht  ein  »ollftanciges  2lnfcbliefen  in  2lrt  unb  ©eife  ber 
£)arfrellung  an  bas  Sorhanbene ,  ober  eine  -fteraufbilbung 
bes  » ielleicbt  geblerfjaft  ge»uefenen  an  bie  heftete  *2lrt  unb 
SBeife  beS  9?euetntretenbcn.  3ebenfallS  aber  ein  ©anjeS, 
nicht  eine  befenbers  gefpielfe  Stolle,  bie  ihrer  Umgebung 
nur  }ti  ben  richtigen  ©ttdjmörtern  ju  bebürfen  fcheint.  Jtünfr= 
Ierifcfa  betrachtet  haben  bie  Slntrtrtsrollen  bas  ©ute,  bem 
$ublt?utn  dasjenige  gleid)  anfangs  »orjufübren,  wofür  ber 
Jtünfrler  ftcb  befencers  befähigt  glaubt,  beffen  23eft'#  aber 
burch  He  befrehenben  3?erbältntffe  »er  ber  Jpanb  »erbinbert 
n>irb.  Uebrigens  gibt  bie  2lntriftsrolle  fein  Stecht  auf  ben 
33eft§  berfelben  »vabrenb  beS  Engagements  unb  »»irb  jn>ar 
jebesmal  auf  bem  3ettel  befonbers  angefünbigt,  aber  niefct 
anberS  als  burch  ben  laufenden  ©ehalt  bonorirt.     (L.  S.) 

Decke,  l)  jeber  ©egenftanb,  ber  einen  anbern  bem 
Qluge  »erbirgt 5  2)  befonbers  <Srüa?e  3eug,  bie  jum  <&db,ut}e 
ober  jur  3ierbe  über  9)iöbel  unb  fonftige  ©egenfränbe  ge* 
breitet  »»erben,  £ifchb. ,  £e»»ige  u.  f.  m.  (f.  b.  iHrt.)}  3)  bie 
S3ebecfung  eines  3immerS  ober  fenfhgen  Raumes;  auf  ber 
23übne  alfo  befonoers  He  Softtten  (f.  b.  u.  2)ecoration)  bei 
3immem  unb  bergt. 

Becker,  1)  (SEhomaS),  engl.  bram.  dichter,  lebte 
unter  Sacob  I.  unb  ifr  »»eniger  burch  feine  poertfdjen  ÖBerfe, 
als  burch,  feine  literar.  «Streitigfeiten  mit  93en  Sonnfcn  be* 
fannt,  ben  er  befonbers  in  bem  ©ebiebt:  Samomastix,  heftig 
angriff.  2)  (Earl  »on),  als  bram.  dichter  unter  bem  tarnen 
Qlc-albert  »om  Ühale  befanntj  geb.  1784  in  23erlin,  trat  1?!>7 
in  ben  »reufj.  SDcilifärbtenfr,  blieb  bis  1807  in  bemfetben  unb 
ging  18119  mit  bem  (5cr»s  bee  £>er5cgs  »on  23raunfdb»»eig 
nach  Englanb,  »uo  er  bis  1813,  blieb  bann  aber  »vieber  in 
bie  »reup.  Qlrmee  eintrat.  35ie  gelbjüge  »on  1813,  14,  15 
machte  er  mit  2luS3eid)nung  mit,  fam  fpäter  in  ben  grofjen 
©eneralftab ,  »uurbe  ilebrer  an  ber  Jtriegsfdntle  unb  gewann 
als  militärifeber  ©cfyriftfreller  allgemeine  2tnerfennung.  Ein 
•Duell,  in  »ueldjem  er  feinen  ©egner  töbtete,  brachte  ihn 
furje  üeit  auf  bie  Jeftung.  ©egenmärfig  lebt  er  als  Cbrifl 
unb  (Sommanbant  ber  1.  Slrtilleriebrigate  |ti  Königsberg, 
©eine  Schriften  fanben  eine  grofie  Verbreitung  unb  gelten 
für  gebiegen,  befonberS  in  »raftifeber  .fcinfiebt.  ©rofe  s2<er= 
liebe  für  bas  Sheater  tief}  ihn  in  ben.  SDtufjefrunben  auch  für 
bie  Sühne  arbeiten.      Sefannt  »»urbe  juerft  »on  ihm  ein 


Deckmantel  Declamation  287 

2actiges  Suftfpiel:  bas  2Serlegefd»lof? ,  eine  üBearbeifung  ber 
ulren  engl.  *pt>JK:  the  padiock,  in  welchem  £.  2>et»rient  als 
airer  peln.  Wiener  fo  Ausge$eid?netes  leidere.  (Sin  größeres 
äüerf:  iüiargor  ©rofflet  fano  wenig  Anerkennung,  Dagegen 
ft'nb  mehrere  Üuftfpiele  unb  hoffen  mit  ©lücf  auf  ben  meiiten 
SJühnen  gegeben  morben.  3n  neuefter  Beit  bar  fein  Eleines 
Suftfpiel:  ©uten  SDcorgen  23iellied»en,  auf  ben  meiften  38üh= 
nen  ©lud  gemalt.  (R.  S.  u.  L.  s.) 

Deckmantel  (®arb.) ,  eine  SBefleibung  ber  3uben 
beim  ©orresfienft;  fte  befleht  aus  einem  4e<figen  ©tuet?  &ud», 
»ueldjes  Äopf  nnb  JHücfen  bebeeft,  bie  Stelle  bes  Äopfeö  ift 
mit  einem  ©tue!  ©olb;  ober  ©ilberftoff  (Ärone)  befe#t,  an  ben 
4  Qrcfen  finb  fleine  Jßerjierungen  t>on  äbnlidjem  Stoffe  ange= 
braebr.  2)er  2).  wirb  über  allen  «Kleibern  getragen;  nad» 
ber  Sehre  ber  SRabbiner  tragt  ©Ott  felbft  eine  ähnlidje  23e= 
fleibung.  (B ) 

Declamation  (9tbet. ,  r>om  lat.  deciamare,  laut  res 
ben).  ©in  &beil  i>er  äußern  SerectfamEeit ,  bie  Jfcunfr  bes 
febönen  münblicben  Vortrags?  poetifdjer  ober  profaifd»er  SQkrfe, 
SJertragsftmft,  25arftellung  ftöliftifd»er  ^robucre  für  bas  Cbr, 
mie  bie  ©efticttlarton  2>arftellung  berfelben  für  bas  Auge  ift, 
23eibe,  ©efticulation  unb  25.,  unterfingen ,  erflaren  unD  er= 
ganzen  ft'd»  bei  bem  ©d»aufp. ,  bie  ©efticulation  ift  eben  fo 
oft  Interpret  ber  2>. ,  mie  riefe  Snterpret  ber  ©efliculation 
ifr.  Die  2).  ifr  für  ben  ^<t>aüi\>.  bie  fdnvierigfre ,  aber  aud» 
bie  belobnenbfte  Aufgabe,  »wenn  fte  r>on  ü»m  allen  Anforbe= 
rungen  entfpredjenb  gelöft  wixb.  3uerft  fomnten  bie  5)iatur= 
mittel  hierbei  in  23errad»t.  S'in  metallreicbes,  btegfamee, 
reines  unb  fräfüges  £rgan  ift  jtuar  nid»t  n>efenflid»es  2?es 
bingnip  einer  fdjenen  2).,  wirb  ihr  aber  halben  äBegs  entge= 
gen  unb  jur  .ftülfe  fomnten.  <2rin  felcbes  Crgan,  u>enn.£or= 
bares  unb  ©iditbares  t»erglid»en  »werben  barf,  fleht  in  bem= 
felben  än'rhaltniö  511m  ©d»aufp. ,  n>ie  ber  reine  unb  eble 
SJiarraor  }itm  ^ilb^auer;  bie  Üöiaffe  ift  gebiegen  aber  un= 
ferrig ,  es  fommt  Allee  barauf  an ,  meld»es  Qiebilbe  ber 
•Rünüler  aus  ihr  formt.  £>ber  beffer:  ein  gutes  Drgan  ift 
ein  rreffltd»  gebautes  Snftrument,  bas  ft'd»  in  feinem  eigent= 
Iid»en  (ibarafrer,  feiner  ^Reinheit,  feiner  gülle  erft  bann  be- 
roahrt ,  wen«  ein  SDJeifter  es  behantelt,  ein  3>irtuofe,  ber 
geifriges  ■sHerftänbnip  beft'tjt  unb  für  jebe  Art  unb  jeben  ©rab 
oer  terrapftnbung  bem  Snftntmente  bie  entfpredjenbe  Nuance, 
ben  angemeffenen  AustrucE  ju  entlo<fen  tueip.  ©ogar  ift  ein 
folebes  Crgan  t?on  Jtraft,  §ülle  unb  9Jierall  im  ©ranbe,  ben 
©djaufp.  über  ffiefen  unb  23ebeutung  ber  2).  mit  ben  leid»* 
ten  (Erfolgen,  bie  ein  Organ  biefer  Art  an  ft'd»  felbft,  ohne 
Joinjutritt  geiftiger  Ausbilcurtg  unb  fyäufia.  ohne  SNübe  er= 
tingt ,  ju  taufdjen  5  bal»er  jene  SSerirrungen  bei  förperjid»  gut 


288  »eclamation 

auegeftattcten  Scbaufp.n,  meldte  burd»  heble,  aller  feinen 
SRuancirung  entbehrenbe,  fcbmülfrige  unb  blc$  fcbreienbe 
35.  auf  bas  ^ublifum  *,u  mirfen  fachen,  Jpier  ft'nbet,  wie 
eine  geiftreiebe  grau  bewerft,  eine  s2lrt  blep  ferperlidjer  23es 
getfterung  fratr;  bas  Untevgeorbnetrte  am  Aünftler,  bas  blope 
Organ,  hevrfebt  hier  über  bas  publicum,  nid)t  fein  ©eift, 
feine  2luffaffung,  fein  58erftinbnifj  befjen,  mas  er  sorjutras 
gen  bat.  £ie  £>.  mufj  zugleich  aus  bem  #erjen  Bemmen; 
oielen  nnferer  Scbcnrebner  auf  ber  SBüfyne  bagegen  ft$t  fie 
nur  auf  ber  3ungc  unb  jmifeben  ben  3ibnen  unt<  wirb  wie 
ein  tobtes  metallifd)  glanjenbes  Sing  ebne  Inhalt  tum  ben 
Sippen  gefprubelt.  SDiefer  gehler  laftet  befenbers  auf  unfern 
jungen  Liebhabern  unb  «Öelben»  welche  häufig  ben  SNuttfc  *,u 
t>cll  nehmen  unb  ftatt  ju  fccclmnivcn  nur  reben,  befenbers 
bei  ben  Abgängen,  bie  ber  mcberne  Siebter  burd)  alles  9)tög= 
liebe,  felbft  burd)  .^eime  ju  oerfiärfen  fudjen  mufj,  bamit 
nicht  er,  fenbern  ber  ©cfoaufp.  applaubirf  merbe.  (?s  gibt 
Diele  Collen,  bei  benen  ein  moblflingenbeS,  polles  Organ 
unerläßlich  ift;  ein  (Jarlos,  ein  SDiar  »piccclemini  mit  einem 
tief;  fdjneibenben  cber  ftumpfen  Organ  mürbe  bei  ber  treff= 
lidjften  2?.  bas  ^ublit'um  Don  pernherein  gegen  ftd)  ftimmen; 
bagegen  gibt  es  anbere  JRcllen,  in  benen  ein  ju  volles,  Hins 
genbes  Organ  faum  fo  gute  Dienfte  leiften  mürbe,  als  ein 
febneibenbes,  ftumpfeS,  fegar  ein  wenig  beifereS ,  nur  fein 
abfelut  mififlingenbee  cber  fehlerhaftes.  4>ierju  rechnen  mir 
befenbers  bie  Sntriguants,  bie  fcbletdjettbeo  Sööfemidbiet ,  bie 
niephiftephelifcben  Staturen,  mie  SSurm  in  .Rabale  unb  Siebe, 
SMephifrepbeles  im  goetbe'febeit  5'auu^'  5^*03  9Rowr  in  ben 
JRaubern,  JHicharb  III.  im  f0affpeare'f<ben  <8tücf  gl.  9L  unb 
anbere.  £>iefe  fortrefflid)  }u  beclamiren  reicht,  bei  guter  23es 
nu§ung  unb  criarafreriftifdher  Qluffauung ,  ein  mittleres ,  oft 
felbft  fchmadjes  ober  fdjarfes  Organ  t»olltemmen  hin ;  ein  cell: 
triftiges  muß  ftd)  bagegen  bei  bem  Vortrage  fold?er  ^artieen 
gefliffentlid)  bämpfen.  £>es  t»erftorbenen  2>es>rient  Organ 
tonnte  man  eben  fo  menig  als  ein  fchenes  bejeidmen ,  mie 
gegenmirtig  bas  Organ  Senbelmann'e;  aber  bei  beiben  mürbe 
unb  wirb  biefer  Mangel  nicht  empfimben ,  ta  fie  ibv  Organ 
ganj  ihrem  StoUenfadje  anjupaffen  mußten.  )Bas  tie  SD. 
felbft  betrifft,  fo  tfr  mehl  bas  erfte  aber  auch,  untergeorbnetfte 
(E'rforberniß ,  ba$  ber  SDecIarattenbe  bie  3L'orfe  richtig  aus= 
fpredie  unb  betone  (f.  3lusfprad»e,  Wccent  unb  23eronung>, 
tute  es  bas  erfte  aber  aud)  untergeerbnetfre  (Srforbernip*  für 
einen  ©tnliften  ifr,  t>a$  er  ortl;ograpbifd)  rid)tig  fdjreibe;  bie 
ridjtige  2lusfprad)e  unb  ^Betonung  ber  einzelnen  SBorte  tft 
eben  nur  bie  Orthographie  ber  ÜBortragsfunft.  Gtr  muß  fer; 
ner  bie  @a$$etd>en  mohl  beadjten ;  Diele  fenft  rrefflicbe  unb 
pon   tnnerm  geuer    getriebene  @d)aufp.    »errücfen  fie  unb 


Declamation  289 

fprtngen  über  ft'e  muthwillig  hinweg,  biß  ber  5lthem  (f.  2lthem= 
holen)  ihnen  oerfagt  unb  ft'e  an  einer  ungehörigen  ©teile  ein= 
Ralfen  muffen.  Sin  Vortrag  biefer  2lrt  erhält  einen  unan= 
genehmen  coupirten  GFharafter.  ©erabe  bie  3nterpunctionen 
bezeichnen  allein  bie  nothwenbigen  Stafläeiten,  wo  bie  ©timme 
ein  SHedit  hat,  auöjuruhen,  um  bei  gehörigem  5lthem  ju  bleu 
ben.  $.  21.  SCBolff,  burdb  bit  23orrrefflid>Eetr  feinet  SBortragS 
berühmt,  äußert  hierüber:  ,,baß  (Somma,  baß  GEolon,  ber 
9>unEt,  bie  iluerufungö  =  unb  gragejeiaVn  ftnb  fprecbenbe 
flöten  für  ben  25eclamator."  25aö  gefdncfte  Slthemholen  tfl 
ein  mecbanifcbeg  Hilfsmittel  für  baß  (Gelingen  einer  2).  Hören 
mir  aud)  hier  bie  eben  angeführte  Slutorität.  „Sie  ©efchicfs 
lidbfeit,  ju  rechter  3eit  Sltbem  ju  holen",  fagt  SBolff,  „ift 
öon  foldber  S5Md)ttgr"eit ,  ba£  ft'e  einen  3meig  ber  Stebefunft 
btlbet  unb  ft'd)  ben  ©tubien  ber  Stecttation  unb  2>.  anreiht. 
33iele  ©djaufp. ,  unb  mehr  nod)  ©dhaufpielerinncn,  übereilen 
ihre  Slthemjüge  bermafen,  baf  tß  ihnen  fo  unbequem,  alö 
ben  3uhörern  unangenehm  unb  ängftlid)  wirb.  2)er  Sflad)- 
tbeil,  ber  barauö  für  ben  SBohlflang  ber  ©timme  entfieht, 
tfr  ju  oermeiben,  wenn  man  ftd)  3ett  nimmt,  bie  ©tärfe 
unb  Sluebauer  feinet  3lthem6  genau  prüft,  bie  paffenben 
JRuhepunft  auswählt  unb  feine  ©timme  niemals  fo  auegibt, 
ba£  man  ihrer  nidjt  mehr  9J?eifter  bleibt.  SEftan  ift  immer 
frarf ,  fo  fdjwad)  man  aud)  erfdjeinen  mag,  wenn  man  mit 
feinen  Gräften  Haus  ju  galten  üerfreht."  üßorauegefe^t,  ba$ 
bie  2).,  bie,  nebenbei  gefagt,  weber  monoton  nod)  ffngenb 
fein  barf,  ridjtig,  oerftdnblid)  unb  beutlid)  fei,  Maß  bie  2lu6= 
fpracbe  ber  2Borte  unb  ben  Vortrag  im  Slllgemeinen  betrifft, 
fo  gehören  jur  2).,  menn  fte  auf  fünfllerifdien  Sßerth  2ln= 
fprud)  machen  will,  noch  höhere  geiftige  <£igenfcbaften.  ©ie 
mup  aud)  fdwn,  .ebel,  immer  aber  charafterifiifd)  fein.  dß 
reicht  nicht  blo$  hin ,  baß  2Bort  an  ber  rechten  ©teile  ju  be- 
tonen, fonbern  aud)  baß  SBort  im  ©a£e,  auf  welchem  ber 
Snhalt  beß  ©a£eö  beruht  (f.  23etonung),  ja  felbft  einen 
Hauptfa^,  einen  «£auptbegriff  in  einer  5Retf>e  oon  ©ägen  unb 
^Begriffen  heroorjuheben.  Hierju  gehört  fcbon  ein  innigeres 
SSerftdnbnif  beß  2>id)ter$,  ein  tiefered  ©efühl;  hierzu  gehört 
fogar  fritifcbeä  Unterfcbeibung6t>ermögen,  maß  nicht  Tillen 
gegeben  i(l  unb  cor  Sltlem  befonneneö  ©tubium  fetner  Stolle, 
waß  gegenwärtig  immer  feltener  ju  werben  pflegt.  Wlit  ben 
groben  umb  ©eneralproben  unb  bem  blof  en  SWemoriren  allein 
ift  eß  i)iex  nicht  abgethan.  ©in  Talent  bilbet  ft'd)  in  ber 
©tille,  fagt  ©oethe,  aber  aud;  bie  richtige  2).,  benn  aud) 
ber  ©djaufp.  follte  fo  gut,  wie  ber  ©elehrte,  feine  ©tubier= 
ftube  unb  feine  ©tubierftunben  haben,  ©djön  foll  ber  SSors 
trag  fein,  aber  nicht  blof  ©diönrebneret  unb  am  wenigfren 
foll  über  bie  blofe  ©chönhett  beß  JBortragö  bie  eigentliche 
Shcatetsfiflcifon.    H.  19 


290  Declamation 

@bara?terfhf  uerfdumt  unb  »ergeffen  werben.  <i$  gibt  9ioU 
len,  wie  ©emdlbe,  bie  ftdb  burd>  ein  gewiffeä  .£ellbunfel, 
nid)t  burd)  bloß  gldnjenbeei  Kolorit  auejeidjnen.  liefern 
4?ellbunfel  foll  ber  Äünfller  nadifpüren  unb  alle  Nuancen 
unb  üerfreeften  Pointen  fetner  Stolle  in  ber  25.  wieberjugeben 
fudjen.  <£ierju  gehört  bie  malenbe  ober  malerifdje  25. 
25urd)  dbarafteriflifdjen  23ortrag  fann,  roie  oben  gefagt  wor= 
ben,  aud)  ba$  fdjwadje  unb  trumpfe  Organ  wirfen.  SEBolff 
brüdt  ft'd)  hierüber  fdjön  in  ben  2Borten  auä:  ,,2lud)  bie 
fd)led)tefle  ©timme  rann  gefallen,  wenn  man  ft'e  geltenb  ju 
machen  weiß.  3n  ber  £anb  eineö  ©rümpere?  jerreißt  uns  eine 
(Jremonefer  ©eige  bie  Ofjren,  wabrenb  ber  ÜKeifler  au*  bem 
elenbeften  Snfhument  nod)  angenehme  £öne  ju  enfloden 
weiß."  25urd)  eigentlich  djaraftertfrifdien  SBortrag  jeidjnete 
ft'd)  früher  25et>rient  unb  Grßlair,  je^t  ©enbelmann  auei;  ben 
gebilbetflen  unb  fdjönften  Vortrag  entwickelte  SBolff,  wie 
überbauet  bie  goetbifdje  ©djule  in  SBeimar,  wobin  aud) 
2Boljf6  noeb  je£t  lebenbe  ©emablin  gebort;  £emm  recitirte 
oortrefflid) ,  feine  25.  war  ben  Umftanben  nad)  balb  ebel, 
febön  unb  gemeffen,  balD  djarafteriflifdt  marfirt;  aber  er 
walte  ju  fiel  unb  würbe  oft  in  b^ben  QJartieen  unbeutlicb; 
aud)  bie  (Srelinger  jeiebnet  ft'd)  burd)  bie  SSortrefflidjfeit  ber  25. 
auö,  wäbrenb  unfere  jüngere  ©djule  im  allgemeinen  auf  25.  we= 
niger  ju  geben  fdbeint  unb  ft'd)  ju  forgloö  geben  läßt.  3ur  polls 
fommenfren  Statur  beugt  ft'd)  (Jßlair'e  gebtegener  Söortrag  jurücfj 
im  Jpod)patbetifd)en,  4Ü>eroifd)en  jeiebnet  ft'd)  unter  ben  ©djaus 
fpielerinnen ,  beren  Sorjug  feltner  bie  25.  ifl,  ©opbie  ©d)rö= 
ber  aug.  3bnen  reiben  ft'd)  in  größerer  ober  geringerer  £reff= 
lidjfeit  beö  beclamator.  Sortragö  an:  £öwe  unb  9lnfd)ü#  in 
2Bten,  3ofl  unb  25abn  in  Söiündjen,  25öring  unb  9Wbri£ 
in  Stuttgart ,  25eorient  unb  $5auli  in  25re$ben .  bie  25amen 
JRettig,  25abn,  25effoir,  Cinbner,  leerere  burd)  naioen  SSors 
trag,  u.  91.  9Waß  ju  balten,  felbft  in  ©teilen  ber  böcbflen 
£eib"enfd)aft  unb  ein  hoblet,  berjlofeö,  tobfüd)tige£  unb  $un= 
genfertigees  $atbos  31t  fliehen,  bleibt  Hauptaufgabe.  @o  fagt 
3Bolff:  ,, «Stellen,  wo  ber  25id»ter  bie  #cube  einer  großen  ©eele 
in  2lugenblicfen  beö  ©ebretfenä  unb  ber  ©efabr  jeidjnen  will, 
wirb  ber  oerflänbige  ©diaufp.  mit  ber  größten  (Jinfacbheit, 
mit  gemäßigter  ©timme,  fafl  mit  einer  2lrt  oon  9lad)läfft'g= 
teit  oortragen,  unb  jemebr  fein  Vortrag  oon  bloßer  25.  ent= 
blößt  ifl,  je  fdjöner  unb  würbiger  wirb  er  fein.  25emunge= 
ad)tet  boren  wir  folebe  ©teilen  bäuftg  mit  $)omp  unb  9)a= 
thoe^  beclamiren,  of)ne  ba^t  bie  3ufd)auer  im  geringfren  ibre 
Unjufriebenbeit  ju  erfennen  geben,  im  ©egentbeil:  wir  feben 
folä>e  Mißgriffe  oft  mit  SBeifall  belobnt.  Erfennen  wir  bar= 
auö,  wie  fdtwer  eö  für  ben  ©djaufp.  ifl,  ft'd)  felbfl  Einhalt 
$u  tf) un  unb  wie  notbwenbig,  baß  er  ein  großem  Urtbeilö= 


Declamation  291 

»ermegen  (f.  b.)  beft'ßc,  um  ft'ch  oon  bem  ÜBeifaU  ber  9Henge 
nicht  rauften  ju  laffen."  Oft  führt  bie  ©ucbt,  au$  einer 
Stelle  efwaö  9ceue6  ju  machen,  bte  feltfamften  Grrrreme  in 
ber  2>.  einjelner  ©teilen  herbei,  fo  bennert  ber  fonft  treff= 
liebe  9tott,  ftebenb,  im  SBallenjrein  bie  ÖBorte:  „bie  ©terne 
lügen  nidbt"  u.  f.  ro.  mit  ber  »ollffen  Araft  feiner  ©timme 
herauf,  roabrenb  fie  (-rfjlair ,  fil-senb ,  ganj  flüchtig,  fafi 
tonloä  hinwirft.  9iur  eine  ber  betben  SSortragöweifen  fan$ 
hier  bie  richtige  fein  —  wabrfcbeinlicber  noch  aber  feine  oon 
beiben.  23efonber6  erforbert  ber  Vortrag  r»on  SSerfen  großen 
©tubium;  ber  23ers  barf  nicht  r-ollfommen  »erwifebt  »werben, 
aber  man  barf  ihn  auch  nicht  ju  hörbar  machen,  inbem 
man  ihn  feanbirt  ober  fingt,  hierüber  fagt  Xied :  „23aron 
wie  ©arrief  mürben  baburch  berühmt,  baf  ft'e  ben  falfchen 
©efang  oerbannten  unb  bie  Statur  wieber  einführten.  Unb 
immer ,  um  nur  wieber  baö  ©eringe  unb  Nüchterne  ju  »er* 
meiben,  weichet  freilief»  böcbft  wtberlicb  ift,  fallen  grope 
Talente  auf  biefen  ©efang ,  auf  einen  ft'ch  aufbaufdjenben 
Ion  jurücf ,  um  3artlichf eit,  SBürbe,  ©chmer*  ober  2Ser= 
jmeiflung  ausbrühen  ju  fönnen.  3ener  falfche  ©efang 
herrfdjt  auch  je§t  auf  unferm  beutfehen  Theater  faft  allents 
halben  unb  bie  meifren  ©cbaufp.  miffen  wirtlich;  nicht  mehr, 
roie  fie  2>erfe  anterS,  al6  mit  biefem  unangenehmen  £on= 
fall  oortragen  follen.  ©ewijj  bie  febwerfte  Aufgabe,  immer 
nur  ju  fprechen  unb  boch  ber  ©ache  angemeffen,  ftetö  wür= 
big,  au^brutfer-oli,  in  jebem  ©eufjer,  im  leifefren,  mie  im 
ftärfften  Xon  bes  ©efübte  bk  Dichtung ,  bie  Seibenfchaft 
reben  ju  laffen!"  £ie<f,  berühmt  alö  Sorlefer  unb  Qtclaz 
matov,  hat  mohl  ein  Siecht  über  ben  gef preßten,  fteljfüjjis 
gen  Vortrag,  ber  im  ©anjen  auf  unfern  23ühnen  oormals 
tenb  ift ,  fo  ftreng  \\x  urtheilen.  Stwäbnt  mufj  noch  werben, 
baf  nichts  ben  gebunbenen  ©ang  ber  2).  mehr  unterbricht 
unb  hinbert ,  ale  mangelhaftes  9Jcemoriren ,  bat  SBenigfre, 
ma£  man  boch  oon  einem  ernftlich  ftrebenben  «ftünfiler  oer= 
langen  fannj  bie  £>.  fommt  bann  gar  nicht  jur  SSeftnnung, 
mäbrenb  ft'ch  ber  ©cbaufp.  unabldfft'g  beft'nnen  muf  (f.  2kcent, 
23etonung,  ©efhculation,  SDfimtE,  Stecitation  u.f.w.).  23ergl. 
Xieä'ä  bramaturgifche  23latter  unb  ty.  21.  SBolff  $  bie  unb  ba 
jerfrreute  bramaturgifche  2luffdöe  ;  ferner  bie  SSJerfe  oon  ©cho= 
djer:  „©oll  bie  Siebe  auch  immer  ein  bunfler  ©efang  biei= 
ben?"  Stambach:  „Fragmente  über  £>.";  üßielefelb:  „über 
3).  in  mebicinifefaer  unb  bidtetifcher  £inftcht";  Sarioe :  „Cours 
de  D.,  divisc  ea  douze  seances";  2Bö£el:  „  ©efdj.  ber  £). 
nach  ©chocher'ö  5bee";  bie  SBerfe  »on  ©olbrig,  ©ieoerS, 
©eefenborf,  Äernbörfer,  Sbürnagef  ei  treffliche^  23uch  :  „%^efü 
rie  ber  ©chaufpielfunft"  u.f.ro.  —  2)  («Oiuftf).  2>ie  9Wobift= 
cation,  welche  ber  ©dnger  im  23ortrage  ben  Sönen  unb  2Bor= 

19* 


292      Declamatorik        Declainatorium 

ten  gibt ;  fte  ift  einer  ber  widttigften  3weige  ber  J^ör)ern  @e= 
fangefunft  unb  bemnad)  if>r  ©tul>ium  für  ben  ©änger  uner= 
Iäfjlidj.  2lud)  bie  muftfal.  25.  crr>eifc^t  genaue  Äenntnif  ber 
25.  im  2lügemeinen ,  eine  funftgeredjt  gebilbete  ©timme,  bie 
jeber  SHuancirung  beö  £one$  fettig  ift;  genaue^  Slbmeffen  ber 
»orbanbenen  Araft  unb  ted>nifd)e  gertigfeit;  ferner,  ba  ber 
mufifal.  25eclamator  nur  bie  sJD?elobie  be$  Homponiften 
wieberjugeben  bat ,  ba&  genauefte  Eingeben  unb  <?rfaffen  ber 
6ompoft'tion.  25ie  muftfal.  25.  ift  tbeitt  frei,  tc>etlö  burd? 
bie  Sttelobie  bebingt;  erfteret*  j.23.  im  Stecitatice ,  wo  bem 
©anger  meb.r  ©elbftftänbigfeit  gelaffen  ift,  fo  bafi  er  bem 
©prad>beclamator  ndber  ftebtj  letjtereö  in  allen  melobiöfen 
formen,  weldje  bie  Slonfraft,  wie  ben  SEonfortfcbritt  bebin= 
gen.  ffieral.  bie  2lrt.  2lbfa§,  Sltljembolen,  2lusbrucf,  ©es 
fang ,  ©timme ,  Vortrag  u.  f.  w. ;  alöbann  außer  ben  oben 
genannten  2Berfen  nodj  befonberS  ©djmibgen:  über  bie  Qru= 
ybonie,  Ceijnig  1714  unb  3tellftab:  SJerfudj  einer  2Seretni= 
gung  ber  muftfal.  unb  oratorifdjen  25.  (H.  M.) 

Declamatorik  (Sleftf).),  bie  «Kunft  ber  25eclamation 
unb  bie  £ef)re  über  biefe  «Äunft. 

Declamatöriitni.  Öeffentltcr/er  SSortrag  rebnifdjer 
.Äunftfertigfett.  Grntweber  geben  9tebefünftler  für  beftimmte 
3we<fe  ober  33üf>nen  bei  befonbern  ©elegenljeiten  bergleid>en 
25. en ,  in  benen  eine  StuSwabJ  öon  rebefünftlerifdjen  J2lufga= 
ben,  gewöf)nlid)  ofme  innern  3ufammenljang  untereinanber, 
ausgeführt  werben;  ober  ber  Vortrag  oon  ©ebidjten,  fo= 
wobl  ernfter  aU  fjumoriftifdjer  Senbenj,  ift  ein  wefent= 
lieber  Zbeil  eineö  <£oncerte6.  %üv  Sühnen  ift  bad  25.  oft 
ein  2lu$weg,  an  Sagen  eine  SBorfteUung  ju  geben,  meldte 
burd)  gefefclidje  2Jorfd)rift  niebt  ju  btefem  3wecf  e  benu$t  wer= 
ben  bürfen ,  wie  $.  23.  bie  SBorabenbe  grof er  «ftirdjenfefte  u. 
f.  w.  9Han  fudjt  bann  fowotyl  burdj  bie  3ufammenftellung 
ber  oorjutragenben  25id>tungen,  alö  befonberä  burd>  5Bertr>eis 
Iung  bei  ©eetgneten  an  bie  SJortragenben,  baö  ^Publifum  an« 
jujieben.  25od)  gelingt  et*  feiten,  bie  2lufmerffamfeit  beffel= 
Ben  bura>  bergleidien  ^r°buctionen  auf  bie  25auer  einiger 
©tunben  ju  feffeln  unb  ber  (Jinbrucf ,  ben  25. en  madjen,  ift 
meift  unbefriebigenb.  ftür  bie  2lu«füfyrung  einzelner  25idV 
tungen  b,aben  ft'dj  folgenbe  Erfahrungen  fjerauögefteüt :  <2rnts 
weber  wirb  au$wenbig  gefprodjen,  ober  ber  9tebenbe  lieft  baö 
SBorjutragenbe  ab.  25af  felbft  im  letzteren  galle  bie  25ia> 
tung  oollftänbig  auöwenbig  geraupt  fein  muf ,  oerftebt  ftd> 
wobj  »on  felbft  unb  gilt  bat*  23ud)  ober  9Hanufcript  nur  für 
eine  (Jntfcfyulbigung ,  wenn  ber  JRebenbe  feinen  Vortrag  nid>t 
mit  ber  ganjen  «Kraft  ber  SWimif  unb  ©efticulation  unter: 
ftütjt.  25te  SBebingungen  beö  JRaumeö  unb  ber  Umgebung 
hemmen  in  biefer  «£inft$t  ben  SRebner,  befonberö  wenn  er 


Decoration  295 

au*  ©4auf».  ifr,  ungemein  unb  eß  ifr  baber  meifl  t>ortbeil= 
baft,  wenn  ber  JRebenbe  bie  25id>tung  faVinbar  ablief!.  25ie 
©efriculation  ifr  bann  burdj  baß  J&alten  beß  93ud&e$  befdjränft 
unb  muß  ft'dj  in  5lnbeutungen ,  im  Slttöbrucf  be$  9luge6  unb 
in  wenigen  Bewegungen  ber  red&ten  J&anb  begrenzen,  ©in 
fcübnengerecbter  23orfrag  oon  Monologen  unb  25iebtungen,  in 
benen  leibenfebaftlicbe  ©eelenjufränbe  $u  fdrilbern  ftnb,  würbe 
im  GFoncert  ober  25.  an  unredtfer  ©teile  fein  unb  eine  ge= 
wiffe  Stube  in  Haltung  unb  Vortrag  ifr  befonbenS  ju  emefeb= 
len.  2116  ein  Uebelflanb  erfrfteint  ber  fett  bem  legten  3abr= 
jebenb  fafr  allgemein  geworbene  Vortrag  bumorifHfd>er  @e= 
bidjte  in  €oncerten,  ©oire'en  unb  2lbenbunterbaltungen.  25er 
Jtomifer  t>on  %a<b  t)at  f)iex  mit  großen  ©djmierigfeiten  ju 
fämpfen.  25ie  9Iu6wabl  geeigneter  bumorifrifdier  25irf)tungen 
ifr  fo  gering ,  9leueß  wirb  fo  gebietertfdj  »erlangt ,  ber  (Erfolg 
tft  fo  ungewiß  unb  ber  23ortragenbe  fo  febr  in  feiner  gewobn= 
ten  ®eife  burdj  ben  Mangel  beß  Sofrümö ,  ber  23übne ,  ber 
SJcitwirfenben,  geläbmt,  ba$  ftdj  ben  5lnforberungen  unb  (Jr* 
Wartungen  beß  ^ublifumö  gegenüber  nur  feiten  ber  beabe 
füfctigte  (JinbrueE  errei#en  läßt.  25ie  Slnjabl  ber  oorbanbee 
nen  25eclamation$gebidbte  bumoriflifrfjer  SEenbenj  oon  (Saftellt, 
©apbir,  ©ubifc,  ©rfjneiber  u.  a.  m.  tjr  jwar  groß,  aber 
ber  3?eij  mit  bem  einmaligen  Vortrage  berfelben  au*  meift 
erlofdjen.  &ß  wäre  ju  wünfdjen,  ba^  ber  Vortrag  foldjer 
25i*tungen  auf  ben  Leitern  gefellfiaftlicben  Ärete  befäränft 
bliebe,  ba  ftd»  baß  Äomifrfje  feiten  ber  notbwenbigen  (£m= 
pfänglidjfett  bei  einem  (Soncerrpublifum  erfreut.  25aß  bie 
äußere  £rfd>einung  beß  SSortragenben  frets  bie  forgfältigfre 
unb  elegantere  fei,  bebarf  wobl  faum  ber  Erwähnung.  (L.  S.) 
Decoratiön  (£edm.),  SSerjierung,  23übnenmaleret 
unb  23übnenbe?leibung ,  baß  ©anje  ber  materiellen  £ülfg= 
mittel,  burrfi  wel*e  bie  23üftne  felbftfränbig  Ort  unb  3eit 
ber  oorge&enben  Jpanblung  jur  Slnfdjauung  bringt,  ©o 
tft  bte  25.  jufammen  mit  bem  Qtofrüm  bat  wiajtigfle  23et= 
werf  ber  ©djaufcielfunfr ,  unb  a\ß  foIAeS  oon  großer  unb 
mannigfadj  in  baß  innere  Seben  ber  25arfleIIung  eingreifen: 
ber  23ebeutung.  A.  (©efebicrjte).  25a$  Saubgebänge  unb 
bie  bunten  25ecfen,  beren  ft'dt  Zfyeßpiß  jur  Slbfredhmg  unb 
23egrenjung  bei  Staumeß  bebtente,  auf  bem  feine  @*aufr. 
foielten,  erhoben  ftcb,  mit  ber  2lu6bilbung  bei  gried».  %i)eas 
texß  *u  jener  frabtlen  ©cene  ober  25. ,  mit  weld&er  bie  23übne 
ju  2ltben  fpäter  »rangte.  25ie  ganje  buttere  2Banb  beß  fiogeton 
(f.  alte  23übne,  23b.  I.  ©.  63)  nahm  ein  ©erüfl  ein,  an  wel= 
*em  bie  ©cene  befeftigt  würbe.  25er  untere  %b,eil  berfelben 
ungefähr  12  ^uß  borf),  war  frarf  auß  J6olj  gebaut  unb  freute 
»lafhfdj  beroortretenb  bie  ©egenfränbe,  namentlt*  bei  ©e= 
bäuben,  nacb  tbren  wirflid^en  25imenft'onen  bar.    Heber  bie* 


294  Decoration 

fem  fcflflef>cnbcn  Steile  war  ber  übrige  Xfyeil  ber  2).  entwe» 
ber  auf  L'einwanb  ober  «&olj  gemalt.  2$or  ber  <Scene  war 
ein  2  3oü  breiter  3tif  ((Sanal)  im  $)obium,  burcb  weldjen 
ber  JSorbang  (Aulaia)  emporfteigen  i onnte ,  wenn  bie  2).  bem 
23li<f  ber  3ufcbauer  entjogen  werben  follte.  2Öar  bie  2).  auf 
Seinmanb  gemalt,  fo  beftanb  fte  aus  2  Steilen,  bie  redjts 
unb  linfs  aueieinanber  gejogen  mürben,  menn  oerwanbelt  unb 
ein  batyinter  aufgehelltes  2.  2>ecorationsbilb  ft'cbtbar  werben 
follte.  2Bar  fte  auf  -£ol$  gemault ,  fo  befranb  fte  aus  ein* 
jelnen  ©cbeiben ,  bie  nebeneinanber  jur  &eite  fortgefebeben 
unb  (Jatablemen  genannt  mürben.  (Einige  neuere  2lrd»dos 
logen  wollen  ben  gried).  Malern  feine  Aenntniß  ber  $er= 
fpectioe  jugefteljen,  inbem  fte  nad)  einigen  aufgefunbenen 
©tubenmalereien  auf  ben  ©tanbpunft  ber  2).  =  maleret  fa)lie= 
ßenj  aber  ^bjlofrratug  unb  ber  ernft^afte  9?linius  fpred^en 
ju  wohlgefällig  »on  bem  Crinbrucf,  ben  bie  ©cenenbilber 
bert>orgebrad)t ,  als  t>a$  bie  Malerei  wirf  lieb  fo  fd?led)t  ge= 
wefen  fein  fönnte.  2)a  SSerwanblungen  feiten  waren,  fo 
mußte  bie  2).  allerbings  oielerlei  ©egenftänbe  auf  einmal 
oeranfdjaulicben  unb  obne  bie  Jtenntniß  ber  ^erfpectioe  würbe 
bies  ganj  unmöglich  gewefen  fein.  2Bir  lefen  im  2Sitruo,  baß 
ein  fürftl.  ^allafr,  in  ber  SDJitte  mit  ben  befannten  3  Spüren, 
oon  benen  bie  mittelfte  bie  „föniglidje"  bieß  (f.  alte  23üf)ne), 
linfs  bie  @tabt,  reifte  bas  Wleex,  ein  2ßalb,  ein  £afen  u. 
f.  w.  auf  einer  @cene  unb  ben  bajugebörtgen  (Satablemen 
bargeftellt  war;  unb  es  tft  baber  niebt  glaublid),  ba$  nidjt 
eine  größere  a$oUfcmmenb,eit  erreicht  worben  fein  follte.  3n= 
benen  ifi  ber  3meifel  entfcbulbigt,  ba  ft'dj  fein  Sübnengemälbe 
erl>alten  bar,  wonaefe  man  je£t  aus  eigener  2lnfcbauung  urtbei= 
Ien  fönnte.  2>as  röm.  £beater  (f.  bie  2).  eines  röm.  Xfyeaterä 
auf  ber  bem  25b.  I.  $>.  2.  betgeg.  Sitbograpbie)  war  jwar  eben= 
falls  an  bie  3urüftung  gebunben,  an  welcbe  bie  2>.en  (Siparia) 
befefiigt  würben,  ging  aber  febon  in  ber  2>arftellung  bes  Crtes 
weiter.  2Benigfrene  jeigt  uns  baß  große  Jlupferwerf:  11 
Teatro  d'Ercolano,  pon  ^iraneft  1783  eine  tragifdje,  eine 
fomifebe  unb  eine  fatijrifcbe  2).  unb  unterfcfceibet  fte  in  feft« 
flebenbe  unb  bewegltcbe.  23ei  allen  ft'nben  ft'd)  audj  bie 
3  SEbüren  wieber,  wooon  bei  ber  faü)rifcben  2).  bie  mittelfte 
(föniglidje)  burcb  einen  ungebeuren  5eM*en  'n  e'ne  ®wtte, 
bie  linfe  in  einen  Stempel,  bie  redete  aber  in  ein  S&obnbaus 
fübrt.  ©ämmtlicbe  25. en  ft'nb  gut  gejeiebnet  unb  muffen  aud> 
gut  gemalt  gewefen  fein.  (Jntfcbiebene  Jpinneigung  jur  9?ra<fet 
gibt  ftd)  übrigens  auf  biefen  2lbbilbungen  funb,  wie  fid)  bies 
febon  annäbernb  aus  ber  großen  *Prad)t  ber  (Sofrüme  unb 
2tufjüge  wäbrenb  bes  ©pieles  annebmen  lap.  $la<b  bem 
ftalle  9iomS  tritt  eine  Sücfe  in  ber  Xfyeatera.eföidjte  ein  unb 
wir  ft'nben  erft  in  ben  firdjlicben  ©djaugeprängen ,  fo  wie  in 


Decoration  29. > 

ben  barauS  fjeroorgegangenen  Sötefrerien ,  SDtoralitäten  unb 
SWiraclen  bie  2).  mieber.  93et  ben  frübeften  2>arfiellungen 
biefer  2Xrt  benu^te  man  bie  ©toffe  ,  mit  benen  bie  Atrcfjen  bei 
fefrlidjen  ©elegenbeiten  gefcf/mücf t  mürben  alö  2). ,  fo  mie  btc 
SDcefgemänber  alö  (£ofrüm.  ©pärer  nahmen  ft'e  einen  grofjs 
artigem  S^arafter  an  unb  beburften  eineö  eigenen  ^fjeater^. 
(Smile  üöcorice  in  feiner  Histoire  de  la  Mise  en  Scene  depuis 
les  Rlysteres  jusqu'au  Cid,  $)ariö  1836,  gibt  unö  eine  oolls 
fränbtge  llnterfud)ung  über  bie\e  23üf)ncn  be&  ättittelalterS. 
<iv  beroetft,  bafj  anfangt  bei  ^Projefftonen  unb  feierlichen 
dinjügen  an  »erfduebenen  Orten  23übnen  aufgefdjlagen  roa= 
ren ,  auf  benen  jebe^mal  nur  eine  Scene  bargeftellt  mürbe, 
fo  ba$  man  eine  SDcofrerie  im  Sorbeigeben  ©cene  für  ©cene 
fdjauen  tonnte.  25a6  SBoljIgefallen  bee  SSolfa  an  tiefen  2>ar= 
fleüungen  führte  inbeffen  balb  ben  23au  eigener  23üf)nen 
gerbet,  bie  oft  oon  aufierorbentüdjer  ©rcfie  maren.  2>a 
SJermanblungen  im  21ngeft'd)t  bei  ^ublifumö  bamalö  nid)t 
befannt  maren,  fo  maren  23üf>nenbilber  ber  »erfdnebenen 
Orte,  an  benen  bie  «£anblung  ber  SÜKöfrerie  oorging,  ringS 
um  bie  23üf)ne  Ijer  aufgehellt,  fo  bafj  man  fofort  alle  25. en 
überfein  Bonnte;  mobei  nod)  ju  bemerfen  ifi,  bafj  jebe 
einjelne  mit  einer  SEafel  oerfe^en  mar,  auf  melier  in 
lat.  ©pradje  ber  bargeflellte  ©egenflanb  bejeidmet  ftanb. 
2>ie  gemöbnlicbfre  Grintljeilung  ber  23üf)ne  mar  inbeffen  in  3 
©tagen  übereinanber;  oben  ba&  tyaxabicö  mit  einer  be= 
fonbern  2lbtf>eilung  für  ben  «öimmel  unb  ben  £f)ron  ©otte$, 
in  ber  SUcitte  bie  (£rbe,  unten  aber  bie  ^ötle.  2>ie  £6Ue 
mar  fo  lange  mit  einem  Solange  bebedt,  bi$  eine  ©cene 
in  tf>r  gefpielt  mürbe,  bagegen  blieb  $parat>ie$  unb  <£rbe  fretö 
frei.  Sttan  fann  ftdj  faum  einen  23egriff  oon  ber  ©rbfje 
biefer  Sühnen  machen,  menn  alte  ©djriftfreller  oon  mef>r  alö 
100  oerfdjiebenen  25. en  fpredjen,  bie  in  ber  Stbtfyeilung  @rbe 
neben  einanber  aufgehellt  maren.  2Bie  biefe  25. en  aber  be= 
fdjaffen  gemefen,  barüber  fefjlt  un£  alle  ©ennfjfteit,  ba  ftd) 
feine  Slbbilbung  au$  jener  ^eit  erhalten  r>at ,  bie  SSefdireü 
bungen  aber  unbefiimmt,  unEIar  unb  oft  miberfpredjenb  lau= 
ten.  2Ba$  inbeffen  bie  Ößxadjt  ber  2lu$fübrung  anbetrifft,  fo 
fommen  alle  9cad)rid}ten  f)ier  überein.  9Jcit  ber  Grntftefjung 
ber  meltlid>en  Sweater  jeigten  ftd)  audj  bie  Slnfange  ber  nod) 
je?t  gebraucr/lidjen  2>.en,  freiließ  fefjr  einfad),  ja  meifrentbeilö 
auf  SDraperien  unb  Solange  befäränft.  2Öie  bie  altengl. 
unb  altital.  Sühnen  in  biefer  ^inftdjt  befd)affen  maren,  jeigen 
2lbbilbungen  bei  Zi)eatexlexicon$.  (Sine  2).  ber  früf).  franj. 
SBübne  f.  in  ber  Mbbilb.  ju  23b.  II.  <£>.  2.)  SEBir  mad)en  nur  auf  bie 
Safel  aufmerf fam ,  meldje  beim  S£beater  Steb  23ull  (f.  23b.  II., 
^eft  1)  im  J^intergrunbe  oor  ber  ©arbine  aufgehängt  ifl  unb  bie 
25.  ber  ©cene  anbeutet.  SSJtit  bem  ©nbe  bei  16.  Safyrl).  mar  ba6 


296  »ecoration 

2>.6s2Öefen  in  Stalten  fcbon  febr  t>o<b  gefriegen.    <£6  haben 
ficb  9lbbilbungen   aue  jener  3eit  erhalten,   btc  einen  @tanb= 
punft  ber  33ür)nenhülf0mttfel  anbeuten,  wie  et  je§t  faum  ir= 
genb   porbanben  ifr.     ©rbfje   unb   5luögebebntbeit  ber  25. en 
eifern  mit  ber  9)bantaft'e  unb  ber  trefflichen  Sluefübrung  um 
ben  freies.     35ie  2lrcbitectur   gefiel  firf)  befonberä  in  unge= 
heuern  Kombinationen  unb   enblofen   ^Perfpecfiüen ,   bagegen 
befunbet  ftch  in  ber  2)ar(rellung  oon  SBoIfen,  beä  Oh)mp$, 
beä  £artaru$  u.  f.  n>.   ein   fo   pbantafrifcbeö ,    ja  poetifcbeö 
Clement,   wie  faum  in   neuefter  3eit  gefunben  wirb.    25a$ 
ganje  17.  Sabrb.  mar  befonberö  reich  an  prächtigen  unb  im 
größten  üDcaaßfrabe  aufgeführten  25. en,  namentlich  bei  Opern. 
SDcerfwürbig  ifr  in  biefer  -Beziehung  ba$  1(>68  in  9Bien  ber= 
auegefommene  2Berf:    II  homo  d'oro,    testa    teatraie,    bie 
SSermäblungeoper  Äaifer  Seopolb  1.  barftellenb.    23  oerfcfne= 
bene  25. en  biefer  Oper  geben  ben  25emeiö,  bafj  9llleä,  was  ge* 
genwartig  23übnenpracbt  genannt  wirb,  faum  an  bie  geringere 
3abl  biefer  Opern  =  25.en  oon   J668  binanretebt.    (£ä  ftnben 
ftcb,  35. en  barunter,  in  benen  4  oerfebtebene  ©lorien  (f.  b.) 
unb  ftlugroerfe  in  ^Bewegung  ft'nb.    Säger,  «£afen,  SEempel, 
©arten,  alled  im  größten  SDcaaßfrabe  unb  großartig  aufgefaßt. 
SBalletS  oon  60,  ©efeebte  oon  80  ^erfonen;   glugwerfe,   in 
benen  nahe  an  100  ^erfonen  auf  bie  23ürme   berabfteigen, 
jeigen,  ba$  man  biefe  23übnenmittel  fcbon  ju  jener  3eit  bis 
jurn  Uebermaaße  anmenbete.     25ie  Oper  in  25reöben  unter 
grtebrtcb  9lugufr,  fpater  bie  Oper  ju  SDJabrib  unter  garinelli'S 
25irection,   bie  ju  9)?annbeim  unter  @arl  SEbeobor  unb  enb« 
lieb,   bie  parifer,   t>on   benen  ftdb   fämmtlidb  5lbbilbungen  er= 
halten  haben,  geben  ben  33etoetö,  ba$  bi&  ungefähr  1760  oiel 
©roßartigeres  in  25.en  geleiftet  morben  ifr  alö  fpater.  9lllers 
bingS   fyat  ft'dj  feit  jener  3eit,   namentlicb  aber  oon  1810  an 
eine  anbere  Stiftung  im  25.6  =  2Befen  geltenb  gemacht,  unb 
jmar  ba6   SBabre,  Naturgemäße,  weniger   nacf>  bracht  als 
nacb  3tid)ti$eit  frrebenb.      25ie  parifer   SEbeater  gehen  feit 
1820  in   biefer  SBejiebung  allen  übrigen  mit   nacbabmungd= 
wertbem  SBeifpiel  ooraus  unb  nacb.  unb  nach  übertragen  ficb  bie 
bort  angenommeneen  ^rin^ipien  auch  auf  bie  beutfeben  ÜBübnen. 
B.  (SEecbuifcb).  2lllerbmg6  flehen  einer  entfebiebenen  9tatur= 
Wahrheit  auf  ber  33ühne  große  ^»inberrtiffe  entgegen.  25iefelbe 
©röße  bee  5Kabmen3  für  3immer  unb  freie  ©egenb,  bie  gornt 
ber  Souliffen,  bie  farblofe  gläcbe  beö  23oben$,    bie  mangels 
haften   ÜDtittel  ber  ©offitten  paraloft'ren  junädbft  felbft  ba$ 
au$gejeicbnetfte  2Sühnenbilb,  für  welche^  ber  SDtaler  eigentlich 
nur  bie  J&intergarbine  bat.    25iefe  9)cängel  unb  beren  mög= 
liebe  öefeitigung  ju  befpreeben,   fei  ber   ©egenfranb  biefeö 
Slrtifelö.    25ie  unoeränberte  ©röße  bcö  23ühnenrahmen^  fteht 
junäcbfr  jeber  SGBar)rf>eit  bei  2).ö  =  Silbeö   entgegen,    2Benn 


Decoration  297 

ein  drmlidjeä  3immer  in  bemfelben  Stammen  erfdfjeint,  ber 
furj  juoor  eine  ©frage,  einen  Stempel,  einen  SGBalb  einge= 
fdloJTen,  fo  roirb  frfwn  baburcfc  jebe  2Bar>rf>eitf  bie  allerbingö 
immer  nur  annähernb  fein  fann,  oernidjtet.  25ie  großen 
engl.  Sühnen  unb  nacft  ihnen  au*  neuerbingS  einige  parifer, 
oerengen  burd»  #erablaffen  ber  25raperie  (f.  b.)  unb  burcfj 
2?orfd)ieben  beS  Manteau  d'Arieqnin  (f.  9lt>ant  =  ©cene)  bie 
SBübne  jebeemal,  wenn  kleinere  9täume  bargeflellt  werben 
follen.  ©anj  abgefehen  con  ber  SBahrhett  bee  SBühnenbilbeS, 
gewinnt  aui>  ber  25ar|reller  burd)  bcn  befdjränfteren,  gemifFer= 
maßen  heimlidten  9taum  ben  Sortheil  eines  concentrirteren 
©pteleS,  beffen  wohltätigen  (Einfluß  bie  größten  Sühnen« 
l ünfHer  aller  3eiten  anerfannt.  Sei  einer  folgen  Serengung 
beS  JRaumeS  muß  aber  befonberö  auf  eine  fcfcärfere  ^erfpecttoe 
JRücfffdjt  genommen  werben ,  weil  fonfr  bie  ©eitenlogen  beS 
3ufd>auerraumeS  leidet  bie  oollflänbtge  Ueberft'djt  bee  Sühnen« 
bilbeS ,  befonberS  nad)  ben  ©eiten  hin  ,  oerlieren.  25ie  Ser« 
wanbfung  aus  einem  fleinen  ärmlidjen  3immer  in  Straße, 
ober  SBalb,  etneö  ©efängnijfeS  in  ben  ©aal  eines  ©djloffeS 
u.  f.  w.  gewinnt  bann  mit  ber  eintreten  ben  Sergrößerung 
beS  SühnenbtlbeS  große  SBabrheit,  ja  erjl  ihre  redete  Sebeu« 
tung ;  burd>  bie  Serengung  beS  StahmenS  wirb  aud)  baS  ge= 
fdloffene  Sweater  bei  3immer=25.en  unb  bie  wagerecfete  25ecf e 
möglich;  Sorjüge,  beren  wohlthätiger  Einfluß  auf  bie  25ar= 
frellung  ft'd)  entfdneben  bewährt  haben.  2luf  ben  engl.  Sheae 
tern  befielt  bie  25.  eines  3immerS  flaft  ber  J&intergarbe  auS 
3  ©tücf en ,  t>on  benen  2  auS  ben  (Soulijfen  bis  jur  SOtitte  ju* 
fammengefd»oben  (flats),  baS  3.  als  25ecfe  r»on  oben  herab« 
gelaffen  wirb.  25a  bie  engl.  ©dmufp.  ftctö  r>on  ber  Seite 
unb  nur  in  feltenen  fällen  burd)  bie  Wlitte  auftreten,  fo  ge« 
winnt  ber  Sttaler  entweber  eine  ^nflerwanb  für  ben  4?inter= 
grunb  ober  eine  ©eite  beS  3immerS,  in  ber  fufj  feine  Schüren 
befünben.  3lls  SKufrer  für  3immer  =  25.en  aller  5lrt  tfl  baS 
Theatre  dn  Gymnase  dramatiqupi  in  $)ariS  aufjufrellen.  25ie 
©efdjloffenheit  bee  SlaumeS  ifl  hier  öollfränbig  unb  bie  ganje 
33ühneneinrid?tung ,  2lufflellung  berSHeubel,  Sertheilung  ber 
Spüren,  ftenfter,  Äamine  u.  f.  w.  fo  wahr  unb  ber  2Bir£s 
lidjfeit  entfpredsenb,  baß  wohl  jebe  Sühne  bahtn  ffreben  follte, 
biefer  nadjjuahmen.  25ie  alte  conoentionelle  jorm  einer  beut« 
fdjen  3immer«25.  mit  3  SEhüren  im  J&intergrunbe ,  erfdjeint 
in  ber  5£r>at  häufig  wiberft'nntg,  namentlidj  wenn  §ur  'Seite 
genfrer  auf  ber  ^intergarbe  angebradjt  ftnb,  gleid)  baneben 
in  ber  legten  ©ouliffe  eine  ^abinetöthür ,  bann  wieber  ein 
Jenfrer  unb  wo  möglid»  weiter  oorne  nodj  eine  Shür  nöthig 
ifr.  SBollte  man  ben  ©runbbriß  mandher  3immer  =  25.en  ents 
werfen,  fo  würbe  man  bie  abfolute  Unmöglidhfeit  unb  3Biber= 
ftnnigfeit  eines  folcfeen  Arrangements  einfehen.  Sei  gefdjloffes 


298  Decoration 

nett  25. en  fprtngen  biefe  Uebelftdnbe  fo  beutlid»  in  bte  2fugen, 
baß  ft'e  »on  felbft  wegfallen.  3n  ben  2irti?eln  25raperie  unb 
©offitten  ift  auf  bie  ÜDZangelbaftigfeit  ber  jetzigen  3immer= 
beefen  f)tngen>tefen  unb  audb,  fjicr  ftellt  ftd>  bae  gefcbloffene 
£beater  als  2lu6?unft$mittel  beraue.  2>ie  Jpanbbabung  einer 
borijontalen  Decfe,  welche  fici>  auf  bie  Seifen  unb  Sinters 
wdnbe  einer  gefcbloffenen  2).  auflegt,  ift  Eeineewegeö  fo 
febwierig,  alt  ber  jetzige  ©d)lenbrian  ft'e  gern  barftellen 
möchte.  2Benn  bie  2>ecfe  ft'd)  in  jiuet  «fcdlften  jufammen= 
Elappt  unb  flad)  aufetnanberltegenb  auö  ber  obern  9)tafAis 
nerie  herunter  gelaffen  wirb ,  in  ber  nöthigen  Jpöbe  ftd) 
aber  auöeinanber  f läppt  unb  fo  bte  2)ecfe  fdjlieft,  fo 
ift  nur  einige  Vorrichtung ,  bei  ber  Jpanbbabung  aber  nur 
einige  SSorft'cfct  nötbig,  um  ebne  ©toefen  ju  »erwanbeln. 
2Benn  bie  2).  ben  9kt  auefptelt  (f.  b.),  fo  follte  baö  ge= 
fdjloffene  2r>eater  um  fo  beftimmter  »erlangt  werben  bürfen. 
2)ie  bittet  baju  ftnb  aud)  in  bem  2lrt.  (Soultffe  (f.  b.)  bes 
fproeben.  2)ie  farblofe  %lä<be  be6  Sobenß,  welcbe  im  SBalbe, 
in  ber  ©träfe,  im  ^Jrunffaal  unb  im  JCerfer  biefelbe  bleibt, 
ift  ein  gweiteS,  aber  nod)  wtdbfigeretf  Jöinbernif  für  i>ie  SBahj« 
t)eit  beö  23übnenbilbee(,  befonberö  in  SSerbinbung  mit  ber  fenf* 
reebt  abgefebntttenen  gorm  ber  (Souliffen.  3n>ar  wirb  bei 
Etüden,  bie  auöfpielen,  j.  23.  ganebon  u.  a.  auf  einigen 
23übnen  wobl  ein  £eppid)  ausgebreitet,  maebt  aber  eben  ben 
fonft  ftattft'nbenben  Mangel  um  fo  fühlbarer.  3"  einer  ftels* 
gegenb,  SBalb  unb  ©arten  bringt  baö  gleidjförmtge  23ierecf 
biefer  farblofen  gldcbe  einen  unangenebmen  unb  jebe  SBabrs 
b,eit  oerniebtenben  <5inbrucf  t)ert>or.  2Bie  ft'dE»  f>ter  baö  ©es 
eignete  erreichen  liefe,  ift  jwar  alö  febwierig  anerkannt,  aber 
burdjauö  niebt  unmögücb.  2)ie  großen  engl.  £beater  wenben 
bter  etnjelne  ©tücfe  entfpreebenber  bemalter  Seinwanb  an, 
bie  ben  ÜBoben  oon  einem  @anal  gum  anbern  belieben, 
aber  bem  Ueberblicfe  ein  jufammengebörigeö  ©an$e6  jetgen. 
©in  ©traf  enpflafter ,  ein  SBalbboben  unb  mebrere  3immers 
teppiebe  genügen  f>ierbet  jundebft  ben  erften  Slnforberungen. 
3fr  bte  23reite  be$  9)obium$  r>on  einem  Sana!  jum  anbern 
8  ^uf ,  fo  b'ib'en  aueb  bie  einzelnen  Seinwanbftücfe  biefe 
23reite  unb  werben  in  ber  untern  SDiafdnnerie  get)anbbabt.  9?ac£) 
ber  ftolge  ber  SSerwanblung  in  einem  ©tücfe  ftnb  btefe  Der* 
febiebenen  23cbenbecfen  aneinanber  gereibt  unb  werben  »on 
einem  (Sanol  jum  anbern  über  baß  $?obium  gebogen.  sJietbig 
ift  ba%u  an  bem  obern  JRanbe  bee"  (SanalS  eine  fortlaufenbe 
Steibe  oon  langen  JRolIen,  über  welcbe  binweg  ftd>  bie  Heim 
wanb  leiebt  bewegen  Idfr.  ftolgt  alfo  im  ©tütf  3imtner, 
SBalb,  3tmmer,  ©träfe  auf  einanber,  fo  würben  3  23oben= 
berfen:  3immer,  2Balb  unb  ©traf  e  an  einanber  gebeftet.  2>ie 
erfte  2>ecfe  liegt  beim  Slnfjteben  be$  23orbange$.    2Birb  oer= 


Decoration  299 

wanbelt,  fo  werben  bie  3immerteppicbe  gleichzeitig  in  bie 
Kanäle  binabgejogen ,  worauf  ber  baran  geheftete  SBalbboben 
erfcbeint;  bei  ber  2.  33erwanblung  wirb  biefe  ^Bewegung  ju= 
rücf  gemalt  u.  f.  f.  Stnb  SSerfenfungen  nötbig ,  fo  ift  auc& 
hier,  bei  einiger  23orjtcf>t,  ber  3wec£  leidjt  ju  erreichen. 
2tUerbinge5  bietet  in  biefer  ^»inftc^t  bie  Grinrtcbtung  mancher 
33übne  fafir  unüberwtnblicbe  «Scbwiertgfeiten  bar;  aber  bie 
9fotbwent>igfeit  ber  Slbrunbung  bei  Sübnenbtlbeg  wirb  mit 
ber  3eit  aueb  bie  jwecfmäßtge  25arfreUung  bei  %u$boben6 
gebieterifcb  »erlangen.  SNangelbaft  ft'nb  inbeffen  befonberS 
2ßalb;,  ©arten  =  unb  Straßen  =  25.en  nacb  bem  je£t  befteben= 
ben  formen.  25er  2£alb  wäre  am  beften,  fratt  ber  natur= 
wtbrtgen  SBaumcoultfTen ,  bureb  eine  Jolge  »on  23aum|räm= 
men  über  bie  ganje  33reife  be$  Xfyeatevß  unb  bi$  in  bie 
Jpälfte  ber  2?übne  f)erunterf)ängenben  23aumfofft'tten  ju  er= 
reiben.  25urcb  eine  foldje  25.  ift  eine  große  23erfd)iebenartig= 
teit  in  ben  2L*alb  =  25.en  {jerjuftellen.  <&tatt  ber  Soffitten 
entfränben  fobann  eine  2lrt  oon  Jpalbgarfcinen,  beren  6  r>er= 
fdnebene  mit  £aub  =  unb  9tabelbolj  ober  gruebtbäumen  ju= 
gleich  allen  23ebürfntffen  genügen  werben.  3e  narfjbem  eine 
biefer  6  £albgarbinen  bie  »orberfte  iii,  cbarafteriftrt  fieb  ber 
SBalb.  25te  baju  geborigen  Stämme  werben  bann  in  6a= 
nälen  bewegt  unb  febieben  ft'cb  oon  ber  Seite  auf  bie  Sßübne, 
fo  bafi  man  in  5  ober  6  Steigen,  je  nach  ber  3abl  ber  je§t 
nötb/igen  (Soultffen  einen  naturgemäßen  2ßalb  ftef)t,  jwifd&en 
beffen  Stämmen  beroor  ft'cb  jeber  auftritt  leicht  unb  natürs 
üch,  gehaltet.  25ie  je£t  gebräuchlichen  SEBalbfoffttten  beuten 
auf  biefe  ©inriebtung  frfwn  t>in ,  ft'nb  aber  fo  unnatürlich 
ihn  ihrer  5orm,  ba$  man  ernftlicb  an  ihre  enblicbe  83e= 
feitigung  benfen  foUte.  25er  9)ieh,rbebarf  an  £einwanb  für 
bie  J^albgarbinen  wirb  bureb  bie  bann  wegfaüenben  <Sou= 
liffen  aufgewogen  unb  bie  25arftellung  würbe  in  foleber  25. 
an  Slbrunbung  unb  3ufammenbalt  unfrreitig  gewinnen.  5ur 
©efeebte,  große  Xruppenjüge,  überhaupt  folebe  Scenen,  wo 
SDtaffen  nötbig  ftnb,  aber  beffer  bem  Stuge  halb  entzogen 
werben,  ift  bie  2L*alb  =  25.  nach  biefer  Slngabe  befonber^  jwecf= 
mäßig ,  ba  jwifeben  ben  23aumftämmen  im  «£intergrunbe  bie 
$)erfonen  nur  unbeutlicb  erfannt  werben.  23ufcbwerf,  ein 
am  23oben  liegenber  23aumframm,  große  «Steine  jwifeben  ben 
aufrecbtftebenben  «Stämmen  oertbeilt,  geben  bem  23üf>nen= 
bilbe  bann  nod)  größere  2Babrbeit.  Ceicbt  läßt  ft'cb  auch  bie 
Steibe  ber  «Stämme  fnmmetrifcb  orbnen  unb  oieüeicbt  einen 
2Beg  bura^  ben  SBalb  quer  über  bie  23übne  anbeuten.  9?oc& 
größere  Mängel  treten  bei  ©arten  =  25. en  beroor.  @ine  Caube, 
einige  blübenbe  Sträucber,  ein  paar  bie  unb  ba,  jerftreute 
SBäume,  werben  gewöbnlicb  in  2Balbcouliffen  geftellt.  25ie 
«Öintergarbine  aber  begnügt  fta)  bie  Slueftdjt  auf  einen  ©ar= 


500  Decoration 

ten,  meiftenö  im  grofartigfren  engl.  Stnle  mit  fternft'chten, 
2Bafferfällen ,  -Brüden  u.  bgl.  *,u  geben.  .Reine  Spur  oon 
Sttlleen,  SWafenplä^en,  -Blumenbeeten  u.  f.  w.,  unb  bocb  wären 
bergleicben  2lnorbnungen  fo  leicht.  2Bo:ju  biefe ,  oller  Statur 
$ohn  fprecbenbe  Steine  oon  Baumcouliffen  mit  ihren  fen?= 
recht  abfcbneibenben  «Seiten  nad>  ber  Bühne  ?  J&ier  ifr  noch, 
SlUeö  ju  thun ,  benn  nerfi  ifr  nicfctö  ober  oielmehr  fafr  nur 
2Biberft'nnige$  gethan.  Bei  einer  ©trafen  - 2).  aucb  eine 
wirflicbe  Strafe  abbilben  ju  reellen ,  erfebeint  tabelnewertb, 
weil  eine  unbelebte  Strafe  nicht  benfbar  ifr  unb  wollte  man 
ft'e  nach  ber  gewöhnlichen  9täumlicbfeit  beleben,  bie  5lufmerf= 
famfeit  oon  ber  J^anblung  abgezogen  werben  würbe.  (Sine 
<&de,  ein  Borbau,  Cni  de  sac,  eine  SDtauer  ober  Bubenreibe 
im  Jpinfergrunbe ,  weit  oorfpringenbe  Seitenbäufer,  ein  J&of 
mit  oerbedter  Slueft'djt  auf  bie  Stabt  u.  f.  w.  erfebeinen  hier 
jwedmäfiger.  Sehr  mangelhaft  ifr  auf  ben  meifren  Sühnen 
auch  bie  Sluffrellung  praftitabler  Käufer.  3<t  e$  eine  freie 
©egenb,  fo  lehnt  man  bati  Jj?au6  an  eine  2Palbcoulifje  unb 
oernidjtet  fo  jebe  2Babrbeit;  ift  e&  fn  ber  Stabt,  fo  paft 
häufig  baö  praftitable  Jpauö  nid)t  %u  ber  CFouliffe,  an  ber  es 
lehnt.  £ben  fo  mit  praftitablen  Schüren  unb  genftern ,  bie 
feiten  ben  richtigen  Ort  einnehmen.  Ueberhaupt  ft'nb  ber 
Sttängel  noch  fo  oiele  unb  fo  hanbgreifltcbe ,  baf  e$  eigenr* 
lieh  einer  oollftänbigen  Umgefralfung  be$  jeßigen  2).652Befen$ 
bebürfte.  So  2lu$gejeicbnefe6  auch  gegenwärtig  oon  9EWän= 
nern  tvie  Giceri  in  sparte,  Sfanftelb  in  Sonbon,  ©erfl,  ©ro* 
piu£  unb  Aöhlcr  in  Berlin,  <£ocbi  in  Hamburg,  Beutler  unb 
^Primaoeft  in  (Saffel,  9lrrigcni  in  Bresben,  Sflüblborfer  in 
Mannheim,  %xie6  unb  £>_uaglio  in  SJcünchen ,  SRoüer  unb 
Shibaut  in  ^etere^burg  unb  be  $ian  in  SBien  geleiftet  wirb, 
immer  befchränEt  ftch  bie  2öirfung  ihrer  SEBerfe  bureb  bie  fchon 
genannten  Uebelfränbe,  über  bie  man  nun  einmal  nicht  hin« 
auöjufönnen  fcheint.  häufig  ft'nbet  man  böcbfr  ©elungeneS 
in  ber  Malerei  ber  J&infergarbine,  weil  fyiev  bev  Äünftler 
uneingeengt  oon  herfommlichen  Bübnenconoenienjen  frei  unb 
mit  fünfrlerifcbem  Bewuftfein  fchaffen  fann  unb  wir  erinnern 
fjier  an  bie  auögejeicbneten  2).6s2Ber!e  ber  Berliner  Bühne 
unter  bem  ©rafen  -Brühl,  in  benen  ftch  burcfjgängig  ©ewiffen= 
haftigfeit ,  r>ifrortfcf»e  Streue  unb  grof  artige  Sluffaffung  be* 
funbet;  aber  fo  wie  eine  folebe  2).  auf  ba&  Theater  fommt, 
bie  fchlecht  beleuchteten  Soffitten  ben  £immel  ober  bie  2>ede 
bunfel  laffen,  bie  Seitencouliffen  mit  ihrer  gebrochenen  $)er= 
fpeefioe  bae  Bilb  in  einen  falfchen  9tahmen  faffen,  bie  un= 
erträgliche  ^arbloftgfeit  unb  Oebe  be£  %u$bobenä  barf  tom* 
men ,  jeigt  ftch  auch  bie  überlegtefre  ©irfung  paralofirt.  ©h* 
ber  ^ecoroteur  nicht  biefe  £inberniffe  beftegt,  oerbeeft,  um= 
geht,  wirb  baö  Xtyeatex  wohl  oortrefflidj  gemalte  ^intergarbinen 


Decorationsmalerei  301 

(9>rofpecte),  aber  feine  25.en  f)aben.  25er  9taum  erlaubt  leiber 
nidjt  in  eine  weitere  »Prüfung  beö  25ctailö  einjugetyen,  boa>  ftn^ 
bet  ft'd>  baß  9cetbtge  in  jebem  emjelnen  2lrt.  befprodjen ,  weö= 
balb  »uir  baß  SBettere  auf  biefe  oerweifen  muffen.    (L.  S.) 

Decorationsmalerei,  unterfcbeibet  ftd>  in  ihrer 
SBefenfyeit  »ollfrdnbig  oon  allen  ©attungen  ber  SJcalerei  über= 
fcaupt.  Smmer  nad)  ben  gegebenen  23ebingungen  arbeitenb,fann 
ber  25.Ö  =  SDlaler  nur  febr  feiten  ber  eigenen  fcböpferifcben  (£r= 
finbung  folgen;  wdfyrenb  ber  £tfroriens,  £anbfd)aft$  =  unb 
SBlumenmaler  in  ber  ©rille  eines  5lttelier$  feine  ganje  Siebe 
bem  gewählten  ©egenftanbe  juwenbet,  bebingt  bk  2).  baß 
gügen  beß  Jtünftlers  in  bk  öerfdnebenfien  üBorfebriften,  2len= 
berungen  unb  23ebingungen  ber  oorbanbenen  Söiittel.  23on 
ihm  werben  gleid>  ausgebreitete  Äenntniffe  in  allen  %äd)exn 
ber  «ftunft  »erlangt.  <£r  "foll  QlltertbumSforfcfyer,  Äenner  ber 
23aufrnle,  ber  SanbfaWtsmalerei  fein,  ©r  foll  bk  reinfte 
unb  fdjönfre  §orm,  wie  baß  baroWefie  unb  oerjerrtejre  2Be= 
fen  ber  flüchtigen  SDcobe  oeranfdjauliaVn  fönnen.  2)a$u  bic 
Iarmenbe  Umgebung  ber  nötigen  ©efyülfen,  baß  Unfaubere 
unb  Jpanbmer?6mäfige  ber  tedjnifcf/en  SDftttel  unb  bic  uns 
banbbare  ©röpe  ber  23ilber,  bk  oft  biß  ju  3000  E^ufj  üm= 
faffen.  %LUeß  bieg  jeigt  beutltcfc,  n>ie  r»erfd)ieben  bk  «ftunfr 
ber  25.  oon  jeber  anbern  ©attung  ber  SSttalerei  ifr.  <5rr)ält 
ber  SDJaler  ben  Stuftrag  ju  einer  neuen  2)ecoration,  fo  lieft 
er  junädifr  bk  bram.  25id>tung  aufmerffam  burcf»  unb  beginnt 
bann  no4|  frifa>  mit  bem  ©inbrucfe  beß  ©anjen  feine  23or= 
flubien  für  baß  ju  fd&affenbe  Äunftwerf.  ©efcbidjtSs  unb 
Aupferwerfe  werben  nad^gefdjlagen ,  baß  eigene,  gewöbnlidj 
reichhaltige  Portefeuille  burdjgefeben,  bann  mit  bem  Siegiffeur 
befprodjen,  wo  berfelbe  für  baß  fcenifc&e  Arrangement :  $tf)ü= 
ren,  genfer,  23rücfen,  praftitable  Aufgange,  SEreppen  u. 
f.  w.  gebraust,  worauf  baß  23ilb  im  kleinen  entworfen 
wirb,  um  fowofjl  als  ©fijje  für  bk  fpdtere  Ausführung  im 
©rofen  ju  bienen,  alß  befonberä  bem  2>iebter  unb  (Eompo= 
nifren ,  wenn  biefe  am  Orte  felbfr  leben ,  ober  bem  SRegiffeur 
unb  ßapellmeifter  »orgelegt  ju  werben.  9lun  folgt  ber  Äo* 
fienüberfcblag  binftcbtlicb,  ber  färben,  beß  nötigen  £oljWerfe$ 
jur  Auffleifung  u.  f.  w. ,  fo  wie  bk  fofortige  Anfertigung 
ber  Sifcbler  unb  Sc&lofferarbeit  für  bk  Souliffen  unb  @e£= 
(rücf gejrelle ,  um  fpdter  nicbt  aufgehalten  ju  werben.  2>a$ 
25ecorationebilb  wirb  nun  nadj  gefcbebener  Auffpannung  unb 
©runbirung  ber  Seinwanbfläcben  nadb  ber  ©fijje,  bk  ju  bie= 
fem  3wecfe  mit  Linien  quabrirt  wirb,  angelegt.  25ie  Auf= 
fpannung  gefcbiebt  entweber  auf  bem  2>telenboben  eineä  bin* 
reicbenb  großen  @aaleö  ober  bängenb,  tok  in  Crnglane,  wo 
tß  §.  33.  in  bem  großen  Conboner  Sbeater  an  Siaum  fefjlt 
unb  an  ber  funterflen  SBanb  beß  23ühnenraumö  gemalt  wirb, 


502  Dedekind  Degen 

wähjenb  t?cm  bie  5lbenbt>orftellung  fratt  ffnbet.  ftüx  biefe  2Irt 
fcetf  9)calen6  wirb  eine  &orri*tung  angewenbet,  bie  na*  2lrt 
ber  franv  J&äufer  =  5lbpu£gerüfte  burd)  SBinben  bo*,  niebrig 
unb  na*  beiben  «Seiten  }u  ftellen  tfr.  2>ie  «£ülfe  Slnberer 
bei  ber  2luefüf)rung  im  ©regen  ift  urtabweieli*  unb  ber  2).ö= 
fOlalex  bat,  wäbrenb  er  felbflr  bef*äftigt  ift,  au*  eine  ge= 
naue  9lttfft*t  über  feine  ©erjülfen  aueijuüben.  3ft  bie  2>e= 
coration  fertig,  fo  freut  ber  SRalet  ft'e  juerft  felbft  auf, 
inftruirt  ben  Sfjeatermeifrer  über  bie  genaue  9lufftellung  unb 
ftellt  3<erfu*e  mit  ber  mbgli*ft  effecftwllen  93efeu*tung  an. 
hierin  bae  (Geeignete  ju  treffen ,  ift  eine  ber  f*wiertgften  unb 
wi*figfren  Aufgaben  be6  2). ei  s  2)calerö ,  weil  au*  bie  gelun= 
genfte  Sftalerei  in  falf*em  ober  ungenügenbem  2i*te  mangels 
baft  erf*eint.  £>at  ber  2). 6  =  sJJcaler  na*  ben  Angaben  beö 
JWegiffeurö  unb  bem  SJebürfmf  beö  Arrangement^  ©efcftütfe, 
Sbüren,  genfter  u.  f.  w.  na*  ri*tigem  Serbältniffe  »er; 
tbeilt,  fo  barf  weber  ber  Stbeatermeifter,  no*  fonft  irgenb 
jemanb  eigenma*tig  bie  Stellung  berfelben  »erdnbern,  obne 
bie  Einwilligung  bes  SDcalere.  Uebertjaupt  wirb  ber  Einfluf, 
ben  ber  SDtaler  auf  ba&  tägli*  erf*einenbe  23üf>nenbilb  ha- 
ben follte ,  no*  bei  öielen  Sühnen  oerfannt  unb  ift  bte  2>e= 
coration  einmal  fertig  unb  im  ©ebrau*,  fo  f*altet  JRegiffeur 
unb  Sbeatermeifter  bantit  letber  oft  na*  bem  augenbli<fli*en 
33ebürfnifj ,  ohne  9tücfft*f  auf  bie  erfte  3bee  beä  SDcalerö. 
£>aber  bie  wtberftnnige  23ertbeilung  ber  Spüren  unb  anberer 
Uebelftdnbe,  bie  f*on  im  porigen  2lrt.  befpro*en  werben 
ft'nb.  @ut  tft  eö  baber ,  wenn  bem  £beatermaler  in  biefen 
33e}iebungen  ni*t  allein  ba6  9te*t  jugeftanben ,  fonbern  bte 
$)fli*t  auferlegt  wirb,  baß  SDecorationewefen  ber  tdglt*en 
SJorftellungen  ju  beaufft'*tigen.  (L.  S.) 

Dedekind,  l)(griebrt*),  ju  anfange  beö  16.  Sabrb. 
ju  9ceuftabt  geb.,  f*rteb  geiftli*e  <S*aufpiele,  ate :  2)er 
*riftli*e  JRitter  au6  bem  6.  Gapitel  *u  ben  Epbefern ,  in  ein 
geiftli*  @ptel  üerfaffet,  erf*ien  1590)  bann:  9ceu*riftli* 
©ptel  oon  einem  beerten  SPapiften.  2)aö  meifte  2luffeben 
ma*te  aber  fein  Grobiamis,  ber  au6  bem  lat.  Original  3mal 
in&  25eutf*e  unb  Engl,  überfe^t  würbe,  Er  fr.  1908  al6 
Snfpector  unb  $)aftor  ju  Lüneburg.  2)  (Sonftanttn  Ebrü 
ftian),  faiferl.  gekrönter  tyoet  unb  *urfä'*f.  ©teuercafftrer, 
f*rieb  unter  bem  tarnen  Soncorbin:  ^eilige  9JfOrrbenbldrter 
u.  f.w.,  2)reöben  lfi65;  2lltanienö  wertbefter  J&irtenfna6e  ftila- 
reto,  ebb.  lGf>5}  neue  geiftli*e  @*aufpiele,  ebb.  Ifi70j  2)a»ibi= 
f*e  ^»erjeneiluft,  2eip-,ig  1680  u.  e.a.    <Sx  ft.  1697.    (R.S.) 

Desen  (JReguif.),  ein  gerabeö,  lei*teö  unb  f*maleö 
©eitengewebr,  t»erf*ieben  bur*  feine  Set*tigf eit  oom  tyaU 
laf*  unb  ©*werte,  bur*  feine  gerabe  9ti*tung  »om  @abel. 
SDcan  unterf*eibet  ben  großem  @tof  b.,  ber  lang,  fpt$, 


Deianira  Deinliardstein  303 

breifdmeibig  unb  boblgefcbliffen  ifr  unb  jum  fpan.  (Eofrüm 
gebort;  ben  fleinem  ©tofib.  (9?arifer,  bleutet  unb 
©alanterteb.)  mit  feinem  unb  jierlicbem  ©riff,  ber  im 
18.  3af>rf).  twn  faft  allen  <Btaatß-  unb  J&ofangefrellten  ges 
tragen  würbe,  je£t  nur  nod)  bei  febr  wenigen  23eamten  r>or= 
fommt;  unb  ben  gewbbnl.  Öffijierb.,  für  ©tofj  unb  Jöieb 
eingerichtet  unb  bafyer  mit  einem  boblauögefcbliffenen  Stücfen 
ferfeben.  3um  D.  gebort  baß  Portepee  (f.  b.),  b.  ©ebenfe 
(f.  b.)  unb  Äuppel  (f.  b.)  (B.) 

Deinnlra  (SWntb),  f.  Jperculeö. 

Deinölochus,  @omöbienbid)ter  auf  ©icilien  unb 
©cftüler  beß  (?pid»armu$  (f.b.)J  er  ^ai  oie^  3ur  ^nrwicfelung 
ber  Somöbie  beigetragen.  (W.  G.) 

Deinhardstein  (Subwig  gran*),  Gfenfor  unb 
SBicebirecfor  am  23urgtbeater  ju  2Bien  ,  geb.  1789  ebenbaf. 
2113  9?ad)folger  beö  »ortrefflidjen  Dramaturgen  &.  &b-@d)reös 
»ogel  (<L  91.  2Befr)  (f.  ©djrenüogel)  bat  25.  einen  fdjweren 
©tanb;  bie  SBegeifterung ,  weldte  ©djreooogel  in  feiner  ©tels 
Iung  für  bie  SBeförberung  ber  bram.  ^oeft'e  aU  Äunfr  an 
ftcf»  entwirf elte ,  pflegt  nid)t  3ebem  eigen  ju  fein;  bod)  gilt 
baß  Jöofburgtbeater  nod)  jeßt  alß  eine  «ftauptpflegeftatte 
ber  böbcren  bram.  *Poeft'e,  jüngerer  bram.  wie  barftellenber 
Talente.  Daö  (?nfemble,  weld>e6  baß  £ofburgtbeater  gegens 
warfig  nod»  bietet,  ft'nbet  ftd)  in  gleidjem  ©rabe  ber  33or= 
trefflid)feit  nicftt  leidet  wieber ;  bieß  (f  nfemble  in  gleicher  £reffs 
licftfeit  *u  erbalten  ifr  fdjon  eine  Aufgabe  unb  ibre  Söfung 
alle£  iobeß  wertb.  D.  bat  ftd)  aud»  ate  £beaterbid)ter  einen 
bebeutenben  tarnen  erworben,  ©ein  Äünfrlerbrama :  «öanö 
&a<t>ß,  2Bien  18-29,  ifr  practifcb,  gearbeitet,  Doli  gelungener 
CEbarafterifrif  unb  bietet  in  einzelnen  Stollen  bem  barftellens 
ben  ÄünfHer  trefflidje  ©elegenbeit  ftd)  au^jujeidjnen.  D.'$ 
übrige  Dramen  ft'nb  weniger  jur  Darftellung  unb  jum  allges 
meinen  Stufe  gelangt.  SJcebrere  baoon  entbalt  bie  Sammlung: 
Stbeater  oon  Deinbarbfrein ,  2Bien  1827.  J&ierunter  ifl  bat 
am  meifren  bidtterifdje :  bie  oerfdjleierte  Dame,  ein  fleineS 
anmutbigeö  Sufrfpiel;  anbere  ft'nb  rübrenben  @bara?ter6,  nie 
bie  Dramen:  ber  ©aft  unb  gloretta.  Dura?  effectreidje  S3ür>= 
nengefdudlicfef'eit  jeidjnet  ftd)  nod)  baß  <RünfHerbrama:  ba$ 
23ilb  ber  Danae  auß.  ©eine  übrigen  ÜBübnenfrücfe  ft'nb: 
SBoccaccio,  ber  <£goift,  ein  Sufrfpiel;  9ftarimilian'6  23rauf= 
fabrt  unb  baß  £ufrfpiel:  ©anrief  in  23rifrol,  ©ien  1834,  weis 
<f>eß  mit  grofem  23eifall  gegeben  unb  felbft  in  baß  Grngl.  übers 
fe§t  worben  ifr.  33übnengered)tbeit  unb  grofje  (3e\vanbtf)eit 
ber  ©pradje,  gefcbtcfte  ©cenenfolge  unb  ©lanj  beß  23erfeö 
jeidjnen  feine  Dramen  oorjüglid)  au^.  D.  ifr  aufjerbem  ans 
genebmer  Snrifer,  JReifebilbner  (@fijjen  einer  Steife,  SBien 
1834)  unb  ^ritifer ,  alß  k^terer  befonberö  tbätig  in  ben  oon 


504  Uejaure  Dejazet 

tt)m  gefdncft  unb  umftdjtig  rebtgirten  3abr&üd>ern  ber  Uta 
ratur,  bereit  £eitung  er  1829  naa?  Jtopitar'ö  Abgänge  übers 
nat)m.  (H.  M.) 

Dejäüre,  (3ean  =  (£lte  =  a3ebene),  geb.  ju  tyaxi& 
1761;  m'ibmete  fein  ganjeö  i'eben  ben  2Biffenfajaften  unb  er= 
langte  ale  £f)eaterbid)ter  großen  Stuf.  25ie  üoraüglidjfien  feiner 
bram.  SBerfe  ftnb :  Les  e'poux  reanis,  Sujlfp.,  1791  ;  le  choix 
irapossibie,  Suftfpiel,  1791  j  Souife  unb  Solfan,  fiuftfpiel,  1791 ; 
le  noureau  d'Assas,  bürgerlidjee  ©ittengemalbe  mir  ©efans 
gen,  1790;  Soboiefa,  Oper,  ÜÜJuft'f  oon  &reu£er;  la  gageure 
indiscrete,  fiuftfpiel  mit  Slrietten,  SOtuft'f  öon  Äreuijer,  1796; 
la  Dot  de  Suzette,  guftfpiel  mit  ©efdngen,  SDtuftf  oon  33ctel= 
bieu,  1798;  SDiontano  unb  Stephanie,  Oper,  SDJuftf  oon  £e= 
breton,  1799.  25er  3.  2lct  biefeö  ©tücfeä  mürbe  1801  öon 
95J.  £egout»e  umgednbert  unb  hatte  folgen  Erfolg ,  baß  er 
ber  einjige  tft,  ben  man  nodj  beute  aufführt.  9llle  biefe 
(gtücfe  mürben  im  Sweater  Favart,  fonft  des  Italiens,  gege= 
ben.  Les  Ouiproquos  espagnols,  Suftfpiel  mit  ©efdngen,  2)Ju= 
fit  oon  2>et>ienne,  mürbe  1792  im  $Et>eater  Feydeau  gegeben. 
Astianax,  grofe  Oper,  9ftuft'B  »on  .Kreuzer,  1803.  25.  ftarb 
1799;  feinen  SBerfen  fehlte  e6  meber  an  ©ebiegenbeit  nod) 
Reinheit  unb  ft'e  t)aben  ft'df>  tt)eilmeife  auf  bem  franj.  £Reper= 
totr  erbalten.  (E.  G.) 

Dejazet  (iBirginie),  geb.  ju  «pariö  um  1810,  mar 
faum  4  3at)r  alt,  al£  £ungtt.  bie  anmutige  «Kleine  fd>on 
auf  fein  Sbeater  be$  (Japujinergartenö  braute,  meld)eä  fpa* 
ter  ba$  ber  roe  de  la  Paix  gemorben  tft.  9?ad)bem  fte  mit 
gldnjenbem  Grrfolge  auf  bem  &beater  ber  jennes  Eieves  de 
la  me  de  Bondj  unb  ber  rue  Danphine  gefpielt  hatte ,  über= 
nabm  ft'e  bie  Ainberrollen  im  23aubet»iüe;  bann  fpielte  fte 
Änaben  in  ben  Varieies,  mo  2)em.  Wlinette  it)re  Sefyrerin 
mar,  meldje  SHrginie  jcbodj  balb  überflügelte;  nadjbem  fte 
SBorbeaur  unb  Snon  entjücft  hatte,  übernahm  ft'e  im  Gymnase 
bie  jungen  SSurfdjen,  ©djüler  :c.  unb  nod>  nie  fab  man 
biefe  ©attung  Don  Stollen  fo  »orjüglidb  barftellen  alö  »on 
tt)t.  3?om  Gymnase  Fant  ft'e  an  bas  The'ätre  de  la  Bonrse, 
mo  it)re  Einlagen  jur  SJraoeftie  nod)  mebr  t)ert?ortraten ;  ju= 
lefct  ging  ft'e  an  ba6  Theatre  du  Palais  royal  über,  baö  burdj 
fte  glanjenbee  ©lü<f  machte.  25a$  leiebte  23enebmen  ber  2).  in 
%xad  unb  ©tiefein,  ber  Steij  tbree  Söefene  im  @d>lepptleibe, 
mie  unter  ber  ©dbürje  ber  3ofe  unb  bem  ^auba^en  be$ 
aSauernmdbdjenö,  bieten  ben  SBerfaffern,  meldte  für  fte  ©cftub= 
labenfrücfe  fdjreiben,  bie  2lu6ftd)t  auf  bie  günfhgfte  9(ufs 
nabme  unb  fte  tft  bie  ©dsaufpielerin,  meldje  bie  meiften  Siol- 
Ien  gefdjaffen  bat.  <&ie  ifr  eine  ber  merfmürbigfren  (Jrfdjei; 
nungen  ber  $)arifer  5Büt)nen.  @ine  auferorbentlid>e  £eben= 
bitfeit ,   2ßi§ ,  bai  Talent ,   entfdjiebene  3meibeutigf eiten  fo 


De  la  re  Delavignc  50» 

fagen  ju  fönnen ,  ba$  fte  ihr  oer,iehen  »erben  unb  eine  uns 
befdjreiblicbe  ©cfratf bafti^fett  in  ihrem  ganzen  2Befen,  haben 
ihr  eine  große  ^Beliebtheit  oerfebafft.  35ie  ganje  StoUengats 
rung,  ber  fte  inbeffen  biefe  ^Beliebtheit  oerbanft,  tft  fo  burchs 
aus  localer  unb  ihr  eigentümlicher  iftatur,  baß  faft  feins 
ber  ©tücfe,  bie  für  fte  entfhtnben  ft'nb,  in  35eutfdblanb  be= 
fannt  geworben  ift.  SDie  geiftreiche  ^höftognomie  biefer  liebenös 
würbigen  «RünjHertn,  ihre  -Bewegung,  ihr  JBlicf,  Dilles  oerrdth 
wahren  SSeruf.  2luc6  fingen  hört  man  fte  gern,  benn  ihre 
©timme  hat  einen  ft'Iberreinen  £on,  ber  jur  «Seele  bringt,  ©ie 
tft  nidbt  nur  eine  ©chaufpielerin  oon  ©efefrmaef,  fonbern  auch, 
eine  feh,r  geiftreiche  ^rau.  3m  Privatleben  tft  fte  oon  23ers 
ehrern  umgeben,  ihre  geiftreieben  antworten  unb  oft  ungemein 
rosigen  Einfalle  gehen  oon  SDcunbe  ju  SDtunbe  unb  ihr  ©a= 
Ion  tft  ber  ©ammelpla£  einer  ganj  eigentümlichen  aber  ins 
iereffanten  ©efellfcbaft.  SSeurmann  fagt  in  feinem  „SBrüffel 
unb  tyaxi$"  oon  tt>r  fehr  treffenb:  fte  tft  bie  Königin  unb 
Jpebe  bes  SBaubeoilles,  bie  Grisette  par  Exceiience,  bie  reis 
jenbfte  unb  liebensmürbigfte  ©ünberin  oon  *iparis,  bie  geifts 
retcfyfte  unb  wtfcigfte  ©alonbame  ber  Jpauptftabt,  bie  einzige 
Chrhalterin  bes  Th.  da  Palais  royal;  9ttles  was  ft'ch  an  5us 
genb,  «Kecfheit,  Saune,  jEreuberjigf  eit ,  Uebermuth  unb  2tufs 
Opferung  in  bem  oerfef/rienen  ©efcfelecfete  ber  ©rifetten  oer= 
einigt,  baä  bringt  bie  2).  lebenswahr  unb  natürlich  jur  5tns 
fcfcauung,  umbuftet  oon  bem  Slütfyengerudje  mahrhaft  poetis 
fcfyer  Sluffaffung  unb  2)arftellung.  ©ie  tft  nicht  fdhön,  hödjs 
ftenS  bübfcb,  aber  fte  tft  unwiberftehlicb  reijenb  unb  hinreißend. 
Sbre  ganje  (^igentr)ümlicbfeit  muß  man  fehen,  um  fte  ju 
erfennen  unb  bann  bewunbern,  ftatt  fte  ju  betreiben. — 
§ür  ihren  ©eift  fpriebt  bas  Such :  le  perroquet  de  D. ,  weis 
djes  eine  ©ammlung  ihrer  ftets  treffenben  (Einfälle  enthalt 
unb  ihr  SEPefen  bürfte  ftch  in  ber:  ^)hiiofophie  ber  2).,  welche 
ft'ch  in  Sftunbt's  2)elphjn  für  1S3S  beftnbet,  am  annatyernften 
gefebilbert  fein.  (A.) 

De  1»  re  (Sttuft'f) ,  in  ber  alten  ©olmifation  ber  Zon 
D;  de  la  soi :  baß  jmeigeftrierjene  d. 

Delavlsfne  (3ean  ^ran^ois  Saftmtr),  geb.  1794 
ju  J&aore,  lebt  in  9)ari5,  wo  er  bureb  feine  2)id->tungen  ftch, 
großen  9tuhm  erworben  hat.   ^Bereits  1811  erfchien  oon  ihm 

Dithyrambe  sur  la  naissance   du   roi   de  Rome ,    an  Welche   ftd) 
Charles  XII.  ä    Narva ,    Dithyrambe  sur  la  mort  de  J.  Delille 

unb  la  decouvene  de  la  yaccine  anfchloffen ,  welches  leerere 
2Berf  oon  ber  franj.  QKabemie  ben  9)rets  erhielt.  SBefonbers 
als  bram.  Siebter  wirb  SD's  9came  oon  einem  großen  Stheile 
bes  ^Publifums  geprtefen.  dx  tft  fomof)l  im  23eft'§e  ber  hö= 
I>eren  5lnft'cht  oon  ber  $8elt  unb  bem  Sehen,  als  einer  fchö* 
nen  Sluffaffungs  s  unb  25el>anblungsgabe  f  woju  ftd)  eine 
SbcatersSerifon.    II.  20 


50G  Delhis  Dellaninria 

Iebenbige,  einbringlicfce  25arfrellung6gabe  gefeilt.  2Öärme  unb 
3nnigfeit  beö  ©efüWö,  Steinzeit  unb  Äeufd>f)eit  beö  aiues 
brucfö^  feffeln  baö  ©emütf)  ber  franj.  23ourgeoift'e  um  fo  mefor, 
als  2).'si  Jöilbung  eine  rein  nationale  ifk  unb  bafjer  feinem 
^ublifum  fo  ju  fagen  aug  bem  £er$en  fprid)t.  jreilid) 
fef)lt  2>.'d  bram.  2Berfen  bie  4>auptfad>e,  ber  9terr»,  ber  bem 
SDrama  2ebene  =  unb  ©pannfraft  t>erlcir)t  ■ —  bie  ^»anblung 
unb  ber  erhabene  @d)n>ung  ber  ©ebanfen;  man  fi'nbet  nur 
eine  fun(rs?olI  angelegte  ©d)ürjung,  Jtnüpfung  unb  Söfiing 
eineö  ÄnotenS,  eine  naturgemäße  23emn<felung  unb  Grntwicfes 
lung  ber  einzelnen  23egebniffe,  eine  barauf  begrünbete  Cnts 
ftellung  ber  ftanbelnben  (Sfjaraftere.  3um  23elege  biene  baö 
£rauerfpiel:  Subroig  XL,  in  »veldiem  bie  £anblung  bleä 
barin  liegt,  ba$  ber  junge  ^erjog  »on  üflemoure,  beffen  23a= 
ter  unb  ©efdjnufrer  burd)  fiubmig  umgefommen  ft'nb,  SRacfce 
für  tiefe  Untfjat  neOmen  miü,  aber  bei  biefem  3>orf)aben  fo 
unglücflid)  ifr,  ba$  er  Submige  9D?orb=  unb  9Rad)lufr  uben= 
fallö  alei  Opfer  fallen  ju  muffen  fd)eint}  ee>  ijr  eine  Bleibe 
locfer  sufammenfjängenber  ©cenen,  meldte  ben  (Sfjaraffer 
Submig^  anö  %i<b,t  ftellen  follen.  2lußer  Submig  XI.  h,at  2). 
nod)  »erfaßt:  les  vepres  siciliennes,  tyaxiö  1819}  le  Paria, 
ebb.  1821}  l'ecole  des  -vieillards,  ebb.  1823}  les  enfans 
d'Edouard,  ebb.  1833}  une  faoiille  au  teraps  de  Luther,  ebb. 
1836}  Don  Juan  d'Autricbe ,  ebb.  1836  unb  la  popularitc 
1838,  aüe$  ^)robuctionen ,  in  benen  ft'dj  große  SDiängel  mit 
©elungenem  paaren}  fo  j.  23.  ft'nb  in  les  enfans  d'Edouard 
2  Ainber  bie  Reiben  ber  SEragöbie ,  in  Don  Juan  fofettirt  ber 

fßlond)   (Sari  V.   mit    5infl'd)tett    a  la  Voltaire,    in  ber  Familie 

au  temps  de  Luther  wirb  blo£  9teligioneloft'g?eit  geprebigt  u. 
f.  w.  Ueberall  aber  weiß  2>.  baö  .£er$  bee  Äramerg  unb 
»Hationalgartifren  ju  ergreifen  ober  ju  rühren  unb  man  f>at 
tön  nid)t  mit  Unredjt  ben  2)id)ter  ber  $pi)iiifrer  genannt. 
(Einige  t>on  2>.'6  ©tücfen  ft'nb  inö  2>etttfd)e  überfefct  worben, 
tyaben  jebod)  auf  ber  23üf>ne  fein  ©Iü<f  gemalt.      (Tbg.) 

Melius,  -in  (SMorl).) ,  23einame  SlpoUo'S  unb  2>ia= 
na'$  (f.  b.). 

llollamnrla  (Dominique),  geb.  1764  ju  SJiarfeille, 
ttal.  2lb!unft.  2Beif)te  ft'd)  fd)on  in  jartem  2Uter  ber  SOiuftf, 
lieferte  im  18.  3ah,re  eine  Oper,  bie  in  feinet  SJaterfrabt  mit 
günitigem  (Erfolge  gegeben  mürbe,  er  ging  barauf  mehrere 
3af>re  nad»  Stalien,  wo  er  unter  ber  Leitung  ^aeft'eüVä  feine 
Silbung  oollenbete.  £ier  fdjrieb  er  aud)  6  fom.  Opern,  bie 
jebod>  balb  oergeffen  mürben.  9lad)  granfreid)  jurüdgefehrt 
Wieb  er  in  tyavit  unb  fcfcrieb  nun  bie  Opern:  le  prisonnier; 
l'opcra  comique,  le  cabriolet  jaune,  l'oncle  valet,  la  fansse 
duegne,  le  vieux  chateau,  le  geW'ral  suedois  etc.,  welche 
furj   nad)  einanber.   erfd)ienen    unb   großen  33eifall   fanben. 


Delminio  »ein  in  er  507 

Wlit  einer  äuferfl  gefälligen  Spanier  eint  fidt>  barin  SWelcs 
bienreidjtbum  unb  jene  (£infad)beit  ber  SBeifen,  bie  ftdj  fteg« 
reicb,  ber  bamate  berrfdjenb  werbenben  überlabenen  unb  ge= 
fünfreiten  9)Juftf  entgegenfrellte.  25.  würbe  ber  2iebling  bei 
tyublitumi  unb  beberrfdjte  lange  3ett  bai  franj.  &pernreper= 
roir.  <£v  frarb  1 S« M )  vom  <Sd)lage  getroffen  ju  ^axii,  nad? 
Einigen  auf  ber  Strafe,  nad>  Slnbern  in  ben  5lrmen  einer 
^fjrnne,  ber  if)n  eine  leicfetfinnig  -  mutbwillige  ©efellfcbaft 
überliefert  hatte,  nad?bem  fte  ben  immer  febr  mäfjig  lebenben 
(Üomponijren  gebrängt,  me()r  2Bein,  als?  ib,m  frommte,  ju 
geniefen.  (E.  G.) 

Delmuno  (fein  wirf  lieber  Sftame  ift  ©iulio  5a« 
millo),  geb.  1479  ju  2>eIminio  in  25almatien,  ifr  Serfaffer 
Iat.  unb  ital.  ©ebidjte  unb  bei  SßJerfes:  Idea  del  theatro, 
glorenj  1550,  4.;  ein  f)öd>fr  fd)ä$bare$  2Berf  unb  niebt  allein 
für  bie  ©efd>id)te  ber  ital.  SEbeater,  fonbern  ber  Xfyeatex* 
jufränbe  bes  9J?ittelaIter$  überhaupt  eine  treffliche  £luelle. 
<Sr  fr.  1550  in  SDcatlanb.  (R.  S.) 

Demeter  (SDIntb.),  f.  £ere$. 

»eiiuner.  <£in  Äünjrlername,  ber  bereits  lange  3eit 
mit  Qlrfitung  unb  Qluejeicbnung  in  ber  £beaterwelt  genannt 
wirb ,  über  ben  wir  aber  leiber  nur  bürftige  Sterinen  geben 
fönnen.  Uni  ifr  junädjfr  befannt:  1)  (griebridj),  geb. 
1786,  ein  braoer  ©cbaufp.  unb  befonberS  tüdjtiger  Öpern= 
regiffeur,  fein  tbeafral.  2Birfung£frei6  war  namentlich,  in 
£efrreicb,  wo  er  in  9)efrb,  unb  2Bien  in  beiben  obigen  (£igen= 
fdjaften  mit  2lnerfennung  unb  (Erfolg  mirfte  unb  ali  9tegif= 
feur  oiel  jum  §Ior  bei  .&ofoperntf)eater$  beitrug.  <£ben  im 
^Begriffe  nad>  ^rag  ju  reifen,  um  bort  bie  £5pernregie  ju 
übernehmen,  frarb  in  2Bien  im  anfange  b.  3- 1838.  2)  (£1)  e  = 
tla),  nad?malige  SDcab.  Änetfel,  ©djwefrer  bei  2?or.,  näcfcfl 
ber  berübmten  ÄroneS  eine  ber  befren  unb  beliebteren  £ocal= 
fängerinnen  2Öien$;  aud)  fte  frarb  oor  Äurjem.  3)  (3o  = 
banna)  nacbmalige  9J?ab.  <£d<mibt,  4)  (3ofepr)ine),  fpä= 
rer  SSlab.  ^cutta,  ebenfalls  <Sd>wefrern  oon  25.  1.,  fämmt= 
lieb,  in  Sefrreidj  geb.  unb  feit  lange  fd?on  beliebte  SSJcttglieber 
bei  leopolbfräbter  Xfyeatexi  in  SBien.  5  u.  6)  waren  2  23rü= 
ber  t>on  35.  1.,  bie  uns  nid&t  näfyer  befannt  ft'nb;  einer  bers 
felben,  ^r>rtflian  2X,  ifr  Sater  »on  7)  (griebrtdj),  geb. 
ju  Hamburg  1S03 ,  fam  früh,  mit  feinen  eitern  nadj  £efi= 
reidj  unb  würbe  oom  Sater  mit  Siebe  unb  Sorgfalt  für  bie 
©cfcaufpielfunfr  »orbereitet.  3n  ©duller'ö  %iei(o  ali  Wlalev 
Stomar.o  betrat  2).  1819  bie  23übne  ju  ©rä£  unb  jwar  mit 
fcldj  günfligem  Erfolge,  ba$  bie  SCbeaterbirection  tt>n  fogleid) 
engagirte.  (fr  toibmete  fiefc,  nun  mit  großem  Sifer  ber  31u^= 
bilbung  feinet  Zalenti  unb  erwarb  ffdj  balb  jene  SKputine, 
bie  ibn  fpäter  ali  ©änger  fo  »ortr)eilr;aft  au$ieid)nete.    So 

20* 


508  Demousticr 

mirfte  er  eine  3eitlang  im  ©dWfpiele,  alö  ber  3ufat!  ibn 
auf  feine  fmbne  «Stimme  aufmerffam  madjte  unb  ibn  »erans 
lafte,  ftd)  in  l leinen  ©efangepartbien  ju  oerfueben.  23alb 
trat  er  jur  Sper  über  unb  machte  babei  fold)e$  ©lud,  ba$ 
er  1822  ein  (Engagement  beim  Jpofoperntbeater  jn  «filten  fanb. 
(Er  bebutirte  im  neuen  ©uteberrn  unb  mürbe  fetyr  beifällig 
aufgenommen.  9)langel  an  SBefcba'ftigung  führte  tr>n  balb 
an  baä  Sweater  an  ber  SBien.  1823  oerlief?  er  SBien  ganjs 
lid)  unb  nabm  ein  (Engagement  in  ©ra#  an,  mo  «Stb'ger  bie 
SEbeaterbirection  übernommen.  «Seit  biefer  3ett  trennte  er 
ft'cf)  nid)t  mieber  oon  ©föger.  (Er  folgte  ibm  nad)  ^Jrefburg 
unb  2Bien,  al6  Stögcr  bie  Leitung  be$  &i)eatex&  in  ber  3o= 
fepbfrabt  übernommen  unb  muroe  überall  balb  jum  Üiebling 
beä  ^ublifumö.  2>urd)  2).  unb  ^)ö<f  mar  bamate  ba&  Heine 
iofepbfrabter  SEbeater  ein  mäditiger  JRioal  beS  großen  £>pern= 
baufes.  311$  1834  bie  2>irection  ber  prager  23übne  an  <Stö= 
ger  übertragen  mürbe,  ging  2).  mit  nad)  2)rag,  mo  er  als 
2llmatnt>a  auftrat  unb  raufdjenben  SSeifall,  ber  aud>  feine 
fpdtern  Ceifhtngen  begleitete,  erbielt.  «£>ier  meilt  2).  nod) 
feilte  unb  mirb  alö  einer  ber  beffern  je£t  lebenben  «Spieltenore 
gefd)d§t,  ber  befonberS  in  ben  franj.  ©pieloperu  mit  mirf= 
famer  Äraft  fein  Talent  leudjten  laptj  er  ifr  als  ©anger 
Slutobibaft,  \va&  ein  23emei$  für  feinen  wahrhaften  23eruf 
ifr.  —  Unutfammenbangenb  mit  biefer  gamilie  machte  ft'd) 
ber  SWame  2).  am  SRtyein  begannt,  mo  mehrere  @d)aufp.  bies 
ieö  9?amen6  in  2ld)tung  unb  freunblicbem  2lnbenPen  franben. 
2Bir  fennen  baüon  nur  8)  ((Ebuarb),  geb.  ju  Sttannbeim 
1791,  betrat  bafelbft  1809  jum  erfren  Sftale  bie  23übne  in 
mebreren  jugenblimen  Süiebbaberrollen.  Obmobl  biefe  2)ebutS 
febr  glücf  lim  ausfielen,  mibmete  er  ft'd>  bod)  3  Sabre  fpdter 
(1812  in  SDtannbeim)  erfr  ganj  ber  ©djaufptelfunfr.  1816 
gafrirte  er  in  ÄarlSrube  unb  mürbe  für  ba&  §ad)  ber  jugenb= 
lieben  Siebbaber  engagirtj  bod)  fd)on  1818  trat  2).  nadj  unb  nad) 
inä  $ad)  ber  3ntriguant6  über,  inbem  er  jcbcnfaüö  mebr  an 
feinem  9pia£e  mar  unb  meldjeö  er  nod)  gegenwärtig  befleibet. 
2).  oerbient  unftreitig  auf  eine  bebeutenbe  Äunfrflufe  gefreut 
ju  merbenj  bod)  mürbe  er  auömdrt^  meniger  ©lücf  mad)en, 
me  bieö  feine  frühem  Äunftauesflüge  bartbun.  (Er  ifr  nid)t 
frei  r>on  Spanier,  man  muß  ibn  gemöbnt  fein  unb  nur  all= 
mäblid)  fann  man  ibn  liebgewinnen.  Soll  Slnftanb  unb 
SEBürbe  finb  feine  fammtlid)en  fieiftungen,  tief  in  ben  bar= 
guftellenben  (Sbarafter  einbringenb  unb  burd)  unb  burd)  fru= 
biert.  3u  feinen  oorjüglid)ften  Ceifrungen  bürfen  gejäblt 
merben:  SQiarineüi ,  (Sarloö  im  Slaoigo,  ^ofert,  SEartüffe, 
Älingeberg,  2ßurm  ic.  (R.  B.) 

llemoustier  (Sbarleö  2116er t),  geb.  17fi()  ju  Sil= 
ler^  =  ^otterete ,  ein  ^adjfomme  be6  großen  Stacine  unb  £a= 


Demutb  Denoueincnt  309 

fontaine.  £>aS  2lnbenfen  btcfer  gefeierten  £>id»ter,  »ereinigt 
mit  natürlichen  Anlagen,  t>eranlafjten  irm  bie  JRecfotsroiffen* 
fcbaft  ju  serlaffen  unb  ftcb  ganj  ber  Literatur  ju  roibmen. 
25ie  meiften  feiner  SEerfe  waren  für  bas  Sweater;  bie  oors 

jügltcfefren  ftnb :  le  conciliateiir,  Suftfp. ;  les  femmes,  Suftfp. j 
la  tolerance,  l'ufrfp. ;  le  divorce,  Suftfp.;  bie  beiben  ©cferoeU 
jer,  £>per,  SDfufir"  t»cn  ©aoeau  u.  f.  tv.  £>iefe  <£tü<fe  maaV 
ten  fdmmtlid>  Diel  ©lücf  unb  erfcbienen  in  mehreren  Auflagen, 
gjariö  1804,  1809,  1816  je.    2).  ftarb  ju  Varia  1801.    (E.  G  ) 

Demutli.  1)  bie  oorfä^licbe  Jperabtrimmung  berjentgen 
SJnfprürte ,  bie  moralifcber  2Berth  ober  ©etfreSfähigfeiten  ju 
machen  berechtigten;  alfo  ein  höherer  ©rab  ber  23efcheiben= 
fyeit  (f.  b.).  2)  (SlUeg.),  eine  weiblicfee  gigur  in  antifem  ©e= 
wanbe ;  fte  fenf  t  ben  33li<f  jur  Grrbe  unb  tritt  auf  ben  $Pfauen= 
fcbmucr"  beS  Stoljeö,  ober  auf  ein  güllhorn  soll  Ehrenjetchen 
unb  JUetnobienj  oft  auch  hält  fte  einen  «Scbilb,  worauf  bas 
S3ilb  eines  «RronenträgerS ,  ber  einem  23ettler  bie  güfie 
wäfcfct.  (B) 

Ikcnscl,  1)  (§rtebric&  SBilhelm),  geb.  ju  £reS= 
ben  1741 ,  bilbete  ft'cr/  auf  mehrern  i leinen  23ühnen  ju  einem 
wacfern  <£cfeaufp.  aus,  fo  bat?  er  1784  bei  ber  Hamburger 
ein  Engagement  fanb ,  mo  er  bis  Qrnbe  Sluguft  1788  t>er= 
Blieb  unb  <2d)röber's  23eifall  befonberS  beSiuegen  genof?,  weil 
er  ftch  felbft  bei  wichtigen  $)arthten  nie  heröorbrängte ,  fons 
bern  immer  nur  jum  ©elingen  bes  ©ahjen  ju  wirken  ftrebte. 
2Jon  Hamburg  ging  er  jur  ©rofmann'fdjen  ©efeUfdjaft  nacb 
SBraunfcfcmeig ,  roo  er  ebenfalls  fehr  gefiel,  namentlich,  als 
SSJZuftfuS  äftiller  in  «Kabale  unb  i'iebe,  Cberbramin  in  Sa= 
naffa  unb  ©berförfter  in  ben  Sägern.  1790  bebutirte  er  als 
©ebharb  im  Porträt  ber  Sflutter  bei  ber  23elIomo'fcfeen  ©e= 
fellfchaft  in  Weimar  mit  gleichem  23eifalle,  folgte  berfelben 
1791  nach,  ©räj,  oon  wo  aus  ihn  bie  2lnnalen  beS  SEheaterS 
aus  bem  Sluge  »edieren.  2)  (2Inna  SDtaria  Elifabeth, 
geb.  21  rat),  geb.  ju  «Königsberg  1757,  bebutirte  1778,  hatte 
gute  Einlagen,  aber  frete  Äränflicf/feit  hinbcrte  fte  an  ber  oolI= 
fommenen  2luSbilbung  berfelben.  <&ie  fr.  179.1  ju  Jpannooer 
bei  ber  ©rofmann'fchen  ©efellfd&aft ,  nadbbem  fte  fdjon  einige 
Sahre  juoor  bie  23ühne  nicbt  mehr  betreten  hatte,      (z.  F.) 

Dcnouement  (franj.QIefrh.),  wörtlid)  Jtnotenlöfung, 
Qrntwtcfelung.  £>ieS,  ber  franj.  ©ramatif  eigene  SBort  für  bie 
Söfung  beS  «Knotens,  ben  ein  bram.  ©ebidbt  fcfoürjt,  tft  aucfe  beim 
fceutfcfyen  Theater  gebräuchlich,  geworben  unb  bejetcfonet  ent= 
»eber:  bie  Peripetie  eines  ©tüdes,  wenn  biefe  gegen  bas 
€nbe  beffelben  eintritt,  ober  überhaupt  biejenigen  bram. 
SDJittel ,  burct)  »elcbe  ftch,  bie  2Sertt>i<flung  nacf»  poetifc^er  ©e= 
rech,tig!eit  löft.  ErfcBeinung«  oon  ©etftern ,  ©öfter ,  bie  auf 
bie  Erbe  f;erabfteigen ,   um  burdj  Rohere  SOiaa^t  ben  Änoten 


510  Berivis  Derossi 

3u  lefen,  abgelegte  SSerFleibungen ,  burdj  meldte  bis  jiu  bie* 
fem  Slugenblicf  getäufcfyt  würbe,  (£rfennungsfcenen ,  2L{ieber= 
ftnben,  ba&  ©rfcbeinen  reifer  23erwanbten  u.  f.  w.  ft'nb  je 
nad)  ben  oerfdnebenen  ©attungen  brant.  £>icbtfunfr  bie  t?er= 
fcbiebenen  D.s.  tfa  Genarbtere  in  fetner  ^oettf  nennt  jebes 
D.  tabelnSwertf),  bas  nidjt  fdjon  burdj  bte  ganje  Einlage  bei 
<£tücFes  oorbereitet  wirb  unb  yerwirfr  alle  Ueberrafcbung  unb 
9)lö#licf;Peit,  wäbreno  gerabe  in  neuerer  3eit  biefe  SDiittel  be= 
fonbers  angewenbet  werben  ftnb.  3e  näljer  baS  D.  bent 
dnbe  eines  ©tücfes  ifr ,  je  wirffamer  erfdfreint  baffelbe ,  ba 
mit  feinem  Eintreten  aud)  baß  3nfereffe  an  ber  gortentwicPes 
lung  ber  £anblung  ober  ber  <5f)araftere  beim  3ufcbauer  er* 
Iifcftt.  £>aS  D.  ifr  es  oorjüglid),  welkes  ©elegenfreit  ju  ben 
f.  g.  Coups  de  The'atre  gibt.  SBergl.  Slusgang,  @atafrro»f;e, 
2>rama,  Sragbbie  K.  (L.  S. ) 

llerivis,  1)  (5*an<?ois),  geb.  um  1770  in  einem 
JDorfe  bei  ©oreje,  wo  er  feine  erfte  SSilbung  erhielt;  feine 
tfyeatr.  Saufbafjn  begann  er  in  ber  $Prooinj  unb  Ijattc  mit 
unenblicben  SJiübfeligPeiten  ju  Pämpfen,  t\)t  eß  tf)m  gelang, 
einen'  feinem  Talent  entfpredjenben  3tuf  unb  5lnftellung  ju 
erlangen.  Um  1800  Farn  er  nadj  tyaxiß ,  wirfte  \)iex  an  Der* 
fcbiebenen  £beafern  unb  erwarb  ft'dj  balb  ben  9tuf  eines  ber 
auSge,jeicf;netfren  ©cbaufp.  für  ernfte  (Styarar'terroü'en.  2) 
(Souis),  geb.  ju  tyaxiß  um  1810,  @oh,n  bes  3>or. ;  würbe 
in  baß  Conservatoire  aufgenommen  unb  entwickelte  fjter  unter 
ben  beflen  Servern  feine  febönen  2lnlagen.  2lls  man  tbn  für 
auSgebilbet  genug  bjelt,  lief  man  tf?n  im  SHebeStranE  be* 
butiren  unb  biefer  erfle  SSerfud)  war  r<om  günfrigflen  (£r= 
folge  gefront  j  bie  groffe  Oper  beeilte  ftdj  einen  Sänger  ju 
engagiren ,  beffen  glänjenbe,  »olle  unb  triftige  Stimme  if>r 
oon  bem  größten  9iu£en  fein  Ponnte.  2).  beft#t  in  ber  £t>at 
ben  fawnfren  23afj,  ben  man  ftd)  benfen  Fann  unb  wenn  er 
alß  ©cbaufp.  utweilen  etwas  Palt  unb  einförmig  ifr,  fo  bleibt 
er  bafür  als  ©änger  ftets  gletcb  ausgejeidmet.  911S  23errranb 
im  Robert  ber  Teufel  errang  er,  ungeachtet  feines  glänjen= 
ben  Vorgängers  Saoajfeur,  einen  »ollPommenen  &riumpf>; 
Furj ,  man  Fann  aueft,  oon  biefem  ©ohne  fagen ,  was  man 
»on  feinem  Vater  fagte ,  bafj  er  »tel  üerfprad) ,  was  jiem= 
lieb,  f)äuftg  ifr,  bafj  er  aber  noeb  metjr  f)ielt,  was  fet)r  feU 
ten  ifr.  (A.) 

llerossi  (Sofepb,),  geb.  in  ben  70ger  Sauren  bes 
»or.  3af)tf).  i  wibmete  er  ft'cb  »on  3ugenb  auf  ber  33ubne, 
war  früher  im  füblicben  j)eutfcblanb  unb  £»rol,  lebt  aber 
je^t  fdwn  längere  3eit  am  3t^eine,  wo  er  abwecbfelnb  in 
(5öln,  25üffelborf,  Slawen,  Sonn,  €refelb  unb  (flberfelb 
einige  3eit  aua>  in  ©emeinfd>aft  mit  2Bolff  an  ber  @pi$e 
ber  bortigen  Zt)edtex  gefranben  unb  ifl  gegenwärtig  I)trector 


Des  Desaugiers  511 

beö  SEbeaterd  in  2>üffelborf.  £>ie  3mmermann'fdje  ^ntreprife 
bat  ihm  gegenwärtig  fein  2Bir?en  ungemein  erfcbmert,  ba  in 
ber  furjen  Seit  bee  23eftebenö  jener  SNufrerbübne  oUerbinge? 
Stu^ge^eiebneteö  geleifret  unb  bae  tyublitum  baburef;  oerwöbnt 
worben  war,  2>.  aber  nie  über  feine  «ftrafte  gebt  unb  baß, 
toa$  feine  33übne  leifret ,  ben  9)?itfeln  anpaßt,  bie  tbm  t>om 
tyubUtum  gewährt  werben.  2lls  ©dbaufp.  jeiebnet  er  fieb  in 
gutmütbigen  Otiten  auß  unb  würbe  unbebingt  2lcbtungewer= 
tbee  leijten,  wenn  er  beffer  memorirte.  2>ie  bbebfre  Stecbtlicbs 
Bett  unb  Sbätigfeit  cbaraEterifirt  feine  25trectione>füf)rung. 
Seine  beiben  «Söbne  f>aben  tt>re  SBirffamfeit  bei  ben  23üb,= 
nen  am  SRfyein  begonnen.  (X.) 

»es  (SMufit),  bae  bureb  23orfe£ung  eineö  b  um  einen 
r)alben  £on  erniebrigte  D,  bie  2.  &aite  ber  biatonifdj  =  djro= 
matifeben  Tonleiter.  (7.) 

Desäides  (genannt  £>ejcbe),  geb.  ju  Surin,  fam 
febon  arö  Änabe  nacb.  ^Jarie  unb  wibmete  ftdj  ber  5Diufif; 
1772  bebutirte  er  al5  CFomponift  mit  ber  Oper  3ulie,  bic 
febr  gefiel;  ihr  folgten  balb:  l'erreur  d'un  monient,  le  trois 
fermiers  unb  Blaise  et  Babet  mit  gleichem  (Erfolge.  2ludj 
in  2>eutfcr/lanb  unb  J&ollanb  fanben  biefe  3  Opern  —  leiber 
2lUee5  waö  25.  gefebrieben  —  bie  »erbiente  Stnerfennung  unb 
gierten  lange  baß  Stepertotr.  3ebe  berfelben  Eann  als  ©an= 
je$,  wie  in  ben  einzelnen  Steilen  alö  SDieifrerwerE  betraebtet 
werben  unb  manebe  einjelne  ©efänge  ftnb  langft  ju  bem 
JRub.me  ber  (ülafftcitat  gelangt.  Sbbllifcfye  Qrinfacbbeit,  9Ke= 
lobiofttät,  2lnmutb  unb  tiefet  ©efübt  einen  ft'cb.  barin  auf 
eine  feltene  2Beife.    2).  ftarb  1802  in  ^)ariö.  (3.) 

Desargns  (SNabame,  geb.  Sentiere),  in  ber  £atr,= 
fdjule  ber  grofen  ^arifer  Oper  ausgebilbet,  würbe  ft'e  1817 
alt  erfre  £änjerin  bee  ^Berliner  Xfyeatexe  engagirt,  wo  fte 
alt  glora  in  bem  23allet  3epbir  unb  glora  auftrat.  23iö 
1832  war  ft'e  ununterbrochen  im  23eft'£  aller  erfien  $>arfbien 
im  SSallet,  leifrete  befonbere  aiuögejeic^netes  als  2Uinc  unb 
erhjelt  cann  eine  ^Penfton  oom  Jtönige.  ©ie  war  an  ben 
•£arfeniften  ber  t.  Kapelle  eerf;eiratf)et,  lebt  aber  gegenwärtig 
getrennt  oon  bemfelben.  (H...t.) 

Dcsaugiers,  1)  (9ftarcs2lntoine),  geb.  ju  %xi: 
\u6  1740,  ein  febr  beliebter  (Somponift  ju  ^ariö,  oon  bem 
bie  Opern:  Erixene,  le  petit  Oedipe,  Florine,  les  deux 
Sylphes,  lei  couplets ,  le  inedecin  malgre  lni,  Jeannette  et 
Lucas,    la   jeune  yeuve,    l'amant  travesti  unb  le  rendez- vous 

»orbanben  ftnb  unb  tbeilweife  nodj  gegeben  werben.  2lm 
meiflen  2luffeben  erregte  jebodj  fein  muftfal.  25rama:  la  prise 
de  la  Bastille,  weldjeö  1790  beim  23unbe$fefie  in  ber  Atrcbe 
Notre  Dame  aufgeführt  würbe.  25te  SDiuft'f  gebt  bier  4?anb 
in  ^>anb  mit  bem  trefflieben  unb  erfebütternben  ©ebtcb.t  unb 


512     Desbordes-  Valmore        Desessarts 

nie  ftnb  bte  3ubel?lange  ber  Freiheit  ergreifender  auSge* 
brücft  werfen,  al$  fjter  »on  35.  (£r  frarb  ju  ^ariö  17»»:}. 
—  2)  (9Diarc  =  2intoine),  geb.  $u  grejuö  177-2,  «Sehn 
be$  2<or. ,  einer  ber  ftnnreicbfren  franj.  i'ieberbicbter,  würbe 
1S15  35irector  bee  TheYitre  du  Vandeville  ju  ?Pari$.  Unter 
feinen  jablreidjen  bram.  2BerPen  oerbienen  sorjügli*  genannt 

JU  Werben:  Arlequiu  Musard,  le  baieliers  de  Kiemen,  la 
chatte  merveillense ,  le  diner  de  Madeion,  le  depart  pour 
St.  Malo,  il  arrive,  la  M.ttrimoniomanie ,  M.  Vatitous,  Pier- 
rot,  le  retour  des  Lis,  nn  diner  par  victoire,   Monsieur  Sans- 

Cene;  Suftfpiele,  bie  in  ^ariö  aufjerorbentlid)  gefielen  unb 
eft  IOO  SDJaT  wieberbolt  würben  j  in  35eutfcb,lanb  ftnb  nur 
wenige  befannt  werben.  (E.  G.) 

HesbordoN  -  Valmore  (Wtar  celine),  geb.  17^7 
ju  35ouai;  ibr  Sater,  ein  SBappenmaler ,  oerarmte  burd) 
bie  JRet?elution  unb  bie  SWutter  jog  mit  ber  Meinen  9)tarce= 
Iine  nad)  <£t.  Domingo,  um  reidje  2?erwanbte  bort  aufju* 
fueben.  35iefe  waren  inbeffen  oerarmt  unb  vertrieben ,  bie 
SDiutter  ftarb  r>or  dlenb  unb  SDJarceline  banfte  nur  ber  23arm= 
berjigfeit  eines  (£apifaine  ifjrc  Rettung  r-om  J&ungertcb  unb 
ihre  9iüdff'ef)r  nadj  granfreid).  1803  ging  fte  jum  Theatre 
Feydeau  in  «Parte ,  betrat  mit  ©lud?  bie  25üf)ne  unb  wirfte 
fcefcnberö  burd)  ben  tiefinnigen,  erfebütternben  2luebrucf  beö 
©cbmerjeS  unb  ber  Seiben.  35c  ber  ©ebalt  jeboeb  nidjt  aueis 
reidjte ,  um  ibren  barbenben  2?ater  ju  ernähren ,  »erlief?  fte 
fparis  unb  fptelte  mit  großem  Erfolge  an  mebreren  Theatern 
ber  Sprooinj.  Uebermäfjige  2tnfhengung  aber  jeg  tf>r  eine 
Aranf&ett  ju,  bie  ibr  bie  .Rünftlerlaufbabn  für  immer  »er? 
fdilofj.  3u  biefen  auf ern  Unglücf öfällen  gefeilte  fidj  nod)  eine 
fdmterjlidie  Säufcbung  in  ber  Hebe  unb  bradjte  fte  an  ben 
JRanb  ber  Serjmeiflung.  Jöier  aber  bielt  fte  ein  liebenbeS 
©efebief  feft,  gab  tfjrent  ©djmerj  SGBorte  unb  fte  biebtete  fo 
bie  fd>cnften ,  ergretfenbften  Plegien ,  inbem  fte  ibr  Seben 
unb  if>re  Cfmpftnbungen  nieberfdjrieb.  Ohne  —  wie  fte  felbft 
fagt  —  et\va$  gelefen  ober  gelernt  ju  baben,  geborte  fte  balb 
ju  ben  gead>tetfren  35id)terinnen  ber  Nation  unb  wirb  befon= 
bere  ihrer  «Hatürlidjfeit  unb  2Babrheit  wegen  allgemein  ge= 
^riefen.  Spater  vermählte  fte  ftd»  mit  SBalmore  unb  lebt 
gegenwärtig  in  Snon.  5«r  *>ic  23ül>ne  fyat  fte  ni*tö  ge= 
fdjrieben.  (R-  B.) 

I»«>sdiir  CSDJuftf) ,  eine  ber  24  Smarten  unferö  €»= 
fremS,  in  weltber  Des  ben  ©runbten  bilbet  unb  welche  5  b 
alö  2Sorjeid?nung  bat,  nämlid)  t>er  d,  e,  p,  a  unb  h.  35iefe 
SEonart  wirb  jiemlid)  feftett  gebraucht  unb  über  ihren  Gba= 
rafter  ftnb  bie  grünblicbfkn  3Nuftfer  unb  Sleftbetifer  nod? 
niebt  flar.  (7.) 

Desessarts  (35entö  25ed>anel,  genannt),  geb.  um 


Desforges  Deshais  315 

1750,  flubirte  bte  JRedjte  unb  würbe,  als  er  bei  fetner  erften 
JReife  nad>  tyariö  bat  Theätre  fran9ais  faf) ,  fo  entbuft'aSmirt, 
bafi  er  ftd>  »on  <£tunb  an  ber  23üfme  wtbmefe.  9iad)bem  er 
einige  Safyre  in  ber  $)rotnnj  gefpielt  unb  ft'dj  JRoutine  er* 
werben  Ijatte,  trat  er  177^2  in  ^ariS  auf.  (£r  war  außer? 
erbentlid)  bid5  unb  würbe  baburd)  gefyinbert,  fein  r)öd>fl  be= 
beutenbee  SEalent  »ollfrdnbig  ju  benul-jen.  3nt  Sartüffe  mußte 
ein  befonberer  £ifd)  für  if)n  angefertigt  werben,  bamit  er 
ftcb,  aU  Örgon  unter  bemfelben  »erbergen  fonnte.  £>iefe 
enorme  SeibeSfrarfe  gab  23eranlaf[ung  ju  »ielen  ungemein 
fomifdjen  Vorfällen,  beren  mehrere  in  gleurt/S  99temoiren 
unb  ber  ©efdnd>te  beS  Theätre  fra^ais  »on  ©tienne  unb 
SSKartainoille  er^äött  ft'nb.  (Beamtet  als  9)ienfd>  unb  bebauert 
als  ©djaufp.  ftarb  er  im  2.  Sabjre  ber  9tepublif  (1793).  dt 
erftiefte  im  eigenen  ftett.  (l»  S.) 

Wesforses  (^terre  3ean  93ap ttfle  S^oubarb), 
geb.  17-16  ju  ^aris.  Äaum  9  Safyre  alt,  entwarf  er  bte 
3!ragöbien :  Tantale  et  Pelops  unb  la  mort  de  Jeremie.  23om 
SBoblfranb  plo>lid)  in  SDtangel  unb  ©lenb  oerfe^t,  fab,  er  ftd> 
genötigt,  1769  als  <gd>aufp.  aufzutreten,  wo  er  bei  ber 
Comedie  itaüenne  unb  fpäter  bei  mefyrern  Sweatern  ber 
$)roöinj  in  Siebfjaberrcllen  großen  23eifall  ernbtete.  1776 
erhielt  er  einen  9tuf  nad>  »Petersburg,  wo  er  großen 
23eifaü*  fanb,  fpdter  aber,  fjöd&fl  feiten  fpielenb,  faft  nur 
fcen  2Biffenfd)aften  oblag.  1782  »erlief  er  bie  23üf>ne  unb 
fefjrte  nad)  ftxanfreidb,  jurücf.  £).  lieferte  bem  Sweater 
eine  große  2Injaf>l  Suftfpiele  unb  Spern  »on  bleibenbera 
SBertbe.  (E.  G.) 

»esgarcins  (£>em.),  geb.  1770,  bebutirte  1788  am 
Th(?ätre  fran^ais  mit  großem  Seifall  unb  erinnerte  oorjüglidj 
bureb,  ba$  JRüfjrenbe  i^rer  ©timme  unb  ifyreS  ©pielS  an  bie 
berühmte  ©aufffn.  3n>ei  traurige  (Jreigniffe  festen  ifyrer 
gldnjenben  Jtünflerlaufbabn  plö^lidj  ein  3iel.  3n  einem 
Slnfall  twn  <2nferfud;t  wollte  fte  ©elbftmörbertn  werben ;  fte 
würbe  gerettet,  allein  bie  ©enefung  ging  langfam  t>on  <&tat= 
ten  unfc  fte  lebte  beSbalb  in  einem  einfam  gelegenen  2anb= 
Saufe ;  fyier  würbe  fte  plö^lidj  beS  9lad)tö  t>on  JKäubern  über= 
fallen  unb  mit  tf>ren  ftrauen  in  einen  .Keller  gefd>leppt,  wo 
fte,  wab,renb  jene  baß  .£auS  burdj wühlten ,  mebr  als  24 
©tunben  eingefperrt  blieben.  ßrnblid)  rief  if>r  ©efdjrei  einige 
SSauern  fyerbei,  fte  würben  befreit  —  aber  £>em.  2).  würbe 
tngMse  biefer  Gegebenheit  wafjnft'nnig  unb  fh  1797.    (E  G.) 

Deshabille  (franj.j  ©arb.),  ft>t>.w.  9Zegligee,  £auS= 
lleib,  mafyUeib. 

»eshais,  einer  ber  erften  SEänjer  ber  großen  Oper  in 
tyatie  wä^renb  ber  9tet>olutionöjeit.  @r  machte  mehrere  3tei= 
fen  nad)  Sonbon,  war  1815  wdbrenb  bei  eongreffeS  in  SEBien 

20** 


514  Deslandes        Besmousseaux 

engagirt  unb  würbe  fpäter  33alletmei|rer  bes  Äingsffjeatere 
in  i'onbon,  mo  er  1830  baö  berühmte  23allet  Keniiworth  auf= 
führen  lief.  (H . . .  t.) 

Dcslandes,  Sänger  ber  fom.  £5per  ju  sPari6 ,  ifr 
jebotft  befannter  burd)  bie  Stücfe ,  bie  er  im  herein  mit 
25itier  gefcfyrieben  fjat,  wie  burcf;  fein  £alent  als  barfrellens 
ber  Äünftler.  (£r  f)at  für  baö  Palais-  Royal,  bte  Varietes, 
bie    Gaite,     bie    Folies  -  drauiatiques    unb    Saint  -  Antoine    ge= 

fdjrieben  unb  befonbere  in  beut  DolEetljümlidjen  ©enre  oft 
lebhaften  23eifall  gefunben.  (A.) 

Desinarets  (Jpenro),  geb.  ju  ^arie  1002 ,  fhibterre 
fD?uftf  unb  mürbe  1094  äÜufifbirector  am  3>efuitencollegiunt 
in  ^aris.  1700  fd)lof?  er  auf  einer  SKeife  fyeimlid)  eine  eb,e= 
Iirfje  25erbinbung  unb  mar  in  Jolge  beffcn  22  3ab,re  oer= 
bannt,  öon  benen  er  14  alä  Jpofcapellmeifrer  in  SDiabrib  unb 
8  in  gleicher  ©igenfdjaft  am  Jpofe  bee  .^er^ogs  oon  Sotf)rin= 
gen  jubradjte.  1722  mürbe  feine  Qrf)e  für  gültig  erflart  unb 
25.  fefyrte  nad)  granfreid)  jurücf.  <£x  frf)rieb  injmifd)en  bie 
Opern:  Didon,  Circe,  Theagene  et  Cariclee,  les  amours  de 
IMoinns,  Venus  et  Adonis ,  les  fetes  galantes  unb  Renauld,  bie 
grofen  SSeifall  fanben.   35.  frarb  1741  in  Sunemlle.      (3.) 

De»  inoll  (9)tuft6),  eine  Scnart,  bie  ju  ben  24  un= 
feree  Snfremee  nid)t  gehört  unb  ale  .£>aupttonart  nid)t  ge= 
braucht  mirb,  ba  bie  58orjeid>nung  t>on  8  b  bat  9iotenlefen 
ju  feljr  erfdjmertj  meijr  mirb  bie  faft  gleidje  SEonart  Cis  moii 
bafür  gebraucht.  (7.) 

Desnioiisseaux,  1)  geb.  178>  ju  ^ariö.  35ie  9tatf)= 
fcfjläge  bes  Sdjaufp.e  glorence  befrimmten  if>n,  ft'cfj  ber  23ü()ne 
ju  mibmen.  ©eine  Familie  miberfe^te  ftrf»  aus  allen  £rdf= 
ten,  ba  ft'e  tf)n  jum  Slbüocaten  befrimmt  tyatte,  aber  35.  blieb 
unerfdjütterlid?.  35urd)  ein  fdjöneö  Sleufjere,  eine  fonore 
«Stimme  unb  einen  t>ortf>etlf>aften  2Budj6  unterfrü^t  unb  eini= 
gen  Unterricht  oon  glorence  vorbereitet,  bebutirte  er  1811 
am  Theätre  franc;ais  unb  (Srntljuftaemue  belohnte  biefen  er= 
fren  23erfud);  obgleich  ber  23eifall  bei  bem  2.  35ebüt  etmae 
nadjliefj,  mürbe  er  bocfc  fogleid)  als  9?enft'onär  bee  The'ätre 
fransais  angenommen,  2115  fpäter  ber  Qübgang  bee  St.  $)rir 
tl)m  gemattete,  ft'dj  in  bem  %a<be  ber  Abnige  unb  SSater 
ju  Derfucfyen ,  mürbe  er  Societär.  9)ian  fann  ib,m  allen= 
falle  etmaö  ju  viel  Aalte  jum  23ormurf  machen,  bafür 
aber  entmicfelt  9iiemanb  eine  9tolle  beffer  alö  er.  <£r  ifr 
ein  SDtann  oon  grofer  9ted?tfd)affenf)eit ,  oielem  ©eift  unb 
fefyr  richtigem  SSerftanbe.  2)  (9){abame),  bee  3Jor.  ©attin 
unb  2od)ter  be$  altern  23aptifl,  erfcb,ien  juerfl  1815  in  bem 
§ad>e  ber  Soubretten.  2  2>al)re  blieb  ft'e  bem  J^aubdjen  unb 
ber  ©duirje  treu  unb  jeigte  ft'ct)  erfl  bann  in  einet  <5(jarafter= 
rolle.    35aö  ©lücf ,  meldieö  ft'e  barin  machte,  mar  llrfadje, 


Dessau  31. > 

bafj  fte  bei  einem  %a$e  blieb,  meiere«  tueber  ibjem  Sllter, 
noeb  ihrem  ©efebmaef  jufagte;  je$t  aber  ifl  SDcab.  D.  eine 
ber  beflen  «Dtütter  bie  e&  gibt,  namentlich,  ifl  fie  in  bem: 
3ungen  ©bemann  ganj  ausgejeiebnet.  (A.) 

Dessau  (Sbeaterfrat.) ,  £aupt=  unb  JReft'benjftabt  be$ 
^erjogthumö  gl.  W.  an  ber  ÜWulbe,  mit  10,000  £inm.  Zbea* 
rraltfcbe  2$orfrellungen  in  D.  ft'nben  ftcb  juerft  1774 ;  bie  tyide= 
nich©efellfcbaft  gab  in  einem  <prtt>atbaufe  Operetten,  ©cbau= 
unb  üuftfpiele.  Ungefähr  24  ^erfonen,  tf>eilö  oon  bem  gür= 
flen  befolbet,  tbeilS  Dilettanten,  bilbeten  babei  bie  Kapelle. 
20  3abre  beflanb  biefer  2?erein  unter  ber  Leitung  bes  £of= 
ratbeö  Jpermann,  eineö  greunbeö  bes  trefflicben  <£cfboff.  1777 
lief?  gürfl  granj  in  feinem  EReftbenjfcbloffe  ein  fer)r  i)üb\d)e$ 
£t)eater  einrichten  unb  oon  ber  tyid enief  *  ©efellfcbaft  mürben 
nun  8  3ab,re  hjnburcb,  jumeilen  SJorfleUungen  auf  bemfelben 
gegeben,  bodj  fpielfen  t>on  3eit  ju  3eit  umberjiet)enbe  £rup= 
pen,  oon  benen  ftcb,  bie  2Beimarfd)e,  unter  ber  Directum 
23ellomo'g  1788,  welche  tfjre  23üf)ne  im  alten  fürfll.  Steitftalle 
aufgefcblagen  h,atte,  ausjeidmete ,  bi6  enblid?  1793  bie  23ofe 
fann'fcbe  ©efellfcfjaft  oon  SNainj  nad)  35.  fam  unb  in  ber 
3fteitbar)n  mit  ber  £per:  baö  rotlje  .Käppdjen,  ib,re  23orflel= 
lungen  eröffnete.  <gie  fe§tc  biefe  mit  fo  allgemeinem  23ei= 
fall  fort,  bat  Sürfl  granj  bureb  ben  SBaumeifrer  t>on  <£rb= 
manneborf  1798  ben  93au  beö  je^igen  Sweaters  mit  Jpülfe 
ber  Decorationemaler  Cluaglio  unb  $>ojji  unb  bes  9!Jcafcr;ini= 
flen  Mod)  ausführen  lief.  DiefeS  Sweater  mürbe  am  27. 
Dec.  1798  mit  ber_£)per  Satbmenbi  ucn  t>.  £id>tenftein  ein* 
gemeint.  Die  SBoffann'fdje  SEruppe  mürbe  jur  ftebenben 
^offrfjaufpielergefellfcbaft  erhoben,  ber  23aron  o.  Sicfitenftein 
3um  Sntenbanten,  23offann  jum  Director  ernannt  unb  bie 
3af)l  ber  SWitglieber  betrdcbtlicb  oermebrt.  Die  Kapelle  rourbe 
big  auf  30  Sftirglieber  Derftdrft,  ber  £ofmarfcf>all  öon  ©laffeo 
ibr  als  3ntenbant  unb  %acobi  als  SDcuftfbirector  t>orgefe$t 
unb  ein  SEbeatermeifler  angeflellt.  2lls  t>.  llia?tenftein  2  3abre 
naebber  abging  ,  »ertraute  man  25offann  bie  Directum  allein. 
Unter  ber  Slegibe  bes  gürften  erf>ob  ftcb  bie  23üt)ne  D.s  balb 
ju  einer  ber  erften  Deutfc&lanbs,  fo  bat  3ff|anb  1799  fte  mit 
7  ©aftrollen  beehrte  unb  Äo^ebue,  auf  feiner  Steife  nacb 
SRom  1803,  ben  Seiflungen  ber  ©efellfcbaft  oollen  23eifall 
jollte.  1806  —  9  gab  bie  Jöoffdjaufpielergefellfcbaft  23orflel= 
lungen  in  Seipjig  unb  SERagbeburg.  Der  Drucf  ber  ^eit  mar 
bann  Urfac^e,  baf  bat  SEbeater  am  1.  SWdrj  1810  gefcbloffen 
unb  bie  ©efellfcbaft  aufgelöfl  mürbe.  Slber  noeb,  in  bemfelben 
3ar)re  bilbete  ftcb  eine  Dilettantengefellfcbaft ,  bie  auf  bem 
J(?oftf)eater  Sorftellungen  biö  1813  gab,  ju  melcber  3eit  ba$ 
Stbeater  abermals  gefcbloffen  mürbe.  Vlad)  bem  grieben  über- 
lief»  J&erjog  granj  ba$  Sweater  nebfl  ©arberobe  unb  Kapelle, 


516  Dessau 

mit  einer  monatlichen,  nidbt  unbebeutenben  ©elbunterfrü^ung, 
bem  Sdbaufpielbirecfor  SBrebe,  welker  1816  mit  feiner  0e= 
fellfcbaft  bie  23orftellungen  begann.  Unter  äbnlicben  58ors 
rbeilen  folgte  1S17  u.  1«)  25irector  Watte,  1819  u.  20  SNab. 
SBatter,  1821  JRomberg,  1822  u.  23  (Herfiel  r  18-24  t>.  J&aibes 
Krtbe,  1825  9cftfd^fe,  1826  ©bemein  ,  1830  u.  31  Setbmann, 
1831  «DitUer,  1833  —  35  Sltmer,  1836  23obe  unb  Pfeiffer, 
1837  u.  38  wieber  23et(>mann  unb  enblicb  1839  Dir.  23öttner. 
9Son  biefen  Gruppen  würbe  in  ber  Oper  bai  SOJeifle  geleiftet, 
weil  £er$og  Seopolb  feine  au«  56  SUJitgliebern  befrebenbe 
Kapelle,  unter  ber  Ceitung  bes  4?ofcapellmeifter6  Dr.  §rieb= 
rid)  Scbneiber,  auf  eine  fo  r)of>e  «Stufe  ber  Äunfl  geftellt 
^at,  ba$  ft'cb  35.  an  ber  Sluffübrung  ber  oorjüglicbjren  Opern, 
bie  mit  mürbiger  9lusfrattung  in  bie  Scene  gefegt  werben, 
erfreuen  fann.  25ie  25irectionen  erbalten  in  25.,  auf  er  ber 
unoerEürjten  Sinnabme  com  ^ublüum,.  einen  monatl.  3u= 
fdjufj  t>on  mebrern  lOUSblrn.,  freie  93enu^ung  bes  £beater$ 
unb  ber  ©arberobe,  nebfr  einem  3ufd)uffe  ju  berfelben,  je 
nadbbem  eine  Oper  glän^enb  in  Scene  gefegt  roerben  foll, 
ber  Sapelle ,  ber  <2Fr)orfdnger ,  fämmtlicber  25ecorationen  unb 
ber  Sbeaterbibliotbef ;  ferner  freie  J&eijung  unb  SSeleucbtung 
bei  %b]eater€.  25er  Stbeatermeifler,  ein  ©arberobier  unb  eine 
©arberobiere  roerben  ebenfalls  r»on  ber  3ntenbatur  befolbet. 
25agegen  fyat  bie  25irection  ein  gutes  Opern  =,  Scfeau  =  unb 
Suflfpielperfonal  berjufrellen  unb  mufj  ferner  im  fiaufe  ber 
Spielzeit  eine  gute  Oper  jum  23e(ren  ber  Slrmencaffe  geben. 
25ie  ^»erjogl.  5amMe  befugt  mit  bem  ^ofperfonale  ba$ 
Sbeater  unentgelblicfe,  unb  bat  bie  25irection  mebrere  %xei= 
biüette  an  einen  S£r)eil  ber  Sapelle  ju  »erabreicben.  ©efpielt 
wirb  gewbbnlicb  oom  25ecember  bis  5lpril  3mal  in  ber  2Bodbe, 
ndmlicb  Sonntags,  SDcittwocbs  unb  freitags.  3n  ben  3abren 
1827—29,  roo  feine  Scbaufpielergefelifcbaft  25.  befucbte,  lief! 
.fcerjog  Ceopolb  im  JReftbenjfdjloffe  bas  bereits  erwähnte 
Xfyeatet  mit  neuen  25ecorationen  ausfiatten,  auf  bem  ein 
gefellfcbaftlicber  SBerein  Opern,  SAau  =  unb  Suftfpiele  auf= 
fübrte.  3u  ben  merfwürbigfren  (Jrfcfjeinungen  auf  25.s33übne 
gebort  nocb  bas  auftreten  ber  SNara  1864,  ^aganini's  1829 
unb  ber  Sonntag  1831.  —  25as  t>on  1818—1826  mit  einem 
in  bie  Strafe  fpringenben  ^eriftnle  oon  6  conrintb-  Säulen 
erbauete  Sbeater,  beffen  3wecE  burd>  2  in  Stiften  frebenbe 
Stufen  bejeicfjnet  wirb,  enthält  im  untern  JHaume  SSorballe, 
Gaffe,  SSerfammlungs  =  unb  9)tuft'falienjimmer  unb  SEobnuna, 
bes  (Jafrellans,  in  bem  obern  einen  (Soncertfaal.  9ln  ben 
Sorbau  fcbliefen  ftd)  bie  Sorribors,  melcf>e  jum  parterre 
unb  ber  3facben  Sogenreibe  fübren.  25er  Scr>aupla$  fafjt 
1666  SKenfdjenj  er  ift  oon  gjojji  im  etrurifdjen  ©efcbmacfe 
gemalt,   bod?  i)at  ber  3abn  ber  3ett  ben  frübern  garben= 


Dessoir  317 

fdjmudP  gar  fehr  gebleidjt.  25a$  ^rofcenium  fyat  34  gufl 
23reite  unb  2C  ft.  Jpöt)c  unb  bie  23übne  felbft  eine  £iefe  »on 
60  guf.  35er  9)rofceniummeite  nad>  gehört  bie  Sühne  ju 
ben  gröften  25eutfd)lanb$j  bocb  ift  ber  9taum  hinter  ben 
Eouliffen,  bie  nocb  nad)  alter  2lrt  in  f.  g.  ©djeeren  geben, 
fef>r  befdjränft;  aud)  bie  Jpöbe  fo  gering,  ba$  bie  9)rofrecte 
ftd»  mehrfach  jufammenfalten  muffen,  ©eit  1829  wirb  ba& 
Sweater  burd)  erwärmte  Suft  gebeijt.  1818  würbe  ber  9teu= 
bau  eines  SJcalerfaaleS ,  welcher  nur  burd)  ein  ©ärtdjen  »om 
Sbeater  getrennt  ift,  ooüenbet.  3m  übern  ©efdjoffe  biefeö 
^aufeö  liegt  ber  ©aal,  im  untern  bie  ganje  ©arberobe.  (Sin 
ähnlicher  93au,  ben  eine  25urd)fahrt  t>on  bem  erftern  trennen 
foll,  ift  »rojectirt  jur  Unterbringung  ber  ftd)  immer  mefyr 
bäufenben  Utenftlien.  (Kr.) 

I>«*s*oir,  1)  (Siubwtg),  geb.  ju  $>ofen  1809  unb  be= 
gann  feine  tfjeatral.  Saufbahn  in  ©tettin  1825,  wo  er  jebocr) 
mehr  bie  ©teile  eines  £beaterfecretair£  »erfab;  ba  er  für 
«Rnabenrollen  ju  alt  unb  für  fiiebbaber  ju  jung  war  unb 
baher  auf  ber  23üf)ne  nur  in  2lnmelberollen  unb  ©tatiften 
befcbäftigt  würbe,  forberte  25.  feine  Entlaffung  unb  »er* 
fucbte  bei  kleinen  berumjiebenben  ©efellfcbaften  fein  .£eil, 
bei  benen  er  ftd)  nach  ^»erjen^Iuft  in  allen  fächern  berum= 
tummeln  fonnte.  Erft  1831  erhielt  er  in  SSWainj  unter 
Jpaate  ba$  erfte  folibe  Engagement,  Jpaafe  ftanb  als  Äünft= 
ler  auf  einer  hohen  ©tufe,  25.  hatte  an  ihm  ein  fcböneS 
SBorbilb  unb  banft  ihm  einen  grofjen  SEheil  feiner  Sluebilbung. 
34  Sa^re  fpielte  25.  in  SJtainj  ba$  gaä)  ber  jugenblicfeen 
gelben  unb  Siebbaber  mit  grofer  Qluejeidjnung  unb  folgte 
bann  1834  einem  #tuf  nad)  £ei»jig.  2lud)  hier  erwarb  er 
ft'd)  allgemeinen  SBeifall  j  bod)  entfprad)  bie  23efdbäftigung 
nicht  ganj  feinen  2Bünfd>en  unb  baburd),  fo  wie  burd)  25.'S 
SBerbeiratbung  mit  ber  folgenben  »erlief  er  Seipjig  fcfoon  9fns 
fange?  1835.  9Son  £eipjig  an$  gaftirte  er  in  SBraunfcbweig 
mit  ausgezeichnetem  Erfolge  unb  ging  bann  nad)  SSreSlau, 
welches  er  jebod)  in  ^olge  ber  nicbt  glücflidjen  Ehe  nad) 
2jäbrigem  Aufenthalt  »erlief  unb  auf  ben  25übnen :  «£anno* 
»er,  $)rag,  23rünn,  2Bien,  ^eftb  gaftirte;  in  9>eftb  erhielt 
er  ein  fehr  »orthetlbafteS  Engagement.  1838  gaftirte  25.  itt 
.Karlsruhe  unb  gefiel  fo  fehr,  baf  man  allgemein  ben  2Bunfct), 
ihn  ju  engagiren ,  ausfpracfe ,  ber  aud>  6  Sttonate  fpäter  reas 
Iift'rt  würbe  unb  feit  bem  1.  9lpril  1839  ift  er  ein  beliebtes 
Sttitglieb  beS  <£oftt)eaterS.  3m  Slugufr  eröffnete  er  ein  ©afis 
fpiel  *u  Süiannheim  unb  ber  befte  23emeiS  be^  Erfolget  ift 
wohl  ber,  ba$  er  ftatt  ber  contrabirten  4  ^)artbien  beren  12 
gab  unb  für  ben  SSinter  ein  2.  ©afifpiel  abfdblof.  25.  l>at 
für  fein  $ad)  jebe  äufere  unb  innere  Sefä^igung;  mit  ber 
»ortbetlbaftefren  ©eftalt  unb  einem  ftarfen,  »olI«n  Srgan 


518  Destouches 

einen  ftdj  eine  treffliche  23ilbung  unb  eine  äufierft  lebhafte 
9?bantafte;  *partl)ien,  bie  eine  befonbere  pbnftfcbe  Jtraftaufje« 
rung  erforbern,  gelingen  ihm  inbejjen  weniger,  alei  btejenigen, 
bie  ein  tiefe© ,  inniges  Seelenleben  jur  5tnfcbauung  bringen, 
wie  Spinarofa,  2affc,  (Joreggio  jc. ;  aucb,  im  Suftfpiele  wirft 
er  mit  grofjem  (Erfolge.  2)  (&h,erefe,  geb.  9teimann), 
©attin  bes  Vor.,  geb.  $u  23erlin  1812 ;  fam  fef^r  jung  nadj 
«Öanncoer,  wo  ft'e  nacb,  treffitct>er  Vorbereitung  bie  SBüljne 
1827  in  einer  fleinen  unb  unbebeutenben  ^arthie  betxat, 
barin  aber  fo  fefyr  gefiel ,  ba$  man  ft'e  fegleicb,  bureb,  einen 
Sjäbrigen  Eontract  an  bas  Jpoftljeafer  ju  feff^ln  fudjte.  ©uns 
frtge  äJerfjälrniffe  gaben  ihrem  Talente  einen  weiten  Spiels 
räum  unb  ft'e  oerfudjte  ft'cb,  wafyrenb  ityres  Engagements  faft 
in  allen  Jadiem  mit  bem  glüdflicfyfren  Erfolge.  1832  ging 
ft'e  an  bas  Stabttfjeater  ju  £eipjig,  wo  ft'e  ft'cb,  in  einem 
2jdl)rigen  Engagement  bie  allgemeine  Slnerfennung  unb  bas 
liebepollfre  Slnbenfen  erwarb;  aud)  auf  ber  benachbarten 
•£ofbü(me  ju  25resben  gaftirte  ft'e  wäf>renb  biefer  3eit  mit 
bem  glänjenbften  Erfolge.  1834  folgte  fte  einem  9tufe  nadj 
23reslau,  perefjlicfyte  ft'cb,  bort  mit  bem  2Sor.  unb  war  3  Safore 
lang  im  eigentlidjften  Sinne  ber  Siebling  bes  bortigen  $hibli= 
fums.  1837  gaftirte  ft'e  in  23rünn  unb  am  «öofburgtfyeater 
in  2Bien  mit  bem  entfebiebenften  23eifall  unb  Beerte  bann 
xxad)  tfeipjig  jurücf,  wo  ft'e  mit  freubiger  2lnerfennung  be- 
grüf t  würbe  unb  noeb  je£t  (9ioo.  1S39)  als  fef>r  beliebtes  iOiits 
glteb  wirft.  1839  im  «Sommer  gaftirte  iSlab.  35.  abermals 
in  Bresben,  in  Sftagbeburg,  Schwerin  unb  am  ^oftneater 
§u  23erlin,  allenthalben  ben  Stuf  einer  nichtigen  unb  liebens= 
würbigen  «Äünfrlerin  einernbtenb.  9Jlab.  25.  muf  ju  ben 
talentbegabteften  35arftellerinnen  25eutfcbldnbs  gejault  wer- 
ben, bie  ^ugletcb.  mit  ben  reidjften  sJtaturmifteln  ausgeftaftet 
ift.  J£>erotfcbe  ^artlnen  gelingen  tf>r  porjugsweife  trefflicf> 
unb  alle  leibenfebaftlicben  Situationen  ftellt  ft'e  mit  f?of>er 
Sollenbung  bar;  i^re  SDiaria  Stuart ,  Üouife  Stiller,  Eorona 
t>on  Salujjo,  ©rifelbis  j.  58.  bürften  ntdjt  leidet  ju  übertreffen 
fein.  25od)  fehlen  ifjr  aud)  feineswegs  bie  geeigneten  £öne 
jum  Slusbrucfe  barmlofer  9tattirli<f)fett  unb  finMicber  ©es 
füf)Ie  j  tljr  ©retten  in  ©oet^es  gauft  ift  eine  treffliche  Sets 
ftung  unb  felbft  im  Sufifpiele  leiftet  fte  2lusgejetdjnetes  in 
ben  *partf)ien  junger,  fentimentaler  unb  fcbalffoafter  grauen. 
Sinb  aud)  eble  tragifa)e  Stollen  ii)xe  günftigfte  Sphäre,  fo 
wirft  fte  bod>  aucb  in  cfyargirten  Stollen  als  Orft'na  ic.  mit 
Erfolg.  (T.  M.) 

Destouches .  1)  (2lnbre  Earbinal),  geb.  1672  ju 
^aris;  würbe  Culln's  ittacbfolger  als  ©eneralbtrector  ber 
Sper  unb  fönigl.  Öbercapellmeifter.  Er  war  ein  fef>r  be= 
Itebter  Ecmponift,  ber  Setc^ttgfeit  unb  Slnmuth,  mit  feltener 


Detail  519 

©rünblicbfeit  oerbanb.   ©eine  befanntefren  Opern  ftnb:  Isse*, 

Amadis  de  Grece,  Marthcsie,  Scylla,  Omphale,  le  carneval 
et  la  folie ,  Calirrhoe ,  Telemaque ,  Semirainis  ,  Ips  Clemens 
unb  les  stratagemes  de  l'amour.  (Jr  frarb  ^u  QJartÖ  1749. 
2)  (^fjtltppe  Stertcault),  geb.  1709  in  £ours}  er  trat 
fdion  frühzeitig  in  SDJiütärbienfre,  unb  wäre  bei  ber  Belagerung 
üon  23arcellona  burd)  bas  auffliegen  einer  SDiine  faft  ums 
Seben  gekommen.  &v  ging  fpater  als  ©efd)äftsträger  in  bie 
©djiueij  unb  nad)  (Jnglanb,  mo  er  ft'cb,  aud)  oerfyeiratbete. 
©pater  lebte  er  äufjerfr  jurücfgejogen  auf  feinen  ©ütern  in 
ber  9läf)e  t>on  SDielüne.  ipier  fajrieb  er  alle  feine  ©tücfe,  un= 
ter  benen  einige  nod)  jegt  auf  bem  Theätre  fran<;ais  gegeben 
merben,  unb  tarn  nur  bann  nad)  ^Paris,  wenn  er  ben 
©cbaufp.n  ein  neues  ©tüd?  braute,  meines  er  einmal  auf= 
führen  far>  unb  fogleid)  aufs  Sanb  jurüdfe^rte.  3m  ©anjen 
jjat  er  23  ©tücfe  gefdjrieben,  Don  benen  mir  le  curienx  imper- 
tinent, le  triple  mariage,  le  medisant ,  le  glorieux ,  le  dissipa- 
teur,   l'faomme  singnlier,    l'irresolu    unb    le    tambour    noctnrne 

als  bie  »orjüglidjfren  nennen,  ©eine  SBerfe  erfdüenen  in 
6  23bn,  sparig  1743}  in  4  33bn.  4.  ebenb.  1757}  in  5  23bn. 
12.  ebb.  1759}  in  6  23bn.,  ebb.  1811,  mit  Äpfrn.  unb  in 
(»  23bn. ,  ebb.  1824.  Slucb  ine  2>eutfcf>e  ftnb  mehrere  berfeU 
ben  überfe^t  morben,  3){eifmer  unb  SKölius:  ©estoudjes  für 
25eutfd>e,  £eipjig  1778,  bann  einjelne  eon  Stomanus,  t>i)t 
unb  jünger.  2).  ftarb  1754  auf  feinen  ©ütern.  3)  (grranj), 
geb.  ju  SDiündjen  1774,  ftubierte  SDtuft'f  unter  ©rünberger 
unb  5.  <£aöbn  in  SBien;  fdjon  1791  componirte  er  bie  Oper: 
bie  Sfjomasnacfyt,  bie  in  SDiündjen  mit  SSeifall  gegeben  mürbe. 
25ann  madjte  er  als  Glaöiennrtuofe  eine  Steife,  fam  fpäter 
als  2ftuft!birector  nacb  Erlangen  unb  1798  als  Soncertmeifrer 
nacb,  SBeimar.  £ier  fdjrieb  er  Sfluft?  ju  ©cbiller's  ©tücfen} 
25raut  »on  9K.,  3ungfrau,  SBallenfiein ,  Seil,  Suranbot, 
bie  <Sr)öre  ju  ben  Jpufftten  unb  jum  Srauerfpiel  SBanbaj 
bann  bie  Oper:  baß  üöüföerftänbmfj }  lauter  SEBerfe,  bie  in 
ber  Snftrumenration  überlaben  ftnb  unb  mo  bie  ©ebanfen 
im  £ärm  begraben  werben.  <&eit  1810  lebt  2>.  mieber  in 
SDIüncben.  (L.  u.  3.) 

Detail,  ©in^elnes,  Ulusfü^rlidjes,  Umfrdnblicbes,  bie 
einjelnen  Steile  eines  grbfern  ©anjen,  bie  genauen  <£injels 
Reiten  eines  ©egenftanbes.  2)ie  Munfi  bes  ©djaufp.s  meifet 
tyn  redjt  eigentlich  auf  bas  2).  fnn,  ba  er  in  feiner  JRolle 
ein  ©anjes  Dom  2Md)ter  erbalt,  bem  er  buraj  bie  OluSfüb,« 
rung  im  ©injelnen  feben  geben  foll.  2Bie  ber  Darfreller  ft'd) 
mit  ber  ir)m  geworbenen  Aufgabe  »ertraut  madjt,  wie  er  ft'd> 
in  fte  (jineinlebt,  fpringen  ifym  taufenb  f leine  6b]ara!terjüge, 
Nuancen,  ©d)attirungen  entgegen,  bie  er  im  genauen  SBer* 
tyäJtniffe  jum  ©anjen  ber  bram.  2>id)tung  ju  einem  lebenbis 


520  »etmer 

gen  ÄunftwerF  geftaltet.  3m  25.  beEunbet  ftcf»  bet  Qebilbete, 
geiftreirte  unb  benfenbe  Jtünftler,  wenn  er  nicht  ju  weit 
unb  burrt,  bineingebartte,  herauö  raifonnirte  Momente  ft'd> 
itt  fehr  in  bie  25reite  perlierf.  Die  SBirtttgfeit  bee  SD.  brängt 
ftrt,  bem  ©rtaufp.  mit  jebem  Sabre  feiner  Laufbahn  me^r 
unb  mehr  auf.  SBäbrenb  bie  Sugenb  aU.ee  mit  bem  ©efübl, 
bem  fteuer  unb  ber  zufälligen  ^Befähigung  erreicht,  beregnet 
bae  reifere  Qllter  unb  regelt  bie  .Kräfte.  3n  ben  35.6  bes 
3ufammenfpielens,  in  bem  (Eingeben  auf  ba&  ©piel  unb 
bem  herausfühlen  ber  Sntentionen  bee  SDiitfpielenben,  jeigt 
ftrt  bie  fünjtler.  23ebeutung  einer  23übne  am  beuflirtften. 
2>a6  25.  wenbet  fid)  an  ben  Süerjtanb ,  bas  ©anje  an  bae 
©efübl,  taber  wirft  eine  ju  grofje  ©orgfalt  in  ben  25.6  aud> 
oft  erfältenb  auf  ben  ©efammteinbrud  unb  man  hat  ft'dj 
n?ohl  ju  hüten,  ben  benfenben  Äünitlcr  auf  Äoften  ber  ©es 
fammtmirfung  geltenb  märten  ju  wollen.  3n  ber  ^Betonung 
einjelner  2Dorte,  ben  ©ejten,  bem  2lu6brud  bee  Slugee,  bem 
Gummen  ©ptel  liegt  bie  eigentliche  ©renje  bee  25.6  unb  in 
biefer  wirb  ber  erfahrne  ©djaufp.  es  ju  halten  wtffen.  ©onft 
bejeirtnet  man  aua>  bie  ©injelnheiten  bee  ti)eatral.  33etwer= 
fee  mit  bem  tarnen  25.  unb  nennt  eine  in  jeber  Jpinft'd>t 
auf  55ecoration,  @oftüm,  Stufte",  Arrangement  gelungene 
SBorfrellung  in  allen  25.6  gelungen.  (L.  S.) 

Detmer  (3ohann  SB il heim),  geb.  1809  ju  33rei= 
num,  unweit  ^»ilbeeheim ,  follte  ft'rt  Anfange  ber  £5economie, 
bann  bem  SMilitärfranbe  ober  bem  Sebrfarte  n>ibmen,  maö 
jebodj  feiner  Steigung  wiberftrebte.  (Eine  reifenbe  ©rtaufp. = 
Gruppe,  unter  ber  Seitung  oon  Stttfrtfe,  ©admann  unb 
©efierling ,  bie  in  J^ilbeebeim  fpielte  unb  beren  SiSorftellungen 
25.  oft  befuebte,  wedten  ben  ©ebanfen  in  ihm,  ft'rt  ber  Aunfr 
ju  wibmen.  Grr  trat  ale  SUolontair  bei  biefer  ©efellfrtaft 
ein  unb  ging,  ale  biefelbe  ft'rt  nach  einigen  SSJJonaten  auflöfre, 
nart.  J&oljntünben  unb  Lüneburg  j  gab  bann  eine  hirje  Seit 
mit  bem  ©rtaufp.  Sieble  muftfal.  2lbenbunterl)altungen  in 
i>en  fleinften  ©räbrrten  im  Äönigreirte  J^annoöer.  ©päter 
gelang  ee  ihm  burd)  (Empfehlung  in  ^»annoüer  ein  (Engage= 
ment  ale  23afft'fr  im  ^hor  unb  für  fleine  Stollen  im  @rtau= 
fpiel  ju  ft'nben.  $>iex  bilbete  er  ftrt  unter  ber  Leitung  bei 
©efanglehrere  Äümmel  weiter  aue,  fang  einige  einftubierte 
^)arthien  an  benachbarten  fleinen  S3ühnen  mit  bebeutenbem 
©lüde  unb  »erlief  hierburdj  oeranlaft  £annot>er,  um  ein 
(Engagement  al6  erfter  23afftfr  bei  bem  25irector  ©anbo,  weis 
eher  Lüneburg  unb  3elle  bereifte,  anzunehmen,  ©eine  ©timme 
fing  ferton  an  Sluffehn  3U  märten;  SDhtfifbirector  23e6?e  unb 
©afimann,  Stegiffeur  bee  «^»oftheatere  ju  25raunfrtweig ,  hör» 
ten  ihn  in  3eü"e  unb  engagirten  ihn  augenblirflirt.  ©eine 
Slntrittörollen  in  23raunfcfoweig  waren  SÖtafferu  im  £5pferfefle, 


Detmold  i  521 

$pijarro  in  gibelio  unb  tyietxo  in  ber  «Stummen ,  in  benen  er, 
ntebr  burcb  feine  natürlichen  Mittel ,  ale  burcfe  eigentliche 
©efangetfunfl ,  fefjr  geftel.  llngenügenbe  Sefcbäftigung  per* 
anlafite  25.  biefeS  (Engagement  in  Salbe  ju  öerlaffen;  er  machte 
eine  9teife  nacb  23reelau,  wo  er  als  1.  SSafftfr  beim  25irector 
$)iebl  2lnftellung,  beim  9)ubli?um  SSeifalt  unb  burcb  bie  ©es 
fangelebrerin  2$ernier  ©elegenbeit  3ur  meitern  2lu$bitbung 
fanb;  es  gelang  if>m,  fid>  n>af)renb  eines  3jabrigen  2lufent= 
t>alte=  ben  ÜBeifall  beS  breelauer  9)ublieumS  bauernb  ju  erbals 
fen.  9cacb  2luflöfung  ber  ^iebl'fcben  Directum  erhielt  25.  einen 
«Ruf  an  baS  £oftbeater  na*  Gaffel,  bem  er  ^olge  leifrete. 
©eine  SlntrittSrolIen  waren  :  Seporello  im  25on  3uan  unb  £)S= 
min  in  ber  (Entführung,  in  benen  er  fomobl  bem  Jpofe,  als 
bem  ^ublifum  allgemein  geftel.  SBdbrenb  feinet  3jdbrigen 
SlufentbaltS  in  Gaffel,  oerbeiratbete  er  ft'cf)  mit  ber  Softer 
eines  bortigen  23ürgerS,  geb.  ©tbcfler.  1836  gab  25.  am 
ntannbeimer  Jfjoftbeater  einen  (EwcluS  öon  ©afrrollen  mit 
grofjem  SSeifall,  folgte  bann  einer  (Einlabung  ber  frankfurter 
äfjeaterbirection ,  gaftirte  in  granffurt  mit  gleichem  (Erfolge 
unb  naf)tn  in  $olge  biefeS  ©afrfptels  an  25obler'S  ©teile  ein 
(Engagement  in  granffurt  an,  in  meinem  er  ftcb  noeb  beftn= 
bet.  2Baf)renb  biefeS  (Engagements  gaflirte  25.  noeb  in  @trafj= 
bürg  unb  (Enbe  1839  am  J^ofoeerntbeater  in  SEBien  mit  bem 
günfligflen  (Erfolge.  25.  ifr  im  23eft$e  einer  febr  Üraftigen, 
fonoren  unb  febönen  23afftimme,  beren  feltener  Umfang 
fcefonberS  in  (Erfraunen  fe§t;  bureb  rafilofen  (Eifer  t)at  er 
ftcb  einen  b°ben  ©rab  muftfal.  SluSbilbung  erworben  unb 
arbeitet  noeb  immer  rüflig  an  feiner  2?ert>ollfommnung.  <§ein 
niebt  unbebeutenbeS  25arfrellungStalent  roirb  »on  einer  ein= 
nebmenben  unb  feinem  Stollenfacbe  entfpreebenben  $)erfön= 
liebfeit  unterftügt  unb  ber  herein  biefer  (Eigenfcbaften  macben 
tbn  ju  einem  ber  bebeutenbflen  23afj  =  resp.  SBaritonifien 
25eutfa)lanbS.  (L.  P.) 

Detmold  (£beaterftat.),  Heines  freunblicr/eS  &täbU 
eben  an  ber  2Berra,  Dfteftbenj  beS  gürften  oon  ilippe  =  25.,  mit 
2500  (Einro.  25.,  melcbeS  früber  nur  feiten  t>on  reifenben 
©efellfcbaften  befuebt  mürbe,  bie  SKorftellungen  im  f.  g.  alten 
©cbaufpielbaufe ,  b.  b«  in  ber  im  ©eblof garten  gelegenen 
©ärtnerroobnung  gaben,  f)at  feit  14  3abren  ein  -£oftbeater. 
1825  lief}  ber  je£t  regierenbe  gürft  $)aul  2lleranber  Seopolb 
bat  ©cbaufpielbauS  oom  je^igen  23auratb  oon  Statorp  er= 
bauen,  melcbeS  im  9coo.  oef.  3.  öollenbet  mürbe.  25er  25i= 
rector  ^icbler  traf  nun  mit  feiner  ©efellfcbaft  oon  £5Snabrü<£ 
ein  unb  eröffnete  bie  23übne  am  8.  SHot».  1825  mit  ber  £5per 
Situs,  ber  ein  für  bie  fefrlidje  ©elegenbeit  befonberS  gefciebs 
teter  ^rolog  »oranging.  25aS  Spater  liegt  am  ©dblofjplafce, 
biebt  am  ©eblofigraben ,  mo  bei  geuerSgefabr  febr  leiebt  ge= 
Später  =  £cxifon.     II.  21 


322  .         Detonation 

lofcbt  »erben  fann;  et?  iffc  ein  maffioeg  ©ebäube  »on  100  g. 
Sänge  unb  66  g.  23reite.  25en  Eingang  fdjmiidt  ein  portal 
mit  4  borifcben  Säulen.  Sieben  bem  Scbaufptelbaufe  beftn= 
ben  ftcf)  nod>  2  baju  gehörige  ©ebäube,  melcbe  ben  9)taler= 
unb  grobes  «Saal,  bie  SDiufüfammer ,  2>ecorattonemaga$ine 
unb  ©arberobelocale  enthalten.  £)a6  Jf»auö  fafk  in  100  Sperr* 
ft'?en,  einem  9lang  Sogen,  «Parterre,  2lmpfnti)eater  unb  ©al= 
lerie  ungefähr  80«)  ^erfonen.  Sie  fürfrl.  Soge  befinbet  fta> 
grabe  ber  SSür^ne  gegenüber  unb  bat  ein  Sorjimmer  unb  Ca= 
btnet.  1S37  würbe  baö  £aus  neu  becorirt  unb  $}ortallogen 
gebaut.  93tö  «Snbe  3an.  1826  fpielte  bie  $>tcbler'fcbe  ©efell= 
ftfeaft  auf  eigne  SHecbnung.  Sann  aber  fcblofj  ber  Sirector 
mit  bem  <£ofmarfcbaUamte  einen  (Sontract  ab ,  in  golge  bef= 
fen  ba&  ©anje  »on  fürftl.  «Seite  übernommen  würbe.  ^)icb= 
Ier  behielt  ba6  Sirectorat,  ba&  er  aucfc  nocr)  jeijt  beüetbef. 
(£ine  .£oftfieaterintenbanj  unter  bem  Scblopfjauptmann  »on 
gun!  unb  bem  Slffeffor  oon  Stteofenbug  unb  ein  9tecbnung6= 
fübrer  würben  angeftellt.  Sie  jär)rli4>en  3ufct>üffe  aus  ber 
.Öofflaatecaffe  belaufen  ftcb  gegenwärtig  auf  12— 1.5,000  £fylr. 
Sie  £t)eaterfaifen  beginnt  regelmäßig  mit  bem  3anuar  unb 
(erlieft  mit  <£nbe  9)iai.  3»»  jeber  2Bocbe  werben  4  2Jorfiel= 
lungen  gegeben ;  am  Sonntag  unb  SDJittwocb  Opern ,  am 
Montag  unb  greitag  Scbau  =  unb  ßufifptel,  feiten  Trauer: 
fpiel.  Sie  ©efellfdjaft  ift  eine  r)öct)fr  acbtungswertt)e  unb 
tüdjttgej  befonbere  bae  (Jnfemble  ger)t  fretß  präcis  unb  tabek 
lo&.  3nx  Sftonat  3uni  ftnb  gerten.  Sas  Orcbefrer,  unter 
ber  Seitung  bes  ^cufifbirectore  <£agen,  befielt  aus  30  Jöof= 
muftfern,  worunter  ein  @oncert  =  unb  SDiuftfmeifter  unb  jätjlt 
reebt  braoe  SDiitglteber.  2Bäl)renb  ber  Monate  3uli  unb  2lu= 
gufr  fpielt  bie  ©efellfdjaft  im  23abe  Pyrmont,  im  September, 
Setober,  ÜRooember  unb  Secember  in  ©fünfter.      (Fr.  S.) 

Detonation  ,  Detoniren  (SMuftf),  £onabweidjung, 
ba$  ju  l)ot»e  ober  ju  tiefe  eingeben  eine©  Soneö,  überhaupt 
unrein  fingen.  Sie  Urfadjen  bee  S.'ß  ftnb  feljr  j?erfct>ie= 
ben:  fehlerhafter  Organismus  ber  Stimmwerfjeuge  ober  beß 
©efjcrs,  9Jii#9err)ältnip  jwifdjen  beiben  Organen,  SDJangel 
ober  Ueberfülle  an  Sltbem,  fehlerhafte  SDJunböffnung ,  falfcbe 
Wletfyobit  beim  Unterrichte  ober  ungenügenbe  «ftenntnifj  Don 
ber  Äunft  bes  ©efangeej  befonbers  aber  unregelmäßige  unb 
unorbentlidje  üebenömeife  unb  bie  babureb  entjreljenbe  lieber; 
reijung  unb  ©rfdjlajfung  ber  Organe.  Sie  erftern  Urfacben 
laffen  ftcb  bureb  eine  forgefe^fe  jwectmdpige  Uebung  febr  oft 
entfernen,  tnbem  babureb  bie  Organe  ausgebilbet  unb  in  ein 
rtcbtigeö  sSerbältnif  ju  einanber  gebracht  werben ;  ba$  ft'dj 
eine  falfcbe  SBletfyobii  unb  ir)re  folgert  bureb  jwecfmatlige 
33elebrung  unb  Uebung  entfernen  lafjt ,  oerfiebt  ftcb  von 
felbfl.    Dtefe  Uebungen  muffen  befonbere  mit  ben  üötittel- 


Deucalion  Deutlichkeit 

tönen,  bie  jebem  jum  ©efange  fähigen  SWenfcben  bk  no  = 
türlic&en  finb ,  begonnen  unb  fo  lange  fortgefe^t  werben, 
biö  btefe  geftigfeit  unb  @ia)erf)eit  gewonnen  fyaben,  bann 
erft  bürfen  bie  SDcobiftcationen  ber  &öne  eintreten.  ©obalb 
ber  ©änger  fäfjig  ifr,  bie  falfcfje  3ntonation  ju  erfennen, 
gelingt  t6  if>m  beim  ernfrem  Sßillen  audt)  biefelbe  ju  entfer= 
nen;  ift  ba&  SOcifoerbaltnifj  ber  Organe  ju  einanber  aber  fo 
bebeutenb,  baf  er  felbft  feine  Intonation  nicfet  beurteilen 
fann,  fo  ifl  gewöfmlicfj  alle  Sötüf>e  »ergebend.  (7.) 

Deucalion  (Wh)tt>.).  25iefer  ä)h)tf)uö  ifr  ba$  griect). 
©eitenftücf  ju  ber  ©age  oon  ber  ©ünbftutb.  25.,  oon  bem 
SRafbfcfilufj  3upiter$,  bk  STOenfd&en  burd)  Ueberfcfcwemmung 
ju  oernidjten,  in  Äenntnifj  gefegt,  rettete  ft'd)  mit  "Pnrrfja, 
feiner  Gattin,  in  ein  ©diiff  unb  gelangte  nad)  9  Sagen  auf 
ben  ^Parnafj.  25.  warb  ber  Erneuerer  beä  männlichen  ©e= 
fd)lecrjte$,  inbem  er  ©reine  hinter  ftd)  roarf,  auö  benen  Wien' 
fcfcen  würben  j  ^rrfja  be£  weiblichen  ©efdjledjtö  burd)  tl)re 
Jiinber  unb  fo  würben  ft'e  bk  ©tammeltern  be$  Jperoen* 
gefdjledjtee^  ber  Hellenen.  SOiit  bem  neuen  SSoIE  flieg  2).  in 
bie  ©benen  SE^effaliene  fyexab ,  oon  wo  e$  ftd?  über  ganj 
©riedjenlanb  »erbreitete.  (F.  Tr.) 

Deut*  ex  mächina,  wörtlid) :  ein  ©Ott  au6  ber 
9)cafdnne,  auö  bem  33ül)nengerüfre.  25iefe,  baä  $)lö§lid)e, 
Unerwartete,  Ueberrafdjenbe  bejeicfjnenbe,  allgemein  bekannte 
SReben^art  f>at  ifyren  Urfprung  oon  bem  alten  Sweater,  wo 
bk  (Jrfdjeinung  einee;  ©otteö  ober  bie  (Jinwirfung  einer  über= 
natürlichen  Äraft  fetjr  fjauftg  t>k  @atafrropf)e  (f.  b.)  t)erbei= 
führte  unb  fo  bie  J^anblung  ju  einem  poetifd?  berufytgenben 
<5nbe  führte.  2)ie  <§rfdjeinung  ber  25iana  in  ber  Oper  3pb,i= 
genia  in  £auri6,  eben  fo  bk  be&  Oberon  in  ber  gleichnamigen 
Oper  gehören  fjiefyer.  (L.  S.) 

Deutlichkeit,  1)  beö  StebeoortragS  wirb  bebingt 
buxd)  p&nfifdje  unb  pf»d)ifdje  SÖcittel.  3u  ben  erfleren 
gehört  oor  allem  ber  oollEommen  gefunbe  3ufranb  ber  ©prad>= 
werfjeuge.  25.  ber  0tebe  barf  ber  3uf)brer  oom  ©djaufp. 
burcpauö  forbernj  benn  man  mufj  juoor  pfyöfifdj  oerflan= 
ben  fein,  ef)e  man  barauf  rechnen  barf,  moralifd)  erfannt 
ju  werben.  2Ba$  nü§t  aber  ^einf>eit  unb  25elicateffe  ber  2lc= 
centuation  (f.  b.),  toaä  nü£t  Ceictjtigr'eit ,  ©efalligfeit  unb 
2Bac>rr;eit  im  Slusbrud?  (f.  b.),  wenn  ber  ©inn  ber  9tebe  um 
f)örbar  bleibt^  25er  angefjenbe  ©djaufp.,  fagt  3fflanb,  follte 
^uoörberfl  mit  ber  Uebung  im  ©predjen  beginnen  unb  biefen 
Unterricht  gerabefjin  eine  ©predjfrunbe  benennen.  25a6  erfte 
©rforberntf  ift  ganj  unb  gar  oernommen,  nid)t  blof  oer= 
flanben  ju  werben;  benn  blofj  oerflanben  wirb  man  enblia> 
burcö  Slnflrengung  beö  3ul)örer$,  burc^  beffen  ©ewanbtr>eit 
im  3ufammenratr;en.    2Sei  bem  58orf)anbenfein  obiger  gefuns 

21  * 


324  Deutlichkeit 

ben  9?aturanlagen  ergibt  ft'cfj  aber  ein  beutlidjer  JRebetwrtrag 
öon  felbft,  wenn  man  ft'd)  bemüht,  bie  Anlagen  ju  ertenbi= 
ren  unb  anjuwenben:  a)  auf  ba&  Sautfpredjen ;  b)  auf  bie 
möglidjfr  reine  2luefprad)e  ber  fiaute;  c)  auf  bie  richtige  3lrti= 
culation;  d)  auf  baä  richtige  ©predjmaafj  unb  tyex  ft'd)  be= 
fonberö  oor  bem  3*Wer  be$  alljufcbnellen  Stebenö  ()üref. 
$Daf5,  um  befenbere  lefyteö  25ebingnif  (d)  ju  erfüllen,  fjtcr 
fdjen  pfnd)ifd)e  Wlittel  mitwtrfen  muffen,  leudrter  ein  unb 
wirb  um  fo  begreiflidjer ,  wenn  man  bie  Grrrreme  ft'd)  oor 
2lugen  füfyrt,  in  bie  leidet  ber  Stebner,  ber  ftdj  ntdjt  jugleid) 
geiftig  bewadfjt,  oerfaüen  fann.  2>er  23egriff  be6  £aut  = 
r eben  6  ift  fefjr  relatto  unb  ber  Anfänger  fann  gar  leidet 
in  ben  $et>hx  beö  3ulautreben6  eerfallen,  wenn  er  ftdj  an= 
ftrengt  ober  bie  SBorte  l)inau6fd)reit.  ©in  alljulauter,  fa)mef= 
ternber  SEon,  jiefyt  bie  Siegle  gleidjfam  jufammen  unb  wenn 
ein  lauter  ©diall  ju  naf>e  auf  ben  anbern  folgt,  bewirft  er 
gerabe  baö  ©egentoeil  unb  in  ber  ©cene  wirb  mei)x  ein  rau= 
tye6,  oermorreneei  ©eräufd)  unb  ©etöfe  hörbar  afö  oernef)m= 
Iid)e  SBorte.  Daö  ganje  ©efyeimniß,  auf  ber  SBübne  bequem 
»ernommen  ju  werben,  befielt  in  ber  reinen,  PoUfranoigen 
Sluefpracbe  ber  SBorte ,  ©üben  unb  (£nbbud)ftaben  ,  fo  wie 
barin,  ba$  man  ftd?  mögliebfr  bemühe,  gerabe  f)inau$,  nidjt 
ober  nad)  ben  ©eiten  ijineinjufprecben.  ©er  9)Zunb  mup 
nidjt  ju  weit  geöffnet  werben,  um  bie  Spannung  ber  2Ban= 
gen  unb  Sippen  ju  erhalten,  meldte  ba$  fragen  ber  2Borte, 
wie  bas  hinauftragen  berfelöen  fo  merflid)  beförbert.  (2ttan 
lefe  barüber  weiter  3fflanb'ö  Steuerungen  in  feinem  !£f)ea= 
teralmanad»  1SÜS,  ©.  44  u.  f.  nad)).  Sei  fehlerhaftem  3u= 
ftanb  be6  einen  ober  anbern  ©pradjwerfjeugeä ,  muf  aber 
ganj  porjüglid)  ©eift  unb  ©eele  be&  9t:bner&  oermittelnb 
unb  oerbeJTernb  eintreten,  wie  eö  unö  Sfflanb  praftifd)  ge= 
jeigt.  25a6  auffaUenbfte  23eifpiel ,  wie  Mangel  ber  ©timm= 
organe  ju  befdjwidjtigen,  lieferte  aber  wofyl  2eo,  beffen  9tebe= 
»ortrag  bei  l)öd)ft  fdjwadjer  Junge,  unb  f>of)lem,  gepreßtem 
£one  ber  beutlidjfre  war,  ben  man  f>ören  fonnte.  9lm  fd)wer= 
flen  ift  e6 ,  biefe  £>.  fyeroorjubringen ,  wo  fdmelle ,  ja  bie 
fdmellfre  Siebe  »erlangt  wirb,  «hierin  bleibt  £>pi£  ein 
fretes,  nod)  niebt  evxeid>te$  SWufjter  bei  Stecittrung  be$ 
©djwätjers;  benn  bei  einer  beifptellofen  SSolubilitat  ber 
3unge,  ging  bem  Jpörer  nid)t  ein  Sößort  »erloren.  2lm  notf)= 
wenbigften  für  baö  £>f>r  beä  3ufd)auer$ ,  wirb  bie  bödjfte 
2).  be&  Siebeoortragö  bei  langen  ununterbrochenen  Sieben, 
befonbere  wo  genealogifdje  ©pi^ftnbigfeiten  mit  unterlaufen, 
bann  bei  ©rpofitionsfcenen  ic.  «&ter  l)at  ber  JRebner  ein  bop= 
pclteö  ©efdjdft  iu  üben :  nidjt  nur  bie  23ewad)ung  ber  ©praaV 
werfjeuge,  bie  beim  beften  ©ebraudj  oft  nidjt  auöreid)en,  fon= 
bem  bie  S3ewad)ung  beö  gegebenen  Wertes  felbft,  um  burd> 


Deutsche  Herren  525 

Saut  unb  Sott  beS  •DiaVerö  2Borte  ju  oerftdrfen,  wo  nid>t 
ju  oerbefFern.  2)  2>.  ber  Wtimit  (f.  SDtimif).  3)  SD.  ber 
©eberbenf»rad)e  (f.  ©efticulation).  2>eutlid>  mirfen 
SJtimi?  unb  ©eberbenforacbe ,  wenn  fte  nid)t  nur  ber  Stebe 
ricfjtig  angefügt  unb  fte  ijarmonifdj  begleiten,  fonbern  — 
freilief?  bie  fjödjfre  Stufgabe  —  felbfr  ba  fprecben,  wo  bie 
Stebe  aufhört  unb  fte  baä  SBort  erfe^en.  23ergl.  $£c)ürnagel'$ 
SEfjeorie  ber  ®#auf»ielf  unft ,  Sfflanb'ö  £r)eateralmanad)  oon 
1SOS;  ©.  44.  ff.  ©cfjmibt'«*  »Übung  be&  Stebnerei  unb  bic 
beim  2lrt.  SDeclamation  genannten  £ülf$quellen.       (z.  F.) 

Deutsche  Herren  (beutfd&er  Stitterorben).  Um  ben 
beutfdjen  pilgern  auf  ber  Steife  naa)  Serufalem  ein  2lfnl  ju 
gewähren,  errichtete  ein  ungenannter  2>eutfd>er  in  ber  ^eiligen 
<&tabt  eine  Verberge.  23ürger  unb  «fcaufleute  oon  Bremen 
unb  £übed?  oeretnigten  ft'cf)  .mit  bemfelben  unb  grünbeten 
1190  ein  Jpoepital.  SDeutfcbe  dürften  unterftü^ten  bie  ®ttf= 
rung  unb  <£erjog  ftxiebvid)  oon  Schwaben  erlangte  ocm 
Jlaifer  .^einrieb.  VI.  unb  00m  $aoft  Sölefrin  III.  bie  23 e= 
frdtigung  biefer  SSerbrüberung  als  geiftltcber  Stitterorben.  40 
<£belleute,  nur  Deutfcbe  oon  gutem  2lbel,  fonnten  aufge= 
nommen  werben  unb  legten  if)r  ©elübbe  in  bte  Jpdnbe  c*$ 
Patriarchen  oon  Serufalem  ab.  Jtoft  unb  «Reibung  ber 
Stifter  war  anfangt  drmlicf),  bie  Örben^tracfct  fcbwarj  mit 
weifem  SUiantel,  auf  welkem  bat  fcbwarje  Äreuj  geheftet 
war.  Stccon  war  ber  <£au»tft'J|}  ber  Stifter,  bte  ber  ©rcps 
meifter  ($>od)=  unb  SDeutfcfjmeifrer)  £errmann  oon  <2alja, 
fcer  ben  £>rben  ju  feiner  t)öd>ften  S3£ütr>e  l>ob ,  nacfe  bem 
SSerlufte  Spaläftinat?  ft'cfe  nadj  23enebig  wanbte.  23on  tyclen 
gegen  bie  t)eibnifcf;en  ^Preujjen  ju  Jpülfe  gerufen,  eroberten 
bie  Stifter  nad>  53jdr)rigem  Kampfe  bie$  Sanb  unb  S9tarien= 
Burg  würbe  1309  ber  ©i£  bei  Jpocbmeiftertr)um6.  Slber  ber 
3unef)menbe  Steidjfr)um,  bie  Slbweicftungen  oon  ben  alten 
@itten  unb  bie  ©trenge  gegen  if)re  Unfertt)anen  oeranlafjten 
Unruhen  unb  Unorbnungen  unb  bie  unglücfltdje  ©cftlacfet  bei 
Stanneberg  (1410)  bracb,  bie  «Kraft  be$  Drbenö.  £>ie  2Baf)l 
oon  J^ocbmeiftern  au£  fürftl.  Käufern,  woburcb,  ber  ©lanj 
be$  OrbenS  wieber  gehoben  werben  follte,  braute  it)m  ben 
Untergang,  ba  SDtarfgraf  Sllbrecfjt  oon  ÜSranbenburg  1525 
i>ac*  £ocbmeiftertt)um,  nad&bem  er  bie  Iutt)erifa)e  Steligion  an= 
genommen  l)atte,  in  ein  weltliches  Jperäogtt)um  ^reufen  oer= 
wanbeite  unb  bie  (£omtr)ure  unb  Stifter,  bie  bem  Orben 
unb  it)rer  Steligion  treu,  it)m  nicbt  t)ulbigen  wollten,  oer= 
trieb.  2ludf>  in  ßiolanb  enbefe  ber  Örben  unb  ber  le£te.£eer= 
meifter,  ©ottfjarb  oon  Äettler,  erhielt  1561  Äurianb  unb 
©emgallen  al$  «Öerjogt^um.  1527  naf)m  2Baltl)er  oon  (5ron= 
berg  mtt  bem  Stitel  einet?  $0$:  unb  2)eutfcbmeifter£»  audf 
ben  eineö  2lbminifrrator6  beö  ^erjogt{)um  ^reufentj  an  unb 


526  Deutsche  Bühne 

erhielt  bie  2Bürbe  eines  geifHidjen  dürften.  35urdj  ben  $ref?= 
Bürger  ^rieben  fam  tiefe  SEürbe  180.)  an  bcn  Äaifer  »on 
Defhreid)  unb  obfcfion  ber  £>rben  1809  fällig  aufgehoben 
mürbe ,  fo  nennt  ft'cf)  bod)  nod)  ber  (ärrjljerjog  hinten  ©rofjs 
meifter  beS  beutftfjcn  CrbenS.  ©rbenSfleibung:  <8d)roar= 
jeS  Äleib  unb  meiner  Sftantel.  2)aS  Örbenejeidten  mar  ein 
fdjmarjeS  Jtreuj  mit  fflbernem  JRanbe ;  ber  «&od)tneifrer  hatte 
in  bemfelben  ein  golbeneS  Äreuj  unb  in  beffen  Sftitte  ben 
SteidjSabler ,  an  jeber  ber  oier  Crcten  aber  eine  golbene  i'ilie. 
Sei  ber  Crbensuniform  unterfebieb  ft'cf)  ber  Jpodjmeifrer  unb 
bte  (Somtbure  oen  ben  übrigen  Gittern  baburd) ,  bafl  ft'e  auf 
bem  Sluffdjlag  2  Steigen  ©tief ereien  hatten.  £>ie  Stifter  bat* 
ten  ein  golbeneS,  fdjmarj  unb  meif  emaillirteS  IdnglidjeS 
Äreuj  mit  golbenem  Sftanbe,  t>arüber  ein  fdjroarjer  Jpelm  mit 
golbenem  Sift'r  unb  meinen  gebernj  eS  murDe  an  einem  breis 
ten  fdjroarjen  feibenen  Sanbe  um  ben  .£alS  getragen.  Sei 
feierlichen  Gelegenheiten  trugen  bie  Stifter  ben  meinen  Hantel 
mit  bem  Äreuje.  Sluferbcm  aber  tyatten  ft'e  auf  ber  linfen 
&eite  ein  ad^tecfigeS,  getieftes  fdjmarjeS  Äreuj  mit  mei= 
fem  Stanbe.  25te  *Priefrer  trugen  gleichfalls  baS  fcfjroarje 
^reuj.  (B.  N.) 

Deutsche  Bühne  unb  deutsches  Drama. 
£>ie  bram.  ^poeft'e  ber  iDeutfdjen  oerbeblt  in  ifyrem  Serlaufe 
ben  Sttadjtfyeil  nidjt,  baf  ft'e  eigentlich  aus  bem  Solfe  nid)t 
beroorgegangen  ift,  nod)  mit  feiner  fortfdjreitenben  Silbung 
yollfommen  @d)ritt  gehalten  bat.  2)aS  b.  £>r. ,  fo  weit  eS 
einiger  Seadbtung  mürbig  erfebeint,  ifl  nod)  jung,  fo  fdmeü* 
eS  ftdj  aud)  entmidelt  baben  mag ;  als  (Jnglanb  feinen  ©baf= 
fpeare,  Spanien  feinen  Saiteron  aufjumetfen  hatte,  befafjen 
mir  auf  bram.  ©ebiete  nidttS  als  plumpe  unb  bis  jum  lieber* 
map  funftlofe  gafinaefetsfpiete.  £>ennod)  t)äfte  ftdj  gerabe 
aus  biefen  ein  frdftigeS,  nationales  £>r.  entmicfeln  fbnnen, 
menn  bte  innern  religiöfen  §ebben  unb  bie  unfeligen  Sermüs 
fhtngen  beS  30jat)rigen  ÄriegeS,  an  beffen  5°^en  lD'r  eigents 
lid)  nod>  jet^t  leiben,  nidjt  alle  Slütben  ber  Äunfr  in  ©eutfdjs 
lanb  auf  eine  trofrloS  lange  3eit  binroeggerafft  hätten.  25ie 
Sorfbeile  ber  SteligionS  =  unb  ©emiffenSfreibeit,  bie  mir  burdj 
ben  30jdt)rigen  .Krieg  errungen  haben,  ftnb  fo  menig  abjuldugs 
nen,  als  mandje  traurige  Stefultate,  bie  ftd)  ihm  hinter  ben 
gerfen  einmieten.  9?ur  bie  feelen^ollen  klänge  ber  ßnrtf, 
bie,  neben  ber  mährebenbaften  tiefft'nnigen  ober  bumorifrifdjen 
©age,  baS  £auptelement  im  poetifdjen  ©emiffen  beS  beut« 
fdjen  SolfeS  tft ,  f langen  nod)  fd)merjlicf)  burd)  biefe  Strübs 
fale  f)inburd)j  baS  b.  25r.  fam  nia)t  jum  Slufatbmen,  bai 
^pifdje  fd)ien  gdnjlid»  erfrieft,  bie  bilbenben  Äiinfle,  in  it)ren 
nationellen  Urelementen  burd)  25ürer,  ^olbein  unb  Sranad) 
fo   ftattlid)  vertreten,   flarben  allmdtjlig  ab?    baS  Solf  mar 


Deutsche  Bühne  527 

eingefd&ücbtert ,  bumpf  unb  trübft'nnig ;  bte  $öfe  t>on  ba= 
male  spotteten  feines  SeibenS,  maneber  f leine  beutfebe  gürfl 
wetteiferte  an  $)racbt  unb  Ueppigfeit  mit  bem  franj.  ÄönigS= 
bofe,  baö  £eben  ber  böbern  ©tänbe,  bie  Siteratur  felbfl  ers 
fdjienen  fortan  nur  als  ein  peinlicher  SBieberabbrucf  franj. 
©efellfcbaftö  -  unb  Siteraturerfcbeinungen.  25ie  9Iad^ar)mung6= 
fud)t  ber  2>eutfd>en  trat  aufs  trojllofefle  immer  beutlicber 
tyertwr,  unb  wenn  noeb  etwas  an  bem  b.  2)r.  felbflflänbig 
mar,  fo  war'S  ber  plumpe  ©paf  bei  £anSwuvfleS,  bte  3ote, 
bte  berbe  $)erft'flage.  Wlan  bramatift'rte  fpan.  JRomane,  abmte 
bie  ital.  ©djdferfpiele ,  ben  ^ollänber  SSonbel,  ben  2>änen 
«£olberg,  bie  granjofen,  fpäter  bie  Qrnglänber  nad).  ©es 
fcbmacflofe  2llIegorien  waren  befonberS  beliebt.  Qrnblicb,  naä> 
bem  bie  ÄritiE  aufgeräumt,  begann  baS  beutfebe  ©enie  audj 
im  £>rama  feine  Äräfte  ju  entfalten,  fafl  ju  jügelloS  unb 
übergewaltig,  aber  biefer  geniale  «Sturm  ber  f.  g.  @turm= 
unb  ©rangperiobe  war  nötbtg,  um  bie  biefe  unb  trübe  21t* 
mofpbäre  ju  reinigen.  9lber  felbfl  feit  ber  glorreichen  9Ke= 
organifation  ber  93übne  bureb,  fiefftng,  ©oetbe  unb  ©filier 
ft'nb  langbauernbe  ©tiüflänbe  eingetreten ;  bie  23übne  unb  bat 
2)rama  trennten  ft'cb,  bie  erflere  würbe  »on  einigen  33ielfcbrei= 
bem  oecupirt ,  unb  bie ,  melcbe  ©enie  genug  Ratten ,  baS 
gefcbwiflerlicbe  2Ser&ältntfj  jwifeben  ber  23üf>ne  unb  ber  bram. 
SPoefte  ju  befefligen,  löflen  ft'cb  »on  ber  23übne  unb  bem 
SBol£e  loS  unb  ergingen  ft'cb,  in  ungeheuerlichen  $)robucten, 
in  ber  IDarflellung  oon  Seibenfcbaften  unb  ©emütbSjuflänben, 
bie,  febon  an  ftcb  abnorm,  auf  ber  SSübne  boppelt  ribicut 
erfebeinen  mußten  unb  febufen,  flatt  ©eflalten  mit  gleifdj 
unb  23lut,  metapbbftfcbe  <&d>atten.  ©ine  inbbibuelle  2BtU= 
i üfyr  rif  im  2)rama  ein ,  wie  fte  gar  niebt  ärger  fein  !onnte. 
SDcan  »erfebwenbete  eine  SEJtaffe  ^)oeft'e  unb  Talent,  obne  ba$ 
bie  23übne  baoon  bauernben  ©ewinn  ober  für  organifdje  gort= 
entwicfelung  eine  ©runblage  g.el)abt  fyätte.  «£ierju  fam  in  ber 
legten  3eit  bie  Abneigung  ber  meiflen  SBübnenoorflänbe,  poet. 
Salente  babureb  ju  förbern,  ba$  man  ibnen  ben  2Beg  jur  23übne 
letdjt  maebte,  im  ©egentbeil,  eS  ifl  für  einen  jungen  Siebter, 
ber  eben  nur  Siebter  ifl  unb  fein  will,  nirgenbS  fo  febwierig 
als  in  Seutfdblanb,  im  bram.  ftafye  eine  Karriere  ju  magert. 
9Kan  oerfuebt  lieber  ein  Sufjenb  ©tücfe,  bie  aus  bem  granj. 
überfe^t  ft'nb,  als  ein  einziges  Original;  überbaupt  ifl  ba$ 
Ueberfe^ungSwefen  in  »ollfler  wuebernber  .Kraft;  bie  SEra= 
göbie  ifl  burdj  bie  ^)offe  unb  baS  (FonoerfattonSflücf  fafl  »on 
ber  33übne  »erbrängt  worben  unb  nacb  ben  ©runbfä^en  ber 
bloßen  Gouliffengerecbtigfeit  beurtbeilt  man  @f>affpeare  eben 
fo  wobl,  wie  bie  $)robuctionen  jüngerer  bram.  ©cbriftfleller. 
Jpierju  trägt  freiltcb  ber  Umflanb  bei,  ba$  nur  wenige  neue 
©tücfe  Stepertoirflücfe  geworben  ft'nb,  ein  mifjltcber  Umflanb, 


528  Deutsche  Bühne 

welker  bie  23ühne  eingeflüstert  hat.  £)afj  bie  b.  23.  ft'ch 
auö  bem  SSolfe  nicht  herauei  noch  in  baffelbe  hineingelebt  hat, 
tjt  im  ©anjen  erft'd^tlid> ;  wie  baö  b.  2)r.  überhaupt  hat  fte 
feine  Einheit  in  ftcb,  unb  gegenwärtig  ijr  fo  oiele  3nbifferenj 
im  größeren  ^ublifum,  fo  t>iel  fritifcheei  SRaifonnement  im  gebil= 
betern  £heile,  ba$  webet  ber  bram.  dichter  wei£,  was  unb 
roie  er  eigentlich  probuciren,  noch  bie  23ühne,  waö  fte,  um 
bem  $)ubli?um  ju  genügen,  barftellen  foll.  60  bricht  fich 
ber  hefte  2Biü*e  an  ber  Ungunft  ber  allgemeinen  2Belt  =  unb 
©emüth^lage.  ©ine  gefchtchtlidie  Darlegung  ber  tbeatral.  unb 
bram.  3uftänbe  feit  ihrem  SSeginne  in  ©eutfchlanb ,  wirb 
biefe  allgemeine  SharafterifttE  in  tt)rert  einjelnen  3ügen  beut» 
Itct)er  hervortreten  laffen. 

Qzß  fann  r)ter  ber  £)rt  nicht  fein ,  auf  bie  9ftoralitä= 
ten,  SSJJofrerien ,  ÄIofrer  =  unb  ©cbulfchaufpiele  tiefer  ein= 
jugebn.  25afS  bie  9?onne  SRoewitba  um  b.  3-  OSO  *"*  re= 
ligiöfen  Erbauung  ihrer  Sföitfcbwefrern  Iat.  ©djaufpiele  ober 
»ielmebr  2>ialoge  fcbrteb,  um  ben  nach  ihrer  Slnft'cbt  ju  fris 
oolen  Serenj  aus  ben  Älbjrern  ju  »erbrängen,  ifl  ein  ju 
abgeriffener ,  ifolirter  SDJoment,  um  weiter  in  23etrad)t  gejo= 
gen  ju  werben.  &ab  e6  bodb  fogar  fchon  jur  3eit  ber  itaro= 
Iinger  eine  2lrt  theatral.  SSorftellungen ,  wie  man  auö  bem 
Verbote  fteht,  ba$  babei  9?iemanb  ^riefrer  =  ober  9Köncb6= 
fleibung  anlegen  folle.  2?om  11.  biö  jum  13.  3ahrh .  erwäh* 
nen  bie  (Sfjronifenfdfrreiber  häufig  ber  Soculatores  —  Climen, 
^Poffenreifjer  unb  ©pielleute,  weldje  an  ben  Jpöfen  ber  ftür= 
ften  unb  ©belleute  umhergezogen  unb  biefelben  bei  öffent= 
liehen  heften  unb  wäbrenb  ber  SÄahljeit  burd)  £anj,  ©efang 
unb  allerlei  pantomimifche  fünfte  beluftigten.  @te  galten 
nach  bem  Sachenrecht  für  rechte  unb  ehrlos.  SSom  12. 3abrh. 
an  laffen  ftch  oerfchiebentlich  ©puren  oon  Älofrerfchaufptelen 
nachweifen,  bie  natürlich  eine  religiöfe  ©runblage  hatten  unb 
»on  ben  Mönchen  unb  ihren  ©chülern  an  ftefttaqen  barges 
freut  würben.  (Js  gab  aud>  wohl  religiöfe  2M6efcbaufpiele, 
wie  man  fte  noch  jefct  hier  unb  ba  in  £>eutfcblanb  ftnbet, 
fo  in  Sorol  unb  im  baier.  ©ebirge ,  wo  ba&  2>orf  Oberam= 
mergau  noch  \e%t  burch  feine  folennen  2)arfrellungen  r>on 
$)afft'onen  unb  religiöfen  ©cbaufpielen  berühmt  tft.  2)ergleis 
<hen  SHöfrerien  feierte  man  ju  ©ifenadb,  im  3.  1322,  nämlicfc 
eine  2>arfrellung  »on  ben  10  3ungfrauen,  ju  Sauden  1412 
auf  bem  Sftarfte  eine  (Somöbie  oon  ber  ^etl.  Dorothea,  1417 
r>or  bem  Äaifer  ©igiömunb  ein  geifrlicheö  ©cbaufpiel,  beffen 
Snhalt  bie  ©eburt  «Sbrifri,  bie  ^Infunft  ber  SBeifen  au^  bem 
SSÄorgenlanbe  unb  ber  bethlebemitifcbe  Ainbermorb  war.  2)och 
waren  eö  bie  heil-  SSäter  aue;  ©nglanb,  welche  biefeö  @chau= 
fpiel  barflellten.  3u  Serlin  führten  im  14.  Sahrh-  bie  §ran= 
jiäcanermönche  im  grauen  Älofler   geiflliaje  ßomöbien  auf, 


Deutsche  Bühne  529 

al«  bereit  SSerf.  man  ben  $ater  Slmbroftus  ^ellmidb,  nennt. 
3m  15.  3af)rf>.  borte  man  aucb  juerfr  oon  Jaftnadjtöfpielen. 
©ottfcbeb  unb  nacb  ibm  Jlögel  in  feiner  oortrefflicben  ©e= 
fcr;id)te  ber  fom.  Literatur  erklären  bie  ©ntflebung  ber  ^afc 
nacbtc-fpiele  fo:  Um  bie  ftafhtacbtjett  sogen  juweilen  oer= 
fleibete  sPerfonen  aus  einem  Jpaufe  ins  anbere ,  um  burcf) 
biefe  9)tummerei  i^ren  greunben  unb  23e£annten  einen  ©pafi 
ui  machen,  ©ine  luftige  ©efellfcbaft  biefer  9lrt  fam  auf  ben 
Cnnfall,  in  biefer  23er?letbung  irgenb  etwas  oorjuftellen  unb 
eine  biefer  9)?ummerei  gemdfie  Unterrebung  ju  galten.  2>iefer 
SJerfucb  gelang;  man  lobte  unb  bewirtete  bie  SSermummten, 
man  nueberfjolre  ben  SSerfucb,  bilbete  enblicb  ganje  ©cfell* 
fcbaften,  be^nte  bie  5a&eln  unb  ©efprädje  weiter  aus  unb 
freute  jule£t  menfcblicbe  £anblungen  in  9iacbabmungen  bar, 
weldbe  einen  fatyrifcfyen ,  nicbt  feiten  aber  aucb,  fcblüpfrigen 
(Ebarafter  trugen.  SDiefe  gafhtacbtsfpiele  erhielten  ftd),  wie 
befonbers  in  Slugsburg  unb  ÜÜtemmingen ,  ungeachtet  ibres 
oft  unftttlictjen  unb  anfröfigen  (£t)avattex6,  bis  ins  17.  3at)rf). 
unb  würben  oon  5,  7  aucb  metyr  ^erfonen  in  ©aftböfen  ober 
$Prioatf)äufern  barvjeftellt.  Augsburg  unb  Nürnberg  waren 
bie  J&auptft^e.  2)ie  altefren  ©djaufp.,  unb  nodj  bie  ju  Jpanö 
©aebfens  leiten,  beflanben  ju  Nürnberg  in  Saincbern,  23ür= 
flenbinbern ,  ©cbeibenjiebern ,  25acbbecf  ern ,  bie  oon  1540  an 
mebrentbetls  jur  3unft  ber  SDieifterfdnger  gehörten.  3n 
Nürnberg  fyatte  man  1550  ju  biefen  Sorfrellungen  bereits 
ein  Sweater  erbaut,  bas,  fafr  wie  bei  ben  Sllten ,  einen  <5f>or 
ijatte  unb  unbebeeft  mar,  fo  bafj  man  bei  eintretenbem  3Re= 
gen  inne  fyielt,  biß  ber  J5immel  ft'cb  mieber  auffldrte.  HDie 
©efellfcbaft  ber  Sieuberin  fpielte  jum  legten  SWal  auf  biefem 
Sweater.  Slnfangs  fpielte  man  bie  ©tücfe  aus  bem  ©tegreif 
unb  bie  ertemporift'renben  Siebter,  jugleicft  aucb  (Somöbianten, 
Riefen  ©djaufpreeberj  aucb  fyat  bas  aufgefebriebene  2>rama 
in  2>eutfcblanb  lange  ju  fampfen  gebabt,  ef)e  es  bas  ©teg= 
reifbrama  oollfommen  überwältigte.  2)ie  gufrnacbtfpieler  bils 
beten,  nacb  2lrt  ber  «£anbwerEer,  ganje  3ünfte  unb  ©üben, 
Ratten  tr)re  Verbergen,  it)re  Slltgefellen  unb  fogar  it)ren  ©ruf. 
«£ans  ©ebnepperer,  genannt  9tofenplüt  (9tofenblut  f. 
b.),  ifl  ber  erfle  2?erf.  georbneterer  gafinacb tfpiele ,  oon  bem 
wir  Äenntnif?  fyaben.  2Jom  3-  1450  an  lieferte  er  6  5af*= 
nacbtfcbwdnfe ,  bie  bis  auf  uns  gekommen  ft'nb.  Grs  ftnb 
bialcgtftrte  ©cbwdnfe,  obne  alle  ^»anblung  unb  Sntrigue, 
aber  ooll  Unflaterei  unb  jotigem  2Bi?,  meifl  ein  projefartü 
ges  J&in=  unb  SBieberreben  über  bie  ©ebeimniffe  ber  @be 
unb  SBublerei,  bodb  immer  merfwürbig,  fowot)l  tfjrer  fpracb= 
lieben  ©igenfebaften  wegen ,  wie  befonbers  als  ©rabmeffer 
bes  bamaligen  ©efebmarfs.  2)as  ftnnreicbfte  unb  feufcbefle 
tfl  bas  @piel:  oon  ben  fteben  SÖteiflern,  worin  aueb  einige 


350  Deutsche  Bühne 

©elebrfamfeit  fpuft.  Ueberfjaupt  ifl  bem  JRofenpHit  fatnrifäe 
.Kraft  ntcfet  abzuleugnen ;  er  geißelte  bie  »erberbten  ©itfen, 
aber  bte  ©eißel  mar  ju  grob.  3n  -Nürnberg  entwidfelte  ft'd> 
nun  bte  Äunfr  beß  gafinadjtfpteleö  weiter.  SRofenplüt,  ber 
23arbier  Jpanö  5°fj/  «£anß  ©ad)3,  ^)rob|r  unb  Slorer  gebö* 
ren  alle  Nürnberg  an.  «&anö©ad)£  birfjtete  Slnfangö  auef» 
in  ber  lodern  unb  lofen  2Beife  Stofenplüt'ä ,  fpäter  in  ftren= 
gerem  ©toi,  woju,  wie  ©eroinuä  in  feiner  faßbaren  ©es 
fdud)te  ber  poetifeben  9?ationalliteratur  ber  Deurfdjen  bewerft, 
bte  Ueberfegungen  ber  terenjfd^en  ©tücEe  Slnlaß  gaben.  (£rfi 
nadfrbem  man  mit  £erenj  begannt  geworben,  tbeilte  man 
bie  ©tücfe  in  9lcte  unb  ©cenen  ab.  2lud)  auö  biefem  Um= 
franbe  ergibt  ft'd),  t>a$  bie  poetifdje  23ilbung  ber  2>eutfd)en 
eine  wefentlid)  gelehrte  ijr.  2öie  man  ju  J&anö  ©adifenS 
Seit  ben  £erenj  auf  ftd)  einwirfen  lief ,  fo  wirfte  fpäter, 
nur  burdjgreifenber ,  weil  ben  £>eutfrf>en  fo  innig  »erwanbt, 
©baffpeare  auf  unfere  25ramattfer  ein,  nur  baß  er  Umfor* 
mungen  erlitt,  meld>e  ibn  allmäblig  verwifditen.  Jöani 
SRöbbart  überfegte  juerfr  ein  Sufrfpiel  be$  Serenj  (f.  b.), 
ben  (£unud)u$ ,  melier  14S6  ju  Ulm  gebrueft  mürbe ,  unb 
1499  fam  ber  ganje  SEerenj  ju  ©traf bürg  beutfd)  beraub; 
bod>  f)at  ftd)  ber  Ueberfeger  nidjt  genannt.  23ielleid)t  nod) 
größeren  Grinfluß  übten  beö  berühmten  3ob,ann  JKeudjlinö  Sce- 
nica  progymnasmata ,  welcbe  üerfelbe  1497  in  bem  4?aufe  be$ 
33ifd)ofö  oon  SSBormS,  3ofjann  Sammerariuö  £>alberg,  oon 
jungen  ©tubenten  auffüfjren  lief).  2>ie  ?yorm  ift  clafftfd)  unb 
bie  eines  regelmäßigen  2)rama6 ,  bie  ©pradje  jmar  bie  lat., 
aber  ber  ©feff  burd>au£  beutfrf».  ©ad)S  felbft  überfegte  1531 
btefes  ifuftfpiel  unter  bem  SEitel:  „©in  (Somebi  mit  10  Sperf.  ju 
reeibiren,  £>octor  9teud?lin$  im  Satein  gemalt,  ber  Äenno." 
©o  entfranben  allmälig  lat.  unb  ©djulfdjaufpiele ,  wie  aua> 
(Eonrab  @elte$,  ber  erfre  gefrönte  beutfdje  tyoet,  Herausgeber 
ber  lat.  SDioralitäten  ber  üftonne  JRo^witfja,  im  3.  1501  ju 
Sinj  eine  foldje  (Somöbie  aufführen  ließ,  weldje  aber  ein 
SSerfränbniß  ber  bram.  Jlunfr  nidjt  oerrätl).  Sacob  Codier, 
genannt  ^)l)ilomufuS,  afymte  bagegen  in  lat.  ©djaufpielen  ben 
^Jlautuö  (f.  b.)  nad).  25ie  gelehrte  23ilbung  würbe  burd) 
SRiclaS  »on  SEBnle,  Butten,  33oner,  SDturner,  ^irffjeimer, 
©palatin  u.  a.  immer  mefjr  ein  Serfegfhtcf  ber  poet.  23il- 
bung  in  IDeutfdjlanb  unb  fogar  JpanS  <&ad)&  fannte  unb  be« 
nu^te  ben  Sucian  unb  bel)anbelte  felbfl  ben  ^)lutuS  be6  9lri= 
ftopbanes.  25er  beutfe^e  ©eift,  immer  auf  2Banberf*aft 
begriffen ,  ba  er  ft'dj  in  ben  beimatl)ltd)en  2Jerf)ältniffen  nia^t 
genügt,  blieb  aber  bei  ben  Sllten  nid)t  flehen)  er  legte  ftcb 
aud)  an  frembe  $Tf)eater  an,  an  ba&  engl,  unb  ital.  xoie  wir 
weiterhin  fenen  werben,  felbfr  an  baö  fpan.,  benn  fd>on  1520 
würbe  bie  Seleflina  beö  iRobrigo  Gota  überfegt.    2Son  Örigis 


Deutsche  Bühne  551 

nalcomöbien  erfdbienen  1515  unb  1519  2  ©tücfe  tton  $Pams 
pl)tlu6  ©engenbacb,  welche  beibe ,  wie  ber  Xitel  angibt: 
„t>on  etlichen  erfamen  unb  gefcbicften  23urgeren  einer  löblichen 
&tabt  23afel  auf  ber  Ferren  ftaftnaebt"  bargeftellt  werben 
ft'nb.  3n  bem  einen  treten  «Kaifer,  «Könige,  gürften,  ^äpfte, 
ganje  greifraaten  u.  f.  w.  auf  unb  glögel  fa^  batwn,  baf, 
wenn  jemals  ein  ©cbaufpiel  beutfeb,  fcftruet^erifcf)  unb  national 
war,  biefeö  ©rüd5  e6  war;  auef)  »erratbe  e$  ein  3eitalter, 
welches  bureb,  SReicbthum  unb  Ueppigfeit  «Künfte,  unb  mit 
ben  fünften  einen  gemiffen  freien  ©eift  beroorgebraebt.  25a6 
2.  ©tücf  trägt  ben  £itel:  ,,£>ief»  tft  bie  ©ouebmet,  fo  ge= 
fpilt  tft  werben  bux<b  etlid)  gefebieffe  SSurger  einer  löblichen 
&tabt  SSafel.  2öiber  ben  Grebrucb,  unb  bie  funb  ber  ltnfeufcb= 
heit.  SPampbiluS  ©engenbacb."  3n  biefem  ©tücfe  Bommt 
febon  ein  9tarr  oor.  ©eine  Sollenbung  fanb  tnbeg  ba6  gafts 
nacbtfpiel  bureb  Jpanä  <§a<hö  (f.  b.),  ber,  wie  man  getrofr 
fagen  barf,  ju  ben  beften  üDicbtern  feinet  3abrb.  unb  ju  ben 
probuetieften  «Köpfen,  bie  je  gelebt  unb  gebietet  haben,  übers 
tyaupt  gehört.  «£an6  ©acht?  war  unftreiftg  ein  ©enie,  ein 
ttiel  bewanberter,  beweglicher  ©eift,  reich  an  ©ebanfen  unb 
©eftaltungen ,  Stteifter  ber  ©pracbe,  obgleich  in  feinen  gor* 
men  etwae  monoton,  lieber  bat?  SKetdjgjräbttfdje  unb  ©piefis 
Bürgerliche  feiner  Umgebungen  erhob  er  ft'cb  inbeg  nicht,  gür 
ein  empft'nbelnbeö  füflicbeeJ  3eitalter  tft  er  allerbingö  un« 
febmaefbaft;  aber  wer  einen  tieferen  23licf  beft^t,  wirb  jene 
fom.  «Kraft  in  ihm  erfennen ,  welche  unferm  Suftfpiele  feit= 
bem  gefehlt  bat  unb  ju  einer  wahrhaft  beutfeben  domöbte 
hätte  fübren  muffen,  wenn  ihm  gleidb  geniale  SOlänner  ge« 
folgt  wären  unb  baö  beuffdbe  SNationalleben,  ftatt  einen  j)ös 
tyeren  ©cbwung  ^u  nehmen ,  nicht  überhaupt  immer  mehr 
eingefebrumpft  wäre.  2Dte  religiöfe  Debatte  ftörte  fpäterbm 
alle  «Kunftentwicfelung  unb  bie  ^)oeft'e  erlag  ber  ©elebrfam= 
feit  unb  jog  ftch  gan*  au6  bem  SSolfe  jurücf;  benn  e$  tft 
Bit?  auf  bie  neuefte  3eit  erftdE>tltdt> ,  baf  in  unfern  genialften 
Scannern  bat*  23eftreben  oorhanben  ift,  etmat*  auf  er  bem 
2?oIfe,  nicht  in  ihm  SiegenbeS  oorjuftellen.  (Eigentlich  popus 
Iäre  ©dbriftfteller,  welche  in  ihrem  «Kerne  acht  beutfdb  -gewefen 
wären,  h,at  &eutfcblanb  feit  ben  3eiten  Suthers  unb  «£ant5  ©adjs 
fenö  nur  wenige  gehabt,  ©o  hat  ft'cb  eine  ariftofratifebe  poet. 
23ilbuna  berau&geftellt,  währenb  bie  SSKaffe  bee?  SBoltS  bumpf, 
pebantifch  unb  aller  poet.  9lnfcbauung  entfrembet  geblieben 
ift.  2>aran  haben  nicht  blof?  bie  Vertreter  ber  politifeben, 
fonbern  auch,  bie  ber  literarifdben  Slriftofratie  ©cbulb,  wie 
bie  letzteren  auch,  befonberS  an  ber  ©entimentalität,  welche 
bie  mittleren  klaffen  beherrfcht  unb  felbft  in  ben  Roheren 
«Kreifen  ber  ©efellfchaft ,  alle^  gefunbe  Seben  töbtenb,  ju 
finben  tftj    benn  ©entimentalität  tft  bem  ©runbwefen  ber 


352  Deutsche  Bühne 

beutfriVn  Nation ,  wie  e&  ft'd>  gerabe  jur  3eit  Jpand 
©acfcfen^  in  fo  lebenbigen  unb  mannigfaltigen  ©nmptomen 
tyeraueftellte  ,  burdjauß  fremb.  Jöane  @acf)ö  war  eine  ä#t 
beutfcbe  9?atur,  nur  etxva$  reidjeftdbtifd)  gefärbt  unb  nürn= 
bergif*  proDinjialifirt.  llnfre  größten  ©eifter  fcftenften  .£an$ 
®a<t)$  bie  Slufmerf famfeit ,  bte  er  oerbtent.  ©o  SBielanb, 
©oetbe  befonberö,  ber  in  J£»anö  ©adtfe'fa)«  nur  oerebelter 
SEBeife  aWand^eö  fd&rieb ;  fpäter  bie  itritifer  ©ajlegel  unb  Xied, 
unb  bie  Citerarbiftorifer  jlögel,  ©eroinue  u.  a.  „2>iefe  gaft= 
nacfjtfpiele , "  fagt  21.  2B.  ©Riegel,  „ft'nb  etwas  berb,  aber 
nid)t  feiten  ferjr  luftig,  ft'e  geben  oft  in  bie  tollften  ^offen 
über  unb  mit  ber  SJegetfterung  ber  Sufrigfeit  über  bie  ©ren= 
jen  ber  2ßirflid)feit  binauei.  Ü&ie  2>arftellung  in  allen  biefen 
©rftaufpielen  ift  ebrltd)  unb  madjt  nidjt  viel  llmfdjroeife ,  bie 
9>erfonen,  »on  ©Ott  bem  Sater  an,  fagen  fogleid)  gerabc 
r>erau6,  wie  es  ihnen  um$  £er}  ift.  £)ie  gorm  nähert  ftdj 
am  meiften  bem,  roae  man  anbersmo  Sftoralitäten  nannte. 
2>ie  llmriffe  ber  nodj  unmünbigen  bram.  Jlunft  ft'nb  fdjroad) 
angegeben,  aber  bod>  nicbt  Derjeidjnet."  %lca.el ,  *n  ©«djen 
be6  tom.  ©efajmacfö  ein  überaus  competenter  SRiäjter,  äußert : 
,,@eine  ©rücfe  ft'nb  t»on  altern  beutfdjem  9?ationalgeifte  be= 
feeltj  er  befüjjt  eine  Jtunft  im  25ialogiftren ,  im  (Sbarafter« 
jeict>nen,  bie  fein  mittelmäßiger  Siebter  ju  erreidjen  »ermag. 
2ln  brolligen,  poffenbaften  ©teilen  ift  er  biß  jum  Ueberfluffe 
teidb."  &anö  <§acbt>  war,  wie  ©eroinuö  fagt,  mefentlid) 
ein  2SoIFöIef>rer.  21nfangg  erfcfjien  er  faft  ju  ethifd)  unb 
allegorifd»,  fpäter  würbe  er  tbatfädblicber  unb  malte  ba$ 
treiben  ber  wirfitdjen  SBelt  biö  auf  feine  niebrigften  3üge 
mit  ber  SEreue  ber  nieberlänb.  ©enremaler  auö,  fo  baß  feine 
©eftalten  oor  unfern  21ugen  leben  unb  weben.,  (£r  mar  außers 
orbenlid)  probuetio,  er  rennet  felbft  in  feiner  £ ebensgefd)id)te 
xiad),  ba$  er  6048  große  unb  fleine  ©ebidbte  gefajrieben  fyabe  j 
aber  na*  biefer  £eben£gefd)id)te  verfertigte  er  beren  nod> 
mehrere.  £>ie  meiften  ©djaufpiele  »erfaßte  er  in  ber  3cit 
r>on  1317  biß  1563.  ©eine  gaftnad&tfpiele  ftnb  meift  roobl 
r>on  nürnberger  23ürgern  porgeftellt  worben,  unb  er  fagt  felbft, 
ba^  er  bie  meiften  babe  fpielen  helfen.  (£v  fdjrieb  64  5aft= 
nad)tfpiele,  52  weltliche  (Somöbien,  272  weltliche  Jpiftorien, 
28  weltliche  SEragbbien ,  52  geiftlidje  (Somöbien  unb  Stagös 
bien  u.  f.  ro. ,  gewiß  eine  erftaunlicf>e  poetifebe  3eugungä= 
traft!  lieber  bie  3abl  r>on  7  Steten  ging  «£an$  <&a<t>ö 
nidbt  binauej  ein  anberer  25tcf>ter  bagegen  erlaubt  ft*, 
fein  ©tücf  in  19  S&irfungen  (2lcte)  einiutbeilen.  2Jon  ^)aul 
JRebbun  erfa^ienen  1536  einige  ©tücfe,  melcbe  bea*tenö= 
wertf)  ft'nb.  ©ie  bebanbeln  bibl.  ©toffe.  Die  t>erf*ie= 
benen  trod)äifa?en  unb  jambifdjen  23erfe  ft'nb  fleißig  ge= 
arbeitet,  bie  ©cenen  bangen  über  Erwarten  mo^I  jufammen 


Deutsche  Bühne  333 

unb  bie  (Ibarafter  ftnb  gut  gehalten.  SRartin  <£ai)ttec  = 
c  i  u  s  fdirieb  einige  lat.  (Somöbien,  bie  er  fobann  ins  £>eutfd)e 
überfe^te ;  jwar  leiben  fte  an  ben  geblern  ber  3eit,  aber  fom. 
Talent  perrätb,  ftd)  barin.  2Jorjüglid)  tfr  f>ter  ju  nennen  ber 
nürnb.  Sacob  Slnrer  (f.  b.),  ber  fe^r  »robucttt*  unb  regel= 
mafiger  war  als  $.  ©acbs,  aber  weniger  originell  unb  nid)t 
fo  reicb  an  2Bi<}  unb  Junior.  2lv>rer  fdjeint  bereite  jum 
Xbeil  nad>  engl,  ©tücfen  gearbeitet  ju  baben,  trägt  im  Stra« 
giften  frarf  unb  grell  auf  unb  »erfertigte  bie  erfren  ©ing= 
fpiele.  2tudj  in  Sreslau  (f.  b.)  bejranb  eine  3unft  oon  gafrs 
narfitfpielern ,  beren  bauptfacblidjfrer  £>id)ter  gegen  (Jnbe  bes 
IG.  3afyrfj.  9lbam  9)ufd)mann  war  (f.  23reslau). 

Ueberbaupt  jog  ftd>  bie  beutfdje  ^Joeft'e,  namentlidj  bie  bram., 
fpaterbin  nacb,  ©djleften  jurücf.  2)tes  gefdjaf)  im  17.  3al)r&. 
©eitbem  beginnt  eine  neue  Crpodje  für  bie  beutfdje  SDicbtfunfr. 
25ie  ©rünbe  ber  Ueberft'cblung  ber  9?oefte  aus  bem  ©üben  nadfr 
bem  Serben  2)eutfd)lanb6  f>ier  auseinanber  ju  fetjen ,  mürbe 
ju  weit  führen.  £>ie  ^Reformation  ijatte  9iorbbeutfd)lanb  in 
©djwung  gebracht,  boeb,  war  bie  religiöfe  Trennung  oon  oie= 
len  bebauerliaVn  Solgen  begleitet.  Die  ©ntwicfelung  eines 
Stationalbewufjtfeins ,  einer  iRationalpoeft'e ,  einer  9?ational= 
bübne  würbe  auf  lange  3eit  gehemmt}  ber  beutfdje  Sorben 
brütete  ftd>  in  geifHgem  unb  geiftlicbem  @tolj,  ber  ©üben, 
erobern  fo  regfam,  oerfroefte  ftd>,  um  ben  ©egenfa£  mög= 
liajfr  fdjarf  fefrjuljalten ,  eigenft'nnig  unb  gewaltfam  unb 
würbe  oon  ben  SÜtacfytbabern  flrenger  übermalt  als  efyebem, 
um  ihn  ben  freien  3been  9?orbbeutfd}lanbs  gegenüber  ber= 
mettfd)  ju  »erfdjliefjen.  «£ierju  famen  bie  religibfen  «Kriege 
mit  ©cbwert  unb  geber ,  weld>e  immer  meb,r  ben  ©eifi  ber 
^röfylicbfcit  unb  bes  poet.  ©cbmunges  in  ben  2)eutfcben  er= 
frieften.  2ludj  war  ber  fübbeutfdje  2)ialect  burd)  Sutfyer's 
23ibelf pr  ad)  e ,  bas  f.  g.  «^odjbeutfcb. ,  aus  ber  Siteratur  aus= 
gebürgert.  SDtc  allgemeine  ©eifresfreibeit  gewann  jwar,  of>ne 
bajj  eine  politifdje  greibeit  bes  Snbiöibuums  errielt  worben 
Wäre;  was  aber  bie  ^oeft'e  betrifft,  fo  r)at  ibjr  tb,r  JRücfjua, 
aus  ©übbeutfdjlanb  nad)  SRorbbeutfdjlanb  unenblicb  oiel  ge= 
fd>abet.  25ie  Cufligf eit,  bie  9iai»ität,  bie  Slufriditigfeit  unb 
Urfprünglicbfeit ,  weldje  ben  ©übbeutfdjen  t*on  jeber  eigen? 
ti)ümlid)  war,  bilben  für  bas  ©ebetben  ber  ^Joeft'e  eine  fcfcöne 
©runblage,  roie  fte  aud>  wirflidi  fa)on  früber  bei  ben  9Äin= 
nefängern ,  fpäter  bei  ben  SDieiflerfangern  unb  befonbers  bei 
$.  ©adjs  als  weite  unb  erfreulidje  23aft's  ju  ftnben  ijl.  2)ie= 
fen  »oet.  ©runb  unb  23oben  gab  bie  beut)d>e  ^Joefte  nad> 
ber  Deformation  auf  unb  fam  nun  in  bie  Jpcinbe  norbbeuts 
fd>er  ©elefjrten,  bie  ii)xe  formen  jwar  fejrfrellten  unb  »er= 
manntgfaltigten ,  aber  ju  wenig  »oet.  ©eifl  befafen,  um  fte 
unter  bem  norbbeutfeben  SSolfe,  weites  nie  eine  S3ü^ne  be= 


554  Deutsche  Bühne 

feffen  fyatte ,  roie  bie  Sübbeutfcfeen,  einbürgern  ju  fönnen. 
9)ebantifcfe  gelehrt,  rote  bie  $)oeft'e  ber  sJcorbbeutfcfeen  roar, 
rourbe  fte  ben  Sübbeutfcfeen  ganj  ungenießbar  unb  blieb  auä) 
in  9iorbbeutfcblanb  im  23eft£e  unb  äSerftdnbniffe  Weniger. 
Der  Jßrucfe  jroifcfeen  Dicfetfunft  unb  23olf  roar  nun  enffcfeie= 
ben.  Die  ÜBücberpoeft'e  begann  unb  eine  ÜBübne,  roclcbe  fafl 
bas  einzige  SSJtittel  ifi ,  bas  2SoIf  mit  poetifcfeem  ©eifre  ju 
fcferodngern,  hatte  man  in  ^corbbeutfcblanb  nicfet.  Den  2Jor= 
tfeeil  tyatte  jene  Ueberftebelung,  baf  bie  ^)oefte  roenigftens  re= 
gulirt  rourbe,  bafj  bas  Drama  insbefonbere  in  bie  ÜBebeutung 
einer  eigentlichen  Jiunfrgatfung  trat,  bap  man  roenigftens 
mit  bem  norbbeutfcfeen  fritifcfeen  ©eifte  eine,  roenn  aucfe  ferne 
3eit  einer  Scationalpoeft'e  vorbereitete,  bie  freiliefe,  roie  in  ©oetfec 
unb  Sefeiller,  ihre  roürbigfren  Vertreter  aus  bem  beutfefeen 
Süben  empfing ;  benn  bas  ©ebiet  ber  geifhgen  £bdfigfeit  bes 
beutfefeen  Sorbens  liegt  im  Slllgemeinen  in  einer  ganj  anbern 
Sphäre,  als  in  ber  ©pfeäre  ber  unperfeljten  unb  reinen  poet. 
sprobuetion.  Sielleicfet  fann  man  eS  als  eine  ©unfl  bes 
Scfricffals  ober  als  einen  nothroenbigen  Uebergang  anfehen, 
ba$  bie  Dtefetfunft,  efee  fte  ft'cfe  noch  roeiter  naefe  Sorben, 
9iorbroefren  unb  JKorboften  perbreitete ,  ftefe  jupörberfr  in 
©cbleft'en  fefrfefcte,  roo  eine  geroiffe  SreufeerjigEeit ,  fo  roie 
eine  -2lrt  Sßolfsleben,  noeb  frarf  an  fübbeutfebes  Sieben  ers 
innert.  Den  SReigen  ber  gelehrten  3unftmeifter  ber  ^Poefie 
führt  Sflartin  Cpi§  Pon  üBoberfelb  an  (geb.  1507  ju 
23unjlatt,  gefr.  1639  ju  Danjtg),  ber,  rodhrenb  ter  Donner 
unb  ©türme  bes  perroüftenben  :5<»idbrigen  «Krieges,  ftcb  b*n 
frieblicbfren  biefeterifefeen  Jßefrrebungen  feinaab.  £)pi£  äuerfi 
gab  ber  poet.  itusbruefsroeife  eine  feftere,  gejügeltere  §orm, 
bie  lange  3eit  als  mufrergültig  angefeben  rourbe,  nicfet  feiten 
aber  aueft  ihre  SSereferer  jur  £ro<fenbeit  unb  Stücfeternheit 
füferte.  @r  rourbe  ber  eigentlicfee  Regulator  ber  beutfefeen  poet. 
Spracfee  unb  gab  ihr  bejrimmtere  ©efe^e;  in  biefer  .öinftefet 
oerbient  er  unfre  pollfommenfte  2lnerfennung.  3ugleicfe  reis 
nigte  er  ben  ©efefemaef  unb  lehrte  roenigftens,  bas  3ucfetlofe, 
9lbgefcfemacf te ,  3otige  unb  gormlofe ,  roas  in  ber  beutfefeen 
Literatur  bis  babin  angetroffen  rourbe,  ernennen  unb  meiben. 
Der  Sinn  für  bas  (Slafftfcfee,  für  bie  Dicfetroerfe  ber  ^Iten 
rourbe  pon  ihm  feefonbers  gendfert  unb  beförbert.  %üt  bie 
Büfene  roar  er  mehr  burefe  Ueberfe^ungen  unb  Bearbeitungen 
als  burefe  ©riginalftücfe  tbdtig.  So  uberfe^te  er  bie  ÜEroja; 
nerinnen  bes  Seneca  in  Ofüfigen  3<»mben  (1625)  unb  1636 
bie  Slntigone  bes  Sopfeocles.  Wlan  fann  bie  Ueberfe|ungen 
iferer  2-reue  unb  guten  Serftftcation  roegen  rühmen.  1627 
erfefeien  feine  Dapfene,  bas  erfre  roaferfeafte  Singfpiel  ber 
Deutfcfeen,  roelcfees  gelungen  genannt  werben  barf.  (£r  ent= 
lehnte  es  aus  ber  ital.  Oper  bes  Sfanuncini,  ber  (Sapellmei? 


Deutsche  Bühne  533 

fter  $.  ©dmfc  componirte  ei  «nb  fo  würbe  baö  <Stüä  in 
2)re6ben  bei  ber  feierlichen  ©elegenbett  eineö  fürfrl.  23eilager6 
aufgeführt.  2>ie$  war  bat  erfte  SRal,  baf?  &ei  einer  folgen 
©elegenbeit  ein  ©djaufpiel  in  Seutfcfclanb  an  bie  ©teile  ber 
fonft  üblichen  furniere,  SRingelrennen  unb  SDiummereien  trat. 
1633  erfd}ien  fein  ©ingfptel:  Subitt),  woju  ebenfalls  ber 
jtext  einer  ital.  Oper  bic  ©runblage  gab.  25ie  ©dbüler  bee> 
SDiagbalenenengnmnaffumä  in  23reelau,  wo  überhaupt  bie 
©djaufpiele  in  oollem  ©ange  waren,  führten  bae  ©ingfpiel 
auf.  2llle  biefe  -braut,  arbeiten  be6  £>pi§  jcidbneten  ft'd)  i>or 
ben  früheren  wentgfrenä  burd)  ©leganj  unb  9tegelmdf?igfeit 
au£.  Sie  aUegorifcf)  =  r)ifh>rifd)en  ©djaufpiele  beö  Sodann 
Stift,  worin  viel  mehr  politifdje  unb  moralifdje  fielen  al6 
«£anblung,  bei  Ä'norr  »on  9tofenrotf)'6  Srama  twn 
ber  SJermdblung  (Sbrifti  mit  ber  ©eele  unb  bei  3 o bann 
€laj  (f.  b.)  religibfe  ©tücf  e  *),  in  benen  wir  juerft  eine  2lrt 
Oratorium  erfennen ,  übergeben  wir  hier,  um  uni  fogleidj 
ju  bem  au$ge$eid)netfren  ©ramatifer  ber  fdjleft'fdjen  ©djule, 
2lnbrea£  ©rnpbiu$  (f.  b.),  ju  menben.  2t.  ©rnpbiuö 
(1616  — 1664)  flammt  aüS  ©logau  unb  mar  ein  frrebenber, 
pbantaft'eooller,  nur  oon  SKifjgefdjicf,  inbitnbuellem  unb  »aters 
Iänbifd)em,  gebeugter  ©etfr,  in  11  ©prägen  bemanbert  unb 
in  ben  oerfcbiebenfren  28iffenfd)aften  Sebrer,  babei  cabbalifh= 
fd&en  unb  aftrologifcfeen  Träumereien  ergeben,  ein  wahrhafter 
Siebter,  fomobl  im  fom.  als  trag,  ©enre  bei  Qvama'i ,  nur 
ben  ©djwädben  feiner  beutfdjen  3eitgenoffenfcfeaft  big  ju  einem 
gewiffen  ©rabe  oerfallen.  ©eine  ©pradje  beft£t  tyattyoi,  nur 
in  übertriebenem  ©rabe,  Äenntnif*  menfcblicfcer  £eibenfd>aften 
ift  if>m  nidtt  abjufprecfeen  unb  fein  23licf  in  bie  ©efdndbte, 
wo  er  biftorifdje  ©toffe  beöanbelt,  ifr  oft  überrafdjenb  febarf 
unb  ft'ctjer,  n>ie  fein  SErauerfpiel :  (Sari  Stuart,  beweift.  ^>ier= 
burd?  erinnert  er,  wie  @ert>inu6  bewerft,  an  ©dnller.  2>ie= 
fer  SDtann  ergriff  aud)  buref)  bie  Unmittelbar?  eit ,  womit  er 
menfdjltdje  üeibenfebaften  ju  erfaffen  unb  barjufrellen  mufjte, 
fo  bai  ^ublifum,  ba$  feine  ©tücf  e  unter  grofjem  23eifalle  auf= 
geführt  mürben,  ©rnpbiuö  ahmte  aud)  %taliexiev,  granjofen  unb 
ben  Stieberlänber  23  o  n  b  e  1  (f.  b.)  nadb,  ber  bamale  einen  grofjen 
tarnen  hatte;  er  bebienre  ftd)  in  feinen  ©tücfen  bc6  2lleran= 
brinere,  welcber  ber  beutfdjen  ©pradje  wenig  jufagt;  eigent= 
lidje  £beatereinftdjt  fehlte   ihm    unb    oon  wirflid^er    bram. 


*)  £ic  DWigionsbramcn  bcftanbcn  511  biefer  3cit  riiftig  fort  «nb 
rouröen,  roie  frütjer,  jureeikn  bind)  mehrere  100  «perfonen  unter  freiem 
J>iinine[  in  fcen  gtabten  aufgeführt,  fo  ber  aui  10  Steten  beftef)enbc 
<Saul  bc£  OWattbias  ^oljroart  (gebr.  SBafcl  1571)  311  @at>el  in 
löö(;incn  non  lüü  rcbenbcii  unb  500  ftuinmen  ^perfonen. 


550  Deutsche  Bühne 

(Jompoft'tionefunft  ift  auch  bei  ihm  nicht  bie  Siebe,  ©rtjpbius 
ging  mit  feinen  gropen  tragifeben  Araften  ju  ungefebieft  um 
unb  -,erfplitterte  ft'e  in  fcbrecflicben  (Sinjelnbeiten ,  bte  um  fo 
fraffer  ftcb  beroorbeben ,  je  nüchterner  bie  Anlage  fceö  ©an= 
jen  tfh  ©eine  £rauerfpiele  maren:  Äatfjarina  t>cn  ©eors 
gien,  (£arl  ©tuart,  *Papinian,  (Jarbenio  unb  CEelinbe,  ein 
ttortrefflicbes  ©ujet ,  fpäter  auch  »on  Smmermann  bemäntelt  ; 
See  5lrminius  ober  $ürfrenmorb.  ©elbft  bie  2Baf>l  feiner 
©ujets,  biß  auf  wenige,  bemeift,  ba$  ©rnpbius  ein  bram. 
©enie  mar.  ©eine  ©ibeoniter  mürben  in  -Breslau  fünfmal, 
feine  j^elicitas  ftebenmal  gegeben,  unb  fein  ©jngfpiel  ättajuma 
mürbe  im  9)lai  1653  ju 'Grbren  Jerbinanbs  IV.,  ber  bamals 
röm.  Äaifer  marb,  aufgeführt,  ©eine  Suflfpiele  ft'nb:  ba$ 
oerliebte  ©efpenjl ,  mit  ©efang ,  jmifeben  bureft  fd)Iingt  ftcb 
ein  ©cberjfpiel:  bie  geliebte  Dornrofe,  profatfeb ,  im  fcbleft= 
feben  23olfsbialect  ;  bie  ©augamme,  ober  ungetreues  4?auS= 
geft'nbe,  aus  bem  3tal.  bes  ©irolamo  Sflaföi  entlehnt}  ber 
fcbiuarmenbe  ©dbafer,  nacb  bem  5ran5-  be6  jungem  @or= 
netlle;  Jporribilicribifar,  eine  ^offe  in  ber  Spanier  bes  $piau= 
tue,  morin  ein  grogfpredberifeber  ^Jebant  bie  Hauptrolle  fpieltj 
enblid)  bie  absurda  comoedia,  ober  $eter  ©quenj,  roobureb 
er  am  meijren  befannt  mürbe.  Das  ©fücf  bebanbelt  bas 
poffent)afte  3mifcbenfpiel  aus  ©baffpeare's  ©ommernacbts= 
träum;  ©rnpbius  fannte  ©baffpeare  nicht  unb  man  bat  bn* 
ber  allerlei  SHermutbungen  aufgehellt,  um  nad^umeifen ,  mie 
biefe  (jpifobe  aus  (Jnglanb  nacb  Deuffcblanb  berübergefommen 
ijr.  Riegel  meint,  ©rnpbius  habe  bie  ^offe  aus  einer  franj. 
Novelle  Don  ^Jtjramus  unb  Xfyi&be  gefebopft.  ©rnpbius  felbfl 
legt  im  Vorworte  ju  feinem  tyetet  ©auenj  eine  früberee 
Bearbeitung  beffelben  ©toffes  bem  Daniel  ©cbmentes 
bei,  melier  SDcatbematicus  in  Nürnberg  mar.  3ebenfalls 
enthält  bie  ^Joffe  Diele  treffliebe  ©päfe,  bie  bei  ©baffpeare 
nicht  ju  ftnben  ft'nb,  unb  überhaupt  muf  man  bem  beutfeben 
Siebter  achte  forn.  «ftraft  unb  in  ben  SSauernfiücfen,  mie  in 
ber  geliebten  Dornrofe,  t>iel  Natur  unb  treffenben  Ulusbrucf 
jugeftehen.  3ene  pebantifeben  fcbulmeifrerlicben  Figuren,  meldje, 
beutfeben  originalen  naebgebilbet ,  auf  ber  23übne  mit  lat. 
23rocfen  unb  ^brafen  um  ft'cb  merfen ,  ft'nb  eine  fom.  @rftn= 
bung  bes  ©rnpbius  unb  maren  lange  ^eit  als  25übnenftguren 
febr  behebt,  finb  aber  allmälig,  tnelfacb  gemif braucht ,  oorr 
ber  23übne  jiemlicb  oerfebmunben.  Die  großen  ©eijrer  in 
Deutfcblanb  haben  feiten  Nachfolger  gehabt,  melcbe  ihre  (£xb- 
febaft  übernommen,  fortgefe^t  unb  bamit  gemuebert  hätten; 
meber  auf  Jpans©ad>s,  noch  auf  ©rnpbius,  noch  auf©*il= 
ler  ifl  ein  bram.  ©enie  gefolgt,  melcfces  auf  ber  gewonnenen 
©runblage  fortbaute.  2ln  Nachahmern  hat  es  freilieb  feinem 
biefer  Scanner  gefehlt,  aber  fte  lernten  ihnen  nur  bie  dufjere 


Deutsche  Bühne  537 

©tructur  ab,  copirten  ft'e  auf  eine  pebantifche  2Beife  ober 
i?ert*ünnten  ober  übertrieben  ft'e  unb  hielten  fi'cf>  in  ber  SRegel 
mehr  an  ihre  leicht  nachjuahmenben  Schwachen  unb  ltntugen= 
ben,  alä  an  ihre  SEugenben  unb  frarfen  Seiten.  ©o  hielt 
ftch  SDaniel  (SaSpar  »on  fcohenftein  (f.  b.) ,  geb.  1038, 
fr.  1683,  an  beö  ©rophiuö  ©dntntlft,  nicht  an  feine  bram. 
Siefe.  i'ohenfiein'ß  llnglücf  war,  baf  er  ben  falfcben  unb 
yerfünftelten  2Dt£  ber  neuern  Italiener,  namentlich  beß  55ta= 
rine,  nadfj  2)etttfcblanb  überpflanzen  wollte,  baf  er  überall 
mit  feiner  ©elehrfamfeit  prunfte  unb  in  feinen  bram.  $>ro= 
bttctionen,  ftatt  feine  ^erfonen  reben  ju  Iaffen,  ft'ch  felbfr 
reben  lief.  Offenbar  nahm  er  ft'dj  als  bram.  dichter  ©r»; 
phiue  jum  Sftufter,  aber  er  übertrieb  ihn,  er  fchrieb  ftatt 
2>ramen  mahrhafte  SDtorbfpectaf  el ,  welche  allen  ©reuele  noch 
voller  waren,  alt  in  unfrer  3ett  bie  fran$.  SDielobramen. 
£>aju  waren  feine  ©tücfe  nicht  blof  »oller  23lut,  fonbern 
auch  »oll  fcheuflid&er  Smeibeutigfeiten  unb  Uujüchtigfeiten. 
Um  fo  mehr  nimmt  et  SBunber,  wenn  bie  breölauer  ©tuben= 
ten  feine  Slgrippina  unb  (sTpicharie;  1666  jwölfmal  aufführten, 
©eine  übrigen  ©tücfe  ftnb:  3brahim  23afta,  ben  er  nadj  ©ro= 
phius'  SDiufter  im  15.  Sebenejahre  fchrieb $  Cleopatra,  ©o= 
phonisbe,  Sbrahim  ©ultan.  2ln  Jtraft  ber  Sprache  fehlt  et 
JJohenfiein  feineöwegs,  fo  baf  ftch  manche  berühmte  beutfche 
SDidhter,  wie  2llbrecbt  t>on  Malier,  an  ihm  gebilbet  haben, 
bocb  ifl  ft'e  and)  nicht  feiten  furchtbar  aufgebunfen.  <£r  unb 
ber  epicuraifch  weichliche,  nicht  gerabe  fdnvülftige,  aber  ge= 
fucht  fpielenbe  «fpoffmann  oon  Jpof f mann^walbau, 
cer  inbef  nur  tnfofern  für  bat  b.  £>.  thätig  war,  baf  er 
fcen  »on  2lbfcha§  noch-  trefflicher  übertragenen  pastor  fido 
oerbeutfchte ,  führten  eine  t>er!ehrte  ©efdjmatferichtung  ein, 
welche  nur  leiber  ju  »tele  Nachahmer  fanb.  $)lan  freute  ft'ch 
t>on  ber  einfachen  reinen  ^Joeft'e  immer  mehr  abritt  unb  bit 
£ohenftein  =  .£offmann$walfcau'fdhe  $)eriobe  ifl  befannt  genug 
unb  genug  befcbjieben  werben.  3>.  (Shrifitan  Jp  allmann 
(fr.  1716),  fcfalofj  ftc^  £ohenfrein  an.  SDcan  fann  ihn  barauö 
beurtheilen,  baf  er  in  einem  SErauerfptele  ben  «Raifer  -£a= 
brian  ft'cp  auf  ber  23ühne  entfleiben  laft,  um  bie  SÄartnrerin 
©ophie  ju  entehren.  3n  ber  ©tratonica  jubt  et  viel  Opern« 
pomp  unb  allerlei  23allet,  auch  wirb  oor  bem  ^Jublifum  ein 
SBeilager  in  ber  natürlichen  SBeife  gehalten,  wobei  Siebet* 
götter  Sttfornelle  fingen  unb  bat  Sager  mit  23lumen  beflreuen. 
ÜDcer? würbig  ifl,  baf  ein  .£err  oon  Jf3augwi§  im  3.  1683 
ein  £rauerfptel  herausgab,  weiset  bie  ©efehiefate  ber  SWaria 
©tuart  behanbelt.  £)em  efelhaften  ©djwulfte,  ber  wiberttchen 
Xlnjüchtigfeit ,  womit  Sohenftein  unb  feine  jügellofen  DfaaV 
ahmer  bie  bram.  ^oeft'e  oerunfralteten ,  fuchte  (Jhrtfrian 
SBeife  (f.  b.)f  Siector  ju  Zittau,  meldier  1708  flarb,  ba* 
Skatet  ■.  Scrifon.    II.  22 


558  Deutsche  Bühne 

Naturelle,  ben  2öi§  bes  Solfes  in  feinen  ©cfaulcomöbien  ent; 
gegenjufejjert.  (£r  würbe  oft  nüchtern  unb  platt,  aber  an 
berbem  SL*i^  fehlte  es  ifam  niefat  unb  um  möglicfafl  ber  9catur 
ganj  nahe  ju  fommen,  fd>rieb  er  feine  2)ramen  in  *Prcfa. 
(£r  ging  barauf  aus ,  jebe  ^erfon ,  wie  er  felbfl  fagt ,  naefa 
ihrem  Naturell  reben  ju  laffen.  2Jiele  feiner  8tücfe,  befon= 
bers  bie  allegorifcfaen ,  ftnb  ganj  erbärmlicbj  bagegen  bringt 
fein  9?icfelfaaring  oft  ©pafje  ju  üütarfte ,  welche ,  wie  fogar 
©eroimtS  fagt,  bei  ©baffpeare  mit  2Bofalgefallen  gelefen 
werben  würben.  2)ie  eigentliche  ^offe,  worin  er  allerlei 
3eittborbetten  unb  barunter  befonbers  bk  gelehrte  9>oefte 
geißelt,  gelang  ifam  am  beflen  unb  man  muf?  gefleben,  bafj 
felbfl  Anlage  unb  2>ialog  nicht  feiten  mit  ©efefaief  bebanbelt 
ftnb.  Slucfa  SBeife  hatte  r»iele  9tacfaafamer,  bie  fafl  noefa  be= 
trübenber  mirften,  als  bie  Nachahmer  fiobenfleinS.  2>ie  Statur 
würbe  nun  übernaturaltürt,  ber  gemeinfle ,  plumpfle,  ge= 
fcbmacflofefle  (gpafj  ftng  an  für  2Bi?  ju  gelten,  unb  ^rügel, 
unb  tie  febänbltcfaflen  ©cfaimpfmorte  würben  nun  Die  2Bürje, 
bk  einem  Suflfpiele  ber  äefaten  9lrt  nicht  fehlen  burften,  ja 
man  flellte  ju  frühe  fiebert unft ,  eine  Äinbbetterin  u.  f.  w. 
auf  ber  23übne  bar.  3u  biefen  unflathigen  Nachahmern  2Bei= 
fe's  gehört  aucfaShr.gr.  £enrici  (^icanber,  17<M) — 1746) 
in  Ceipjig ,  bem  fafl  ju  Diel  S'fare  gefefaiefat ,  wenn  er  nur  mit 
Namen  aufgeführt  wirb.  2>iefeS  3ahrb.  tft  auefa  basjenige, 
welches  naefa  Seenbigung  bes  unglücffeligen  SJOiäbrigen  Ärte= 
ges  jenes  Jpofceremoniell,  jene  Jpoffefllicfafeiten  entfrefaen  fafa, 
woburefa  es  bie  beutfefaen  Jürfan  bem  Äönige  t?on  Jranfreicfa 
gleicfa  thun  wollten.  2)ie  ^Regierung  niefat  allein ,  felbfl  bk 
Vergnügungen  bes  23olfs  würben  nun  ©aefae  bes  Jpofes.  2>ie 
Volfsfraft  hatte  ft'cfa  in  bem  langen  Ariege  ausgeblutet,  es 
gab  fortan  feinen  anbern  SSBillen  im  Sanbe,  als  ben  SBillen 
ber  dürften,  ©eitbem  bekamen  wir  eine  fefareeflieb  fabe,  com= 
plimentöfe  unb  unterwürfige  Jpofpoeft'e,  unb  an  bemütfaigen 
Seuten,  welcfae  ft'e  oertraten,  fehlte  eS  niefat,  feitbem  bie  ^Poeft'e 
überhaupt  aus  ben  .ftanben  bes  fräftigen  Volfs  in  fcie  £anbe 
ber  pebantifefaen  ©elefarten  Norbbeutfcfalanbs  übergegangen 
war.  £iefe  Jpöffefte  faatten  ifaren  ©lanjpunft  in  2>reSben, 
unb  faier  btlbete  ft'cfa,  jwar  niefat  bas  «Scfaaufpiel,  boefa  bas 
©cfaaufpielwefen  am  glän}enbflen  in  25eutfcblanb  aus.  25ie 
9>oefte  flanb  faier  ganj  im  £>ienfle  bes  «£ofeS,  ging  aber  in 
glänjenben  Sleufjerlicfafeiten  oollfommen  auf.  25a  gab  es 
Slufjuge,  ©rercitien,  (gcfaaufpiele,  ©cfaiefjen,  3agben,  Dpern, 
Somöbien ,  33allette  ,  SDiasferaben  ,  §euerwerfe ,  wdfarenb  ft'cfa 
bas  Canb  oon  ben  Seiben  bes  :30jabrigen  Ärieges  noefa  faum 
erfaolt  faatte.  3n  Bresben  warb  auefa  auper  bem  beutfefaen  <£ing= 
fpiele  unb  23ailette  juerfl  bie  ital.  Oper  eingefüfart,  welcfae 
noefa  bis  je^t  ein  geifliges  ^eiligtfaum  ber  bresbner  Slriflocratie 


Deutsche  Bühne  539 

geblieben  ffi,  bas  man  mit  ben  leifeften  %ina.erfyi$en  "i^t 
anrühren  barf.  Unter  ben  beutfcben  Dperntertbicbtern  glänjte 
hier  in  mattem  «Scheine  Chriftian  25ebefinb,  aber  er 
fyat  nichts  als  pomphaften  Unft'nn  ^u  @tanbe  gebraut.  (&s 
war  bamalö  Sllleö  in  Jlitter  unb  glänjenber  Süge  wie  feftge= 
bannt,  ein  3uftanb,  bem  uns  $u  nahem  wir  je§t  bie  erheb= 
licfiften  SInftrengungen  machen.  £>iefer  ©cbwulft,  welcher  bie 
beurfcfie  ^oefte  beherrfchte ,  arbeitete  oon  felbft  auf  baß  ©e= 
beihen  ber  Oper  unb  bee  ©pernwefenö  hin.  3n  biefem  ©enre 
tonnte  ft'cfi  bie  £üge  ber  3eit  bamalö,  wie  \i$t,  glänjenb 
offenbaren.  Seber  Heine  JReicfiefürft  hatte  feinen  Opernfaal, 
wie  je$t  jebe  ftäbtifcfie  Sühne  eine  Oper,  fogar  ein  23allet 
hat,  um  nicht  bloß  bie  9>oeft'e,  fonbern  auch  ft'cb  felbft  ju 
©runbe  ju  rtcfiten.  Um  bas  3-  17UO  fommen  in  ©ottfcfieb'tf 
SBerjeicfinif  ber  b.n  S.n  =  @tucte  lü — 12  Opern  auf  ein 
©cfiaufpiel.  3n  Bresben,  fieipjig,  Äönigeberg ,  23erltn, 
SBraunfcbmeig ,  Nürnberg  unb  Dielen  anbern  Orten  blühten 
(Soraponifren  unb  Opernbtcfifer ,  fo  in  SGBteu  unter  Ceopolt il., 
unb  fogar  ber  fchleftfcfie  ''Übel  ricfitete  eine  ital.  Oper  ein 
(f.  23reelau).  Sorjüglich  glänjte  jebocfi  gegen  <Snbe  be6  Sahrh. 
bie  hamburgifcbe  Oper,  wo,  aufjer  weniger  befannten 
Operntertbtcfitern ,  SOtanner  oon  clafftfcber  23ilbung,  wie  $o= 
fiel,  J&unolb,  23reffanb,  Äönig  unb  geinb  für  bie 
Oper  bicfiteten  unb  ber  berühmte  «ftaofer  aus  @acbfen  bie 
oon  ihnen  gelieferten  £erte  componirte,  ber  jebocfi  feit  1709 
einen  9tit>al  an  bem  großen  ^> anbei  hatte,  bis  biefer  nacfi 
(Jnglanb  ging.  2)aö  hamburger  Opernhaus  fe§te  feinen  9tuhm 
barin,  bie  raeiftcn  (Souliffenoeränberungen  ju  beft^enj  es 
fonnte  bie  ©eitenfcenen  39mal,  bie  äJcitteltwrftellungen  wohl 
etliche  lOOmal  oerdnbern  (»gl.  ©errünuö).  (£e  war  jugleicfi  ba$ 
weirläuftigfte  Theater,  wahrenb  bas  leipziger,  bas  fpater  trc§ 
feiner  2lrmuth  unb  Dielleicfit,  weil  e6  fo  ärmlicfi  war,  eine 
neue  Qrpocfie  begrünben  folite ,  für  bas  ärmltcfifte ,  bas  hans 
nooerfcfie  für  bas  fcfiönfte,  bas  braunfcfiwetger  für  bae  voll: 
fommenfte  galt.  Jfratte  SBeife  bie  SEragöbie  mit  bem  2uft= 
fpiele  erfticft,  fo  erfticfte  halb  bie  f'om.  Oper  bie  heroifcfie, 
ungefähr  wie  je£t,  wo  aucfi  bie  heroifcfie  Oper  ber  £om.  ober 
ber  blof?  raonftröfen  Oper  unb  bie  £ragöbie  unb  bas  heroifcfie 
2>rama  ber  bloßen  9>offe  unb  bem  (Sonoerfationsftüd?  erliegen. 
§einb,  felbft  Siebter  »on  Opernterten,  nennt  baher  biefe 
^eit  bat  frerbenbe  «Seculum  ber  yjoeten,  was  man  oielleicfit 
aucfi  je$t  mit  bemfelben  5"3  u"b  Stecht  fagen  fann.  3tucfi 
ber  berühmte  33  a  cft  fcfirieb  bie  Jpaupturfacfie  b es  %i erfalles  ber 
ÜEonfunft  bem  fem.  (Singfpiel  ju.  9lu0erbem  bemerfen  wir 
noefi  eine  Hinneigung  ju  ben  ©cfiäferfptelen ,  ober  wie  man 
fte  baraalö  jxannte,  ©cfiäfereien.  2)er  getreue  @cfiafer  r»on 
©uarini  würbe,  wie  fefion  oben  erwähnt,  öfters  überfe^t, 

22* 


540  Deutsehe  Bühne 

t>on  Jpoffmannsmalbau ,  2t6f*a^  u.  a.,  unb  gab  für  tiefe 
©attung  baS  SHufrer  iycv.  9)Jan  nannte  ft'e  aueb  2L*albcomö=: 
bien  unb  SBalbgebicbte.  ©tefe  ©cbäfereien  waren  aueb  eine 
Süge  ber  3eit,  man  täufdt>tc  ft'cb  ibollifcbe,  natürliche  unb 
unfcbulbige  3uftänbe  »or ,  mäbrenb  man  bodj  fer>r  »erbilbet, 
unnatürlich ,  »erfebroben  unb  niebt  eben  fef>r  unfdjulbig  mar. 
£>iefe  3eit  läuft  mit  ber  unfern  jjemlicb  parallel.  9Zacf>  ben 
grofen  Äraftanfrrengungen  im  3Ujäbrigen  .Stiege  trat,  wie 
in  jüngfrer  3ett  na3>  ben  napoleonifcben  unb  £Ret>olutions= 
friegen,  eine  3eit  ber  (Jrfdjlaffung  ein,  in  ber  nickte  ©rojjeS 
«jefebeben  noeb  gebeiben  moebte.  25ie  ©efellfcbaft  »erlor  ft'cb, 
mte  jeljt,  in  ^leuferlicbfeiten  unb,  wie  je£f,  besagte  man  fieb 
an  pompbaften  ober  pifanten  feenifeben  25arfreÖungen  ober 
fentimental  matten  unb  fraftlofen  £>icbtungen ,  mo^u  oiele 
unfrer  gemütbfeligen  (Sonr>erfationsfrü<£ e ,  ober  an  Reffen, 
moju  bie  miener  garcen  boeb  offenbar  geboren.  £>er  Örben 
ber  spegnitjfcbäfer  biebtete  t>iele  ©cbaferfrücfe.  Sftocb  ift  ju 
ermahnen,  bafj  ber  ftnnreicbe  ©praebretniger  3efen  für  bte 
fremblänbifcben  -Benennungen  ber  t>erfcbiebenen  bram.  ©at= 
tungen  beutfebe  tarnen  erfanb;  er  überfetjte,  jiemlid)  unpaf= 
fenb,  2>rama  mit  ©efpräcbfpiel ,  (Somöbfe  mit  greubenfpief, 
SragisSomöbie  mit  greuben  =  £rauerfpiel  ober  SDtifcbfpiel,  ba= 
gegen  fcr)r  gefdueft  2lcte  mit  ^»anblungen. 

üüfterf  würbig  für  bie  beutfebe  Sbeatergefcbtcbte  ift  bas  17. 
3abrb.  befonbers  barum,  ba$  ft'cb  nadb  unb  nacb  mebrere©cbau= 
fpielergefeUfcbaften  mit  ^Principalen  ^ebilbet  r)atten.  211s  eine 
fcer  ältejren  bejeiebnet  man  bie  Streu' febe,  mit  melcber  bie  beut= 
febe  Sbeatergefdiicbte  etwas  beUer  wirb.  25af  es  fdjon  »orber 
tyerumjiebenbe  (Sombbianten  gegeben  babe ,  fdjeint  aus  man= 
tberlei  £>ocumenten  beroorjugeben,  wie  man  beren  in  23erlin 
tnebre  aufgefunben  bat  (f.  Berlin).  @o  nennt  man  aua)  einen 
3unfer  Don  ©toeffifeb,  ber  tum  ©eorg  SBilbelm,  £t)uv= 
fürften  oon  93ranbenburg ,  beauftragt  mürbe,  in  £nglanb  unb 
t»en  iflieberlanben  eine  ©cbaufpielertruppe  anzuwerben,  ferner 
bie  ©efellfcbaft  eines  gemiffen  t>.  ©onnenbammer,  eines 
gefrönten  ^oeten.  2>ie  Sreu'fcbe  ©efellfcbaft  fam  »on  1622 
big  23  mebrere  SHale  nad>  Berlin  unb  ifl  befonbers  barum 
merfwürbig,  ba$  ber  naebberige  berübmte  beinifebe  <£>ofprebiger 
Saffenius  eines  ibrer  beflen  9)iitglieber  mar.  1028  ftnben 
mir  einen  neuen  «prinjipal,  <5arl  $aul,  ermähnt,  ©obn 
eines  ©berftlieutenants,  ber  eine  ©efellfcbaft  meifrentbeils  flu? 
bie-rter  unb  mobl  erjogener  junger  teure  um  ft'cb  tjatte.  SDfan 
fann  ft'cb  benfen,  ba$  oon  fo  gebildeten  fieuten,  trog  ber  jum 
%b]eil  jammerlicben  ©tücte,  bie  man  aufführte,  menigftenS 
mit  ©inft'cbt,  9?erftanb  unb  gemif  aueb  mit  Hiebe  gefpielt 
morben  ijt.  §afl  alle  b«umjiebenben  SEruppen  gingen  aus 
©tubenten  t)exr}cx ,  mas  aus  bem  Um|tanbe  erflärlicb  ift,  ba$ 


Deutsche  Bühne  54t 

©rubenten  unb  ©tjmnaftajren  ©djulbramen  aufführten  unb 
mandte  r-cn  ihnen  tiefe  Sefchäfrigung  angenehmer  fanben, 
alä  ihr  ©tubium.  Süon  bem  ^rinjipal  (Jarl  ^aul  weift 
man  ,  ba$  er  burd)  2$orfreüung  guter  überfe§ter  ©tücf  e  ten 
2Buft  ber  ftafrnarttfpiele  ju  »erbrängen  fucbte.  Stift  erjäblt, 
bafj  1646  2lnbrea$  ©ärtner  pon  Jtbnigsberg  mit  feinen, 
gelehrten  unb  woblgefcbicften  ©tubenten  nad)  Hamburg  fam 
unb  bort  einen  ©cbaupla?  eröffnete}  er  ging  oon  ba  nad) 
ISanjig,  unb  bie  Sühne  in  Hamburg  würbe  ihm  eine  jeitlang 
offen  gehalten.  1660  wirb  eine  ©efeüfchaft  t»on  jungen  <2tu= 
centen,  beren  ^rinjipal  ein  gemijfer  Sari  oon  3immern 
mar,  namhaft  gemacht;  fte  fam  nad»  23erlin,  bocb  ftnbet  fid» 
nirgenbä  ein  21ctenflü<f ,  bafj  fte  bort  gefpielt  i)abe.  2lm  berübnts 
refren  mürbe  bie  ©efellfdjaft  be$  leipziger  SJiagifrer  2?eltbetm, 
mit  welcher  eine  neue  Qrpoche  ber  £f)eatergefcbicbte  beginnt. 
Seipjig  hat  in  ben  beutfcben  £beaterangelegenbeiten  sorbem 
eine  große  reformirenbe  Stolle  gefpielt,  bie  e6  fpäterbin  auf= 
gab.  $lu<b  bie  Seltbeim'fcbe  Gruppe,  bie  erfre  oon  einiger 
ÜBebeutung,  bie  eä  in  £)eutfcblanb  gab,  ifr  aus  biefer  &tabt 
hervorgegangen.  1669  mürbe  hier  (üorneille'ö  tyoüeuct  überfe^t, 
gebrucft,  felbfr  aufgeführt.  Äormart  mar  ber  Ueberfe^er, 
<Stubenten  führten  baS  ©tuet1  auf.  Unter  biefen  befanb  fid) 
ber  SDtagifrer  23eltbeim,  ber  biefe  23efd)äftigung  fo  anges 
nehm  fanb ,  bafj  er  eine  Gruppe  giftete  unb  alö  ihr  ^rin= 
cipal  jwifdjen  Seipjig,  Nürnberg  unb  23re£lau,  fpater  aud) 
Hamburg,  wecfcfelte.  SSeltbeim  brachte  neben  Corneille  auch 
SWoliere  auf  bie  23übne,  beffen  profaifdje  ©tücfe  er  fogar 
überfe^te  unb,  1694,  herausgab,  hiermit  mar  ein  grofer 
^ortfdtritt  gefdjeben,  jugleid)  aber  jener  glud),  ber  über  ber 
b.  23.  ruht,  ber  glud>,  bafj  fte  hauptfädjlicb  t?on  frembldnbi= 
fdjem  ©ufe  jehren  muffe,  t>on  oornherein  mie  eine  SBeiffagung 
für  alle  3eiten  auögefprodjen.  ©leichermeife  maren  23elt= 
r)eim's  23urlesfen  (f.  b.)  entmeber  ertemporift'rt  ober  bem  3tal., 
bie  meifien  feiner  &rauerfpiele  bem  ©pan.  nadjgebilbet ;  Ie§= 
tere  traten  unter  bem  £ttel  „J&aupt=  unb  ©taatöactionen" 
(f.  SIctionen)  alö  ungebeuerlid)sromanfifcbe  ©ebilbe  auf.  2Bir 
ermähnen  noch ,  bap  bie  luftige  3?erfon  bamalö  (üourtifan, 
fpdrer  ^icfelhäring  hieß  un?  bafj  ft'dj  bie  ©djaufp.  nach  ihren 
Stollen :  Äönigsagent,  &t)rannenagent,  $Pantalon  ic.  nannten. 
SSon  ben  weltlichen  ^erfonen  würben  bie  ©diaufp.  bamalö 
hod»geebrt,  bie  SMagiftrate  fübbeutfdjer  Steicb£ftäbte  holten  fte 
fogar  feierlich  ein  unb  bemirtbeten  fte,  wogegen  ber  Starb 
eine  23eneft;jt>erfrellung,  bie  fog.  Statbscomöbie,  genoß.  2>a= 
gegen  hatten  fte  in  SJtorbbeutfcblanb,  wo  bie  ©itte  überhaupt 
prüber  ifr  unb  ba$  jügeüofe  Sehen  ber  bamaligen  ©dmufp. 
tiefer  empfunben  würbe,  oon  ben  Verfolgungen  geijllicber 
3eloten,  bie  ihnen  ba$  2IbenbmahI  »erweigerten,  viel  ju  Iei= 


342  Deutsche  Bühne 

ben,  worüber  bie  SEbeologen  fogar  unter  ft«6  in  ©treit  gerie= 
tr)en  (f.  <£omöbienfrreit).  2>ie  befannteften  ©cbaufp.  unter 
23eltb,eim  waren:  @cr?erni$f»,  ber  befonberS  im  (Somöbien* 
ftreife  eine  Stolle  fpielte,  ©eigler,  <£lenbfor)n,  ©alj  = 
r)üter  (eig.  ©aljft'eber,  ein©tubent  au$3ena)  u.  21.  —  23elt= 
tyeim'e  SBittme  würbe  nad>  bem  £obe  it)reö  SSttanneä  $)rin= 
cipalin  unb  t)attc  mit  ben  ©euTtlicben  ebenfalls  mannen  r>ar= 
ten  ©traujj  ju  befter)en.  Unter  tt)rer  ©efellfdjaft  befanben 
ftdj  fefjr  grünblidj  gebilbete  unb  frubirte  Scanner,  welcbe  fpä= 
ter  JRectoren  unb  SDoctoren  mürben.  Um  biefe  3eit  bxaibte 
23aftiari  ben  ital.  £arlequin  auf  bie  33üf>ne.  3.  <£lenb= 
f  o  f»  n  (riftete  eine  eigene  ©efellfdfraft  unb  franb  bei  bem  6f)ur= 
fürften  uon  Jiöln  in  fo  r)of)em  2lnfer)n,  baf  biefer  ifjm  ein 
©pitapbjum  oon  fd&warjem  SWarmor  fe§en  lief,  ©eine 
SBittme  fe§te  bie  $)rincipalfd)aft  fort,  heiratete  ben  Jtomir"er 
Spaad  unb  genofj  fa'd>f.  unb  poln.  $priüilegien.  25iefe  Gruppe 
füftrte  einmal  mitten  unter  allen  <£an$nuirfriaben  $rabon'$ 
JRegulue  auf.  9la<b,  bem  SEobe  Spaad'6  mar  bie  abermals 
oerwittwete  Grlenbfotyn  mieber  $Principalin  unb  maebte  gute 
©efebafte ,  fo  »erbiente  ft'e  bei  ber  JCaiferfrönung  Jtarld  VI. 
24,000  £blr.  3l>r  üortrefflidjfrer  ©cbaufp.  war  Äoblbarbt, 
über  ben  Ungefdmiacf  feiner  ^eit  weit  erhaben,  im  £ragifd>en 
wie  Äomifcben  gleid}  oortrefflicb  j  feine  meijrerbaftefren  Cei= 
flimgen  waren  ber  ^ranfe  in  ber  ©inbtlbung  unb  23rutuö. 
©onfl  waren  in  ben  brei  erjren  2>ecennien  bie  gefpreijten 
unb  fwd)trabenben£aupts  unb  ©taatgactionen  an  ber£ageö= 
erbnung,  in  Hamburg  mehr  bie  Oper,  aber  aud»  biefe  in 
nidjt  minber  ungebeuerlidjem  ©tölej  nad>  $.  o.  ^oftel,  wel= 
djen  ber  wi$ige  Crpigrammatifr  SBernicfe  unter  bem  Namen 
©telpo  perft'fflirte,  war  hier  .£unolb  (9)fenante6)  ber  priöU 
legirte  Sperntertbreber.  3n  SBerlin  ftnben  wir  oon  170:5—11 
eine  franjöft'fdje  ©efeüfcbaft  für  ben  £of,  bod>  fpielte  gleia> 
jeitig  mit  ihr  bie  weimar'fdie  $oftruppe,  beren  Principal 
&  ab  viel  Völler  war.  2Bten  war  bi$  1708  unter  ben 
grofen  ©tdbten  2)eutfd)lanb6  allein  ohne  beutfd>e$  Sweater; 
in  bem  genannten  3abre  aber  Hellte  ©trani^fn,  welker 
in  ber  SBeltbeim'fdjen  Gruppe  bie  Stolle  be$  (Sourtifan  ge= 
fpielt  hatte,  ben  Italienern  eine  beutfdje  Gruppe  entgegen  unb 
würbe  ber  23ater  ber  beutfeben  #an6<mürfre ;  bod)  war  ber 
5Wame  J&aneiwurfl  fdjon  früher  gebraudilid>.  ©in  ©cbaufp. 
feiner  Sruppe  meinte  et>  mit  feiner  Äunfl  fo  reblidj,  ba$  er 
ben  2Bablfprud)  hatte:  ,,ba$  SEheater  ifr  fo  heilig  ale  ber 
Slltar,  unb  bie  *Probe  wie  bie  ©afriflei."  tiefer  ©djaufp. 
ebrenbaften  Slnbenfene  t)te#  23onicfe.  ©diabe,  ba$  biefer 
©ntbuft'aemuei  eine  (Sigenfcbaft  ift,  bie  jiemlid)  oerloren  ge= 
gangen  ju  fein  febeint.  1712  erhielt  baö  beutfdje  2:b,eater  in 
SBien  ein  anftdnbigereä  Socal.    ^reb.aufer  (f.  b.)  jeirfjnete 


Deutsche  Bühne  343 

ft'db  fjter  afö  «£anömurfr  unb  3obann  CeinbaaS  al$  $>an= 
talon  orrjügltcb  auö.  Später  famen  burcb  23emarbon 
(ctg.  Jöerr  o.  Äurj;  f.  23ernarbon)  bre  gefcbmacflofen  unb 
fauberiuelfcben  Sernarboniaben  auf,  müfte  3auberpoffen  mit 
allerlei  Slugenluft,  mit  SDcafcbinen,  geuermerfen,  böbmifcben 
Siebten  unb  3oten ,  roorauö  fpater  bie  25onaun»)mpbe ,  bie 
©ternenfönigin,  wenn  man  will,  aucb  bie  3auberflöte  unb  in 
legtet  Snftanj  bie  oiel  ft'nnreicberen  3auberpcffen  oon  5Rai)= 
munb  beroorgingen.  1741  erhielt  bie  miener  Gruppe  ein  Zfyeas 
tex  im  Sallbaufe  neben  ber  23urg.  Unterbef  mehrten  ftch  bie 
herumjiebenben  SEruppen  oonSaijr  ju  3af>r;  fo  entfranb  1720 
bie  jämmerliche  Gruppe  oon  $a$taxl,  meldte  bie  23äber 
befugte,  gür  ben  geifhgen  3uftanb  biefer  unb  anberer  £rup= 
pen  tft  e$  cbarafteriftifcb  ,  bafü  $a$ t avl'e  erfrer  Slcteur ,  3ta= 
mens  SWarggraf,  meber  lefen  noch  fcbreiben  fonnte  unb  ftch 
einmal  in  ber  JRolle  beS  (Sröfuö  fo  oerftng,  ba%  25mal  ber 
SBorbang  fallen  mugte,  biß  er  ftch  befann.  $a$taxl'6  Heb* 
Iingöftücf  mar  ber  betrunfene  Sauer.  £>er  23auer  erblicft 
barin ,  als  er  aus  feinem  JRaufaje  aufmacht ,  bie  ^rinjefftn, 
unb  inbem  er  nach  ihrem  23ufen  fcbielt,  ruft  er:  „3*  Ufo 
toobl,  baß  tft  eine  5)carfetenberb . . . !  maS  fte  ba  für  ein  paar 
23ranntn>einflafcben  bangen  r>at ! "  —  ©o  gefcbmacflcö  maren 
bamalö  Dichtungen,  ©cfeaufp.  unb  ^ublifum;  aucb  bie  ©ars 
berobe  mar  bei  biefen  oagabonbirenben  Gruppen  im  erbarm* 
licbfien  3uftanbe,  man  trug  SDcanfcbetten  oon  Rapier,  mar 
mit  ©olbpapier  reichlich  aufgepu§t,  bie  grauen  batten  in  ibren 
©cbuben  feine  ©trumpfe  unb,  mie  ein  Xfyeatexdjxonift  be$ 
oor.  Sabrb.  fagt,  feine  SRötbe  ber  ©cbaam  auf  ibren  2Ban= 
gen ,  als  bie  ihnen  ber  Äugellacf  gab.  5?cit  einiger  SluSjeiaV 
nung  bagegen  ifr  bie  ftörfter'fcbe  Sruppe  ju  nennen,  meil 
eö  unter  ibren  SOittgliebern  fegar  einige  Tutoren  gab,  3.  33. 
SBejell,  beffen  Jpaupt  =  unb  ©taatSacttonen  %uxoxe  macb= 
ten$  in  fte  trat  aucb  ©cbönemann,  ber  fpäter  als  ^rinjipal 
berühmt  mürbe,  als  9lnfanger  ein. 

Ceipjig  follte  abermals,  mie  jur  Seit  25elfbeim'S,  bie 
SReformationsfrärte  beS  beutfcben  Sweaters  merben.  ^ries 
berife  Caroline  SBeifborn  aus  3micfau  (f.  9teube= 
rin) ,  an  einen  gemtffen  iNeuber  oerbeiratbet ,  baber  unter 
bemüHamen  9t  e  über  in  in  ber  ©efcbicbte  bes  beutfcben  %fye** 
terS  befannt ,  mürbe  ^rinjipalin ,  30g  ben  größten  beut* 
fcben  ©cbaufp.  ber  bamaligen  3eit,  Aoblbatbt,  an  ftch  unb 
oerftdrfte  ihre  Gruppe  noch  mit  anbern  bebeutenben  ©cbaufp. n. 
3n  ibrer  SEruppe  bilbeten  ficb  tüchtige  Äünfrler,  fo  Jtocb, 
©tubent  ber  Stechte ,  aus  Seipjig.  Äocb ,  bem  e$ ,  mie  allen 
©tubenten,  melche  bisher  ©chaufp.  gemorben  ft'nb,  nicht  an 
Silbung ,  (Srnft ,  ©cbmung  unb  (f  ntbuft'aömuS  fehlte  ,  bürs 
gerte  bk  moliere'fcben  ©tücfe  in  Seutfcblanb  ein,  inbem  er 


344  Deutsche  Bühne 

bie  Ullten  »ortrefflidb  fpielte  unb  ft'cb  naeb  franj.  .ftünfUeru 
bilbete,  er  mar  auch  twrtrefflid)  in  ben  f.  9.  Mantelrollen, 
in  ben  23auem  u.  f.  w.  unb  trat  fogar  als  Ulutor  auf.  (*in 
anberer  gefcbicfter  <2cbaufp.  war  gabricius,  welcher  ben 
Jleblharbt  in  polternben  Ullten  unb  fom.  23ebientenrollen 
glucfltcb  copirte.  2>te  9ceuberin  befahl  oiele  Sbätigteit  unb 
(Energie,  aber  aud)  tüel  (Jigenfinn  unb  «Streitfucbt,  womit  fte 
einen  unruhigen  (Sinn  t>erbanb ,  ber  fte  fpäter  raftlos  t>on 
@rabt  ju  <£tabt,  oon  Sanb  3U  Sanb  jagte.  T>ie  2Jerbienfre 
©ottfebeb's  (f.  b.)  ftnb  »on  bem  23erbienfr  ber  "Jteuberin 
um  ein  georbnetercs  Ulrrangement  ber  b.  ©diaub.  nicht  }U 
trennen ,  tueshalb  wir  feiner  hier  etwas  ausführlicher  geben- 
den muffen,  ©ottfdjeb  wirb  immer  noeb  mit  fpöttifebem 
Säcbeln  ber  fritifebe  SRepräfentant  ber  beutfdben  3opf=  unb 
^erliefen jeit  genannt,  unb  bas  ifr  er  allerbings;  bennoeb  hat 
er  ft'd>  um  bie  JReorganifation  ber  b.  23.  bodwerbient  gemaebt. 
SGßenn  es  auch  tbörig  t>on  ibm  mar,  ba$  er  ben  J&arlequin 
unb  bas  *poffenfpiel,  bie  beibe  in  ber  beutfeben  SRatur  be- 
grünbet  ftnb,  oollftdnbig  auerotten  wollte,  ftatt  ihnen  eine 
äierlidjere  ©eftalt  ju  geben  unb  nur  ihre  ©runbjüge  beiju= 
bebalten,  fo  hatte  er  auf  ber  anbern  <&eite  oollfommen  JRecbt, 
benn  ber  ÜBermorfenbeit  ber  b.  ©cbaub. ,  bie  in  ibrem  eige= 
nen  ©djlamme  unterging,  fonnte  nur  bureb  eine  rabicale 
Mux,  bureb  bas  ©eltenbmacben  bes  oolIBommenften  ©egen= 
fa§es  abgeholfen  werben,  (§s  mar  ©djabe ,  baf?  ber  beutfebe 
Jpansmurfr  als  felbfrfränbige  ftigur  oerloren  ging,  benn 
biefer  beutfdje  Jpanswurft  ifr  bebeutenb  bureb  bit  parobt= 
renbe  .Kraft,  bie  in  ibm  liegt,  unb  mit  ber  er,  als  wabr= 
bafter  JRepräfentant  ber  Sebensironie,  allem  ©cbwülfligen  unb 
Ulufgeblafenen  ein  23ein  unterfe^t;  aber  es  mar  nidbt  ©cbabe 
um  ben  ^anerourft ,  wie  er  in  ber  UBtrflidbfett  ertftirte.  Unb 
©eroinus  bemer!t  mit  $Red\t,  ba$  es  in  £>eutfd)lanb  oon  je= 
ber  mar ,  ale  ob  man  ft'd)  bem  ©rotesfen  unb  Surlesfen  nur 
näbere,  um  fogleid)  ganj  nu^lcs  gemein  ju  werben.  50tan 
fann  bies  aud)  t»on  oielen  wiener  3auberpoffen  bebaupten, 
welcbe  auf  SRanmunb's  ©tücfe  gefolgt  ftnb.  Ulis  aber  fpäter 
ber  Dortrefflicbe  Patriot  SDiöfer,  SRnlius  u.  a.  unternahmen, 
für  UBiebereinfübrung  bes  .^answurfres  bas  SBort  ju  neb= 
men,  hatten  wir  uns  fdwn  uon  bem  23egriffe  bes  ^»answurs 
ftes,  wie  twn  ber  23ol6spoefte  ju  n>eit  entfernt,  bie  25id}tfunfc 
einen  ju  felbfrfranbigen  ©ang  genommen  unb  fieb  in  ju  be~ 
beutenbem  ©rabe  »erfeinert,  als  bafj  es  oon  SBertl)  unb 
9iu£en  gewefen  wäre,  wenn  man  ben  begrabenen  Jfjanswurft 
wieber  aufgeweeft  b «itte.  ©ottfebeb  fudite  bem  cbaotifdien  3us 
ftanbe  bes  b.  23.n=2Befens  bureb  ben  entfebiebenften  ©egen= 
fa§  abjubelfen  ,  er  trieb  ben  böfen  ©eift  ber  unförmlicben 
Jpaupt=  unb  Staatsactionen,  ber  ^answurfttaben  unb  ertem= 


Deutsche  Bühne  ö't.i 

pertfirten  ©tücfe  mit  lleberfe^ungen  ber  bis  jitm  (Jrtrem 
regelmäßigen  franj.  SEragcbien  aus ,  worin  ihm  feine  ftrau 
unb  feine  welen  ©cbüler  bebülflieb  waren.  2)ocb  Ratten  febon 
vor  ihm  Grinige  nacb  bemfelben  3iele  hingewirkt,  fo  (Hauff 
unb  ©refflinger  bureb  bie  Ueberfe^ung  beS  Gtorneillefeben 
Gib  (1656),  ber  febon  erwähnte  Äormart,  enblicb  in  ben 
IHtr  3abren  23reffanb  (am  braunfebweiger  Sbeater),  wel= 
eher  JHboboaune,  ©ertoriuS,  Racine's  SItbalia  u.  f.  f.  über= 
feete ,  unb  23eltbeim  mit  ber  Uebertragung  moliere'fdjer 
©tücfe.  SGBeiter  unb  r>iel  ju  weit  ging  ©ottfebeb,  ber  alles 
Rationelle  ausrottete ,  bie  b.  23.  ooüfommen  auf  franj.  @tel= 
jen  freute  unb  Don  ben  uns  oiel  eerwanbteren  ßrnglänbern 
nicbtS  wiffen  wollte.  2>iefe  Hinneigung  ju  ben  uns  im  in= 
nerfren  SBefen  entfrembeten  granjofen ,  bie  Neigung  gleich* 
fam ,  uns  »oUfommen  ju  franjöfiren ,  womit  man  ben  3ßün= 
feben  ber  hoben  beutfdjen  Slrifrocratie  nur  ju  bereitwillig 
entgegenkam,  t)at  auch  fpäter  bie  ßrntwieflung  ber  b.  23.  als 
Rationalbübne  beeinträchtigt,  wie  überhaupt  ber  Literatur 
unb  unfern  gefelligen  2$erbältniffen  einen  Slnftridb  gegeben, 
ber  burdbauS  nichts  Rationelles  mehr  f)at,  ofjne  bodb  je  bie 
franj.  Grleganj  erreichen  ju  können.  3u  ©ottfcbeb'S  Beit  war 
bie  ©allomanie  in  2)eutfcblanb ,  wenigfrenS  in  ben  böbent 
3irfeln,  alle  Rationalität  »erwifebenb ,  furchtbar  im  ©ange, 
um  fo  eher  reufft'rte  ©ottfebeb  mit  feinen  bomöopathtfeb  »er? 
bünnten  Ueberfe^ungen  franj.  ©tücfe,  bie  allerbtngS  ganj 
nach  ber  ©ebnur  gearbeitet  waren.  Jpatte  man  früber  blofje 
Hefe,  bie  aber  boch  etwas  RahrungSfräftigeS  hatte,  fo  befam 
man  je£t  wäffrigeS  ©etränf  aufgefchüttet ,  welches  eben  fo 
Blar  wie  farblos  war.  2luf  biefe  SBeife  würbe  wenigfrenS 
ber  23oben  rein  gefegt,  fo  bafj  bie  fpäteren  23übnenbicbter 
ebleren  ©eprägeS  ftcb  nidjt  fcheuen  burften,  ibn  ju  betreten. 
2>ieS  2$erbicnfr  wenigfrenS  ift  ©ottfeheb  nicht  abzuleugnen, 
wie  ihm  auch  baS  23erbienfr  gehört,  eine  9lrt  oon  Äritif,  fo 
untergeorbnet,  einfeitig  unb  nüchtern  fte  auch  war,  »eranlafit 
ju  haben,  ©eitbem  gefajab  eS ,  bafj  in  üDeutfcblanb  ,  wo  ftcb 
bie  üDicbtfunfr  überbauet  aus  einer  SSolfSfacbe  ju  einer 
rein  Itterarifdjen  Angelegenheit  umgeformt  blatte,  eine  blofj 
fritifebe  tSpocbe  frets  einer  probuetioen  »erarbeitete.  91.  2B. 
©cblegel  fpriebt  über  ©ottfeheb,  beffen  2Serbien|re  als  Siebter 
freilieb  ganj  nidbtig  ft'nb,  boeb  alljufcbneibenb  ab:  man  mufü 
ihn  als  Reformator  unb  Slufräumer  beurteilen.  35urch  ibn 
würbe  auf  bera  Theater  juerfr  ein  anfränbigeS  unb  ebara£te= 
rifrifcbeS  (5oftüm  eingeführt.  Grr,  feine  grau  unb  feine 
«Schüler  febnitten  oiele  Strauerfpiele  CForneille'S  unb  Racine'S 
für  bie  b.  23.  jureebt  unb  bereiten  ben  3opf»erS,  ben  2lleran= 
briner  bei.  2tucb  febrieben  biefe  Seute  einige  f.  g.  Original: 
flücfe,  wie  ©ottfeheb  felbft  einen  (rerbenben  @ato   unb  eine 


546  Deutsche  Bühne 

3pbigenia,  aber  fogar  tiefe  waren  nur  Umformungen,  unb 
ber  fterbenbe  dato  j.  23. ,  ben  Jlof>Ibarbt  burcb  fein  treffliebes 
©piel  aufregt  erhielt,  war  nur  ein  ©ebrdu  aus  3lbbifon's 
unb  ©escbamps'  @ato.  ©elbfrftanbiger  fcbon  ftanb  bas  eben- 
fallt  aufgeführte  £rauerfpiel:  bie  ©efebwifrer  in  £aurien, 
öon  3-  ®.  ©Riegel,  ber  überhaupt  unter  ben  35ramatifern 
neuern  ©tols  ber  erfre  mar,  welcher  einige  3lnerfennung  oer= 
bient.  1737  rourbe  auf  ©ottfefaeb's  23etrieb  in  ber  23ube  ber 
SGeuberin  ju  Setpjig  über  ben  J&arleauin  ein  förmlidjes  unb 
feierliches  3lutobaf<5  gehalten ,  aber  mit  bem  tarnen  »er* 
febwanb  nicht  fogleicb  bie  ftigur,  man  taufte  ihn  um  in 
^Peter  ober  Gänschen  unb  gab  ihm  eine  anbere  £rad)t.  31. 
SB.  ©Riegel  in  feinen  bramaturgifeben  23orlefungen  fagt  fehr 
treffenb:  „Jöanswurfr,  als  allegorifcbe  ^)erfon,  ifr  unfrerbltcb 
unb  wenn  man  ihn  nodj  fo  fteber  begraben  ju  haben  glaubt, 
fo  fommt  er  unoerfehens  in  irgenb  einer  gra»itattfcben  3lmts= 
fletbung  roieber  jum  23orfcbein."  3lls  bie  Neuberin,  etnem 
0tufe  bahinfolgcnb,  nach  Petersburg  ging,  trennte  ft'cb  ©cbo= 
nemann  t>on  ber  Gruppe,  ©cbönemann  mar  ein  unterneh= 
menber  tücbtiger  3)rinjipal,  welcher  öiele  treffliche  ©djaufp. 
unb  ©chaufp.innen  bilbete,  fo  31  &  ermann  (f.  b.),  ber  in 
fom. ,  humortfhfcben  unb  outrirten  JRolIen  glanjte ,  ben  be= 
rühmten  Aonr  ab  Grcfhof  (f.  b.) ,  einen  SOieijrer  in  feiner 
Äunfr ,  ben  feine  3eitgenoffen  mit  bem  Ehrentitel  eines  beut= 
fchen  SRofcius  befebenften ,  9)lab.  Cöwen,  eine  Socbter 
©cbönemann's ,  bie  bureft  bie  SDMobie  ihrer  ©timme,  ihren 
SBortrag  unb  richtige  Slccentuarion  Stiles  jur  33emunberung 
hinriß,  enblicb  nod)  SEftab.  ©gröber,  9)?utter  bes  großen 
©cfcröber.  ©cbönemann's  Gruppe  war  nie  jablreicb ,  beilanb 
aber  aus  etnem  Äern  oon  Talenten ,  unb  ju  ben  fd>on  ge- 
nannten traten  fpdterhin  noeb  fiele  anbere.  Slucb  war  er 
immer  ber  erfle ,  wenn  et  barauf  anfam ,  gute  Originale 
aufzuführen,  ©ottfebeb  gab  um  bie  3eit  feine  b.  ©djaub. 
heraus ,  bie  aber  fair  nur  mäffrige  Ueberfe^ungen  unb  nur 
einiges  23raucbbare  son  3.  E.  ©cblegel  enthielt.  Ueberhaupt 
war  ©ottfebeb's  Stuf  fcbon  abgelebt,  es  ging  ihm  wie  Sebem, 
ber  als  Äritifer  einfeitig  unb  als  ^robujent  unbebeutenb  ifr, 
felbft  bie  Sfeuberin  oerliefj  feine  ftabne,  fant  aber  jugleid) 
mit  ihm,  wie  er  mit  ihr  fanf.  Slus  Petersburg  }urücf= 
gefehrt  brachte  ft'e  fogar  ihren  alten  5*reuno  ©ottfebeb  in 
Üeipjig  carrifirt  auf  bie  23ühne,  ein  unbanfbares  Verfahren, 
welchem  bie  Scemeft's  auf  ben  5crfen  folgte,  benn  1741  ftarb 
«ftoblbarbt,  ihre  le§te  ©tü£e,  unb  ©chönemann  mit  feiner 
ausgewählten  Gruppe  würbe  nun  ihr  Nebenbuhler  in  Seipjig. 
damals  zeichnete  ftcb  ein  junges  Talent  bei  ©chönemann  aus, 
©tarfe,  ber  in  treuherzigen  unb  launigen  Stollen  oortreffs 
lieh,   als  SEorann  aber  lächerlich,  war.    3u  gleicher  3eit  eta= 


Beutsche  Bühne  547 

fcltrte  ^ranj  @*urf»  au$  2Bien  eine  ©efellfdjaft ;  er  mar 
aber  ein  unruhiger  ©eift,  ber  nirgenbg  lange  au^bauerte, 
•tmar  oft  gute  ©dtaufp.  fyatte,  bie  tftn  aber  in  ber  Siegel 
balb  »erliefen,  felbft  ein  guter  ©d>aufp.  war,  aber  bie  ex- 
temporirten  ©djaufpiele  über  Sllleö  liebte. 

@o  bebeutenb  ber  Sluffdjroung  war,  ben  bie  93ü^ne  in  jüngfler 
3eit  genommen  fyatte,  fo  war  bie  Umwälzung,  tveld>e  in  ber  Jtritif 
unb  fpdter  in  ber  bram.  ^robuetion  »orging ,  noeb,  viel  exfyeb* 
Iidjer  unb  auf  bie  ÜBütyne  jurücfmirfenb.  SÖJir  fjaben  gefeljen,  ba$ 
bie  23üf)ne,  nadjbem  fte  bie  fdjrecfliaVn  £aupt  =  unb  <&taatö' 
actionen  aufgegeben ,  mae  ©ottfd)eb'3  SSerbtenfr  war ,  f>aupt= 
fädblid)  t>on  Ueberfefcungen  jeljrte,  mag  ebenfalls  ©ottfdjeb'ö 
SBerf  mar,  aber  eben  fein  oerbienftlidjeei.  2lu£er  SOiolicre 
unb  ben  übrigen  granjofen ,  überfe^te  man  befonberö  ben 
25dnen  J&olberg  (f.  b.),  beffen  berbeö  Naturell  bem  bamali= 
gen  ©efdjmacfe  oorjüglidfr  jufagte,  unb  fpdter,  nadjbem  man 
aud>  J^olberg'ö  überbrüfft'g  mar,  ben  3taliener  ©olboni, 
beffen  ©tücfe  oon  @aal  überfetjt  mürben  (11  %\)le. ,  Ceipjig 
1767 — 1777).  Die  £)rigtnalbid»ter  nabmen  tf>rc  «Stoffe  au6 
ber  alten  ©efdjidjte  ober  »erlegten  it>re  25ramen  nadj  bem 
SÄorgenlanbej  man  mar  alfo  oon  bem  ddjten  2Bege,  ben 
91.  ©njpftiug  unb  SEBetfe  genommen  Ratten,  inbem  fte  ©toffe 
ber  neuern  Seit,  jener  ben  @arl  ©tuart,  biefer  ben  9Jiafa= 
niello  be&anbelten ,  jum  (£rfd)re<£en  meit  abgenommen.  25er 
fdjon  genannte  3.  <?.  ©Riegel  mar  ju  ber  3eit  fafr  ber  ein= 
jige,  meldjer  ©toffe  mie  Jpermann  (1743)  unb  (Janut  (1746) 
bramatift'rte;  er  mar  jebenfalld  unter  ben  ©d&ülern  ©Otts 
fd?eb'6 ,  mie  überhaupt  unter  ben  bamaligen  SDramenbidjtern 
ber  talentoollfre.  ©eine  ©efdimtfter  in  äaurien,  fdjon  auf 
ber  ©djule  gebietet,  arbeitete  er  fpdter  unter  bem  Sitel: 
Srefteö  unb  ^Jölabeö  um.  1740  begann  in  ber  Äritif  ein 
neueg  2eben  burd?  bie  mofoltbdtige  Reibung,  meldje  jmifc&en 
ber  leipjiger  ©djule  ©ottfdjeb'6  unb  ber  fcbmeijerifd&en  beö 
23obmer  unb  23reitinger  entftanb,  bie  ju  ©ottfdjeb'3  £obe 
währte  unb  feinen  fdjon  erfdbütterten  9iuf  gdnjlicb,  oernia> 
tete.  25ie  ©djmeijer  »erfuhren  jmar  einfeitig ,  inbem  fte  bie 
2)ia>t£unft  ju  einer  blofen  SÖtagb  ber  SHoral  unb  ber  $)o= 
litif  madjen  wollten,  aber  fte  forberten  jugleid),  ba$  bie  blofe 
(Sorrectbeit  unb  fa>cner  23eröbau  nidjt  oberfreö  ©efe£,  fon= 
bem  mit  ©ebanfen  unb  ^pftantaft'e  gepaart  fein  folltenj  aud) 
miefen  fte  juerft  auf  bie  Grngldnber,  befonberö  SDtilton  bin. 
3mifd>en  ben  i'eipjigem  unb  ©djmeijern  ftanben  einige  früs 
fcere  2lnf)dnger  oon  ©ottfaVb,  mela^e  jmar  nidbt  magten,  ben 
oon  ©ottfrfieb  oorgejeigten  2Öeg  ganj  ju  oerlaffen,  aber  ftcb 
bod>  oon  #en@dbmeijern  3ufagenbe$  aneigneten  unb  bem  madj= 
tigen  ©ertie  «Rlopftocf'ä,  ber  unenblid^  mof>lt^dtig  auf  unfre 
©pradjje  unb  Siteratur  mirfte  unb  befonberö  jener  ganj  neue 


348  Deutsche  Bühne 

Seiten  abgewann,  ©ereebtigfeit  wiberfahren  ließen.  3u  bie= 
fen  fritifefcen  SDitttelsperfcnen  gehörten  3«  &•  ©Flegel, 
9t  a  b  e  n  e  r  unb  ©  e 1 1 e  r  t ,  weld)e  unter © d r t n e r's  Slejibe  bie 
bremtfdjen  Seiträge  begrünbeten.  Siel  pbtIofopr>tfcf)er  gefraltete 
ft'cf)  bie  fpäfere  fritifd>e  «Schule  in  -Berlin,  ju  meldier  <2  u  l  = 
jer,  (ibeerie  ber  febönen  Jtünfre),  Nicolai,  SDien bei s  = 
fobn  unb  JH amier  gehörten  unb  an  beren  Beftrebungen 
auch  i* ef fing  eine  jettlang  £heil  genommen  hat.  @o  er= 
weiterte  fidi  bie  Jlrittf  nach  ben  «erfebiebenften  Seiten  hin 
immer  mehr  unb  arbeitete  freieren  unb  originelleren  ^ro= 
buetionen  t>or.  -Diefe  Serfchiebenbeit  unb  9)iannigfaltig?eit 
ber  fritifdjen  9tid>tungen  nimmt  man  aud)  in  ben  bram.  <pro= 
bueten  jener  ftrebfamen  3eit  wahr ;  ft'e  entfranben  fa|r  alle 
auf  bem  2Bege  ber  Aritif  unb  ber  Theorie,  unb  hatten  mit 
2Befen  unb  «ftern  ber  Nation  wenig  gemein.  2lujjer  3-  <£• 
«Schlegel  listeten  nad)  bem  £rauerfpielmufrer  ber  Jranjofen 
nod)  t>.  Sronegf  (f.  b.)  unb  Gbr.  g.  SBeifce  (f.  b.)  in 
ifeipjig ,  meift  in  2lleranbrinern ,  bod>  fd)rieb  Unterer ,  nach 
bem  Vorgänge  t>cn  Brawe  (f.  b.)  unb  oon  3ob.  4?ein  = 
rieb  ©djlegel,  3.  dliai  Schlegel'*  Bruber,  ber  17.58 
bas  SEbomfcn'fdje  Srauerfpiel  ©opbonisbe  jambifd)  über= 
fet?t  hatte,  mehrere  <§tüde  in  .Sfüpigen  3amben,  roie  bie 
^Befreiung  t>on  Theben,  unb  Sßeige's  Sltreus  war  bas  erfte 
Stücf  in  3amben,  welches  jur  Stufführung  tarn.  2Bei£en 
tfr  Talent  für  bie  bram.  (Sompofttion  nicht  abjufprecben, 
er  brachte  auch  mehr  Seibenfcfeaft  unb  bram.  Araft  in  ben 
Sftwbmus,  unb  in  feinem  2>rama:  bie  Befreiung  uen  Theben, 
trifft  man  auf  einen  für  bie  bamalige  3eit  erftaunlid)  förni= 
gen  Slusbrucf,  felbft  auf  treffliche  Silber,  bie  ftep  burd)  *prä= 
ctfien  auszeichnen.  2lm  befannteften  unter  feinen  Srauer= 
fpielen  würbe  Sf?ict)arb  III.  (in  Slleranbrinern) ,  worin  boa) 
feben  eine  gewiffe,  wenn  aud)  immer  noch  gezwungene  2Ben? 
bung  gegen  Sbaffpeare  bin  wahrzunehmen  ift.  SPtebr  als 
alle  biefe  STrigtnalarbeiten  ferberte  i'effing  burd)  feine  5llles 
penetrirenbe  unb  überall  mafjgebenbe  &vitit  bas  ©ebeiben 
ber  Sühne  unb  ber  bram.  $?oefte.  (fr  burdjbrad)  bas  blope 
•Öerfornmen,  bie  conoentionelle  «poeti!  ber  ,yrarr,cfen,  beriefe 
tigte  bas  SHifberftänbnip  ber  ariftotelifdjen  ifebre  oon  ber 
Einheit  bes  £rts  unb  ber  3eit  (f.  Slriftoteles) ,  bradjte  uns 
ben  Qöei^t  ber  Sllten  näher,  bie  bis  babtn  nur  formell  per* 
ftanben  werben  waren ,  l annte  bie  <£nglänber  genauer ,  als 
je  ein  2)eutfd)er  oor  ihm,  berief  ftch  auf  Sbaffpeare,  feere 
bem  blopen  Aunftforper  bie  Äunftibee,  ber  servierten  Un= 
natur  bas  iftatürlidjfettsprinjtp  unb  bem  Slleranbriner  in  fei= 
nen  eignen  bram.  Serfucben  bie  ^refa  entgegen  unb  wirfte 
namentlich  burd)  feine  hamburgifebe  Dramaturgie  (1707  —  08, 
•2  Sbe.,),  welche  in  ber  Sheatcrfritif  epoebemadjenb  ift.     3n 


Deutsche  Bühne  549 

feinen  eigenen  bram.  Serfuc^en  geriet*)  er  auf  Slbmege,  tn= 
bem  er  barin  ba$  25iberot'fd)e  91atürlid)feit6prinäip  ju  ftreng 
burd)füf)rre ,  fd>rieb  baö  weinerlidje ,  fdjleppenbe  unb  jimper= 
liebe  Srauerfpiel  SOti#  ©ara  ©ampfon ,  weldjee?  inbeß  alß 
baarer  ©egenfa§  gegen  bie  f)ocf)trabenben  SUeranbrinerfrücfe 
oon  bamalö  oon  großem  9Zu$en  war,  unb  trug  audj  fonft 
in  feinen  früheren  Suftfpielen  ber  ,3eit  feinen  Tribut  in  reid>= 
lidjem  $Jlaa$e  ab.  ©eine  fpäteren  bram.  arbeiten  führten 
biefe  Serirrungen  unb  3eitfa>tuad)en  oollfommen  au£.  Uns 
enblicb  f)öt>er  ale  9Wif  ©ara  ©ampfon  ftetyt  fein  £rauerfpiel 
(Jmilta  ©alotti  (1772),  mit  großer  Äunfr  angelegt,  oon  über= 
rafdjenber  geinbeit  ber  ©pracbe  unb  treffliaVr  (^r>araftertfrtf, 
wenn  aud)  nidjt  ohne  eigentbümlidje ,  bod)  immer  ebrenooüe 
SMängel,  bie  oon  %.  2B.  ©ablege  l  in  feinen  bramafurgifdjen 
SSorlefungen  ju  mißliebig  beroorgebcben  werben.  2>odj  i)at 
©d)legel  $Red)t ,  wenn  er  bemerft,  ba%  bie.  Seibenfdjaften  in 
biefem  Sxauerfpiele  mebr  fdjarfftnnig  unb  wi£ig  d>arafteri= 
ftrt ,  al$  berebt  auögebrücf t  mären,  ©ein  le§te$  2>rama,  wel= 
<bes  übrigen^  burcb,  feine  Senbenj  faft  mebr  Sefyrgebicbt  alö 
£>rama  ifr,  Sttatban  ber  2L'eife  (1779),  ifr  Sefftnjj'ö  tieffteö 
©tücf.  <jr  t>at  barin  tbatfacrtlicb,  Diberot'ö  irrtbümlid>e  33e= 
bauptung ,  bie  aud)  früher  bie  feinige  war ,  bafi  ein  25rama 
ber  mbgudjfr  ju  erreicfyenben  SNatüriidjfeit  wegen  ben  23er8 
oerfdjmäben  muffe ,  wiberlegt ,  inbem  er  ftd>  bee  Sambuö  be= 
biente,  ber  bei  Sefft'ng  jwar  juweilen  etxva$  bart  erfdjeint, 
aber  bodb  wahrhaft  biaiogtfrfj  fraftig  unb  flar  gehalten  iffc 
unb  erfr  feitbem  in  ber  bram.  Spoefte  SBürgerredbt  erhielt.  — 
3n  ber  2Öeife  ber  ©milia  ©aüotti  fdbrieb  Seife  wi£  (f.  &•) 
fein  £rauerfpiel:  3uliu$  oon  SEarent,  weldjeö  nidjt  obne 
bram.  (Effecte  unb  gut  componirt  ijr.  ©benfalte  in  *)>rofa 
»erfaßte  ©erfrenberg  (f.  b.)  feinen  llgolino,  ein  @tüt£ 
voll  ©djauer  unb  ©djrecfen,  welcfjeg  inbeß  nidjt  wenig  ba^u 
beitrug ,  bie  legten  9?efre  alter  spebanterie  wegzuräumen ;  bae 
©tücf  fyatte  bamalS  an  genialer  «Kraft  nidjt  feine^gleidjen 
unb  ift,  fo  furchtbar  ber  ©toff  war,  oon  JDöbbelin  wirflid) 
aufgeführt  worben.  211s  eine  abgefonberte  9cicbtung  muffen 
bie  bram.  arbeiten  oon  Älopflocf  (f.  b.)  betrad&tet  werben, 
worin  er  jum  SEb,eü  ben  Sambus  gebrauste;  er  bramatiftrte 
mehrere  bibl.  ©toffe  unb  in  3  Srauerfpielen  ben  Jpelbenlauf 
«Hermann  beg  (überuefere;,  mit  eingelegten  23arbengefängen 
im  Äiopfrocf'frben  3beengefdfrmacf.  9luf  bat  beutfdje  9ta= 
tionalgefü^l  t>at  er  bamit  wo^I  gewirft,  aber  nid>t  auf  bie 
Süb,nej  ben  langen  ©djweif  oon  J^ermanneibramen ,  ber  fia> 
ermübenb  burd>  unfere  Siteratur  f>tn^ter>t ,  oerbanfen  wir  bem 
Vorgänge  Älopflocf'e?.  9lber  faum  oerbanfen  wir  einen  beut= 
fdjen  Dramaturgen  ober  bram.  25ia>ter  fo  oiel  als  ©tyafs 
fpeare?  man  fann  wob,l  fa^en,   ba^  er  einer  unfrer  9ta; 


550  Deutsche  Buhne 

tienalbicbrer  ifr,  fo  innig  f>aben  ft'd»  bic  25eutfd&en  tfjn  ax\- 
geeignet.  @<bon  1741  erfdncn  ©baffpeare'g  Suliue  (Säfar, 
überfegt  »on  23orf;  5-  <^-  ©c^Iegcl,  ein  mürbiger  Vorgänger 
feinet  9?amenoetter6  2t.  2B.  ©cblegel,  füllte  bie  grofen 
©cbönbeiten  balb  f)erauö  unb  nahm  ftcb  ber  fcblecfcten  Ueber= 
fegung  an.  35er  für  alle  Stiftungen  aufgefdi>lo|7ene  2öie  = 
lanb  überfegte  mit  ©fcbenburg  ben  ©baffpeare  (17G2  biö 
66,  8  23be.) ;  beibe  leiteten  ale  erfre  Ueberfeger  ba6  9)töglicbfre. 
91oa}  mebr  tbat  Ceffing  für  bie  Verbreitung  ©baffpeare'ö 
in  feinen  bramaturgifa)en  ©Triften,  ©eitbem  mar  bie  .£err= 
fdjaft  ber  franj.  s})oetif  in  25eutfd)lanb  gebrochen,  mir  lern= 
ten  nun  bie  9iatur  aus  erfler  £anb  fennen  unb  mir  bürfen 
uns  beffen  nicht  fcbamen ,  baf  unfre  oorjügltcbfren  bram. 
Siebter  ftcb  mehr  ober  meniger  an  ©baffpeare  b,eraufbilbe= 
ten ;  es  bat  fein  Siebter  beutfdjer  gebicbtet  als  ©baffpeare, 
fein  beutfcberes  ©ebidjt,  auf  er  bem  Saufr,  tfir  oorbanben  als 
tarntet,  unb  in  feinen  Sufrfpielen  ftnben  mir,  nur  in -tieferer 
unb  poetifdjerer  2Beife,  jenen  3ug  auSgelaffener  Sufiigfeit, 
melier  in  ben  alten  beutfdjen  ©cbmanfen  mabrjunebmen  ifr. 
25urcb  ©baffpeare  erfl  febrten  mir  ju  uns  felbfr  mieber  jus 
rücf  unb  mer  ftcb  ihm  bingtbt,  geminnt  ftcb,  felbfr  mieber, 
fratt  ftcb  ju  oerlieren.  ©baffpeare  influirt  fcfmn  in  biefer 
^Periobe  auf  Sßeifje's  unb  Sefft'ng's  fpätere  Slrbeiten,  auf 
©erftenberg  u.  a. ;  fpater ,  je  tiefer  er  erfaßt  mürbe ,  feilte 
er  noct)  mächtiger  mirfen,  mie  in  ber  ©oetf)e  =  ©cbiüer'fa^en 
$>eriobe  nacbjumeifen  ifr.  9tfoa)  bleibt  unei  übrig ,  über  bie 
Sufrfptelbtcbter  biefer  (2r+>ocbe  ju  fpretfcen.  9lber  bae  Sufr= 
fpiel  bat  ftcb  bei  uns,  obgleich  es  an  Talenten  bei  uns  nidjt 
fehlt,  nie  ju  einer  hoben,  am  menigjren  ju  einer  nattonellen 
23ebeutung  erhoben;  nur  in  ben  alten  buntorifrifeben  %*fts 
nadbtfcbmänfen  lag  etmas  Volfstbümltcbes ,  maS  >2lusbilbung 
»erbient  hatte;  aber  mir  haben  bereite  angebeutet,  bafi  es 
ein  Unglücf  mar ,  als  bie  (Jomöbie  in  5oi9*  religiöfen  unb 
politifeben  3miefpalts  oon  ber  ©tatte,  mo  ft'e  juerfl  Ju#  &' 
fafjt,  aus  ©übbeutfdjlanb,  ftcb  jurücfjog  unb  in  bie  £anbe  norb= 
beutfdjer  ©elebrten  gerietb,  beren  ©ein  unb  3Befen  bem  23olfe 
entfrembet  mar.  3Me  eigentliche  23olfscomöbie ,  bie  fi'dj  aueb 
mehl  noch  auf  ben  Puppentheatern  in  robefler  §orm  erhalten 
t)atf  tarn  bagegen  in  bie  ungefebiefteften  unb  unfauberften 
Jpänbe,  mabrenb  bie  gelehrten  Siebter  feit  ©ottfdjeb  ftd) 
barauf  befebranften ,  bie  franj.  üufrfpielbtdjter  nacbjuabmen 
unb  für  ben  meit  nationelleren  Anitteloers  bes  Spane  ©acb,« 
ben  gefpreijten  ätleranbriner ,  ben  oerborbenen  gried).  SEri= 
meter ,  einzuführen ,  ber  für  ein  beutfebes  £>t)v  ein  mabrer 
©reuet  ifl  unb  felbfr  in  ber  gefebieftefren  JBehanblung  etmaö 
Stntipoputaree  hat.  ©ottfcbeb'e  Jrau,  i'uife  Slbelgunbe 
2iictoria,  geb.  Äulmuei,  tbree  SSHanneß  trene  ßumpanin 


Deutsche  Bühne  551 

für  bte  Stteratur,  wie  für  £ifc»  unb  SBett,  war  in  il)ren 
Sufrfpielen  ein  wenig  glütflicfcer  al$  im  SErauerfpiel.  2?or 
2Ulen  tft  au*  t>ter  wieber  3.  (£.  @d»legel  ju  nennen,  ber 
etwaö  über  bte  Möge  Nadjafjmung  franj.  Dramen  rnnauc3= 
ging  unb  bte  griect).  Glaffifer  auf  ftd>  inftuiren  lief.  Unter 
feinen  5  Sujlfpielen  finb  bie  befren:  ber  ©efjeimntf oolle ,  bie 
fhtmme  <£dwnf)eit  (in  Süeranbrinern)  unb  ber  £riumpl)  ber 
guten  ftxan.  3n  moliere'fa^er  2Beife  fcprieb  3.  <£.  Artiger, 
erfl  ©tubent  ber  SEfreologie,  fobann  ©cfyaufpieler  unb  nicnt 
ot)ne  Anlagen ,  feine  tuftfpiele :  bie  ©eifilia^en  auf  bem  Zanbe, 
welket?  balb  conft'öcirt  würbe,  ber  blinbe  (£f)emann  unb  bie 
©anbibaten }  aucb,  ffllnlinß  mar  ein  Dtadfrafnner  SMoliere'ä. 
Dem  Äreife  beß  bürgerlichen  Üebene  entlehnte  ©ellert  feine 
£ufrfpiele,  fo  bte  Sktfcbweftern ,  bie  jä'rrltdjjen  ©djwefiern, 
bat  erfte  rür)renbe  Suftfpiel ,  n>ie  Cefftng'ö  SOlif  @ara  @amp= 
fon  baß  erfre  bürgerliche  Srauerfpiel  ifl,  baß  üooß  in  ber 
Corferie ,  meldfrec?  fid)  allein  unter  feinen  «Studien  längere  Seit 
auf  ber  SBüfyne  erhielt,  ©ellert  fcfyrieb  au*  ©cbaferfpiele, 
unb  alle  feine  Sufrfpiele  fjaben  etwaö  <Sdjäferlid)e$,  baju  eine 
breite  23ettelfuppe  öon  trtoialen  @ittenfprücr/en  jur  ©runb« 
läge,  nur  feine  eigentliche  -vis  comica;  in  ^inft'a^t  ber  <£f)as 
racterifrtf  ft'nb  fte  ntct)t  oh,ne  SJerbienfr.  ferner  ft'nb  alß 
Sufrfpielbiäyter  ju  nennen  $t.  $.  3frett)err  oott  ©abier,  ein 
Seftreidjer ,  welcfcer  in  feinen  i'ufrfpielen  befonbere  wiener 
©itten  »erarbeitete  unb  beffen  Cufrfpiel :  ber  SJhnifter ,  feiner 
§reimütt)igfeit  wegen  einiget  Sluffe^en  machte;  Ä.  %.  9t  o  = 
manuS,  ber  ffdj  in  6om.  3ntrtguenfrücfen  alß  ein  ntcbt  uns 
glütflicfeer  9iacbal)mer  beß  SEerenj  bewährte;  (Soxneliuß 
oo n  5lnrent)off  (f.  b.),  beffen  Suftfpiel:  ber  sPoftjug,  ju 
ben  wenigen  arbeiten  betttfcber  3unge  gehört,  welche  %xieb= 
xi<t>ß  beß  ©rofen  23eifall  erhielten;  3»  £•  «Schloff  er,  ber 
nod)  alß  (Sanbtbat  rüfyrenbe  Suftfpiele  fcbjieb;  bie  beiben 
©tept)ante  (f.  b.),  oon  benen  ©ottlieb  «Stephanie  baß 
meifre  Talent  oerrietf)  unb  recfjt  lebenoolle  ©tücfe  »erfaßte, 
bie  vielen  Sktfall  fanbenj  3«  <S.  23ranbe6  (f.  b.),  welcher 
alö  ©cbaufp.  äiemltcb  unbebeutenb  war,  beffen  Suftfpiele  aber 
nicbt  übel  ftnbj  ®.  <l.  £effing,  beffen  früfjeften  fiuftfpiele 
wenig  bebeuten  wollen  unb  ganj  im  ©efdjmacre  ber  bamalt= 
gen  3ett  gehalten  ftnb,  ber  aber  in  ber  Seit  feiner  Steife 
baß  nationell  djaracteriftifcbe  Suftfpiel:  SDiinna  öon  23arn= 
f)elm,  fdjrieb  (1763,  aber  erfr  1767  gebrucft),  wela^eö  unter 
ben  beutfdjen  tufifpielen  noa>  immer  ben  twiften  Slang  be= 
Rauptet  unb  worin  wenigftenö  bie  Nebenfiguren  e<bt  beutfd^en 
©eprägeö  ft'nbj  3.  3-  ©ngel  (f.  b.),  SSerf.  ber  SSJitmif,  ein 
belicater  Genfer,  aber  ein  ju  auöfdblief  lia^er  SSerefjrer  beß  blofen 
Natürliüettöprinctpö  im  Drama,  trefflicher  ^profaift,  al^  2)ra= 
matiferfprac^li*  elegant,  fonft  unbebeutenb j  Ä.  ©.  Seffing, 


562  Deutsche  Bühne 

Sruber  be$  grofjen  üefft'ng;  3-  Ä.  2Be£el  (f.b.),  ooll  Saune; 
©rofjmann  (f.  b.),  beffen  fiuftfpiel:  Nicht  mehr  alö  fteben 
©cbütieln,  überall  mit  unoermüfrlicbem  Seif  all  gegeben  würbe. 
2>te  profaifdje  ©ebretbart  oerbrangte  im  Sufrfpiel  ben  Serß 
fafr  ganjlicb ;  Sefft'ng  fonnte  unb  fann  neef)  in  ber  Jlunfr  ju 
bialogiftren  als  SWuffer  gelten.  Um  bie  9Jiitte  biefee  3af>rf). 
begann  auch  bie  fom.  Oper  mit  bem  ©ingfpiele:  ber  Teufel 
ijr  loö,  weites  (^ f> r.  J.  2Beifje,  ber  neben  feinen  £rauer= 
fpielen  auch  i'ufrfpiele  oerfapte,  einem  engl,  ©ingfpiele  frei 
naebbilbete.  £>ie  Jtocb'f<be  ©efelifchaft  führte  ba&  ©ingfpiel, 
woju  ©tanbfttfj  bie  Sftuftf  componirte,  in  üeip^ig  auf. 
25er  ungeheure  Seifall,  welchen  ba&  ©tücf  überall  erwarb, 
ermutigte  Sßeifje  ju  noch  mehrern  anbern  fom.  Opern,  bie 
burd)  tt)ren  natoen  25iaIog  auferorbentlicb  anfpracben  unb 
beren  niebliche  lieber  Grigentbum  beö  Solfeö  würben.  1759 
erfchien  ber  2.  £heil  biefeö  ©ingfpiele,  ber  unter  bem£ifel: 
ber  luftige  ©ebufrer,  fafr  noch  bekannter  mürbe.  3n  biefem 
©enre  folgten  ihm  25.  ©cbiebeler,  beffen  Operette:  £i= 
ft'art  unb  SDartolette ,  nach  bem  5ran3«>  burd)  ^iller'e  9Diuftf 
beliebt  würbe,  3.  23.  SKichaeltß  (f.  b.),  %.  2B.  ©otter, 
ber  vortrefflich  ju  oerfiftetren  mufte,  21.  ©.  $ieifiner  u.  a. 
25iefe  bungefarbten  23efrrebungen  auf  bem  Qyebiete  ber 
«Kritif  unb  ber  bram.  Sprobuction  fonnten  auf  bte  Sühne  nicht 
ohne@influfj  bleiben;  25rama  unb  Sühne  entwickelten  ftch  mit 
unb  burcheinanber  lebenbig  fort  unb  auch  le^tere  erreichte  in 
biefem  3abTb.,  obgleich  noch  bureb  feine  flebenben  Sühnen 
oertreten,  einen  au$ erorbentltcben  £öhepunft ,  fo  ba$  wir, 
nach  ben  Berichten  oon  bamalei,  fafr  glauben  möchten,  fte 
fei  bamate  oon  größeren  Äünftlern  reprdfentirt  worben  ale 
gegenwartig.  3war  Iöfle  ftch  bie  ©efellfcbaft  ber  Neuberin, 
bei  ber  jule^t  noch  Srucf  unb  ©  dh  üb  er  tb.  einen  grofen 
tarnen  erwarben,  im  3.  1743  gdnjlicb  auf,  bagegen  oer* 
ftctrfte  bie  ©cbbnemann'fche  Gruppe  ihren  JCern  mit  ben  bef= 
fern  SSHitgliebern  ber  jerfprengten  Neuber'fcben  ©efelifchaft. 
©ebbnemann  war  bamalß  in  Serlin,  wo  er  bie  ©d>aufpieler= 
charlatane,  Ä'arl  oon  ©efenberg,  genannt  ber  fiarfe 
üJiann,  unb  beffen  Nebenbuhler  J&ilferbing  («pantalon 
i>e  Sifognoft)  oerbrangte.  lleberhaupt  begann  bamalet  eine 
menigfiene  gldnjenbe  £beaterepocbe  in  Serlin;  §riebrich  ber 
©rofe  hatte  ital.  ©dnger,  franj.  ©chaufp.  unb  &dnjer  oer= 
fchrieben  unb  aus  beutfeben  SSHuftfern  eine  treffliche  (Sapelle 
gebilbet.  1743  würbe  ba&  pracbtoolie  Opernbaues  mit  einer 
ital.  Oper,  beren  Sext  oon  einem  Staliener,  bie  SS^ufif  oon 
©raun  war,  eingeweiht.  SWabam  ©ebrbber  friftete  1742 
eine  neue  ©efelifchaft  in  Jpamburg  unb  fpielte  eine  jeitlang 
im  Opernhaufe,  ging  bann  nach  JRofrocf,  f ehrte  1744  wieber 
nach  Hamburg  jurüct   wo  ihr  Qiatte,   Drganifl  in  Serlin,  fte 


Deutsche  Bühne  5o5 

befud&te,  eine  furje  SBieberpereinigung,  roelcber  ber  grofie 
g.  £.  >£d>röber  fein&afein  perbantte.  1744  raffte  btc  >Jieu= 
berin  abermals  eine  SEruppe  jufammen  unfc  engagirte  &a  = 
tbarina  iWagbalena  JUefelb,  melcbe,  nacb  bamaligen 
23ericbten,  im  Jtemifcben ,  wie  im  SEragifcben,  in  ertemporir= 
ten ,  wie  in  regelmäßigen  ©tücfen  gleicb  grop  mar.  1745 
fl>ielten  Scbönemann  unb  bie  ^euberin  roäbrenb  ber  ;Dfrer= 
mefTe  311  8eipitg  ju  gleicher  3eit;  leerere  bat  bat  SSerbienfr, 
äuerft  ein  Sefftng'fcb^  Suflfpiel :  ben  jungen  ©elebrten ,  auf 
bie  23übne  gebraebt  ju  baben.  23ei  ber  ©cbönemann'fcben 
Gruppe  bagegen  befanb  ft'cb  ber  bereite  al6  £uftfpielbicbter 
genannte  &  rüg  er,  melcber  bamalö  bie  SERaripaur'fcben  £ufr= 
fpiele  überfeine,  aueft  jeiebnete  ft'cb,  unter  ibren  9)Utgliebern 
©.  5.  JUrcbboff  auö.  Unter  ben  ©cbaufpielerinnen  würben 
berübmt  bie  ©djaufpielerin  Äocb,  welcbe  fogar  pon  bem  be= 
fannten  SDtaler  ©raff  gemalt  unb  Pen  Saufe  in  Tupfer  ge= 
flogen  würbe ,  tvae  per  tf>r  neeb  feiner  gefcbefyen  war ,  unb 
Scbanne  (£bufH<*ne  @tarf,  bie  man  wegen  ibrer  3n= 
nigfeit  unb  Sftaipetät  bewunberte,  fo  ale  SDttfi  Sara  Samp= 
fon,  nie  fpäter  al$  (Jlaubia  ©alotti.  17.50  trat  Jlecb  als 
$Prin$ipal  auf  unb  nabm  ba$  Sfteuber'fcbe  ISbeater  auf  bem 
Slumenberge  in  Seipjig  ein  —  ein  frrenger  SSttann,  ber  auf 
anftänbige  Sitte,  Ürbnung  unb  gleif ,  auf  gute  unb  jmecfma= 
fjige  ©arberebe  unb  SDecorationen  bielt  unb  nadb  tiefer  <&eite 
l)in  bat  beutfebe  Sbeater  wefentltdj  förberte.  1753  würbe  5lcfer= 
mann  (f.  b.) ,  ber  bie  perwitwete  Sdjröber  gebeiratbet  batte, 
9>rütjfpalj  er  fam  1765  nacb  Hamburg,  baute  bafelbfr  ein 
'k.fyeatex ,  trat  et  jeboeb  1707  an  eine  ©efellfcbaft  Pen  Äauf= 
Ieuten  ab,  unter  beren  £>irectien,  nacb  Sluflcfung  ber  ©e= 
fellfcbaft,  er  ft'cb  felbft  engagirte.  ©rfjueb  in  23erlin  erhielt 
1755  ein  ©encralpripilegium  für  alle  fbnigl.  preufj.  Sanbe; 
nacb  feinem  £obe  (1764)  übernabm  fein  Sofyn  bie  S3übne 
unb  baute  bat  iEbeater  in  ber  SBebrenfrrafe.  1706  fam  ber 
fpater  berübmt  geworbene  3)  ö  b  b  e  I  i  n  mit  feiner  ©efellfdjaft 
nad)  95erlin ,  fübrte  juerft  in  2)eutfcblanb  ben  Otbello  auf, 
traf  überbauet  »tele  webltl)ätige  Reformen  unb  maebte  mit 
ber  Sttinna  Pon  23ambelm,  bie  er  in  22  Sagen  19mal  jur 
SDarftellung  braebte,  gute  ©efebafte;  bennoeb  fallirte  er  1771. 
3n  bemfelben  3a&re  erhielt  Jtodb  bie  Sonceffton  Sdmcb'S 
bet  3üngern,  weldter  geftorben  mar;  jur  Eröffnung  biebrete 
SRamler  einen  Prolog.  1775  frarb  «Rocb;  1777  folgte  £>öb  = 
bei  in  abermals.  2Öar  Ji'odj'ö  SBerwalfung  bureb  SRecbtfcbaf: 
fenbeit  unb  Südbtigfeit  attsge^eiebnet,  fo  rourbe  bie  2.  ißers 
maltung  ^öbi>elin'ö  noeb  mistiger,  inbem  ft'e  meb.r  bie  poet. 
3ntereff«n  ber  25übne  unb  baä  böbere  2)rama  förberte. 
Ueberbaupt  begann  ie§t  eine  clafftfebe  ^)eriobe  ber  23übnen= 
fünft;  SDieifter  reibte  ftd>  an  ÜÖteifier,  2)id)ter  an  SDtdjter, 
Stjcatcr^ßcrifon.    IL  23 


534  Deutsche  Bühne 

bie  Axitil  beruhte  t>cn  Sefftng  bie  auf  2B.  91.  ©dblegel  auf 
foliben  ©nwbfäfcen,  t>on  benen  ft'e  jeijt  ganj  unb  gar  ab= 
gewichen  ift;  man  hörte  bamale  aud>  auf  bie  ©rimme  ber 
«Rritif,  währenfc  man  je$t  nur  gelebt  fein  mtll;  bamale  gab 
es  Gelebritäten ,  je§t  fcfcaffen  tnterefftrte  SHecenfenten  be- 
ren  eine  9)Jenge,  beren  üid>t  aber  iJiiemanb  fteht  noa> 
fennt  (f.  Gelebrifäf).  hieben  2)öbbelin  in  33erlin  ifr  in  biefer 
Bett  befonbers  Hamburg  )u  nennen.  £ier  batte  fdjon  .Äod) 
yen  1758—83  eine  ocrtrefflicbe  ©efellfcbaft,  worunter  (£cf= 
bof,  ©tarf,  2Bittt)öft ,  23ranbes,  23rucfner,  ©auntner  u.  a. 
9tur  eultioirte  Jlod)  ju  einfettig  bas  i'ufrfpiel,  im  ©egen= 
faße  ju  ber  fpatern  Verwaltung  Döbbelins  in  23erlin,  ber 
ju  ausfd)lie£lid)  bie  £ragöbie  begünftigte.  Hamburg,  früher 
gro£  im  Cpernpomp ,  SWafdnnens,  SDecoratiens  =  unb  SJers 
manblungsmefen ,  mürbe  immer  mehr  Sötufrer  für  bas  reci= 
tirenbe  Drama.  Jpier  febrieb  Cefftng  feine  berühmte  i)atm 
burgifdje  Dramaturgie;  hier  glanjte  lange  3eit  fyinbuxdb 
5IcEermann  in  SDiantelroUen ,  launigen  Vätern  unb  (£ba= 
rafterollen,  ben  ber  grofje  @d)röber  in  Dielen  Atollen  für  un= 
erreidibar  halt  unb  ben  felbfr  (£d?bof  febr  hod>  ftellfe;  hier 
glänzte  ferner  feine  grau i  frühere  ©gröber,  als  Jpelbin, 
aud}  als  Sehrerin  jüngerer  Talente  ausgeweitet,  9D?ab. 
^enfel  unb  bie  jüngeren  Talente  Dorothea  unb  di}ax' 
lo  tte  %Ld ermann,  ferner  ffiab.  23ranbe6,  in  ihrem  geuer 
unmtberflehlidb ,  als  Wlebea  t>on  ©dtröber  für  unübertrefflich 
gehalten.  Hamburg  erjog  bie  gröffen  ÄünfHer,  fo  VrodN 
mann  (f.  b.),  SR  ein  i  de  (f.  b.)  nebft  §rau,  ben  genialen 
23ordiers  (f.  b.)  u.  a.  3n  93erlin  gab  diSb/of  in  bem= 
felben  3a^rc  ben  SDboarbo  fo  oortrefflicb ,  bas  (£ngel,  ber 
im  münbliaVn  Verfebr  ungenirter  mar,  als  in  feinen 
©djrtften,  oermunbert  ausrief:  „bas  ifr  ein  SSeufelsf erl ! 
fix  bat  mein  ganzes  23lut  in  2Iufrubr  gebracht;  alle  2(bern 
ftnb  mir  gefcftiuollen!"  Diefe  2leufkrung  eines  fhengen 
unb  berühmten  Jlritifers  bemeifi  metyr  als  Sllles,  meldje 
SBunber  bamals  t>on  ben  23retern  aue»  gefdjeben  ftnb  unb  wie 
*  grofj  bie  Talente  ber  barfreüenben  ÄünfHer  bamale  geroefen 
fein  muffen.  (Jcfbof  mar,  obgleidj  ihm  Äofjlbarbt  t>oran= 
gegangen,  ber  eigenflidje  Umbilbner  ber  bisher  fo  gefpreijtett 
unb  fohlen  patbettfeben  JHecitation  auf  ber  b.  23.;  er  führte 
ft'e,  wie  überhaupt  auch,  bie  öefticulation ,  auf  bie  mahre 
unb  einfache  Dtatur  *,urücf  unb  mürbe  baburd)  ber  erfle  23e= 
grünber  jener  »ortrefflidjen  @d)ule,  meldje  oen  ibm  bie  auf 
Sfflanb  herunferreidjte,  nod)  in  Semm  unb  (Softenoble  eifrige 
Vertreter  fanb  unb  mit  (fflair  unb  5lnfd)ü§,  bte  ge>uiffer= 
mafen  bertfelben  2Beg  »erfolgen,  ganjlid)  ju  erlöfdjen  brobt 
(Sdfyof  mar  ber  feinfre  9)Jenfd)enfenner  unb  2Wenfd)enbar|telIer 
unb  oon  ber  Siction  feines  ©eftdjte  fonnte  man  fagen,  was 


Deutsche  llübne  535 

•Wooerre  von  ©arrtcf  fagt:  „er  hatte  für  jebe  JKolle  ein 
eigene*  ©eficbt!"  2lucb  bas  ©enie  ©diröber's  entwickelte 
ftcb  je$t  unb  ftäblte  ft'cf)  an  ©baffpeare'ö  StteifrerwerBen. 
2Bie  ein  electrifcbes  geuer  fcblug  ©bat'fpeare's  ©enie  t>a= 
male  in  unfre  ©djaufp.,  in  «nfre  Siebter,  unfer  ^ublifum; 
«Hamlet  würbe  felbft  in  ben  Heinern  ©täbten  populär  unb 
ein  Sieblingeftücf  felbft  berumjjtebenber  2Janben.  ©gröber 
bat  bat  -Üerbtenft,  ifjn  auf  bie  JBüljne  gebraut  ju  haben  j 
23rocfmann  gab  ben  Hamlet  unb  23rocf mann  unb  Jpamlet  wur= 
ben  in  2)eutfd)lanb  ibentifcb.  S3alb  folgte  ber  Dtbello  in  <£am= 
bürg,  fpäter  ber  £ear,  worin  ©gröber  bereite  in  feiner  gan= 
jen  erfcbütternben  ©röfe  ft'cb  geigte >  fein  erfrer  üollftänbiger 
&riumpb  oorber  war  ber  greife  (Sonftantin  in  Ceifewi^'  „Suliuö 
t»on  &arent."  Slber  fcfeon  1778  fcfelofj  bie  glänjenbfte  5£beater= 
epocbe  J&amburgöj  bie  beiben  Stetnicfe'ö  waren  bereits  fortj 
SBrccfmann  ging  nacf;  2Bien,  <$dlt)of  unb  Sbarlotte  2lcfer= 
mann  waren  geworben}  2>orotbea  Leiermann  fyatte  ftefe  an 
einen  »Privatmann  oerfteiratbet,  17S0  ging  ©djrbber'e  rubm= 
würbige  Verwaltung  ju  (£nbe.  Einige  3abre  »orber  war 
noeb  (^brifl  (f«  *>•)  für  Hamburg  gewonnen  worben,  ein 
grajiöfer  ©cbaufp. ,  bureb,  bie  einfaebften  SSJitttel  wirffam, 
ben  Sfflanb  feinen  Sebrer  nannte.  2>afj  2)öbbelin  in  33erlin 
ba&  bösere  2)rama,  bie  SEragöbie,  bie  ^Pröbucttonen  jüngerer 
öaterlänbifdjer  Talente  oorjugeiweife  unb  faft  ju  auefcbliefj= 
lieb  begünftigte  unb  barüber  beinahe  ju  ©runbe  gegangen 
wäre,  ift  fdjon  oben  angebeutet  worben,  bafür  ift  tbm  in 
ber  beutfeben  £beatergefcbid)te  ein  ewiges  5lnbenfen  verbürgt. 
Ueberbaupt  fteben  wir  je£t  an  bem  »Anfange  einer  neuen 
©poebe  ber  beutfd&en  bram.  Siteratur,  ber  f.  g.  ©turnt  =  unb 
2>rangperiobe. 

<£$  war  bamalö  tüirfitdt)  eine  ^Jeriobe  bee  ©türme*  unb 
orange* ,  ber  loegelaffenen  ©emalität  unb  ©reentrteität. 
2>as  ©djaufpielerperfonal  ber  oerfa^tebenen  23übnen  be= 
ftanb  juin  größeren  Sbetle  au*  Benntnifreicben  fieuten,  au* 
fcbwungoollen ,  abenteuerlichen  ©tubenten,  aus  ©ntbuftaften, 
benen  it)re  Jtunft  über  2llle*  ging  unb  bie  raftlo*  bemübt 
waren,  ftcb  ju  ooüenben  unb  unter  etnanber  ju  wetteifern. 
©ine  «ftunftfebwarmerei  fyatte  biefe  f.  g.  oerborbenen  ©enie*, 
biefe  luftigen  Söget  unb  relegirten  ©tubenten  ergriffen  unb 
fübrte  ju  ben  berrlicbften  (Erfolgen.  SSÜir  b<*&en  ^on  tbnen 
©baffpeare,  ©erbe,  ©djiller  unb  Sefftng  geerbt  unb  wiffen 
Baum  noa^  bie  ©rbfa^aft'  ju  bebaupten,  gefebweige  fte  ju  oer= 
mebren  unb  ben  Siadjfommen  permebrt  ju  binterlaffen.  ©elbft 
ba$  geniale  2$agabunbenleben ,  ba$  fte  führten,  fyat  auf  ben 
23übnenjuftanb  lener  3eit  eber  »ortf>ettfjaft  gewirBt  alö  nacb= 
tbeilig  unb  bielt  it>r  23Iut  unb  ibre  tyfyantafie  lebenbig  unb 
frifa).  Sfflit  btefen  ©o)aufp,n  fonnten  aueb  bie  bram,  SDicfeter 

23* 


556  Deutsche  Bühne 

wohl  ettoaö  wagen ;  baju  war  bat  «Publifum  viel  natoer 
unb  weniger  tüftelig,  belifat  unb  rücfftcbtepoll  alö  je£f,  unb 
bte  ^rin^ipale  juntal  »ort  wahrem  Jtunftfeuer  befeelt.  £>aber 
formte  ©djiller  bintereinanc-er  feine  FRauber,  feinen  gieäco, 
feine  Jtabale  unb  Siebe  ruagen.  2)as  £beater  ju  SJiannbeim 
(f.  b.),  welches  bamalö  ebenfalle  feine  ©lanjperiobe  blatte  u.  wo 
ber  oortrefflicbe  greihew:  t?on  •Dalberg  (f.  b.)  tbätig  war,  nährte 
fein  bichterifcbee  geuer  unb  fam  ihm  halben  2Beges  entgegen; 
ber  tüchtige  ©cbaufp.  23 eil  (f.  b.)  unb  ber  treffliebe  23ecf 
(f.  b.),  @cfbof'6  (gebüler  erfter  J&anb,  febwebten  ihm  bei  fei« 
nen  genialen  «Schöpfungen  mit  ihren  meifterhaften  £>arfrellun= 
gen  öor.  23on  biefem  3eifpunfte  an  wirb  bie  beutfebe  bram. 
Literatur  unb  bie  23übne  überhaupt  in  ihren  einzelnen  25aten 
lichter,  weshalb  wir  unfre  gefebiditlicbe  25arjrellung  uon  jetjt 
fürjer  faffen  bürfen,  inbem  wir  auf  bie  einzelnen  Slrfifel, 
worin  bte  oerfefciebenen  23ühnen,  ©cbaufp.  unb  bram.  SDiibter 
©eutfcblanbö  cbarafteriftrt  ft'nb,  oerwetfen.  9cad)bem  Sefft'ng, 
Seifewit)  unb  ©erftenberg  freiere  gormen  für  bat  2)rama  ge= 
funben  hatten,  überlief  fteft  eine  ganje  Partie  twn  Scbriffs 
frellern  ben  wilbefren  <))banfafrereien,  fo  im  Suftfpiele  Wi  i  <b  a  e  I 
SReinbolb  Senj  (f.  b.)  unb  im  Srauerfpiele  griebrieb 
SHarimilian  oon  Älinger  (f.  b.) ,  beren  großes  Talent 
bei  allebem  nicht  bejweifelt  werben  fann.  3n  biefem  ertra= 
»aganten  ©enre,  aber  boa)  mit  unoerbältnißmäßig  größerem 
SBübnengefcbicf  bietete  aueft  ^rtebridt)  r>on  ©cpiller 
(f.  b.)  feine  GrrfHingöwerfe,  mit  benen  er  bie  ©emütber 
in  25eutfchlanb ,  bie  an  einem  fo  mächtigen  ©efüblöfhirm,  an 
einen  fo  energifeben  Qlusbrucf  nicht  gewöhnt  waren,  bit  %um 
©runbe  erfchütterte.  Grs  war  bat  aufprallen  einer  eblen 
großen  @eele,  weldbe  ft'cb,  freilieb  auf  eine  etroat  feltfame 
SBetfe,  gegen  alle  SGieberfräcbfigfeit ,  in  ber  mobernen  2Llelt 
unb  gegen  Sttleö  auflehnte ,  was  bloßer  «gchlenbrian  unb 
bloßes  J^erfommen  war.  SDiefe  2Beihe  erhebt  felbfr  bie  SDiäns 
gel  unb  offenbaren  gehler  in  ©dbiller'ö  ©rfrlingsmerfen  ju 
Stugenben.  £)ann  fann  man  auch,  nicht  laugnen,  bafi  in  ben 
SRaubern,  in  Äabale  unb  Siebe  unb  im  giesfo  eine  große 
güQe  ädbt  theatral.  Effecte  oorbanben  ifr,  freilich  auch  oiel 
Sentimentalität,  aber  eine  großartige,  unb  außerbem  bei 
allem  anfeheinenb  unnatürlichem  Schwulft  ein  gefunber  Äern, 
oon  9catur  ftrofjenb ,  unb  jebenfalle:  in  ber  ©ebilberung  ber 
(Sbaraftere  eine  größere  SDcannigfaltigfeit  unb  9>rägnanj,  als 
in  ben  $)robucten  feiner  oollenbetern  $)eriobe.  SB.äbrenb  bat 
SJolf  für  biefe  ©ebilbe  febwärmt  unb  immerbar  febwärmen 
wirb,  machte  bie  Jtritif,  befenbers  feit  21.  2B.  «Schlegel ,  r»er= 
gebltcbe  Slnfrrengungen ,  ft'e  r>or  bem  ^ublifum  ju  »erbäebs 
tigen.  Sie  correfponbiren  aber  ju  innig  mit  ben  Sicht*  unb 
Scbatrenfeiten  ber  beutfefeen  Nation,  als  ba^  ftcb  ihr  ©inbruef 


Deutsche  Bühne  .">  >7 

je  »erwtfd&en  laffeit  wirb.  Qrine  äf>nltc^e  ©türm  =  unb  Drangs 
pertobe,  nur,  feiner  Sftarur  entfprecbenb ,  in  gemeffenerer  SBeife, 
burd)lebte  unb  manifeftirte  SBolfgang  ©oetbe  in  feinem 
@ö$  fon  33erlid)ingen.  9lucb  in  ©b§  fpiegelt  ftd)  ein  ©tücf 
»on  jener  ivilbfräftigen  9iatur  be$  Jtarl  SHoor,  bie,  gegenüber 
ollen  ^rttMlegien  unb  gefe£lid>en  ©djeinbeiligfeiten  unb  9ted)t6= 
»erbrebungen,  mit  eigener  ?5aufl  unb  ©eifresfraft  Stecht  unb 
©eredjtigfeit  ftd)  tterfd)affen  will.  ©oetfje'6  ©ö$  v>on  93er= 
Iicftingen  ifl  ein  »ortrefflid)ee  (Sfjaraftergemälbe ,  bei  allem 
geuer  befonnen  gearbeitet,  bei  aller  23unff)eit  einfacfc  grofj, 
ein  2Berf  beö  ©enieö.  üetber  fnüpfte  ftd)  an  ©oetf)e'6  ©6$ 
jener  lange  3ug  »on  JRitferflücfen ,  meld)e  mit  $)eifd)en?nall 
unb  Donnerwetter ,  mit  Waller)  unb  SDiorbio ,  mit  ©eiflerfpur1 
unb  $)faffentrug  unb  mit  bem  ©efammtapparat  ber  heiligen 
93ef)me  lange  Beit  hjnburd)  bie  Sühnen  unb  in  9titterroma= 
nen  bie  Citeratur  »erwüfleten,  wie  burd)  @d)iller'£  Stäuber 
ein  ganjer  28ufl  oon  SRäuberbramen  unb  Stäuberromanen 
fyertwrgerufen  würbe ,  worin  man  bie  SDtoral  auf  ben  «Kopf 
flellte.  Die  bellen  Dramen  im  ©efd)ma<f  be6  ©b§  ft'nb  nod) 
Otto  »on  93Mttel6bad) ,  »on  23abo  (f.  b.),  unb  Slgnes?  23ers 
nauerin  unb  (Saöper  ber  Springer,  oon  3-  91.  ©rafen  oon 
!Xörring.  Die  proteifd)e  »JZatur  ©oet^e'^  unb  ber  ewig  rin= 
genbe  unb  fiittlid)  ftd)  abElärenbe  ©filier  fonnten  ftd)  mit 
biefen  flürmifd)en  SSJfanifeflationen  ifyrer  Did)ter?raft  nid)t 
jufriebenflellen }  ja  ©oetfye,  t>ielletd)t  nod)  mefjr  als  @d)iller 
berufen,  burd)  bram.  ^robuetionen  ber  93üfme  eine  bauer* 
feafte  Safte  ju  werben,  oermannigfaltigte  unb  jerfplitterte 
ftd)  faft  in  ju  oielen  JKid)tungen.  Sjjjan  mag  biefe  Sielfeis 
tigfeit  feinet  ©enie$  bewunbern,  aber  man  wirb  beflagen 
muffen,  bafj  er  ber  23üf)ne  an  ftd)  nur  f)albe  9lufmerBfamleit 
fd)en£te;  felbft  in  ben  Dramen,  bie  wir  oon  iljm  beft'§en, 
war  tb,m  ba$  SEbeater  nur  9?ebenfad)e,  er  wollte  barin  irs 
genb  ein  äftf)etifd)e6  $)rinjip  »erfed)fen,  ober  eine  Sebengs 
anft'd)t  burd)füf>ven ,  welche  ber  23üf)ne  fremb  ftnb.  3n  ifym 
offenbarte  ftd)  bereite  jene  erperimentirenbe  unb  tenbirenbe 
Literatur,  weld)e  je§t  an  ber  £age6orbnung  ifl,  ofyne  nur 
entfernt  mit  ber  ^robuetioität  ©oetfye'6  oerbunben  ju  fein. 
©d)on  in  früher  3eit  fd)rieb  er  feinen  (ülaöigo  unb  feine 
©tella,  im  ©anjen  nur  mittelmäßige  ©tüofe,  jenes  inbef»  »ott 
guter  (SfyaraE teriftif ,  biefeö  t?olI  franfl)after  ©mpftnbfamfeit. 
©oetlje  hätte  ju  bergleid)en  anecbotenäl)nlid)en  ©djnellarbeiten 
feinen  ©eniuS  nid^t  ^ergeben  follen?  ^nperfentimentale  9?adj= 
af)mer,  ju  fd)road)lid> ,  um  0öt()e'$  grofje  @igenfd)aften  nur 
entfernt  fid)  aneignen  ^u  t önnen,  beriefen  ffd»  nun  auf  «Stella 
unb  (Slaoigo.  SlUe  bie  angenehmen,  fpradjlicb  oollenbeten 
i leinen  Operetten ,  alle  jene  Suflfpiele  unb  Cuflfpteldjen  im 
franj.  ©efajmarfe  unb  im  ©efd)macfe  ber  opera  boiTa,  alle 


3a8  Deutsche  Bühne 

jene  $aftnad)t$:  unb  ©atwrfpiele ,  mit  QJnfldngen  an  43anS 
©aa^e  ober  an  bie  ©rieben,  fo  überreich,  an  ©ebanfen  unb 
poet.  Sdicnljeiten  fie  auc$  tro#  ipvee  tleinen  9taf)mens  fein 
mögen,  tonnen  hier  nid)t  namentlich  aufgeführt  werben;  man 
erflaunt  über  ben  oielfeitigen  ©eifr,  bem  s2llIeS  munbrecfjt 
war,  aber  man  bebauert,  bafj  er  fo  im  .Kleinen  eerfdjroenbet 
würbe.  SDennod»  liefen  fie  if)m  Seit  genug  übrig,  einige 
große  bram.  arbeiten  $u  »ollenben ,  auf  welche  bie  beutfdje 
l'iteratur  mit  3ied)t  frolj  ifr.  £ier$u  gehören  (Egmont,  t>on 
allen  ©tücfen  ©oethe'S  bas  am  fcentfd)fren  unb  tl>eatralifd)= 
fren  eingeridjtete,  unb  3pl)iijenia  unb£affo,  in  welchen  le$= 
teren  beiben  ber  SIbel  beS  ©oetfye'fdjeS  ©eifieS  wie  bie  3art= 
fyeit  feiner  ©pradje  fteb.  auf  Sex  f>ödr>fren  «Stufe  beftnbet. 
SDiefe  ©tücfe  ftnb  biejenigen,  in  welchen  ein  2)eclamator  am 
twUfrdnbigfren  jeigen  fann,  was  er  oermagj  bjer  ifi  bie 
©prache  SDiuftf  geworben.  (Enblich,  ifl  f)ier  ©oetfje'S  §aufr,  baS 
beutfdje  9iaticnalgebidit ,  ber  ©Riegel,  worin  bie  SluSldnber 
unfre  weltenausgreifenbe  Statur  am  flarfien  erfannt  l)aben, 
um  fo  weniger  ju  übergeben,  als  er,  bureb,  ein  fübneS  2Bags 
nif,  oielleicbt  baS  leiste,  bem  ft'dj  bie  23üb,nen  im  reettirenben 
©enre  be$  2)ramaS  unterzogen  fyaben ,  auch  (£igenthum  ber 
fSüi)ne  geworben  ifl.  2BaS  ©oeffje  alä  25ramatifer  ber  b.  93. 
fyätte  werben  fönnen,  wenn  feine  33efrrebungen  nidjt  über 
bie  23üfme  bjnauSgelangt  Ratten,  ifr  wohl  am  heften  aus 
bem  ^auft  ju  ernennen,  ©pdter,  als  ftcb  ©oethe'S  Statur 
immer  üornebmer  abglättete,  fdjrteb  er  noch:  bie  natürliche 
£od)ter,  einSBerf,  baS,  wie  ein  JlritiBer  fagt ,  marmorglatt, 
aber  auch,  marmorfalt  ifr.  Snniger  fchlofj  ftch  ©exilier  ben 
Sntereffen  ber  b.  23.  an.  £>ie  gewaltige  .Kraft  feines  ©emütbeS 
fprubelt  noch  in  feinem  2>on  (Sarlos ;  tüelleicht  noch  mehr  baS 
$>robuct  eines  glü^enben  £erjenS,  als  einer  biebterifeben 
©efialtungSfraft,  aber  reich  an  ddjt  bram.  unb  tfjeatral.  9)io= 
menten,  ein  ^Hingen  nach  Slbflarung  beBunbenb,  bei  allebem 
in  ber  (Sbarafteriftif  überfchwanglicb,  einbringlidj  burd)  ©lutf> 
ber  ©prache,  merf  würbig  bureb  Äühnhett  ber  (Scmpofttion, 
bie  nur  ju  fpielenb  unb  intriguant  unb  in  s-HUem  auf  bie 
©pi£e  gefreut  ifl.  25ie  oollfranbigfle  Slbfldrung  erlebte  ober 
errang  ©djiüer  in  feinem  großartigen  SEBalienfretn  j  jebeS 
neue  ürama  geftaltete  ftd)  als  neue  ^pbafe,  als  ein  neues 
(Experiment,  felbfl  theatral.  wirf  famer  als  bie  frühem,  fo= 
gar  bie  23raut  twn  SDfefftna  nid)t  ausgenommen,  rro$  ber 
langen  (5l>oröerfe,  meldje  bie  Jf>anblung  aufhalten.  2ll6Som= 
pofttion  am  l)öd)fren  flet)t  SOiaria  ©tuart,  an  ©ebanfentiefe 
unb  WHad)t  ber  ©efraltungen  2Ballenflein,  an  ©infad)l)eit  ber 
23ef>anblung  unb  9iatürlid)feit  ber  6f>arafteriflif  2Btlf)elm 
Seil.  9Jtit  biefem  2)rama  würbe  für  ©djiller  eine  neue 
<£pod>e  begonnen  f;aben,  bie   ber  nationellen  (Sfjarafteriftif, 


Deutsche  Bühne  359 

iwie  ft'e  ftd>  aucf>  in  bem  öortrefFfidjen  £orfo  beß  £>emetriuS 
«igt;  leiber  entraffte  ben  2>id)ter  ein  ju  frühzeitiger  £ob. 
heuexe  Jtritifer  fyaben  SdjiUer  poet.  ©enie  abfpredjen  wol= 
len,  mit  Unredjt!  <£in  6f>arafter  wie  ÜBallenfrein ,  ober  eine 
Gompofition  wie  SBiUfjelm  Seil,  worin  ein  ganzes  @tüc0 
©efdjidjte,  ja  eine  weite  Socalität  mit  Seen,  ©letfcfjern  unb 
2ll»engipfeln  ö erarbeitet  ift,  Ia# t  ft'cb,  oi)ne  ©enie  nidjt  fcf>af= 
fen.  Seine  Stacfjafymer  oerbarben  ben  ©efdjmacB  an  if)m, 
weil  fie  it)tn  feinen  tfyeatral.  $omp,  feine  25erfe  wof)l  ab= 
lernten ,  aber  rttc^t  bte  ©röfj e  unb  ben  greimutf)  feiner  ©e= 
ftnnung,  bie  ©lutb,  feinet  J&erjenö,  bie  §ülte  unb  2Nad>t 
feiner  fenten$enreia)en  Sprache,  bie  2Bürbe  unb  ben  2IbeI 
feiner  Gbaraeteriftit".  ©djiüer  ifi:  nirf)t  bie  reine ,  ungemifeftte 
bram.  Katar  »uie  Sftaffpeare ,  ber  23oben  auf  bem  er  fugt, 
nirfjt  real  genug,  um  Don  if>m  ju  lernen,  me  man  oon  ber 
iflarur  lernt;'  er  »erführt  unwillfü&rltdj  ju  einem  (>of)len 
pfnafenfyaften  ©entenjenfram ,  ber  ofyne  ©d)iller'$  Wbel  unb 
Äern  unerträglid)  wirb.  Seiber  fdjwelgt  baß  grofe  ^u= 
blifum  mef)r  in  ©djiller'e?  <Sd>wäd)en,  al6  in  feinen  £us 
genben.  » 

9?ad>  ©djilter  unb  ©oeth,e  fiel  baß  b.  2)r.  fogleicr;  in  Un= 
bebeutenbljeit  jurücf.  SOtefjr  als  je  begannen  nun  bie  bram. 
£)id)ter  fyöfjeren  ©tnlö  oon  ber  CebenswirElidjfeit  ft'cfe,  losju= 
löfen,  jebe  gebrungene  (SfyarafterifriE'  ju  fliegen  unb  geheime 
metapf)öft'fcbe  Jpirngefpinnfte  ober  mofrifdjen  Unft'nn  einjus 
weben,  btefen  2Beg  »erfolgte  fogar  mana)eö  tüchtige  Talent, 
wie  3acr>aria6  ÖBerner  (f.  b.)  u.  a.  dagegen  fraep  eine 
anbre  nur  allju  berbe  JHidjtung  ab,  bie  ftd)  in  Oiitterfrücfen 
ober  in  ^amittengemätben  —  ju  ben  Vertretern  ber  leerem 
gehörte  befonbers  Sfflanb  (f.  b.)  —  abmübete.  £>ie  <2ens 
timentalität,  jene  eielftafte  •Jtationalleibenfdjaft ,  woran  alle 
SWannbarfeit  beß  beutfefeen  Vßolhß,  unb  namentlich  bie  Äunfr 
ju  ©runbe  gel)t,  ein  ©ift,  weldje$  bei  unß  2ille3,  felbjl 
fc^einbar  großartige  33efrrebungen  burdjbringt ,  würbe  befon= 
berß  oon  «ftofcebue  (f.  b.)  in  SRüfyrbramen  gehegt  unb  ge= 
pflegt,  ©egen  biefe  «Sentimentalität,  bie  immer  noeb,  fort* 
wuchert  unb  jeijt  in  ber  Serif,  in  ber  ÜDlalerei  unb  ber  SDtus 
ft'6  auf  baß  betrübenbfre  oorrjerrfdjt,  fann' bie  «Rritif  nidjt 
genug  »rebigen.  Äo^ebue  fpeculirte  auf  ben  fdjledjten  ober 
bem  Scbledjten  leidet  jujuwenbenben  ©efcbmacE  beß  ^ubli= 
ium$  unb  er  fyat  bem  @ebeif)en  ber  bram.  93oeft'e  toie  ber 
©cbaufpielftmfr  in  niebt  ju  beredjnenbem  Sßlaafye  gefdjabet. 
2>aju  waren  bie  9Ritter  =  unb  Sftäuberbramen ,  f.  g.  roman= 
tifdje  ©cfcaufpiele,  fura^tbar  im  ©ange.  2ln  biefer  23untl)eit 
tfl  leitet  ju  ernennen,  ba%  bie  SBü^ne  in  ©eutfdjlanb  nidjtö 
Rationellem  ijl.  2)aju  gab  eß  noa>  eine  gelehrte  bram.  ^)oeft'e  j 
©otter  oerfudjte  fogar  wieber  ben  Süexanbriner  im  Srauer= 


560  Deutsehe  Bühne 

fpiele  einjufiihren  unb  bie  beiben  ©rafen  ©tollberg  f*rie= 
ben  Srauerfpiele  im  grie*.  ©efdjmadP,  felbft  51.  2D.  ©mies 
gel  (,,3cn"),  webet  man  ft'rf)  nur  munbern  fann,  bajj  ein 
AritiPer  Don  fo  fcharfem  Urteil  auf  einen  fo  abfurben  anü- 
natienellen  Slbmeg  31t  gerarben  im  «gfanbe  i]'t.  Unterteil  t>er= 
fergten,  wie  je§t,  Sdmellfcbreiber  bie  23übne  mit  ^rooianf, 
nur  um  bae  ^ubliPum  abfpeifen  ju  fönnen.  Sluf  ben  poet. 
unb  moral.  ©efjalt  ber  ©tücfe  mürbe  menig  mebr  gefeljen; 
«6er  j  unb  Aopf  gingen  leer  aus,  aber  bie  3unge  mürbe  mit 
febarfem  ©emürj  gepricfelt  unb  bat  3mer#fell  cur*  berbe  3ln= 
fpielungen  unb  3meibeutigPeiten  in  23eroegung  gefeet;  beibet* 
gefebabr  mie  gefagt,  befonbers  bureb,  «Ro^ebue,  erfteres  in 
feinen  afaibrirücf  en ,  mie  in  „9JfenfAenf)ap  unb  Stein",  „bas 
Jiinb  ber  Hebt"  u.  f.  m.,  leereres"  in  feinen  Sufrfptelen. 
9)ht  bem  Sufrfpiele  mar  e6  im  ©anjen  noeb,  übler  befletit, 
als  mit  bem  ernfren  •Drama.  2)ie  nattonelle  Grrftnbung, 
meldte  Sefftng  in  feiner  9Kinna  oon  Sarnbelm  gemacht  b»*tte, 
mürbe  t?on  «Reinem  benutzt,  ober  nur  unglücflidt.  SDlan  op= 
ferte  fein  Talent  bem  täglichen  23ebürfniffe  uno  bem  fd)lech= 
ten  ©efebmaefe  bes  2b/eaterpubli!um6 ,  bas  in  £>eutf#lanb 
menig  €inn  für  mabre  ©ituationsmalerei  unb  feine  <SbaraP= 
terifriP  f>at ,  bat  im  Stügemeinen  für  bat  berbe  Smuafro  bei* 
gemeinen  <Spafje£  ft'ch  mebr  interefftrt,  als  für  äd)t  fom.  2Bi»j 
unb  mirfiidjen  ^»umer ,  unb  bat*  tm  befren  Jalle  burch  cari= 
firte  3eid>nung ,  fentimentale  2ßeinerlid&feit  unb  frarf  aufs 
getragene  <2*ücerung  ber  Seiben,  meiere  innerhalb  ber  oier 
SBänbe  ber  £äuslicbPeit  bleiben,  ft'ch  befreiten  laßt.  3)aber 
haben  mir  unter  ben  eigentlichen  Unterljalfungsfrütfen  bie 
fdjroffen  ©egenfä^e  jmifchen  bem  23aja33efpap  unb  ber  bür= 
gerlid>en  Eifere,  bie  aus  ihrem  Sbränenaufranbe  nicht  ber= 
ausPommt.  £>a£  beutfebe  £u|rfpiel  hat  nie  etmas  gebabt, 
mas  im  böbern  »Sinne  fo  national  gemefen  mdre,  mie  bie 
SftasPen  bei  ben  Italienern,  bie  3"triguen  =  ,  SDiantel«  unb 
2>egenftücPe  bei  ben  Spaniern,  bie  2?aubet>ille$  bei  ben  5ran= 
jofen  unb  bie  eigentlichen  Ubaracterfrücfe  bei  ben  (Jnglänbern; 
mir  l)aben  im  Suftfpiele  Aeinen  gebebt,  ber  eö  an  poet.  3n* 
f;alt,  achter  AomiP,  getfhreichem  2Bif?  unb  Sebensmabrbeit 
mit  2triftopbaneö,  ©olfconi,  SÄoliere  ober  ©beriban  nur  ent= 
fernt  aufnehmen  Pennte.  Unb  boch  fehlte  es  nicht  an  bebeus 
fenben  Talenten.  21ber  bie  SJolFePomtP  mar  burch  Uebertra* 
gung  ber  franj.  (Jomöbie  auf  ben  ©runb  unb  33oben  beö 
beutfdten  Theaters  gefrört  unb  unterbrechen  unb  bie  berbe 
beutfebe  Jauft  mußte  mit  bem  eleganten  ausläntifchen  Surus: 
artiPel  nicht  fauber  u«b  gefdueft  genug  um^ugeben.  J&ierju 
kommen  bie  angfrlicften  denfurrüdfft'itten  in  2>eutfd>lanb, 
meiere  um  fo  mebr  bae  ©ebeiben  etneö  beutfa^en  Suftfpiels 
hinbern,  ba  gerabe  fcas  Juftfpiel  auf  ben  ^orijont  ber  ©e= 


Deutsche  Bühne  561 

genwart  gefreut  ifr  unb  um  ju  gebeiben ,  einen  weiten  <Spiel= 
räum  für  Satire  unb  ^erftflage  baben  mufj .  Unter  ben  ifufr= 
fptelbicbtern  ber  ^eriobe,  mit  ber  mir  ee  hier  ju  tfjun  fjaben 
unb  Pen  benen  noch  (5.  §•  23 reiner  (f.  b.),  3«  §•  3ün  = 
g er  (f.  b.)  unb  23ecf  ju  nennen  ftnb,  behauptete  Ao^ebue 
an  ÜEalent,  2Bi§  unb  *probuctions?raft  ben  oberften  JKang; 
fein  Dialog  »erbient  ausgezeichnetes  ßob;  es  ft'nbet  ftc£>  bei 
ihm  eine  reifte  2Iber  achter  «Komi?,  oft  viel  Saune  unb  glücf= 
liehe  Satnre  auf  ycrnebme  SSorurtbeile  unb  pebantifebe  Alein= 
ftäbtereien ;  aber  2IUes  t|r  »on  ber  Oberfläche  gefeböpft,  hau^= 
baefen,  ohne  eigentlichen  .£umor,  bie  Sbarafteriftif  flach,  aus 
bem  ©röbfien,  oft  Iteberlicb ;  man  ft'ebt,  bafj  es  biefem  SOtann 
mit  ber  «ftunft  unb  bem  Sehen  nirgenbs  recfyt  (Srnft  mar. 
2)aju  jerfplitterte  er  fein  grojjes  Talent  auf  eine  un»erant= 
wortliche  SBetfe  in  fleinen  §üUfrücfen  unb  aneebotenähnlicben 
(üompofitionen  oorn  leicbtfertigfren  ©epräge,  woher  ju  erf la= 
ren  tft,  bap  ft'cb  feine  feiner  ©tücüe  mit  SBurjel  unb  Arone 
im  Gemüthe  bes  23ol£s  feftgefe^t  bat;  aber  ben  ©efebmaef 
feiner  3eit  oerbarb  er  unb  bie  folgen  biefes  oerborbenen 
©efehmaefs  empftnben  mir  noch.  „.ftoijebue's  Sichtungen," 
fagt  ber  eble  5.  Jp.  t»on  SBeffenberg,  „hauten  mehren= 
rbeils  öon  ber  Sulalia,  ber  einnebmenbften  ©efüblsjauberin 
in  „SDcenfchenhap  unb  diene",  bis  jum  febmujigen  ,,Slet)bo<£" 
ber.ab  ein  fublimirtes ,  feinet  ©tft,  baß  in  bie  tiefften ,  oer= 
borgenden  2£in?el  bes  J?er$en6  bringt  unb  bie  ebelft'en  Meinte 
ber  «Sittlicbfeit  oerbirbt"  u.  f.  m.  2>cr  poet.  Grrnfr  flüchtete 
ft'cb  nun  oon  ber  fo  gemifjbanbelten  23ühne  unb  oerfenfte  ft'cb 
in  bie  ©emütber  Einiger,  welche  bem  Theater  ttjre  «Kräfte 
abfichtlich  entzogen.  3u  biefen  gehörte  beforibers  gubwig 
Ried  (f.  b.),  welcher  uortrefflicbe  phantaftifche  ©tücfe  in 
höherem  ©tole  bietete,  worin  jwar  nationelle  unb  populäre 
(Elemente,  aber  in  einer  SBeife  »erarbeitet  waren,  bafj  fte 
nur  dou  SBenigen  genoffen  unb  h>rau$ge?ojtet  werben  r"onn= 
ren.  3art  offenbart  fich  in  ihnen  bas  SEBefen  bes  alten  9Dtäbr= 
cbens  unb  ber  äJolfsfage,  bie  freilieb  gegen  eine  bram.  33e= 
bantlung  ftch  ettuas  fpröbe  »erhalten;  es  fehlt  ihnen  nicht 
an  lurifdjem  3auber  unb  28i§,  unb  an  3ronie,  welche  erft 
burch  £iecf  ein  poet.  ©runbelement  warb,  ftnb  fte  faft  übers 
febwänglicb  reich  ausgeftattet.  3"  mef)reren  feiner  bram. 
arbeiten,  mit  im  gefttefelten  .Rater,  foebt  er  literarifche  <Strei= 
tigfeiteu  burch,  Was  ber  23übne  »on  pornherem  entfagen  hief . 
3n  ber  Äritif  würbe  Siecf,  neben  21.  2B.  ©Riegel  unb  beffen 
SSruber  griebrieb  ©Riegel,  mafgebenb  unb  tief  eingreifenb. 
&t)alfyeaTt  unb  Salberon  würben  burch  fte  bem  geiftigen  2ier= 
ftänbnif  näber  gebracht,  unb  befonbers  wirfte  ©chlegel  burch. 
feine  oortreffliebe  Ueberfe^ung  bee  ©hatfpeare,  welche  oon 
Siecf  unb  feinen  5reunr>en  oielleidbi  wortgetreuer  aber  in 
5t>catcr- Serif  oiu    II.  24 


5Ü2  Deutsche  Bühne 

herberer  Spanier  gegenwärtig  pollenbet  würbe ,  toie  burdj  ein 
Original«  uni?  'IHattonaliuer?.  ©eitbem  ifr  es  möglid)  gewor* 
Ceti ,  bafi  mir  ben  ©batfpeare  auf  unfern  23übnen  felbft  un= 
»ertürjt«  unb  pollfränbiger  fefjen  ,  als  bie  23riten  in  ber 
.fteimatp  bes  großen  35ictjtere.  £ie<f,  bie  beiben  ©Riegel, 
StoDaltS  u.  a.  bilben  bie  fogenannte  romaurifcfje  ©cftule 
(f.  £>.).  2Us  Dramatifer  reiften  ft'cb  tbnen  gouque  (f.  b.) 
unb  £  einriß  oc n  Äleifi  (f.  b.)  an,  uno  ale  ^ouque's 
g-reunf  aud)  Ä.  2B.  Sonreffa  (f.  b.)  in  feiner  (£igen* 
fdjaft  als  l'ufifpielbicbter.  gouque  tonnte  mit  feinen  fprocen 
norMänbifdien  JRecfenbramen,  bie  in  poet.  Jpinftd)t  ntd>t  un= 
vereienfrlicb  ftnb ,  auf  tte  23übne  feinen  (Einfluß  gewinnen, 
tag -gen  biebtete  $>.  »on  JUeift  fein  munberlieblicfces  Äath= 
eben  ren  Jöeiibronn ,  meldjes,  in  ber  23earbeitung  mm  Jpolbein, 
fafr  fas  etnjige  Drama  ifr,  bas  feit  ©filier  unt>  ©oetbe  auf 
bie  Dauer  populär  mürbe.  2lud)  fein  trefflid>er  „^rinj  »on 
Jnomburg",  dd)t  biebterifdjen  ©epräges ,  mürbe  ii\  SBerltn 
unD  namentlich  in  23reslau,  mit  23eifall  gefefyen.  hieben 
ttinen  biebtete  £l).  Äörn.e.r,  als  gefälliger  9lacbabmer  ©djü* 
Ier's  feine  Sragöbien,  jerfplitterte  aber  auch  fein  SEalent  in 
$  leinen  Suftfpielen  unb  2.$er?leibungsfcenen,  fo  bap  mir  feinen 
£eb  wobl  rubmreid}  nennen  tonnen,  aber  f)inftd>tlict>  ber 
23ubne,  auf  melier  er  ben  2Beg  aller  ©djnellfcbreiber  ju  ge= 
ben  anfing,  febwerlid)  beoauern  bürfen. 

3m  ©anjen  mürbe  ber  SRif  jmifdjen  ber  23übne,  wie  fte  be- 
fiane,  ebgletd?  fie  über  Dortrefflidje  Talente  gebot,  u.  ber  bram. 
ftoejte  t>i>t>erer  ©attung  immer  bebeutenber.  2Bas  bie  23übne 
unf  bie  tarftellenben  Aünfrler  betrifft,  fo  muffen  mir  hjer  auf 
bie  einzelnen  Slrftfel:  23erlin,  Breslau,  23raunfd>meig,  ©otba, 
J&amburg,  SOiannbeim,  SOiündjen,  Sßeimar,  2£ien  u.  f.  w.,  wie 
auf  bie  in  biefem  SBerfe  mitgeteilten  23iograpbien  »ermeifen. 
Unter  ©oetbe:s  unb  ©djiller's  Ginflüffen  tonnte  es  nid?t  feb= 
len,  ba$  bie  b.  23.  ft'A  auf  ibrer  b<>ben  «Stufe  erhielt,  ja  narb 
mannen  «Seiten,  j.  23.  ber  9iecitation  bin,  ft'd)  fogar  oerr>oli= 
fommnete  unb  einen  gewiffermaflen  trlafftfcben  Jpöbepuntt  er= 
reichte.  9flan  näherte  ftcb  in  ben  Darftellungen  bem  Sbealen 
immer  mebr  unb  löfte  fid)  r?on  ber  blopen  sNacftabmung  bes 
l'ebens  unb  ber  9iatur  at> ;  leiber  nur ,  ba^  bie  23üb.  ne  ftcb 
auf  biefer  ibealen  £öbe  nid)t  erhielt,  nod)  erbalten  tonnte, 
als  jener  beiber  ^»eroen  (5'tnflüJTe  ein  (£nbe  nabmen ,  unb  bafj 
itr,n)ifd?en  aud)  bie  «Äunft  ber  mabren  unb  Ärfiten  2Kenfcben= 
r.ir!tellung  abnabm,  fo  baf  allmdblig  ein  3uftanb  \)txbü^e- 
fubrt  murDe,  innerbalb  beffen  Seber  feine  iRoüe  abfpielte, 
ebne  fid)  auf  äiite  GbaraEteri^ie  einjulaffen ,  obne  anbrer= 
fette  eine  iteale  Äunftbcbe  an^ufTreben,  ober  aud)  nur  be$ 
enfemblee  eingeben!  ju  fein.  sJJian  entwöbnte  ftd)  fpäterbin, 
ftcb  als  ©lieb  eines  ©anjen  ju  betrauten ,  wollte  felbjrftdns 


Deutsche  Bühne  565 

ctg  untren ,  ohne  b<r,u  genug  felbflflänttg?  Arafr  $u  beft'fcen 
ttitO  überlief  ftch  einer  irtegelioftgfeit ,  welche  mir  ber  9tegels 
loftgfeit  ber  bram. ,  wie  cer  i'treratur  überhaupt  correfporu 
birre.  2L<eimar  mürbe  }u  ber  3eit  namentlich  eine  Lüfters 
anfralt  für  ba$  ©cbaufpiel ;  ©oefbe  leitete  bie  Jßühne  im 
fpectelleren  Sinne,  Schiller  tnfluirte  vielleicht  noch  burchgreU 
fenber.  !,2^^eI  unö  SBürbe  in  ©efticulation  unb  Vortrag  unö 
ein  inniges  SJerfränbnij»  beS  2)icbtwerfes  in  feinen  feinften 
ÜJhianeen  $eicbnefe  bie  SWifgUeber  ber  roetmarfeben  28übne  aus. 
©eerbe  unb  Schiller,  unjweifelbaft  unfre  größten  Siebter, 
waren  auch,  wenn  wir  etwa  Sefft'ng  ausnehmen,  unfre  gröps 
ten  Jlrittfer;  wenigfrens  mar  noch  fein  «Rririfer  flarer  über 
baS  (Snbjiel  feines  StrebenS,  als  biefeS  glän3enbe  SoppeU 
geftirn,  feiner  prafrifeber,  permittelnber,  Intentionen  inS  üißerf 
ju  fe$en  geeigneter  als  ©oetbe  unb  ©filier.  SBenn  fte  aud> 
jumetlen  polemtfcb  auftraten ,  fo  waren  fte  boeb  nirgenbS  ne= 
gatto,  Dernicbtcno,  am  öebeihen  bes  SBerfes  serjweifelnb, 
wie  riete  berühmte  .Ärittf  er,  cielleicbt  felbft  Zied ,  nach  ihnen, 
währenb  anbere  23übnenr<orftanbe  ftch  auf  bas  rein  Jecbnifcbe 
u.  Jöanbmerfsmafige,  auf  bas  blepe  jnfeenefeeen  befebranften. 
Slutier  Cef  er,  Suranb,  3Äaö.  Sagemann  u.a.,  welche  aus 
biefer  Schule  hervorgingen,  tft  befonbers  bas  (E'bepaar  28  olff 
ju  nennen ,  baS  fpäter  für  bie  berliner  58übne  gewonnen 
würbe ,  beile  ©arten  in  rein  fünftlerifcber  Jpinftcbt  vielleicht 
oon  Äetnem  in  •Deurfcblanb  erreicht,  weber  fpäter  noeb  fru= 
her.  Sie  berliner  sBübne  blühte  überhaupt  unter  3fflanb'S 
cinftcfctstjotler  uno  frrenger  Leitung;  fte  würbe  1786  in  ein 
ittattonaltbeater  unb  naebbem  (£ngel'S  Strection  (1787 — 89) 
abgelaufen  war,  in  ein  fönigl.  übeater  Derwanbelt.  lieber; 
haupt  ifr  es  btefe  ^)eriobe,  tn  welcher  bie  Theater  in  Den 
Jöauptfrabten  ftebenb,  frdnbtf J» ,  gropherjogl.,  fönigl.  unb 
faiferl.  werben ,  woraus  ben  Sdjaufp.n  grope  unb  glanpolle 
SJortheile  erwaebfen  ft'nb,  ohne  bat?  man  fagen  fönnte,  bie 
barfrellenbe  Äunft  als  Äunfr  fyzbe  babei  gewonnen ;  vielmehr 
haben  fett  jener  3ett  nachweislich  fowohl  bte  gropen  Scbaufp. 
wie  bie  gropen  Siebter  unD  CFomponifren  ftufenweife  abge; 
nommen.  3fffonb  t)ielt,  felbfr  burdb  beSpotifcbe  «Strenge,  bie 
.Rrafte  ber  berliner  ißühne  tüchtig  jufammen  unb  btefe  auf 
bem  hohen  Stanepunfte,  auf  welchem  er  fte  vorfanb.  Seine 
Strection  rührt  vom  3.  179ti  her.  Unter  ihm  blühten  glecf 
(f.  b.)f  einer  ber  gewaltigflen  Schaufp.,  welche  Seutfdblanb 
bisher  gehabt,  befonberS  im  höbern  Srama,  iOtattaufcb 
(f.  b.,),  ÜBefcfcort  (f.  b.),  als  Äomifer  Un^elmann  (f.  b.), 
unter  ben  Samen  bie  herrliche  23etbmann  (f.  b.).  Sfflanb 
errichtete  eine  Schule  für  angehenbe  Talente,  wobei  %ied  unb 
Sßlab.  JBethmannsUnjelmaun  feine  ©ebilfen  waren.  2luS 
biefer  Sdbule  ging  !?or  5lUera  £emm  heroor,  weiterhin  91  e= 

24* 


564  Deutsche  Bühne 

ben  frei n  u.  a.  9lber  fdwn  3fFtonb  flagt  über  £rägf)eit  ber 
SWitglieber  unb  ttnvollfommenbeit  ber  35arfrelluncjen  im  2111; 
gemeinen.  (£r  erlief  besbalb  öftere  G trottete,  bie  ft'cft  aber 
nicht  auf  blof  e  9tüge  befchranften ,  fonbern  auch  an  feinen 
SJorfdmften  unb  Stnbeutungen  reich  waren.  (Sin  (Sircular 
r>om  3»  181)7,  im  SDianufcript  erifrirenb ,  welches  ber  23erf. 
biefes  Sluffatjes  jur  Slnftcbt  erbalten,  ifr  in  biefer  Jpinftcbt 
befonbers  merfmürbig.  3fffonb  fcbeint  barin  bereite  eine  Bett 
bes  Verfalls  ju  wittern  unb  ju  bef lagen;  er  fagt  felbft  barin, 
baf  man  geglaubt  habe,  man  werbe  bie  ©djaufp.,  inbem  man 
ihnen  eine  fefre  glänjenbere  ©tellung  gewährte,  jur  £>anf= 
barfeit,  jur  £bcttigfett  fpornen  unb  auf  ihren  Ebrgeij  wir= 
fen,  aber  man  habe  ftcb  geta'ufdjt;  unb  es  fei  nun  nicht 
mehr  3eit,  ben  Serfall  bes  Theaters  ju  befdjönigen ,  man 
muffe  bies  llebel  bei  feinem  mähren  tarnen  nennen.  23on 
25arftellung  eines  @b  arafters ,  bes  ^enfcben  in  einer  SRolle, 
fei  gar  nictjt  mehr  bie  Siebe,  nur  wenige  erfennten  ihre  Pflicht, 
man  \ei  trag  unb  eigenliebig ,  gehe  auf  fein  3ufammenfptel 
ein ,  habe  feine  Sichtung  oor  bem  ^)ublifum ,  bei  ben  i'efe= 
proben  »erhalte  man  ftcb  tbeilnabmlos,  jerftreut,  gleichgültig, 
bie  erfre  Vorftellung  felbft  fei  nur  ein  9)iittelbing  jwifdben 
ber  legten  $)robe  unb  ben  matten  Verfucben  jur  Vorftellung, 
bie  jweite  SSorftellung  —  wenn  nicht  bas  ^ublifum  felbft, 
oom  -SBerthe  ber  Dichtung  ergriffen,  bas  ©tücf  in  bie  Jpöbe 
reift  —  enthalte  faum  nod)  Verfucbe,  etwas  ju  erreidien, 
unb  bie  britte  erlöfcbe  an  innerer  SJtattigfeit  unb  fiebloftgfeit. 
2)ie  3eit  ber  9?ad)ftcbt  fei  aber  nun  worüber,  man  muffe  mit 
©trenge  einfcbjeiten ,  biejenigen,  welche  ftcb  üernacblafft'gten, 
in  ein  geringeres  SKollenfacb  jurücfoerfe§en  ober  im  fcfalimm= 
ften  §alle  »erabfebieben.  25tes  (Sircular  ift  am  9.  Sölärj  1S07 
ausgeftellt  unb  in  »erftegelten  Grremplaren  allen  ausübenben 
SDfitgtiebern  bes  fönigl.  5flattonaltbeaterS  jur  Aufbewahrung 
jugefteltt  worben.  ®o  flagte  fchon  3fflanb,  aber  in  fo  ent= 
fchtebener  SGBeife  half  er  auch  bem  heimlich  grafftrenben  Uebel 
ab.  Sfftenb,  als  barftellenber  Äünftler  felbft  bie  3ierbe  ber 
berliner  23übne,  »erwaltete  bas  SEr>eater  mufterbaft  unb  jog, 
poetifd)  empfanglich  wie  er  war,  junge  bram.  Talente  jur 
33übne  heran,  wie  befonbers  3.  SBerner,  beffen  SBeihe  ber 
Jtraft  jur  Stufführung  ju  bringen ,  gewif  ein  SBagnif  war, 
welchem  ftcb,  nur  ein  3fflanb  unterjieben  fonnte.  (£nblicb  ge= 
wann  er  noch,  auf  er  ben  beiben  Söolffs,  ben  genialen  Cubwig 
2)et»rient  (f.  b.)  für  bte  berliner  üßübne,  burd)  welches 
Engagement  allein  feine  Verwaltung  unuergeflich  fein  wirb, 
©eit  1809  feierte  bie  breslauer  23ühne  ihre  SSlütbenjeitj  oon 
ba  ab  glänzten  in  23reslau  £>eorient  (feit  1814  in  23erlinj, 
Slnfchüß  nebft  %xau,  ©chmelfa,  ©taminsfn,  fpäter  bie  %xau 
o.  SRogee,  oerebl.  £oltei;  ©enbelmann,  Döring  u.  a.    0tegie= 


Deutsche  Bühne  365 

rungSratb  «Streif  unb  «prof.  JRbobe  (f. b.)  jeichneten  fieb  hier 
alt  ^Dramaturgen  aut,  roie  in  22ien,  weichet!  fett  1777  ein  faiferl. 
2(ationattbeater  hatte,  ©  cb  r  e » t?  o  g  e  l  (<5. 2t.  2B  e  fr,  f.  @  d>  r  e  ö= 
t>  c  g  e  l ),  ber  befonberö  ba$  2$erbienft  bat,  (Salberon  auf  bie  23üfjne 
gebracht  311  haben,  in  23raunfcbroeig  .Kling emann  (f. b.). 

2ln  grofjen  bramatifeben  ^robuetionen  rourbe  bie  3eit 
immer  ärmer.  55cüllner  (f.  b.) ,  in  Sufrfpielen  leichterer 
2lrt  nicht  unglücf  lief; ,  »erarbeitete  in  feinen  Srauerfpielen 
crimittalifrifcbe  gälte,  ©cbulbfacben  bet  ©cfu'dr'fate ,  inbem 
er  2Berner'6  oierunbäroanjigfren  Februar  jum  Sftufrer  nahm; 
2ltle6,  bie  tyoefie  felbfr,  ifr  bei  ihm  nur  SEüncbe  unb  febe^ 
ner  ©cbein;  boeft  ifr  feine  „©eftutb"  roobl  cembinirt  unb 
noch  beute  auf  ber  23ühne  wtrffam.  2116  ÄritiBer  bejeichnet 
SDZüllner  jene  ©cbeibelinie  in  ber  £anbfyabung  ber  beutfeben 
Aritif,  roo  »erfrechet  ©elbftlob,  23oebeit,  ©robbeit,  roie  über= 
haupt  bie  niebrigfren  9)cotit>e  bet  (Sbrgeijeö,  ber  nichts  neben 
ft'cb  anerkennen  tuilt ,  verwalten.  25ie  2)emoralifation  ber 
«itriti?  begann  mit  ÜDcuttner  unb  an  ber  ftttlicfyen  Gattung  ber 
©cbaubübne  rüttelten  feine  ©cbicfTalsitragöbien  auch.,  ©in  ur= 
fprünglicbereö  bram.  latent  entiuicfelte  ©rillparjer,  ber 
leiber  nur  3U  oft,  roie  in  feiner  Slbnfrau  unb  feiner  Srilogie 
„ba6  golbne  Sttiefj"  auf  2lbroege  gerietb,  aber  auf  2lbroege,  bie 
att  befebreiten  ein  nid£)t  gerobbnlicbet?  Stalent  erforbert  wirb. 
Sagegen  geboren  feine  „©appljo,"  für  welche  felbft  23pron 
fdbroärmte,  fein  „Öffocar"  unb  fein  te^tee  25rama  ,,ber  SEraum 
ein  Sehen''  ju  ben  grofjarfigfren  ©cböpfungen,  roetebe  bie  bent? 
fcfje  bram.  $)oefte  überbauet  aufjuweifen  fjat.  3n  .£  0  u  ro  a  t  b's 
5Dramen  roaltet  auch,  ein  roenig  bat  mipoerftanbene  ©dncffalei= 
prineip  ber  ©riechen ,  fleinlicb  unb  peinlich ,  babei  siel  @enti= 
mentatität  bei  bübfcfier  ©lätte  bet  23erfe6  unb  ter@ompoftticn. 
25er  2>äne  Öebtenfch läger  (f.  b.)  erfreute  bie  b.  23.  mit 
feinem  „Sorreggio"  unb  rourbe  baburefj  ber  eigentliche  (Schöpfer 
ber  .ftünfilerbramen  j  9)iid)ael  23eer  (f.  b.),  ein  roaefer 
frrebenbeg  latent,  beffen  „gjaria"  alt  tarnet  %xxVL-  unb 
23übnenflücf  beliebt  unb  oft  bargefrellt  rourbe,  raffte  ein  ju 
frühzeitiger  £ob  bin»  %.  0.  Uecbtrif}  erroeefte  bureft  fein 
Srauerfpiet  „2lleranber  unb  Sarius"  grofie  Hoffnungen,  benen 
jeboeb  feine  fernere  SBirffamf eit  nidtSt  entsprach;  unb  t>.  2luf= 
fenberg  (f.  b.),  ein  probuetioeö  STatent,  feierte  in  (&axlt: 
rube  Diele  SEriumpbe,  bie  inbefj  roeber  eine  JRücfroirfung  auf 
9corbbeutfcblanb ,  noch  überhaupt  eine  9?adjroirhmg  geäußert 
haben.  2>auernber  bat  ft'db  SRaupacf;  (f. b.)  ber  23übne,  be= 
fonberö  ber  norbbeutfeben ,  bemächtigt.  Dat  außerordentliche 
Satent  SRaupadb'S ,  foroobl  für  bie  SEragöbie,  roie  für  bie 
(Somöbie,  fann  ntdbt  in  3weifel  gejogen  werben;  aber  ber 
2Bertb  feiner  bram.  2lrbeiten  ifr  äufjerft  ungleich.  3n  rech* 
nifeber  ^»tnftcftt  ft'nb  fte  fafl  alle  treffli*  conflruirt,  aber  bat 


366  Deutsche  Bühne 

fcenifdV  (Beruft,  ba$  «Material,  ber  bedamatorifdje  ©lan} 
überwiegen  bei  ib,m  leiber  nur  ju  oft  bcn  3nf)alt.  iHadibem 
er  mit  3ftbcr  unb  Olga  unb  mit  einigen  Sufrfptelen  bie  fd)öns 
ftcn  Hoffnungen  ermecft,  verführte  if)n  bie  3ugdnglid)r"eit  ber 
gegen  Slnoere  fo  i>erfd>loffenen  2?ü[jncf  für  ta$  bloße  ilageö? 
bebürfnifj  ju  fcbreiben;  er  fabricirte,  fratt  ju  probuciren  unb 
mürbe  bloßer  23übnenlieferant  in  fo  entfdhiebener  2£eife,  bafj 
er  ft'd)  nid)t  feiten  jum  gewbbnlicbfien  SpaßmaaSer  herab= 
würbigte.  £>ennod)  fehlt  eö  faum  einem  feiner  Sfüdfe  an 
einjelnen  gelungenen  3ügen  unb  intereffanten  Situationen, 
unb  bei  ber  ungeheuren  SDienge  t?on  gabrifaten,  weld>e  er 
ber  23üf>ne  liefert,  ifr  eö  wahrhaft  erftaunlid),  bap  er  mit* 
unter  ganj  gelungene  @()ara6terfhicfe  unb  große  bifiorifcbe 
Sragöbien ,  bie  mentgftenö  bod>  ihrer  Slusbefjnung  unb  Waffe 
nid)  groß  ,}u  nennen  ftnb,  componirt  bat.  5nbeß  ifr  es  Die 
bifiorifcfje  Stragöbie  nid>t,  ju  meiner  JKaupad)  ober  welche  ju 
il)m  paßt ,  fonbern  eben  baä  bloße  (Sbaraftergemälbe  oljne 
voeite  r)iflorifd)e  ^erfpectioen  unb  ba&  vofT2nr>aftc  ihtfr  =  un£ 
3ntriguenfptel.  2>ie  Angriffe,  weldje  JKaupad)  feit  langer 
3eit  erbulbet,  fyat  er  burd)  bie  9lrt,  wie  er  fein  eminenteö 
SEalent  oerfdjwenbet ,  reblid)  oerbient;  man  erfennt  in  ihm 
im  geringften  jenes  fjofje,  eble,  würbige  «Streben  nidjt,  wel= 
d>e$  2lnbre  »or  ihm,  befonberö  «Sdjiller,  dtarafteriftrt ,  fein 
SEalent  begnügt  ft'd),  an  bem  niebern  33oben  fjinjumudjern, 
fratt  ft'd)  in  bie  Hüft  fjodjgipfelig  ju  ergeben,  unb  ba$  man 
in  feinen  25ramen  eine  organif&e  ^ortenfmicfelung  feineö 
®eifteö,  wie  bei  ©baffpeare,  nadjweifen  tonnte,  baran 
ift  gar  nidjt  ju  benfen.  2lud)  ©fjaffpeare  bietete  neben 
feinem  fandet  unb  Sear  bie  übermütbtgften  Cufifpiele, 
aber  audj  in  biefen  ift  er  ber  pbantaft'ereidje  Siebter,  ber 
aller  2>inge  funbige  ^ellfeb,er  unb  ^ropljet,  ber  ba&  SBefen 
ber  Statur,  ba6  ©djicffal  unb  bie  liefen  ber  menfdjlidjen 
©eele  oerfünbet  unb  erforfdjt;  Staupad)  fd)rieb  langgebebnte, 
gefd)td)tlid)e  2>ocumente  »erftftcirenbe  «£wl)enfraufentragbbien 
unb  baneben  bie  trioialften  hoffen  mit  anecbotenärjnltdjer 
©runblage,  wo  bloßer  ©paß  unb  5H*ortfptet  bie  Stelle  bee 
2Bi^ej>  unb  beö  Jpumorö  oertreten  muffen.  —  3«  ernfte- 
rem  ©tnne  unb  eblen  würbigen  Strebend  »oll  »ertrat  unb 
pflegte  3ntmermann  (f.  b.)  bie  ron  fo  Dielen  ©eiten  ge= 
mißfjanbelte  bram.  ^oeftej  er  lernte  oon  ©ba!fpeare ,  ber 
ewigen  ©runblage  beö  ©ramaS,  wie  ee  ft'd)  bei  ben  ©erma= 
nen  ju  entwicfeln  f)at;  aber  er  lernte  ju  »iel,  fo  ba$  er  3U 
einem  felbfrfranbigen  SDJeifter  im  Srama  eigentlid)  nidbt  ge= 
bieben  ifi.  (&$  ftnb  ju  oiel  Soften  ber  fb,affpear'fd)en  9lrt 
unb  2ßeife  bei  ibm  freien  geblieben,  unb  jwar  gerabe  ba$ 
©djroffe  unb  Aalte,  nid)t  baö  glübenbe  Cebeneiprincip ,  wel= 
djee!  ©^affpeare'ö  25idjtungen  burdjbringt.  23et  allebem  erweefen 


Deutsche  Bübne  507 

he  bram.  ©ebilbe  3mmermann'$  Sichtung  oor  feinem  großen 
poet.  Talente  unb  Siebe  ju  bem  S-Jlbel  feine;?  ©eiftes.  Um 
auf  bas  ^ublifum  oon  ber  Sühne  herab  ju  »uirPen,  fehlt 
ihm  oielleicbt  bie  rechte  SBurme,  roelche  bie  Jperjen  electrifirf. 
SBeber  fein  „griebrieb  II",  noch  feine  ,, Opfer  bes  <2cbroei= 
genö"  (©hio'monba) ,  haben  auf  ber  Sühne  ben  regten  2lne 
flang  gefunben.  Sein  treffliche^,  uneigennü^igeö  Streben 
befunbete  er  oorjügltch  in  ber  Seitung  ber  Sühne  in  2)üffel= 
borf  (f.  £>üffeIborf).  3u  ben  Srauerfprdbichtern,  welche  ba* 
gegen  auf  ber  Sühne  ©lücf  machten,  gehört  befonberes 
©.  o.  ©chenf  (f.  b.)  beffen  £ragöbie  „Selifar"  noch  immer 
gern  gefeben  unb  fcefonber^  als  ©aftfpielftücf  benu£t  roirb, 
ba  bie  Hauptrolle  ein  ^rüfflet«  für  grofe  £>arfreller  ifh 
Unter  ben  jüngfren  ®ramenbichtern  machte  Jpalm  (SWüncb- 
Sellingbaufen)  mit  feiner  ,,  ©rifelbie"  baß  meifre  ©lücfj  es 
tjr  barin  oiel  ©chrinempftnbung  unb  oiel  ©cbeinpoeftc ,  aber 
auch  oiel  <£leganj  unb  Subnengefcbicfltcbfeit.  2>er  «Sprung 
ju  biefer  balm'fcben  «Sentimentalität  oon  Öen  berben  unb 
abenteuerlichen  «Stücfen  ber  Wlab.  Sircbpfeiffer  (f.  b.)  be= 
roeifr  nur  für  bie  alte  Erfahrung  ,  baf  ft'ch  bie  (£rtreme  immer 
ju  berühren  lieben.  —  Sefonberg  beliebt  roaren  in  ber  le$= 
ten  ^eit  bie  f.  g.  Sonoerfationsfrücfe,  bk  bem  meinen,  focia= 
Ien  unb  conoerfafienellen  ©eifte  unfrer  3eit  befonberö  jufa^ 
gen  unb  um  fo  leichter  Eingang  fanben,  je  trefflicher  ft'e  auf 
ben  Sühnen  befe$t  »werben  konnten.  (Einmal  haben  mir  unter 
unfern  gcbaufp.n  eine  geroiffe  9)iittelgattung  oon  Talenten, 
roelche  nur  für  bie  £>arfrellung  bes  gewöhnlichen  Sehens  ftch 
eignet,  unb  fobann  gaben  biefe  2)ramen  burch  bie  ihnen  eigene 
Organifation  ©elegenheit,  bie  beffer  für  ernfre  unb  bie  heffer 
für  launige  SDarfrellungen  fkb  efgnenben  ©chaufp.  in  einer 
unb  berfelben  Sichtung  ju  oereittigen.  Hierunter  maren  unb 
ft'nb  bie  Dramen  ber  ^rtnjefftn  Slmafie  oon  ©achfen 
ff.  b.) ,  roelche  je£t  oon  ber  bekannten  2lnna  3amefon  in  bas 
<£ngl.  überfe#t  werben,  befonbers  an  ber  Sageeorbnung.  2>ie 
erlauchte  Serf.  jeigt  ft'ch  barin  als  einen  Derebelten,  in  eine 
höhere  ©pbäre  ber  ©efellfcbaft  unb  bes  ©efebmaefe  erhobenen 
Sfflartb.  3hr  folgte  ber  pfeubonnme  21*  eis  baupt  (ber  oer= 
frorbene  Herzog  Jtarl  oon  SDJecElenburg ;  ©trelil?)  mit  feinem 
2>rama  „bie  Sfolirtcn",  weiterhin  ber  pfeubomjme  Ceutner 
(SRaupacb)  unb  (Jb.  Seorient  (f. b.),  jener  mit  feinen  2>ra= 
men  „bie  ©efebmifrer"  unb  „bk  ©eheimniffe ",  oon  benen 
bas  exilexe  grofes  ©lücf  mathte,  biefer  mit  bem  35rama 
„bie  Serirrungen."  (Jtwas  wefentlicb  Neues  ober  tiefer  in 
bie  £>rganifation  ber  b.  S.  (Jingretfeubes  ifl  mit  biefen 
(Sonoerfationsfrücfen  nicht  gewonnen ;  als  finnreiche  <£cmpo= 
fttionen  mögen  einjelne  achtenswert!)  fein,  einem  tieferen 
poet.  ©ehalt  wirb  man  ihnen  nicht  jugeflehen  fömren»  ©chon 


568  Deutsche  Bühne 

früher  hatte  Stob  ext  in  feinem  Srauerfptele  „bie  Stacht  ber 
Serhältniffe"  unb  £oltei  (f.  b.)  in  feinem  Drama  ,,ba$ 
£rauerfpiel  in  Serlin"  oerfucbt,  rein  bürgerliche  Elemente 
poet.  unb  trag,  ju  »erarbeiten;  aber  biefe  moberne  SJJiferc 
poet.  ju  gefralten,  fonnte  nur  einem  ©cbiller  in  „Äabale 
unb  Siebe"  gelingen;  mit  bloßer  gefellfcbaftlidber  Silbung, 
mie  fie,  mit  einzelnen  poet.  Sruchfhicfen  perfekt,  je£t  gang 
unb  gäbe  ift,  will  fich  fein  bichterifcbee;  2Berf  hervorbringen 
Iaffen.  (£e>  tft  aber  ermiefen,  bafj  bie  meiften  unfrer  jefcigen 
Sühnenoorflänbe  ftch  menig  um  ben  poet.  ©ehalt  ernes  Stücf e$ 
fcefümmern,  fonbern  nur  feinen  bühnengerechten  3ufcbnitt  im 
2tuge  haben;  tiefen  ift  allerbingö  ©haffpeare  ein  geringeres 
Sühnentalent  al6  $>alm  unb  Siaupach,  obgleich  für  <Shaf= 
fpeare  bie  Erfahrung  t>on  Sahrhunberten,  gefüllte  Käufer, 
n>enn  er  eben  nur  trefflich  bargeftellt  mürbe,  unb  bie  @»m= 
patbieen  ber  größten  «Kenner  unb  ©djaufp.  fprecben,  mährenb 
Staupac^  unb  £alm  nur  bie  (Erfahrung  weniger  Safere  unb 
ben  bloßen  ÜJcobegefcfemacf  für  ft'd)  haben.  Sei  biefein  fprö= 
ben  Verhalten  ber  Sühne  gegen  mirfliche  Dichtungen ,  ift  ei 
nicht  ju  »ermunbern,  bafj  mir  eine  lange  Steihe  oon  bram. 
Dichtern  haben ,  melcbe  t>on  vornherein  auf  bie  Sühne  t?er= 
Richteten  unb  ft'ch  in  ber  £hat  oft  fo  eigenfinnigen  Saunen 
Eingaben,  bafj  felbfr  eine  jugängltdjere  Sühne  mie  bie  unfrige 
et?  fchmer  über  ftch  geminnen  mürbe,  ihre  Q)robuctionen  jur 
Darflellung  ju  bringen.  Hu  ihnen  gehört  befonberö  ber  ercen= 
trifche  ©rabbe  (f.  b.).  Uhlanb  mit  feinen  herrlichen,  acht 
b.  Dr.n,  bie  neuerbingö  »on  SBienbarg  in  feinem  ©chriftcben 
„bie  Dramatifer  ber  %e%Vseit"  fo  trefflich  gemürbigt  ftnb,  oer= 
biente,  menn  G?iner,  auf  ber  Sühne  bem  ''Pubiir'um  t?orge= 
führt  ju  merben.  Sei  einem  Siationalbichter  mie  Uhlanb 
müfjte  menigftenö  ber  Serfuch  baju  jur  9?ationalfache  ge= 
macht  merben,  mie  e$  in  granfreich  ber  gaü*  fein  mürbe. 
2Uich  $.  3«  Sollin  (f.  b.),  auö  einer  frühern  ^eriobe, 
bat  mit  ber  Sühne  fein  bauernbee»  engeree  Serhältnifj 
anfnüpfen  fönnen.  Des  ©rafen  fluten  Dramen,  ber 
auch  einige  mi^ige  unb  boshafte  fatarifche  i'ufrfpiele  mit  $)a= 
rabafen  unb  anberem  griech.  Apparat  gefchrieben  bat,  liegen 
ganj  aufer  ber  Sphäre  bübnltcher  SBirfung.  3u  ben  poet. 
begabteren  Dramatifern  ber  -Jceujeit  gehörten  ober  gehören 
noch  ©.  Süchner  (f.b.),  @.  SBtefe  („brei  Dramen",  i'eipg. 
1836),  3.  <§.  Jöauch  (f.b.),  %  ©cofen  (f.b.),  S.Sauer, 
2Baiblinger,  (£.  2ßillfomm  (f.  b.).  Sefcterer,  im  23er= 
ein  mit  21.  gif  eher,  fuchte  ein  2tft)l  für  bram.  Dichter,  be= 
nen  ftch  bie  Sühne  r>erfd)lofj,  in  feinen  „^Jahrbüchern  für 
Drama,  Dramaturgie  unb  £hearer"  (Sb.  1  u.  2,  Seipjig 
1837  —  38)  ju  begrünben.  aflitgetheilt  mürben  barin:  ,,©e* 
lim ,  ber  eitle  ©uitan",  Suftfp.  oon  äBallmont ;  „SDcann  ober 


Deutsche  Bühne  569 

^Beib",  ?ttfifp.  «on  gr.  twn  Grlshelij;  „?ef>r  =  ,  2Bebr=  unb 
9cdbrfranb",  Suftfp.  oon  (L  Sebrun  ;  taö  romantifcbe  3auber= 
mdbrcben  „ftortunat"  yon  23auernfelb  unb  bie  £rauerfpiele : 
„Äaifer  J&etnrtd)  IT."  unb  „baß  £äubcben  oon  2lmfrerbam", 
♦>on  £.  SNarggraff ;  „Sola  JRtenjt"  twn  3-  SRofen  unb  ,,bie 
Settier"  t?on "ö.  2Biefe.  2lber  auch  btefe  mannigfaltige,  mit 
(S'rnft  unb  #euer  geleitete  3eitfcbriff,  bie  auperbem  Diele  tnd>z 
tige  2lbbanblungen  mittheilte,  fcbeiterte  an  ber  allgemeinen 
Snbiffercnj.  3m  Suftfpiele  uerfucbfen  ftch  aufjerorbentlicb 
2>iele,  ohne  bap  man  ben  wahren  2>ol£ston  getroffen  hatte, 
©ie  alle  namhaft  ju  machen  mürbe  ju  weit  führen;  e£  reicht 
hin,  bie  beffern  $u  nennen.  2lus  ber  frühern  »periobe  gehören 
hierher  #r.  Jturldnber,  (Elauren,  2X  21.  2Bolff,  ber  talent* 
oolle,  aber  im  nicbrigfr  fomifcben  ©enre  ftch,  bemegenbe  3. 
».  2>ofj  (f.  b.  a.)  u.  91.  2ln  umfaffenbem  fom.  Talente  fleht 
JRaupacb  gegenwärtig  allerbingö  oben  an,  auch  fehlt  es  ihm 
nicht  an  glüif lieber  (Srrftnbung  unb  (Sbarafrerifh? ;  aber  baß 
9)cenfcbenleben  fpiegelt  ftch  in  feinen  Sttfrfpielen  nicht  fo,  wie 
bas  achte  ßufrfpiel  »erlangt;  feine  Gharaftere  treiben  ftch  unter 
unb  fciirch  einanber  wie  SJcasfen  auf  einem  ö-afcbingsball, 
wobei  jeber  feinen  ©paf  haben  unb  machen  unb  2lnbre  bin= 
ter'ö  Siebt  führen  will,  2Bi§  unb  <£pap  ftnb  nicht  feiten 
gut,  aber  etwas  rroefen,  unb  wirfen  nie  burch  ftch  felbft, 
fonbern  burch  bte  SDarfrellung  i om.  ©cbaufp. ,  bie  ju  outriren 
mtffen.  23auernfelb  (f.  b.)  jeiebnet  ftch  befonberS  burch 
glückliche  2lnorbnung  unb  äufjerft  rapiben  Stalog  auß.  %rau 
o.  SBetffenthurn  (f. b.)  gehört  eigentlich  einer  frühem  3ett 
an,  nimmt  aber  unter  ben  neuern  beutfäen  ßufrfpielbicbtevn 
einen  aebtenswertben  9?ang  ein.  «lieber  reebne  man  noch 
2>einbarbfrein  (f.  b.),  auch  im  jartern  ©enre  unb  in 
Äünfrlerbramen  nicht  unglücklich,  ben  beutfeb,  gemüthroüen 
o.  gjlcö ,  ».  eiöbol?,  ©.  21.  o.  9Jlaltit},  Jt  ßebrun, 
Vllbini,  23äuerle  (f.  b.  a.)  u.  21.  Siele  bearbeiteten  aus= 
länbifche  Sujets  mit  befonberem  ©efebtd? ,  fo  ba$  bie  Spur 
be$  fremben  Urfprung^  fafr  »ermifebt  wirb:  Töpfer  (f.  b.) 
unb  Ä.  231  um  (f. b.),  lefjterer  jeidbnete  ftch  auch  im  burleß= 
fen  ©enre  an$.  3bnen  reihen  ftch  an:  ßouiö  «Scbneiber, 
«Rettel,  (faftelli,  (Soömar,  £b.  $ell,  entmeber  mehr 
al$  23earbeiter  ober  mehr  al$  blope  Ueberfe^er.  23or  ihnen 
überfebwemmte  2lngelw,  welcher  gefebieft  genug  mar,  fran;,. 
@ujete  in  bie  niebere  berlinifcbe  Sphäre  berabjujieben,  bie 
23ui)tte  mit  feinen  Stücfen.  2)aö  franj.  23auber>itfe  hat  2ln= 
gelt)  auf  ber  beutfeben  23ühne  eingebürgert;  ohne  %u  unrer= 
fuchen,  ob  burch  ^  Einführung  biefeö  neuen  ©enre  etwas  ge= 
Wonnen  würbe,  fann  man  boch  nicht  läugnen,  bajß  ba$  mate- 
rielle Sntereffe  ber  23ühnen  wefentlich  baburch  geförbert  würbe. 
Qluch  o.  J^oltei,   Äarl  23lum,  Souiä  Schneiber  u.  21.  haben 


570  Deutsche  Bühne 

bas  iiaubefille  mit  ©lud3  gepflegt  unb  ausgebreitet.  3n  ben 
beutfdu'n  Criginallufrfpielcn  ftnben  mir  nodt  feiten  eine  Spur 
von  germanifcfier  Snnigteif  unb  £reuberjigceit,  nod)  weniger 
jene  natictuile  Färbung,  webm-rf)  l'effing's  SMinna  Bon  Sarns 
beim  intereffirt.  SBtr  haben  uns  ben  sPrincip  ber  fran',.  (Sonics 
bie  ju  genau  angefcMeffen  ober  begnügen  utli  mit  bem  blcfu-n 
Spaf;e,  ber  Slnecbote,  2$erfleibungsfcenen  u.  f.  tu. ,  mäbrenb 
wir  lieber  aus  ben  (£nglanbern  ober  beuer  nod)  aus  uns  felbft 
fdwpfen  follten.  Die  Umfranbe,  welche  ba$  beutfehe  ilufrfpiel 
uieberbalten,  glauben  wir  feben  genügenb  angebeutet  311  baben; 
es  fann  gegen  bie  eigentbumlidi  umjäunte  Stellung  ber  gefells 
fcbafflidien  Soften  ju  einanber  nid)t  auffommen;  wir  baben 
nicht  blcji  eine  (Senfur  Don  Staatewegen ,  mit  baben  nod) 
eine  allgemein  verbreitete  (fenfur  pon  ©efellfcbaftswegen  unb 
biefe  ift  fall  nod)  brücfenjbei  unb  bat  frifebe  Jeben  ertdotett* 
ber  ale  jene.  SL'ir  haben  eine  Stenge  conoentioneüe  Siegeln, 
SSorfdmften  unb  2?ebenf lid^feiten ,  fo  bat;  man  wohl  ©oefbe 
ober  Sbaffpeare  einen  Cömöimiö,  eine  3cte  Eingeben  läfjt, 
aber  bie  $dnbe  über  ben  Jlopf  aufammenfcblägt,  wenn  ein 
junger  Siebter  nur  an  eine  Derbheit  anftreift ;  tiefer,  t>er= 
langt  man ,  feil  in  allein  belicat  unb  falonmagig  fein  unb 
bod)  beBlagt  man  ftd),  bap  nidifö  auffreht,  was  ©enie  bat 
wie  Sbaffpeare  ober  ©bfbe.  Diefe  ©efellfcfcafremänner  unb 
SBeiber  finb  Opferet,  weldie  über  bie  oergeblidjen  2Ini"rren= 
gungen  tbrer  Cpfer,  ftd)  3U  befreien,  böbnifd)  ben  9Jiunb 
yeruehen  unb  ihnen  gute  JRegeln  ertbeilen ,  wie  fi'e  ftd^  mit 
Qlnfranb  ber  ©efellfdjaft  }um  Cpfer  bringen  follen.  —  Mais 
munb  (f.  b.)  mup  hier  nod)  oor^üglid)  genannt  werben. 
2>er  ebrlid)e  Jpansmurir  bat  in  2Bien  feit  0re()aufer  immer 
eine  wichtige  9?olIe  gefpielt  unb  ift  in  etwas  »erebelf  er '^erm 
in  jenen  gutmüthigen  23ebienten  wieber  ju  Sage  gekommen, 
bie  al$  eine  Crrftnbung  #erbinanb  3?citmunb'ö  ju  betrachten 
finb.  Das"  23un:fd)ecfige  unb  §euermer£arttge  ber  33ernar= 
boniaben  (f.  b.),  bas  ©emifcb  yon  Sinn  unb  Unftnn,  ?üge 
unb  2L*af)rheit,  fpiepbürgerlidier  SDcoral  unb  bid)terifdber 
^bantafterei,  böfen  unb  guten  ©enien,  %een  unb  3auberern, 
Dämonen  unb  (^rbbewoonern ,  bat  bom  ©efdjmac?  ber  uns 
gefünftelten,  aber  fiiauluftigen  unb  nawen  2Biener  oon  jeher 
jugefagt.  Diefe  Elemente,  jutn  £betl  aud)  bie  beö  alten 
Puppentheaters ,  erfennt  man  feibfl  in  ber  3auberflöte, 
ferner  in  SDteisl's  3aubers  unb  SpectaFelitücfen  wieber. 
JRaimunb  perfekte  feine  Stücfe  in  bie\e  an  ftd)  gefunbe 
unb  ad)t  beutfdje  Sphäre.  Seine  3ufammcnfteüiingen  ftnb 
jmar  bareef,  aber  feineswegö  ungefralt  unb  finnlos.  Satnre 
auf  menfd)Iid)e  $£r)orbeiten  unb  Safter  ift  uorfjanben ,  aber 
fte  iii  gutmütiger  iflatur  unb  nie  aufbringlid)  nodi  boshaft. 
9taimunb  30g  bie  erften  Sinien  ju  einem  ädjten  iBolfebrama, 


Deutsche  Bühne  571 

einer  »bantafhfdien  (Fomöbie,  tute  fte  Xie<£  in  höherem,  nur 
ju  wenig  bübnlicbem  ©tnne  angebaut  hat;  leiber  ging  ei 
mit  biefem  ©enre,  wie  in  £>eutfdilanb  immer,  wenn  einer  eine 
gute  Ghrftnbung  gemacht  f)v»t ;  bie  heften  «Kräfte,  auS  3nbc= 
lenj  unb  ajornehmbeit,  Bauen  baran  nicht  weiter  unb  unters 
georbnete  benutzen  bie  Grrjtnbung  unb  Rieben  fte,  bie  ber 
äjerebhmg  bebürfte,  ganj  tn  baß  JRohe  unb  ©emeine  herab, 
wae  ft'd)  von  Jöanö  ©ache  biß  auf  SRaimunb  berunter  überall 
nadnuetfen  läfjt.  »So  fam  bie  wiener  3auberpoffe,  nur  in 
eine  mehr  bürgerliche  Sphäre  öerfe^t ,  erfr  in  bie  £änbe 
9t  eftron'ö,  fobann  Scbicfh/e,  poppe'S,  £urtel  = 
taub'g  u.a.,  in  benen  fte  ft'cf»  aufgelebt  ju  haben  febeinf .  — 
(Sin  eiefeteö  beuffcbeeSingfpielju  begrünben,  machte  ü.  holtet 
einige  febr  glüif Urfje  SBerfucbe,  meniger  im  frag.  alß  im  fom. 
@enre;  hierher  ift  auch  noch  ber  Sert  junt  §reifcbüt?en  t>on 
%x.  <Äinb  *u  jäblen,  ber  bureb  öolfdtbümlicben  Slnflang  nicht 
wenig  ba^u  beigetragen  hat,  bie  SDiuft'f  populär  ju  machen. — 
9tad»bem  wir  fo  oiel  flaffifcbe ,  romantifebe ,  abenteuerliche 
unb  ungeheuerliche  ^Richtungen  auf  ber  93ühne  burebgemaebt, 
oom  erhabenen  goethe'fchen  i^auft,  »on  «Schillert  SEBatlenfrein, 
Üeffing'S  Oiatban  unb  SbaBfpeare'S  Hamlet  an  biß  jum 
melobram.  ©reuel  unb  jur  gemeinfren  ^ofje  herab;  naebbem 
wir  bie  (Jnglänber  copirt,  bie  ^ranjofen  überfefjt,  mit 
wiener  3auberpoffen  operirt  haben;  nadjbem  wir  fogar 
«£unbe,  ©eiltämer  unb  Äunftreiter  auf  bie  23ühne  gebracht, 
enblidb  in  ber  blofj  bürgerlichen  unb  conoerfafionellen  Stich* 
tung  unfer  4?eil  t»erfud)t  tyaben,  wiffen  wir  abermals  nicht, 
woran  wir  ftnb,  maß  wir  bieten,  roaß  barfrellen  follen  unb 
wonach  baß  ^ublifum  eigentlich  begehrt;  benn  alle  9ticbtun= 
gen  ftnb  fo  ziemlich  erfebbpft  unb  abgelebt.  3n  ber  legten 
Bett  jeigte  man  ft'd»  geneigter,  25ebütfrücfe  neu  auftretenber 
2)ramenbid)ter  bem  ^ublifum  ttorjufühjen :  man  führte  in 
SDüffelborf  ^irmenich'ö  Strauerfpiel  „Slotilba  9Jiontalm", 
in  23erlin  unb  anberwärfS  Stellftab'S  (f.  b.)  SDramen 
nbie  2?enetianer"  unb  „trugen  3lram",  ©uljjfow'S  (f.  b.) 
„SRicbarb  Saoage"  an  mehreren  Orten,  in  Bresben 
SDtofen'S  „Äaifer  Otto",  in  Ceipjig  SDtarbaaVs  „9Jcan= 
freb",  in  SGBien  Äuffner'ö  „9Naltbefer"  unb  „wei£e 
JRofe"  unb  in  $»rag  neue  @füd*e  oon  <£gon  ©bert, 
©erle  unb  Uffo  £orn  nidjt  ohne  ben  23eifall  beß  $)ubli= 
iumß  unb  ber  Äritif  auf;  boeb  ift  bamit  noch  feine 
SBiebergeburt  ber  SBühne  auö  ft'cb  unb  bem  2?olfe  her* 
aus  propbejeit;  biefe  2lufführungpt>erfuche  flehen  ju  oerMn= 
jelt ,  um  barauS  einen  weitern  ©cblufj  machen  ju  f önnen, 
©uijfow'S  ftreunbe  freilich  batiren  oom  Stiebarb  @ar<age,  ber 
bod>  nad)  aller  Unparfbeiifd>en  Meinung  meijr  ein  geiftreicheS 
8tteratenbrama,   als  ein  2Solfsbrama  ift,  eine  neue  2lera  ber 


572  Deutsche  Bühne 

bram.  $)oefie.  ©roße  tücfctige  £eibenfd)aften ,  gefduditlidie 
Jöintergrünbe ,  ftarE  marPirte  <ibara?tere,  jene  flammen  be$ 
£>rama6,  welcbe  in  ba5  ä>clt"  fcblagen,  follte  man  unö  uor= 
fuhren ;  Scbiller  rjat  bafur  benSBeg  i>ergejeid)net,  SDtofen  ift  ihn 
gegangen,  bte  vornehme  Jtrtnr",  \a$t  man,  fucbte  ihn  ju  unter= 
mmiren;  in  ber  $»effe  ertragen  wir  QlUeö,  ber  $)offenfd)reiber 
barf  ftd)  9Iüee,  felbft  baö  llnnarurlid)fte,  bat  Unfittlid)fre  er« 
lauten,  über  iimt  füblt  ftd)  bat  parterre  erhaben,  er  ift  nur 
be&  ^arterrcg  Spaßmacher,  wie  SBajajjo  auf  bem  ©eile;  mit 
bem  &ragebieenbid)fer,  ber  Jpöberee  erftrebt,  concurrirt  3eber 
im  parterre,  Seber,  wenn  er  nur  wellte,  würbe  ee  eben  fo 
gut,  mabrfdjeinlid)  beffer  machen,  ihm  ftebt  man  auf  bie  fön* 
ger,  2lUees  beErittelt  ihn,  2UIes  weift  ir>n  jured)t.  KÄer* 
btngö  tft  es  wahr,  ba$  bie  meiften  unfrer  neuern  Ira= 
göbten  3U  l»rifd)  gebalten  finb,  was  befenbere  ber  Sttatürs 
lidjr'eit  unb  Sebhafttgfett  bes  Dialogs  fdjabet.  2>er  ©e= 
febmaef  bes  9>ubli£ums  neigt  ftd)  im  ©anjen  bem  Sentimen= 
talen  ju;  aber  ber  «Sentimentalität  fann  man  nid)t  eifrig 
genug  ben  Ärieg  erklären.  Sentimentalität  ift  nur  ein 
franfhaft  t?erbilbetee  ©efüt)l,  wogegen  etwas  ^erjfräftigee, 
©tatfeö  unb  ©efunbee  nicht  auffommen  £a;m.  ^ricfelnbe 
unb  folrernbe  Stoffe,  mit  fentimentalen  unb  pfeubemora= 
lifcb,en  3wifd)engefledjten  unb  Sluegängen,  wie  iRaupacb's 
„Schule  beö  Gebens"  ober  Jpalm'e  „©rifelbie"  sieben  ned) 
unter  Den  ernfteren  Srücfen  bas  größere  sPubltfum  an.  2lber 
man  wirb  biefer  SDZobeftoffe  halb  eben  fo  überbrüfft'g  fein, 
wie  man  es  ber  Scfcicffalstragobieen  geworben.  X>ie  Neigung 
ber  üBübnenbirectionen  unb  Scbaufp.  wenbet  ftd)  ben  (Ions 
serfationeftücfen  ju ;  wir  haben  aber  fd)on  fo  übermäßig 
oiel  (Sonoerfation  außerhalb  ber  23übne,  bafj  man  fte  auf  ben 
-23rettern,  welche  bie  2Belt  bebeuten,  nicht  fo  au5fd)ließlid) 
pflegen  follte;  für  bie  Spoefte  ift  bamit  gar  nichts  gewonnen, 
grüber  hörte  man  nod)  auf  bie  Stimme  ber  Arifif ;  Seffmg,  Schill 
ler,  ©oetbe,  regulirten  bie  23übne ;  je£t  »erhallt  aud)  if>re  Stimme 
fpurlos.  Selber  muß  man  jugeiteben,  ba$  ftd)  bie  Jüxitii  felbft 
t>or  ben  Siugen  ber  Jtünftler  entwürbigt  unb  eljrleö  gemad)t  bat, 
nämlich,  bie  «ftritif  ber  Sageeblatter,  bie  fo  bbdjft  feiten  con 
wirfltd)  »erftänbigen,  i enntnißreidjen ,  ftttlid)  bafirten  3)tan- 
nern  geleitet  werben,  benen'es  um  bas  ©ebeiben  ber  Aunir 
(£rnft  wäre.  2)ie  ernftere  Stiftung  ber  Sixitii  bagegen  fteüte 
ftd)  in  Ie£ter  3eit  in  eine  fo  ftarre  £)ppofttion  gegen  bte 
23übne,  ba$  fte  biefelbe  gän.jlid)  aufjugeben  rietl),  ja  in  vie- 
len ber  geiftig  belebteften  ©efellfdjaftsfreifen  gehörte  biefe 
3Inftd)t  jum  guten  SEon,  unb  mand)e  Jlritifer  erfreu  JKangee, 
wie  Xied,  febienen  wenigftene  matt  ju  werben.  SGBir  wi\~)en 
nidjt,  ob  bie  Angriffe  auf  bie  £rägr>eit  ber  JHegiffeure, 
wenn  e$  barauf  anfommt,  neue  Stücfe  ju  muftern  unb  ju 


Deutsche  Bühne  575 

prüfen,  gegrünbet  feien ;  wenn  aber  nur  bie  J&älfte  oon  bem, 
wa$  in  biefer  £inft'cbt  £  e  w  a  l  b  (f.  b.),  ein  mit  ben  23übnen= 
perbältniffen  n>t>r)l  üertrauter  9Dcann,  ben  SHegiffeuren  unb 
2>irectoren  twrwirft,  wahr  fein  feilte  (ocrgl.  ben  Slrtüel 
„3n  ©cene  ©e^en"  in  Sewalb'6  allgemeiner  £f)eaterretwe, 
3.  3<»brgang),  fo  müßte  man  bieS  Verfahren  unoerant= 
wörtlich  nennen.  3ebertfall6  tragen  bte  Vühnenbirectionen 
niebt  allein  bie  ©cbulb  an  ben  Mängeln,  bie  man  rügt, 
fonbern  aueb  baö  ^ublifum,  bas  feine  naioe  £mpfänglicb= 
'feit  für  Jpumor,  bram.  Äraft  unb  marfirte  <5l)arafterifriE 
immer  mefyr  »erloren  b,at,  unb  bie  allgemeinen  gegen  <ftunft= 
intereffen  gleichgültig  flimmenben  3eitoerl)dltniffe.  ©3  ifr 
aber  ebler,  bem  ©trom  entgegen  ju  arbeiten,  al$  mit  il>m  51t 
febwimmen.  Sftan  fagt  uns  wohl,  claffifebe  SDramen  werben 
wenig  befugt,  aber  man  oergtfit,  uns  aueb  ju  fagen,  ba%  fte 
in  ber  Siegel  mangelhaft  unb  ofjne  alle  2iebe  bargefreUt  werben. 
2Bir  führen  f)ter  bie  2Borte  eineö  ernft  mit  ber  Äunjt  e& 
meinenben  ÄritiferS  an:  „bie  Äunft  ifr,  wo  fte  gefunden, 
nur  bureb  bie  «Äünjrler  gefunden;  wie  benn  bie  Verberbnifj 
eineö  Volfe3,  einer  Äiinft,  einer  ganzen  3eit  nur  oon  benen 
ausgeben  fann,  welken  bte  Cbbut  be&  SiclU,  ber  3ett,  ber 
Äunft  anvertraut  ijr;  benn  niebre  tjl  bilbfamer  unb  oerbtlbi 
famer  alö  baö  Volf,  unb  eä  haben  biejenigen  eine  febwere 
Verantwortung  auf  ftdb  gelaben,  in  beren  Jpinben  bie  9)cit= 
tel  lagen,  ben  ©efcbmacE,  bie  ©itte,  bie  Sugenb  bet  JSoIfees 
rein  ju  erbalten,  ju  nähren  unb  aufzubauen,  bie  aber  biefe 
Mittel  gemif  braucht,  um  ben  ©efcbmacE  ju  oerberben,  bie  ©itre 
ju  untergraben  unb  ber  £ugenb  öffentlich  Jpobn  ju  fpredben. 
2>ie  Äunjt  muf  mit  Seibenfcbaff,  ja  mit  Slttfopferung  betrieben 
werben;  eine  aü$u  ibeali|ttfcbe  Siichtung  ihrer  Pflege  föabet 
bei  weitem  weniger,  ale  ber  gänjliche  Sftangel  baran.  3(1  aber 
ber  Äunfrgefcbmacf  etneö  Vcl!ee  erfr  bis  ju  einem  gewiffen 
©rabe  »erborben,  bann  freilich  wirb  ber  Verfall  bemerfbarer, 
fcbneller,  unaufbaltfamer  unb  tie  9)ioglicb?eit  einer  Teilung 
jweifelbafter."  2>ie  (£tnfcitig!eit,  womit  £>»er  unb  Vallet 
baö  recitirenbe  £>rama  faft  überall  überwuebert  haben,  fyat 
ber  poet.  2ßeihe  ber  23ühne  wefentlicb  gefcbaöet.  gretlicb  i)at 
feit  SBeber  aueb  bte  ^robuetüntat  für  bram.  9)cuftE  in 
2)eutfcblanb  fer)r  abgenommen,  eine  ^olcje  ber  Privilegien,  mit 
benen  man  bie  ital.  unb  franj.  SpernmuftE  überfebüttet.  bliebt 
einmal  baä  (£igentbumörecbt  an  ihren  *probucten  ijt  ben  beut= 
feben  23übnenbid)tern  verbürgt,  obgleich,  ^Jreupen  baju  einige 
ruhmvolle  ©ebrittegetban  bat  (f.  (Jigentbum^recbt).  SSJcit  3ittern 
unb  Sagen,  oon  vornherein  verjweifelnb,  febieft  ber  junge  bram. 
Siebter  fein  SDtanufcript  bei  ben  Vübnen  ein,  niebt  wie  einer, 
ber  ben  Vütynen  einen  ©efalien  tbun  will,  fonbern  wie  einer, 
ber  um  eine  ©unfl  bettelt.    3ft  biefeö  Verhältnis  ein  wür= 


574  Deutsche  Bühne 

bivjesJ ,  btefer  3uftanb  ein  für  bie  S3üf>nen  felbfr  gebeiblicber? 
3m  ©egenfbeil ,  man  feilte  ben  bram.  £>icbtern  balbenmegö 
enrgegenfemmen ,  ebne  Weites  f'ann  man  boeb  einmal  nitft 
auf  bie  Dauer  mit  (ibren  belieben ;  ba$  sJieue,  fagt  l'ewalc, 
ifr  für  bie  ;t$übne  baö  einzige  l'ebenselement ,  las  allein, 
waei  bie  recjiTe  3Becf)felwtrfung.  jwifdjen  fyubütum  unb  Aünft= 
Ier  ju  erbalten  im  >£tanbe  ifr.  —  sJJcan  fagt  niefct,  baß  ee 
an  guten  barfreüenben  Jüraften  fef>Ie ;  e$  feblt  felbfr  bier 
unb  ba  an  gutem  Sßillen  nidjt.  2>od&  wirb  ber  SKangel 
an  Darfrellern  für  heroifebe  Collen,  befonberö  unter  ben' 
grauen,  mebr  unb  mebr  fühlbar,  unb  für  Stellen,  wie  $abt> 
SNacbetf),  gibt  ei  gegenwärtig  in  ganj  25eutfd)lanD  böaV 
frenö  bret  cber  cier  geeignete  .Sarfrellerinnen ,  unter  benen 
©epbie  ©gröber  fcfyon  ju  ben  Veteranen  gebort.  9Jfan 
befebaftigt  bie  jungen  Talente  311  wenig  in  claffifeben 
©tücfen,  fo  bafj  fta>  ^llleö  immer  mebr  oerpfladjt.  Dagegen 
bat  man  einen  wahrhaften  Ueberftufj  an  Darfrellennnen 
für  bai  naioe  unb  fentimentale  §ach,  unb  unter  ben  3Ään* 
nern  an  Darftellern  für  bas  fentimentale  ober  lebemännifebe 
(Senecrfationsfacb.  3eber  will  jest  eine  f.  g.  banfbare  ober 
gar  eine  liebentfwürb'ge  febmaebtenbe  Stolle  jugetbeilt  haben; 
aber  wie  3fflanb  fagt:  e3  gibt  feine  unbanfbare  Stolle,  unb 
wie  man  binjufe^en  carf,  auch  feine  uultebenöwürbige,  meber 
Sabi)  SKacbetb,  noch  ber  Wlobx  im  gieöco,  no<b  ©bnlocf,  noch 
Stiebarb  III.,  nerf)  sDcarineili  ft'nb  unliebendwürbig;  fte  ft'nb  ju= 
gleid)  bie  ^rüfftetne  einer  achten  Äünftlerin,  eineö  achten  Jtünft= 
lere ;  bei  ber  DarfMlung  f.  g.  liebenswürbiger  ober  banfbarer 
Stollen,  bie  ft'cb  halb  ?on  felbfr  fpielen,  gilt  ber  iöeifall  eben  fo 
oft  ber  Stolle  alcü  ber  Darfrellung ;  wer  ftcb  mit  folebem  Beifall 
begnügt,  bat  auf  bie  (S'bre,  Jt'ünftler  genannt  ;,u  werben, 
feinen  5lnfprudb.  bliebt  bie  Stolle  feil  einen  Triumph  feiern 
über  ben  Jlünfrler,  fonbern  ber  Äümllcr  über  i>ie  Stolle,  2ln 
Jiomifern  ifT  allerbings  fein  Mangel,  aber  fte  ft'nD  in  ber 
Stegel  ju  wenig  gefault  unb  t»on  wahrer  Jitinftbilbung  ifr 
bei  ihnen  feiten  bie  Stebe.  (£6  feblt  ber  burcbbringenDe 
ifflanb'fcbe  ©eifr,  ber  fte  ",ufammenbielte;  jeber  fuebt  megltchfr 
auf  eigene  $anb  ju  fpielen.  2)aju  ift  bev  trntbufiasmus 
für  tt)re  Jtunft  aU  Äunfr  bei  unfern  ©cbaufp.  furchtbar  int 
2lbnebmen;  wir  haben  oben  angeführt,  ba$  ein  beutfeber 
©cbaufp.  $u  einer  3eit,  auf  beren  angeblicbe  Stobbeit  wir 
twrnebm  berabfeben ,  ben  SBablfprucb  hatte,  ba$  £t)eatex  fei 
fo  beiltg  als?  bie  Jtircbe;  je§t  betrautet  man  bie  SBübne  nur  al<5 
ein  notbwenbigeö  (£;riftenjmittel.  99tit  welchem  (Jntbuft'aemuS 
betrieben  bie  <2cbaufp.  »on  ebemalö  ihre  Aunfr ,  felbfr  bie 
berumjieljenben  Gruppen.  <2o  erzählt  (üofrenoble  oon  einem 
©djattfp.  SSJolf  bei  ber  Sboutenop'fcbett  Gruppe,  ber  frü* 
h,er  auf  Unioerfttaten  gewefen   war  unb   clafftfdje  23ilbung 


Deutsche  Bühne  573 

hatte,  bat?  er  aB  Jranj  9D?oor  fo  Portrefflid)  gewefen  fei 
nie  3fFl<*»b  unk  DeDrient ;  er  habe  aber  auch  tute  toDt  Da- 
gelegen, wenn  bie  9täuber  tt>n  jum  (Bericht  fortfd)leppten 
unb  wohl  fünf  SRtnnten  gebraud)t,  eh,e  er  ft'd)  erholte  unb 
befann,  c-afj  9UIeö  nur  Darftellung  gewefen,  fo  hatte  er  ft'd), 
bet  oollfommener  23eh_errfcbung  fetnee  barjuftellenDen  (SharaE= 
ter$ ,  felbfl  in  SEäufcbung  gefegt.  Unb  wie  siele  ober  wie 
wenige  gibt  eö  unter  ben  je^igen  Sdtaufp.n,  bie  ftd)  ju 
ihrer  Jortbileung  mit  ^efthetir"  unb  Sheorie  ihrer  Äunfr  be= 
fcbdftigen  unb  pon  ber  laufenben  bram.  Literatur  wie  pon 
ben  bramaturgifdjen  Sdmften  «Kenntnis  nehmen?  2>ie  bloße 
3ournalbilDung  will  r>ier  nidjt  ausreißen  unb  )<babet  burdj 
bie  oielen  3rrtbümer,  mit  benen  fte  gefdjwängert  ifr,  mehr, 
al$  fte  burd)  bie  wenigen  2Bahrheiten,  bie  fte  in  Umlauf 
feßt,  bem  ©djaufp.  nü$t.  (Jin  Hauptfehler  unfrer  ©d)au= 
fpteler  ift  haupffädilid)  ber ,  ba$  {ein  eigentlicher  SQBetteifer 
unter  ihnen  frattftnbet ,  bafj  deiner  Pon  bem  9lnbern  lernen, 
Jteiner  ben  9lnbem  anerkennen  unb  auf  ftd)  influiren  laffen 
will;  benn  bie  ©elbfrüberfcbä^ungsmanie  hat  gerabe  unter  ben 
mittelmäßigen  Talenten  jum  (Jntfeöen  überhanbgenommen ; 
fte  bekritteln  unb  bemäfeln  eher  einen  grojjen  Jtünfrler,  ber, 
ein  meijjer  9tabe,  unter  fte  tritt,  als  bap  fte  ft'd)  ihn  jum 
SDiufrer  nähmen.  —  Unter  ben  beutfdjen  Theatern  beft'^t  ba$ 
Hofburgtheater  in  SSien  ben  unfaßbaren  äSortheil,  bafj  feine 
SDiitglieoer  nur  ber  ©attung  beö  recitirenben  Dramas  ange= 
hörten,  baher  wirb  ba$  höhere  Drama  auf  Dem  Hefburgtbeafet 
auf  eine  febr  würbige  üffieife  repräfentirt  unb  ber  ©efdjmacf 
bes  *publi£ums  rein  unb  lauter  erhalten.  Die  Senfur  oon 
Staatsmegen  möcfcte  hier  hemmenb  wirfen,  Dagegen  ifr  bie 
(Jenfur  »on  ©efellfcbaftswegen  weniger  ftreng  alß  an  anbern 
Orten.  (Sonperfationsfrücfe  werben  hier  befonDerö  portrefflid) 
Dargefrellf.  iSonx  Hofburgtheater  in  2Öien  nahmen  Talente 
wie  ©rillpar,er  nnb  Halm  ihren  9Cufflug ;  bem  Hofburgtheater 
gehörte  Sophie  Sdreber  unb  Sophie  9)iüller  an;  jeßt  glänjen 
an  ihm  nod)  Sterne,  junt  £heil  pon  erjrer  ©röfie,  wie  9lnfd>ü$, 
£a  9tcd>e-  Börne,  SOJarr,  §i*tner  unb  grau,  %uiie  Rettich,  bie 
Füller,  ^Jecbe  u  91.  Da$  tfeopolDftäbter,  noch,  ju  Staomunbs" 
3eiten  in  Seutfcblanb  ba$  porjügücbfte  unb  einzige  2Mfs= 
theater,  perliert  ft'd)  immer  mehr  in  Unbebeutenbheit.  ©buarb 
2>eprient,  in  feinen  23riefen  aus  9)ari$,  perftdjerf,  bafj  e$ 
uod)  im  3-  1823  Diele  Talente  beö  erfren  Stange^  pereint 
habe ,  eä  fei  ba$  einzige  gewefen ,  welches  mit  bem  parifer 
Theätre  des  varietcs  f)abe  wetteifern  bürfen ;  wenn  auch  nid)t 
an  5einr>eit  unb  eleganter  ©ewunDtheit,  bocb  um  fo  meljr 
an  inniger,  ahnungsreicher  ©emüthlid>feit  unb  an  poet. 
(Elementen.  —  £>aö  müncbner  Jpoftheate-x  hat  ein  portreff= 
Iidjeö  ©nfemble,  ba$  clafftfcbe  recitirenbe  2)rama  wirb  auf 


57G  Deutsche  Bühne 

ihm  t*on  (gfilair,  ben  beiben  £>ahn  ,  Soft,  ©cbcnf",  ü)Jaf. 
$tte0,  SKab.  Gelten  in  heefift  gebiegener  gBetfe  »ertreten.  <£s 
ift  befannt,  rote  inntrefflid?  ber  Jntcnbant,  Jperr  t>.  Aüirner, 
enenials  bas  leidiger  Theater,  freilich,  mit  vecuniären  Ifatfs 
epferungen  geleitet  hatte.  3«  SranFfurt  glänzen  ber  ralent= 
feile  J^ect'er,  5)iecE,  SBeibner,  bie  bureb  bie  Ülatoetät  ihrer 
^arftellungen  auegejeiduiete  i'inbner  u.s3Jiab.#rübauf ;  (Sarls^ 
ruhe  befti}t  bie  iNeiimanns  .£at}inger,  £>emmer  unb  2>effcir; 
(äaijel  ben  talentvollen  Cuanter,  »oljrtMmn  unb  ÜJiab.  2$eur= 
mann ;  «Stuttgart  SDioritj,  2)em.  «Stubenraud)  unb  bie  in  jüng- 
fter  3ett  ju  gropem  JHuf  gelangten  SDcring;  2Beimar  bat 
ur.enblicb  Diel  von  feinem  alten  ©lanje  oerloren,  eben  \c 
^Breslau ,  bem  feine  bellen  .Kräfte  bureb  forbauernben  2)irec= 
tionsmecbfel  entgegen  würben ;  Bresben  jeicfcnet  fieb  burd» 
ein  innig  in  bie  Intentionen  ber  •Dichtungen  eingebenbes 
(fnfemble  aus  unb  bat,  aueb  nad)  bem  SJerlufte  bes  treff= 
lieben  äikimar,  geiftrei<be  .Kräfte  an  ^auli,  G'mil  £>et>rient, 
vPortb,  Jpecffcher  u.  f.  w.  Seipjig  oerliert  feine  befren  Ärafte 
im  recitirenben  2)rama  in  ber  Siegel  halb  an  Jfwftbeater , 
fo  9ioft  unb  <2cbent,  tft  aber  bureb  treffliche  AomiEer  be= 
merfenswerfb  unb  bat  an  ißlab.  £)effoir  eine  «Ediaufpielerin, 
welche  ft'cb  ten  beften  beutfeben  2)ar|tellerinnen  ber  ©egen= 
wart  würbig  anreibt,  auch  ifteger  unb  fcortjing  ft'nb  febr  be* 
achtenswert!)  ;  in  23raunfcbu>eig  gldnjen  .Rettel  unb  bie  treffliebe 
SDcab.  «Sdnit^  5  aud)  Jöamburg  bietet  ein  gutes  trnfemble  unb 
in  bem  Veteranen  ©djmibt,  23aifon  u.  ber  (üngbaus  »orfrefflicbe 
£>arfreller ;  b*$  üielgeftaltigfie  Üeben  entmtcfelt  bas  berliner 
«&oftt)eafer ,  man  ft'eht  bier  bie  gewöbnlidifte  ^Poffe  tvie  bie 
erbabenfte  £ragöbie  mit  berfelben  ^iebe  unb  bemfelben  Treuer, 
bie  inbefj  etwas  Ungeniertes  haben,  bargeftelltj  bie  2>arfrel= 
lungen  auf  biefer  jßübne  jeidjnen  fieb  immer  nod)  buret) 
eine  gewijTe  &edbeit  unb  einen  «Schwung  oortbeilljaft  aus, 
als  ob  ft'e  nod}  unter  ben  G'influffen  3fflanb's ,  ftled's, 
^emm'e,  2Bolffs  unb  £ubmig  2)eorient'6  ftanben;  inbefj  finb 
bereits  tüele  aus  ber  alten  Schule  heimgegangen,  bie  mähren 
unb  ächten  SQienfcbenbarfteller,  fo  bap  hier  unb  ba  in  ben 
2>ar(leliungen  febon  jene  färben  unb  Nuancen  fehlen,  welche 
früher  jur  2>ollr"ommenl)eit  bes  ©efammtbilbes  fo  wefentli* 
beitrugen.  £)ie  berliner  33übne  bat  feit  10  ober  IS  3«bren 
empftnblidjere  Jöerlufire  erlitten,  als  irgenb  eine  anbere  in 
2)eutfcblanb ,  unb  2öolff,  Semm,  JDeorient,  ©tief),  23efchort, 
Stebenfrein ,  ^ombarb  unb  Arüger  fonnten  oon  ©enbelmann 
unb  9iott  allein  unmöglich  gatu  erfe^t  werben.  2)iefen  reis 
fjen  ftch  an:  SÖauer,  •l'buarb  25et>rient,  ©tawinsfn,  ©rua, 
2Bei^  u.  St.  3n  iöejug  auf  bas  weibliche  ^)erfonal  fieht 
93erlin  nod)  immer  oben  an;  es  heftet  bie  beiben  Crbrenfaulen 
ber  Sragöbie,  (Srelinger  --  «Stich  unb  2Bolff,  auch  in  6onoerfa= 


Deutsche  Musik  577 

ttenöflücf ett  iwrtrefflicb ,  gräulein  scn  Jöagn ,  ooll  fübbcutfcfier 
Ücaioetat  unb  teder  ©raste  unb  bie  jungen  Talente,  33ertf)a 
unb  <£lara  €ticb.  3>offenbafte  2ufti>iele,  befc-nberei  bie  Blau* 
Vacb'fcben,  fann  man  nirgenb£  brafrifcber  bargefrellt  feben,  alö 
in  23erlin ;  bagegen  bat  bie  fcuigftabt.  23übne,  obgleich  fie  *,u 
3eifen  gute  AomtEer  be\a$,  ben  oon  ihr  gehegten  Erwartungen 
nicht  entfproc&en;  ein  23oll'stbeater  ldpt  ft'd>  nicfct  errichten,  eß 
muß  ftdt)  oon  felbfr  bilben.  —  Daß  e$  an  guten  barftellenbcn 
Jtrdften  nicht  fehlt,  wirb  ftcb  auö  btefer  ntdjt  einmal  öelt* 
ftanbigen  Ueberft'cbt  herausfrellen;  e6  fommt  nun  2llles>  bar= 
auf  an,  ft'e  ju  einem  grofen  3we<£  ju  benutzen,  jur  §örte= 
rung  unb  SSerförperung  miflebcnber  bram.  ^cefte  felbfr,  un:> 
für  biefen  3medB  ba&  |publtfum  felbfr  ju  gewinnen  unb  hin= 
jureipen;  benn  ohne  bie  innige  SBecfefelwirfung  swifcben  Dtcb<= 
tern,  Darftellern  unb  ^Jublifum  hat  jebe  23übne  etwas 
•SDcumienartigeö.  Äun|Tenthuffa6muö  t>on  ©eiten  ber  2?übnet>= 
öorftdnbe  bürfte  jur  Erreichung  biefeö  3wecfö  baö  geeignetfte 
SDtittel  fein. 

2Jergl.:  23inber  „baö  Theater  in  feiner  Entfrehung"  u. 
f.  w.  „Ehronologie  beä  beuffeben  Sheaterö",  1775  («ctt 
Schmtb).  Riegel ,  Ä.  E. ,  „©efebiebte  ber  fom.  Streratur" 
(4r.  25b.).  ©eröinuä  „®efd)icbte  ber  poet.  9?arionalliteratur 
ber  Deurfcben"  (53b.  II.  @.  3.55  ff.  u.  23b.  HI.  @.  410  ff.). 
©ottfebeb  „2cötbiger  23orratb  jur  ©efebiefote  ber  beiufcben 
bram.  Dicbtfunfi",  1757.  ©cblegel,  21.  2B.  „lieber  bram. 
Aunfr  unb  Literatur."  „Sableau  ber  beuffeben  ©cbaubübne" 
oon  $.  SDcarggraff,  in  3)cunbt'3  Dtosfuren,  23b.  II.:  „lieber 
ben  Verfall  be$  beutfdben  Theaters",  t>on  ©ans,  im  3obta= 
cuä  (Scfober,  1S35) ;  bie  ©pecialgefcbtcbfen  ber  Theater  ju 
SBien,  Seipjig,  Düffelborf,  Hamburg,  oon  Cewalb ,  231üm5 
ner,  Jlüfrner,  ©rabbe,  ftudsö,  &d)ü%e',  bie  oerfebiebenen  211= 
manacbe  »on  Sfflanb,  Älingemann,  5-  2.  ©cbmibt,  SReicbarb, 
ben  gotbaifeben  SEbearerfalenber  oon  1775—1800  (fehr  wiaV 
rig);  bie  £af(benbücber  für  bie  mannbeimer  £ofbübne ;  23rccf= 
baugEonöerfationelericonj  Semalb'6  allgemeine  £beatemt>ue; 
2Bienbarg:  „Die  Dramatiker  ber  Se^eit";  .Ebcbö:  „lieber 
bie  beutfebe  23übne"u.f.w.  2llsbann  alle  einseinen  ®tdbte= 
gefebiebren  unb  bie  auf  bie  äußere  ©efraltung  be&  £beater3 
fta)  bejiebenben  2lrti£el  in  biefem  2Berfe  felbft.        (H.  M.) 

Deutsche  Musik,   f.  Oper  *). 


*)  ©o  mda)tig  aud)  bit  Anregung  ift,  bem  «TOtjngSrocifc  gret;* 
attigen  unb  tiefen  ^araftcr  unfercr  oarertanbifd^en  SRufrf  hier  m  ici - 
ner  *Stitroicfc(ung  ju  folgen  r  fo  galten  mit  es  bod)  für  jroeefmafeiger, 
bi«  Oper  aller  fid'nber  aU  Sin  @an,cä  ju  betrauten  unD  bie  irarite 
neltc  9Serfd)iebenl)eit  it>rcä  (J)cf>a(teö  unb  ityxtt  öeftait  bort  ju  bci'pvc- 
5^)eaterȣcrifon.    II.  25 


378  Devise 

Devise,  mörtlid):  2L*ablfprucf) ,  <2innfprucr> ,  ©innbilb. 
3n  ber  ©efdjtdbre  beö  frair,.  i()eatere  fyat  bie  2>eyife  eine 
eigentbümlicbe  äkbeutung.  s2llö  bae  Thcätre  de  la  Foire  (ber 
llrfprung  ber  je^igen  Opera  Comique  in  spari5)  anfing,  burd) 
regelmäßige  ©fücfe  unb  tüchtige  ©cbaufp.  bem  Thcätre  fran- 
«.ais  unb  ber  Comedie  italienne  gefäftrlicf»  ju  »werben,  gelang 
e£  biefen  pricigelirten  Snftiruten  ein  fönigl.  SSerbot  ju  er= 
langen ,  nadj  juelcfcem  ei  ben  ©eftaufp.n  bee  Theätre  de  la 
Foire  unterfagt  würbe,  bie  beliebten  Sieber  nach  befannten 
SDMobien  ju  fingen j  biefe  fudjten  ft'd)  bamit  ju  Reifen,  bafj 
eine  25.,  b.  h.  eine  grofic  tueipe  £afel  über  ber  23üf)ne  er« 
fcfcien,  auf  »uelcfcer  bie  SBorte  bei  üiebei  beurlid)  gefdjrteben 
roaren.  SBahrenb  bae  ^ublifum  bieä  lag,  fpielte  baö  Or= 
djer  bie  DJtelobie  unb  bie  ©cfeaufp.  gefticulirten ,  alß  ob  fte 
fangen.  2>iefe  Steuerung  fanb  23eifaU  unb  bie  grofien  SEt)ea= 
ter  gaben  enblid»  nad),  ba  fte  fab,en,  bafj  fte  burd)  biefeö 
SWirtel  bem  Nebenbuhler  nur  um  fo  gröfjern  3ulauf  bradjren, 
3n  ber  Qlu^gabe  beö  Theätre  de  la  Foire  t>on  1721  ft'nben 
ftd)  auf  ben  Silbern  biefe  25.  häufig  bargeftellt.       (L.  8.) 


d)cn.  2Bir  werben  a(fo  bif  d)arafteriftiid)e  Sigcnthiimtidjfcit  einzelner 
aSöCfct  mir  bann  bei  £nväbming  tiefer  SScffcr  bcu;rert)en,  roenn  fic 
fjdj  511m  Klbfntätibigcn  brain.  SuMftwctfe:  jtir  Dp  et  nid)t  emper* 
gefdjreungcn  bat,  roie  j.  Q>.  bei  ben  Sbincfen. 


ayiiLffiüfful  y  -  ■        um 


UHU!  '      '  ,    'H'hilÜvV." 


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